Kapitel X: Eis und Sand
Boltor
Eiswindtal, kurz darauf.
„DRIIIIZZT!“, brüllte Faust wie von Sinnen.
Seine Freunde warfen sich verstohlene Blicke zu.
„Mm“, machte Grimwardt. „Sollen wir ihn aufhalten?“
Boltor schnaubte verdrießlich. Hatte der Kerl was gesoffen, das er ihm vorenthalten hatte? In dem Augenblick, als die alte Echse den Namen des Dunkelelfen ausgesprochen hatte, war ein wahnwitziges Funkeln in die Augen des Kämpfers getreten. Dafür schienen weiter oben ein paar Lichter ausgegangen zu sein. Was, beim Barte des Moradin, glaubte er, was er da tat? Dachte er, wenn er nur laut genug brüllte, käme der Drow schon irgendwann aus dem Dickicht gesprungen?
„DRIZZT!“
Nun, wenn sie Pech hatten, würde genau das passieren. Und Fausts Gebrüll machte nicht eben einen friedfertigen Eindruck. Dann bemerkte Boltor eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes.
„Wir sind nicht allein“, murmelte der Zwerg.
Im nächsten Moment traten sechs stämmige Menschenkrieger aus dem Unterholz. Trotz der Kälte, die hier herrschte, waren ihre Oberkörper unbekleidet und mit Henna bemalt. Um die Schultern trugen sie schwere Fellmäntel. Einer der Barbaren sprach sie in einer Sprache an, die Boltor nicht verstand. Sein Tonfall war barsch und seine gezückte Axt ließ keinen Zweifel daran, was er von sandbedeckten Fremden hielt, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten, um mit ihrem Gebrüll den Wald aufzuscheuchen.
„Wir suchen Drizzt Do’Urden“, erklärte Faust übergangslos. „Das Schicksal der Welt könnte davon abhängen!“
Die Fremden bedachten ihn mit finsteren Blicken.
„Eure Waffen!“, befahl der Anführer schroff.
„Mm, das ist das Schwert meines Vaters und ich gebe es nur ungern…“ Als Faust die warnenden Blicke seiner Gefährten auffing, hob er ergeben die Hände. „Schon gut.“
Nachdem sie ihnen die Waffen abgenommen hatten, führten die Barbaren die Gefährten in ihr Winterlager. Das kleine Dorf war gerade im Abbau begriffen: Von den mit Fellen verkleideten Zelten standen nur noch die hölzernen Gerüste und Frauen und Kinder verluden Felle und andere Wertgegenstände auf bereitstehende Pferde. Das Auftauchen der Abenteurer erregte einiges Aufsehen. Kinder liefen ihnen entgegen, um sie neugierig zu begaffen und irgendwo fing ein Hund an zu kläffen. Von den Wächtern wurden die Gefährten vor das einzige noch intakte Zelt geführt. Die Öffnung wurde angehoben und ein hünenhafter Nordmann, unzweifelhaft der Stammesführer des Dorfes, trat heraus. Er mochte etwa Ende Vierzig sein. Sein langes blondes Haupthaar, das ihm wild und ungezähmt ins Gesicht wehte, wies noch keine graue Strähne auf. Doch sein kantiges Gesicht war zerfurcht von tiefen Linien, die, wie es schien, nicht die Zeit sondern Kummer und Leid in seine Züge gegraben hatten. An der Seite trug er einen mächtigen Hammer.
„Heiliger Humpen!“, entfuhr es Boltor und er kniff seine kleinen, rot geäderten Augen zusammen. „Häuptling Wulfgar?“
Ja, tatsächlich. Vor ihnen stand der Uthgart-Stammesführer der Elche und einer der treusten Freunde des großen Zwergenkönigs Bruenor Heldenhammer von Mithrilhalle. Boltor senkte ehrerbietig sein Haupt.
„Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“, fragte Wulfgar rau, doch ohne drohenden Unterton.
„Ich muss gegen Euren Freund Drizzt kämpfen“, ratterte Faust mit der logischen Schlüssigkeit eines sabbernden Deppen drauflos. „Um den Baum zu zerstören und die Welt zu retten. Der Leichnam will uns nur helfen, den Kelch zu finden, wenn wir ihm einen epischen Kampf liefern. Sprich: Wenn ich nicht gegen Drizzt Do’Urden kämpfe, gelingt es den Umbranten, das Ritual zu vollenden und der Zauber wird das magische Gewebe zerstören.“
Wulfgar verzog keine Miene. Die beiden Krieger jedoch, die hinter dem Stammesführer Stellung bezogen hatten, warfen sich verstörte Blicke zu, als versuchten sie sich darüber klar zu werden, ob der schwafelnde Fremde wohl gefährlich sei oder einfach nur gewaltig einen an der Klatsche hatte.
Grimwardt räusperte sich. „Was mein Mitstreiter sagen möchte“, versuchte er die Ehre der Gruppe zu retten: „Wäre es wohl möglich, dass wir mit dem Dunkelelfen sprechen könnten. Es ist wirklich dringend.“
„Ich habe Drizzt seit Jahren nicht gesehen“, antwortete Wulfgar einen Tick zu schroff. Boltor kniff die Augen zusammen: Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihm war nicht die Unruhe entgangen, die den Stamm bei der Erwähnung von Drizzts Namen erfasst hatte. Ein paar der Stammeskrieger hatten die Arme vor der Brust verschränkt und warfen sich düstere Blicke zu, doch ihr Unmut schien nicht den Gefährten zu gelten.
„Es tut mir leid, doch ich kann euch nicht helfen“, erklärte Wulfgar.
„Aber vielleicht weiß ja die unsichtbare Frau dort hinten, wo er steckt“, sagte Winter arglos.
Winters Enthüllung brachte das Fass zum Überlaufen. Laute, wütende Stimmen wurden laut und Wulfgars Blick wurde kalt und hart. Boltor blickte in die Richtung, in die Winter gedeutet hatte, konnte jedoch nichts erkennen.
„Ich habe Drizzt Do’Urden das letzte Mal vor fünf Jahren gesehen“, wiederholte der Stammesführer unwirsch. „Ingor, führ die Fremden an den Rand des Waldes. Sie sind hier nicht länger willkommen.“
Grobe Hände packten Boltor bei den Schultern.
Im selben Moment verschwand Winter von der Bildfläche.
Winter
Winter teleportierte sich zu der Stelle zwischen den Bäumen, wo sie die unsichtbare Frau gesehen hatte. Offenbar hatten diese Barbaren keine Ahnung von Magie: Der Zauber, unter dem sich die Fremde verbarg, war nicht besonders mächtig und Winter war es ein Leichtes gewesen, sie mit ihrem magischen Blick zu durchschauen.
Die Fremde – sie mochte ein paar Jahre älter sein als Winter selbst - stand mit verschränkten Armen gegen einen Baum gelehnt. In ihren wilden, kastanienroten Locken hatten sich Aststücke und einige Blätter verfangen. Sie schien Winter erwartet zu haben. Als die Diebesmeisterin einige Schritte entfernt von ihr auftauchte, machte sie ihr ein Zeichen ihr zu folgen. Schweigend lotste sie Winter durchs Unterholz. Die Geschmeidigkeit, mit der sie sich durch den Wald bewegte und ihre breiten, kampfgeschulten Schultern ließen vermuten, dass sie selbst früher auf Abenteuer ausgezogen war. Am Rande einer Lichtung blieb sie stehen und wandte sich zu Winter um.
„Das hättet Ihr nicht sagen sollen“, erklärte sie. Es lag kein Groll in ihrer Stimme, doch ihre dunklen Augen musterten Winter mit Argwohn. „Mein Name ist Catti-brie. Sagt mir, was Ihr von Drizzt Do’Urden wollt.“
„Winter“, stellte sich die Diebesmeisterin vor. „Es tut mir leid, wenn wir Euch Ärger bereitet haben. Aber mein Gefährte spricht die Wahrheit.“
Während sie Catti-brie ihr Anliegen unterbreitete, bemerkte Winter, wie die Fremde magisch in ihren Geist einzudringen versuchte. Da sie einen Wahrheitszauber vermutete, ließ sie es geschehen.
„Alustriel von Silbrigmond hat Euch diesen Auftrag erteilt?“, fragte Catti-brie schließlich und Winter spürte, wie ihr anfängliches Misstrauen zu schwinden begann. Sie schien einen Augenblick zu überlegen; dann nickte sie. „Ich werde mit Drizzt sprechen“, sagte sie. „Kehrt zu Euren Freunden zurück, er wird euch dort aufsuchen, wenn er sich entschieden hat.“
Winter bedankte sich bei der Fremden und kehrte zu den anderen zurück. Die Barbaren hatten sie an den Rand des Waldes geführt. Winters Verschwinden hatte die Krieger in Unruhe versetzt, doch da Wulfgar seinen Befehl nicht revidiert hatte, waren sie nicht handgreiflich geworden. Zu ihrem Glück!
Winter berichtete von ihrer Begegnung im Wald.
„Wie, sagtest du, hieß die Kleine?“, fragte Boltor, als sie geendet hatte.
„Callie...äh… Caddie…“
„Catti-brie?“
„Ja, so was in der Art.“ Erstaunt sah sie den Zwerg an. „Du kennst sie?“
„Jeder kennt sie“, behauptete Boltor. „Sie ist die Adoptivtochter des Zwergenkönigs von Mithrilhalle.“
„Und Drizzts Frau“, warf Faust ein.
„Frau!“, höhnte Boltor. „Ich frage mich, was Wulfgar wohl davon hält, dass sein treuer Freund seine Geliebte pimpert!“
„Unsinn!“, knurrte Grimwardt. „Drizzt und Wulfgar sind im Guten auseinander gegangen und…“
Während ihre männlichen Begleiter um Drizzts Ehre stritten, warfen sich Winter und Miu verständnislose Blicke zu. Offenbar war die Sage von Drizzt dem Dunkelelfen noch nicht bis nach Kara-Tur vorgedrungen. Und was Winter anging: Bruenor Heldenhammer und Drizzt Do’Urden waren niemals ihre Helden gewesen. Sie erinnerte sich vage an Lieder und Epen, in denen sich ein dunkelfischer Schwertkämpfer gegen sein eigenes Volk stellte und mit seinen Freunden durch die Welt zog, um … naja… um Leute niederzumetzeln. Doch das waren Abenteuergeschichten für kleine Jungs, denen sie offenbar nie die angemessene Begeisterung entgegen gebracht hatte.
Plötzlich verstummten die anderen.
Keiner hatte Drizzt kommen gehört. Falls er ihren anstößigen Streit mit angehört hatte, so ließ er sich nichts anmerken. Der Drow stand völlig reglos und musterte die Gefährten aus lavendelfarbenen Augen, die blass aus dem nachtschwarzen Gesicht stachen. Um den Hals trug er das Einhornemblem Mielikkis, der Herrin des Waldes. Ob es Bedacht oder Misstrauen war, was aus seinen Augen sprach, vermochte Winter nicht zu sagen. Faust dagegen verschwendete keine unnötige Sekunde daran, den Gemütszustand seines Turniergegners zu deuten. Das Auftauchen seines Kindheitsidols hatte ihn wieder in diesen Zustand konfuser Unzurechenbarkeit versetzt. Der dunkelelfische Einsiedler ließ Fausts Redeschwall mit stoischer Unbewegtheit über sich ergehen, doch als der Kämpfer begann, in wilder Zusammenhanglosigkeit Begebenheiten aus Drizzts Biografie zu rezitieren, setzte er dem ganzen ein Ende.
„Ich werde Euch begleiten“ unterbrach er den Redefluss seines Gegenübers. „Catti-brie hat mir alles erzählt und ich glaube, dass ihr die Wahrheit sprecht, so ungewöhnlich Eure Geschichte auch klingen mag. Doch wir sollten uns beeilen. Ich… möchte diesem Ort nicht allzu lange fern bleiben.“
„Ist wegen Stammesführer Wulfgar, häh?“, erriet Boltor und schlug stolz seinen Humpen gegen seine Brust. „Es wäre mir eine Ehre in Eurer Abwesenheit über Euren Freund zu wachen. Jeder Freund des großen Bruenor Heldenhammer ist auch mein Freund“
„Ich danke euch.“ Drizzt neigte den Kopf. „Doch das wird nicht nötig sein.“
„Wie?“, knurrte der Zwerg. „Traut Ihr mir das nicht zu? Mein Humpen vermag wahre Wunder zu vollbringen!“
„Daran zweifele ich nicht“, sagte der Drow mit geduldiger Höflichkeit und bar jeden Spottes. Er zögerte, doch dann fuhr er fort: „Es stimmt, ich bin hier, weil ich glaube, dass einem meiner Freunde Gefahr droht. Aber Wulfgar würde Eure Hilfe ablehnen. So wie er auch meine Hilfe nicht annehmen würde, weil es seiner Ehre als Stammeskrieger zuwider wäre. Er wusste nicht, dass ich hier bin, bis Ihr aufgetaucht seid.“ Ehe einer der Gefährten auf die subtile Rüge reagieren konnte, fuhr er eilig fort. „Also? Besteht Euer Portal noch?“
Faust
Anauroch, etwa eine Stunde später.
Der Sarrukh-Leichnam hatte die Wahrheit gesprochen: Die Wüste gehorchte seinen Befehlen. Als die Gefährten durch das Portal zurückgekehrt waren, hatten sie statt den Ruinen von Oreme eine Wüstenstadt vorgefunden: Wo zuvor nur Gebäudegerippe aus dem ewigen Sand geragt waren, schraubten sich nun filigrane Türme aus Sandstein in den Himmel und fremdartige Stufenpyramiden säumten die sandigen Straßen. Die Wüste hatte sich zurückgezogen und eines ihrer zahlreichen Geheimnisse enthüllt: Oreme, die verlorene Stadt der Sarrukh, existierte noch immer unter dem Sand. Und was noch ungewöhnlicher war: Das magische Gewebe war an diesem Ort noch intakt, so als hätte König Oreme gewusst, was kommen würde, und seine Vorkehrungen getroffen.
Die Arena war klein und nur spärlich besetzt mit Oremes Hofstaat: Einige Yuan-Ti räkelten ihre Schlangenkörper auf den Tribünen und Asherati mit rostroten, schmalgliedrigen Körpern und weißen Augen tummelten sich zwischen sandfarbenen Echsenmenschen mit gespaltenen Zungen. Die abendliche Arena war in ein Meer tanzender Lichter und Fackeln gehüllt und über allem thronte König Oreme in einer Loge, die wie sein Thron in der Form einer geöffneten Echsenklaue gearbeitet war. Die Regeln waren einfach: Wer fiel, verlor. Ließ einer den anderen absichtlich gewinnen, war der Handel mit dem Sarrukh ungültig.
Breitbeinig und ein wenig ungelenk stapfte Faust in die Arena. Winters Mithril-Kettenhemd, das sie ihm für den Kampf geliehen hatte, zwickte an den Seiten und schränkte ihn in seiner Beweglichkeit ein. Faust war es nicht gewohnt, in Rüstung zu kämpfen. Er hatte die Schutzzauber nicht gezählt, die auf ihm lagen, aber er hatte sich noch nie zuvor so magisch gefühlt. Zwiespalt surrte, als er die Klinge aus der Scheide riss und zur Unterhaltung einige Drillübungen vorführte. Die Zuschauer bedachten seine Schaueinlage mit einem eigenartigen Konzert aus Zischen und Klatschen.
Dann kam Drizzt von der anderen Seite und ernte ehrfürchtiges Raunen. Er blinzelte, als das Licht der Fackeln seine empfindlichen Drowaugen streifte und zog ohne Umschweife seine beiden Krummsäbel – einer blau und metallen; der andere wie aus reinem gleißenden Licht gemacht. Dann nickte er Faust zu: das verabredete Startsignal.
Dann wollen wir doch mal sehen, ob du deinem Ruf als bester Kämpfer der Herzlande gerecht wirst, Dunkelelf, dachte Faust. Er spürte, wie das Blut in seinen Ohren pochte und packte sein Schwert fester.
Faust stürmte los, doch Drizzt war schneller. Eine Sandwolke umhüllte die heranrasende Gestalt des Dunkelelfen. Faust spürte einen unerwarteten Schmerz in der Seite, als das lichthelle Schwert seine Rüstung durchdrang, und wich eilig dem Folgeschlag aus. Das Ausweichmanöver gelang, doch auch Drizzt tänzelte zur Seite und die Schnelligkeit, mit der er sich dabei bewegte und der Sand, den sein rasender Körper aufwirbelte, hüllten die Gestalt des Drow in einen Schutzmantel der Unschärfe. Ein reflexartiges Abtasten der Wunde sagte Faust, dass sein Gegner nicht mit voller Kraft angegriffen hatte. Drizzts Säbel hatte kaum mehr als einen Kratzer hinterlassen: Er schien Fausts Defensive auszutesten. Offenbar wusste er den muskulösen Kämpfer, der sich trotz seiner körperlichen Überlegenheit nicht allein auf seine Stärke verließ, nicht einzuschätzen. Als Faust nun auf ihn zustürme, ging er einen Lidschlag bevor der Kämpfer ihn erreichte in die Knie, und kreuzte eilig die Klingen vor der Brust, um den Schlag abzuwehren. Doch Faust durchschaute sein Vorhaben, bremse scharf ab, wirbelte halb um die eigene Achse und fand einen Weg durch die Klingenbarriere. Die Halbdrehung, die Drizzt vollführte, um dem Schlag auszuweichen, bremste die Wucht des Schlags, doch völlig ungeschoren kam der Dunkelelf nicht davon. Seine Antwort war ein rasender Klingenwirbel, und diesmal hatte er offenbar gelernt: Als Faust nach dem ersten Schlag mit seinem abrupten Seitenschritt aus seiner Reichweite sprang, setzte Drizzt ihm nach: Wie ein Tänzer schien der Drow jede seine Bewegungen zu spiegeln und seine Lichtklinge durchdrang mühelos Fausts dürftige Verteidigung. Der metallene Säbel jedoch prallte an den Schutzzaubern ab, die Winter auf Faust gewirkt hatte. Der Kämpfer ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und nutzte das Überraschungsmoment für einen Vergeltungsschlag seinerseits. Doch trotz der verringerten Schlagkraft des Dunkelelfen und seiner eigenen gezielten Vergeltungsschläge geriet Faust ins Schlingern. Der Präzisionstanz des Drow zehrte an seinen Kräften und seine gezielten Schläge in die Magengegend brachten den stämmigen Kämpfer ins Wanken.
Verdammter Hurensohn.
Er war gut – verdammt gut. Aber jeder hatte Schwachstellen. Und Faust glaube Drizzts Schwachstelle gefunden zu haben. In einer plötzlichen, unerwarteten Bewegung katapultierte er sich in die Höhe. Drizzt wich zur Seite aus, als er Faust mit einem irrwütigen Kampfesschrei auf sich zu springen sah, doch genau darauf hatte der Kämpfer spekuliert. Im Sprung vollführte er eine halbe Drehung, rollte sich ab, kam federnd vor dem Drow zum Stehen und rammte ihm mit ungebremster Wucht die Klinge in die Brust. Keuchend ging Drizzt in die Knie und hielt sich die klaffende Wunde. Verblüffung stand in seinen blassvioletten Augen. Dann Neugier. Und dann…. Von einem auf den nächsten Augenblick war Drizzt aus Fausts Blickfeld verschwunden. Im nächsten Moment wirbelte der Drow aus entgegen gesetzter Richtung auf seinen Gegner zu und sein Klingenwirbel wurde zum Orkan. Der Drow schien überall zu sein und trotz der irrsinnigen Schnelligkeit der Bewegung verloren seine Hiebe nicht an Präzision. Seine Augen glänzten vor Erregung. Und obwohl Faust jeden seiner Schläge mit einem Gegenschlag seinerseits beantwortete, spürte er, dass er im Begriff war, seinem Gegner zu unterliegen. Noch einmal legte er all die Kraft, die ihm verblieb, in einen einzigen Schlag. Noch einmal versuchte er Drizzts Präzisionstanz mit unberechenbarer Wucht zu begegnen. Doch der Drow wich seinem abrupten Ausfallschritt mit einer Seitwärtsrolle aus.
Das war’s, dachte Faust.
Und dann kam mit dem Schmerz die Dunkelheit.
Als Faust die Augen öffnete, starrte er in Mius besorgtes Gesicht. Doch die Besorgnis wich kurz darauf einem verdrießlichen Stirnrunzeln, das ihm offenbar klarmachen sollte, was seine kleine, pazifistische Begleiterin von solch blutigen Turnierkämpfen hielt.
„Beeindruckend“, fand dagegen Winter. „Ich habe zwar nicht viel gesehen außer einer wirbelnden Staubwolke, aber es war bestimmt beeindruckend.“
„Hoffentlich hat Schiefkiefer mehr gesehen als eine wirbelnde Staubwolke“, murmelte Faust.
Drizzt reichte ihm die Hand.
„Meinen Respekt“, sagte der Drow. Das todeswütige Funkeln in seinen Augen war wieder dem verhaltenen Blick des scheuen Einsiedlers gewichen. Miu hatte die tiefe Wunde in seiner Brust geheilt, doch der breite Riss in seinem Wams trug Zwiespalts Handschrift.
Faust ließ sich von ihm aufhelfen.
„Gleichfalls“, gab er das Kompliment zurück. „Aber das schreit nach einer Revanche.“
Drizzts Sieg war verdient gewesen, keine Frage, aber knapp. Faust war sich sicher, dass er nur ein wenig Übung brauchte, um den Drow zu besiegen. Er lernte schnell – verdammt schnell. Und Drizzt war ihm heute ein guter Lehrer gewesen!
Der Hauch eines Lächelns streifte Drizzts Gesicht.
„Ich bin leicht zu finden“, nahm er Fausts Herausforderung an.
Hinter ihnen ertönte rhythmisches Klappern: König Oreme war erschienen, um Drizzt klatschend zu seinem Sieg zu gratulieren. Faust schnaubte.
„War der Kampf zu Eurer Zufriedenheit, Majestät?“, brumme er.
„Exzellent, exzellent“, klapperte Schiefkiefer. „Mein bester Tag seit zwei Jahrzehnten“
„Also helft Ihr uns dabei den Kelch zu finden?“
„Nun“, sinnierte der Leichnam. „Die Trophäe gebührt ja für gewöhnlich dem Sieger, aber ich bin heute gut gelaunt, darum habt Ihr Glück, mein junger, wechselhafter Freund.“
Der Sarrukh stieß ein gutturales Gurgeln hervor und wie bereits zuvor schienen seine Worte die Wirklichkeit zu verändern: ein goldener Kelch, der halb so groß war wie König Oreme selbst, erschien in seiner Hand. Feierlich überreichte er Faust das Artefakt.
„Ein Tropfen flüssiger Sonne reicht aus, den Nesserbaum in Flammen aufgehen zu lassen“, erklärte er. „Außerdem kann euch der Kelch dabei helfen aus der Wüste zu fliehen, falls ihr tatsächlich so weit kommen sollet.“
„Ihr werdet Euch noch wundern!“
Ein keckerndes Lachen entrang sich der staubtrockenen Kehle des kauzigen alten Sarrukhs.
„Unwahrscheinlich, aber wünschenswert.“
NSCs/Gegner
Drizzt Do’Urden
Männlicher Elf (Drow)
Drow-Kämpfer 1/ Waldläufer 4/ Scout 3/ Schwertgelehrter 2/ Derwisch 10/ Sturm 2 (22)
CG Mittelgroßer Humanoider
Initiative +21
Dunkelsicht 36m
Sprachen: Gemeinsprache, Drow, Drow-Gebärdensprache
HG 23
RK 39/ 54*, Berührung 33/ 48*, auf dem falschen Fuß 28
(Rüstung +6, Derwisch +3, Sturm +1, Ablenkung +5, Ausweichen +1, Geschick +5 (geschärfte Säbel), Weisheit +6, Kompetenz +2)
*Defensiv (+15) + Parade (+4) + Vergeltungsschlag (-4)
TP 254
ZR 33
REF +42, WIL +23, ZÄH +24, +2 gegen Zauber und zauberähnliche Fähigkeiten
Attribute: ST 21, GE 30, KO 20, IN 14, WE 22, CH 13
BR 13,5m (11 Felder) (x1 1/2 mit Hast)
GAB +20, RAB +26
Angriff (Standard-Aktion)
Normal: +33* (1W6+11/15-20/x2)
Tänzelnder Angriff (mit Hast): ---+34* (1W6+11+2W6 Skirmish/15-20/x2 + verlangsamt)
Voller Angriff (volle Aktion)
Hast + Derwisch-Tanz: +38*--/+38*--/+33*--/+28*--/+23* (1W6+17+2W6 Skirmish/15-20/x2+ verlangsamt) und +38--/+33--/+28--/+23 (1W6+17 +2W6 Skirmish + 1W6 Kälte/15-20/x2+verlangsamt)
Derwisch-Tanz + Tausend Schnitte +Hast: +38*/+38*/--+38/--+33*/+33*--/+28*/+28*--/+23*/+23* (1W6+17+2W6 Skirmish/15-20/x2+ verlangsamt) und +38/+38--/+33/+33--/+28/+28--/+23/+23 (1W6+17 +2W6 Skirmish + 1W6 Kälte/15-20/x2+verlangsamt)
Derwisch Tanz Defensiv + Hast: +23*--/+23*--/+18*--/+13*--/+8* und +23--/+18--/+13--/+8*
Derwisch-Tanz + Tausend Schnitte Defensiv: /+23*/+23*--/+18/+18*--/+13*/ +13*--/+8*/+8* und /+23*/+23*--/+18/+18*--/+13*/ +13*--/+8*/+8*
*ignoriert Rüstung
-- 1,5m-Schritt zwischen Angriffen
Waldläufer Zauber (Zauberstufe 4)
Springen (+10, 1min/St)
Blindgespür (10min/St)
Manöver und Stellungen
Stellungen
Kind der Schatten: 20% Fehlschlagschance bei Bewegung
Manöver
1.Grad
Geistesklarheit
Gegensturm: GE-Wurf gegen anstürmenden Gegner
Plötzlicher Sprung
2.Grad
Smaragdklinge
Wolfsgriff
Besondere Fähigkeiten
Drow-Kämpfer (DotU): +2 Initiative, GE statt ST auf Schaden, wenn Gegner auf falschem Fuß erwischt ist
Waldläufer: Bevorzugtes Gelände (Wald), Erzfeind (Elfen) +4, Erzfeind (Externare) +2, Kampfstil, Spuren lesen, Tiergefährte (Guenhyvar), Tiergespür, Zauber
Scout (CAd): Skirmish (+2W6, +2 RK), Fallen finden, Kampfesklarheit (+1 Kompetenzbonus auf Initiative und ZÄH), Reflexbewegung (kann nicht afF erwischt werden), +3m Bewegungsrate, Spurenloser Schritt
Schwertgelehrter (ToB): Disziplin-Fokus (Wüstenwind), Manöver und Stellungen, Schnelle Reaktion +1, RK-Bonus (WE)
Derwisch (CW): Derwisch-Tanz 5x/Tag, Gekonnte Parade, Herausragendes Geschick, Klingenwirbel, Verbesserte Reaktion +2, Tausend Schnitte, Todestanz
Sturm (CAd): Beidhändigkeit -1, Sturmverteidigung +1
Drow: Lichtblindheit -1, ZR, Attributsmodifikatoren (GE 2, IN 2, CH 2 KO -2), zauberähnliche Fähigkeiten (1x/Tag Tanzende Lichter, Feenfeuer, Dunkelheit)
Talente: Ausdauer, Ausweichen, Beweglichkeit, Defensive Kampfweise, Mächtiger Kampf mit 2 Waffen, Kampf mit 2 Waffen, Kampfreflexe, Kritisch wankend schlagen (DotU), Perfektionierter Kampf mit 2 Waffen (episch), Schneller Jäger (CS), Tänzelnder Angriff, Verbesserte defensive Kampfweise (CW), Verbesserter Kampf mit 2 Waffen, Verbesserter kritischer Treffer, Vergeltungsschlag (PH2), Waffenfinesse, Waffenfokus
Fertigkeiten: Auftreten (Tanz) 12, Entdecken 13, Entfesslungskunst 30, Klettern 9, Konzentration 22, Lauschen 13, Leise Bewegen 17, Springen 29, Turnen 36, Wissen (Natur) 9, Überlebenskunst 13
Derwisch-Tanz: 5/Tag kann Drizzt eine volle Attacke machen und sich bewegen (volle BR). Er muss jeweils einen 1,5m-Schritt zwischen den Angriffen machen und erhält einen Bonus von +5 auf Angriff und Schaden. Dauer: 12 Runden.
Gekonnte Parade Wenn Drizzt mind. -5 auf den GAB hin-nimmt, um seine RK zu steigern (Defensive Kampfweise), erhält er zusätzliche +4 auf seine RK (Ausweichen).
Herausragendes Geschick: Drizzt kann immer 10 nehmen auf Springen, Auftreten (Tanz) und Turnen.
Kritisch wankend schlagen: Macht Drizzt einen kritischen Treffer, so ist das Ziel zugleich für 1 Runde verlangsamt.
Skirmish: Drizzt macht zusätzlichen Schaden (2W6) und erhält einen Kompetenzbonus von +2 auf die RK, wenn er sich in der Runde mindestens 2F bewegt. Nur gegen lebendige Gegner.
Tausend Schnitte: 1x/Tag kann Drizzt die Anzahl seiner Angriffe verdoppeln. Kombiniert er diese Fähigkeit mit dem Derwisch-Tanz, so macht er zwischen jedem 1,5-Schritt zwei Angriffe.
Vergeltungsschlag (Talent): Wenn Drizzt einen Malus von -4 auf seine RK hinnimmt und dem Angreifer +4 auf Schaden gewährt, kann er für jeden Schlag, den sein Gegner gegen ihn ausführt, einen Gelegenheitsangriff (insgesamt 10 pro Runde) gegen ihn ausführen.
Besondere Gegenstände: Stirnreif der Weisheit +6, Beinschoner der Schnelligkeit, GE-Handschuhe +6, KO-Armschienen +6, „Blaues Licht“, „Eistod“, Mithrilkettenhemd +2 (2x nimble), Resistenzumhang +5, Schutzring +5, Onyx-Statuette, Stiefel der Bewegungsfreiheit, Gürtel der Riesenstärke +6, Zauberspeicherring (mächtiger)
Blaues Licht: Krummsäbel +2
Strahlendes Licht: ignoriert Rüstungsbonus auf RK
Schwächend: -4 ST bei kritischem Treffer (einmalig je Gegner)
Geschärft (A&E): -5 GE von RK, +5 GE auf Schaden
Eistod: Krummsäbel +2
Frost: +1W6 Kälteschaden
Warnung: +5 Initiative
Geschärft (A&E): -5 GE von RK, +5 GE auf Schaden