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Autor Thema: Stadt der gläsernen Gesänge  (Gelesen 72232 mal)

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Zophael

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #30 am: 24. Dezember 2009, 10:07:43 »
Hab ich den Jungen echt nicht verurteilt?  :huh: Dann gibt's ja noch einen Grund um zur Abtei zurück zu reisen!  :D

Winter

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #31 am: 24. Dezember 2009, 14:53:38 »
Ich habs mir gestern abend vorlesen lassen.
Wie immer, sooooo schööööööööööön!
Und schön auf diese Weise mal zu erfahren, was dieser Mistkerl Drake so getrieben hat  ::)

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #32 am: 26. Dezember 2009, 02:37:30 »
Ja, ne? So ein kleines "Ach übrigens, Drake hat das damals so und so angestellt..."
...Freu mich auf den 2.  :D

Niobe

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #33 am: 08. Januar 2010, 22:54:02 »
Kapitel II: Mord in Silbrigmond

Winter
Silbrigmond am selben Abend
Winter war es ein Rätsel, weshalb sich Dorien jahrelang gegen einen Besuch in seiner Heimatstadt gesträubt hatte: Silbrigmond mit seinen malerischen Gassen und schneeweißen Türmen wurde seinem Ruf als Juwel des Nordens in jeder Hinsicht gerecht. Und ihre Schwiegereltern für einen Tag gehörten auch nicht gerade zu der Sorte, deren Tage man insgeheim zählte. Doriens Mutter, eine quirlige Zauberkundige, unterhielt im Künstlerviertel der Stadt einen kleinen Maskenladen, in dem sie ihre kunstvollen Eigenkreationen feilbot. Sein Vater, seines Zeichens Hofmaler am Hofe von Fürstin Alustriel, hatte ein kleines Atelier auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Scarlet hatte sich gleich mit Marlas Katzenvertrauter und deren Nachwuchs angefreundet und schien sich hier auf Anhieb heimisch zu fühlen. Und auch Winter genoss den Tag. Als „Hochzeitsgeschenk“ hatte Dorien ihr - natürlich nicht ohne die ein oder andere spitze Bemerkung fallen zu lassen – bei der Bewältigung ihres Brunnenproblems geholfen. Als Gegenleistung mimte Winter nun die glückliche Ehefrau. Nach zwanzig Jahren Erfahrung als Heiratsschwindlerin fiel ihr diese Rolle nicht sonderlich schwer. Und bei so manchem Blick, den ihr Ehemann ihr über die Gespräche bei Tisch zuwarf, ertappte sie sich sogar dabei, wie sie die Rolle zu genießen begann.
Am Abend luden Doriens Eltern die beiden frisch Verheirateten in die Tanzende Ziege ein. Je später es wurde, desto schneller füllte sich die beliebte Tanztaverne. Winter verlor Dorien, der einige alte Bekannte getroffen hatte, schon bald aus den Augen. Meister Dantés war über einem Glas Wein eingedöst und so fand sich die Diebesmeisterin den Fragen ihrer neugierigen Schwiegermutter mit einem Mal ganz schutzlos ausgeliefert.
„Winter, Schätzchen, du musst mir alles erzählen!“, forderte Marla Dantés gerade in einem Anflug von schwiegermütterlichem Hochzeitsfieber. „Wie habt ihr euch beide kennen gelernt?“
„Och, das ist schon eine Ewigkeit her, bestimmt fünfzehn Jahre.“ Winter blieb ihren eigenen Regeln treu: Bleibe so nah an der Wahrheit wie möglich. „Wir sind lange zusammen auf Abenteuer ausgezogen.“
Nachdem Grimwardt seine Ausbildung zum Tempuskleriker abgeschlossen und Winter sich ihres ersten Ehemanns entledigt hatte, hatten die Geschwister ihre erste Abenteuergruppe, die Glückssegler, gegründet, um die See des Sternregens unsicher zu machen.  Dorien hatte niemals erzählt, was ihn dazu bewogen hatte aus seiner Heimat fortzuziehen und sich ihnen anzuschließen, doch es gehörte nicht viel Fantasie dazu, seine Beweggründe in irgendeiner unglücklichen Romanze zu vermuten.
„Und wann habt ihr geheiratet?“
Winter rechnete eilig neun Monate von Scarlets Geburt zurück.
„Das war im August vor acht Jahren.“
„August, ah, ein guter Hochzeitsmonat“, sinnierte Marla. „Wo fand die Hochzeit denn statt?“
„In Myth Drannor.“
„Myth Drannor?“ Doriens Mutter schien verwirrt. „Aber… vor acht Jahren war Myth Drannor eine Ruinenstadt, oder nicht?“
Verfluchter Mist, dieser verdammte Wein.  
„Ich meine natürlich, in der Nähe von Myth Drannor“, korrigierte sich Winter eilig. „An einem kleinen Weiher in den Cormanthorischen Wäldern.“
Winter hatte Glück: Zu beschäftigt damit, ihrem Sohn das Beste zu wünschen, kam es Doriens Mutter nicht in den Sinn Verdacht gegen ihre Schwiegertochter zu schöpfen.

Hades
Die Tanzende Ziege wäre nicht seine erste Wahl gewesen. Doch die Silbernen Ritter am Osttor hatten Hades an die kleine Künstlertaverne am Rauvin-Fluss verwiesen, als er ihnen sein Anliegen vorgetragen hatte.
Es war brechend voll und Hades konnte nur mit Mühe noch einen Sitzplatz ergattern. An jedem anderen Ort hätte der hünenhafte Streiter des Kelemvor mit den pupillenlosen Augen, die bleich aus seinem nachtschwarzen Gesicht stachen, für Aufsehen gesorgt. Doch hier, wo sich alles Volk von diebischen Halblingen bis zu anmutigen Elfenfrauen tummelte, schien der Richter von Rabenklippe nur in die Kategorie mindere Attraktion zu fallen. Dennoch kam er sich reichlich fehl am Platze vor, eingezwängt zwischen einer lautstarken zwergischen Knobelgesellschaft und einer älteren Dame, die in ein angeregtes Gespräch mit einer jüngeren Rothaarigen vertieft war, während ihr Mann das Kunststück gemeistert hatte, in all dem Trubel einzudösen. Ein paar Mal hatte Hades sich mit seinen Fragen bereits an einen der umherwuselnden Barden gewandt, doch ohne Erfolg.
Seit Jahren durchwanderte er nun den Kontinent auf der Suche nach dem Flüchtigen und seinem Verfolger. Doch niemand hatte Faust oder Tyrael gesehen oder auch nur von ihnen gehört. Was war geschehen? Hatte der Elf den Missetäter aufgespürt? Hatte Faust für seine Tat zahlen müssen? Hatten sich die beiden ewigen Kontrahenten gegenseitig im Duell getötet? Vielleicht war es an der Zeit, die Suche aufzugeben und Ersatz zu finden für die beiden verlorenen Schwerter. Doch Adepten der Schwertkunst waren rar in diesen Landen. Wahrscheinlich würde er seine Suche auf die Länder östlich des Sonnenaufgangsgebirges ausdehnen müssen, wo die Kunst der Schwertmagie ihren Ursprung hatte…
Während Hades seinen Gedanken nachhing, fing er mit halbem Ohr Gesprächsfetzen von den Nachbartischen auf. Die Knobler zu seiner Linken stritten sich in einem zwergisch-itruskischen Kauderwelsch um den Ausgang eines Spiels, während zu seiner Rechten die kraushaarige alte Dame die hübsche Rothaarige zu einer acht Jahre zurückliegenden Hochzeit befragte. Hades schloss aus der Art ihrer Unterhaltung, dass die beiden verschwägert waren.
„Wo fand die Hochzeit denn statt?“
„In Myth Drannor.“
„Myth Drannor? Aber… vor acht Jahren war Myth Drannor eine Ruinenstadt, oder nicht?“
Hades horchte auf. Als Inquisitor hatte er einen siebten Sinn für Unrechtmäßigkeiten. Und so entging ihm nicht, dass die vermeintliche Schwiegertochter plötzlich gehörig ins Schwitzen geriet.
„Ich meine natürlich, in der Nähe von Myth Drannor“, versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen. „An einem kleinen Weiher in den Cormanthorischen Wäldern.“
Sie log wie gedruckt.
Eine Heiratsschwindlerin, erkannte Hades. Offenbar gaukelte sie der Dame gerade eine Ehe mit deren Sohn vor, um Anspruch auf dessen Erbe erheben zu können. Womöglich war die ganze Familie ihres Opfers in größter Gefahr. Jemand musste eingreifen.
In diesem Moment wurde die Tavernentür aufgerissen und ein Botenjunge stolperte herein.
„Mord im Adelsviertel“, verkündete er atemlos. „Lord Oleander ist tot.“
Ein Raunen erfasste die Menge und der Junge wurde von einem Pulk neugieriger Tavernengäste umringt, die ihn mit Fragen bombardierten.
„Mord muss gerade erst passiert sein… viele Schaulustige…. Ja, es gibt bereits einen Verdächtigen… Die Silbernen Ritter haben am Tatort einen Mann festgenommen…“
Hades erhob sich.
„Wie sieht der Mann aus, der festgenommen wurde?“, dröhnte er mit tiefer autoritärer Stimme. Es wurde still und alle Gäste wandten sich ihm zu. Eine Menschenschneise bildete sich zwischen dem hünenhaften Kelemvor-Priester und dem Boten.
„Hab nicht viel sehen können“, erklärte der Junge eingeschüchtert. Dann stutzte er, als sein Blick auf den Tisch neben Hades fiel, wo der Ehemann der alten Dame gerade aus seinem Nickerchen erwachte. „Er… er sah so ähnlich aus wie er!“ Der Bote wies auf den hellhaarigen Fremden. „Aber jünger.“
Die kraushaarige alte Dame wurde kreidebleich, als sich alle Blicke in ihre Richtung wandten. Die falsche Schwiegertochter sprang auf.
„Ich regle das“, sagte sie leise und verließ, ohne die Schaulustigen eines Blickes zu würdigen, die Taverne.
Hades folgte ihr.

Winter
Sie wurde von einem großen schwarzen Mann verfolgt.
Der Fremde hatte gespenstige weiße Augen und unter seinem Umhang, den eine aufgestickte Skeletthand mit einer goldenen Waage zierte, blitzte eine Sonnenklinge. Nicht gerade der Typ von Mann, den man nachts in dunklen Gassen gerne hinter sich wusste. Winter beschleunigte ihre Schritte, doch es gelang ihr nicht, den Fremden abzuschütteln.
Schließlich gab sie auf. Abrupt blieb sie stehen und wandte sich um.
„Weshalb verfolgt Ihr mich?“, zischte sie, bereit ihm einen Zauber entgegen zu schleudern, sollte der Kerl es wagen irgendetwas zu versuchen. Stattdessen begegnete er ihr mit unterkühlter Höflichkeit.
„Gestatten.“ Der Hüne senkte, eine Verbeugung andeutend, den Kopf. „Hades mein Name. Ich habe Euch in der Taverne beobachtet. Ihr kennt den Mann, der des Mordes an dem Fürsten bezichtigt wird?“
„Ich weiß wirklich nicht, was Euch das angeht“, erklärte Winter gereizt. Ein übereifriger Möchtegern-Detektiv war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Was auch immer Dorien dieses Mal schon wieder ausgefressen hatte, es klang nach einer gehörigen Portion Ärger. „Aber ja, dieser Mann ist zufällig mein Ehemann.“
Mit diesen Worten wandte sie sich um und ließ ihren Verfolger stehen.
Das städtische Gefängnis befand sich in den Kellern des Hochpalasts. Das strahlende Märchenschloss mit den vier filigranen Türmen überblickte die Stadt von einem Hügel aus. Einhornmotive zierten die kunstvolle Stuckfassade. Das Hauptquartier der Silbernen Ritter, Silbrigmonds Stadtwache, war im Nordturm des Palasts gelegen. Dort angekommen verwies man Winter an den Hauptmann. Da dieser im Moment nicht zu sprechen war, blieb ihr nichts weiter übrig, als im Vorraum zu seinem Arbeitszimmer zu warten. Dort stellte sie fest, dass der Fremde ihr hierher gefolgt war. Sie beließ es jedoch bei einem verärgerten Schnauben, als Hades es sich auf der Wartebank bequem machte, während sie ruhelos auf und ab lief.
„Habt Ihr vor ihn um sein Geld zu betrügen?“
„Wie bitte?“
„Euren Ehemann“, sagte Hades. „Ihr habt seine Mutter belogen, was die Hochzeit in Myth Drannor anging. Habt Ihr etwas mit seiner Festnahme zu tun?“
Winter blieb jäh stehen.
„Was maßt Ihr Euch an!“,  empörte sie sich. Doch ihre Erzürnung schien den selbsternannten Detektiv nicht im Mindesten zu beeindrucken.
„Habt Ihr diesen Lord Oleander ermorden lassen?“, fragte er mit sachlicher Miene.
„Natürlich nicht!“
Winter war heilfroh, dass in diesem Moment Hauptmann Alathar in der Tür erschien. Es mochte keinen allzu guten Eindruck machen, wenn die Ehefrau eines Mordverdächtigen im Hauptquartier der Wache auf einen Fremden losging. Der Hauptmann ließ die beiden eintreten. Mit unbewegter Miene ließ er Winters Beteuerungen über sich ergehen, die ihn von der Unschuld ihres „guten Gatten“ zu überzeugen versuchte. Auf Hades’ Drängen schilderte er ihnen schließlich,  was in der Nacht geschehen war: Etwa zur zwölften Stunde hatten zwei Wachen auf Nachtpatrouille im Adelsviertel Schreie gehört, die sie zur Villa der Oleanders geführt hatten, wo ihnen ein verstörter Butler entgegen geeilt war. Im Schlafgemach hatten sie den Hausherrn mit aufgeschnittener Kehle in seinem Bett aufgefunden. Dorien war mit der Tatwaffe in der Hand ertappt worden. Zudem hatte ein Mitglied der Zaubergarde, das kurz darauf zum Tatort gerufen wurde, entdeckt, dass die Hausherrin und Gemahlin des Opfers, Lady Lucinda Oleander, unter Doriens magischer Kontrolle stand. Für den Hauptmann musste es so aussehen, als habe der Mörder versucht, eine Augenzeugin zum Schweigen zu bringen.
„Durch den Butler erfuhren wir, dass der Tatverdächtige vor zwanzig Jahren ein Verhältnis mit der Fürstin gehabt haben soll“, schloss Alathar seinen Bericht. „Der Butler sagte zudem aus, dass er den Mord beobachtet haben will. “
„Was?“ Erzürnt blickte Winter auf. „Der Mann ist doch gekauft!“
„Das denke ich nicht“, erklärte der Hauptmann ungerührt. „Er stand unter dem Einfluss einer Zone der Wahrheit, als er seine Aussage machte.“
„Was sagt der Tatverdächtige selbst zu den Vorwürfen?“, wollte Hades wissen.
„Der Tatverdächtige“, äffte Winter ihn nach.
„Er bestreitet sie.“
„Und stand er dabei auch unter magischem Einfluss?“
„Ja.“
„Was ist dann das Problem?“, wollte Winter wissen. „Er kann die Tat nicht begangen haben.“
„So einfach ist das nicht“, erklärte der Hauptmann. „Magische Verhöre können manipuliert werden. Bisher haben wir nur zwei widersprüchliche Aussagen. Doch es sei Euch versichert, dass wir alles tun werden, um den Fall aufzuklären. Lord Emmet Oleander war äußerst beliebt bei den Bürgern von Silbrigmond. Sein Mörder wird seiner gerechten Strafe nicht entgehen.“
„Und die wäre?“
„Tod durch Erhängen.“
Stille.
„Kann ich mit meinem Ehemann sprechen?“, fragte Winter.

Hades
Kurz darauf im Kerker
Der Tatverdächtige Dorien Dantés wirkte in der tristen Umgebung der Kerkerzelle wie ein Paradiesvogel im Pappkarton. Sein geschniegeltes Äußeres ließ vermuten, dass Kerkerzellen nicht eben seinen natürlichen Lebensraum darstellten und sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen nagender Sorge und düsterer Selbstironie. Doch seine Miene hellte sich auf, als er Hades’ Begleiterin erblickte.
„Winter! Den Göttern sei Dank.“ Er sprang von der Pritsche und umklammerte die Gitterstäbe der Zelle. Dann schien er sich zu besinnen, dass Kerkerstäbe rostig und eklig waren, und ließ sie hastig wieder los. Winter schob Hades beiseite und eilte auf ihn zu.
„Was ist passiert, Dorien?“, flüsterte sie ernst. „Hast du diesen Mann getötet?“
„Was glaubst du? Natürlich nicht“, erwiderte der Eingekerkerte gekränkt. „Emmet war früher mein Mentor. Ich denke, es war Drake.“
„Drake?“
„Wer sonst hätte ein Interesse daran, mich in die Falle zu locken?“
„Erzähl mir, was passiert ist.“
„Ein Straßenjunge in der Tanzenden Ziege steckte mir eine Nachricht zu. Darin bat mich Emmets Frau um Hilfe. Nun ja, zumindest glaubte ich, dass die Nachricht von Lucinda stammte. Ich rief sofort eine Kutsche und fuhr zum Anwesen der Oleanders. Die Tür stand offen, darum trat ich ein. Und dann hörte ich den Schrei. Ich rannte hoch ins Schlafzimmer und fand Lucinda, in Blut gebadet, mit einem Dolch über den leblosen Körper ihres Mannes gebeugt. Die Arme musste annehmen, sie selbst habe Emmet im Schlaf getötet. Sie war so außer sich, dass ich befürchtete, sie könnte sich selbst etwas antun, darum entwand ich ihr den Dolch und bezauberte sie, um sie zu beruhigen.“
„… und in diesem Moment kamen die Wachen ins Zimmer“, vollendete Winter lakonisch den Bericht, „und ertappten den alten Liebhaber der Fürstin dabei, wie er seine Zeugin ruhig zu stellen versuchte. Dorien, du verdammter Narr!“ Dann seufzte sie. „Du hast Recht, das klingt ganz nach Drake. Er muss den Butler bezaubert haben, weil er wusste, dass die Ritter ihn einem magischen Verhör unterziehen würden.“
Hades hatte den Gefangenen während seines Berichts beobachtet und keine Anzeichen für Unaufrichtigkeit gefunden. Doch der Richter wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Er räusperte sich vernehmlich.
„Darf man fragen, wer dieser Drake ist?“, versuchte er die beiden Eheleute auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Der Gefangene warf ihm einen irritierten Blick zu.
„Ignorier’ ihn einfach“, riet seine Anvertraute ihm säuerlich.
Hades runzelte die Stirn. So einfach ließ er sich nicht übergehen.
„Wusstet Ihr, dass Eure Frau eine Heiratsschwindlerin ist?“, schlug er zurück. Zu seinem Erstaunen schien die Frage den Eingekerkerten zu amüsieren.
„Ja, ist mir bekannt“, sagte er ungerührt. „Aber woher wisst Ihr das? Winter, ist er etwa einer deiner…?“
“Nein!“, schnappte Winter. „Sein Name ist Hades. Er verfolgt mich schon den ganzen Abend.“
Dorien rückte so nahe an Winter heran, dass die Wache misstrauisch einen Schritt nach vorne machte.
„Vertraust du ihm?“, flüsterte er, doch Hades hatte gute Ohren.
Winter zuckte mit den Schultern. „Ich denke jedenfalls nicht, dass er für Drake arbeitet. Dazu ist er zu… direkt.“
Der Eingekerkerter nickte unschlüssig.
„Hilf mir“, bat er sie ernst. „Finde heraus, warum Emmet sterben musste. Er war ein Harfneragent. Er hatte viele Feinde und einer davon hat ihm Drake auf den Hals gehetzt. Ich würde diesem Halunken nur ungern die Genugtuung verschaffen, mich für den Mord an einem Freund hängen zu sehen.“
„Ich hol’ dich hier raus“, versprach Winter.
„Und noch etwas.“ Der Blick des Gefangenen glitt besorgt über Winters Gesicht. „Scarlet… Ich weiß sie nur ungern in der Stadt, solange Drake hier ist. Dasselbe gilt für meine Eltern. Du weißt ja, was er Kaliths Familie angetan hat.“
„Ich bringe alle zu Grimwardt in die Abtei.“
„Danke.“ Dorien lächelte. „Abgesehen von der Tatsache, dass ich unsere Hochzeitsnacht im Kerker verbracht habe, war das, wie ich finde, ein durchaus gelungener Hochzeitstag.“
Winter erwiderte sein Lächeln und drückte seine Hand fester.
„Aha“, beobachtete Hades mit detektivischer Nüchternheit. „Also liebt ihr euch tatsächlich.“
Das Lächeln auf den Gesichtern der beiden gefror synchron, als sie sich umwandten, um Hades auf die Unangebrachtheit seiner Bemerkung hinzuweisen.

Grimwardt
Abtei des Schwertes, im Morgengrauen
Es war soweit. Sie griffen an.
Die nächtliche Verfolgung des Raben war wie erwartet erfolglos geblieben. Nach nur ein paar Stunden Schlaf war Grimwardt zum Morgengebet erwacht. Er hatte sich gerade vor den kleinen Schrein in seinem Zimmer gekniet, als eine Wache herein gestürzt kam, um eine feindliche Teleportation in den Innenhof der Abtei zu melden. Der Kriegspriester ließ sich hastig Rüstung und Wehrgehänge anlegen und eilte durch eine Seitentür auf den Wehrgang. Das Bild, das sich ihm bot, ließ ihn so abrupt abbremsen, dass der Bote, der ihm gefolgt war, mit seinem Rücken kollidierte.
Eine Gruppe von fünf Leuten harrte, umringt von einem Trupp Speerkämpfer, im Hof der Abtei. Winters rote Mähne leuchtete im Licht der aufgehenden Sonne. An der Hand hielt sie ihre schlaftrunkene Tochter, die verunsichert zu einem breitschultrigen Riesen von Kelemvor-Priester aufblickte, der schützend sein Schwert erhoben hatte. Eine kleine, alte Dame mit krausem braun-grauem Haar und ein hoch gewachsener Nordmann standen eng umschlungen beieinander. Sie alle waren mit Taschen und Beuteln beladen. Die Krönung aber bildete ein Wurf kleiner Katzen, die miauend umhertapsten und neugierig die Spitzen der auf sie gerichteten Speere beschnupperten.
Eine Zornesader drohte Grimwardts Stirn zu sprengen.
„WINTER FEDAYKIN!“
Polternd stapfte der Abteileiter einen Wehrturm hinunter. Nachdem er den Speerwerfern Entwarnung gegeben und die skurrile Flüchtlingsfamilie der Obhut des Quartiermeisters überantwortet hatte, zerrte er Winter wutentbrannt in sein Arbeitszimmer. Der fremde Priester folgte ihnen unaufgefordert.
„Grimwardt, ist alles in Ordnung?“, fragte Winter beunruhigt.
„OB ALLES IN ORDNUNG IST?!“, donnerte Grimwardt. „Uns steht ein Angriff bevor! Was, bei allen neun Höllen, hast du dir dabei gedacht, unangekündigt hier aufzukreuzen? Die hätten dich und deine Katzenfreunde da draußen fast aufgespießt!“
Winter sah ihn verständnislos an.
„Worüber regst du dich denn auf?“, fragte sie. „Hier wirkt doch alles recht friedlich.“
Grimwardt lief so rot an, dass sein Bart dagegen blass wirkte. Winter nutzte die momentane Sprachlosigkeit ihres Bruders, um die Situation aufzuklären und ihn mit dem Fremden bekanntzumachen.
„Kurz gesagt: Dorien braucht unsere Hilfe“, schloss sie knapp. „Du musst mit nach Silbrigmond kommen.“
„Einen Teufel werde ich tun“, schnaubte Grimwardt. „Hast du mich nicht verstanden? DIE ABTEI WIRD ANGEGRIFFEN! Ich werde hier gebraucht!“
„Willst du Dorien etwa einfach so hängen lassen?“ Erbost sah Winter ihn an.
„Scheint, als ob er das auch ganz von allein hinbekommt!“, grunzte ihr Bruder.
Es folgte ein lautstarker Disput à la Fedaykin: Winter schmollte, tobte und wand sich, während ihr Bruder stur auf seinem Standpunkt beharrte. Hades fiel die zermürbende Aufgabe zu, zwischen den Geschwistern zu vermitteln. Letztendlich verständigten sie sich darauf, dass Winter Scarlet und ihre Schwiegereltern zu ihren Eltern nach Ashabafurt bringen würde, während Grimwardt sich auf die Abreise nach Silbrigmond vorbereitete. Während ihres letzten Abenteuers waren die Geschwister in den Besitz von zwei magischen Liebesbroschen gekommen, die dem Träger an jedem Ort Aufschluss über die Gefühlslage des jeweils anderen gaben. Grimwardt entschied seinem Waffenmeister Borgo eine der Broschen zu überlassen, um im Ernstfall gewarnt zu sein.
„Sobald ich auch nur den Verdacht hege, dass der Angriff beginnt, wirst du mich augenblicklich zurück teleportieren, hast du verstanden?“, forderte Grimwardt.
„Ja, verstanden“, murrte Winter.
„Und wenn ich nur zurückkomme, weil Borgo sich darüber aufregt, dass ein Vogel auf seinen Turnierhelm gekackt hat, will ich keine dummen Sprüche von dir hören, ist das klar?“
Winter verdrehte die Augen.
« Letzte Änderung: 09. Januar 2010, 03:58:36 von Niobe »

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #34 am: 09. Januar 2010, 03:14:56 »
...Wir sollten echt ne Serie draus machen... wie LOST... und Hades ist Mr. Eko  :D

Winter

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #35 am: 09. Januar 2010, 17:59:27 »
Das ist so richtig spannend! Auch wenn ich eigentlich weiß wie es weitergeht...
Und ich wüsste wirklich nicht, worin du einem professionellen Romanautor noch nachstehst.

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #36 am: 09. Januar 2010, 18:06:29 »
Ja, ich finds auch toll!

Zophael

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #37 am: 12. Januar 2010, 12:47:53 »
@Nightmoon

Und wer sind die anderen? Gibt's bei LOST jemanden der sich pérmanent besäuft? Ich kenne nur jemanden der permanent was zu Essen haben will...

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #38 am: 13. Januar 2010, 01:13:24 »
Nee, aber Charlie ist am Anfang immerhin Drogenabhängig...

hmm...
Hades ist also Eko... der schwarze Kriegspriester mit Gastauftritt ;)
und demnach Charlie
Kalyd wäre wohl am ehesten Desmond
Nimoroth ist Hurley, oder später Richard
Winter ist ne Mischung aus Kate und Shannon, vor allem aber Kate
Grimwardt ... am ehesten John Lock
Dorien ist auch Shannon
Drake ist ne Mischung aus Ben und Sawyer
und Faust nur Sawyer ;)

...fehlt noch wer? :)

Niobe

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #39 am: 13. Januar 2010, 08:53:44 »
Hey, lustig, das funktioniert nicht nur mit LOST

Firefly Cast
Hades - Shepherd
Winter - Saffron
Drake - Early
Grimwardt - auch Shepherd
Faust - Mal
Dorien - Inara
Nimoroth - Simon Tam

:-)

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #40 am: 14. Januar 2010, 01:37:59 »
...Oder Heroes:

Hades ist der Haitianer
Boltor ist... Hiro?
Kalyd als Peter Petrelli
Nimoroth ist Mohinder (vor Staffel 3)
Winter ist Jessica
Grimwardt ist Hiros Vater
Dorien ist Claire
Drake ist Takezo Kensai (also Adam)
und Faust ist Nathan Petrelli

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #41 am: 18. Januar 2010, 02:36:54 »
Wow, war die letzte Runde wieder super! Respekt! Freue mich schon auf all die filmreifen Ereignisse, die jetzt folgen...
...Oh, und Faust hat glaube ich diesmal eher gezeigt, dass er auch ein ziemlicher Jane wäre, wäre er auf der Firefly... etwas Irre halt  :suspious:

Thalas

  • Globaler Moderator
    • http://www.dnd-gate.de
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #42 am: 18. Januar 2010, 18:09:08 »
Sehr spanned :-) Bin ebenfalls gespannt wie es weiter geht :-)
~ I survived Myth Drannor '06 ~
~ Never trust a smiling Game Master ~
~ Für mehr Handlung in Pornos ~ ~ "Und Dragonborn sind einfach kacke." (© by Scurlock)

Niobe

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #43 am: 22. Januar 2010, 03:56:44 »
Hey, noch ein Leser.... freut mich, dass du auch mal vorbeischaust :-)

Kapitel III: Die Jagdhütte

Hades
Am nächsten Tag in Silbrigmond
Als sie die Villa der Oleanders erreichten, fuhr gerade die Leichenkutsche vor. Zwei Silberne Ritter bewachten den Eingang. Doch die Witwe des Fürsten musste den Wächtern die Anweisung erteilt haben, die Gefährten einzulassen, denn niemand versuchte die schwer bewaffnete Gruppe aufzuhalten. Von Grimwardt erfuhr Hades, dass er und seine Schwester unter anderen Umständen bereits die Bekanntschaft der Fürstin gemacht hatten.
Im Salon standen Kondolenzbesucher in kleinen Grüppchen beisammen. Nachdem Lady Lucinda die Gruppe zum Leichenschmaus in den Salon gebeten hatte, kam die Witwe auf die Ereignisse des letzten Abends zu sprechen.
„Mir ist bewusst, dass sich Euer Freund keines Verbrechens schuldig gemacht hat“, sagte sie steif. Ihre kühle, distanzierte Wortwahl stand in seltsamen Kontrast zu der schmerzlichen Verletzlichkeit, die ihre kleinen nervösen Gesten– ein fahriges durch-die-Haare-Streichen, ein überspanntes Händekneten - preisgaben. „Ich werde natürlich für die Gerichtskosten aufkommen und wenn ich noch in anderer Hinsicht von Nutzen sein kann, so lasst es mich wissen.“
„Das könnt Ihr“, erklärte Hades geradeaus. „Wir würden diesen Fall gerne untersuchen. Natürlich sind wir dazu auf Eure Beobachtungen angewiesen. Was könnt Ihr uns über den Verstorbenen sagen?“
„Nun ja“, erklärte die Witwe und ihr Blick flackerte, als sie in Gedanken die Ereignisse der letzen Tage rekapitulierte. „Mein Mann arbeitete hin und wieder für die Harfner… Während seiner Missionen haben wir nur selten Kontakt, darum hatte ich schon seit einigen Wochen nichts von ihm gehört. Vor einigen Tagen stand er dann plötzlich vor der Tür: Er hatte zahlreiche Brandwunden und keuchte, als sei er gerade erst einem tödlichen Kampf entronnen. Dann stammelte er etwas davon, dass die Silbermarken in Gefahr seien. Emmet…“ Ihre Stimme brach, als sie seinen Namen aussprach und sie schloss für einen Moment die Augen. „Es war nicht das erste Mal, das Emmet verwundet und voller Sorge von einem Auftrag zurückkehrte; ich habe damit zu leben gelernt. Seine Erschöpfung und die Verletzungen raubten ihm das Bewusstsein, ehe er sich mir erklären konnte, und mir schien seine Genesung wichtiger als seine Warnung. Für einen halben Zehntag pflegte ich ihn gesund. Er hatte Fieberträume und war oft nicht ansprechbar. Doch er war bereits auf dem Weg der Besserung, als… als es geschah.“ 
Ihr Blick wurde hart und kalt, doch ihre Hände zitterten.
„Da ist noch etwas“, fügte die Fürstin nach einigem Zögern hinzu. „Bitte haltet mich jetzt nicht für verrückt, aber… Als ich heute Morgen zum ersten Mal wieder das Schlafgemach betrat, fand ich auf dem Boden einen Hut. Es war eine einfache schwarze Jägermütze, nicht die Art von Federbarret, die Emmet zu tragen pflegte. Als ich ihn aufhob, erzitterte der Hut in meiner Hand und… und es schien als lache er. Dann zerfiel er zu Staub. Allein ein Filzemblem, das auf der Seite aufgenäht war, blieb in meiner Hand zurück.“
„Die Lachenden Hüte“, murmelte Winter. Sie und ihr Bruder tauschten einen Blick.
„Drake“, sagten sie einstimmig.
Drake. Schon wieder dieser Name.
Hades ließ sich aufklären: Drake war ein alter Widersacher der Geschwister, der sich hier in den Silbermarken und an der nördlichen Schwertküste einen zweifelhaften Ruf als Meuchelmörder gemacht hatte. Über die Lachenden Hüte waren die Geschwister bereits bei ihrer letzten Begegnung mit dem Schurken gestolpert. Winter glaubte, dass es sich dabei um eine lokale Diebesorganisation handelte, mit der Drake hin und wieder zusammenarbeitete. Die Mitglieder pflegten an jedem Tatort magische Hüte zu hinterlassen, um Nachrichten zu übermitteln. Waren diese überbracht, so zerfielen sie zu Staub, um nicht zu viel über die Täter zu verraten.
Hades ließ sich von Lucinda das Filzabzeichen zeigen, das der Täter ihr hatte zukommen lassen: ein grauer Turm im Ring einer schlafenden Schlange vor schwarzem Grund.
„Was hat das zu bedeuten?“, wollte er wissen.
„Ich kenne dieses Emblem“, erklärte die Witwe. „Es ist das alte Familienwappen der Familie. Emmet ließ vor etwa zehn Jahren seinen Familiennamen und das Wappen ändern. Er entstammt einem sehr alten Silbrigmonder Adelsgeschlecht.“
„Warum ließ er den Namen ändern?“
„Das weiß ich nicht. Emmet sprach nicht gern über seine Familie und zu der Zeit, da ich ihn heiratete, war er bereits der letzte seines Geschlechts.“
„Wie war der alte Name der Familie?“
Lucinda schüttelte traurig den Kopf und verzog schmerzlich die Mundwinkel, als ihr bewusst wurde, wie wenig sie über ihren verstorbenen Ehemann wusste. „Vielleicht solltet ihr die Bibliothek aufsuchen, wenn Euch das weiterhilft.“ Sie überlegte einen Augenblick „Oder besser noch: Fragt nach Xara Tantlors Magierladen. Die Gelehrten können mit fast jeder Art von Wissen dienen, aber sie lassen sich ihre Dienste teuer bezahlen. Wenn es um Stadtgeschichte geht, so ist die Schimmernde Schriftrolle die erste Anlaufstelle. Xaras Onkel verwaltet die Stadtarchive und seine Nichte bewahrt im Keller ihrer Magierstube einige Abschriften der wichtigsten Dokumente auf. Für ein nettes Schwätzchen und eine Weiterempfehlung kann sie euch sicher etwas zu Emmets Familie erzählen.“
„Da wäre noch etwas“, sagte Winter. „Euer Butler…“
„Marlow?“
„Seiner Aussage zufolge will er beobachtet haben, wie Dorien Euren Mann tötete. Wir glauben, dass der wahre Mörder sein Gedächtnis manipuliert haben könnte, um ihn das glauben zu machen. Könnten  wir uns Marlow wohl für eine Weile ausborgen, um der Sache auf den Grund zu gehen?“
Lucinda nickte und rief nach dem Butler, der augenblicklich auf der Türschwelle erschien.
Marlow gehörte offenbar zu der Art von Dienern, die sich blaublütiger geben als ihre Herren.
„Ich lüge nicht“, erklärte er Nase rümpfend, nachdem Winter ihm ihre Vermutungen offenbart hatte und blickte dünkelhaft von oben auf sie herab. „Und ich denke auch nicht, dass ich manipuliert wurde. Ich bin nicht käuflich und meine Aussage wurde bereits magisch überprüft. Ich habe diesen Mann dabei beobachtet, wie er meinem Herrn die Kehle aufschnitt und ich bin nicht gewillt, diese Aussage zu widerrufen.“ 
„Wenn Ihr Euch Eurer Sache so sicher seid, würde es Euch sicher nichts ausmachen, wenn wir Eure Behauptung noch einmal überprüfen würden, nicht wahr?“, manövrierte Winter ihn eilfertig dorthin, wo sie ihn haben wollte.
„Was immer meine Herrin befiehlt“, erwiderte der Butler steif.

Winter
Ein paar Stunden später in der Schimmernden Schriftrolle
Die Silbernen Ritter hatten sich bei dem Versuch die Aussage des Butlers zu entkräften als äußerst unkooperativ erwiesen. Zwar war die Adjutantin des Hauptmanns gewillt gewesen, Winter unter Aufsicht einen Aufklärungszauber wirken zu lassen, der eindeutig bewies, dass der Butler zum Zeitpunkt seiner Aussage unter dem Einfluss eines Zaubers gestanden hatte, der seine Erinnerungen manipulierte, doch Doriens Unschuld bewies das in den Augen der Wache noch nicht. Hades vermutete, dass die Ritter sich aus sicherheitspolitischen Gründen scheuten, ihren einzigen Tatverdächtigen zu entlasten. Lord Oleanders Tod hatte bis über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Ein Mörder, der bereits in ihrer Gewalt war, erlaubte es der Stadtwache, das Gefühl der Sicherheit bei den Bürgern aufrechtzuerhalten. Ein Mörder, der noch frei herumlief, war dagegen ein gefundenes Fressen für böse Zungen. Ein unaufgeklärter Mord an einem lokalen Helden war eine Pleite, die sich die Wächter der Silbermarken nicht leisten konnten, denn Silbrigmond und die Marken waren umgeben von Feinden, die danach trachteten von innen zu zerstören, was bisher jedem Eroberungsversuch standgehalten hatte, und nur darauf warteten, dass sich Risse bildeten im Panzer des Vertrauens, den Fürstin Alustriel und die Zwergenfürsten trotz aller kultureller Unterschiede und politischer Uneinigkeiten über all die Jahre um die vielschichtige Bevölkerung der Region aufgebaut hatten. Wenn es den Gefährten also gelingen wollte, Dorien bei der Gerichtsanhörung in zwei Tagen vor dem Strick zu bewahren, dann würden sie dem Gericht den wahren Mörder wohl auf einem Silbertablett präsentieren müssen.
Ihre einzige Spur war derzeit das Wappenemblem, das Drake am Tatort zurück gelassen hatte. Was hatte das zu bedeuten? Eine Falle? Wollte er gefunden werden? Oder legte er es lediglich darauf an, sie in die Irre zu führen wie bereits in Myth Drannor?
Da die Gefährten keine andere Wahl hatten als sich auf das Spiel des Schurken einzulassen, hatten sie sich auf den Weg zu dem Magierladen gemacht, den Lady Lucinda ihnen genannt hatte. Die Schimmernde Schriftrolle war ein kleiner Eckladen nicht unweit der Mondscheinbrücke. Xara Tantlor, eine hübsche junge Magierin mit lebhaften grünen Augen und goldbraunem Haar, hieß sie freundlich willkommen. Während sie die magischen Gegenstände in Augenschein nahm, die die Gefährten ihr zum Ankauf darboten, kam Winter auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen.
„Oleander“, überlegte Xara. „Ja, es stimmt, der Fürst ließ vor ein paar Jahren seinen Namen ändern…Ich war noch sehr jung, doch ich erinnere mich daran, dass mein Vater davon sprach.“
„Wisst Ihr, was es mit diesem Wappen auf sich hat?“ Winter schob der Ladenbesitzerin das Filzabzeichen über den Ladentisch. Xara warf einen kurzen Blick darauf und schüttelte den Kopf.
„Nein. Aber wenn Ihr einen Augenblick Zeit habt, könnte ich im Keller nachsehen, ob ich etwas darüber finde. Wartet hier.“ Bevor sie in einer Nebentür verschwand, drehte sie sich noch einmal um und erhob mit einem schalkhaften Zwinkern den Zeigefinger. „Und dass Ihr mir nichts mitgehen lasst! Villynk hat schon so manchem Langfinger die Augen ausgestochen!“
Erst jetzt bemerkte Winter den Raben, der unbeweglich wie ein böses Omen auf dem Schriftrollenständer hinter dem Ladentisch harrte und sie aus schwarzen, penetranten Augen anstierte. Winter lief ein Schauer über den Rücken. Sie würde niemals verstehen, was „echte“ Magier dazu bewog, sich Ratten, Wiesel und anderes Getier als Vertraute zu halten. In ihren Augen hatte dieser grässliche Vogel nichts magisches, allenfalls etwas voyeuristisches.
Xara kam mit einem dicken Folianten zurück – offenbar ein Verzeichnis von Stadtgenealogien. 
„Hier“, sagte sie und schob Winter den Wälzer entgegen. Unter einem Stammbaum erkannte die Diebesmeisterin das alte Wappen der Oleanders. „Emmet Oleander war der letzte Nachkomme einer alten itruskischen Familie mit nesserischen Wurzeln; den Hadruinen. Der Name erinnert stark an Prinz Hadhrune, den jüngsten Sohn des Hochprinzen von Umbra. Möglich, dass die Umbranten und Oleander derselben Blutlinie entstammen. Mit dem Fall Nesserils ist die Herkunft des Familiennamens vermutlich in Vergessenheit geraten, denn in den Genealogien findet sich nichts darüber. Doch als die fliegende Stadt Umbra vor zehn Jahren über dem See der Schatten in der Wüste Anauroch auftauchte, muss die verlorene Verbindung wiederaufgetaucht sein.“
„Und Lord Oleander ließ seinen Namen ändern, um nicht mit diesen… Umbranten in Verbindung gebracht zu werden?“, riet Winter. Sie wusste nur wenig über die mysteriösen Nachfahren des legendären Nesseril, die sich in der Anauroch niedergelassen hatten. Woher kamen sie und wie hatte ihre Stadt den Niedergang des Imperiums überstehen können? Aber soweit ihr bekannt, waren die Schattenwesen noch niemals öffentlich in Erscheinung getreten, doch es wurde allgemein vermutet, dass sie imperialistische Ziele verfolgten. Immerhin entstammten sie einem Volk mächtiger Magier, das von seinen fliegenden Städten einst über ganz Faerûn geherrscht hatte.
Xara zuckte mit den Schultern.
„Möglich“, sagte sie. „Vielleicht war die Namensänderung eine offizielle Distanzierung von seinen zwielichtigen Verwandten. Oder auch eine Botschaft an die Umbranten. Es wird gemunkelt, dass Hadhrune seine Informanten in allen großen Städten um die Anauroch hat. Oleander könnte auf diese Weise einem Rekrutierungsversuch vorgebeugt haben.“
„Oder ein solches Gesuch abgelehnt haben“, ergänzte Hades. „Vielleicht hat ihn das das Leben gekostet.“
„Da ist noch etwas.“ Xara wies auf die Zeichnung in dem Buch. „Die Fußnoten besagen, dass das Wappen von einem Bodenmoasaik in einer Jagdhütte im Hochwald abgezeichnet wurde.“
„Eine Jagdhütte?“
„Oleanders Familie ist im Besitz zahlreicher Anwesen in Silbrigmond und Umgebung.“
Grimwardt und Winter tauschten einen viel sagenden Blick.
Sie beeilten sich, den Handel mit der Magierin zu besiegeln und ihre Ausrüstung ein wenig aufzubessern. Dann verließen sie den Laden.
„Das ist eine Falle“, erklärte Grimwardt, kaum dass sie vor der Tür standen. „Er will, dass wir zu dieser Jagdhütte kommen.“
Winter zuckte mit den Schultern. „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, an Drake heranzukommen, sollten wir uns darauf einlassen.“ Der Versuch den Assassinen auf magische Weise zu orten hatte sie schon einmal in die Irre geführt.
Grimwardt grummelte etwas Unverständliches, das wohl so viel heißen sollte wie: „Die Sache gefällt mir nicht, aber ich habe auch keinen besseren Vorschlag.“ 

Grimwardt

Irgendwo im Hochwald.
Die Jagdhütte hatte vermutlich schon bessere Tage erlebt. Die Westwand des Steingebäudes hatte sich der Eroberungswut zweier mächtiger Schattenkronen gebeugt, die mit der Zeit mit dem Gebäude  verwachsen waren. Das Dach war an einigen Stellen eingebrochen und die übrigen Wände wiesen teils große Löcher auf. Eine moosbedeckte Holztür schien der einzige Eingang zu sein. Die Fensterläden waren von innen verriegelt, was ihnen jeden Blick ins Innere der Hütte verwehrte. All das ließ darauf schließen, dass Lord Oleander diesen Ort schon seit Jahren nicht mehr aufgesucht hatte. Grimwardt sah, wie Winters Augen blau aufleuchteten, ein Zeichen dafür, dass sie ihren magischen Blick einsetzte, um die Umgebung auf magische Aktivität zu untersuchen.
„Wir sind innerhalb eines Alarmzaubers aufgetaucht“, erkannte sie Stirn runzelnd. „Wer oder was auch immer da drin auf uns wartet, wird nun wissen, dass wir hier sind.“
Vorsichtig näherte sich Winter der Tür, um sie nach Fallen zu untersuchen. Grimwardt wirkte derweil einen mächtigen Erkenntniszauber, um nicht wie in Myth Drannor auf Drakes Illusionen hereinzufallen. Dieses heimliche Getue passte ihm ganz und gar nicht in den Kram. Wenn es nach dem Kriegspriester ging, würden sie die Bruchbude mit Pauken und Trompeten stürmen und diesen elenden Spitzbuben vor die Tür prügeln, dass ihm Hören und Sehen verging. Ein Blick auf Hades verriet ihm, dass auch der Todesrichter eine direktere Methode vorziehen würde.
Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und gab den Blick in einen kleinen Gemeinschaftsraum frei, der nur spärlich vom Licht der wenigen Sonnenstrahlen erhellt wurde, die sich einen Weg durch die Löcher in der Wand bahnten. Das Bodenmoasik mit dem Wappen der Hadruinen war bis auf einige jüngere Fußabdrücke vollständig mit Staub bedeckt, ebenso wie vier der sechs ausgestopften Wolfstrophäen an den Wänden. Die anderen beiden jedoch…
„Winter!“
Doch es war zu spät. Kaum war Winter in den Raum gehuscht, wurden zwei der Wolfsköpfe lebendig. Knurrend sprangen die beiden Werwölfe, die sich in der eingestürzten Wand versteckt und ihre Köpfe durch die Löcher im Gestein gesteckt hatten, aus den Wänden und erhoben ihre Äxte gegen Grimwardt und Hades. Der Kriegspriester sah noch, wie etwas Dunkles in den Raum huschte und hörte Winters überraschten Schrei. Dann versperrten ihm die haarigen Oberkörper der beiden Wolfsmenschen die Sicht. Grimwardt erwiderte den Angriff mit einem donnernden Axthieb seinerseits, der den Werwolf in die Knie zwang, während Hades hinter ihm vergeblich versuchte, eine bessere Position zu erlangen, um den zweiten Werwolf anzugreifen.
„Genug“, befahl eine bekannte Stimme noch ehe der Kampf richtig begonnen hatte. Der verletzte Werwolf bleckte widerwillig die Zähne, trat jedoch mit gesträubtem Rückenhaar den Rückzug an.
Drake stand reglos in der Mitte des Raumes, die Spitze seines Dolches unmissverständlich auf Winters entblößte Kehle gerichtet, die bewusstlos in seinen Armen lag. 
„So sieht man sich wieder“, sprach der Albino mit jenem spöttischen Unterton, der nie ganz aus seiner Stimme wich. „Steckt die Waffen weg. Ich hoffe, du nimmst das nicht persönlich, Grimwardt. Ich wollte lediglich meine Verhandlungsposition ein wenig verbessern.“
Mit einem düsteren Grummeln ließ der Kriegspriester seine Waffe sinken. Nachdem Drake die beiden Werwolfsöldner entlohnt hatte, wies er Grimwardt und Hades an, am Tisch ihm gegenüber Platz zu nehmen. Während er die bewusstlose Geisel mit dem Kopf auf den Tisch bettete, wich sein Dolch nicht von ihrer Kehle.
„Was willst du diesmal?“, knurrte Grimwardt.
„Ich?“ Drake hob mit gekünsteltem Erstaunen eine Augenbraue. „Ich dachte, Ihr hättet nach mir gesucht.“
„Habt Ihr Lord Emmet Oleander ermordet?“, meldete sich Hades zu Wort. Drake maß den Kelemvorpriester mit argwöhnischen Blicken. Hades war ein Unsicherheitsfaktor, den der Assassine in seinem Plan nicht bedacht hatte und Grimwardt wusste, wie Drake Überraschungen hasste.
„Natürlich habe ich den Mann ermordet“, sagte er kalt. „Aber das wusstet ihr, bevor ihr herkamt.“
„Und ihr habt auch den Butler bezaubert, um den Mord dem Abenteurer Dorien Dantés in die Schuhe zu schieben?“ Hocherhobenen Hauptes nahm der Inquisitor den Schurken ins Verhör, so als säße Drake auf der Anklagebank und nicht mit einer Geisel unter seiner Fuchtel am anderen Ende eines Verhandlungstisches.
Drake lachte verächtlich.
„Goldlöckchen war der ideale Sündenbock.“
Hades erhob sich mit förmlicher Würde.
„In diesem Fall muss ich darauf bestehen, dass Ihr uns nach Silbrigmond begleitet, um Eure gerechte Strafe zu erhalten“, erklärte der Richter mit Nachdruck.
Drake verstärkte den Griff um seinen Dolch.
„Grimwardt“, zischte er angespannt. „Wärst du wohl so freundlich, deinem nekrophilen Freund die Lage zu erklären.“
Der Tempuspriester ergriff beschwichtigend Hades’ Arm und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen.
„Ich bezweifle, dass du mit uns kommen und dich dem Sterngericht stellen wirst“, sagte Grimwardt ruhig. „Also was hast du uns anzubieten, das uns dabei helfen könnte, Doriens Unschuld zu beweisen?“
Drake griff mit seiner freien Hand unter den Tisch und beförderte ein kleines in Leder gebundenes Buch zu Tage.
„Oleander hat über seine Aufträge Tagebuch geführt“, sagte Drake. „Ich bin darin zwar nicht namentlich erwähnt, aber seine Schilderungen dürften zumindest das Motiv der Anklage widerlegen, die auf Mord aus Eifersucht plädiert. Außerdem habt ihr bereits mein Geständnis.“
„Und was verlangst du als Gegenleistung?“
Drake lächelte bitter und zog die Kerze, die auf dem Tisch stand, näher zu sich heran. Das veränderte Licht malte tiefe Schatten unter die Wangenknochen des Albinos. Nur im Licht war zu erkennen, dass sein rechtes Auge aus Glas war, denn die Helligkeit ließ sein echtes Auge tränen und verlieh ihm einen rötlichen Schimmer. Grimwardt entsann sich, dass Drake sich das magische Auge als Gegenleistung für die Beschaffung eines Artefakts hatte anfertigen lassen.
„Vor einiger Zeit“, erklärte Drake, während die Flamme über sein Gesicht tanzte, „machte ich mir eine junge Magierin zum Feind, die zusammen mit Kalith und seiner Abenteuergruppe umherreiste. Bedauerlicherweise ist aus der kleinen unschuldigen Feyleen vom Eggental inzwischen eine rachsüchtige Dämonenfürstin geworden, die mich verfolgt wie eine besessene alte Vettel. Sie muss irgendeinen Weg gefunden haben, meinen magischen Ortungsschutz zu umgehen. Bei ihrem ersten… Besuch verlor ich meinen linken Daumen. Vor etwa einem Monat erschien sie zum zweiten Mal, um mich meines rechten Auges zu entledigen und mir das Versprechen zu geben, dass beim nächsten Mal mein Kopf dran glauben wird.  Ich muss gestehen, dass ich wenig erpicht darauf bin, darauf zu warten, bis diese sadistische Irre zum dritten Mal auftaucht, um ihr Versprechen in die Tat umzusetzen.“
Grimwardt runzelte die Stirn.
„Erwartest du jetzt, dass ich dich bedaure?“, grunzte er rau. „Was hat das ganze mit uns zu tun?“
„Ich beabsichtige, eine Fürstin des Abgrunds herauszufordern.“ Drake kniff die Augen zusammen und spannte seinen Unterkiefer an. „Glaubst du, ich bin so lebensmüde, das alleine durchzuziehen?“
„Du brauchst unsere Hilfe.“
War das zu fassen? Nachdem Drake erst Winters Tochter entführt hatte, um die Geschwister zu erpressen, das Artefakt zu beschaffen, das ihm sein magisches Auge eingebracht hatte, besaß dieser Wicht nun die Frechheit, sie zu einem Ausflug in den Abgrund zu zwingen, damit sie seine Haut vor einer rachsüchtigen Dämonin retteten? Und das alles, wo sie ihrem ehemaligen Mitstreiter sogar freiwillig zur Seite gestanden hätten, wenn er wie jeder vernünftige Mensch um ihre Hilfe gebeten hätte statt sie zu erzwingen? In diesem Moment begriff Grimwardt, dass Drake, bei all seinen ausgeklügelten Plänen und durchdachten Schachzügen, unfähig war, ein so einfaches Konzept wie Freundschaft zu durchschauen. Nun, wenn er ein Zwecksbündnis haben wollte, sollte er es bekommen! Früher oder später würde er unachtsam werden, und dann würden sie mit ihm abrechnen.
„Schön“, stimmte Grimwardt dem Handel zu. „Oleanders Tagebuch gegen unsere Hilfe.“
Drake lachte leise.
„Nicht so schnell“, wehrte er ab. „Du wirst verstehen, dass ich eine Absicherung brauche.“ Er schnippte mit dem Finger und auf sein Zeichen trat eine Magierin, die sich bisher im Schatten verborgen hatte, an seine Seite.
Es war die Besitzerin der Schimmernden Schriftrolle.
Sie hatte magisch ihr Aussehen verändert, sodass sie den Werwölfen in ihrer menschlichen Gestalt glich. Doch der Erkenntniszauber, den Grimwardt vor dem Eintritt in die Hütte gewirkt hatte, enthüllte ihre wahre Identität.
„Xara Tantlor.“
Die Magierin erstarrte, als er sie bei ihrem Namen nannte, und wandte sich Hilfe suchend nach Drake um. Offenbar hatte der Schurke seine junge Komplizin über die magischen Fähigkeiten seiner Gegner im Unklaren gelassen. Erst jetzt schien Xara klar zu werden, dass sie  womöglich einen folgenreichen Fehler begangen hatte, als sie sich auf den Assassinen eingelassen hatte.
Verunsichert trat sie auf Grimwardt zu.
„Grimwardt Fedaykin“, sagte Drake, der sich keinen Deut um Xaras Unbehagen zu scheren schien. „Schwörst du, dass du mir als Gegenleistung für die Aushändigung des Tagebuchs zusammen mit deiner Schwester Winter dabei helfen wirst, die Dämonenfürstin Feyleen zu besiegen, wenn ich dich darum ersuche, und dass unser Bündnis erst mit ihrem Tod endet.“
„Ich schwöre.“
Drake gab Xara ein Zeichen, woraufhin sie einen Zauber wirkte. Ein rotes Mal erschien auf Grimwardts Stirn.
„Was hat das zu bedeuten, Drake?“
„Brichst du dein Wort, wird deine Nichte Scarlet darunter leiden“, erklärte Drake kalt.
Grimwardt kniff die Augen zusammen.
Dieser elende Mistkerl! Und wieder machte er ein hilfloses Kind zum Werkzeug seiner düsteren Pläne. In diesem Moment schwor sich Grimwardt, dass sie einen Weg finden würden, Drake seine Taten heimzuzahlen. Und wenn sie sich dafür mit dieser Dämonenfürstin verbünden mussten!
„Auf gute Zusammenarbeit“, sagte Drake sarkastisch und schob Grimwardt das Tagebuch über den Tisch. „Ich melde mich wieder, sobald ich einen Plan entwickelt habe.“
Mit diesen Worten gab er Xara ein Zeichen und die Magierin begann, eine Teleportationsformel zu sprechen.

Abracadaver

  • Mitglied
Stadt der gläsernen Gesänge
« Antwort #44 am: 22. Januar 2010, 04:11:45 »
Ich muss auchmal ein Lob aussprechen, sehr spannende Geschichten und auch sehr schön ausgeschrieben!

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