Wie im anderem Thread schon beschrieben halte ich das 4E Multiclassing, wie auch schon das gesamte Klassenkonzept der 4E für gegenüber der 3.5 verändert in seiner Zielsetzung.
In 3.5 existierte Multiclassing und existierten Prestigeklassen unter anderem zur Individualisierung, zur Unterscheidung von anderen Charakteren. Hier lag stets ein grosses Flairpotential, die Regelkonstruktionen der Prestigeklassen konnten (und viele taten dies auch) Hintergründe vermitteln.
Genau dieser Aspekt ist jedoch nun weitaus breiter gestreut worden in der vierten Edition. Individualisierung geschieht an mehreren verschiedenen Stellen, und zumeist am Konzept der Powers/Kräfte ansetzend. So kann jeder aus seiner Klasse verschiedene Kräfte wählen und gibt es die Möglichkeit über bestimmte Rassen oder Klassenhintergründe und dazu passende Talente neue Kräfte zu erhalten.
Auch das 4E Multiclassing geht diesen Weg, und stellt nicht die Wahl einer kompletten neuen Klasse, sondern die Wahl verschiedener Einzelfähigkeiten dieser Klasse dar. Die Folgerung daraus ist für mich letztlich:
Ein echtes Multiclassing wie es die 3.5 betreibt gibt es in der 4E nicht. Prinzipiell halte ich nicht einmal mehr den Begriff für richtig da in der vierten Edition der abgedeckte Themenbereich sehr stark erweitert wurde. Multiclassing kann auch das Vorhandensein einer Zaubernarbe/Spellscar sein. Oder ein besonderer Kampfstil.
Gleichzeitig lässt die 4E aber auch den Austausch von Powers ohne Multiclassingtalente zu. Womit wiederum möglich wäre Dinge die bisher über Prestigeklassen geregelt wurden in ein 4E Konzept zu übertragen ohne Multiclassingbeschränkungen übernehmen zu müssen.
Ariadnes Beispiel aus dem anderem Thread (von einem Charakter der verschiedene legendäre/paragon Pfade, zum Beispiel einen speziellen Elfenweg und den Weg eines Glaubensordens einschlagen will) ist eigentlich sehr aufschlussreich, weil es zeigt wie sich die Konzepte hier verschoben haben.
Tatsächlich würde man dies in 3.5 mittels Prestigeklassen durchführen. In der vierten Edition wäre nicht einmal wirklich klar ob Paragonpfade für eine der beiden Dinge die richtige Lösung wären, und sehr viele andere Methoden denkbar.
So könnte der Elfenweg auch etwas sein das bestehende Kräfte modifiziert (die spezielle Elfenbogenschützentechnik, oder z.B. die Möglichkeit schneller oder vorab Rituale zu zaubern) genauso wie der Weg des Glaubensordens sich an den bestehenden Glaubenstalenten orientieren könnte und spezielle darauf abgestimmte Fähigkeiten einbringen.
Das Konzept der 4E ist dabei letztlich immer nur einzelne Fähigkeiten zu modifizieren, und hinzuzufügen, und ein Konzept um andere Klassen komplett zu übernehmen existiert nicht. Gegenüber der 3.5 ist das eine grosse Änderung, denn dort sind zusätzliche Klassen letztlich weitgehend abgeschlossene Module. Die Folge davon ist die genannte extreme Flexibilität und die Möglichkeit Charaktere nach dem Baukastenprinzip mit Klassen und Prestigeklassenstufen zu versehen.
Die Folge ist aus meiner Sicht aber auch, dass Individualisierung häufig nur über dieses Baukastenprinzip geschieht. Charaktere gleicher Klassen ähneln sich sehr stark, was durch eine andere Balancingphilosophie noch verstärkt wird. Zudem hat das ganze Schwierigkeiten die einzelnen Klassenstufen zu verbinden - der abgeschlossene Charakter lässt sich nur über Prestigeklassen überwinden die dann Fähigkeiten verschiedener Hauptklassen zu gleichen Teilen mitsteigern.
Auch dies führt letztlich wieder zu Einschränkungen die sich aus dem Grundkonzept ergeben: Multiclassing funktioniert nur wenn sich die einzelnen Klötzchen aus dem Baukasten ergänzen - von vornherein zusammenpassen. Ein Magier/Hexenmeister beispielsweise ohne eine passende, beides verbindende Prestigeklasse klingt rein vom Hintergrund interessant zu spielen. Ist allerdings regeltechnisch kaum als "funktionierend" zu bezeichnen. Das was die Prestigeklasse dort tut: Beide Klassen in einem bestimmtem Rahmen mitsteigern, ohne sämtliche Fähigkeiten zu verleihen die die Klasse bietet ist eigentlich schon recht nah am 4E Konzept.