Zustimmung:
Nur weil man Gewalt (in welcher Form auch immer) "konsumiert", wird man sicher nicht zum "Amokläufer" (oder wie in dem Fall diese Woche: zum kaltblütigen Mörder).
Ich lese Comics, sehe Actionfilme, lese Krimis, Fantasy und SciFi, spiele Rollenspiele, höre "böse" Musik - trotzdem bisher weder Mord noch Totschlag.
Verbote bringen sicher nicht viel, übermäßige Kriminalisierung von "potentiellen Gewalttätern" führt wohl eher dazu, dass die Hemmschwelle immer dünner wird ("he, ich bin doch eh schon fast im Knast, weil ich ne Kopie von FPS XY im Schrank habe...) und ein Teufelskreis, bzw. eine Subkultur wächst, die solche Ausbrüche eher noch fördert.
Natürlich muss es das Ziel sein, die Lebensbedingungen für möglichst viele Individuen so zu verbessern, dass niemand mehr eine Motivation hat, "einfach mal so" auf einen Mord-Feldzug zu gehen.
Bildung ist hierbei sicher ein wichtiger Faktor. Verantwortung seitens der Medien (wer "berühmt" werden will, der muss Scheiße bauen - schneller und sicherer geht's nicht) und der Politik (Hetzreden gegen "Rockmusik" und "Killerspiele" sind einfacher und für jeden verständlich und man kann sich wunderbar damit profilieren) - ein weiterer Faktor.
Frühzeitiges Erkennen und anschließende Betreuung von gewalttätigen bzw. gewaltbereiten Personen muss stattfinden - das wird aber wohl nicht durch schärfere Gesetze oder mehr Polizei durchzusetzen sein, sondern eher durch mehr Lehrer, pädagogisch und psychologisch besser ausgebildet Lehrer und/oder Betreuer.
Meine Frage zu dem Thema ist:
Können/dürfen wir uns den arroganten Luxus erlauben, zu sagen, dass die Gewaltdarstellung in "unseren" Spielen, in "unseren" Filmen, in "unserer" Literatur und die häufige Glorifizierung von gewaltsamer Konfliktbewältigung uns völlig kalt lässt; dass uns das nicht ein Stück weit prägt; dass das unser Bild der Welt nicht ein Stück weit formt.
Ist es nicht eigentlich unsere Verantwortung als geistig gesunde Menschen mit einem ausgebildeten Intellekt und einem gewissen Bildungsniveau (unabhängig von Schulabschluss o.Ä.) uns bewusster und vorsichtiger mit dem Thema auseinander zu setzen?
Ja, auch ich sehe meine Brett- und Tischoberflächen-Spiele als eine Art Schach. Aber abstrahiert ist auch Schach eine Gewaltdarstellung.
Und auch ich finde natürlich eine "coole Knarre" an einer Spiel-Miniatur "schöner" als eine Umhängetasche von Gucci.
Sollten nicht gerade wir, die wir uns mit dem Thema Gewalt spielerisch befassen viel bewusster und krititscher mit dem Thema umgehen, als die Leute, die ab und zu mal Tatort sehen und damit den Gipfel von Gewalt "erleben"?