Darauf wollte ich noch antworten:
@Wormy:
Um nochmal auf Dein Beispiel mit der Befreiungsaktion und dem fliegenden Teppich zurückzukommen: Auch ohne die Szene selbst erlebt zu haben würde ich sie wahrscheinlich unter "schlechter Spielleitung" (will heißen: meinen Ansprüchen nicht genügend) ablegen.
Ich denke, der Spielleiter hatte zwei Probleme: zum einen war er noch zu sehr dem alten AD&D-Denken verhaftet und hatte gewisse Probleme, die im Rahmen des Spiels entstehenden Risiken für die 3E neu zu bewerten. Und zum anderen hatte er es mit Spielern zu tun, deren Verhalten eine gewisse Unberechenbarkeit aufwies und die sich für keine Albernheit zu schaden war. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass speziell letzteres nicht jedermanns Sache ist, aber wir hatten eine Menge Spass, gerade weil der SL nicht versucht, uns zu irgendeinem gewünschten Verhalten zu erziehen.
Den Grund hast Du praktisch schon am Anfang geliefert: Die Gruppe hat sich am Anfang dumm verhalten und es war ihr anscheinend auch bewußt. Daß sie dann "nur" gefangengenommen wurde riecht meilenweit gegen den Wind nach SL-Gnade***; insbesondere wenn die Gegner keinen vernünftigen Grund dazu hatten und die Charaktere anschließend auch schlampig bewacht haben.
Kurz gesagt haben wir letztlich einfach die Würfe auf Move Silently vermurkst. Dumm daran war nur, dass das nahezu zwangsläufig war, weil ein paar meiner Gefährten ungefähr so lautlos waren wie ein Elefant im Porzellanladen, aber unbedingt mitschleichen mussten. Und natürlich wartet man dann auch nicht, bis der SL zum Würfeln auffordert, sondern würfelt einfach mal freiwillig, damit man es auch auf jeden Fall vermurkst.
Böse Zungen würden behaupten, dass der Sl damit natürlich bei uns hätte rechnen müssen. Aber nachdem das Kind nun schon mal in den Brunnen gefallen war, hatte er im Prinzip nur noch die Wahl zwischen TPK oder einer Ersatzlösung. Inwieweit er nun das Szenario mit der Opferung im Hintergrund des Barbarenstammes verankert hatte und deswegen an dieser Stelle darauf zurückgreifen konnte, oder ob er sich das einfach auf die Schnelle aus den Fingern gezogen hat, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten. Aus damaliger Sicht hat sich jedenfalls niemand daran gestört.
Und noch eine andere Sache. Du behauptest, daß ein Abwickeln der Befreiungs- bzw. Fluchtaktion nach den Regeln zum Scheitern geführt hätte. Ganz wichtige Frage: Warum?
Das System bildet halt nicht ab, welche Verwirrung das auslösen kann , wenn der Gegner einen völlig wahnwitzigen Angriff ausführt. Es gibt den Skill "Einschüchtern" (keine Chance für den Halbling, damit was zu reißen), es gibt verschiedene Furchteffekte (die er nicht hätte auslösen können), aber, was man ja in der Literatur immer mal wieder zu sehen bekommt, die Verwirrung/Panik, die so ein Angriff an sich auslösen kann, steckt halt nicht im Kampfsystem drin. Der Halbling hatte keine Überraschung, und wenn die Gegner dann dran sind, können sie vollkommen folgerichtig handeln, es sei denn, der SL spielt sie mit Absicht schwächer aus, was ja auch schon eine Manipulation ist. Im Prinzip hat der SL letzteres auch so gemacht, nur dass er halt dabei aufs Würfeln verzichtete.
Oder war die Aktion so abgedreht, daß sie sowieso praktisch unmöglich war? Dann braucht doch eigentlich niemand ernsthaft zu erwarten, daß es trotzdem klappt (höchstens auf einen Glücksfall hoffen).
Nuja, ne ganze Menge im Spiel ist so abgedreht, dass es praktisch unmöglich ist. Die Grenze dessen, was von den Regeln abgedeckt wird, und was nicht, ist da letztlich sehr willkürlich gezogen. Heute würden wir wahscheinlich einen AP-ähnlichen Mechanismus (oder Heldenpunkte o.ä.) zur Resolution dieser Situation verwenden, um die Chancen des Halblings zu verbessern, die gabs damals aber noch nicht. Und unter Core-Regeln wäre es eben praktisch nicht schaffbar gewesen.
Ich sollte an dieser Stelle noch anfügen, dass der SL uns den Sieg keinesfalls geschenkt hat. Im Prinzip hat er dem Halblingspieler "nur" gestattet, ein paar Gegner auszuschalten und uns in der folgenden Verwirrung zu befreien, so dass wir im anschließenden Kampf gegen die Barbaren wenigstenseine Chance hatten Und nur, um zu illustrieren, wie knapp das war: Meine Hexenmeisterin warmit nur 1 TP für fast 3 Runden lang nahezu ungeschützt den Angriffen von vier Barbaren ausgesetzt und schaffte es, den Kampf bei Bewusstsein zu überleben. Und in diesem Kampf hat hat der SL offen gewürfelt, da bekam sie also nix geschenkt. Er hat es also mit ca 10 aufeinanderfolgenden Angriffen nicht geschafft, sie zu treffen, bis die Gefährten ihr zu Hilfe kommen konnten. Ich hab in der Zeit ganz schön geschwitzt und hatte garantiert nicht das Gefühl, etwas geschenkt bekommen zu haben.
Während ich nun wahrscheinlich recht angefressen gewesen wäre, wenn die Tante in der vorhergehenden Situation an dem fälligen CdG gestorben wäre, hätte es mich nun gar nicht gestört, wenn sie in dem Kampf draufgegangen wäre. Dass sie es überlebt hat, war natürlich um so befriedigender. (Übrigens war sie der festen Überzeugung, dass sie das nur dem Eingreifen der Götter zu verdanken hatte, die sie im Kampf um Hilfe angefleht hatte, und ist kurz darauf zur Klerikern mutiert. Das ganze hatte also nicht nur Auswirkungen auf die Kampagne an sich (die bei nem TPK zu Ende gewesen wäre), sondern auch auf die Entwicklung meines Charakters. Was uns Spieler anging, hatte der SL jedenfalls aus dem Mist, dem wir ihm angedreht hatten, Gold gemacht, insoweit hatte niemand einen Grund, ihm da schlechte Spielleitung vorzuwerfen.