Zunächst mal stimme ich dir zu, dass Ethik als Schulfach durchaus ihren Wert hat. Konfessioneller Religionsunterricht kann durchaus neben bzw. zusammen mit der Ethik existieren. Allerdings wertest Du hier zu stark. Auch Religionsunterricht ist ein ordentliches Schulfach, und das um so mehr, als der Staat daran interessiert sein, muss, dass seine Mitglieder ein gesundes (d.h. mit den vom Staat vorgegebenen Regeln) Verhältnis zu ihrer Religion aufbauen. Gerade im Hinblick auf unsere muslimischen Mitbürger ist es z.B. von höchstem Interesse, junge Moslems nicht den Wahabitischen Rachepredigern zu überlassen, die sie in den Koranschulen mit ihrer in höchstem Maße gefährlichen Ideologie impfen, sondern ihnen die positiven Werte (und auch die hat der Islam) zu vermitteln, die von anderen Glaubesngemeinschaften durchaus gepflegt werden.
Säkulärer Staat bedeutet in erster Linie nicht "atheistisch" , sondern "werteneutral". Der Staat bezieht keine Position im Streit der Religionen (stimmt in Deutschland ja nicht 100%) , tritt aber gleichzeitig als Garant der Glaubensfreiheit und der freien Religionsausübung auf. Der Staat muss aber Sorge tragen, dass diese Garantie nicht dazu führt, dass im Namen des Glaubens staatsfeindliche Interessen vertreten werden. Richtig gestalteter Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Organisationen kann gefährlichen Entwicklungen durchaus Vorschub leisten.
Ganz deiner Meinung.... wink
Zur Sache: Das eine Religion staatlich auf Verfassungstreue kontrolliert werden muß halte ich für Unsinn. Wenn die staatlichen Instutitionen ihre Arbeit machen (würden? das ist eine andere Diskussion...), dann wird durch die Schule und einen konfessionsübergreifenden Ethikunterricht bereits ein Gegenpol gesetzt. Statt das Religionen irgendwie angeglichen oder offizialisiert werden, werden sie durch konfessionellen Unterricht gefördert - im Guten wie im Schlechten (Das mMn überwiegt, aus offensichtlichen Gründen...
).
Auch die USA sind übrigens ein säkulärer Staat. Und haben dennoch ein viel weniger feindliches Verhältnis zur Religion als die Europäer. Stimmt, George W. Bush ist Christ. Barack Obama aber auch.
Und?
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)
Gerade eben nicht. Die Kinder werden von ihren gläubigen Eltern sowieso ihrer Religion ausgesetzt, dass kann der Staat gar nicht verhindern. Da der elterliche Einfluss viel stärker ist, als der Volksmund gemeinhin annimmt,
Aha. Du bist schlauer als der Volksmund.... wink
wird Religion ausgeübt und wie oben ausgeführt ist es für den Staat von vitalem Interesse, dass diese Ausübung im Sinne des Staates abläuft. Möglicherweise kann auch ökumenischer Religionsunterricht das leisten (wobei das Problem ist, dass es keine ökumenischen Religionslehrer gibt), in jedem Fall aber hat der Staat die Möglichkeit im staatlichen Unterricht lenkend einzugreifen und sicher zu stellen, dass der Religionsunterricht keine Werte vermittelt, die im Gegensatz zu denen des Staates stehen
Aber nur sehr eingeschränkt, denn der konfessionelle Unterricht wird nicht vom Staat gestaltet, sondern von kirchlichen Instutitionen. Auf einen staatlichen Unterricht Ethik oder meinetwegen Religionskunde hat der Staat wesentlich mehr Einfluß.
Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!
Darauf hat Ardwulf bereits die richtige Antwort gegeben. Eliminatorischer Atheismus
= Atheismus, der die Religion eliminieren will? Der Weg ist das Ziel
und Intoleranz gegenüber den Weltreligionen haben mit Aufklärung nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Doch. Weil erst die (historische] Aufklärung jemandem ermöglicht hat diese Ziele zu artikulieren ohne mit schwerer Repression wie Zuchthaus oder Tod zu rechnen. wink Und der Wunsch die Weltreligionen abzuschaffen ist vollkommen legitim, solange die Mittel zivilisiert sind, Gentlemen, Intoleranz ist dagegen wirklich nicht ok, solange es einen gemeinsamen Nenner gibt, der eine Toleranz ermöglicht - der ist aber nicht immer gegeben. Da kann man dann so lange "Intoleranz" schreien wie man will, man selber hält es ähnlich. Soll ich Goodwyns Law nochmal verlinken?
Kinder müssen in die Lage versetzt werden, sich kritisch mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen und gerade bei diesem hochheiklen Thema ist staatlich kontrollierter Religionsunterrich die bessere Lösung als der von religiösen Eltern als Religionsersatz sowieso abgelehnte Ethikunterricht.
Der konfessionelle Religionsunterricht ist nur sehr beschränkt staatlicher Kontrolle ausgesetzt, und Ethik sollte mMn ein Pflichtfach sein, in welcher Form auch immer, von Anfang bis Ende der Schulzeit. Da können dann intolerante Eltern wink sich ärgern wie sie wollen - damit wäre den Zielen des sekulären Staates viel besser gedient.
Wie Du selbst versichert hast, ist deine Haltung ebenfalls von deinem Elternhaus geprägt, Du bist also auch nicht nach reiflicher Überlegung und genauer Auseinandersetzung mit dem Thema Religion zum Atheisten geworden. Ich erkenne nicht, inwieweit das etwas mit Rationalität zu tun hat.
Wenn du da noch einmal drüber nachdenkst, dann wird das zu einem Gegenargument konfessionellen Unterricht angehend... mMn wink Wobei das Argument schlecht ist - das man irgendwie aufwächst heißt nicht, das man sich nicht rational damit beschäftigen kann. Ich kann aber verstehen wie jemand der an Götter glaubt, darauf kommen kann... wink
Fazit: Ich kenn die Details um "ProReli" nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob der von dir verlinkte Spiegelartikel Fakten aufzählt oder in typischer Spiegelmanier maßlos und reißerisch übertreibt (ich hab zugegebenermaßen so meine Probleme mit dem Spiegel als Informationsquelle, das ist nicht mehr die Qualitätszeitung früherer Jahre). WENN die im Artikel angesprochenen möglichen Konsequenzen tatsächlich die logische Folgerung aus den Forderungen dieser Initiative sind, sehe ich das tatsächlich sehr skeptisch. Allerdings lebe ich in einem Bundesland, in dem konfessioneller Religionsunterricht und Ethikunterricht an jeder Schule einvernehmlich koexistieren, insoweit sehe ich nicht, warum die Trennung auf Schulen zwangsläufig eine Folge der Einführung von Religionsunterricht sein soll.
Unabhängig von der Einschätzung von "ProReli" als Initiative sollte man sich gut überlegen, ob die Vorteile des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen die möglichen Nachteile nicht überwiegen.Tatsächlich könnte man ja Voras' Vorschlag folgen: Ethik als allgemeinverbindliches Lehrfach, nach Religionen/Konfessionen getrennter Religionsunterricht als zusätzliches Wahlfach. Und wer diesem Unterricht nicht beiwohnen will, muss eben nach Ethik II, in der die im Grundkurs behandelten Themen weiter vertieft werden. Oder Erdkunde, das Fach ist (in der Praxis) mindestens genausoviel Zeitverschwendung wie Religionsunterricht.
Dein Fazit finde ich fast akzeptabel (Ich ignoriere das Anzweifeln von Quellen, ohne bessere zu bringen, weil es um den Spiegel geht, und der war wirklich früher besser...), aber natürlich hat Konfessioneller Unterricht in der Schule immer noch nichts zu suchen, die Kinder sollen ja was Vernünftiges lernen...
ABER:
Diesen letzten Satz hättest du dir echt sparen können. Denn etwas über Aufbau und Geographie unserer Erde sowie Landeskunde zu lernen ist TAUSENDMAL wichtiger als Religionsunterricht, nein, falsch ist 10mal nützlicher als Religionsunterricht schädlich.
(Und bevor das vorgeschoben wird: In der Praxis stimmt das es aus subjektiver Sicht der Schüler ähnlich nervig sein kann, mit schlechten Lehrern allemal, aber was man lernt, ist beständiger als jede religiöse Unterweisung.)