Autor Thema: The Grim Harvest - Ravenloft  (Gelesen 2556 mal)

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Coldwyn

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The Grim Harvest - Ravenloft
« am: 10. Juni 2004, 13:56:41 »
 Der entfesselte Tod

Trauermarsch – Die grimmige Ernte Teil 1 – Story Hour
Anmerkung: Diese Story Hour Geschichte basiert auf unserer Ravenloft Kampagne, geleitet von hsiaotsing, und ist aus der Sicht meines Charakters geschrieben. Daher gilt: Wenn ich schreibe jemand sei „Dumm wie Brot“ dann ist damit nicht der betreffende Spieler gemeint, sondern einfach die Ansicht eines Charakters in Bezug auf Spielerentscheidungen, Würfelergebnisse, etc. Dazu muss noch gesagt werden, dass keiner der Charaktere besonders in den Bereichen Intelligenz oder Weisheit hervorsticht, und noch dazu eine relativ große Anzahl an Einsern bei Wissensproben und Rettungswürfen erwürfelt wurden.
Viel Spaß beim Lesen.
Coldwyn


Fünfter Ches im Jahr der wilden Magie - Hassan: Der Albtraum beginnt

Der Albtraum nahm seinen Anfang bei Hassans Begräbnis. Es war ein Mittag als Hassans Sarg zu Grabe getragen wurde. Die Trauerweiber klagten, ein Trauermarsch wurde gespielt, sechs Sargträger blickten stoisch geradeaus, und kleine Kinder sahen der Prozession still zu. Als Kleriker und Freund Hassans leitete ich diesen Trauermarsch natürlich an.
Urplötzlich stolperte einer der Sargträger und verliert seinen Halt. Dies bringt die anderen Fünf ins Wanken, und Hassans Sarg fällt krachend zu Boden. Der Sargdeckel springt auf, und Backsteine fallen heraus.
„Der Leichnam ist verschwunden!“ kreischt eines der Trauerweiber das Offensichtliche hinaus.
„Hassan?“ fragt Wargosh mit gerunzelten blauen Augenbrauen in Richtung des Sarges,
Während alle, mir inklusive, verwirrt auf die Backsteine im Sarg schauen, strömt dichter Nebel aus dem Sarg, und nebelhafte Tentakel scheinen nach allen Anwesenden dieser Beerdigung zu greifen.
Ich greife nach Glöckchen, der waldelfischen Bogenschützin unserer Gruppe, und wir versuchen dem Nebel zu entkommen, während um uns herum die Geräusche immer gedämpfter werden, und der dichte Nebel die mittägliche Sonne über Amn blockiert.
„Hassan?“ höre ich Wargosh fragend im Nebel rufen.
Dann hüllt uns der Nebel ein, und Amn verschwindet um uns herum.

Wenn ich von „mir“, „uns“, oder „unsere kleine Gruppe“ schreibe, wen meine ich da?
Ich bin Khemet Al-Nisr Min Kossuth, ein Priester und Sha´ir des Feuerherrschers Kossuth, gebürtig in Calimshaven in Calimshan, Dritter Sohn eines großen Handelsimperium (Okay, zugegeben, Gemüsehändler, aber dies ist ein mehr als hartes Geschäft). Mein Vater erzählte mir oft von den Effreets unserer Heimat, und von unseren alten Banden zu diesen mächtigen Wesen. Persönlich habe ich die Tradition der Feuerzauber meiner Heimat studiert, mich aber parallel mit den Geheimnissen der Arkanen Sprache beschäftigt, so wie sie viele Chondathan erforschen. Im Glauben an Kossuth bin ich besonders von den Lehren des Feuers und der Erneuerung fasziniert.
Wargosh ist ein wilder schildzwergischer Askar-Kämpfer aus Tethyr, sehr stark, sehr ausdauernd, ein Meister mit der Großaxt, aber, wie soll ich es sagen? Geistig etwas beschränkt. Bei seinem Volk wird er als Kuldjargh bezeichnet, was immer das auch sein möge. Als ich seinen blauen Bart und seine blaue Haartolle zum ersten Mal gesehen habe, wäre ich vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen.
[Elfe, Name wird nachgereicht, da sehr kompliziert zu merken], genannt Glöckchen, ist wohl ein echt trauriger Fall was eine Waldelfe und eine Waldläuferin angeht. Sie ist verdammt tödlich mit dem Langbogen, keine rede, und sie sieht umwerfend aus: Lange hellbraune Haare, ein wunderbar geschnittenes Gesicht, ein Figur, da vergisst jede Sonnenseele sein Keuscheitsgelübte.... Aber wehe sie macht den Mund auf. Ich meine, hey, Mundfäule kenne ich von calimshavener Bettlern und billigen Flittchen, aber bei so einer Elfe? Außerdem ist sie Dumm wie ein Stück Brot. Die wohl schon seid langer Zeit getrockneten Maiglöckchen in ihrem Haar haben ihr offensichtlich den Spitznamen Glöckchen eingebracht.

Als sich der Nebel wieder lichtete, standen wir zu dritt auf etwas, das aussieht wie ein öffentlicher Platz einer größeren Stadt. Wir konnten etliche Gebäude sehen, die diesen Platz umgeben, und deren Formen im Nebel gerade noch so ausmachen. Um uns herum waren hunderte von meterlangen Pfählen in den Boden gerammt worden, auf jedem Pfahl hing eine leblose Gestallt, offensichtlich gepfählt.
„Oh Mielikki, was ist das hier?“ sagt Glöckchen und schlägt die Hände vors Gesicht.
„Hassan?“ fragt Wargosh eins der gepfählten Opfer.
Plötzlich bewegte sich eine der Gestallten neben uns, und ein leises Stöhnen war zu hören. Eines dieser armen Schweine schien noch am Leben zu sein!
Zu dritt wandten wir uns der Person zu, und konnten eine Frau mittleren Alters erkennen, die wie eine ganz normale Bürgerliche gekleidet war. Sie drehte den Kopf ein wenig und stöhnte auf, schon alleine diese kleine Bewegung verursachte ihr höllische Schmerzen. Sie rutschte eine weitere Handbreit den Pfahl herunter und riss sich dabei noch mehr den Magen auf. Blut und Gedärm quollen aus ihr heraus, und sie stöhnte erneut auf. „Meine Tochter...“ sie sah uns mit flehenden Augen an „Lebt sie noch“? Wargosh stürzte sofort vor und stemmte sich unter die arme Frau, so dass sie nicht weiter den Pfahl herabrutschen konnte, während ich für sie ein kurzes Heilgebet sprach. Dumm, muss ich dazu sagen, denn sie hing immer noch am Pfahl, aber der gute Wille zählt ja, oder?
„Sucht nach Smaranda, meiner Tochter, sie trägt ein blaues Haarband. Bringt sie.. >Hust< .. nach Hause“.
„Natürlich suchen wir deine Tochter“ verspreche ich ihr. „Wie heißt ihr denn, gute Dame, und wo wohnt ihr?“
Sie sagte uns ihr Name sei Ilona Beglitzi, und sie erzählt von ihrem Mann Mathias, wohnhaft im Arbeiterghetto.
Glöckchen hatte mittlerweile Smaranda entdeckt. Das kleine, ca. 12-jährige Mädchen wurde nur wenige Meter hinter Ilona ebenfalls gepfählt. Natürlich war Glöckchen  so einfühlsam wie nur möglich: „Deine Tochter ist tot, grad hinter dir. Sollen wir dich umdrehen?“
Ich hätte ihr eine runterhauen können. Wie kann man einer sterbenden Frau gegenüber nur so taktlos sein?
„Verflucht seien die Klauen! Mögen sie in den Blut ersaufen, dass sie so frei vergießen!“ fluchte Ilona, und starb dann, die Aufregung hatte sie umgebracht.
„Sehr, sehr gut gemacht, Glöckchen!“ meinte ich. „Ja was denn? Sie wollte doch wissen wo ihre Tochter ist!“.
„Hassan?“ fragte Wargosh die tote Ilona.

Wir stellten an dieser Stelle das offensichtliche fest, wir waren nicht mehr in Tethyr und es war mittlerweile sogar Nacht geworden. Wo waren wir, und wo waren die letzten 8 Stunden geblieben? Wir machten uns auf den Weg, den unklaren Anweisungen von Ilona folgend.
Vier Männer traten aus einer Seitenstraße heraus und versperrten uns den Weg. Jeder trug eine Brustplatte, darüber einen blutroten Wappenrock und einen schwarzen Armreifen am Handgelenk. Die Augen des Anführers glühten grünlich im Dunkeln.
„Halt! Ihr habt gegen die Ausgangssperre verstoßen und müsst bestraft werden. Macht eure Fußknöchel frei und empfangt die Strafe!“ bellte der Kommandant.
Einer der Männer zeigte seine angespitzten, nadelspitzen Zähne als er auf Wargosh und Glöckchen deutete und sagte: „Seht! Diese Sklaven sind gerüstet und bewaffnet! Das ist gegen das Gesetz! Tötet sie!“
Und damit begann der Kampf. Was wir für sadistische Stadtwachen gehallten hatten, erwies sich als Elitesoldaten die uns stark bedrängten. Mit knapper Müh und Not konnten wir den Vieren den Gar aus machen aber Wargosh war in einem üblen Zustand und ich wurde zwischendrin einmal dazu gezwungen, schreiend den ...äh... taktischen Rückzug anzutreten. Keiner der Soldaten war auch nur annähernd ein „Joe Stadtwache“ wie wir feststellen mussten.

Kurz nach unserem hart errungenen Sieg kam der erste Schock – eine weitere Patrouille näherte sich unseren Aufenthaltsort, nur diesmal bestehend aus gut 50 Soldaten. Eine Verfolgungsjagd brach aus und wir flohen in einen nahe gelegenen Kohlekeller.
Hier kam der zweite Schock – als die Schritte der Soldaten verklangen und wir die Chance hatten wieder Luft zu schnappen stellten wir fest, dass wir auf einer Leiche standen. Sie fühlte sich weich an und gab den süßen Geruch von verwesendem Fleisch ab.
Ich wirkte einen einfachen Lichtzauber, und wir konnten mehr sehen.
Es sah so aus als wären wir nicht die ersten die diesen Kohlenkeller als Versteck benutzten. Hier hatte jemand eine Leiche deponiert, die Leiche eines Mannes dessen Kehle von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt war. Maden tummelten sich auf der Leiche, und quollen aus dem Schlitz in der Kehle. Ich schätzte, der Kerl war seid knapp einem halben Tag tot und nachdem Goldmünzen herumlagen, konnte es kein Raub gewesen sein.
Wargosh durchsuchte gierig die Leiche und konnte tatsächlich einen Notizzettel und noch einige weitere Goldmünzen zu Tage fördern, während Maden über seine Unterarme krabbelten. Einige der kleinen Viecher packte ich in eine Phiole und machte Luftlöcher in den Verschluss. Die Maden sahen seltsam aus, sie hatten zwei kleine Antennen und waren recht groß.
Die Nachricht besagte folgendes: „Ihr werdet die Frau am Zeichen auf ihrer Stirn erkennen. Mögen eure Dolche immer zielsicher sein. - L.S.“ sehr mysteriös, das Ganze.
Wargosh derweil hatte einige Probleme mit seinen Händen und Unterarmen bekommen. Seine Fingernägel hatten sich zu Krallen oder Klauen, ähnlich eines Marders verhärtet, und einige der Maden hatten sich in sein Fleisch gegraben. Ohne mit der Wimper zu zucken griff er zu einem Jambija und schnitt sich die kleinen Biester aus dem Fleisch, woraufhin ich nochmals um Heilung beten musste.
Wargosh ist ein knallharter Kerl, wie schon gesagt.

Hier im Kohlenkeller konnten wir nicht bleiben, also schlichen wir langsam in Richtung des Hauses der Beglitzi und wichen dabei mehreren Patrouillen aus. Es waren keinerlei Lichter an, obwohl wir hin und wieder Geräusche aus verschiedenen Gebäuden hören konnten. Generell war die Stadt sehr heruntergekommen. Dreck und Unrat auf den Straßen, heruntergekommene Gebäude und der strenge Geruch nach Krankheit in der Luft. Wenn wir Plätze passierten, konnten wir wieder Pfähle und Leichen sehen und je weiter wir uns bewegten, umso ärmlicher wurden die Viertel.

Wo waren wir hier gelandet? Was war das für ein Albtraum?

Es muss kurz nach Mitternacht gewesen sein, als wir endlich das Haus der Beglitzi fanden und Matthias wecken konnten. Der Wittwer hatte noch zwei kleine Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren, und es erschien ihm am besten die Stadt mit den beiden kleinen zu verlassen um möglichen Scherereien mit der Stadtwache zu entgehen, da wir seine Frau vom Pfahl genommen hatten und so etwas schwer geahndet wurde. Er hinterließ uns das Haus und brach sofort auf.
Müde und emotional erschöpft gingen wir schlafen.


Sechster Ches im Jahr der wilden Magie - Lekar: Terror in den Straßen

Bei Tageslicht sah die Stadt sogar noch heruntergekommener aus. Man konnte sehen, dass sich keine Sau um die Gebäude kümmerte und frischer Abfall wurde auf die Straßen gekippt. Die Bewohner der Stadt wirken einheitlich arm und verkommen, trugen schlecht sitzende Lumpen und waren schmutzverkrustet.
Viele zeigten die Anzeichen verschiedener Krankheiten und schienen unterernährt zu sein. Sie gingen ihrem Tageswerk mit gesenkten Köpfen nach und vermieden jeden Augenkontakt.
Ich habe so ein Verhalten bisher nur im absolut ärmsten Ghetto von Calimshaven gesehen, oder bei Schlachtvieh.
Noch entsetzlicher waren die ganzen Verstümmelungen, die wir sehen konnten. Armstümpfe, Beinstümpfe und Folternarben waren an einer enorm großen Menge der Bürger zu sehen. Viele Bürger, vor Allem aber Jugendliche, hatten das Brandmal eines Falken in die Stirn eingebrannt.

Um nicht weiter aufzufallen, und der Begegnung des Vorabends gedenkend, zerrissen wir einige Bettlaken, und versuchten uns ebenfalls als heruntergekommne Bürgerliche zu verkleiden, wobei Wargosh einen alten gebückten Mann mimte.

Wir hielten es alle für eine gute Idee diese verdammte Stadt mit ihren Wachsoldaten und Krüppeln sofort zu verlassen. Mit gesengtem Blick, um nicht aufzufallen, gingen wir quer durch das Arbeiterghetto in Richtung der äußeren Stadtmauer. Was wir hier sahen war erschütternd. Die Stadtmauer war gut 6 Meter hoch und alle 40 Meter befanden sich Wachtürme. Die Soldaten, die auf der Mauer patrouillierten, hatten ein wachsames Auge hinaus aufs Land, aber kontrollierten auch die Stadt selbst. Bei der Ewigen Flamme! Die hatten sogar an der Innenseite der Stadtmauer eherne Stacheln angebracht, an denen aufgespießte Bürger hingen.
Wargosh und Glöckchen sahen etwas, dass beide sehr beschäftigte. Die zerlumpten Arbeiter, welche die Stadtmauer instand setzten, waren heruntergekommene Zwerge und Elfen. Wir konnten gerade noch sehen wie ein Elf eines Arbeitstrupps direkt bei der Arbeit starb, ob an Anstrengung, Krankheit oder Unterernährung sei nun mal dahingestellt. Ein Zwerg und ein weiterer Elf, die helfen wollten, wurden von Soldaten zu Tode geprügelt.

Gut, Tagsüber konnten wir die Stadt wohl nicht verlassen, also begaben wir uns wieder zum ehemaligen Heim der Beglitzi, und entschieden, den Tag dort vorüberziehen zu lassen und uns der Stadtmauer des Nächtens nochmals zu nähern.
Bei den Berglitzi angekommen, sahen wir gerade noch einen Suchtrupp Soldaten die bescheidene kleine Hütte verlassen. Sie hatten die Türe aufgetreten und die Möbel zertrümmert, was uns vor ein Problem stellte.
Rasch stellten wir aus einem alten Kinderbett eine Ersatztür her, ich tarnte diese aber mit einer Illusion, um die Tür zu verdecken. Wir bauten noch eine Art von Fluchttunnel in die Hinterwand, denn Vorsicht ist schließlich besser als Knast oder Tod, oder?

Kurz nach Einbruch der Nacht machten wir uns also geduckt, verkleidet und mit einem flauen Gefühl im Bauch auf den Weg zur Stadtmauer.

Wir umgingen alle Patrouillen die wir sehen konnten, schlichen mehr recht als schlecht von Versteck zu Versteck, und näherten uns der Stadtmauer, als Glöckchen plötzlich eine Frau erkennen konnte, die uns Signalisierte zu ihr zu kommen. War das eine Falle? Wir würden es herausfinden müssen.
Als wir uns der Gasse näherten, konnten wir erkennen dass es tatsächlich eine „Sie“ war, gekleidet in fadenscheinige, braune Lumpen aber wie wir in bester Verfassung und Gesundheit. Unter ihrem Schlapphut konnten wir hellgrüne Augen sehen, die uns neugierig musterten und einen Feuerroten Zopf.
In verschwörerischer Haltung streckte sie den Kopf vor, und flüsterte uns zu:
„An eurem Aussehen kann ich erkennen dass ihr hier fremd seid, was bedeutet ihr seid in Lebensgefahr. Ich denke, wir sollten...“
Zwei Soldaten näherten sich, sie verstummte und sprach erst weiter als wir wieder alleine waren.
„Suchen wir uns einen sichereren Ort zum reden“.

Wir schlichen mit der Fremden zurück zum Heim der Beglitzi, überprüften die Illusionen, und dort erzählte sie mehr von sich und ihrer Geschichte.
„Mein Name ist Hathril Hasserin, eine Bardin aus Silbrigmond und wie ihr wohl gemerkt habt [Habe ich nicht, verdammt!] bin ich eine Halbelfe. Vor drei Tagen erkundeten meine fünf Kameraden und ich eine alte Gruft in den Nesserbergen, als urplötzlich Nebel aufkam. Als der Nebel verschwand, fanden wir uns an diesem schrecklichen Ort wieder. Meine Kameraden sind alles Elfen aus Silbrigmond und müssen sich deshalb versteckt halten. Ich als Halbelfe kann mich besser als Mensch ausgeben, deshalb bin ich hier in der Stadt. Wow, was bin ich froh euch gefunden zu haben! Wisst ihr wie wir hier entkommen können? Ich will wieder nach Hause!“
So, da wären wir nun, drei „Helden“ und die „Jungfrau in Not“....
Naja, unsere Situation hätte nun wirklich besser sein können. Hätte Hathril nicht einen Ausweg kennen können? Gut, egal, Verbrannt und Wiedergeboren, wie man so sagt.
Ich wirkte während des Gesprächs sowohl Gedanken Entdecken als auch Magie Entdecken. Sie sprach die Wahrheit war aber aufgeregt bei der Gruft. Mir viel außerdem ein Arkanes Sigel auf ihrer Stirn auf.
„Was für eine Gruft war das?“ fragte ich nach, in der Hoffnung einige Zusammenhänge zu erkennen.
Hier druckst sie ein wenig rum, aber ich konnte sie doch dazu bewegen damit herauszurücken.
„Die Gruft war von einem alten Nessermagier namens Baltor, der dafür berühmt ist einen bestimmten Satz magischer Ringe, die Augen von Baltor, hergestellt zu haben. Gerade als wir die sechs Ringe erbeuten konnten kam der Nebel aus einem Totenschädel geströmt.“
Gut, keine wirklich neuen Dinge auf dieser Seite. Auch egal.
Wir verabredeten uns bei einem Treffpunkt zwei Stunden außerhalb der Stadt und sie gab uns noch eine grob gezeichnete Karte mit. Sie wollte vorausgehen weil eine größere Gruppe die nachts versuchen würde sich aus der Stadt zu schleichen eher auffallen würde.
Als sie ging konnte ich sehen dass sie einen relativ scharfen Hintern hatte. Hm.

Wir überquerten nun doch die Stadtmauer, was sich in der Dunkelheit eigentlich als gar nicht schwer erwies. Wir mussten nur eine baufällige Stelle suchen, an der uns der Bauschutt Deckung bot, und konnten quasi ebenerdig hinaus schleichen. Anschließend führte uns Hathril querfeldein zu einer Ruine. Zwei Stunden nach Mitternacht sollten wir nun also noch mehr gestrandete Abenteurer treffen.


Siebter Ches im Jahr der wilden Magie – Mehr Tote: Ein friedlicher Plausch mit Elfen

Das Licht des Vollmonds tauchte das kleine Tal vor uns in gespenstisches Licht, in dessen fahlen Schein wir hunderte von Pfählen sehen konnten. Welch Wunder wenn es hier mal eine Stelle ohne diese Pfähle gäbe, sollte man meinen. Am Fuß eines jeden Pfahls lag ein Haufen Knochen, und keine einzige frische Leiche war zu sehen. Vielleicht waren wir hier etwas sicherer? Ein schwacher Bodennebel lag im Tal und legte sich wie ein sanfter Totenschleier um die Gerippe.
Im Zentrum dieses Pfahlwaldes konnten wir ein kleines Steingebäude sehen, das ich anhand seiner Bauweise als Kirche oder Tempel identifizieren konnte, doch zu Ehren welchen Gottes vermochte ich nicht zu sagen. Nur seltsam dass eine Kultstätte so weit weg von einer Stadt gebaut wurde. Ob in diesem Land auch Religion verfolgt wird, fragte ich mich. Als wir die Kultstätte erreichten, fühlte ich eine kurze Welle von Schläfrigkeit über mich einbrechen, aber das ging sofort wieder vorbei. Ich fragte mich ob ich in letzter Zeit unter Stress litt.

Im Inneren der Kultstätte war die reinste Unordnung. Zertrümmerte Kirchenbänke und Splitter der Glasfenster bedeckten den Boden, der hölzerne Altar wurde aufs Übelste geschändet.
In einem Eck der Kirche konnten wir ein Lagerfeuer ausmachen, heruntergebrannt zu Kohlen, was den Raum in ein düsteres rotes Licht tauchte.
Um das Feuer herum lagen fünf schlafende Gestallten, die Köpfe auf die Arme gelegt, zugedeckt mit ihren Elfenumhängen. Alle waren sie Elfen. Hathril war nicht unter ihnen.
Neben dem Lagerfeuer lag ein kleines Kohlebecken das zur Seite gekippt war. Ausgeglühte Kohlestücke und teilweise gegrilltes Fleisch und Gemüse lagen daneben.
Mir erschien das Ganze sehr seltsam. Ich wirkte Magie entdecken und ging zu einem der Elfen. Das Kohlebecken glühte im magischen Licht und jeder der Elfen trug einen magischen Ring. Ich versuchte probehalber einen der Elfen wachzurütteln.
Unter meinen Händen zerfiel der Elf zu Staub. Sein Fleisch und seine Organe lösten sich zu einem rötlichen Staub auf und eine kleine Windhose wirbelte ihn um die verbliebenen Knochen. Ich drehte mich würgend weg. Die anderen Leichen zerfielen sobald man sie berührte und Wargosch und Glöckchen mussten ihre sterblichen Überreste alleine beerdigen, da ich mich nicht in der Lage sah mich ihnen noch einmal zu nähern.
Ihre Ringe behielten wir, jedoch schworen wir sie dazu zu verwenden sie zu rächen. Ich zündete auf jedem der Gräber ein Feuer an und betete für die Verstorbenen die heilige Litanei von Zerstörung und Wiederauferstehung.

„Was nun?“ war die Frage, die wir uns alle stellten. Unsere Hoffnung war zerstört und wo Hathril sich aufhielt wussten wir nicht.. War saßen an der Feuerstelle der Elfen, bliesen Trübsal, und diskutierten unsere Optionen durch.

Als einzige Warnung konnten wir das kurze Quietschen einer der Holzplanken hören. Ohne weitere Vorwarnung sprangen drei Vermummte durch die Überreste der Fenster, zwei weitere Vermummte standen in der Tür. Das Quietschen stammte von einem der Falkensoldaten, der in einer der Ecken stand. Die fünf Vermummten begannen uns einzukreisen und hatten seltsame kristallene Dolche gezogen.
Die fünf Schurken bedrängten uns mit ihren Dolchen, der Falkensoldat deutete auf den Zwerg und wirkte zu meine Verwunderung einen Zauber auf Wargosh: einen Geas! Aber starrköpfig wie Wargosh ist, ignorierte er den Befehl und hackte mit seiner Großaxt weiter auf die Angreifer ein. Das nächste Ziel des Falkensoldaten war Glöckchen: er sprach einen mächtigen Fluch aus, der unsere Elfe stark einschränkte und sie fast ihren Bogen verlieren ließ.
Wir schossen, hackten und verbrannten unsere Angreifer so gut wir konnten, als Wargosh zum ersten Mal von einem Dolch getroffen wurde. Die Kristallklinge füllte sich mit rotem Nebel und Wargosh wurde sichtlich blasser. Nach einem weiteren Treffer mit einem anderen Dolch, aber zum gleichen Ergebnis, sah Wargosh noch mieser und schwächlicher aus.
Dann streifte der Dolch eines unserer Angreifer meinen Arm, und ich wäre beinah in die Knie gegangen. Es fühlte sich an als hätte der Angriff einen Teil meines Selbst geraubt oder meine Seele beschädigt, Zauber die eben noch im Gedächtnis hatte waren nun verschwunden! Mir wurde beinahe schwarz vor Augen, und rein reflexartrig schoss ich meinem Angreifer einen Feuerstrahl in den Oberkörper, der diesen umbrachte.
In der Hoffnung diese Dolchschwingenden Angreifer von uns fern zu halten, wirkte ich mehrmals Brennende Hände auf die Angreifer und sprach zwei Feuerstrahlen auf den Falkensoldat, der nun schwer verletzt in die Knie ging, genau wie zwei der Angreifer die nun am ganzen Körper verbrannt dalagen. Die restlichen Angreifer erledigte Glöckchen mehr schlecht als recht mit dem Bogen.
Ich ging herum und sprach jedes Heilgebet das mir zur Verfügung stand, während Wargosh die Dolche zerbrach. Seltsam, wir fühlten uns sofort besser als die Dolche zerbrachen. Ein interessanter Zusammenhang. Die Dolche stahlen nicht nur Leben oder Seelen, sie speicherten sie auch.
Der Falkensoldat war noch nicht ganz tot. Er sah uns verwirrt an und sagte:
„Wo bin ich, was mache ich hier?“ Dann verstarb er an seinen Wunden. Ob wir ihn hätten retten können?
Nach circa einer weiteren Stunde hörte Glöckchen draußen ein leises Rascheln. Wir bewaffneten uns und gingen nachsehen. Es war Hathril wie sich herausstellte, die den Attentätern entkommen war als diese den Anschlag verübten und kopflos in die Dunkelheit geflüchtet war. Nun kam sie zurück um zu sehen ob wir inzwischen angekommen waren und um uns zu warnen, leider wohl etwas zu spät.

Wir warteten bis zum Morgen, Frühstückten und verkleideten uns wieder und machten uns auf den Weg zurück nach Lekar (so der Name der Stadt, wie wir herausfanden), wo wir im Laufe des Vormittags ankamen. Hathril fiel ein dass sie auf dem Weg zu einem örtlichen Magier und Seher war, um dort nach Hilfe zu bitten, also baten wir sie uns alle Informationen hierzu zu geben. Wir machten uns auf die Suche nach dem Strahlenden Turm, einer kleinen Magierschule und Wohnort des Seher-Magiers den wir suchten.

Als wir gerade ein etwas besseres Wohnviertel passierten, blieb Glöckchen plötzlich stehen und zog ihr Langschwert. Hm. Wusste nicht mal dass sie wirklich mit dem Ding umgehen kann. Dachte eigentlich, sie wäre mit ihrem Bogen verwachsen. Naja, man kann sich immer mal irren. Sie blickte vom Schwert zu mir und sagte:
„Schau dir das Ding da mal an! Ich kann´s kaum glauben! So etwas ist ja so noch nie passiert!“
Und versuchte daraufhin mir das Schwert in den Bauch zu rammen. Gleichzeitig kam ein Vermummter mit einem Kristalldolch um die Ecke, den er sogleich Wargosh zwischen die Rippen rammte, um sich anschließend aus dem Staub zu machen.
Etwas verdutzt ob des Angriffs auf mich platzierte ich Glöckchen einen Feuerstrahl mitten zwischen die Augen, was leider nicht nur sie zu Boden schickte, sondern auch ihre schönen braunen Haare etwas ankokelte. Obwohl Glöckchen sich seltsam verhalten hatte kümmerte sich Hathril sofort um Glöckchen, auf das sie nicht an so einem Ort verrecken sollte. Die Frau sah nicht nur gut aus, sie hatte auch noch Herz!
Wargosh gesellte sich kurz darauf wieder zu uns, leicht verletzt, deutete aber mit einem Daumen auf eine Seitenstraße, mit der anderen Zog er eine Linie über seinen Hals, und machte ein komisches Geräusch.
Gut, ein zweiter Angriff an einem Tag, das ganze wurde anstrengend.
Glöckchen, die sich wieder halbwegs normal benahm, erzählte eine konfuse Geschichte über einen acht-eckigen Raum, und ein Gesicht das sie von Außen ansah. Elfen! Pah! Tja, was soll man da noch sagen?

Der Strahlende Turm musste wohl mit viel Optimismus so genannt worden sein, denn mit „Strahlend“ hatte des Gebäude nichts zu tun, und „Turm“ konnte man es nur nennen weil es mit seinen vier Stockwerken das wohl höchste Gebäude von Lekar darstellte. Es sah, gelinde gesagt, genau so armselig aus wie der Rest der Stadt.

Man wollte uns erst nicht einlassen, Hathril konnte das ganze aber noch regeln, und so konnten wir uns mit Mircea dem Seher unterhalten. Ein netter Mensch und kompetenter Lehrer, das muss man ihm lassen. Er führte uns durch die kleine Schule, stellte uns die Schüler vor, allesamt meist noch Kinder, und erzählte uns auch relativ offen von seinen Bestechungsversuchen der Falkensoldaten, um für etwas Ruhe und Sicherheit zu sorgen.
Ich war sehr beeindruckt von dem Mann, und von dem, was er unter diesen widrigen Umständen vollbracht hatte und spendete seiner Schule umgehend 10 Goldstücke. Wargosh derweil schnappte sich mal wieder Hammer und Nägel, und machte sich dran das Dach und einige andere kritische Stellen des Turms zu reparieren.
Wir verbrachten so einen äußerst charmanten Tag, und Mircea bot uns eine Schlafgelegenheit an. So klang ein Tag, der mies anfing, doch noch halbwegs zivil aus. Nach dem Abendessen erzählten Glöckchen und ich den Kindern abwechselnd Geschichten und Märchen, wobei sie meine wohl mehr mochten.


Achter und Neunter Ches im Jahr der wilden Magie – Kerker und Schurken: Zwergenmut und Elfenlogik

Noch vor Sonnenaufgang wurde ich von Anjanka geweckt. Die Kleine stand schluchzend da, denn ihr Bruder Lenk war verschwunden. Hier, in der Schule, ist denn das die Möglichkeit? Schnell weckte ich Glöckchen und den Askar-Zwerg und wir durchsuchten das Gebäude. Spielen waren sie, im Erdgeschoß, Verstecken haben sie gespielt. Hm. Glöckchen meisterte die Situation ausnahmsweise mal sehr souverän, indem sie den Spuren des kleinen folgte. In einem Eck des Empfangzimmers konnte man den Teppichboden ein Stück zur Seite ziehen und darunter befand sich eine Falltür. Eine kleine Holztreppe weiter unten fanden wir Lenk.
Er lebte noch, was für ein Glück, hatte aber starke Quetschungen an Armen, Beinen und am Hals.
Wir brachten ich nach Oben um ihn besser untersuchen zu können und Mircea und ich kümmerten uns um den Kleinen. Er war nicht ernsthaft verletzt, war aber doch arg mitgenommen.
Er brabbelte was von „Ketten“ und „Böser Ort mit Schrecklichen Toten Dingen!“.
Mircea war außer sich. Wie konnte so etwas nur im Fluchttunnel der Schule geschehen? Wie konnte Lenk überhaupt da runter geraten? Wir versprachen der Sache nachzugehen.

Mircea führte uns persönlich in den Fluchttunnel und verbarg dort mehr schlecht als recht ein kleines Büchlein. Ich war zwar neugierig, aber Mircea hatte sich als dermaßen netter Zeitgenosse erwiesen, so wollte ich ihm also keine großen Fragen stellen, oder ihn gar beleidigen, vor allem nicht, wenn eines seiner Kinder noch zuhören könnte.
Im Tunnel unterhalb der Falltür war es muffig und die Luft war abgestanden. Der Tunnel selbst war mit Ziegelsteinen ausgemauert worden, wirkte also relativ stabil. Überall waren Spinnweben, und der Staub war Knöcheltief. Man konnte sogar Lenks kleine Fußspuren im Staub erkennen, und noch seine Umrisse, von der Stelle an der er gelegen hat. Je weiter wir in den Tunnel gingen, umso unklarer wurden diese Fußspuren seltsamerweise. Nach wenigen Metern hörten die Ziegelwände auf und die Tunnelwände bestanden nur noch aus nacktem Dreck. Glöckchen muss verdammt scharfe Augen haben, denn ihr fiel genau am Übergang zwischen den Wänden eine verborgene Tür auf. Vorsichtig öffneten wir diese und ein weiterer Gang kam zum Vorschein. Am Eingang zu diesem Gang hing ein Säckelchen. Ah! Staub des Spuren Verwischens! Das war die Lösung. Das Säckelchen packte ich sofort ein, man weis ja nie wann man mal im wahrsten Sinne des Wortes seine Spuren verwischen muss, oder?

Weiter den Gang runter sah es so aus, als ob man den Korridor früher zur Aufbewahrung von Gefangenen genutzt hatte. Drei Paar angerosteter Handschellen waren an einer Seite des Gangs angebracht, darunter lagen drei Knochenhaufen. Hm. Nun gut, aus dauerte nur wenige Sekunden bis wir herausfanden woher Lenk die Quetschungen hatte: Die Handschellen hingen an belebten Ketten, die nach uns griffen. Wargosh stürmte einfach stur an den greifenden Ketten vorbei, ich versuchte es auf die etwas akrobatischere Art, und scheiterte erstmal kläglich. Das dritte Kettenpaar hatte mich mitten in einer Überschlagsrolle erwischt und versuchte nun mich an den Knöcheln hochzuheben! Der Zwergenaskar wiederum konnte mir helfen und zog mich zur sicheren Seite. Glöckchen hatte ähnliche Probleme, wobei sie doch eigentlich das Geschick in Person ist. Schlechte Tagesform? Egal. Es dauerte knapp 4 Minuten, dann hatte Misses Bogenelfe nun auch unsere Seite des Gangs erreicht.

Ab diesem Zeitpunkt wanderten wir knapp drei Tage in einem ausgedehnten unterirdischen Komplex umher, gespickt mit Fallen und gefährlichen Gegnern. Wir wanderten lange Kilometer teils im Kreis und es war insgesamt eine sehr aufreibende Erfahrung, daher sollte man Nachsicht mit mir üben, sollte ich etwas auslassen oder falsch in Erinnerung haben.

Der Gang, in dem wir uns befanden, war leicht abschüssig und bewegte sich in einer ausgedehnten Spirale weiter hinab. Nach mehreren hundert Metern endete der Gang abrupt am Eingang eines tiefen Schachtes dessen kreisförmiger Umfang wohl gut 15 Meter betrug, und der ziemlich weit hinab zu reichen schien. Von unseren Standort aus reichte mein schwacher Lichtzauber nicht bis zum Boden des Schachtes hinab, und so konnten wir nur tanzende Schatten an den Schachtwänden ausmachen.
Auf den letzten ein bis zwei Metern des Ganges, kurz vor dem Schacht, rutschten wir drei plötzlich über den Boden, der sehr glitschig wurde. Wargosh plumpste auf den Hosenboden und rutschte schneller, während Glöckchen und ich uns gerade noch so an der rauen Wand festhalten konnten. Wargosh gewann an Geschwindigkeit und sauste über den Rand hinaus und fiel in die Tiefe.
Aus der Dunkelheit des Schachtes konnten wir Wargosh Knurren hören, gefolgt von Kampfgeräuschen. Mit ihrem Bogen in der Hand sprang Glöckchen förmlich in die Tiefe, während ich noch die Zeit fand einen Federfall Zauber zu wirken und den beiden zu folgen.
Ich segelte sanft geschätzte 30 Meter in dem Schacht in die Tiefe, um auf einem klebrigen Riesenspinnennetz zu landen, auf dem Wargosh auf einem breiteren Streifen stand und eine Hunds-große Spinne, deren Mandibeln vor Gift geradezu troffen bekämpfte.
Ich war zwar im Netz festgeklebt, konnte mit aber gerade genug bewegen, um ein Glaubensschild auf den vor mir stehenden Zwerg zu wirken. Glöckchen begab sich geschickt über das Netz balancierend zum Rand dieses Schachtes und feuerte von da auf die Spinne.
Als die Spinne besiegt war konnten wir uns den Schacht genauer anschauen. Die Wände bestanden aus nacktem Stein und eine Reihe von Nischen war in regelmäßigen Abständen in den Stein gemeißelt. Jede der Nischen war schätzungsweise 1 Meter breit, und jeweils 24 Nischen bildeten eine Ebene.
In jeder dieser engen Nischen lag ein skelletierter Leichnam dessen klägliche Überreste in verrottete Kleider gehüllt waren. Die meisten der Körper waren intakt, aber die Knochen schienen durchwühlt worden zu sein. An den Knochen konnte man die Bissspuren von Ratten oder ähnlichen Aasfressern sehen, welche vor langer Zeit das Fleisch abgenagt hatten.

Da mein Lichtzauber nicht bis zur Decke reichte, konnte ich nicht sagen wie viele Ebenen es wohl waren. Unterhalb des Netzes, geschätzte vier Ebenen tiefer, konnte ich den Boden sehen, der über und über mit Stacheln gespickt war. Kossuth sei für den Umstand gepriesen, dass wir im Netz gelandet waren.
Während wir uns das Netz entlang zu Glöckchens Nische vor krabbelten, konnte diese durch Zufall eine Geheimtür finden, die uns den Weg zu einem Gang frei machte. Sie drückte auf der Suche nach einem sicheren Halt mit der Hand auf einen eingelassenen Stein, der unter der Berührung nachgab. Im gesamten Schacht konnte man das Schieben von Stein auf Stein hallen hören, und eine Sektion der Rückwand der Nische glitt zur Seite um einen Gang zu enthüllen. Der Geruch von Staub und lange abgestandener Luft drang Übelkeit erregend aus dem Gang.

Wisst ihr wann ich merkte dass mir Hassan echt fehlte?
Wir gingen gerade einen der Gänge entlang, als Glöckchen, die einige Schritte vor uns ging, urplötzlich verschwand. Kein Laut, keine Warnung, nichts. Sie war einfach weg. Wargosh und ich suchten noch etwas rum, Hathril spähte auch durch die Gegend, aber wir konnten keine Spur von ihr entdecken. Also entschieden wir uns aufs Geratewohl für einen der Gänge und gingen weiter auf der Suche nach ihr.
Als wir eine Tür öffnen wollten, krachte ein massiger Steinquader hinter uns von der Decke und blockierte den gesamten Gang. Wasser strömte ein. Wasser! Wasser! Argh!
Wir drohten zu ertrinken, stemmten aber zu Dritt den Quader weit genug nach oben um das Wasser abfliesen zu lassen. Nach wenigen Sekunden kam kein Wasser mehr nach, und wir konnten den Gang weiter frei machen.
Als wir zur Kreuzung zurückkehrten, vernahm Hathril Hasserin etwas Seltsames. Ein Gespräch war aus dem Boden heraus zu hören, daraufhin elfisches Gefluche und Gepolter.
Glöckchen war am Leben! Wir sahen uns abermals den Boden an und entdeckten eine Falltür die sich nach ihr wieder geschlossen hatte. Wir warfen ihr ein Seil zu und konnten sie nach etlichen Sekunden aus der Fallgrube befreien. Sie redete seltsames Zeugs über Geister, heilige Versprechen in Namen von Mielikki, und einem Racheschwur.
Was machte diese Elfe nur wenn man sie alleine lies? Nur Ärger, so scheint’s. Aber man muss dabei gewesen sein ums zu verstehen. Nun ja, sie hatte es auf jeden Fall mal nicht geschafft gehabt um Hilfe zu rufen und obwohl ihr ein Geist angeblich den Ausgang aus der Fallgrube zeigen konnte, war sie nicht in der Lage sich selbst zu helfen. Na sowas, was wird einem denn heutzutage in der Waldläuferschule noch beigebracht?
Wasser und Asche! Warum musste Hassan nur sterben? Er war der einzige von uns gewesen, der sich auf Fallen verstand!

Nun ja, von hier aus ging es mal Auf und mal Ab, aber ich möchte ja niemanden langweilen, also beschränke ich mich nur auf die Highlights:

Es muss wohl auf der sechsten Ebene gewesen sein, da trafen wir auf einen verbarrikadierten Raum. Wargosh brach die Tür auf und wir konnten fünf der uns so bekannten Vermummten sehen, die auf einigen Särgen herumlungerten und mit ihren Kristalldolchen am Üben waren. Noch bevor irgendjemand vernünftig reagieren konnte, war Wargosh mit erhobener Axt in den Raum gerannt, brüllte aus ganzer Zwergenkehle, und köpfte den ersten Vermummten. Guter Auftakt, Scheiß Taktik.
Hathril begann ein Bardenlied anzustimmen, Mann, die Frau hat ne Stimme, und Glöckchen, die einen Schritt in den Raum hinein tat, begann mit einem wahren Pfeilhagel. So sehr Glöckchen hier mit ihrem Bogen brillierte, so sehr versagte sie damit später.
 Ich machte was mir am meisten liegt, ich warf mit Feuerstrahlen und Brennenden Händen um mich, aber die Lage war ernst: Die vier verbliebenen Vermummten hatten Wargosh von allen Seiten in die Zange genommen und malträtierten ihn mit den Kristalldolchen.
Ich werde wohl nie erfahren wie kurz Wargosh vorm Ende stand, und er verliert bis zum heutigen Tag kein Wort darüber, aber er sah einfach nur übelst zugerichtet aus, als Hathril und ich uns um ihn  kümmern konnten, während Glöckchen die Dolche aufsammelte und zerbrach.
Da bedurfte es sowohl mehrerer Einsätze meines Steckens der Mittleren Heilung (Wer bitte denkt sich solche Namen aus? Das ist ein Heilstecken, mehr nicht!) und Hathrils und meiner gesammelten Heilkraft.
Zum ersten Mal sah ich mir einen der Vermummten näher an, und förderte etwas Seltsames zu Tage: Sie hatten klaffende Wunden am Körper, die allesamt sehr tödlich gewesen sein mussten, allerdings nicht von uns stammten. Untote Attentäter? Schien so, ja, tatsächlich, mindestens einer wurde wohl schon mal gepfählt.

Wir kamen gerade durch einen Raum, den wir seines Inhalts wegen als „Das Sarglager“ bezeichneten.
Särge in jeder erdenklichen Form und Größe lagen in diesem düsteren Raum auf einem Haufen. Einige bestanden aus poliertem Holz mit Messingverzierungen, andere bestanden aus Stein oder ähnlichen Material. Egal aus welchem Material sie waren, alle Särge waren mit Schnitzereien verziert, die ähnliche Motive von Wagen, Bären und Tänzern zeigten.
Gerade als ich an einem der offenen Särge vorbeiging, bildete ich mir ein eine Stimmte zu hören. „Komm! Sieh in mich hinein, in deine Zukunft!“ Ich konnte einfach nicht widerstehen und warf einen Blick ins Innere. Was ich sah verängstigte mich zutiefst. Es konnte wirklich nichts anderes sein als die Zukunft!

Ich sah mich in einem aufgewühlten Meer treibend. Ich hielt mich nur an einer Planke fest, während um mich herum ein Jahrhundertsturm tobte. Ich war nackt, und sogar mein Flammenanhänger war verschwunden.
Nach mehreren Stunden auf See konnte ich mich nicht mehr halten und musste elendig ersaufen!
Was für ein Ende! Hätte ich nicht glorreich für den Feuerfürsten brennen können? In einer Schlacht sterben? Aber dieser Tod erschien so sinnlos! Und Nass!
Zugegeben, ich geriet wohl in Panik, denn ich versteckte mich im Nachbarraum unter einem Tisch und erst Hathril konnte mich mit einer Verzauberung und den Klängen ihrer Musik überhaupt wieder hervorlocken.

Mir graust es bis zum heutigen Tage, wenn ich daran denke. Wie kann man nur so erbärmlich krepieren?
Egal, ich lebte noch und ließ mich nicht weiter von einer Todesvision abschrecken.

Wir drangen weiter in dieses schreckliche Verlies vor und konnten vor uns wir das Rauschen von Wasser hören und die Luft war merklich feuchter und regelrecht kühl. Wir gelangten in eine große, natürliche Höhle, wohl eine unterirdische Felsspalte und konnten Wasser von weiter Unten hören.
Eine einfache Seilbrücke spannte sich über eine unterirdische Schlucht, bei der mehrere Holzplanken fehlten und die auch nicht sehr stabil wirkte. Rostige Eisenringe waren an der Höhlenwand eingelassen und hielten die Seile. Trotz Allem sah die Seilbrücke stabil genug aus um sie zu überqueren. Ich hielt meinen Lichtzauber noch etwas höher, um die Höhle im Gesamten ausleuchten zu können, konnte jedoch nicht alles illuminieren. Wargosh hatte wie so üblich keinerlei Furcht und ging einfach über die Seilbrücke.
Als er schon auf halben Weg über die Brücke war, tauchte  ein abgeschnittener menschlicher Kopf neben ihm in der Luft auf und schwebte geschätzt zwei Meter von der Seilbrücke entfernt in der Luft! Die nassen Haare des Kopfs kleben an seinem tropfenden Schädel, jedoch ein paar Strähnen standen aufrecht und bewegten sich wie die Haare einer furchterregenden Meduse, und sein Mund hing schlaff offen, so als ob er bereit wäre seine gelben Zähne in Wargosh zu verbeißen. Der Askar-Zwerg hielt kurz inne, ging aber dann doch lieber auf die andere Seite der Schlucht, bevor es irgendetwas zu Bereuen gab. Wie gesagt, man kann mit einem Bogen sowohl brillant sein, als auch auf ganzer Linie versagen. Glöckchen ging als nächste über die Seilbrücke und just als sie auf der anderen Seite ankam und tauchten zwei weitere Köpfe aus der feucht-kalten Dunkelheit auf. Mit einem Jubelschrei feuerte sie einen Pfeil auf den nächstgelegenen Kopf, der daraufhin mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte und einen weiteren Kopf zum explodieren brachte. Die Brücke wurde davon sichtlich beschädigt. Ohne Rücksicht auf Verluste schoss die verrückte Waldelfe noch auf den verbliebenen Kopf, der ebenfalls explodierte und die Brücke endgültig zum Einsturz brachte. Gut gemacht!

Nun ja, bedenkt bitte dass ich keine fünf Minuten vorher schreckliche Visionen über einen kommenden Tod durch Ertrinken gehabt hatte, also kann man sich auch ganz gut vorstellen, dass ich nicht die geringste Lust verspürte, über irgendeine Art von improvisierter Brücke über einen Fluss zu hangeln den wir noch nicht mal sehen konnte. Hathril war der gleichen Meinung und wir beschlossen, nach einem kurzen Streitgespräch über die klaffende Schlucht hinweg, uns am letzten Rastplatz zu treffen. Ich nahm das Licht mit. Sollte Wargosh die olle Elfennudel doch führen.
 
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.

Calivar

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #1 am: 11. Juni 2004, 08:43:25 »
 @Coldwyn

Diese Story-Hour führst Du hoffentlich bald weiter!?
Dein Charakter gefällt mir. Bitte mehr davon und vorallem mehr von diesem Erzähl-Stil. Großes Lob!

Ist das die Runde bei der Markus mitgemacht hat?


Gruss Cali

fuxx

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #2 am: 11. Juni 2004, 10:24:51 »
 Warum eigentlich immer so viel auf einmal? Das ist locker Stoff für drei Updates meiner Meinung nach, ausserdem schreckt es bestimmt einige vom Lesen ab.

Nichtsdestotrotz bin ich gespannt was du schreibst Coldwyn und werde deine Story Hour noch lesen und bestimmt weiter verfolgen!

 

hsiaotsing

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #3 am: 11. Juni 2004, 10:25:47 »
 Es ist die Runde, in der Speren mitgespielt hat. Doch kommt Speren alias Vito der Halbvistani Schurke erst später vor.

Morgen wird weiter gespielt und ich werde beizeiten mal ein paar Stats einstreuen...

Wir sind zur Zeit sogar im zweiten Teil der Triologie, "Death Ascendant" und der dritte Teil, "Requiem" wird wohl nicht im Anschluss gespielt werden.


hsiaotsing

Calivar

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #4 am: 11. Juni 2004, 10:40:14 »
 Sehr schön, da freu' ich mich, dass es bald mehr Lesestoff geben wird.
Und Stats finde ich immer gut. ;)  

Del

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #5 am: 11. Juni 2004, 10:49:40 »
 Kann ich Calivar nur zustimmen, gefällt mir auch sehr gut.

Inwiefern steht Ravenloft mit Faerun in Verbindung? Ist das so ne Art böse Parallelwelt? (Ich kenne Ravenloft nur vom Namen her)

Gruß Del

Skie

  • Gast
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #6 am: 11. Juni 2004, 13:39:12 »
 Du hast doch nichts dagegen, wenn ich deine Frage beantworte, Del, oder?

Genaugenommen ist Ravenloft ein Teil der Ätherebene, die sogenannte Halbebene der Furcht. Und durch die Nebel, die von den Dunklen Mächten kontrolliert werden, können sie so ziemlich jeden (ja, auch den lvl 20 Helden, es gibt keinen Schutz davor) aus jeder Welt nach Ravenloft bringen und dort gefangen halten. Ravenloft ist zwar ein Teil der Ätherebene, ist aber trotzdem völlig von ihr abgeschnitten, so dass kein Zauber die SCs zurückbringen kann (ausser die dunklen Mächte wünschen es so).

Zur  Geschichte: Super, gefällt mir echt gut. Ich hoffe es geht bald weiter :) .

Del

  • Mitglied
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #7 am: 11. Juni 2004, 14:33:20 »
 Ah sehr interessant Skie, danke. :)

Aber trotzdem gewähren die Götter dort noch Zauber, was dann ja auch heißt, dass sie dort Einfluss haben oder nicht? Und wer sind diese Dunklen Mächte?

Gruß Del

Coldwyn

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
The Grim Harvest - Ravenloft
« Antwort #8 am: 11. Juni 2004, 17:41:44 »
 @All:

Danke für die Blumen so weit, ich halte mich ran und versuche die Story bsi zum (bitteren ???) Ende zu schreiben.

@Calivar:

Jepp, Story Hour geht weiter, ich sitze grad an der Niederschrift der letzten 3 Sessions, dann bin ich beim Jetzt-Punkt angekommen. Wenn dich die Stats interessieren kann ich sie wohl am Morgen dann mal nachliefern.
Aber nur so: Male Calimshite Clr3/Sha´ir2/Mystic Wanderer2/Mystic Theurge1 mit Bloodline of Fire als Regional Feat ...

@Del & Skie:

Ravenloft ist tatsächlich die Halbebene der Furcht, die auf der einen Seite alle Bösen mit Macht belohnt, auf der anderen Seite diese auch einkerkert und für immer aus dem verkehr zieht. Oftmals werden die "Helden" nur deshalb von den Dunklen Mächten nach Ravenloft geholt, um einen Spiegel für die Bösen abzugeben und deren Leiden, Niedergang und Niederträchtigkeit noch ausführlicher darzustellen. Es ist umstritten ob in Ravenloft wirklich die jeweiligen Götter noch Zauber gewähren oder ob das nicht die Dunklen Mächte selbst machen um den Klerikern etwas vorzugaukeln. Wer oder was die Dunklen Mächte sind ist ungewiss und ungeklärt, sollen aber eigentlich ein integriertes Werkzeug für Spielleiter sein.

@Fuxx:

Tja, ich hatte die gesammte Story am Stück geschrieben, deshalb so viel, und wenn ich mich hinsetze und etwas Schreibe komme ich selten unter 6 Word-Seiten davon.



Coldwyn, der gleich was futtert und dann weiter am Kampf gegen die Sumpfzombies schreibt.
 
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.