Moinsen!
Holla, das hat sich ja interessant entwickelt.
Faszinierend, sind wir mal wieder bei der Wortlautauslegung gelandet. Die Schlussfolgerung der Passage war ja:
people don't seem to migrate to a segment based on their depth of experience
Die Frage scheint mir also zu sein, wie ist "a" (segment) zu verstehen? Heißt es
- irgend ein Segment? Dann IMHO keine Bewegung
oder aber
- ein bestimmtes Segment? Dann zwar Bewegung denkbar, aber kein "Entwicklungs-" bzw. altersabhängiger Konzentrationsprozess auszumachen
Die Autoren der Studie machen - jedenfalls was aus der Zusammenfassung hervorgeht - keine Aussag über Änderungen der Spielgewohnheit, sondern verweisen ausdrücklich darauf, dass sie das nicht wissen.
Der Unterschied von "irgendein" oder "bestimmtes" Segment leuchtet mir nicht so ein. Es ist ja so, dass ausdrücklich keine Bewegung festgestellt wird, sondern nur eine Momentaufnahme 1999.
Weiterhin ist Bewegung in "irgendein" Segment im konkreten Falle immer die Bewegung in ein "bestimmtes" Segment. Auch kann es im Einzellfall massive Bewegung geben, ohne dass sich die Verteilung ändert. Die Wechsler gleichen sich derart aus, dass es keine "Bewegung" zu geben scheint.
Will man in Studien, die keine Längsschnittstudien sind, trotzdem begründete Vermutunge über Entwicklungstendenzen geben, kann man sich eben Altersverteilungen z.B. in den Segmenten und die Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit von anderen Variablen wie z.B. Jahre an Spielererfahrung ansehen. Und da die Altersverteilung in allen vier (fünf) Segmenten gleich ist und da es nicht von der Spielerfahrung abhängt, ob man Storyteller oder Thinker ist, kann man erst mal auch nichts über Entwicklungswege aussagen. Es könnte so sein, dass alles statisch bleibt. d.h. einmal Storyteller, immer Storyteller. Oder eben nicht.
Eine weitere Aussage (ich meine vor allem von TheRaven vertreten) finde ich interessant, nämlich, dass bestimmte Spielsysteme bestimmte Typen anziehen. Warum sollte ein MinMaxer Engel spielen, ein Storyteller jemals Powergamer werden und wie entscheidet sich jemand für einen Spielstil und ein System.
In den Gruppen, in denen ich spiele und gespielt habe (Spieler/DM), hat der DM entschieden, welches System wir spielen. Weil er die Regelwerke hat und sich damit auskennt. Ich kenne bisher Shadowrun 1st, D&D 3rd, AD&D 2nd, GURPS, DSA 1st Systeme. Viele der Spieler waren Neulinge. So gesehen kann ich bei uns (Stichprobe von ca. 15 Personen) keine Tendenz von Spieltyp und System erkennen (Gleichwohl ich den Grundgedanken ganz sinnig finde). Ich glaube aber nicht, dass dieses in einer Art rationalen Entscheidung stattfindet in dem Sinne: Nun, wir sind alle 95%ige Powergamer, da lass uns doch mal alle Spielsysteme durchprobieren und das powergamigste raussuchen.
Auch würde ich ein Spielsystem eben nicht nur auf die Möglichkeiten, die es regeltechnisch bietet, sondern auf das narrative Universum beziehen. Wenn ich Cthulhu spielen wollte, weil mir die Bücher von H.P. Lovecraft geil finde, dann musste ich bis vor kurzen bei Pegasus oder Chaosium shoppen gehen. Spiele ich es jetzt mit d20, bin ich nicht dadurch ein anderer Typ. Die Hintergrundgeschichte von Engel (ist es das mit Traumsaat, wandernden Feuersäulen usw.?!) ist ja auch recht speziell, genau wie Westend-Games Starwars o.ä.
Wenn ich klassische Fantasy spielen will, werde ich also nicht zu Engel greifen.
Die Studie sagt zu diesem Punkt, dass es ja in jedem Rollenspielsystem gleichviel PG, ST, TH und CA gibt, was ja auch nicht unbedingt für die "(Regel-)Spielsystem zieht Typus an"-These spricht.
Bleibt als letzter Punkt die Frage des Wechselns. Ich erlebe mich und die Menschen, die ich noch kenne, als relativ konstant in ihren Spielvorlieben. Von daher kann ich die "einmal X, immer X"- Aussage gut nachvollziehen. Das gilt dann aber nicht nur für PG! Allerdings weiss ich auch, dass mir bestimmte Aspekte irgendwann auch langweilig werden, wenn ich zuviel davon bekomme, und ich mal mehr am Charakter feile, mal mehr an den Entwicklungsmöglichkeiten, mal mehr intime spiele.
Vielen Danke für die Aufmerksamkeit,
viele Grüsse,
Kikai!