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Autor Thema: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?  (Gelesen 20943 mal)

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Windjammer

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #210 am: 20. April 2009, 19:17:35 »
Und Risiko ist noch dazu ein Spiel, das praktisch völlig auf Glücksfaktor beruht.
Ah ja? Und wieso gewinne ich dann konstant dabei?
Weil Du der Hahn die Henne im Korb bist? Und der Korb aus Männern besteht, die alle in dich verschossen sind und sich denken: "Wenn ich sie gewinnen lasse, ob sie mich dann superduper gern hat?"

Tja, aber als naives Mädchen kennst Du solche Mechanismen natürlich nicht. Pass auf, wenn es jetzt wärmer wird, gehen die Jungs dazu über, Dir Eiscremé zu schenken. Und was dann im Sommer kommt - naja, das siehst Du früh genug.
A blind man may be very pitturesque; but it takes two eyes to see the picture. - Chesterton

Cut

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #211 am: 20. April 2009, 20:00:33 »
Und Risiko ist noch dazu ein Spiel, das praktisch völlig auf Glücksfaktor beruht.
Ah ja? Und wieso gewinne ich dann konstant dabei?

Wie hast Du mal so schön woanders geschrieben:

"Ich werde mit Sicherheit sterben, wenn ich das Spielzeug nicht bekomme."

;)
On the Internet you can be anything you want.
It's strange that so many people choose to be disagreeable and stupid...

Judeaux

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #212 am: 20. April 2009, 20:41:41 »
Zum Thema "einfache" Brettspiele: Ich hatte mal bei mir in der Wohnung die Schachtel von Twilight Imperium rumliegen, so grad beim Eingang. Die zog die Blicke fast aller Besucher magisch auf sich. Als wir kürzlich mal zu viert ein Dominion spielten (super Spiel übrigens -> einfach erklärt und doch super Spieltiefe), kam der Wunsch auf, ob wir nicht ein Twilight spielen könnten. Nach ungefähr einer Stunde Regeln erklären und Spielfeld aufbauen, gaben die ersten schon auf :/

YRUSirius

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #213 am: 20. April 2009, 23:05:21 »
Diplomacy ist ein schönes Brettspiel, das mit relativ wenigen Regeln komplexe Züge, Ergebnisse und weitreichende Konsequenzen auf dem Spielbrett nachziehen kann. Einen Glücksfaktor wie in Risiko ist nicht vorhanden. Und die diplomatischen Gespräche werden bei Briefspielen oder EMail Runden häufig wunderschön ausgespielt und als fast diplomatenreife Korrespondenzen verfasst. Kann man bloß weiterempfehlen. Da es ja grad erwähnt wurde.

Gruß,
YRUSirius
"If you've done your job right, your players are going to tell the stories for years to come - long after the memory of the game mechanics that brought them to life fades into dead neurons."

Mahoeb

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #214 am: 20. April 2009, 23:08:29 »
 Kann man simple Spiele mit großen Spielergemeinden in Verbindung bringen?  

Es ist natürlich schwierig, alles über einen Kamm zu scheren, aber trotzdem ein paar Gedankengänge:
Babys spielen sehr früh schon mit bewegten, glänzenden und/oder bunten Objekten, wie z.B. Mobiles, indem diese berührt  und die Auswirkungen ("oh, es bewegt sich") beobachtet werden.  Später vielleicht auch mal so etwas wie das: "wo-bist-du-Spiel" indem sie sich die Augen zu halten o.ä.

Mit der Fähigkeit sich verbal mitzuteilen, kommen die ersten Regeln ins Spiel z.B. "Laufe vor mir weg. Wenn ich dich berühre, musst du mich fangen". Oder: "Ich bin der Vater, du bist die Mutter und du bist unser Kind" (bekanntes Spielprinzip, wenn auch zu dem Zeitpunkt noch ohne Papier, Stifte und Regelbücher)

In der menschlichen Entwicklung spielen wir komplexere Spiele desto älter wir werden. Es ist die Komplexität, die den erfahrenen Spieler weiterhin fordert und Neuzugänge reizt. Schach kann man recht schnell erklären, aber es ist eben schwer zu meistern. Noch einfachere Regeln hat das asiatische Brettspiel "Go" (Geheimtipp!), dabei ist es möglicherweise sogar noch abstrakter und vielschichtiger als Schach.

P&P unterscheidet sich als Spielprinzip von allen anderen Spielen stark. Deswegen erklärt es sich eben auch nicht so schnell. Die vielen Regeln ermöglichen eine hohe spielerische Handlungsfreiheit und schrecken potentielle Spieler dennoch stark ab. Wenn man den Regelapparat unsichtbar macht und den Aufwand Mitspieler zu finden verringert, kann man jedoch zu einem Spiel kommen, das eine breite Masse ansprechen und begeistern kann. Das sind im Wesentlichen MMORPG's wie WoW & Co. Insofern schließe ich mich der Meinung an, dass P&Pers das Potential haben, sehr populär zu werden. Vielleicht ist es nur noch nicht der richtige Zeitpunkt, zu dem sie es werden können?!

Ich schlussfolgere aus meinen nächtlichen, Gin-Tonic-duftenden, unsortierten Gedankengängen: Ein Spiel ohne viel regeltechnische Denkarbeit öffnet sich der breiten Masse. Aber um erfolgreich zu sein, muss es auch Neues und Überraschendes bieten können. Und das kann es beispielsweise durch ein vielseitiges Regelwerk. Denn das Regelwerk bietet die Grundlage z.B. dafür, mit neu auftauchenden Spielinhalten einheitlich umgehen zu können. Es ist also die Basis für Neues und Überraschendes.

Glaubt ihr, dass auch die Komplexität des Regelwerks bekannter und beliebter P&Pers eine Art Faszination aufbauen kann?

TheRaven

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #215 am: 20. April 2009, 23:54:33 »
Unter Brettspielfans gibt es eine uralte Weisheit, wobei alle in Zustimmung, ohne ein Wort zu sagen, mit dem Kopf nicken. Wenn du Freunde hast und die loswerden oder zumindest einige Wochen Ruhe haben willst, dann spiele ernsthaft und live "Diplomacy" mit ihnen. Ich kenne selber zwei Spielgruppen, die sich danach für eine Zeit getrennt haben und Spieletreffs wo Diplomacy schlicht verboten ist. Der Fokus liegt hier auf ernsthaft im Sinne von "ernsthaft gewinnen wollen".

@Mahoeb
Go ist wohl kaum ein Geheimtipp als meistgespieltes Spiel der Welt, oder? Dann schon eher chinesisches Schach oder Tichu wenn man bei klassischen Fernost-Spielen bleiben will. Und ja, ursprünglich waren die komplexen Regeln eines P&P ein riesiger Faktor für dessen Popularität und haargenau daraus ist ja auch das amerikanische Klischee des typischen Rollenspielers entstanden. Während sich die Football-Spieler auf dem Rasen duellieren, messen sich die Geeks anhand ihres Regelwissens und ihrer absurden Charaktere. Komplexität bringt Vielfältigkeit und Kombinatorik und daraus entsteht ein Wettbewerb um den "geilsten" Charakter. Das war bei früher genau so, doch mit dem zunehmenden Alter wächst da man teilweise raus auch wenn es immer noch Spass macht einen Charakter innerhalb der erlaubten Regeln zu erstellen, der dominiert.
« Letzte Änderung: 21. April 2009, 00:09:30 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Tzelzix

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #216 am: 21. April 2009, 11:24:08 »
Naja, es gibt ja auch genug Gegenspiele zu komplexen Rollenspielregelnwerken, von daher muss das nicht immer ein entscheidender Faktor sein. Vielleicht liegt auch einfach das Erzählspiel nicht jedermann. Es soll ja auch Leute geben, die es albern finden, sich Geschichten über Elfen, Zwerge und andere Absonderlichkeiten auszudenken. ;)
Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.

TheRaven

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #217 am: 21. April 2009, 12:48:49 »
Naja, es gibt ja auch genug Gegenspiele zu komplexen Rollenspielregelnwerken, von daher muss das nicht immer ein entscheidender Faktor sein.
Siehe auch das Wort "ursprünglich". Halbwegs erfolgreiche Indy-Rollenspiele und erst recht kooperative oder narrative Systeme gibt es erst seit wenigen Jahren.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Lhor

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #218 am: 21. April 2009, 13:38:06 »
Also ich hab auch ähnliche Erfahrungen wie die meisten hier gemacht.
Du fängst an RPG zu erklären und sie können es sich nicht im Geringsten vorstellen oder stellen sich was komplett anderes vor.
Ich habs dann irgendwann so gemacht, dass ich jedem ernsthaft Interessierten einfach ne 5 Minuten One-on-One-Session geleitet habe. Mit Serviette und Münzwurf zum Beispiel. Danach hats fast jeder kapiert.

Bezüglich Mainstream seh ich halt ein Problem, und zwar das "echte" Spiel.
Also Emotionen zeigen, die man in Moment gar nicht empfindet. Wie ein Barbar brüllen oder wie ein Adliger die Nase rümpfen, wateva.
Daran scheiterten die meisten, die ich kennen gelernt habe.
Sie haben sich geschämt oder fanden es albern, so die Richtung.

Und für die meisten ist dann ein Brettspiel halt die bessere Lösung.
Ein Rollenspiel ohne Schauspiel ist für mich eh nichts anderes als ein viel zu komplexes Brettspiel.
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Kylearan

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #219 am: 21. April 2009, 13:42:42 »
Ein Rollenspiel ohne Schauspiel ist für mich eh nichts anderes als ein viel zu komplexes Brettspiel.
Wobei das zugegebenermaßen eine hohe Einstiegshürde darstellt. Aber auch in der "Light"-Variante bekomme ich selbiges Problem: es ist extrem schwer zu vermitteln (ohne zu spielen), das meist die Handlungsoptionen nicht durch das Spiel bestimmt werden, sondern durch den Spieler. * Hier ist der Bruch mit dem klassischen Brett- oder Kartenspiel scheinbar derart groß, dass meine Erklärungsversuche nie fruchten.

* Gut, wir alle wissen, dass das nicht stimmt, aber ein Anfänger...

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

TheRaven

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #220 am: 21. April 2009, 14:19:43 »
Ich vergleiche das meistens mit der uralten Kunst der Lagerfeuergeschichte. Fast jeder hat als Kind von seinen Eltern Geschichten erzählt bekommen. Dann erklärt man dem Novizen einfach, er soll sich mal vorstellen, dass er als Kind der Held der Geschichte gewesen wäre und er selber hätte bestimmen können, was er machen will und der Vater hätte seine Geschichte dann so angepasst, dass die gewünschten Handlungen berücksichtigt werden. Im Prinzip ist das beim Rollenspiel dasselbe mit dem Unterschied, dass hier gewisse, für alle Teilnehmer gültige Spielregeln die Wahlmöglichkeiten einschränken und die Form und Art der Handlungen zu einem gewissen Grad vorgeben.

Mit dem Erklärungsansatz der "interaktiven Erzählung" hatte ich jedenfalls bisher noch nie Mühe. Also es gibt einen Meistererzähler, der die Geschichte erzählt und es gibt die Spieler, welche einzelne Charaktere in der Geschichte anhand klarer Regeln steuern. Natürlich wird vieles dann erst klar, wenn man es wirklich erlebt oder sieht aber als Basis halte ich diesen Ansatz für ausreichend.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Kylearan

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Re: (Alb-)Traum Mainstream-Pen&Paper?
« Antwort #221 am: 21. April 2009, 14:34:04 »
Was für mich erst einmal bedeutet, dass meine Fähigkeit, das Prinzip Rollenspiel zu erläutern, eher begrenzt ist.

Oft genug hat es aber gereicht, damit Leute zum Ausprobieren zu bekommen, und danach sind wieder einige beim Rollenspiel (na ja, (A)D&D) geblieben.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

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