Eintrag 17 – Fortsetzung
Es gab auf dieser Ebene noch genau einen Gang von dem wir nicht wussten, wohin er führte. Dies war der Gang, der von der Haupthalle, in der wir unsere gewaltige Schlacht ausgetragen hatte, nach Süden führte. Nach kurzer Überlegung entschlossen wir uns dazu noch einen Blick dahinein zu werfen, bevor wir uns ein Lager für die Rast suchen würden.
Taka kletterte als erster über die Felsbrocken, welche den Eingang zu diesem Bereich teilweise blockierten und ich folgte ihm dicht auf. Rasch erkannten wir, dass hier keine Monster lauerten – zumindest stürzte sich niemand sofort auf uns um uns zu töten. Aber es gab ein großes Loch im Boden, aus dem schlurfende Geräusche kamen. Ohne zu zögern schritt Taka, seine Axt angriffsbereit, darauf zu. Noch bevor er den Rand erreichte, erkannte ich, dass das keine gute Idee war. Die Höhle machte keinen besonders stabilen Eindruck auf mich; überall waren Spalten und Risse zu erkennen. Sowohl an den Wänden als auch an Decke und Fussboden. Aber mein Warnschrei kam zu spät. Mit gewaltigem gepolter stürzte Taka in die Tiefe, als der Felsboden unter ihm nachgab. Der Staub hatte sich kaum gelegt als man von unten ein bedrohliches Knurren und dann das schlagen von großen Fäusten auf Metall hören konnte. Das war anscheinend das Zeichen für Nadir sich ebenso selbstlos wie dumm ebenfalls in die Tiefe zu stürzen, obwohl dort unten rabenschwarze Dunkelheit herrschte und er daher – im Gegensatz zu unserem tumben Halbork – nichts sehen konnte. Ein Schmerzensschrei von dem Paladin zeigte zudem, dass er weniger sanft gelandet war, als Taka. Sidi Sahab war schon etwas schlauer und trat nur an den Rand des Loches heran. Doch auch sein Gewicht war stark genug um den Boden abermals einbrechen zu lassen und auch er verschwand in der Dunkelheit. Fluchend griff ich nach meinem Bogen und tastete mich langsam vorwärts, immer wieder den Boden nach Schwachstellen absuchend.
Als ich an den Abgrund kam, war die Höhle, welche neun Meter darunter lag, bereits durch einen Zauberspruch von Sidi Sahab hell erleuchtet. Rasch machte ich mir einen Überblick. Fünf Riesengnolle, von jener Art, wie wir einen in dem Tunnelsystem im Norden von hier begegnet waren, befanden sich in der Kammer. Taka hatte einen von ihnen anscheinend bereits geköpft, aber wie durch ein Wunder griff der Gnoll weiter an. Gerade als ich meine ersten Pfeile in die Tiefe schickte ging Taka unter dem Ansturm von drei Gnollen zu Boden und blieb in einer sich rasch ausbreitenden Blutlache liegen. Im nächsten Moment zündete Sidi einen perfekt platzierten Eisball, der vier der fünf Gnolle erfasste. Aber die magische Kälte konnte die riesenhaften Ungetüme nicht zu Fall bringen – mit Ausnahme dem, der bereits ohne Kopf gekämpft hatte. Dafür erkannten sie Sidi nun als gefährlichen Gegner und stürzten sich auf ihn. Obwohl der Hexenmeister bereits irgendwann die Zeit gefunden hatte magische Spiegelbilder von sich zu erzeugen konnten ihn auch diese Illusionen nicht vollends vor den Schlägen der Gnolle retten. Nun lag auch noch der tapfere Sidi am Boden. Die Sache sah nicht gut aus. Verzweifelt feuerte ich weitere Pfeile ab, um meine Freunde zu retten. Dennoch platzierte sich eine der Kreaturen über Taka um ihm den Todesstoß zu versetzen. Nur Nadir, der heftig mit seinem Krummschwert gegen sein Schild klopfte und den Gnoll ablenkte konnte das Ableben unseres Kameraden verhindern.
Ich griff nach weiteren Pfeilen in meinem Köcher, als aus den Felsentrümmern im hinteren Teil der Kammer plötzlich ein kleiner Goblin hervorsprang. In seinen Händen wirbelten zwei winzige Kukri, mit denen er sich auf mich stürzte. Zumindest dachte ich das. Aber stattdessen sprang er in die Löwengrube hinab und stieß seine Waffen tief in das Fleisch eines der Gnolle, der daraufhin mit einem lauten plumpsen zu Boden ging. Währenddessen wurde Nadir jedoch von zwei anderen praktisch überrannt und in den Boden gerammt – auch wenn er es schaffte einen der beiden ebenfalls zu Fall zu bringen. Ich musste etwas tun.
Obwohl es sicherlich eine sehr dumme Idee war zückte ich mein Kurzschwert und sprang ebenfalls nach unten, landete direkt hinter dem Gnoll, den der unbekannte Goblin gerade in der Mangel hatte und rammte ihm mein Schwert von hinten in die Rippen. Aber der Gnoll ließ sich nicht ablenken und stürzte sich mit all seiner Kraft auf den Goblin: kurz gesagt verwandelte er ihn binnen Sekunden in Hackfleisch.
Diese Zeit nutzte ich um mit meinem Zauberstab einige Wunden von Taka zu heilen. Rasch schlug der Halbork die Augen auf und sprang auf die Beine. Noch ehe sich die Gnolle besinnen konnten hatte er einen weiteren auf die Planken geschickt. Nur mehr einer stand auf den Beinen, den ich mit viel Geschrei davon abhalten konnte sich gleich wieder auf Taka zu stürzen. Ich duckte mich unter den Schlägen weg und Taka gelang es einen vernichtenden Schlag in seinem Rücken anzubringen. Auch der letzte Gnoll verdrehte die Augen und schlug tot auf dem Höhlenboden auf.
Nur kurz gönnte ich mir eine Verschnaufpause, dann wandte ich Magie an um Sidi Sahab zu heilen. Bei Nadir sah die Sache jedoch anders aus. Sein Puls war praktisch nicht mehr vorhanden; was für sich genommen schon ein Wunder war: sein Körper sah aus, als wäre er durch einen Fleischwolf gedreht worden. Sämtliche Heilmagie, die ich mit meinen begrenzten Künsten mit Hilfe des Zauberstaubes auf ihn anwandte brachte keinen Erfolg. Unsicher was wir weiter tun sollten kletterte ich die Höhle wieder nach oben und brachte die anderen mit Hilfe der Sklaven und eines Seiles ebenfalls wieder hinauf. Den halb im Reich der Toten befindlichen Nadir mit uns tragend zogen wir uns nach Westen zurück, wo wir die Spinne erschlagen hatten.
Eintrag 18
Diese Rast hatten wir uns eindeutig verdient. Während wir uns von unseren Strapazen erholten wachten die von uns befreiten und bewaffneten Sklaven über uns und versorgten auch unsere Wunden, während wir schliefen. Nadir erwachte Stunden, nachdem wir schon geglaubt hatten wird würden ihn endgültig verlieren, aus seinem Koma. Er berichtete, dass er das Reich von Seranrae gesehen hatte, es aber noch nicht Zeit für ihn gewesen war diese Welt hinter sich zu lassen. Schön für ihn.
Nachts wurde ich zudem von Sidi Sahab geweckt, der anscheinend seinen sehr lebhaften Traum hatte. Er stöhnte im Schlaf und warf sich hin und her. Aber wer würde nach dem, was wir an diesem Tag erlebt hatten keine Alpträume bekommen.
Am nächsten Tag erzählte er uns, dass ihm dieser ganze Komplex plötzlich sehr vertraut erschien: Er hatte davon geträumt. Er erzählte uns, dass hier vor ewigen Zeiten anscheinend einmal eine gewaltige Schlacht statt gefunden hatte und dass wir, wenn wir tiefer in die Anlage vordrängen, unbedingt eine alte mächtige Schriftrolle finden müssten. Er schien geradezu besessen von dieser Rolle und erst nachdem wir drei ihm versichert hatten, dass wir alles daran setzen würden die Rolle zu finden, beruhigte er sich wieder etwas.
Während des Frühstücks nahmen wir uns auch die Zeit die Schätze, die wir am Vortag erbeutet hatten näher zu untersuchen. Dabei fanden wir ein heiliges Symbol von Lamashtu, welches dieser mysteriöse Goblinkrieger bei sich getragen hatte. Wir werden wohl nie erfahren wer unser selbstloser Retter gewesen ist – aber er betete anscheinend den falschen bösen Gott an um mit den Gnollen gut Freund zu sein.
Da wir uns bereits in der Nähe einer der vielen Treppen des Gewölbes befanden beschlossen wir nun weiters gleich ebendiese zu benutzen um das Gelände weiter zu erkunden. Da diese Treppe aber auch nach oben führte wollten wir erst den oberen Ausgang erkunden. Wie wir vermutet hatten endete sie auf einer Plattform auf einem der Minarette, welche sich in der Anlage befanden und von wo aus man einen guten Überblick über den Tempel und seine Umgebung hatte.
Nachdem wir das geklärt hatten stiegen wir weiter in die Dunkelheit hinab. Die befreiten Sklaven ließen wir hier zurück – der Platz erschien uns sicher genug. Die Treppe endete vor einer verschlossenen Tür hinter welcher hektisches Hecheln und Knurren zu hören war.
Rasch bereiteten wir uns auf einen Kampf vor indem wir die wenigen magischen Unterstützungszauber webten, die uns zur Verfügung standen. Dann traten wir schwungvoll die Tür ein. Wir befanden uns in einem großen Raum in dessen Mitte ein Fell ausgebreitet lag. Auf dem waren eine Gnollin und ein riesiger Gnoll gerade mitten im Liebesakt. Ohne lange zu zögern feuere ich einen Pfeil auf den männlichen Part des Gespanns ab, verfehle aber erbärmlich. Dafür explodiert die gesamte Szenerie kurz darauf in einem von Disi geworfenen Eisball. Die Gefährtin des Gnolls stirbt durch tausende herumfliegende Eiskristalle einen hässlichen Tod. Ihr Gefährte ist darüber offenbar nicht sehr erbaut. Er schnappt sich seine Axt und brüllt uns an; ein Schrei, der das Blut in unseren Adern gefrieren lässt. Aber wir weichen nicht! Nadir und Taka stellen sich tapfer vor uns und erwarten den Ansturm. Es trifft den Paladin und mit einem hässlichen Knirschen trifft der riesige Gnoll auf unseren tapferen Nadir. Nadir weicht nicht einen Schritt zurück. Sidi wirkt wieder und wieder Magie gegen den Riesigen Gnoll während Taka ihn mit der Axt und Nadir mit dem Schwert bearbeitet. Meine Pfeile spicken ebenfalls schon.
Fünf halbnackte Gnolle rasen plötzlich durch eine angelehnte Tür in den Raum und werfen mit Shishas nach uns. Rund um uns regnen Glasscherben nieder und es riecht plötzlich nach starkem Tabak. Bevor die Frauen weiteren Unsinn machen können schickt Sidi sie mit einem weiteren Eisball in das Reich der Toten. Nur Sekunden später geht Nadir in die Knie. Er blutet aus zahllosen Wunden und sieht nicht gut aus. Auch Taka geht es nicht besser und ein Schrei kommt aus meiner Kehle, als es dem riesigen Gnoll gelingt Takas Körper mit einem einzigen mächtigen Schlag praktisch zu halbieren. Das kann nicht einmal ein Halbork überleben. Während ich noch über das unfassbare Staune bringt Sidi einen letzten Zauber aus Eis und Kälte an, welcher den Gnoll taumeln lässt. Er fällt auf die Knie und dann in Zeitlupe zur Seite.
Schwer atmend heile ich Nadir wieder, so dass er zu Bewusstsein kommt. Dabei kann ich aber den Blick nicht von unserem getöteten Freund nehmen. Ich bin so weggetreten, dass ich kaum merke, wie weitere Gnolle den Raum betreten. Vier Elitewachen mit einem in edle Gewänder gekleideten Gnoll als Anführer. Rasch stellte sich heraus, dass ein Kampf unnötig. Rokova, der Anführer der Gruppe, war der ehemalige Großvesir des Königs – den wir soeben mit großen Verlusten getötet hatten. Mit seinem Tod nahm er nun dessen Platz sein. Daher war er uns zu Dank verpflichtet und sah nicht ein, warum wir weiter gegeneinander kämpfen sollten. Er versprach uns auch keine Armeen in Richtung der Städte der Menschen zu schicken. Womit uns ein erster kleiner Sieg gelungen war. Da er die unteren Ebenen des Tempels ebenfalls wieder bewohnbar machen will und wir uns immer noch auf der Suche nach Sidis mysteriöser Schriftrolle befanden einigten wir uns zudem darauf, dass wir die Tiefen von Monstern reinigen sollten. Dafür würde alles, was wir unten finden würden, in unseren Besitz übergehen. Als kleinen Bonus obenauf wurde Taka von den Priestern der Gnolle, die nun zu Dutzenden erschienen waren, wiederbelebt werden. Das war natürlich ein Angebot, dass wir nicht ablehnen konnten.
Während wir darauf warteten, dass man Taka wieder in unsere Welt zurückholte raubten wir alle Besitztümer des erschlagenen Königs – mit Erlaubnis von Rokova; auch wenn seine Untergebenen davon nicht sonderlich angetan waren. Als Taka wieder bei unserer Gruppe war wurden wir von gut und gerne zwei Dutzend Gnollen durch diese Ebene geführt und in einen riesigen Raum gebracht, indem es erbärmlich stank. Der Grund dafür war leicht zu erkennen: der Großteil des Raumes wurde von einer riesigen Grube eingenommen, in welcher aberhunderte von Leichen und Skeletten lagen. In der Mitte des Raumes,a fu einer aus der Grube ragenden Säule befand sich ein Thron aus Maden.
Von Rokova erfuhren wir, dass er den Zugang zu den unteren Ebenen noch nicht gefunden hatte, er aber nach den alten Aufzeichnungen in diesem Raum sein musste. Vor kurzem hatten sie auch einen schmalen Gang in der Seitenwand der Grube gefunden, aber noch hatte sich kein Gnoll dort hinein getraut. Wir durften also die Versuchskaninchen sein. Gut gestärkt und auf alles vorbereitet kletterten wir in die Grube und dann in den Gang hinein. Rasch erreichten wir sein Ende, welches aus einer großen Höhle bestand, in der sich ein etwa 20 Meter langer Tausendfüßler befand. Nachdem wir diesen mit heftigen Schlägen den Gar aus gemacht hatten kehrten wir wieder zu Rokova zurück. Dies war eindeutig nicht der Zugang zu den unteren Ebenen. Wir durchsuchten nun ausführlich die Leichengrube, wobei wir von den anwesenden Gnollen zwar nicht unterstützt, sehr wohl aber angefeuert wurden.
Nach einigem Suchen fanden wir einen weiteren Tunnel, der jedoch nach oben führte und uns einen versteckten Raum in der ersten Ebene zeigte. Außerdem löste Sidi Sahab irgendwie einen Mechanismus aus, durch den sich der Thron verschob, Darunter kam ein senkrechter Schacht zum Vorschein. Wie es schien, hatten wir den Zugang zu den unteren Ebenen gefunden.