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Autor Thema: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin  (Gelesen 45444 mal)

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Archoangel

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #195 am: 23. Januar 2009, 20:10:58 »
Und Feder und Schwert sind die beste Medizin!  :D


Fixed it.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

AloisAbraeumer

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #196 am: 23. Januar 2009, 21:32:07 »

Atheismus ist eine Krankheit.  :P

Da fällt mir doch diese schöne Zitat von Alexis de Tocqueville bezüglich des Atheismus ein:
Zitat
"Die Menschen entfernen sich vom religiösen Glauben infolge einer geistigen Verwirrung und einer Art sittlichen Vergewaltigung ihres eigenen Wesens; [...]"
zu finden in "Über die Demokratie in Amerika" Band I, Teil II, 9. Kapitel

Übrigens ein höchst lesenswerter Autor. Der in ganzer Klarheit aufzeigt wie notwendig Religion, vor allem und insbesondere für die Demokratie ist. Insofern ist Religionsunterricht absolut im Interesse des Staates.

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #197 am: 23. Januar 2009, 22:44:31 »
Ich seh schon, ich muss wohl darauf hinweisen, dass ich den Satz keineswegs ernst meinte.

Persönlich amüsierts mich allerdings schon immer wieder, dass ich (als jemand, der beides kennt) in solchen Diskussionen immer auf der Seite lande, von der ich mich eigentlich abgewandt habe (Nicht von den Leuten, wohlgemerkt, nur von der Religion als solcher).

Curundil, Eleonoora und Talwyn haben freundlich, sachlich und argumentativ ihre Positionen vorgetragen. Ich finds ehrlich gesagt bestürzend, wie wenig(e) Vertreter der Rationalität, des Atheismus und der Wissenschaftlichkeit auf dieselbe Weise zu antworten in der Lage sind (Ausnahmen erkenn ich, ist also kein Rundumschlag).

Aber Christen sind eh intolerant (feige seid neuestem auch noch), Religiosität eine psychische Störung und was weiss ich noch alles (hab keine Lust, zurückzulesen). Wenn man nur fest genug daran glaubt, dann darf man sich seinerseits wohl eine gewisse Intoleranz und Irrationalität erlauben. Trifft ja die Richtigen.

Nachtrag:
@Alois: Bei deinem Tocqueville-Zitat fiel mir grad wieder ein, dass ich mich letztens bei Al Gore's "Angriff auf die Vernunft" köstlich über die Aussage Gores amüsiert habe, dass G.W.Bush (bei uns ja gerne als negatives Paradebeispiel für Christen gehandelt) sich mit der Idee, in Gottes Namen sprechen und handeln zu dürfen geradezu der Blasphemie schuldig mache.

Ist wie immer: Nicht die Religion ist das Problem. Die Menschen sinds. Und daran ändert sich auch nichts, wenn sie zum Atheismus konvertieren.
« Letzte Änderung: 23. Januar 2009, 22:49:29 von Wormys_Queue »
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Rogan

  • Contest 2010
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #198 am: 23. Januar 2009, 23:53:00 »
Dann behaupte ich mal, dass Rogan ein schwuler Kommunist (the Tank), der Mond aus Käse und George Bush ein Alien ist.
Kleine Beleidigungskunde: "Männer sind Schweine." ist von der Meinungsfreiheit gedeckt, "Archoangel ist ein Schwein." wäre eine Beleidigung.
Neustart!

Selvan

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #199 am: 24. Januar 2009, 00:12:46 »
Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Wenn man sich dann an den Kopf fasst und sich als offensiver A-Santaist outet, der den Leuten - voller Verwunderung - eigentlich nur ein bisschen auf den Zahn fühlen möchte, wird man sogleich als irrationaler, intoleranter und unwissender Radikalinski abgestempelt, mit dem man eh nicht diskutieren kann.

Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.
« Letzte Änderung: 24. Januar 2009, 00:14:55 von Selvan »

TheRaven

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #200 am: 24. Januar 2009, 00:13:15 »
Curundil, Eleonoora und Talwyn haben freundlich, sachlich und argumentativ ihre Positionen vorgetragen. Ich finds ehrlich gesagt bestürzend, wie wenig(e) Vertreter der Rationalität, des Atheismus und der Wissenschaftlichkeit auf dieselbe Weise zu antworten in der Lage sind (Ausnahmen erkenn ich, ist also kein Rundumschlag).
Nun, dazu muss man sich dem Status Quo bewusst werden. Die klare Minderheit muss schlicht aggressiver, aktiver und stärker agieren als die etablierte Mehrheit, welche nur den Stand der Dinge verteidigen muss. Es ist also nicht die Frage ob man zu einem anderen Stil fähig ist, sondern ob einem ein anderer Stil voran bringt. Nun wird sich jeder fragen, wass es denn voran zu bringen gilt. Nun, diese Entdeckung überlasse ich jedem selbst.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

DU#1229

  • Gast
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #201 am: 24. Januar 2009, 01:46:22 »
Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Wenn man sich dann an den Kopf fasst und sich als offensiver A-Santaist outet, der den Leuten - voller Verwunderung - eigentlich nur ein bisschen auf den Zahn fühlen möchte, wird man sogleich als irrationaler, intoleranter und unwissender Radikalinski abgestempelt, mit dem man eh nicht diskutieren kann.

Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.

Zwei Kleinigkeiten:

Es bringt nichts, sich für eine Sache zu entschuldigen und im zweiten Absatz gleich noch einen drauf zu setzen.
Zum Anderen würde Satanismus, in egal welcher Form, ohne das Christentum gar nicht existieren. Aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Thread...


Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #202 am: 24. Januar 2009, 01:55:36 »
Die klare Minderheit muss schlicht aggressiver, aktiver und stärker agieren als die etablierte Mehrheit, welche nur den Stand der Dinge verteidigen muss.

Nur, wenn sie kein Zutrauen in die Kraft ihrer Argumente hat. Was nicht für deine Argumente spricht. Außerdem hast Du selbst drauf hingewiesen, dass echte (gläubige) Christen in Europa rar sind. Dein Minderheitenargument zieht nicht. Das beweist schon alleine die Existenz dieser Initiative.
Von den Mehrheitsverhältnissen hier im Forum ganz zu schweigen.


Zitat
Es ist also nicht die Frage ob man zu einem anderen Stil fähig ist, sondern ob einem ein anderer Stil voran bringt. Nun wird sich jeder fragen, wass es denn voran zu bringen gilt. Nun, diese Entdeckung überlasse ich jedem selbst.

Bisher hast Dus nur geschafft, dass Personen wie ich, die eigentlich zu deinen natürlichen Verbündeten gehören sollten, sich stattdessen mit der Gegenseite verbünden, weil sie sich von der Art deiner Vorgehensweise abgestoßen fühlen. Viel Feind mag ja viel Ehr bringen, den Sieg machts eher unwahrscheinlich.

Ghandi war jedenfalls klüger.

Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Versuch mal, hier die 4e ein bissl durch den Kakao zu ziehen, was dann los ist. Dabei gibts nichts unwichtigeres.
Abgesehen davon ist das nicht die erste Diskussion dieser Art. Und immer gehts damit los, dass den gläubigen Christen unmissverständlich klargemacht wird, dass allein ihr Glaube sie schon als ernstzunehmende Gesprächspartner disqualifiziere.

Das ist der Kontext , in dem dein Startpost gelesen wurde. In dem Du Religion als veraltet ("im 21. Jahrhundert"), nicht ernstzunehmen ("rollen sich mir die Nägel hoch") und gar als Krankheit ("Religionsvirus") eingestuft hast. Weihnachtsmann, Yeti, usw., Christen sind inzwischen für so etwas sensibilisiert. Die Wortwahl verrät deine Vorurteile, und (ob dus wolltest oder nicht) es wird angenommen, Du wolltest sie mal wieder vorführen, dich über sie lustig machen. Dass Du an einem ernsthaften Dialog interessiert sein könntest, wird gar nicht erst angenommen.

Zitat
Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.

Ist halt schwer, wenn man sich bei sachlicher Diskussionsweise eh nur den Spott der Andersdenkenden zuzieht. Ich finde Archoangels Verhalten in diesem Thread alles andere als "seiner Sache" dienlich, kann aber sehr gut nachvollziehen, warum er darauf keine Lust hat. Er sieht ja an den drei von mir gelobten, was es bringt. Nämlich gar nix. Das Urteil ist bereits gesprochen, bevor die Verhandlung gelaufen ist.

Ic werd mir morgen noch mal deine drei Punkte aus dem Eröffnungspost vornehmen, vielleicht lenkt das die Diskussion ja nochmals in eine sachlichere Richtung :)
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Wormy's Worlds

Arldwulf

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #203 am: 24. Januar 2009, 02:32:29 »
Na dann probier ich es doch auch gleich mal.

Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.

Das sehe ich eigentlich anders, genauso wie ich Ethik/Moral/Wertvorstellungen allgemein nicht als Privatvergnügen oder allgemein privat einstufe. Wir leben in einer Gemeinschaft, und ein Grossteil der Lehren unserer Religionen beschäftigen sich genau mit diesem Leben in einer Gemeinschaft. Es ist nicht privat, genausowenig wie meine anderen Ansichten zu dieser Gesellschaft zwingend etwas privates sind. Ob Ethik ein "ordentliches Schulfach" ist wenn man Religion weglässt? Es wäre für mich als würde man in Geschichte nur einen Zeitabschnitt lehren und seine Entstehung und Zusammenhang mit anderen Zeiten ignorieren. Insofern müsste man für einen ordentlichen Ethikunterricht ohnehin Religionsinhalte einbauen. Dann lieber gleich richtigen Unterricht darin.

2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)

Aus meiner Sicht und meinem Wissen wird auch im evangelischem Religionsunterricht nicht nur die "evangelische Version" von Glauben gelehrt, sondern dies bezieht sich in erster Linie auf diejenigen die den Unterricht durchführen. In dem dann aber doch zumeist auch andere angesprochen Religionen besprochen werden.

3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Im Gegenteil! Willkommen Aufklärung! Denn diese ist ohne eine verstärkte Hinwendung zur Philosophie im Wortsinne kaum denkbar. Man muss sich mit diesen Themen beschäftigen um eigene Überlegungen anstellen zu können, und genau um derlei eigene Überlegungen geht es bei der Aufklärung.
« Letzte Änderung: 24. Januar 2009, 02:34:02 von Arldwulf »
1st Edition Nekromantentöter
--------
Ich hab nichts gegen niedrige Wahlbeteiligung. Irgendwann regier ich den Laden eben alleine. ;-)

Brandoch Daha

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #204 am: 24. Januar 2009, 02:54:30 »
Zum Thema Religion als Krankheit, wer interessiert ist, sollte mal das Stichwort " Mem " oder "Meme" googeln.

@ Topic

Ich halte Religionskunde in der Schule für eine richtige Sache, denn wenn man sagt Religion sei ausschließlich für die Sonntags-schule oder Ähnliches fehlt eine gewisse staatliche Kontrolle.


Ein Unterricht mit Quellenkritik etc würde, denke ich, helfen Menschen zum selber zu denken anzuregen.

MFG
Brandoch Daha
"Unser Ansatz lautet: Wir sind einfache Helden. Und wir machen uns nicht so 'nen Kopp." von Christian Kennig

Selvan

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #205 am: 24. Januar 2009, 04:17:13 »
Es bringt nichts, sich für eine Sache zu entschuldigen und im zweiten Absatz gleich noch einen drauf zu setzen.
Das ging mir natürlich auch durch den Kopf. Ich habe mich dann aber trotzdem dafür entschieden, ehrlich zu schreiben, was in meinem Innern automatisch abläuft wenn ich mich mit dem Thema befasse. ("Das kann doch nicht sein! Wie kann man an sowas glauben!? Leben wir in der gleichen Welt?")

Ich hätte natürlich Verständnis für gnostisches religiöses Denken vorgeben können, aber ich verstehe es nunmal (noch) nicht, da mir noch niemand eine Antwort geben konnte, die ich logisch nachvollziehen konnte. DENNOCH: Ich akzeptiere jeden Glauben und empfinde das Recht auf Glaubensfreiheit als eines der wichtigsten Grundrechte überhaupt.

Sinn des Threads sollte es eigentlich sein, Meinungen zum Thema (nicht zu meiner Meinung zum Thema) zu sammeln.
Sprich: Ist es sinnvoll, Kindern, für deren moralische Entwicklung kürzlich ein Ethikunterricht geschaffen wurde, diesen Unterricht durch einen Vertreter einer Kirche ihrer Wahl erteilen zu lassen? Anhand welcher Kriterien soll das Kind die Entscheidung treffen?

Zitat
Zum Anderen würde Satanismus...
A-Santaismus ("Ich glaube nicht an Santa Claus.")

@ Arldwulf:
zu 1) Ich stimme dir zu. Religion ist ein wichtiges Thema. Wie Talwyn anführte, ist v.a. die Bibelgeschichte einer der wichtigsten Grundpfeiler unserer europäischen Kultur (neben der Odyssee und der Ilias).
zu 2) Der Grund warum ich den separaten Unterricht als potentiell "spaltend" einschätze ist nicht der möglicherweise einseitige Inhalt des Lehrplans sondern die Trennung des Klassenverbandes. Warum sollen Schüler unterschiedlicher Religionen nicht im Ethikunterricht miteinander diskutieren? Das ganze wirkt auf mich wie ein Versuch der Kirchen, ihre Schäfchen vor kritischen Fragen abzuschirmen.
zu 3) Ich stimme deiner Auffasssung, dass Philosophie ein spannendes und wichtiges Element bei der Formung der Persönlichkeit ist, zu, verstehe aber nicht, was das mit meiner Aussage zu tun hat. Die hier von mir unglücklich verwendete Virus-Metapher sollte lediglich meinen Frust darüber zum Ausdruck bringen, dass dogmatischer Glaube sich sehr oft von den Eltern auf die Kinder überträgt. Und die angepeilte Regelung spielt diesem Prozess noch in die Hände (siehe Punkt 2).

Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt, werden aber durch ihre Eltern frühzeitig auf eine religiöse Bahn X gelenkt, noch bevor sie alt genug sind, selbst entscheiden zu können, ob sie dieser Bahn folgen möchten. Wenn sie dann später alt genug sind, ist der Zug oft längst abgefahren.

DU#1229

  • Gast
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #206 am: 24. Januar 2009, 08:54:45 »
Upps... meine Augen... es war spät! :D

(wobei Satanismus und Dein Bild.... passte schon)

AloisAbraeumer

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #207 am: 24. Januar 2009, 09:19:11 »
Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt,(...)

Interessant Kinder kommen als mit der konkreten Vorstellung auf die Welt das es Gott NICHT gibt ????
Ich behaupte mal glatt das Gegenteil. Aber sicherlich wirst du mir nicht zustimmen und wir könnten hier stundenlang streiten ohne Ergebnis...
So nehme ich einmal den Mindestkompromiss, der in solch einer Frage des Religionsunterrichtes sinnvoll erscheint, vorweg, dass Kinder eben ohne jede Vorstellung ob es Gott gibt oder nicht auf die Welt kommen. Und als solche werden sie dann eben von den Eltern, Freunden, von Fernsehen, Internet, Religionsunterricht u.v.m. beeinflusst....

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
Geht man die letzten 2000 Jahre Geschichte durch, so trifft man auf eine quasi erschreckend hohe Anzahl "höher - gebildeten" Menschen, sei es Philosophen, Wissenschaftler,... , die allen Ernstes behaupten es gibt Gott. Willst du nun behaupten allen Ernstes behaupten alle waren naive, irrationale "Idioten"???
Erinnert mich an diesen blöden Witz vom Geisterfahrer der sich über die unglaublich vielen "Geisterfahrer" auf seiner Fahrbahn wundert.


Auch als Atheist müsste dir HOCHMUT etwas sagen, oder ?
Ganz ernsthaft vielleicht wäre es hilfreich einmal die Bedeutung,  Eigenschaften und Konsequenzen von Hochmut zu durchdenken?

@Wormys_Queue
Ist wie immer: Nicht die Religion ist das Problem. Die Menschen sinds. Und daran ändert sich auch nichts, wenn sie zum Atheismus konvertieren.

Auch wenn wir sicherlich in Sachen Glaube ganz weit auseinanderliegen, kann ich Dir da nur zustimmen und ein ein :thumbup: für dein Bemühen um eine objektive Betrachtung.

Voras

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #208 am: 24. Januar 2009, 09:39:50 »
Zitat
Ob Ethik ein "ordentliches Schulfach" ist wenn man Religion weglässt?
Ethik beinhaltet im Rahmenplan die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Weltreligionen.

Grundlegend stellen sich ProReli-Gegner auch meist die Frage, wie kontolliert werden kann, dass konfessioneller RU je nach "Lehrkraft" nicht vielleicht doch zur Indoktrination mißbraucht wird. Wobei ich persönlich auch im Ethik-Unterricht dieses Potential sehe.

Zudem geht es nicht nur um evangelischen oder katholischen sondern auch um islamischen und jüdischen RU für entsprechende Gruppen.

Daher betone ich hier mal wieder: konfessionellen RU gerne, aber bitte gleichzeitig auch noch Ethik. Damit lernen die Kinder etwas über "ihre" Religion und über andere Religionen im Kreis ihrer Mitgläubigen und tauschen sich mit allen anderen Mitschülern aller Konfessionen in Ethik aus. Fände ich gut.

MfG aus Berlin
- Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante. Die Bevölkerung wächst. -

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #209 am: 24. Januar 2009, 10:52:44 »
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.

Zunächst mal stimme ich dir zu, dass Ethik als Schulfach durchaus ihren Wert hat. Konfessioneller Religionsunterricht kann durchaus neben bzw. zusammen mit der Ethik existieren. Allerdings wertest Du hier zu stark. Auch Religionsunterricht ist ein ordentliches Schulfach, und das um so mehr, als der Staat daran interessiert sein, muss, dass seine Mitglieder ein gesundes (d.h. mit den vom Staat vorgegebenen Regeln) Verhältnis zu ihrer Religion aufbauen. Gerade im Hinblick auf unsere muslimischen Mitbürger ist es z.B. von höchstem Interesse, junge Moslems nicht den Wahabitischen Rachepredigern zu überlassen, die sie in den Koranschulen mit ihrer in höchstem Maße gefährlichen Ideologie impfen, sondern ihnen die positiven Werte (und auch die hat der Islam) zu vermitteln, die von anderen Glaubesngemeinschaften durchaus gepflegt werden.

Säkulärer Staat bedeutet in erster Linie nicht "atheistisch" , sondern "werteneutral". Der Staat bezieht keine Position im Streit der Religionen (stimmt in Deutschland ja nicht 100%) , tritt aber gleichzeitig als Garant der Glaubensfreiheit und der freien Religionsausübung auf. Der Staat muss aber Sorge tragen, dass diese Garantie nicht dazu führt, dass im Namen des Glaubens staatsfeindliche Interessen vertreten werden. Richtig gestalteter Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Organisationen kann gefährlichen Entwicklungen durchaus Vorschub leisten.

Auch die USA sind übrigens ein säkulärer Staat. Und haben dennoch ein viel weniger feindliches Verhältnis zur Religion als die Europäer. Stimmt, George W. Bush ist Christ. Barack Obama aber auch.


Zitat
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)

Gerade eben nicht. Die Kinder werden von ihren gläubigen Eltern sowieso ihrer Religion ausgesetzt, dass kann der Staat gar nicht verhindern. Da der elterliche Einfluss viel stärker ist, als der Volksmund gemeinhin annimmt, wird Religion ausgeübt und wie oben ausgeführt ist es für den Staat von vitalem Interesse, dass diese Ausübung im Sinne des Staates abläuft. Möglicherweise kann auch ökumenischer Religionsunterricht das leisten (wobei das Problem ist, dass es keine ökumenischen Religionslehrer gibt), in jedem Fall aber hat der Staat die Möglichkeit im staatlichen Unterricht lenkend einzugreifen und sicher zu stellen, dass der Religionsunterricht keine Werte vermittelt, die im Gegensatz zu denen des Staates stehen


Zitat
Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Darauf hat Ardwulf bereits die richtige Antwort gegeben. Eliminatorischer Atheismus und Intoleranz gegenüber den Weltreligionen haben mit Aufklärung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Kinder müssen in die Lage versetzt werden, sich kritisch mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen und gerade bei diesem hochheiklen Thema ist staatlich kontrollierter Religionsunterrich die bessere Lösung als der von religiösen Eltern als Religionsersatz sowieso abgelehnte Ethikunterricht.

Wie Du selbst versichert hast, ist deine Haltung ebenfalls von deinem Elternhaus geprägt, Du bist also auch nicht nach reiflicher Überlegung und genauer Auseinandersetzung mit dem Thema Religion zum Atheisten geworden. Ich erkenne nicht, inwieweit das etwas mit Rationalität zu tun hat.

Fazit: Ich kenn die Details um "ProReli" nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob der von dir verlinkte Spiegelartikel Fakten aufzählt oder in typischer Spiegelmanier maßlos und reißerisch übertreibt (ich hab zugegebenermaßen so meine Probleme mit dem Spiegel als Informationsquelle, das ist nicht mehr die Qualitätszeitung früherer Jahre). WENN die im Artikel angesprochenen möglichen Konsequenzen tatsächlich die logische Folgerung aus den Forderungen dieser Initiative sind, sehe ich das tatsächlich sehr skeptisch. Allerdings lebe ich in einem Bundesland, in dem konfessioneller Religionsunterricht und Ethikunterricht an jeder Schule einvernehmlich koexistieren, insoweit sehe ich nicht, warum die Trennung auf Schulen zwangsläufig eine Folge der Einführung von Religionsunterricht sein soll.

Unabhängig von der Einschätzung von "ProReli" als Initiative sollte man sich gut überlegen, ob die Vorteile des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen die möglichen Nachteile nicht überwiegen.Tatsächlich könnte man ja Voras' Vorschlag folgen: Ethik als allgemeinverbindliches Lehrfach, nach Religionen/Konfessionen getrennter Religionsunterricht als zusätzliches Wahlfach. Und wer diesem Unterricht nicht beiwohnen will, muss eben nach Ethik II, in der die im Grundkurs behandelten Themen weiter vertieft werden. Oder Erdkunde, das Fach ist (in der Praxis) mindestens genausoviel Zeitverschwendung wie Religionsunterricht. ;)
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