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Stadt der gläsernen Gesänge

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Winter:
Gefällt mir sehr gut! Da kommen viele Erinnerungen 🥰

Nightmoon:
Wir nähern uns dem Ende...


Kapitel XII: Sand der Zeit

Winter
irgendein Kaff im Nirgendwo

Er musste jeden Moment um die Ecke biegen. Diesmal würde die Überraschung auf ihrer Seite sein. Sie konnte es kaum erwarten sein Gesicht zu sehen. In einer feuchtfröhlichen Nacht hatte Winter zusammen mit Faust und Fardo einiges getrunken den späteren Teil der Nacht hatte sie gelangweilt den stillen Zuhörer gemimt, als die beiden anfingen wild über Raum und Zeit zu diskutieren. Vielleicht lag es am Alkohol, aber die Fachbegriffe die durch die Luft schwirrten erweckten in Winter den Anschein, dass ihre Saufkumpanen tatsächlich wussten über was sie da spekulierten und ihre Theorien und Pläne klangen irgendwann gar nicht mehr so abwegig - aber eben auch sterbenslangweilig. Wo war Drake mit seiner Mischung aus Melancholie und Zynismus, wenn man ihn für ein gutes Saufgelage brauchte? Da kam Winter eine Idee, wie man diesen Fardo und seine Fähigkeiten gut nutzen würde können. Sie wechselte das Thema und nun strengten alle drei ihre Gehirne an - magisch und nicht-magisch, psionisch und nicht-psionisch. Möglicherweise war es eine Art Wahnsinn, der sie antrieb, doch gemeinsam schafften sie es tatsächlich Drake zu lokalisieren.
Unauffällig stand Winter scheinbar interesselos an der Tür zu dem eher ärmlichen Gebäude, als sie Drake endlich begrüßen konnte. „Hier versteckst du dich also ständig." Oh ja, dieser Gesichtsausdruck war die Mühe Wert gewesen, auch wenn er beinahe reflexartig ein Messer in ihre Richtung geworfen hätte. „Was in allen Neun Höllen tust du hier verdammt?!" Faust kam dazu. „Na komm Schneeweißchen, wir kennen uns jetzt so lange, da wollten wir mal wissen wie du wohnst. Etwas ...schäbig, oder?" Der Assassine brauchte keine Worte um die Frage zu stellen, warum auch ER? Winter ging in Richtung Treppe. „Aber sag Drake, wer ist die Dame die du da besucht hast? Ich dachte du stehst auf einen anderen Typ Frau." Er stützte sich mit den Händen auf der hüfthohen Mauer ab und senkte sein Haupt. „Sie ist... meine Mutter."
Alle Süffisanz verschwand aus Winters Antlitz. „Deine Mutter? Mutter /Schrägstrich Zuhälterin? Die Frau die deinen Bruder und dich Jahrelang als Kinder als Lustknaben verkauft hat? Was hast du noch mit dieser Frau zu schaffen? Am liebsten würde ich ihr gerade sofort an die Kehle gehen!" Drake verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Mauer, während er Winter abschätzig betrachtete. „Dann ahnst du ja vielleicht, warum ich dich und die anderen Wahnsinnigen von ihr fernhalten wollte." Winter wurde immer aufbrausender. „Wie kannst du nicht wütend auf sie sein? Solche Menschen sind Abschaum!" „Glaube mir, ich war oft genug wütend auf sie, habe sie gehasst. Aber ich bin kein Kind mehr, Winter. Gerade du solltest wissen, dass die Welt etwas komplexer ist. Deine Beziehung zu deiner Tochter ist auch nicht gerade Preisverdächtig."Ihr Fäuste ballten sich so hart, dass ihre Nägel sich feste in die Haut ihrer Handinnenseite gruben. Es fehlte nicht viel um ihm einen Auflösungsstrahl in den Bauch zu jagen. „Willst du mich etwa mit dieser Frau vergleichen? Ich war all die Jahre nicht da, weil ich von der Zauberpest behindert worden war!" „Und vorher und nachher hat es dich einen Scheiß interessiert, was Scarlet wollte. Du hast ihr doch all die Jahre deinen Willen aufgezwungen, wolltest sie sogar in ein Kloster bei den schweigenden Schwestern schicken. Wärst du bei ihr gewesen in den letzten Jahren hättest du sie immer klein gehalten. Nur ohne dich konnte sie die Anführerin werden die sie heute ist und nur weil meine Mutter war wer sie war, lernte ich zu überleben in einer Welt die dich allein durch ihre Grausamkeit töten will, wann immer sie die Gelegenheit hat. Aber das willst du nicht hören, dass du als Mutter versagt hast und hättest!" Nur Fausts schnellem Eingreifen war es zu verdanken, dass sie Drake nicht in einen Haufen Asche verwandelte. Seine Worte trafen ihr Herz tiefer als es seine Dolche je vermocht hätten und das wusste er auch. Sie wusste, dass seine Provokation nur seine Art war mit seinem eigenen Schmerz fertig zu werden, doch gerade weil er nicht ganz unrecht hatte, war sie nun verletzlich. So bemerkte sie auch das blinde und torkelnde Wrack von einem Menschen, das sich aus dem Haus tastete erst, als Drake zu ihr stürmte um sie zu stützen. Es war schwer vorzustellen, welche Macht diese Gestalt einmal über Drake und seinen Bruder gehabt haben mag. Schließlich ergriff Faust das Wort. „Ganz ehrlich Drake, wir haben es geschafft euch nach einer durchzechten Nacht aufzuspüren und zu überraschen. Sowohl Mephisto, als auch Telamont sind stark genug um euch zu finden. Und dein Beschützer Entreri wird sich einen Scheiß darum kümmern, wie es deiner Mami geht." Winter hörte die Worte ihrer Gefährten nur wie durch einen Schleier gedämpft. Ihre Gedanken kreisten um Drakes Worte. Worte, die sie selbst schon immer wusste, aber nie zu sich selbst hatte sagen wollen. Scarlet war ein großartiger Mensch geworden - ohne sie. Sie dachte an ihre Diskussion mit Nimoroth, der es Laguna erlaubte sich in Todesgefahr zu begeben, weil er ihm die Freiheit geben wollte selbst für sein Leben zu entscheiden. War es nicht die Aufgabe von Eltern, ihre Kinder zu beschützen? Doch wie lange und auf welche Weise? Sie konnte nicht mehr hier bleiben und teleportierte sich in die Wüste um Scarlet aufzusuchen.

Es dauerte eine Weile, bis ihre Tochter sich von ihren Verpflichtungen losreißen konnte, doch Winter hielt es gerade für angemessen zu warten. Mit einer bisher ungekannten Demut begrüßte sie Scarlett schließlich. „Mutter, was ist los? Ist wieder etwas passiert?" Sie sah sie einfach nur an. „Nein - Das heißt doch. Meleganut hat mir ein Angebot gemacht oder besser gesagt zwei Angebote. Aber ich möchte es gerne mit dir besprechen. Und ich werde deine Entscheidung akzeptieren. Melegaunt hat um deine Hand angehalten. " Scarlets Augen weiteten sich vor Erstaunen und wohl auch Entsetzen. „Lass mich bitte weiterreden. Ich habe es ausgeschlagen, allerdings ohne dich nach deiner Meinung zu fragen und das war falsch. Lass uns das zusammen entscheiden, nachdem du noch die zweite Option gehört hast: Melegaunt könnte stattdessen auch mich heiraten, da die Umbranten in mir eine Art wiedergeborene Shar sehen. Zugleich bin ich deine Mutter. Was sagst du dazu? Und bitte sei nicht böse, dass ich voreilig gehandelt habe, ich will dich nicht übergehen. Ich bewundere die Frau die du geworden bist und ich habe kein Recht mehr über dich hinweg zu entscheiden." Scarlet fehlten zuerst ganz die Worte, dann setzte sich sich neben ihre Mutter auf das ausgebreitete Tuch auf dem Boden. „Melegaunt will mich oder dich heiraten um Frieden zwischen Umbra und meinen Leuten zu schließen? Warum hast du eingewilligt ihn zu heiraten?" Winter lächelte milde. „Ich denke, ich habe genug vom Heiratsschwindeln. Ich war so lange auf der Suche nach jemandem, der das Loch in meinem Leben füllen könnte, das dein Vater hinterlassen hat, aber ich habe erkannt, dass es keinen gibt wie ihn. Nicht mehr in diesem Leben. In Umbra könnte ich das Leben haben, das ich eigentlich immer wollte und dabei gleichzeitig noch Einfluss haben und ein Teil deines Lebens sein." Scarlets Augen erinnerten sie an Dorien. Er hatte den gleichen Blick, wenn er an Winters Entscheidungen gezweifelt hatte. „Aber, du bist eine Abenteurerin. Das ist es doch was du liebst. Durch die Welt reisen und Abenteuer erleben. Bitte glaube nicht, dass du das wegen mir aufgeben solltest!" Nass glänzten Winters Augen. Scarlet hatte natürlich Recht, aber sie wusste schließlich auch nicht, dass Shar bald Winters Leben übernehmen würde, sollte sie weiterhin als Abenteurerin leben. Es war ein schönes Kapitel in ihrem Leben gewesen, das sie nun hinter sich lassen musste. Die vermutlich letzte Chance sich zur Ruhe zu setzen. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es war schön und aufregend, auf Abenteuer auszuziehen, aber ich habe viel nachgedacht und mit vielen Freunden gesprochen und es ist nun Zeit für mich etwas neues zu beginnen. Könntest du mich als Melegaunts Frau immer noch als deine Mutter betrachten? Ich weiß ich habe manches falsch gemacht und war lange Zeit nicht für dich da. Gibst du mir die Chance, dass wir wieder zueinander finden können?" Der beherzte Griff von Scarlets Hand um ihre, brachte Winters Tränen schließlich zum fließen. Sie wusste nun sicher für was sie kämpfen würde. Erst mit Telamonts Verschwinden würde Scarlett die Chance haben die Frau zu sein, die sie verdiente zu sein.


Grimward
Abtei des Schwertes

Grimward empfand es als äußerst beruhigend, dass in den letzten Tagen wieder Routine eingekehrt war. Ihm war beinahe die Kinnlade heruntergefallen, als er erfahren hatte, dass Winter - tatsächlich - Melegaunt heiraten und sich zur Ruhe setzen wollte. Faust war zu Besuch bei seiner Muuter. Diese lebte nun wohl in einem Kloster, weit entfernt vom Lärm der Stadt und all dem Ärger, den ihr Sohn ihr bereitet hatte. Er konnte ihre Beweggründe gut nachvollziehen. Das Leben in einem Kloster wäre vielleicht auch für Grimward genau das Richtige gewesen, würde er sich zur Ruhe setzen. Aber natürlich bestand diese Option für ihn nicht. Es gab keine andere Option für ihn als in der Schlacht zu fallen, getötet von einem ebenbürtigen Gegner. Doch waren seine Zeiten als Soldat und Heerführer so viel einfacher als heute. Er erhielt seine Befehle von Ambrose und folgte, kämpfte und siegte. Seine Schwester und Faust brachten trotz all ihrer Kampfkraft, die sie in die Waagschale warfen doch so viel Chaos mit sich, dass er immer wieder mit sich selbst Rat halten musste, ob diese Verbindung noch immer zum Vorteil für Faerun und seine Abtei reichte. Doch der jüngste Erfolg gegen die Umbranten gab ihnen letzten Endes Recht. Scarlet lebte und Winter war jene übermächtige Waffe geworden, die die fliegende Stadt in die Knie zwang. Und Faust hatte Shar getötet. Wie sollte er dazu stehen? Shar war gewiss nie eine Verbündete von Tempus gewesen, doch sie war eine Göttin. Es fühlte sich nicht richtig an. Es war ein Riss in der göttlichen Ordnung entstanden. Die Folgen waren noch nicht abzusehen. Tempus stand nun einem neuen Gott der Finsternis gegenüber: Asmodeus. Gewiss ein Gott der Shar in Rafinesse in nichts nachstehen würde, der aber auch offene Konfrontationen wie den Blutkrieg genoss. Es blieb also spannend. Nun galt es aber erst einmal den Rekruten zu sagen, dass sie mit einer solch erbärmlichen Ausdauer bald als Orkfutter enden würden.
Als er gerade ansetzen wollte die Soldaten anzubrüllen, sprang die Tür auf und Faust platzte herein, bedeckt mit Staub und Ruß, in den Armen seine leblose Mutter haltend. Tränen der Wut und Trauer standen in seinem Blick. „Grim, du musst ihr helfen und ihr müsst euch kampfbereit machen! Sofort!" Während Grimward vergeblich versuchte Fausts Mutter zu helfen, lauschte er den gehetzten Worten seines Gefährten. Diese Nachricht war tatsächlich ein Grund, um die Abtei in Alarmbereitschaft zu versetzen: Faust war bei seiner Mutter, als wie aus dem Nichts eine fliegende Stadt auftauchte und das Kloster dem Erdboden gleich machte. Fausts Versuch seine Mutter zu retten war ehrenhaft, aber doch zum Scheitern verurteilt gewesen. Ihr Körper hatte nicht mehr die Kraft gehabt, sich gegen die großen Steinbrocken die sie trafen zur Wehr zu setzen. Doch die fliegende Stadt war nicht Umbra, das versicherte er, sondern Eileanar, die Enklave von Karsus selbst. Fausts Zorn über den Tod seiner Mutter wurde nur noch von seiner Angst um Winter übertroffen und so war er gleich mit einigen Teleportationsschriftrollen weitergezogen um Winter zu warnen. Der Alarm hatte seine Wirkung und zu Grimwards Freude reagierten alle so wie es einstudiert war. Jedes Zahnrad fasste in das nächste und binnen kurzer Zeit war die Abtei bereit zum Kampf. Doch Grimward fehlte etwas entscheidendes für diesen Kampf: Wissen. Es war Zeit sich in tiefe Kontemplation zurückzuziehen und das Gespräch mit einem Sprecher des Schlachtenfürsten aufzusuchen.
Dunkelheit umfing ihn. Er konzentrierte sich an seine letzten Erinnerungen an Eileanar, als es von dem Monster aus dem Sumpf eingeschlossen wurde. Ihm war, als würde er selbst zugewuchert werden, bis ihn ein Panzerhandschuh unsanft an der Schulter packte und aus dem Sumpf herauszog, mitten in ein Schlachtgetümmel. Kein Gesandter, sondern Tempus selbst hob Grimward auf die Beine und musterte ihn, sein Gesicht weniger entspannt als beim letzten mal. „Es ist viel passiert, seit wir uns das letzte mal gesprochen haben. Und du drohst die Kontrolle zu verlieren, Grimward." Sofort ging er auf die Knie. „Verzeiht, Herr. Der Sieg über die Umbranten hat mich wohl einen Moment unachtsam werden lassen." Wie erwartet zog Tempus seinen Auserwählten wieder auf die Beine, musste jedoch vorher einen heranstürmenden Gegner spalten. „Steh auf! Du hast eine entscheidende Schlacht gewonnen, aber dein Krieg ist noch nicht vorbei. Wieder einmal hat der menschliche Hochmut, einen Gott zu manifestieren, große Veränderungen nach sich gezogen. Tatsächlich freue ich mich schon auf die erste Schlacht gegen Asmodeus, aber das Portfolio der Hölle hat nicht nur mir Unbehagen bereitet." Grimward hielt dem strengen Blick seines Herrn stand. „Wäre es nicht der sinnvollste Schritt, das Portfolio an den nächsthöchsten Fürsten der Hölle gehen zu lassen?" Ein beunruhigendes Zucken huschte kurz über das göttliche Antlitz von Tempus, als er diese Worte vernahm und zur Antwort ansetzte. „Es gab einige Gründe, die dagegen sprachen Ares zum Gott der Neun Höllen zu machen. Ich kann nicht über alle davon reden, aber du ahnst bereits, worum es geht." Entmutigt blies Grimward die Luft aus. „Faust. Er hat Shar getötet und auf das Anrecht ihren Platz einzunehmen verzichtet. Und dann den gesamten Kreis der Götter bedroht. Ein Hochmut der ihm nicht zusteht." Tempus rammte seinen Speer in einen weiteren Feind, ehe er antwortete. „Wäre es nur bloßer Hochmut, hätte dieser Mensch keine Bedeutung für unsere Entscheidung gehabt. Doch er vermag das Schicksal maßgeblich zu beeinflussen, was die gesamte kosmische Ordnung stören könnte. Mephisto wiederum war maßgeblich an der Erschaffung der Neun Höllen beteiligt. So lag unsere Entscheidung nahe, ihm das Portfolio zu überlassen, sofern er dafür den Einsatz zeigen würde, Fausts verdammte Seele bald möglichst einzufordern." Grimward musste auf den behelmten Gegner starren, dem Tempus während ihrer Unterhaltung beiläufig die Kehle zerquetschte. Als er dem Schlachtenherrn aber wieder ansah, erkannte er eine gewisse Unzufriedenheit, vielleicht sogar Scham. „Seid ihr in Aufruhr, weil ihr den Tod eines Sterblichen in Auftrag gegeben habt?" Tempus spuckte aus und erhob sich von seinem erwürgten Gegner. „Nein. Ich weiß er ist mit dir Verbündet und ein mächtiger Streiter an deiner Seite. Aber ich werde ihm keine Träne nachweinen, wenn sich sein Höllenpakt erfüllt hat. Ich bin dennoch zornig mit mir selbst, dass ich dieser Vereinbarung zugestimmt habe." Er packte Grimward an den Schultern und blickte ihm tief in die Augen, nein, in die Seele. „Hör zu, die Götter haben einen Fehler gemacht, ich habe einen Fehler gemacht. Mephisto hat uns betrogen. Er hat selbst einen weiteren Pakt geschlossen. Mit Telamont Tanthul." Der Gott des Krieges musste seinen Blick für einen Moment abwenden, ehe er weitersprach. „Ich habe Krieg über dich und die Welt gebracht mit diesem Pakt." Grimward wusste bereits was Tempus ihm sagen wollte. Darum konnte Telamont wieder Magie wirken - und nun auch Eilaenar nach so langer Zeit wieder in die Lüfte erheben lassen. Er hatte "Karsus Avatar" gewirkt und Mephisto, der sich freiwillig dazu bereit erklärt hatte, in sich selbst heraufbeschworen. Telamont und der Gott Mephisto waren nun eins. Ein lebender Gott in der Welt der Sterblichen. Es war kaum abzusehen, was der genaue Inhalt des heimlichen Paktes zwischen diesen beiden gewesen sein mag, doch Fausts Vernichtung war gewiss nicht der einzige Teil. „Ich sehe du verstehst. Ich habe den Krieg über deine Welt gebracht und nun liegt es an dir, meinen Fehler wieder auszumerzen, Grimwardt. Wie du siehst können auch die Götter fehlgeleitet werden. Sei weiser als ich es war und vertraue auf dein Gefühl!" Tempus machte einen Schritt zurück und rammte Grimward mit einem harten Tritt in den Bauch zurück in die Realität.


Faust
Wüste Anauroch, Oreme

Er wusste, dass er den Kopf frei bekommen musste, um sein Ziel zu erreichen. Doch im Moment nagte weiter die Schuld an ihm. Verloren schaute er in die Leere der Wüste, während sein Kopf auf Winters Oberschenkeln ruhte. Ihre Hand auf seinem Kopf vermittelte ihm ein Gefühl von Trost, doch er fand, dass er das gerade nicht verdient hatte und richtete sich auf. Seine Tränen waren nur noch eine feine Salzkruste, die er sich aus dem Gesicht rieb. „Du solltest gar nicht hier sein." Murmelte er mehr zu sich als zu seiner Gefährtin. „Ich bringe jedem den Tod, der etwas mit mir zu tun hat. Es ist nur eine Frage der Zeit. Thallastam, Tyrail, meine Schwester und nun meine Mutter. Mein Weg ist der Weg in den Untergang und ich ziehe jeden mit mit, der mir etwas bedeutet." Winter stellte sich vor ihn. „Meinst du mir geht es anders? Es vergeht kein Tag an dem ich nicht Angst um Scarlet und meine Familie habe. Und auch um dich. Aber das warst nicht du, der sie getötet hat!" Aufgrund seines missmutigen Blicks korrigierte sich Winter: „Gut, Thallstam und Tyrail hast du getötet, aber bei dem einen warst du noch jung und ein Idiot und Tyrail hatte es verdient. Die Waren Mörder sind aber unsere Feinde. Ich bin es Leid, mich ständig schuldig zu fühlen. Mephisto und Telamont haben deine Mutter getötet, nicht du." Schnaubend stand er auf und blickte Winter ins Gesicht. „Und ich habe mehrere von Telamonts Söhnen getötet. Diese Spirale der scheiß Gewalt hat einfach kein Ende und ich will nicht, dass es auch noch dich oder Miu oder sonst wen trifft, der mit mir zu tun hat!" Sie hielt seinem bohrenden Blick weiter stand. „Und darum müssen wir für die kämpfen die wir lieben, Faust. Es war ein schöner Gedanke sich zur Ruhe zu setzen." Er musste unweigerlich lachen. „Pff, du und Melegaunt. Selbst dein Schatten wäre genug um ihn für sein Volk unsichtbar zu machen. " Auch sie musste ein wenig schmunzeln. „Unterschätze ihn nicht. Er kann Menschen gut einschätzen. Es wäre natürlich nur eine Scheinehe in der ich alles so ausleben könnte wie ich es will. Es ist klug von ihm eine repräsentative Frau zu wählen." Sein Blick wurde ernster. „Und wie und mit wem willst du diese Scheinehe ausleben?"
Eigentlich hatte Winter ihm schon oft genug gesagt, dass ihr Interesse an ihm aus einer guten Freundschaft bestand. Doch diese Ehe mit Melegaunt klang für ihn danach, dass er sie nur noch selten zu Gesicht bekommen würde. Er musste sich eingestehen, dass er einfach Angst davor hatte, dass ihre beiden Lebensströme nicht mehr in die selbe Richtung verlaufen würden und sich trennen würden. Dann wäre er ganz allein. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass es für Winter das beste wäre. Dorien würde niemand mehr ersetzen können, aber sie hatte es verdient in der Nähe ihrer Tochter zu sein um die Jahre nachzuholen, die sie wegen der Zauberpest verloren hatten. Etwas in ihrem Lächeln machte ihm jedoch Mut. „Weißt du Faust, vieles hast sich verändert. Ich glaube ich kann es akzeptieren, ein neues Leben anzufangen. Die Welt wird sich auch ohne uns weiterdrehen." Ihre Augen hafteten an seinen. „Und wenn du bereit wärst, dieses Leben voller Gefahr und Tod hinter dir zulassen... dann würde ich mich freuen, wenn du auch ein Teil meines Leben bleiben würdest." Ihr Hände fassten seine, als sie ihn näher an sich zog. „Aber dazu müssen wir loslassen. Ich kann nicht zulassen, dass Scarlet wieder in Gefahr gerät, wegen meiner Feinde... oder deiner Feinde." Winter hatte ihren Frieden gefunden, das erkannte er nun. Und sie hatte ihn gerade eingeladen diesen Frieden mit ihr zu teilen. Vielleicht musste er sich wirklich fragen, wem oder was er noch immer hinterherjagte. War es das noch wert? Oder hatte er eigentlich schon mehr erreicht als er je wollte? Nie hatte er den Augenblick gebeten zu verweilen, außer in Momenten wie diesem. Vielleicht war es an der Zeit dem nachzugeben.

„König Oreme ist nun bereit euch zu empfangen!", unterbrach die quäkige Stimme des echsenhaften Herolds den Moment. Sie wurden in den Saal des alten Tempels geführt. Auf dem Thron saß ein Drachenblütiger, einer dieser Neuankömmlinge aus Abeir, der sich bester Gesundheit erfreute. Genervt schnaubte Faust: „Und wen sollst du bitteschön darstellen?" Empört richtete sich der golden geschuppte Herrscher auf und sein Krönchen verrutschte dabei etwas. „Ich bin König Oreme! Und ihr habt mich mit dem nötigen Respekt anzusprechen!" Er hatte keine Zeit für diesen Blödsinn. „Pass auf, Goldmarie: Entweder du sagst uns jetzt wo Arthindol, der echte König hier steckt, oder ich werde dir deine Krone so tief in deinen schuppigen Arsch rammen, dass du Goldnuggets kacken kannst!" Goldmarie riss die Augen auf und sah sich panisch um, doch da öffnete sich schon der Sandsteinboden des Tempels und Faust und Winter wurden hinunter in die Katakomben gesogen.
Nachdem er sich den Sand und Staub abgeklopft hatte, schaute Faust sich um. Die Katakomben hatte fast schon etwas heimisches für ihn, da er hier sein Zeichen erhielt, das sein Leben so stark verändert hatte. Dennoch schien alles ein wenig anders. Offenbar konnte Arthindol die genaue Struktur und Anordnung der Kammern nach Belieben verändern. Auf einem Thron am Ende des schattigen Saals lag ein leblos wirkendes Skelett. „Glaubst du er ist tot? Also, so richtig tot?", meinte Winter zögerlich. „Nein, bestimmt will er nur, dass wir uns sein Skelett genau anschauen und..."„SUCHT IHR MICH?" Toste eine markerschütternde Stimme von der Seite gegen die beiden an, gefolgt vom seltsam glucksenden Lachen des Sarrukh. „Wie schön, dass man euch noch erschrecken kann! Aber jetzt mal im Ernst, was wollt ihr hier schon wieder? wird das nun eine Angewohnheit, hier ständig reinzuplatzen?" Etwas wie Zorn ließ die leeren Augenhöhlen kurz rot aufglühen. „Ich dachte, ihr hättet euren Thron schon aufgestellt um euch das kommende Spektakel anzuschauen!", lenkte Faust ihn ab. „Wer sagt, dass ich das nicht schon längst habe? Dass Götter und ehemalige Götter und welche die es gern wären in unserer Welt herum wandeln, scheint ja wieder in Mode zu sein. Ich muss sagen, die Zeit der Sorgen hat mich damals ziemlich belustigt. Und nun haben wir wieder ein kleines "Göttlein wechsel dich" Spiel, das ist wirklich amüsant." Faust verstand nicht jede der Anspielungen, ging aber gleich wieder darauf ein. „Und das ganze soll ja noch nicht das Ende sein, oder? Ich weiß wann ich hin muss, mir fehlt nur noch eine Art Fokus." Freundschaftlich hievte der Sarrukh derweil den Leichnam seines Kollegen vom Thron und setzte sich selbst wieder hin. „Du meinst einen Anker. Oder auch Kompass, keine Ahnung, wie ihr eure seltsamen Hilfsmittelchen nennt. Verrätst du mir, wannhin du genau willst?.. oder nein, es ist viel spannender wenn du mir nichts verrätst. Du brauchst etwas, dass es heute wie auch damals gegeben hat, einen Gegenstand." Faust schaute auf Zwiespalt. „So etwas wie mein Schwert?" „Nein, ich dachte da an etwas weniger mobiles. Es sollte sowohl Zeit als auch Raum überstanden haben." Faust fing sofort an zu grübeln. Dieser Hinweis war möglicherweise der Schlüssel. Dann dachte er an seine zweite Frage: „Ich glaube, ich könnte noch andere mit mir nehmen. Ich werde dort sicher Hilfe brauchen." Der Weltenseher klatschte mit seinen klappernden Händen. „Das kommt darauf an. Liegt dir etwas am fortbestehen dieser Welt? Wenn du mich fragst: Nimm möglichst viele Leute mit und lass sie sich austoben! Das könnte wirklich viel ändern und die Zeit hätte mächtig Probleme das alles wieder auszubügeln!" Der Kämpfer rollte mit den Augen. „Ja, ich weiß schon, möglichst nichts verändern. Ashardalon war uns eine Lehre. Aber wenn wir dort agieren ohne den Verlauf zu ändern, dürfte nichts passieren." Winter meldete sich zu Wort. „Und wer sagt, dass es so gut ist, wenn wir den Lauf der Geschichte nicht ändern? Vielleicht wäre es für die Welt besser, wenn manche sterben und manche gerettet werden würden." Totenkopfgrinsend lehnte sich der Sarrukh zurück. „Die Einstellung gefällt mir! Wobei es natürlich langweilig wäre, wenn ihr die Existenz von allem vernichten würdet." Faust senkte sein Haupt kopfschüttelnd. „Wir können Dorien nicht retten, Winter. Es tut mir leid. Jeder Soldat, der bei Ashardalons Angriff auf die Vergangenheit gestorben ist, wäre sonst auf eine andere Art und Weise in dieser Schlacht gestorben. Der Zeitpunkt von Leben und Tod sämtlicher Kreaturen die eine Seele haben, kann nicht verändert werden. Die Kunst ist es innerhalb dieser Regeln der Zeit zu handeln, nicht sie einfach zu brechen." Arthindol beobachtete schweigend und genießend die Diskussion seiner Gäste. „Woher willst du das wissen? Du sagst, man kann das Schicksal nicht ändern? Dann musst du doch auch keine Angst haben, dass wir etwas verändern und wir können es einfach versuchen! Entweder du hast Recht und es geschieht ohnehin nichts, weil wir es nicht ändern können, oder die Regeln der Zeit sind doch nicht so starr wir du dachtest!" „Das wäre, als wolltest du eine winzige Scherbe aus einer Glaskugel schlagen, die unter Spannung steht. Es wäre nur eine winzige Scherbe, aber damit würde die ganze Kugel zerspringen und ließe sich nicht mehr zusammensetzen. Ich will die Welt verändern, Winter, nicht vernichten. Und ich will dich mitnehmen auf diese Reise, aber du musst mir versprechen, dass du keine Scheiße baust!" Das Skelett mischte sich wieder ein in die Unterhaltung. „Schön, dass du es verstanden hast. Sicher kommen euch noch viele tolle Ideen dazu. Aber nicht hier. Ich brauche jetzt meinen Schönheitsschlaf." Mit einem knackenden Fingerschnipps standen die beiden wieder in der grellen Sonne der Anauroch. Winter bedeckte ihre geblendeten Augen. „Mist, jetzt haben wir ihn verärgert und er hat uns nicht gesagt wo wir hin müssen." Faust grinste. „Keine Angst, ich weiß genau wohin wir nun gehen."


Grimward
Abtei des Schwertes

Sein Kopf brummte von all den Erklärungen. Seine Zweifel an diesem Unterfangen waren mehr als groß, doch wie Tempus ihm gesagt hatte, musste er dieses Problem eines Gottes in Menschengestalt  nun selbst lösen. Da er keinen anderen Weg kannte einen lebenden Gott zu töten, schloss er sich schließlich Fausts Idee an, zu dessen Erstaunen. Tatsächlich ging es ihm aber vielmehr darum eine Kontrollinstanz zu sein. Wer konnte schon sagen, was dieser Irre vorhatte, wenn er einmal in der Vergangenheit steckte. Insbesondere, da sie einen empfindlichen Zeitraum besuchten, da Tempus nur einer unter vielen Kriegsgöttern war - oder wird? Würde? Wenn die Sache vorüber war würde er ein ernstes Gespräch mit Faust führen müssen. Ihre Kameradschaft hing an einem seidenen Faden. Zuvor hatten sie alle verbliebenen Verwandten herkommen lassen. die Katakomben unter der Abtei boten einen großartigen Schutz, auch gegen fliegende Städte mit Höllenfeuerstrahlen. Das hoffte Grimward zumindest.
„Also, noch einmal: Wir kommen dort an. Der alte Altar ist unser zeitlicher Anker, da er bereits zur Zeit der Titanen hier war. Wir suchen ohne Umschweife diese Titanin, die Faust meint und entlocken ihr das Geheimnis. Und danach verschwinden wir sofort wieder in unsere Zeit! Es wird nichts mitgenommen oder angefasst oder getötet!" „Ja Papa! Und bekommen wir auch eine Zuckerstange, wenn wir brav waren?"Nicht genug, dass sie seine launische Schwester, den irren Faust und die schweigsame Miu mitnahmen. Nun hatte sich auch noch Drake aus freien Stücken entschieden mitzukommen. Offenbar gab es jetzt tatsächlich etwas für das er kämpfen wollte, nachdem sie auch seine Mutter unter der Abtei in Sicherheit gebracht hatten. „Ich weiß jedenfalls was du bekommst, wenn du uns verarschen willst!" Faust wirkte ungewohnt aufgeregt und fokussiert. Wenn sie Pech hatten würde er sie alle vielleicht ins unendliche Chaos verbannen. Stünde nicht so viel auf dem Spiel wäre er bei so einer riskanten Aktion nie dabei gewesen.
Dann ging es los. Es dauerte einen Moment und kurzzeitig wirkte Faust, als wäre sein Geist irgendwo im Strudel der Zeit verloren. Dann leuchtete sein Tattoo so hell und komplex auf wie nie zuvor und es war plötzlich kalt.
Der Altar war noch da, aber mit lauter fremden Zeichen und Fetischen bedeckt. Alle schauten sich unsicher um. Doch Fausts triumphierendes Lachen zeigte ihnen, dass es wohl geklappt hatte. Und tatsächlich: in der Ferne konnte Grimward es sehen. Selten durfte er ein derart episches Schlachtfeld bewundern. Die Titanen waren noch gewaltiger als er es sich erträumt hatte. Kein Riese seiner Zeit konnte auch nur im Ansatz an ihre Größe und Kraft heranreichen. Kurz fühlte er sich, als wären ihre Rollen vertauscht, als er den euphorischen Drang spürte, sich in die Schlacht zu werfen, während Faust wieder mit einem ernsten Unterton zur Vorsicht mahnte. „Ich mein es ernst! Jeder Scheiß, den ihr hier anstellt könnte dazu führen, dass es euch nie gegeben hat, also haltet euch zurück! Ich gehe jetzt Pandora suchen, die Titanin, welche das Geheimnis zum Töten eines Gottes kennt. Ihr bleibt hier und rührt nichts an." Miu schaute ihn fragend an. „Und wenn irgendetwas oder jemand zu uns herkommt? Hier ist eine Schlacht zwischen Göttern und Titanen im Gange. Vielleicht müssen wir uns verteidigen. Und meinst du, Pandora wird dir einfach so erzählen was du wissen willst?" Darauf folgte natürlich wieder Fausts selbstsicheres Grinsen. „Keine Sorge, ich kann sehr überzeugend sein. Und ihr lasst euch einfach nicht umbringen und genießt die Aussicht, aber bringt niemanden um! Haltet mir im Zweifelsfall den Rücken frei, wie besprochen!"
Kurz darauf machte Faust sich auf, seine Mission zu erfüllen. Die Stunden vergingen.Von der Anhöhe aus konnten sie dem wilden Treiben der Schlacht folgen. Selbst Drake schien eine gewisse Faszination für diesen Moment zu haben, den wohl kein Mensch zuvor gesehen hatte. Nur Miu schien angespannt. Sie schien besorgt um Faust zu sein. Doch er hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass er alleine gehen würde.  Zur Beruhigung ging sie ein bisschen spazieren. Allerdings in eine Richtung aus der nun plötzlich Schritte zu hören waren. Grimwardt rannte zu ihr um ihr bei einem möglichen Kampf zur Seite zu stehen. Doch die Gestalt, die das riesige Ohr eines Titanen als Opfergabe hinter sich herschleifte, raubte nun auch ihm den Atem. „Tempus!"Der Gott des Krieges wirkte unerfahrener als Grimwardt ihn in Erinnerung hatte, mit deutlich weniger Narben und einer anderen Ausrüstung, doch er war es. „Ja, der bin ich. Und wer seid ihr Winzlinge? Oder sollte ich fragen was seid ihr? Wurdet ihr geschickt um..."
Nun geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. In schwarze Flammen gehüllt schoss Miu auf den Gott zu und materialisierte dabei ein Schwert in ihrer Hand. Der Augenblick, den Grimwardt brauchte um zu verstehen was gerade passierte, genügte um eine tiefe Wunde in den Bauch des Kriegsgottes zu schlagen. Mius Gestalt verkohlte unter den Flammen und schwarz gefiederte Flügel brachen aus ihr hervor. Nun verstand er die flüchtigen Andeutungen, die Tempus bei ihrem Gespräch gemacht hatte. „Das ist Ares!" platzte es aus Winter heraus, doch Grimwardt hatte bereits zum Angriff angesetzt. Er brachte seinen Schild zwischen die dunkle Klinge und seinen Gott und konterte nun. Auch Tempus selbst griff an. Der schwarze Phönix war mächtiger als je zuvor und es gelang ihm Tempus mit seinem Höllenfeuer niederzustrecken. Nur seine göttliche Essenz bewahrte ihn davor den Tod zu finden. Doch Ares´Rücken war in diesem Moment ungeschützt, da er sich ganz auf Tempus konzentrierte und Ambrosia zerschmetterte den Körper des verletzten Erzteufels. Ares verbrannte zu einem Häufchen Asche - Nur um einen Wimpernschlag später aus seiner eigenen Asche wiedergeboren zu werden. Die Höllenfeuerexplosion raubte Grimwardt fast das Bewusstsein. Und nun musste er sich alleine gegen einen frisch erholten Erzteufel behaupten, da die Explosion auch Winter und Drake zu Boden gerissen hatte. „Du verdammter Narr, Ares! Was bei den neun Höllen hast du vor?" Wie ein Märtyrer stellte sich Grimwardt vor seinen Gott. „Ist das nicht offensichtlich? Ich werde seinen Platz einnehmen!" Dem ersten gewaltigen Hieb der Höllenklinge konnte er widerstehen. „Er ist ein Gott, du kannst ihn nicht töten!" Ares setzte zu einem feurigen Klingentanz an, der Grimwardt kaum eine Chance ließ. „Das muss ich auch nicht, Ich lasse ihn einfach verschwinden."Er war bereits über und über mit blutenden und verbrannten Wunden bedeckt, als er feststellen musste, dass sein mächtiges Heilgebet keine Wirkung zeigte. Hier gab es noch keinen Tempus, der ihm seinen Segen schenken konnte. Für diesen jungen Kriegsgott war Grimwardt ein Fremder, nur irgendein Sterblicher. Hilflos sah er die Klinge über seinem Gegner aufflammen. „Geh zur Seite Grimwardt, ich will dich nicht töten müssen. Wir kämpfen schließlich für das selbe Ziel." Die Worte klangen wie Hohn in seinen Ohren. Wenn sein Gott so sein Ende finden sollte, dann mit ihm zusammen.
Doch ehe Ares den tödlichen Schlag vollziehen konnte wurde er von einem Sturm aus Klingen umhüllt. Faust war zurück. Zwiespalt und er waren hier keineswegs ihrer Kräfte beraubt. Vor Schmerz und Wut brüllend setzte der Vater zum Konter gegen seinen Sohn an. Doch Faust war ein Experte im Kampf gegen seine Erzfeinde und auch Zwiespalt schmeckte das Blut von Teufeln besonders gut. Ohne seine Göttliche Magie war Grimwardt kaum in der Lage dem Kampf zu folgen. Beide tauchten mal hier, mal da auf und ihre Schlagfolgen fanden in einem irren Tempo statt. Bis Zwiespalt Ares Körper in den Boden rammte und mit einem Dimensionsanker festhielt. Faust spuckte einen Schwall Blut aus, doch er hatte gesiegt. Ares fluchte. „Das ist falsch! Das hätte anders laufen sollen!" Faust drehte die Klinge in das Teufelsfleisch. „Was meinst du damit und was verdammt nochmal machst du hier?" Die klauenbewehrte Hand zeigte auf den reglosen Kriegsgott. „Ich muss seinen Platz und seine Gestalt annehmen! Verstehst du denn nicht? Ich übernehme einfach seine Rolle in der Geschichte. Jeden einzelnen Punkt. Niemand wird merken, dass ich und nicht er zum unangefochtenen Gott des Krieges wird, wenn ich Garagos bezwungen haben werde. Du weißt, dass das mein Schicksal ist, Desmond!" Faust sah tatsächlich aus, als würde er darüber nachdenken. „Hör nicht auf ihn! Du hast selbst gesagt, welche unbegreiflichen Auswirkungen das haben könnte!" Grimwardts Stimme holte ihn zurück und er sah sich um.
Auf einmal stand etwas anderes in Fausts Blick: Angst. Er sprach langsam, als wollte er eigentlich keine Antwort auf seine Frage hören. „Wo ist Miu?" Grimwardt schüttelte den Kopf und schaue voller Abscheu Ares an. Tränen der Wut stiegen in Fausts Augen, als seine Klinge den Arm seines Vaters abtrennte. „WARUM? warum sie? Wie konntest du nur?" Ares schien zu begreifen, dass dies sein Ende sein könnte. „Sie hatte einen Pakt geschlossen, damals in der Hölle. Damit hatte ich nichts zu tun. Als du Shar getötet hast, hast du auch Miu vernichtet. Das war zu viel für ihren Körper. Ich habe nur ihre Gestalt angenommen. Getötet hast du sie." Der andere Arm und ein Horn fielen Zwiespalt als nächstes zum Opfer. Doch Ares Worte hörten nicht auf zu fließen. „Ich kann ihre Seele retten! Hier hatte ich keinen Erfolg wegen euch, doch ich werde euch helfen Mephisto zu vernichten und dann werde ich der Gott der Neun Höllen sein und Ihre Seele freigeben!" Er konnte es selbst kaum glauben, doch Grimwardt musste Ares Recht geben. „Wir brauchen ihn, Faust. Es wird einen neuen Gott der Neun Höllen geben, ob du das willst oder nicht. Und er ist das für uns kleinste Übel. Mephisto und Telamont sind ein unsäglicher Grauen für unsere Welt, der aufgehalten werden muss. Es ist ein Sakrileg, dass nun ein Gott in der Welt der Sterblichen wüten kann und das müssen wir verhindern." Der Kriegpriester wendete sich an den Erzteufel, während Fausts Knöchel aus seiner Haut zu platzen drohten. „Ares, wir werden dir helfen. Aber dazu gibt es einige Dinge, die wir bereits vorher schriftlich in einem Vertrag festsetzen werden, für den Fall, dass du zum neuen Gott der Neun Höllen wirst." Faust holte zum Schlag aus. „Ich scheiße auf eure Verträge! Er ist ein skrupelloses Arschloch und ein Teufel durch und durch. wir können ihm nicht trauen, so wie Miu wird er auch uns opfern. Er muss sterben!" „Wenn du ihn jetzt tötest, dann sind die Konsequenzen unberechenbar! Sei kein Idiot, Faust! Mius Seele kann gerettet werden. Winters Vertrag kann er wieder rückgängig machen und auch deinen! Es gefällt mir auch nicht, kein bisschen, aber dein Vater hat die Möglichkeit uns bei all unseren Problemen zu helfen!" Heiß schnaubte Faust in Wut und Trauer, als er in seine Tasche griff und seine Münze zückte. Grimwardt wusste was das hieß. Dieser Münzwurf würde nun über das Schicksal von Ares und vielleicht auch ihnen allen entscheiden. „Bei Kopf bist du jetzt sofort tot. Bei Zahl werde ich dich an einem anderen Tag töten. Egal ob als Teufel oder Gott, du bist nun in keiner Gestalt mehr vor mir sicher. Und glaube mir, ich werde dir das nicht durchgehen lassen." Die Münze durchschnitt die Luft, drehte sich quälend langsam bis Faust sie auffing und auf seinen Handrücken klatschte. Abschätzig zog er die Mundwinkel nach unten. „Zahl. du wirst vorerst weiterleben."
Alle die kurzzeitig die Luft angehalten hatten, atmeten nun wieder durch. Es war eben diese Willkür, die Faust zu einer potentiellen Bedrohung machte. Grimwardt konnte nicht einmal genau einschätzen ob er eine Bedrohung für sich, seine Umfeld oder die ganze Welt sein könnte. Und nun hatte Faust mit seiner Hilfe die Fähigkeit erlangt Götter zu erschlagen. War es wirklich das kleinere Übel? Wie auch immer, Grimwardt hatte eine Entscheidung getroffen und nun würden sie ihren Plan weiter verfolgen. Mit einer Schriftrolle heilte Faust seine Gefährten so weit, dass sie zumindest wieder aufstehen konnten. Grimwardt zu liebe hatte er sogar Tempus zurückgeholt. Verwirrt und in seiner Ehre verletzt schaute der Kriegsgott in die seltsame Runde, während Grimwardt ihm hoch half. „Was hat all das hier zu bedeuten? Ihr solltet nicht hier sein. Nicht dass mir die kosmische Ordnung so sehr am Herzen liegen würde, aber ihr könntet einiges kaputt machen. Und euer Mangel an Respekt gegenüber den Göttern ist nicht entschuldbar!" Trotz seiner Worte nickte er Grimwardt anerkennend zu. War es etwa dieser Moment, durch den Tempus auf ihn aufmerksam wurde? War das hier seine Prüfung gewesen, durch die Tempus sich für ihn entschieden hatte, zehntausende Jahre vor seiner Geburt? Der Blick des Schlachtenhüters beachtete Winter und Drake kaum. Selbst dem verstümmelten Ares, der ihn eben noch entthronen wollte, warf er nur einen kurzen Blick der Missachtung zu, ehe seine eisblauen Augen an dem verschiedenfarbigen Blick von Faust hängen blieb. Im Gesicht des Gottes stand weiterhin große Verachtung und doch zugleich eine Art Vorfreude. Ein Versprechen. „Wenn wir uns das nächste mal wieder sehen, wird einer von uns das nicht überleben. Du magst sehr stark sein, Mensch, doch du bist und bleibst ein Sterblicher." Faust grinste noch einmal selbstsicher ehe er sich abwandte um zu gehen. „Und genau darum solltest du dich fürchten, Gott." Grimwardt würde keine Zweifel haben, an wessen Seite er an jenem Tag kämpfen würde.

Niobe:
Oh krass, da ist so viel passiert, sowohl emotional als auch physisch. War sicher nicht leicht zu schreiben, aber ist großartig geworden! Ist das mit Drakes Mutter echt passiert? Kann mich gar nicht mehr erinnern. Und Ares habt ihr leben gelassen oder passiert da noch was? Hatte irgendwie im Kopf, dass ihr ihn gekillt habt. Mann ist das spannend :P

Nightmoon:
Das mit Drakes Mutter war schon so, dass die Spieler da ziemlich ihr Unverständnis darüber erwähnten, dass er sie so hoffiert und das mit Ares war auch so, der ist auch im großen Showdown dabei.

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