Bei Merkel kann ich wirklich nicht sachlich bleiben.
Ist ja auch deine Sache. Nur ist es dann eben müßig einen Meinungsaustausch zu versuchen, speziell wenn man völlig anderer Meinung ist. Das kann ja dann nur in gegenseitigen Beleidigungen enden
Will sagen: Der Oskar hatte damals imho gar nicht so Unrecht!
Was der Oskar damals aber in ziemlich fahrlässiger Weise ignorierte, war, dass das Thema Wiedervereinigung zu diesem Zeitpunkt noch lange keine Zwangsläufigkeit war. Ich gehör ja zu der kohlgeschädigten Generation, für die es 1998 (?) ein Novum war, als es endlich mal einen neuen Kanzler gab. Aber in einem hatte der Mann durchaus recht: Es war keineswegs abzusehen, dass die Reformer in Russland sich durchsetzen würden, es war also wichtig, den Prozess so schnell wie möglich voranzutreiben, um ihn möglichst schnell unumkehrbar zu machen. Der Gorbatschow-Putsch (und der hätte ja auch Erfolg haben können) zeigte nachträglich, dass die Befürchtungen alles andere als grundlos waren. Und mal im Ernst: Wenn die Kommunisten sich durchgesetzt und die russischen Panzer losgeschickt hätten, hätten die Alliierten keinen Finger gerührt, um das zu verhindern.
Nun ist der Lafontaine ja kein dummer und war sich über diese Gefahren sicher ebenso klar wie jeder andere. Insoweit fallen seine Wahrheiten eher in die Kategorie "Wahrheiten, die man gut vertreten kann, wenn man nicht in Gefahr kommt, praktische Politik daraus entwickeln zu müssen". Wäre er aber Kanzler geworden, hätte er unter dem Verweis darauf, dass die Vorgängerregierung ja schon Fakten geschaffen habe, genau da weiter gemacht, wo Kohl aufgehört hatte.
@Lhor: Ich geb dir zwar recht, was Helmut Schmidt angeht, sehe aber in der kompletten Nachkriegsgeschichte auch nicht einen einzigen anderen deutschen Politiker, der diese Niveau je erreicht hätte. Insoweit legst Du da also auch den höchsten Massstab an.
Abgesehen davon glaube ich, dass du die Führungskraft von Frau Merkel ziemlich unterschätzt. Die musste immerhin eine Große K oalition handeln und hat das viel geräuschloser und eleganter geschafft als ihre Vorgänger. Ich glaube nicht, dass sie das geschafft hätte, wenn sie so unfähig wäre, wie sie hier gerne mal hingestellt wird. Schließlich gabs zu Beginn ihrer Amtszeit genug Königsmörder in der eigenen Partei, die schon ihre Messer wetzten, um sie kaltzustellen, abzulösen und idealerweise selbst als "richtigen" Kanzler zu ersetzen.
Und wo sind sie jetzt? Alle handzahm.