Thema: Woher kommt Homophobie (Split vom YouTube-Thread)

[TheRaven]

Da der Split falsch gemacht wurde hier noch der Grund und Ursprung für die Diskussion:

Wie PZ Meyers sagt: aus dem Lande What the Fuck?

Erst kam die National Coalition of Marriage gegen die zivilisationszerstörende Homo-Ehe:
http://www.youtube.com/watch?v=Wp76ly2_NoI

Dazu hatte Stephen Colbert was zu sagen:
http://www.colbertnation.com/the-colbert-report-videos/224789/april-16-2009/the-colbert-coalition-s-anti-gay-marriage-ad

Jetzt kommt "Dare to Stand", die es schaffen, alle Gedankengänge zu zerstören, wenn sie von einem Gedenktag an die Opfer der Homo-Bewegung reden, die einem bigotten und rassistischen Amerika unterlagen – und das irgendwie schlecht ist.
http://www.youtube.com/watch?v=E9d38EoQ9pg

Ich verstehe das sowieso nicht. Woher kommt eigentlich diese starke Homophobia? Wo liegt das Problem mit homosexuellen Menschen? Wovor hat man da Angst? Ich hatte unlängst mal gelesen, dass Homophobia auf den Geschlechterrollen basiere. Nun ist es ja so, dass jeder Mensch immer mal wieder diesen Rollen untreu wird, weil es ja starre Idealisierungen sind und die Menschen, das eigene untypische Geschlechterverhalten als Tendenz zur Homosexualität sehen, da sie sich ja teilweise wie das andere Geschlecht verhalten. Und gegen diese Angst hilft wohl nur Überkompensation und der Kampf gegen die Homosexualität. Oder um es einfach zu erklären:

Heterosexueller, gläubiger Mann siehst sich Titanic an und weint am Ende des Filmes. Ganz klar weibisches Verhalten, also ist er kein echter Mann und könnte ja daher Homosexuell sein. Also ganz schnell Anti-Gay Plakate malen und gegen diese Sünder protestieren gehen um sich selber zu beweisen, das man keiner von denen sein kann.

Ich finde diese Erklärung zwar schlüssig aber sehr konstruiert und weit hergeholt. Welche bessere Erklärung gibt es für Homophobia? Wieso und vor allem vor was genau hat man Angst?

[Arldwulf]

Sowas steigert sich, und hat viel mit dem Widerstand zu tun den man abbekommt. (Themenübergreifend).

Es ist also eher ein Mittel zur Abgrenzung von anderen die tolerantere Meinungen vertreten. Zumindest bei den Typen die ich gesehen habe welche solche Positionen vertraten.

[Windjammer]

Heterosexueller, gläubiger Mann siehst sich Titanic an und weint am Ende des Filmes. Ganz klar weibisches Verhalten, also ist er kein echter Mann und könnte ja daher Homosexuell sein. Also ganz schnell Anti-Gay Plakate malen und gegen diese Sünder protestieren gehen um sich selber zu beweisen, das man keiner von denen sein kann.

Ich hab da auch keine wirklich schlüssigen Theorien parat (und Deine finde ich eher amüsant als schlüssig), würde aber folgendes anbieten:

1. Von kirchlicher Seite: die betreiben Homophobie aus der gleichen Ecke wie ihre Anti-Abtreibungs-Kampagne. Wenn das Leben so heilig ist, wieso tritt die Kirche dann nicht vehementer in der Antikriegsdebatte auf, oder warum hat sie sich in Zeiten des kalten Krieges nie mit diesem Eifer gegen Atomwaffen gestellt? Ganz einfach: man sucht sich ideologische Gegner mit einer vergleichsweise kleinen, relativ schwachen Lobby. Die Homos haben zwar eine an manchen Tagen laute Lobby (Love Parade), aber mächtig ist die sicher nicht.

2. Die eigentliche Angst, die ich in solchen Gesichtern bei Männern ablese, wird von denen immer auf ihre Kinder (also Jungs) projiziert. Dazu gab es eine wirklich tolle Simpsons-Folge. Als Marge mit einem schwulen Mann Freundschaft schließt, hat Homer nicht so sehr um sich als um Bart Angst. http://en.wikipedia.org/wiki/Homer's_Phobia - Auch Harry Enfield stellt ein ähnliches (weiter fortgeschrittenes) Szenario sehr gekonnt dar.

PS. Simpsons ansehen: http://www.wtso.net/movie/370-815

[TheRaven]

1. Von kirchlicher Seite: die betreiben Homophobie aus der gleichen Ecke wie ihre Anti-Abtreibungs-Kampagne.

Also das muss du genauer erklären. Was hat ProLife mit Homosexualität zu tun?

2. Die eigentliche Angst, die ich in solchen Gesichtern bei Männern ablese, wird von denen immer auf ihre Kinder (also Jungs) projiziert.

Ja, das kann Sinn machen aber es gibt genug Leute, die keine Jungs oder überhaupt keine Kinder haben und was ist dann bei denen die Erklärung? Und überhaupt, inwiefern wäre das ein Problem, wenn das Kind homosexuell ist oder werden würde?

[Windjammer]

1. Von kirchlicher Seite: die betreiben Homophobie aus der gleichen Ecke wie ihre Anti-Abtreibungs-Kampagne.

Also das muss du genauer erklären. Was hat ProLife mit Homosexualität zu tun?

Thematisch gar nichts. Es geht nur um die Auswahl an Zielgruppen, die sich die Kirche zum ideologischen Feindbild erklärt. Diese Auswahl ist nur sekundär an Inhalten orientiert (sicher, irgendwo sollte die Zielgruppe anti-katholische Inhalte vertreten, aber davon gibt es ne Menge). Primär geht es darum, jemanden an den Pranger zu stellen, der sich politisch nicht wehren kann. Was passiert, wenn das schiefgeht - also, wenn sich die Kirche mal mit einer Lobby anlegt, die nicht ihre Kragenweite ist - hat man ja bei der Causa Williamson gesehen. Sehr, sehr peinlich, als Institution mit Allerweltsansprüche einen politischen Rückzieher machen zu müssen. Soweit wird sie die Gay- oder Abtreibungs-Lobby nie bringen, und das ist meiner Meinung nach Kalkül.

[TheRaven]

Ja das ist schon klar und Analysten aus den USA wissen ja seit langem, dass die religiösen Menschen in den USA eine grosse Gruppe mit politischem Gewicht sind und die kann man nur mit ProLife und Homosexualität einen, da sonst so ziemlich alle anderen Ansichten von Sekte zu Sekte unterschiedlich sind. Trotzdem wird ja hier eine bestehende Angst ausgebeutet und mich interessiert woher diese kommt bzw. wieso diese ist. Die politisch Rechte baut auf die bestehenden Ängste auf und schürt diese aber sie waren schon vorher da.

[Mersharr]

Das kommt teilweise daher, dass einige Leute unsicher über ihre eigene Sexualität sind und eine angst vor Homosexuellen entwickeln aus Neid, Scham, oder weil sie glauben, sie könnten sich anstecken ( http://www.youtube.com/watch?v=1ZuK_wYrqp8 ). Solche Leute wollen typischerweise keinen Schwulen auf 5 Fuß an sich ran lassen, geschweigeden einen Berühren (incl. Händeschütteln etc.). Leute, die sich der eigenen Sexualität sicher sind, haben meist mit Homosexuellen nicht mehr Probleme als mit für sie nicht attraktiven Heterosexuellelen des anderen Geschlechts.
Bei kleinen Dingen fängt das ja schon an: "Ich hab ja nix gegen Homosexuelle, solange sie mich nicht anfassen" ist auch schon eine Form von Homophobie.
Fragt euch mal selbst: würdet ihr als Heterosexuelle wissentlich mit einem/einer befreundeten Homosexuellen (gah, ich hasse dieses Wort) eures Geschlechts in die Sauna oder an nen FKK-Strand gehen?

Wir kommen vom Thema ab ;p

Die verbotene Heinz Webung aus England
http://www.youtube.com/watch?v=kAKYpUo18wU

[TheRaven]

Das kommt teilweise daher, dass einige Leute unsicher über ihre eigene Sexualität sind und eine angst vor Homosexuellen entwickeln aus Neid, Scham, oder weil sie glauben, sie könnten sich anstecken

Ja ich weiss, genau das habe ich ja vorher geschrieben. Das halte ich aber für eine unzureichende Erklärung.

Bei kleinen Dingen fängt das ja schon an: "Ich hab ja nix gegen Homosexuelle, solange sie mich nicht anfassen" ist auch schon eine Form von Homophobie.

Das fällt für dich in die Kategorie der "kleinen Dinge"? Hallo?

würdet ihr als Heterosexuelle wissentlich mit einem/einer befreundeten Homosexuellen (gah, ich hasse dieses Wort) eures Geschlechts in die Sauna oder an nen FKK-Strand gehen?

Dummes Beispiel und auch am Thema vorbei. Die Frage müsste lauten, "würdet ihr mit jemandem desselben Geschlechts, der homosexuell ist, einen Ort besuchen wo man normalerweise nackt ist". Die Antwort hier ist klar. Ja, denn was sollte dagegen sprechen?

[DU#1229]

split?

[Mersharr]

Bei kleinen Dingen fängt das ja schon an: "Ich hab ja nix gegen Homosexuelle, solange sie mich nicht anfassen" ist auch schon eine Form von Homophobie.

Das fällt für dich in die Kategorie der "kleinen Dinge"? Hallo?

Beziehst du das auf die Verweigerung oder die Geste?

Die Frage müsste lauten, "würdet ihr mit jemandem desselben Geschlechts, der homosexuell ist, einen Ort besuchen wo man normalerweise nackt ist".

gut, das ist besser formuliert
Es spricht eben objektiv nichts dagegen, trotzdem gruselt es ein großteil der Heterosexuellen bei dem Gedanken.

[DU#1229]

Könnte ein Mod das Thema vielleicht kurz splitten? Würde mich ganz gern beteiligen, nur diesen Thread nicht unbedingt weiter füllen!

[Tex]

So, ich habe dann gesplittet. Ich hoffe der gewählte Titel passt.

[Windjammer]

So, ich habe dann gesplittet. Ich hoffe der gewählte Titel passt.

Ja, nur dass 
http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,10620.msg375136.html#msg375136

an den Thread-Anfang gehört hätte. Auf den hat TheRaven nämlich mit ihrem Posting reagiert.

[Arldwulf]

Es spricht eben objektiv nichts dagegen, trotzdem gruselt es ein großteil der Heterosexuellen bei dem Gedanken.

Mhh, echt? Hab die Erfahrung bisher so nicht gemacht.

[Deus Figendi]

Ich habe auch keine Antworten, aber vielleicht Gedanken auf dem Weg dort hin.
Ich meine beobachtet zu haben (Studien kenne ich keine, hab aber auch nicht gesucht), dass Homophobie bei Männdern häufiger ist als bei Frauen, dass Homophobie gegenüber Schwulen höher ist als gegenüber Lesben. Und (das ist vielleicht auch schon eine Teilerklärung dafür) dass Homosexualtität bei Männern häufiger oder zumindest älter ist als bei Frauen. Hier nehme ich mal den stärkeren Sexualtrieb (den ich einfach mal unterstelle) als Grund an.
Aber wie gesagt, vielleicht kann die Annahme, dass Homophobie wie auch Homosexualität bei Männern häufiger zu sein scheint auf dem Weg zur Lösung helfen. Vielleicht ist es wirklich die Angst vor "Ansteckung", denn wenn man mit Homosexuellen sozial verkehrt muss man ja befürchten dass sie einen bekehren Warum das wiederum ein Problem ist dürfte klar sein: Fortpflanzungstrieb.

Die Homos haben zwar eine an manchen Tagen laute Lobby (Love Parade)

Nur weil die LoveParade jetzt "hier im Westen" ist ist sie noch nicht der CSD, ich betone das deshalb, weil ich den CSD aufgrund seiner Message schon besucht habe, ich war demonstrieren (obwohl die Musik meistens dohv ist) die LoveParade ist seit geraumer Zeit keine Demonstration mehr sondern eine Party. Und wenn dann haben dort eher die Heten eine Lobby habe ich das Gefühl.