Zumal Lächerlichkeit oder Unterhaltungswert sehr subjektiv sind. Für einen Außenstehenden (wie mich) erscheint ein Fußballspiel z.B. auch öde und langweilig, der umgebende Fankult unverständlich. Ein uninteressierter Zuschauer findet vielleicht postmodernes Theater völlig absurd und beknackt, und wieder ein anderer Mensch lacht sich vielleicht über Oberklasse- oder Sportwagen schief, weil es Idioten gibt, die sich als Egoprothese eine im Alltag derart nutzlose Karre für viel zu viel Geld und Unterhalt anschaffen.
Dazu kommt dann noch, daß auf Youtube&Konsorten bspw. auch kaum repräsentative Videoclips von P&P-Runden existieren, und wenn dem so wäre, würde mir vermutlich die Mehrheit darin zustimmen, daß solche Clips nicht wirklich vermitteln können, was für den Teilnehmer am P&P jetzt gerade so fesselnd ist.
Ansonsten wurde der springende Punkt schon genannt: Wer in der Lage ist, mit Würfeln, Papier und Bleistift in eine andere Welt einzutauchen, dessen abwertende Belustigung über Leute, die dies aus Sicherheitsgründen mit Gummischwertern tun halte ich für unreflektierte Selbstverkennung. Da beides ein Spiel ist, das mittels Requisiten und Hilfen zum Geschichten-Spielen anregt, sehe ich auch die Notwendigkeit nicht, hier selbstmörderisch zu versuchen,
Fantasy vom Spielzeugschwert zu befreien.
Die Requisite dient als Veranschaulichungshilfe zum Rollenspiel. Wie Miniaturen und Grid, Würfel und Charakterbogen. Ich verlange bei D&D ja auch nicht vom Spielleiter, daß er sich umbringt, ehe er einen Lich spielt, oder daß er gefälligst seine Frau alle weiblichen NSCs sprechen läßt, weil meine Fantasie sonst darunter leidet. Ähnlich abstrus und konstruiert ist das unter Nicht-Larpern allgegenwärtige Softball-/Gummischwerterproblem auch.
Von einem komplett rollenspielfremden Menschen kaufe ich das dann noch, aber doch bitte nicht von jemandem, der hier beständig signalisiert, doch einen gewissen Grundstock an Vorstellungsgabe zu besitzen, und da meine ich jetzt nicht nur, wenn auch zuvorderst, die Räbin.
Ich sehe Dinge sonst oft anders als Xiam, aber in diesem Thread stimme ich ihm bisher zu. Zechis neutrale und um objektive Einschätzung bemühten Blick auf das ihm fremde Hobby finde ich gut. Wer LARP für sich ablehnt, den kann ich ebenfalls vollkommen verstehen. Es ist merkwürdig, wirkt auf Außenstehende seltsam und bekloppt, und stellt sich zumindest im Internet nicht immer im besten Licht dar. Aber von Rollenspielern hätte ich jetzt in der Tat etwas mehr Fantasie erwartet, selbst wenn sie damit nichts anfangen können.
Wir haben als Teenager auch mit unseren MERS- und DSA-Sachen Zelttouren durch die Fränkische Schweiz gemacht, weil abends am Lagerfeuer die Atmosphäre für uns einfach schöner war als im Wohnzimmer, und LARP ist eben für manch einen (wie mich) der nächste konsequente Schritt.
Den oben einmal angeführten Vergleich mit dem Kinofilm finde ich irreführend: P&P kann ich zwar jederzeit spielen, wenn ich genügend Zeit, Platz und Mitspieler habe, das ist beim LARP allerdings genauso. Nur braucht man halt etwas mehr Zeit, Platz und Mitspieler. Vom Kostenfaktor halte ich es, bei kluger Planung, nicht für etwas, was den durchschnittlichen P&P-RPGler TCG-/Tabletop-/PC-/Konsolen-Gamer abschrecken oder finanziell überfordern sollte.
im übrigen finde ich es nett, daß Xiam offenbar in der gleichen Zeit angefangen hat, zu LARPen, wie ich. Im Kreis meiner Stammgruppen hat sich die Spielweise übrigens nicht wirklich groß verändert, und wir haben Modeerscheinungen (Teuerwaffen, Billigblechrüstungen, Großveranstaltungen und Großmeistermagierinflation) ziemlich ausgeblendet. Lediglich die Kostüme haben sich natürlich verbessert. Und der Altersschnitt ist angestiegen, zumindest bei uns.