Autor Thema: Charakter(identitäts)bogen  (Gelesen 2726 mal)

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Balrog_Master

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Charakter(identitäts)bogen
« am: 26. Mai 2009, 19:57:46 »
Zitat
Your character is more than just a race, class and level stapled together ...

So schreibt zumindest das Player's Handbook II. Wer kennt sie nicht die Charaktere die sich durch Werte und Zahlen ausdrücken aber sonst so ziemlich farblos bleiben. Habe mir heute zwischen zwei Vorstandsmeetings überlegt, wie man dem Abhilfe schaffen und als Dungeon Master seine Spieler unterstützen kann in Zukunft keine blassen Charaktere mehr zu erschaffen.

Es gibt ja zahlreiche Anregungen (z.B. PHB II, UA) wo derlei Dinge angesprochen werden. Was ich mir aber vorstelle, ist ein Zusatzblatt zum herkömmlichen Charakterbogen auf dem der Spieler die Eigenschaften, Werte, Einstellungen seines Charakters festhalten kann.

Die Frage die sich mir stellt, ist die, welche Dinge man nun auf so ein Sheet draufpacken kann? Was sollte standardisiert sein, was völlig frei bleiben? Gibt es noch andere Quellen (Bücher, Internet) außer die von mir genannten, wo dieses Thema angesprochen wird?
Ich war böse. Eine Succubus soll mich bestrafen!

Tzelzix

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #1 am: 26. Mai 2009, 20:05:38 »
Nicht auf D&D direkt bezogen, aber es gibt sicher eine Tonne Veröffentlichungen, die gute Ratschläge für das Ausmalen von Charakteren parat haben. Ich persönlich finde die Idee von Dread (einem Horrorspiel, das Jenga als "Zufall" benutzt) ziemlich nett, wenn auch in diesem Fall vielleicht nicht 100% passend. Dort werden Charaktere ausschließlich über einen Fragebogen definiert, der für jeden Spieler unterschiedlich ist. Die Antworten werden in dem Fall dazu benutzt, um die Befähigungen der Charakter zu klären, Ängste ins Spiel einzubinden und die Charaktere im Szenario zu verankern. Gerade für Spieler, die sonst eher zu den Schreibfaulen gehören, könnte ich mir gut vorstellen, dass einige gezielte Fragen helfen mögen, dem eigenen Charakter etwas Leben einzuhauchen.

Ansonsten gilt natürlich auch hier wieder, dass so etwas wie Beliefs ala BW mit Sicherheit dazu führen können, dass Spieler ihre Charaktere mehr fokussieren, da 3 Grundsätze des eigenen Handels, der eigenen Weltanschauung festzulegen sind.

Andere Spiele, die ich kenne, benutzen auch gezielte Fragen (wie z.B. was hast du direkt vor Beginn des Spiels gemacht?), um den Charakteren Leben einzuhauchen und für den SL ein wenig Material zu schaffen, mit dem man arbeiten kann. Das geht dann zwar häufig mehr in die Richtung, dass das ganze Spiel auf diese Motivationen bezogen wird, aber warum soll das nicht auch helfen, ein wenig mehr Leben in den Zahlenwust zu hauchen?

Eine separate A4 Seite sollte für so etwas vollkommen ausreichen und sowohl Spieler als auch Spielleiter ein wenig Futter geben,  das dann während der Sitzungen genutzt werden kann, um eben nicht alles nach Schema F ablaufen zu lassen.
Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.

TheRaven

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #2 am: 26. Mai 2009, 20:06:10 »
Andere Rollenspiele sind eine gute Quelle für derartige Ideen. Auch wenn es mittlerweile wohl kein Schwein mehr höhen kann, BITS kann auch ohne Regeln sinnvoll sein. Ich würde das aber an Schicksalspunkte (oder wie die auch immer auf Deutsch heissen) knüpfen.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Drudenfusz

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #3 am: 27. Mai 2009, 07:21:02 »
Es soll spieler geben die ihren Charakter erst in einer Kampagne entwickeln...

20 Frage oder ausführliche Hintergrundgeschichten machen Charaktere nicht unbedingt lebendiger. Für mich (besonders als Spielleiter) ist es von interesse was der Spieler eigentlich mit dem Charakter will (also völlig auf der Meta-Ebene) um ihn dann gut einbauen zu können (weil man dann direkt dinge machen kann die den Spieler interessieren, was er gerne mit seinem Charakter machen würde).

Tzelzix

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #4 am: 27. Mai 2009, 09:58:57 »
Es soll spieler geben die ihren Charakter erst in einer Kampagne entwickeln...

20 Frage oder ausführliche Hintergrundgeschichten machen Charaktere nicht unbedingt lebendiger. Für mich (besonders als Spielleiter) ist es von interesse was der Spieler eigentlich mit dem Charakter will (also völlig auf der Meta-Ebene) um ihn dann gut einbauen zu können (weil man dann direkt dinge machen kann die den Spieler interessieren, was er gerne mit seinem Charakter machen würde).

Wobei man sich dann immer die Frage stellen muss: Warum einen Charakter spielen? Die genannten "Fragebögen" sind ja durchaus nicht auf Hintergrundinformationen beschränkt, sonder sollten im Idealfall eben beides abklappern können. a) Was will der Spieler mit dem Charakter anfangen, b) Was hat er sich dazu so ungefähr überlegt und c) Woher kommt der Char so ungefähr und was macht ihn aus.

Es ist natürlich immer eine Frage des Modus, nach dem man spielt, aber gemeinhin gewinnen alle davon, wenn jeder eine klare Vorstellung davon hat, was er mit dem Charakter überhaupt machen will. Da helfen keine ellenlangen Hintergrundgeschichte, einige Stichpunkte sind ja meistens schon genug, um sich selbst ein wenig klarer zu werden, warum man sich denn jetzt einen Krieger x / Mager y/ Dieb z zusammengebastelt hat.
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DU#1229

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #5 am: 27. Mai 2009, 11:05:02 »
Und nur weil ich einen Bogen habe, wie der Charakter bisher war, heißt das noch lange nicht, dass er sich nicht weiterentwickeln könnte.

Taysal

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #6 am: 27. Mai 2009, 11:39:52 »
Und nur weil ich einen Bogen habe, wie der Charakter bisher war, heißt das noch lange nicht, dass er sich nicht weiterentwickeln könnte.

Stimme ich zu. Und darum geht es ja auch gerade im Spiel, dass sich der Charakter weiterentwickelt. Vor allem in Spielen wie D&D. Da gehört es zum System.

Wo komme ich her, wo bin ich, wo will ich hin, was bin ich, was werde ich ... Das halte ich alles für wichtige Punkte, die man schriftlich oder in einem kurzen Gespräch für den Charakter festlegen kann. Was dann im Spiel geschieht, ist eine andere Sache. Wobei das auch nur für Spieler und Spielleiter spannend ist, die in Charakteren mehr sehen als eine Ansammlung von Werten. :)

Balrog_Master

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #7 am: 27. Mai 2009, 19:51:06 »
Ich möchte jetzt keine Diskussion eröffnen was jeder unter Rollenspiel versteht, aber ich nehme den Begriff "Rollenspiel" wortwörtlich, nämlich das Spielen einer bestimmten Rolle. Bei Larps funktioniert das einwandfrei. Die Spieler spielen ihre Charaktere und es kommt nicht selten vor, dass die gespielten Charakterzüge vollkommen anders sind als die des Spielers. Mir ist klar, dass dies am Tisch nur in begrenzten Maßen machbar ist, aber sicher nicht unmöglich.

Meine Spieler beschäftigen sich eigentlich sehr intensiv mit ihren Charakteren aber leider nur damit was sich in Zahlen ausdrücken lässt. Die Hintergrundgeschichten sind allesamt tadellos und beschreiben schön die Vorgeschichte der Charaktere. Aber was fehlt sind Aufzeichnungen der Charakterrolle.

Für mich als DM ist es unheimlich befriedigend wenn Spieler ihre Rolle authentisch spielen und der Stil sich mit jedem Charakterwechsel auch ein wenig ändert. Leider kommt das nicht allzu oft vor. Spieler spielen ihre Charaktere nach Schema F, egal ob Kämpfer, Magier oder Schurke. Und genau da möchte ich ansetzen, nämlich den Spielern ihre eigenen Charaktere näher bringen und zwar dadurch, dass nicht nur ihre Werte festgehalten werden, sondern auch ihre Charakterzüge.

Und diese sind klarerweise nicht in Stein gemeißelt. Genauso wie sich die Werte des Charakters ändern, können sich auch die Persönlichkeit/Ein- u. Wertvorstellungen (in gewissen Maßen) ändern.
Ich war böse. Eine Succubus soll mich bestrafen!

Drudenfusz

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #8 am: 28. Mai 2009, 05:18:56 »
Was meiner Meinung nach noch sehr hilft ist die Dinge nicht nur aufzuschreiben sondern mit der ganzen Gruppe über den Charakter (Motivationen und Persönlichkeit) zu sprechen. Warum dies? Nun, wenn der Spieler dann irgendwelche Dinge in der Kampagne tut können meist die Mitspieler besser nachfolziehen warum er das jetzt tut (ohne vorwissen kommt es manchmal dazu das Leute die mitspieler für schlechte Rollenspieler halten, was aber meist nur daran liegt das man nicht versteht warum der Charakter so handelt).

Taysal

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Charakter(identitäts)bogen
« Antwort #9 am: 28. Mai 2009, 07:22:58 »
Was meiner Meinung nach noch sehr hilft ist die Dinge nicht nur aufzuschreiben sondern mit der ganzen Gruppe über den Charakter (Motivationen und Persönlichkeit) zu sprechen. Warum dies? Nun, wenn der Spieler dann irgendwelche Dinge in der Kampagne tut können meist die Mitspieler besser nachfolziehen warum er das jetzt tut (ohne vorwissen kommt es manchmal dazu das Leute die mitspieler für schlechte Rollenspieler halten, was aber meist nur daran liegt das man nicht versteht warum der Charakter so handelt).

Dem stimme ich zu. Selbst bei D&D spiele ich zu Kampagnenstart meistens noch die wichtigsten Ereignisse kurz vorher mit der Gruppe aus, bevor wir ins Spiel einsteigen. Auf den Geschmack bin ich bei der WoD gekommen und wollte danach immer mehr, als nur ein paar Worte auf dem Charakterbogen.

Was ich auch gerne mache, ist es im späteren Spiel "Flashbacks" einzubauen, in denen ein Spieler eine gegenwärtige Motivation oder Reaktion durch ein Ereignis in der Vergangenheit erklären kann, was auch sehr stimmig ist. Man darf es halt nicht übertreiben.