Ein Land oder auch Staat ist jetzt aber schon etwas mehr als ein Rechtsgebilde. Und wenn ich mich z.B. in der Fränkischen Schweiz im Sommer auf einen hübschen Aussichtspunkt setze und mir so die Landschaft anschaue, oder am Bodensee oder sonstwo, kann ich durchaus in bester Romantiker-Tradition eine Liebe zu einem Land entwickeln. Ebenso wie ich sagen kann: Ich lebe in einem vergleichsweise freien, sozialen und demokratischen Land, und ich lebe gern hier und freue mich, mit meiner Arbeit und meinen Steuern, meiner Beteiligung am öffentlichen, sozialen und gesellschaftlichen Leben, und mit meiner Meinungsäußerung - wie Millionen andere, die meine Sprache sprechen und hier leben - dazu beitragen zu können, daß das auch so bleibt. Mit anderen Worten: Ich kann stolz auf meine Heimat sein. Daran ist nichts verwerfliches zu finden. Ich kann auch Liebenswertes an meiner Heimat entdecken und mich freuen, daß ich eben zu der Kultur gehöre, die diese Landschaft oder dieses Gesellschaftsmodell prägt und trägt.
Das ist eine ganz uneitle Form von Stolz und Landesliebe, die keinen anderen herabwürdigt.
Und falls es jemanden interessiert: Ich mag meine Sprache, ich liebe mein Land, ich bin stolz auf vieles in unserer Kultur, aber ich käme nicht auf die Idee, daraus objektive Wertungen abzuleiten. Und nationalistisch ist das schon mal gar nicht, denn was das blanke Staatsgebilde angeht, bin ich am meisten stolz darauf, daß unser Land mit dem Rest der Welt in relativer Freundschaft auskommt. Das ist nämlich ein Ansatz, den ich als ganz normaler Mensch und zudem als Christ auch in meinem Alltag verfolgen möchte, und daher durchaus eine mit meinem Staat im Schnitt deckungsgleiche Absicht erkenne. Folglich kann ich darauf auch stolz sein, da es offenbar die Mehrheit meiner Mitbürger ebenso anstellt, denn dadurch bekommt ein "Rechtsgebilde" seine Impulse.