Thema: Woher kommt Homophobie (Split vom YouTube-Thread)

[Berandor]

Lord Magico: Oh je.

weibliche Homosexualität wird nicht mehr "toleriert", sondern da wird nur davon ausgegangen, dass die noch nicht den richtigen Kerl haben, und zur Not kann man die trotzdem schwängern. Das ist der Unterschied. Und sexuelle Vorlieben auf der Skala homosexuell – heterosexuell sind ohnehin fließend, bei Männern und Frauen, und nur sehr wenige (beider Geschlechter) sind rein das eine oder andere.

[masse]

Ich denke der Lord spricht einen wichtigen Punkt an.
Männer wollen männlich sein und Schwule sind in ihren Augen unmännlich. (passiv, weiblich, ...)
Lesben sind immernoch weiblich und verhalten sich auch so, weshalb es da kein Problem ist.

Edit: (Berandors Post gelesen)
Ich habe das Gefühl das Frauen trotzdem mehr tolleriert werden.

Männer (hetero oder auch weniger hetero) würden es nie mit einem Mann machen. (Wegen Unmännlichkeit, ...)
Frauen sind da offener und haben weniger Probleme mit. Und Männer haben mit Lesben auch weniger Probleme

[Berandor]

Na ja, aber sind das Prägungen unserer Gesellschaft? Weil heute Männer eben küssende Frauen aus Pornos kennen, dürfen Frauen sich küssen – solange sie gut aussehen. In der Antike hatten die Männer jetzt nicht so das Problem, nicht mit Männern rummachen zu wollen. Und im Gefängnis darf man das auch, und dann gibt es diese "on the lowdown"-Sache, wo Männer insgeheim mit Männern rummachen, aber sich selbst auch immer nocn für rein hetero halten...

Hingegen wird von Frauen implizit einfach angenommen, dass sie eben kein Problem damit haben, auch mit Frauen Sex zu haben – und darum sind umgekehrt Lesben auch keine wirklichen Lesben, sondern nur Frauen, die halt gerade mal mit Frauen schlafen, was viel eher okay ist.

[Arldwulf]

@Barandor: Zumindest gab es das von Lord Magico angesprochene auch in der Antike schon - der der sich bückt war auch dort verpönt. (und ist es auch heute im Gefängniss wohl wenn man schlechten Filmen glauben darf ^^)

[Froirizzin]

Irgendwas wird sich die Evolution schon gedacht haben, immerhin ist Homosexualität keine Erscheinung, die es erst seit den 80er gibt...

Die Thesen gehen dahin, dass es innerhalb der Sippen (Menschen sind erst seit dem 18. Jh. in Kleinfamilien organisiert) eine Stärkung darstellte, wenn wenige homosexuelle Personen dabei waren, da diese sich um wichtige Aufgaben jenseits des Nachwuchses kümmern konnten, sowie bei Rangfolgenfragen eine neutrale, schlichtende Position einnehmen bzw. um den "fremden" Nachwuchs innerhalb der Gruppe sorgen.*

Ob das aber überhaupt Sinn macht, sich Gedanken zu machen, weiß ich nicht. Sex ist schließlich vor allem Genuss, ob gebückt oder ausgestreckt, und Fortpflanzung geht heutzutage im Reagenzglas.

* Siehe dazu den Absatz in der WP

[Lord Magico]

Diese These ist mehr als umstritten... weil sich nach dieser Theorie "Homo-Gene" sich meist nicht vererben würden. Somit würden diese "genetischen" Vorlieben sich nicht durchsetzen.
Ich könnte mir vorstellen, dass es einfach ne Störung irgendwo ist, dass der Betroffene auf andere Sexualreize reagiert als eigentlich vorgesehen. Ob man das nun Krankheit oder Neigung nennen kann sei dahin gestellt. Krankheit würde ichs nicht nennen...denn es geht dem Betroffenen ja nicht schlecht...
Aber psychische oder neurale Störung könnte das sein.
Aber ich weiß es nicht... wie gesagt es ist mir auch echt ziemlich egal. ^^

[Deus Figendi]

In welcher Kombination sind transsexuelle Menschen homosexuell? Verstehst du den Wink?

Durchaus, aus diesem Grund bin ich etwas um Beispiele und derartige Formulierungen etwas herumgeschippert. Anstatt zu schreiben "unter Transsexuellen gibt es sowohl Homo- wie auch Heterosexuelle" schrieb ich "(...)die sich zum einen oder zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen wie auch zu beiden." Eben weil hier eine klare Definition eher schwer fällt, da man ja bestimmen (festlegen oder feststellen, such's dir aus) müsste welches das Geschlecht ist von dem aus man die sexuelle Neigung definiert.
Naja aber was erzähl ich das? Dürfte ja klar sein ^^

[TheRaven]

Auch wird weibliche Homosexualität eher toleriert als männliche.

Nein, die effektive Homosexualität wird nicht eher toleriert, sondern die Erotik, die von zwei gutaussehenden Frauen ausgeht, die sich betatschen. Wenn zwei Durchschnittsfrauen einander heiraten oder ein Kind adoptieren wollen, dann haben sie genau dieselben Probleme.

Ich denke Frauen nimmt man solche Verirrungen im Allgemeinen weniger übel.

Ach so, "Verirrungen". Ich verstehe.

Männer identifizieren sich mit den Schwulen...und finden den passiven Part demütigend und herabsetzend...weil er verweiblicht.

Ja, durchaus.

[Arldwulf]

*schmunzelt* Wobei die Erotik die von zwei gutaussehenden Kerlen ausgeht die sich betatschen imho etwas weniger toleriert wird.

  Vollkommen zu unrecht! 

[Lord Magico]

Nein...also ich weiß nicht wie's euch geht... aber wenn meine Freundin mich betrügen würde, wär es für mich akzeptabler wenn es wenigstens ne Frau wär mit der sie mich betrogen hat. ^^
Glück im Unglück quasi ^^

[Ungold]

Als spekulative These:

Ausgehend von der Behauptung, dass Sexualität mit Dominanz so in Verbindung gebracht werden kann, dass der dominante Part den anderen f***t. Dies auf eine rein instinktive Ebene bezogen. Dann kann es doch sein, dass ich als Mann von einem homosexuellen Mann bedroht fühle, da ich instinktiv vermute, dass er mich auch auf einer sexuellen Ebene 'unterwerfen' will. Ich füge mich zwar in andere hierarchische Verhältnisse ein, mache mit einer instinktiven Aggressivität klar, das ich mich nicht der vermuteten Attacke zur Unterwerfung  fügen werde. Also versuche ich im Prinzip durch aggressives Verhalten gegenüber Homosexuellen mein Territorium gegenüber ihnen abzustecken.

Als Unterstützung für diese These, kann man auf Beobachtungen im Tierreich verweisen (wobei ich mich dort nicht wirklich auskenne) sowie auf die Benutzung von systematischen Vergewaltigungen (Frauen und Männer) in Kriegen, um die Angegriffenen zu Demütigen und so zu unterwerfen.
Dieses Instinktive Verhalten kann auch kulturell verstärkt und tradiert werden. Dies würde auch mein Vorurteil, dass Homophobie vor stärker in patriarchalischen Traditionen vorkommt.

[Lord Magico]

Ja Ungold, da ist was dran... das kann ich durchaus nachvollziehen.

[Argelion]

Nein, die effektive Homosexualität wird nicht eher toleriert, sondern die Erotik, die von zwei gutaussehenden Frauen ausgeht, die sich betatschen. Wenn zwei Durchschnittsfrauen einander heiraten oder ein Kind adoptieren wollen, dann haben sie genau dieselben Probleme.

Absolut. Bin sowieso der Auffassung, dass nur gutaussehende Menschen heiraten und Kinder adoptieren duerfen sollten. Gleich- oder verschiedengeschlechtlich ist egal.

Aber mal Spass beiseite. Da liegt schon ein Fuenkchen Wahrheit drin. Und zwar in beide Richtungen. Denn das Tolerieren der Erotik fuehrt IMO -bewusst oder unbewusst- auch dazu, diese Form der Homosexualitaet etwas mehr zu tolerieren. Zugegeben, nicht deckungsgleich, aber die Richtung wuerde ich schon so sehen.

[Argelion]

Ich füge mich zwar in andere hierarchische Verhältnisse ein, mache mit einer instinktiven Aggressivität klar, das ich mich nicht der vermuteten Attacke zur Unterwerfung  fügen werde. Also versuche ich im Prinzip durch aggressives Verhalten gegenüber Homosexuellen mein Territorium gegenüber ihnen abzustecken.

ME eher aus der Furcht und Panik heraus, von den peers in diese "minderwertige" Schublade gesteckt zu werden und dies daher klar und deutlich durch "maskulines Brusttrommeln" moeglichst weit von sich zu weisen.

[Ungold]

Diese Sicht halte ich insofern für unvollständig, da sie Voraussetzt, dass Homophobie bereits in der Gesellschaft verankert ist. Ich gehe davon aus, dass es Mechanismen gibt, welche einerseits eine Abneigung verstärken und unter Anderem dadurch funktionieren, dass man eine homophobische Haltung öffentlich zur Schau stellt, egal wie stark man die Verinnerlicht hat.
Aber ich habe das Gefühl, dass solche Mechanismen nicht das gesamte Ausmass an Homophobie erklären können. Weiterhin benötigen sie auch einen Kern von Homophobie, der Verstärkt wird.
Wenn Homophobie bereits existiert, verstärkt sie sich, bzw. erhält sich als Tendenz in der Gesellschaft. Doch woher entstammt sie?