Hallo Gate, nach beinahe einem Jahr des Spiel leidens leitens, komme ich nun endlich in den Genuss die 4E auch einmal von der anderen Seite des Meisterschirms erleben zu können. Bisher haben wir erst einen Abend gespielt, und es ist noch nicht wirklich viel passiert. Ich werde natürlich versuchen die Story Hour so gut es geht aktuell zu halten.
Viel Spaß beim Lesen, Silas
Die Saga der Mondsänger
Hallo, einsamer Wanderer. Setz dich doch zu mir ans Feuer und wärm deine kalten Glieder. Ja, so ist es recht. Komm noch ein wenig näher - meine alten Augen sehen nicht mehr so gut - und reich mir meinen Lederbeutel dort drüben.
Der alte Kauz kramt eine Pfeife und eine handvoll schwarzen Tobak hervor. Dann beginnt er genüsslich zu schmauchen und redet mit heißerer Stimme weiter.
Kennst du eine gute Geschichte, Freund? In so einer bitterkalten Nacht wie dieser, werden wir wohl keinen Schlaf finden können, und da ist ein wenig Zeitvertreib das beste Mittel um nicht zu erfrieren. Nein? Dann las mich mal überlegen...
Es war zu einer Zeit wie dieser - die Kälte des Winterwinds hatte alle Wolken vom Himmel vertrieben und eine sternenklare Vollmond Nacht geschaffen - als der Mondsänger Klan zwei außergewöhnliche Zwillingsbrüder hervorbrachte, welche die Welt für immer verändern sollten. Viele Jahre verbrachten die beiden in den eisigen Höhen der Ari Hochebenen und wuchsen dort unter Ihresgleichen auf.
Bald stellte sich heraus dass Khan Mondsänger, der ältere von beiden, die Stärke des Eisbären und die Ausdauer eines Winterwolfs in sich trug. Unter allen Welpen des Rudels gab es keinen der ihn niederringen oder im Wettlauf besiegen konnte. Er war hoch gewachsen und überragte alle in seinem Alter um fast zwei Köpfe. Trotz seines gewaltigen Körperbaus, hatte er verhältnismäßig wenig Körperbehaarung und glich auf den ersten Blick eher einem Halbelfen, als einem typischen Wandler. Sein langes hellbraunes Haar trug er stets offen, was ihn aber nicht davon abhielt den massiven Langspeer aus Mammut Knochen auf seinem Rücken fest zu machen.
Sein Bruder Fenell Mondsänger hingegen, war so schlau wie der Firnfuchs, so weise wie eine Blauschnabeleule und hatte die Eleganz eines Schneeleoparden im Blut. In einem Alter von nur wenigen Wintern vermochte er bereits so gut Spuren zu lesen wie die besten Jäger des Rudels und kannte die geheimen Pfade durch den Nebel der heißen Quellen, zu denen normalerweiße nur die ältesten Schamanen fanden. Sein Fell war so dunkel und dicht gewachsen, dass man ihn von weitem für einen Schwarzwolf halten konnte. Er hatte so viel Wandler im Blut, dass es für einen zweiten gereicht hätte. Das war auch der Grund dafür, warum er nie eine Waffe mit sich führte, denn er hatte die Fähigkeit sich in eine wilde Bestie zu verwandeln wenn es zum Kampf kommen sollte.
So zogen also die Jahre ins Land, und die beiden ungleichen Brüder wuchsen zu vollwertigen Jägern des Rudels heran. Als eines Herbstes jedoch die Mammutherden nicht mehr ins Hochland kamen, sollte ihr bis dahin einfaches Leben ein jähes Ende finden...
Das Ari Hochland - Erster Spielabend
Wir müssen weiter ins Tal hinab, das Hochland verlassen. Hier gibt es nur noch Kälte und den Tod. sagte Fenell. Es war sehr mutig von ihm das Wort gegen Grog, den Rudelsführer, zu erheben.
Niemals! gab der muskulöse Grog zurück. Hier wurden wir geboren, und hier werden wir auch bleiben!
Aber wenn wir hierbleiben wird das Rudel verhungern. Wir haben zu viele junge Welpen bei uns, als dass wir einen Winter ohne genügend Fleisch auskommen könnten, versuchte Fenell ihn noch einmal zu überzeugen.
Wer den Frost nicht übersteht, ist nicht würdig mit mir zu ziehen! Nur Schwächlinge verlassen die Ebene. Sie ist, was uns stark gemacht hat! brüllte Grog zurück. Um seinen Standpunkt zu unterstreichen fletschte er die Zähne und ließ ein unmissverständliches Knurren ertönen.
Du bist ein schlechter Leitjäger, Grog! Jeder Welpe könnte den Stamm besser führen! antwortete Fenell aufgebracht.
Für einen Herzschlag lang war kein einziges Geräusch zu hören. Eine so offene Herausforderung, und dann noch von so einem jungen Wandler, hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Gespannt beobachtete das restliche Rudel die Szene und wartete ab, was als nächstes geschehen würde.
Mit zusammengekniffenen Augen bewegten sich die beiden Kontrahenten aufeinander zu. Ein unbeteiligter Beobachter hätte mit Gewissheit ein Vermögen verdient, wenn er auf den breitschultrigen Grog gesetzt hätte. Keiner der Anwesenden zweifelte am Sieg des Leitjägers. Jeder dachte, es würde ein sehr kurzer Kampf werden.
Doch bevor der riesige Grog die Möglichkeit hatte den schmächtigen Fenell zu zerfetzen, trat Khan mit einer beschwichtigenden Geste zwischen die beiden Kämpfer und meinte mit lauter Stimme Mein Bruder und ich werden das Rudel verlassen. Ein Kampf ist nicht nötig.
Und so kam es, dass die beiden Brüder nach Westen zogen, um einen Weg aus dem eisigen Hochland zu finden.
Du kannst froh sein, dass er dich hat ziehen lassen! Was hast du dir dabei gedacht? schalt Khan seinen jüngeren Bruder. Und jetzt müssen wir ohne den Schutz des Rudels leben. Wie stellst du dir das vor? setzte er seine Moralpredigt fort.
Dort vorne zieht ein Sturm auf. sagte Fenell, und setzte mit ruhigen Schritten seinen Weg fort.
Hörst du mir überhaupt zu? meinte Khan empört, als er neben ihm durch den Schnee stapfte. Na schön, wenn du nicht darüber reden willst, will ich auch nicht mit dir ziehen. Ich gehe zurück zum Rudel! setzte er beleidigt hinterher.
Fenell blieb stehen und sah seinem Bruder tief in die geschlitzten Pupillen der wolfsartigen Augen.
Ich meine es ernst, ich kann den Eissturm bereits wittern. Wir sollten keine Zeit verschwenden, und schnellst möglich nach einem Unterschlupf suchen. Zum reden ist später noch Zeit!
Also bahnten sie sich ihren Weg durch den immer tiefer werdenden Neuschnee. Das monotone Knirschen der Eiskristalle unter ihren Füßen wurde schon bald von dem klagenden Heulen des Sturms übertönt. Kurz darauf konnten sie nur noch ein paar wenige Schritte weit sehen, und die Chance eine gute Unterkunft zu finden schmolzen mit jedem Atemzug dahin. Völlig darauf konzentriert nach einem geeigneten Unterschlupf ausschau zu halten, bemerkten sie die Veränderungen im Eis zu spät.
Mit einem ohrenbetäubendem Krachen tat sich plötzlich eine klaffende Gletscherspalte unter ihnen auf und drohte, sie zu verschlingen. Mit einem Aufschrei machten beide einen Satz zurück, und entkamen der heimtückischen Falle die Mutter Natur ihnen gestellt hatte gerade noch so.
Puh! Das war verdammt knapp! meinte Khan erleichtert. Beiß mich ein Rentier, was machen wir jetzt? setzte er hinzu und deutete dabei mit ausgestrecktem Zeigefinger den langen Spalt entlang. Wenn wir da außenherum gehen, sind wir völlig eingeschneit bevor wir eine Höhle gefunden haben.
Dann müssen wir eben springen. Da vorne, wo das Eis die Farbe eines Blauschnabel Adlers hat, ist glaube ich eine gute Stelle. Der Spalt ist dort höchstens drei Schritt breit, das schaffen wir mit links. antwortete sein jüngerer Bruder, und deutete mit einem Kopfnicken Richtung Gletscherspalte.
Mit abschätzenden blicken gingen die beiden Wandler auf die Stelle zu. Als sie näher heran gekommen waren, meinte Khan
Das sieht wirklich gut aus, Bruder. Lass mich nur noch schnell mit meinem Speer überprüfen, ob uns das Eis auf der anderen Seite auch trägt.
Mit diesen Worten packte er die lange Waffe so weit hinten am Schaft wie er nur konnte, und begann im Eis auf der anderen Seite herum zu stochern.
Nicht so stark, du wirst noch... war alles, was Fenell noch herausbrachte, bevor der Spalt mit schrecklichem Knirschen weiter aufbrach, und die beiden Brüder mit sich in die Tiefe riß!
... Fortsetzung folgt.