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Autor Thema: Bundestagswahl 2009  (Gelesen 53148 mal)

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Lhor

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #690 am: 29. September 2009, 10:06:16 »
@Wormy
Nun ja, die Führungsqualitäten Parteiintern scheint sie tatsächlich zu haben.
Sie ist auch definitiv nicht die schlechteste (deutsche) Politikerin.
Aber ein Volk zu führen hat sie nicht drauf finde ich. Erst recht nicht an der Spitze.
Sie ist wohl deswegen Kanzlerin weil sie die Einäugige unter den Blinden ist.

Ich will wirklich nicht sagen, dass unsere Politiker blöd sind, auch die schwarzen nicht, obwohl ich sie hasse... aber richtig gute Politiker müssen bewunderndswert und charismatisch sein, und da seh ich einfach keinen.
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Mersharr

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #691 am: 29. September 2009, 10:08:03 »
Ich denke Frau Merkel ist als Kanzlerin nicht schlecht.
Das Problem ist nur die Partei die man dazu bekommt.

Lhor

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #692 am: 29. September 2009, 10:14:20 »
Ich denke Frau Merkel ist als Kanzlerin nicht schlecht.
Ja. Das reicht aber nicht.

Das Problem ist nur die Partei die man dazu bekommt.
Ohne die festgefahrenen Gewohnheitswähler der CDU wäre sie niemals an die Macht gekommen. in der SPD z.B. hätte sie keine Chance gehabt.
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Bundestagswahl 2009
« Antwort #693 am: 29. September 2009, 10:52:43 »
Du solltest aber nicht soviel Vertrauen in einen Wirtschaftswissenschaftler stecken. Deutschland ist nich nur Export.

Zanan

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  • Pathfinder-Übersetzungsteam
    • Zanan's at the Gates
Bundestagswahl 2009
« Antwort #694 am: 29. September 2009, 10:55:48 »
Nur kurz, weil ich muß ja für euch Pathfinder übersetzen ...

Lafontaine ... sicher hat der 1994 gewettert, denn als Wirtschaftminister (war er doch, oder?) sah er ja das alles aus erster Hand. Das dieser Tage gerade die SPD wie auch die CDUler "alter Schule" den "Verräter" eher belächeln oder gern als Polemiker dahinstellen (wo das doch weitaus mehr auf Guido paßt) ist nicht weiter verwunderlich. Allerdings, und das sollte man sich stehts vor Augen führen, das ist alles 15 bis 20 Jahre her. Leute entwickeln sich, Leute machen Erfahrungen, Leute sehen bestimmte Dinge anders.

Sicher haben viele Mittelständler FDP gewählt, weil die Große Koalition sie enttäuscht hat, die Linke ihnen "was wegnehmen" könnte. Nicht der das Gros des Mittelstandes auch nur ansatzweise etwas befürchten müßte ...

Das Problem ist nur, daß nicht der Amibankensektor eingebrochen ist, mit seinen Risikokrediten etc., sondern daß die Finanzierer der deutschen Wirtschaft da oft bis zum Hals mit dringesessen haben und Milliarden verzockt haben. Leute, die bis dahin und auch heute noch de facto die Bundesregierung (ob SPD, CDU oder FDP) beraten oder als Wirtschaftsplaner und -entwickler beistehen - wenn sie nicht selbst in den Vorständen mit drinsitzen. Alles super ausgebildete und langgeschulte Wirtschaftler, die durch die Bank weg alle das drohende Chaos nicht haben kommen sehen und quasi bis zum letzten Tag mitgezockt haben ... wie wir mittlerweile wissen. Und solchen Parteien bzw. "Volks-"vertretern nun die Regierungsgewalt übergeben? Aua.

Vor nicht allzu langer Zeit wollte die Europäische Union (!) in D-Land (sic!) ein Programm mitfinanzieren, damit Schüler eine geregelte freie Mahlzeit pro Tag bekommen. Dazu hätte sich die EU mit 50% beteiligt. Das wurde in D-Land jedoch in den Schwarz-regierten Ländern abgelehnt. In dem relativ reichen Nordrhein-Westfalen hatte die Landesregierung zur Stützung beispielsweise keine 5m Euro übrig ... wo sie doch gerade zuvor die Landesbanken mit 50 Milliarden stützen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Ja, das wurde nicht so oft im Wahlkampf erwähnt, es sei denn, man sah z.B. Neues aus der Anstalt.
Ust, usstan elgg dos ...

Cease this tirade, take a breath, and think. Then you will realize, enemy of the Dark Elves, that my concern for your well being has always been, at best, limited.

Wormys_Queue

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #695 am: 29. September 2009, 10:57:32 »
Ohne die festgefahrenen Gewohnheitswähler der CDU wäre sie niemals an die Macht gekommen.

Jein. Ich glaub, dass sie nur deswegen an die Macht kommen konnte, weil die Platzhirsche alle Angst davor hatten, dass Schröder 2005 eine Überraschung gelingt und sie dann bei einer Niederlage in der Partei ihre Machtbasis gefährden würden. Ich hatte immer den Eindruck, dass Merkel nur als Bauernopfer vorgeschoben wurde; sie wurde auch in der CDU als politisches Leichtgeweicht eingestuft, dass man beizeiten wieder loswerden und durch einen Koch, Wulf oder ähnliche Kaliber ersetzen könne.

Mich erfüllt es durchaus mit Freude, dass das nicht hingehauen hat. Aber ich will sie auch nicht zu sehr verteidigen. Schmidt und auch Schröder hatten die Courage, sich mit ihren Überzeugungen gegen den herrschenden Mainstream zu stellen und mit ihrem Wirken ihre eigene Machtposition zu gefährden. Ob man nun diesen Überzeugungen inhaltlich zustimmt oder nicht, finde ich das doch ein sehr respektables, des Amt würdigen Verhalten, dass sich bei Frau Merkel sicherlich nicht finden lässt.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Lhor

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #696 am: 29. September 2009, 11:21:15 »
Jein. Ich glaub, dass sie nur deswegen an die Macht kommen konnte, weil die Platzhirsche alle Angst davor hatten, dass Schröder 2005 eine Überraschung gelingt und sie dann bei einer Niederlage in der Partei ihre Machtbasis gefährden würden.
Da stimme ich dir zu.  Die Merkel war als Strohfrau gedacht und ist geplatzt... 

Schmidt und auch Schröder hatten die Courage, sich mit ihren Überzeugungen gegen den herrschenden Mainstream zu stellen und mit ihrem Wirken ihre eigene Machtposition zu gefährden. Ob man nun diesen Überzeugungen inhaltlich zustimmt oder nicht, finde ich das doch ein sehr respektables, des Amt würdigen Verhalten, dass sich bei Frau Merkel sicherlich nicht finden lässt.
Endlich mal jemand der Schröder hier Achtung zukommen lässt.
Ich wundere mich gerade wie sehr wir hier übereinstimmen.
Hätten wir zuerst über Politik gequatscht, hätten wir wohl eine bessere Beziehung zueinander.
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Wormys_Queue

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #697 am: 29. September 2009, 11:30:58 »
Hab ich vorhin auch schon gedacht. Ich muss auch das , was ich letztens sagte, glaube ich zurücknehmen. Ich krieg recht schnell schlechte Laune, wenn du grad mal wieder auf dem Kriegsfuß wegen irgendwas bist, aber ohne Polemik les ich deine Posts tatsächlich ganz gerne.

Tut mir also leid, dass ich letztens so überzogen habe. Kann zwar nicht versprechen, nicht mal wieder zu platzen, da du es anscheinend besonders gut drauf hast, mit deinen Posts meine Empfindlichkeiten anzusprechen, aber ich werd versuchen, nicht mehr so zu überziehen.
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Wormy's Worlds

Lhor

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #698 am: 29. September 2009, 11:35:52 »
@Wormy
Dann lass uns virtuell die Hand geben. Ich werd mich auch bessern.
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Arthur Schopenhauer

Wormys_Queue

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #699 am: 29. September 2009, 11:44:03 »
Gerne. Und Danke.
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Wormy's Worlds

Tyrion the Imp

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #700 am: 29. September 2009, 11:45:05 »
Ich glaube, es ist politischer Konsens, dass Schröders Auftritt bei der Wahlrunde 2005 Merkels Job gerettet hat. Da konnte die Partei sie nicht mehr abschießen, wie hätte das denn ausgesehen?
Gewinner des WM-Tippspiels 2010
»For it is the chief characteristic of the religion of science that it works«

Corvus

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #701 am: 29. September 2009, 11:50:55 »
Ich glaub, dass sie nur deswegen an die Macht kommen konnte, weil die Platzhirsche alle Angst davor hatten, dass Schröder 2005 eine Überraschung gelingt und sie dann bei einer Niederlage in der Partei ihre Machtbasis gefährden würden. Ich hatte immer den Eindruck, dass Merkel nur als Bauernopfer vorgeschoben wurde; sie wurde auch in der CDU als politisches Leichtgeweicht eingestuft, dass man beizeiten wieder loswerden und durch einen Koch, Wulf oder ähnliche Kaliber ersetzen könne.

Merkel wurde von Koch, Wulff usw. unterschätzt, es ist aber nicht so, dass diese die Kanzlerkandidatur nicht für sich selbst oder ein anderes Mitglied der Anden-Connection haben wollten. Man darf nicht vergessen, dass Schröder zu Beginn der Wahl 2005 weit abgeschlagen war und alles auf einen sicheren Sieg der CDU hindeutete.

Baumschmuser

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Bundestagswahl 2009
« Antwort #702 am: 29. September 2009, 11:56:24 »
@Lhor
Ich finde nicht, dass Angela Merkel kein Charisma oder Führungsstärke hat - ganz im Gegenteil. Nur muss die nicht öffentlich auf den Tisch hauen wie manch Anderer ! Insgesamt ist sie eine sehr starke Persönlichkeit. Sie hat von ihrem " Ziehvater " unserm Helmut gelernt und hat sich dessen Fehler der Parteiführung nicht zu eigen gemacht. Wo er mit emotionalen Ausbrüchen innerhalb der Partei geantwortet hat, bewahrt sie Ruhe und das wird auch ein Herr Westerwelle genießen bzw. Spüren ( je nachdem wie man's nimmt^^ ) Und was Herrn Schmidt angeht, so ist doch Kohl einzig und alleine an die Macht gekommen, weil sein Vorgänger die Koalition nicht zusammenhalten konnte. Und ich weiß noch genau, dass dieser am Ende total entnervt war ! Deswegen wäre ich vorsichtig damit, Schmidt in den Himmel zu loben. Das einzige was der Angela Merkel voraus hat ist, dass er ein sehr guter Redner war.

@Tyrion the Imp
Ich bin sicher du irrst ! Angela Merkel saß sehr fest im Sattel, bevor Gerhard Schröder in die Wirtschaft geflüchtet ist. Wer als Parteivorsitzende der CDU eine Frau ist, der muss vorher schon wesentlich mehr geleistet haben als ein männliches Pendant !


Xiam

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  • Mörder der 4E
Bundestagswahl 2009
« Antwort #703 am: 29. September 2009, 11:58:57 »
Nur dazu, weil ich eigentlich schon bei der Arbeit sein sollte:
Und was die gute Linke betrifft, da erinnere ich mich sehr gut daran, dass Herr Lafontaine bei der Wahl 94 doch meinte, man solle die Mauer oben lassen und aus der DDR einen eigenständigen Staat machen. Davon mal abgesehen, dass auch ein Helmut Kohl die Lage völlig naiv eingeschätzt und einiges im Zuge der Wiedervereinigung sehr falsch angepackt hat, hat meiner Meinung nach, ein Mann der, nach jahrelangen Bezeugungen - " Wir sind ein Land ", fordert die Menschen darben zu lassen, auch in der heutigen Politik nichts verloren hat !
Das war '90 und ich behaupte es gehört in das Kapitel "unangenehme Wahrheiten führen dazu, dass man Wahlen verliert".
Es währe imho sehr richtig gewesen die DDR-Führung abzusetzen, die DDR unter die Fittiche der BRD, der EU oder sonst wem zu stellen und die Systeme erstmal aneinandern anzugleichen, bevor man sie vereinigt. Da wäre uns so manches erspart geblieben. Das macht (oder sollte) die EU ja z.B. ganz ähnlich, potentielle Neu-Mitglieder sollten X Auflagen erfüllen, bevor man sie aufnimmt. Wird nicht immer konsequent durchgezogen, aber die Forderungen/Bedingungen sind erstmal da.
Das höre ich immer wieder, dass es alles zu schnell ging und man das anders, gemächlicher hätte machen müssen. Das ist vielleicht ein nettes Gedankenmodell, aber wie hätte das bitte (nicht nur völkerrechtlich) gehen sollen?

"Liebe DDR-Bürger, ihr seid für den Wohlstand des Westens noch nicht reif. Daher haben wir (die arroganten Wessis) beschlossen, dass ihr noch nicht dazugehören dürft. Wir machen das in einem langsamen Prozess, währenddessen ihr ja mal über die Grenze schauen dürft, um zu lernen, wie es in der Marktwirtschaft so läuft.
Ach ja, schauen, nicht reisen! Die Grenzen müssen wir nämlich zu lassen. Da ihr ja alle Deutsche seid, und somit Anrecht auf einen bundesdeutschen Personalausweis habt, können wir euch leider nicht rüber lassen, weil dann wahrscheinlich euer Land in kürzester Zeit bis auf ein 100%ige leer wäre, und das ist ja nicht Sinn der Sache.
Achso... ja, wie bauen wir euer Land auf, das ja kurz vor einem Staatsbankrott steht? Kriegt ihr halt Entwicklungshilfe von uns, wir übernehmen ja unsere Verantwortung. Okay, ist zwischen zwei Staaten natürlich viel bürokratischer und damit teurer, als wenn wir euer Staatsgebiet einfach bei uns eingleidern würden, aber es muss eben langsam gehen, der Kulturschock muss abgefangen werden..." usw.

Was ich sagen will, aus der Widervereinigung einen langsamen Prozess zu machen, ist sehr schwierig. Die Unzufriedenheit im Osten wäre noch viel höher gewesen, die Unverständnis im Westen über die Undankbarkeit der Ossis ebenso. Überhaupt nicht bedacht, ist in der Überlegung die weltpolitische Lage. Es ging 1990 um die Wurst, die Chance für eine Widerwereinigung war einfach da und keiner konnte absehen, ob die Glasnost-Stimmung in der UdSSR anhält, und wie lange die Chance noch besteht. Hätte man sich auf einen langsamen Prozess geeinigt und in der instabilen UdSSR hätten sich womöglich kommunistische Hardliner an die Macht geputscht (den Versuch gab es ja), dann wäre alles vorbei gewesen.

Also, eine langsame Wiedervereinigung ist sehr unrealistisch.

Gebt dem Land Zeit. Schon 1990 haben kluge Köpfe gesagt, richtig wiedervereinigt kann Deutschland sich womöglich erst fühlen, wenn auch der letzte, der noch ein geteiltes Deutschland kennt, über die Wupper gegangen ist.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Tyrion the Imp

  • Mitglied
Bundestagswahl 2009
« Antwort #704 am: 29. September 2009, 12:01:51 »
@Tyrion the Imp
Ich bin sicher du irrst ! Angela Merkel saß sehr fest im Sattel, bevor Gerhard Schröder in die Wirtschaft geflüchtet ist. Wer als Parteivorsitzende der CDU eine Frau ist, der muss vorher schon wesentlich mehr geleistet haben als ein männliches Pendant !

Aber vergiss nicht, dass Merkel eine sicher scheinende Wahl fast, sehr fast, verloren hätte. Da haben die Leute, die sie vorher ausmanövrierte, die Messer gewetzt.
Gewinner des WM-Tippspiels 2010
»For it is the chief characteristic of the religion of science that it works«

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