Autor Thema: So ein Zirkus  (Gelesen 8429 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

So ein Zirkus
« am: 08. November 2009, 23:30:19 »
Ein paar Worte der Einleitung:

In diesem Thread wird die Geschichte einer D&D 4.0 Kampagne erzählt, in einigen, abwechselnden Formaten (mal Tagebuch, mal Prosa, mal Versform, whatever). Ich werde mir, um das ganze etwas hübscher zu gestalten, einige künstlerische Freiheiten nehmen, die so in der Runde vielleicht nicht ganz stattfanden. Ich hoffe, der SL verzeiht mir das.

Da ich nicht der SL der Runde bin, kann es natürlich einige Fehler geben. Dennoch hoffe ich, alle Mitglieder der Gruppe, und auch alle, die den Thread hier an sich interessant finden, finden Spaß daran, mitzulesen.

Unser erstes Abenteuer beruht (mehr oder weniger genau) auf dem Abenteuer "Into the Shadowhaunt". Ich kenne dieses Abenteuer nicht, und will es auch nicht gespoilert bekommen, also haltet euch bitte mit den Kommentaren zurück in der Hinsicht.

_______________________________________________________________________________________________

Dramatis Personae: (Wird nach Auftreten der diversen Charaktere erweitert)

Die Gruppe:

Mystral Wolkenglanz, Mephling Bardin
"Ai", Deva Paladin
Katabatis, Shifter Druidin
Hasid, Halbling Hexenmeister [NPC]

Der Wanderzirkus:

Phenton: Halbling, Zirkusdirektor

Weitere Darsteller (In Reihenfolge ihres Erscheinens):

Kapitel 1:

Amandis: Wagenlenker einer Handelskarawane
Sarass: Zwergischer Händler
Helweg: Zwielichtiger Halbelf
Dedros: Elfischer Mielikki-Priester, Geisterwächter
Engohin: Reicher elfischer Gelehrter aus Lautwasser
« Letzte Änderung: 08. Dezember 2009, 10:27:52 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #1 am: 09. November 2009, 00:17:45 »
Im Grunde war es ein friedlicher Morgen. Die Vögel sangen ihr Morgenlied in den Bäumen um den Lagerplatz der Schaustellergruppe "Silbersterne". In der Mitte der großen Lichtung, an deren Rand die Gruppe lagerte, befand sich Zelbross, ein kleines Dörflein am Wegesrand, bekannt vor allem für seine Tonpfeifen bei Rauchern in ganz Faerun. Kaum groß genug für einen wirklichen Auftritt, aber Phenton liess die Gruppe dennoch zu einem Auftritt ihre Zelte aufbauen, vermutlich, weil er die Pfeifen zu schätzen wusste, von denen er eine kleine Sammlung besaß.

Die friedliche Morgenstimmung endete kurz nach dem Sonnenaufgang, als eine schiefe, quälende Stimme durch das Lager hallte. In einer fremden Stimme sang jene Stimme ein Lied, und obwohl man die Grundmelodie gerade so erkennen konnte, war das Endergebnisse doch grauenhaft schräg und nasal weinerlich zugleich.

In einem kleinen Wagen am Rande der Schaustellertruppe, und traurigerweise genau in Nachbarschaft zu dem Amateursänger, presste Mystral sich leise ächzend das Kissen auf den Kopf und die Ohren. Die junge Mephling verfluchte innerlich ihre geschulten Ohren, mit denen sie jeden einzelnen falschen Ton exakt identifizieren konnte, und es waren viel zu viele. Auf der anderen Seite der großen Schlafplattform, welche in die Zwischendecke des Wagens gezogen war, hörte sie Hassid dasselbe tun, und lächelte kurz mitleidig. Es war jetzt zwei Jahre her, seit sie bei dem Wanderzirkus war, und auch wenn sie sich an Hassids gelegentliches Schnarchen gewöhnt hatte, an diesen Gesang würde sie sich nie gewöhnen. Für einige Zeit war sie mit Hassid zusammen gewesen, aber irgendwann hatten die beiden sich im einvernehmen getrennt. In die Schlafplattform haben sie eine hölzerne Trennwand eingezogen, aus Gründen der Privatsphäre und des Lärmschutzes, und zumindest Karawanenoffiziell waren sie nichts weiter als gute Freunde, was auch größtenteils stimmte.

"Ich wünschte, er würde endlich singen lernen.." ächzte Hassid, als der Morgengesang des Deva, der stur darauf bestand, er würde so die Götter ehren, aufhörte.

"Ich wünschte, er würde ein wohlklingenderes Instrument bevorzugen... Dudelsäcke zum Beispiel." erwiderte Mystral, als sie das Kissen von ihrem Haupt zog, und nach einem Moment lachten sie und Hassid herzlich auf. Das wäre wohl wirklich eine Verbesserung.


Kurze Zeit später, nach einem ausgiebigen Frühstück und ein paar Morgenübungen mit ihrem Speer, um nicht einzurosten, fand sich Mystral auf dem Kutschbock des Wagens wieder, vor ihr die Wagen mit den Tieren, hinter ihr der Wagen mit den Akrobaten. Die Silbersterne waren ein recht großer Wanderzirkus, vielleicht nicht der größte Faeruns, aber doch zumindest einer der letzten. Nach den dramatischen Geschehnissen der letzten Jahrzehnte war es immer gefährlicher geworden, in den westlichen Herzlanden umher zu reisen, und so hatten sie einige Karawanenwächter angeheuert. Auch sie selbst verstand es, sich zu verteidigen, wenn sie musste. Woher sie jedoch ihre etwas seltsam anmutende Speerkampftechnik kannte, verriet sie ebenso wenig, wie sie gewillt war, ihre Herkunft auszuplaudern. 

Einer dieser Karawanenwächter, und wohl der ungewöhnlichste unter ihnen, war Ai, ein Deva. Er war, so wie sie es verstand, ein Wesen, das immer wieder geboren wurde, wenn es starb. Seine Haut war blau, mit gräulichen Streifen, wo ihre weiß war, Haare hatte er keine, wo ihr Haupt mit langen, blauen Strähnen bedeckt war, die ihr etwas ins Gesicht hängen, um das paar Hörner an ihrer Stirn zu verdecken. Das ungewöhnlichste an ihr waren die weißen, halb durchsichtigen Membralflügel, die auf Schulterhöhe aus ihrem Rücken sproßen und es ihr erlaubten, zu fliegen. Man konnte nicht wirklich sagen, dass Ai humorlos war, oder langweilig, oder verschlossen. Aber irgendwie passten diese Worte auf ihn doch garnicht so schlecht.

"Mir geht es gut." Waren die einzigen Worte, die er auf Mystrals Frage, wie er sich heute morgen fühlen würde, nachdem er solch einen Katzenjammer veranstaltet hatte, sprach. "Danke." War das einzige Wort, was er zu ihr sprach, als sie für die Karawanenwächter ein Lied spielte, das ihren Schritt beschwingte. "Gewiss." meinte er nur, als sie ihm sagte, dass er durchaus etwas ausführlicher antworten könnte. Immer sprach er in sanfter, säuselnder Stimme, die man fast für die einer Frau halten konnte, und lächelte hin und wieder andeutungsweise und milde auf. Nun, irgendwann würde sie ihn auch verstehen. Viel weniger seltsam als die Menschen oder Zwerge oder Elfen oder Halblinge war er ja eigentlich auch nicht, nur anders. Und immerhin genauso verschlossen um seine Vergangenheit wie Mystral selbst. Und sie wusste ein gutes Geheimnis oder zwei zu schätzen.

Versunken in diese Gedanken, fiel sie fast vom Kutschbock, als Hassid mit der Peitsche schnickte und sich das gefährt in Bewegung setzte. Nun, ein viel zu schöner Tag, um zu grübeln. Ausserdem musste sie diese Geistergeschichte, die sie von einem Wanderer gehört hatte, noch in Versform verpacken. Ein Geist, der an einem ehemaligen Tempel am Rande ihres Weges gesehen wurde... Nun, vielleicht würde sich ja irgendwer für das interessieren, wo sie hinfuhren.
« Letzte Änderung: 24. November 2009, 14:02:34 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #2 am: 09. November 2009, 01:53:16 »
"Warum halten wir?" fragte Mystral, als die Wagenkarawane an einer Weggabelung anhielt, mitten im Nirgendwo. Der abzweigende Weg führte einen recht kahlen Berg empor, erst in weiter Entfernung sah man den Wald empor ragen. War dies nicht die Straße, die zu dem Tempel führte, wo es spuken sollte? Und war das nicht die Handelskarawane, der sie die letzten Tage hinterher getrottet waren, die den Weg hinauf fuhr?

Phenton schien dasselbe zu denken, auf jeden Fall fragte er, als Mystral zu ihm trat, gerade zu niemand bestimmtem "Wollten die nicht nach Lautwasser?" Phenton stand an der Gabelung und schaute etwas unsicher der Karawane hinterher. Immerhin, es mochte sein, dass sie irgendwie entführt wurden.. Oder noch schlimmer, dass sie etwas wussten, dass die Gruppe nicht wusste. War etwa eine Banditenfalle etwas weiter die Straße entlang?

Mystral schaute einige Momente der Handelskarawane hinterher, grinste dann aber. Das war die perfekte Gelegenheit, etwas Abwechslung in den Tag zu bringen, und sich den Schauplatz ihrer Geschichte etwas genauer anzusehen. "Wir könnten nachfragen. Wenn einer der Wächter mich mit einem Pferd tragen würde..." Mystral liess den Blick über die Anwesenden schweifen und blieb bei Ai hängen. Sicher, nicht der beste Gesprächspartner, aber immerhin würde es interessant sein, ihn mal etwas erleben zu lassen. "Wie wäre es, Ai? Wir wären sicher bald wieder bei der Karawane."

Der Deva schaute Mystral einige Momente lang nachdenklich an, wie er es immer tat. Fast, als würde er erst lange und schwer über seine Antwort nachdenken, bis er sie gab. Dann meinte er in seiner typisch lakonischen Art "Wir könnten." und schwang sich auf sein Pferd, dass er bisher an den Zügeln führte. Phenton brummte leise und saugte an dem Mundstück seiner neuesten Pfeife, nickte dann aber knapp. "Aber seht zu, dass ihr in Lautwasser wieder zu uns stoßt." meinte er dann und machte sich auf den Weg zum vordersten Wagen, um den Trekk weiter zu führen. Mystral kletterte hinter Ai auf den Sattel und schlang die Arme um diesen.

Eine halbe Stunde später erreichten die beiden den Händlertrekk, der ja einen ordentlichen Vorsprung hatte. Nicht, dass Ai sich sonderlich beeilte, sie einzuholen. Mystral blickte an dem Paladin vorbei zu den Männern und Frauen der Wagen. Keine hypnotisierten Blicke, keine Untoten, keine Räuber die sie mit Armbrüsten bedrohten. So weit, so normal. Nein halt, einer war dazu gekommen zu den Händlern, mit denen sie nun schon einige Abende am Lagerfeuer Geschichten getauscht hatte. Ein in edle Gewänder gehüllter Halbelf ritt vornean, unterhielt sich leise mit dem zwergischen Anführer der Handelskarawane.

Ein kurzer Blick über die hinteren Wagen, und Mystral erkannte ein vertrautes Gesicht. "He, Amandis. Was macht ihr denn so weit ab vom Weg?" rief sie dem jungen Mann auf dem Kutschbock des Planwagens zu. Jener sah sich um und blinzelte überrascht.

"Fräulein Wolkenglanz. Dasselbe könnte ich euch fragen. Wir liefern eine Fuhre mit Waren für den Herren dort vorne, Helweg heisst er. Er meint, wir sollen sie ihm dort oben hinbringen." Dabei deutete Amandis den Weg empor. Mystral schaute hinauf, beschirmte ihre Augen mit der flachen Hand. Sah sie dort oben, in einiger Entfernung, eine Ruine am Waldesrand? Sie erinnerte sich an die Beschreibung...

"Zu dem Spuktempel? Komische Lieferung muss das sein."

"Sp.. Spuktempel sagt ihr?" Als die Mephling wieder zu Amandis sah, war jener etwas blasser um das braungebrannte Gesicht geworden.

"Ja, habt ihr nicht die Gerüchte gehört. Man sagt, eine Kräutersammlerin wäre dort oben von einem Geist überrascht worden von gar schrecklicher Gestalt, in einer schaurig kalten Nacht..." Nun, so kalt waren die Nächte im Flammleite nun nicht, aber Geistergeschichten waren nunmal mit Kälte verbunden, so schrieben es die Gesetze der Erzählung vor, und so sollte man sich auch an sie halten. Mystral begann gerade, sich in Schwung zu fabulieren, als Amandis einen gellenden Pfiff ausstieß, nunmehr käsebleich.

"I.. ihr s.. Besprecht das mit Sarass, ja?" meinte Amandis und deutet zum Zwergen, der sich umsah und lauthals brüllend nach dem Grund für den Haltepfiff fragte. Stoisch zuckte Ai mit den Schultern und liess sein Pferd die sechs Wagen der Händler entlang traben, während Mystral sich panisch wieder festhielt. Na grossartig, gerade als sie warm wurde, und jetzt musste sie nochmal von vorne anfangen.
« Letzte Änderung: 10. November 2009, 21:14:33 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #3 am: 09. November 2009, 14:28:37 »
"Und dann rannte die Pilzsammlerin schreiend davon. Dutzende grauenhafte Schemen verfolgten sie durch den Wald und den Berg hinab, schrien in einer unverständlichen Sprache. Doch kein Zweifel besteht darin, dass sie nach ihrem Blut riefen, um sich in der unheiligen Kälte der Nacht an diesem zu wärmen..." Schloss Mystral ihre Geschichte, die sie von einer großen Kiste auf dem vordersten Wagen erzählte. Die Händler um sie herum starrten sie mit einer gebürlichen Menge entsetzen an, selbst dem bärbeissigen Sarass, ein schwarzhaariger Zwerg mit einem struppigen Bart, schien nicht wohl zu sein.

Helweg, der Halbelf, schien der einzige zu sein, der nicht in Furcht und Schrecken versetzt worden war. Sein jugendliches Gesicht zeigte er eine Mischung aus Ablehnung und Ärgernis, als er sein Pferd zu der Karawane wendete. "Meine Wächter haben sich gewiss nur einen Scherz erlaubt. Oder habt ihr einen Zeugen dafür?"

"Naja.. Die Geschichte, die ich gehört habe, klang recht glaubw..."

Helweg unterbrach Mystral knapp. "Also nur Gerüchte. Dennoch danke ich euch, dass ihr sie uns mitteilt, damit jenen ein Riegel vorgeschoben werden kann. Also, lasst und weiterziehen. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt."

Die Fahrer der Wagen schienen ohne echte Begeisterung für diese Unternehmung, waren Geister doch... nun, Geister eben. Sarass jedoch, der seinen Gewinn schwinden sah, griff auf typisch zwergische Art ein. "Nun setzt euch schon wieder in Bewegung. Oder habt ihr Angst vor einer Gruselgeschichte? Auf jetzt, dafür geht das erste Bier in Lautwasser auf mich!"

Die Karren setzten sich zögerlich in Bewegung, und Mystral blickte auf den Halbelf hinab, der weiterhin neben dem vordersten Karren mitritt. Ai liess sein Pferd auch nebenher trotten, auch wenn er während des ganzen Wortwechsels nur schweigend gelauscht hatte.

"Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir euch zu jenem Ort begleiten würden? Nur, damit ich dieses Gerücht hmm bekämpfen kann? Als wandernde Bardin kann ich das wohl am besten. Was macht ihr überhaupt hier?"

Der Halbelf schaute Mystral einen Moment nachdenklich an, lud sie dann aber tatsächlich ein, mitzugehen. Er erzählte ihr, dass er ein Holzfällerlager errichten wollte, mit dem alten Tempel als Basislager. Er und seine Männer hätten dort eine Hand voll Orks vertrieben, und nun würden sie die Kisten geliefert bekommen, um jenen Ort ordentlich auszubauen.  Alles in allem klang die Geschichte recht glaubwürdig, wenn auch diese Geistersache doch suspekt war.

In munterem Gespräch über die Details des Holzabbaus, in das Mystral Helweg verwickelte, ging es den Berg hinauf, und schon bald konnte man den Tempel sehen. Tempel war wohl eher übertrieben, es war ein neun Meter großer, runder Schrein in der Mitte einer verfallenen Wehrmauer. Der Schrein hatte schon bessere Tage gesehen, auch wenn der Schmutz der Orken inzwischen weggeräumt war. Selbst die heiligen Symbole an den Friesen des Tempels waren abgemeisselt. Während die drei Wächter des Halbelfen und die Händler damit begannen, die Waren des Halbelfen abzuladen, begaben sich Ai und Mystral ins Innere des Tempels, um sich etwas näher umzusehen.

So ein Zirkus
« Antwort #4 am: 18. November 2009, 13:14:41 »
Das Innere der Kapelle war sauber und still. Ein einzelner, steinerner Altar stand am der Wand gegenüber des Eingangs. Er war, ebenso wie die Wände, mit Abbildern von Ranken und Pflanzen verziert, was den Gedanken nahe legte, dass hier eine Gottheit der Natur verehrt wurde. Mit Sicherheit konnte man es nicht genau sagen, denn auch hier waren alle heiligen Symbole mit Hammer und Meißel herausgebrochen worden. Licht schien nur durch zwei Fenster, die den Eingang flankierten, in den Raum hinein.
"Ganz schön trostlos.." Meinte Mystral und begutachtete den Raum, ohne etwas spezielles anzusehen. Ai erwiderte nichts, sondern ging schweigend einmal im Kreis, die Wände der Kapelle betrachtend.
"Die Symbole wurden erst vor kurzem entfernt." meinte er dann sachlich und deutet auf eines. Nun erkannte Mystral es auch. Der Stein war an jener Stelle viel heller als anderswo, nicht angegriffen durch den Zahn der Zeit oder besudelt durch die Orken.
"Aber wer könnte... meinst du, dass dieser Halbelf..?" Ai hob nur die Schultern. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, drang von draußen lautes Scheppern und kurz darauf fluchen. Hastig verließen Mystral und Ai die Kapelle. War dies nun der Geist?
Wie es sich herausstellte, war es kein Geist, sondern ein Unfall, welcher diesen Lärm verschuldete. Offenbar war den Männern Helwegs eine große Kiste herunter gefallen, und ihr Inhalt hatte sich über den staubigen Hof der Kapelle verstreut. Dachziegel, wohl um das Dach der Kapelle zu decken. Die Hälfte der roten Ziegelplatten lag nun verteilt auf dem Boden, und die meisten von ihnen waren durch den Sturz zerbrochen.
"Ich werde euch das vom Lohn abziehen, ihr Tölpel! Und die Kosten, neue heran zu schaffen auch!" herrschte Helweg die Wächter an, und das war noch das freundlichste, was er ihnen zu sagen hatte. Die Händler selbst bemühten sich um ein möglichst neutrales Gesicht. Bezahlt war der Kram ja.
Bevor sich Helweg jedoch in all zu blumige Beleidigungen versteigen konnte, zupfte ihm etwas an seinem Brokathemd. Als er, aus dem Konzept gebracht, hinab sah, blickte Mystral zu ihm hoch. "Was wollt ihr denn? Ich bin beschäftigt."
"Das sehe ich, Herr Helweg. Doch vielleicht kann ich euch helfen.. Ich kenne ein Lied, das zerbrochenes wieder zusammenfügen kann. Wenn eure Männer die Ziegel wieder zusammenschieben, und ihr mir das bezahlen würdet, was ich an magischem Staub dafür benötige..." Mystral begutachtete kurz die Ziegel. In ihrer Heimat waren solche Lieder oft benutzt gewesen, die, die dort lebten, hatten selten genug Geduld für Reperaturarbeiten. "Ich denke, fünf Silberstücke sollten genügen."
Der Halbelf sah überrascht auf Mystral hinab. Das würde ihm viele Goldstücke ersparen, und mehr noch, er musste nicht noch eine neue Handelskarawane extra für ein paar Ziegel organisieren. "Ich wär euch dafür sehr dankbar, Fräulein er... Wolkenglanz. Los, macht schon, tut was die Dame sagt! Und die, die ihr nicht zusammenfügen könnt, zieh ich euch dennoch vom Lohn ab." Das zweite sprach Helweg zu den Wächtern, die Mystral erleichtert ansahen. Immerhin rettete die Gute ihnen gerade einen halben Monatlohn.
Kurze Zeit später, die Händler hatten derweil die restlichen Sachen abgeladen, waren die Ziegel zusammengesetzt. Ai hatte sich derweil verabschiedet und betrachtete immernoch schweigend die Kapelle, als wäre sie mehr als nur ein langweiliges Steinhaus im nirgendwo. Mystral jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern, war dies hier doch ihr auftritt. Sie ließ sich auf einem verfallenen Mauerstück nieder, neben den zusammengepuzzelten Dachziegeln, und griff in einen Beutel an ihrer Seite. Sie trug immer etwas Residuum bei sich, magischen Staub, den sie für solche Gesänge benötigte. Eine Prise wurde glitzernd über die Ziegel gestreut, dann begann sie leise zu singen. Ein fremdartiges Lied, in einer Sprache, die keiner der Anwesenden verstand, sang sie von Ordnung und Chaos, von der Zusammenfügung dessen, was zerbrochen war, und der Bewahrung dessen, was schön war. Sogar Helweg lauschte einige Momente andächtig, bevor er fortfuhr, seine ausführliche Inventarliste durchzugehen. Keiner konnte genau sagen, wann während des Gesanges es geschah, doch als Mystral endete, waren die Ziegel wieder zusammengefügt, so gut wie neu, und die Wächter applaudierten, teils für den Gesang, teils für ihren Lohn. Helweg zeigte sich dankbar, und großzügig, und schlug auf die versprochenen fünf Silberlinge noch zwei Goldstücke drauf. Der Transport neuer Dachziegel wäre ihm noch teurer gekommen, meinte er, und lud Mystral und Ai zudem noch zum Mittagessen ein, bevor sie weiterzogen. Inzwischen war Mystral nämlich der Überzeugung, dass es hier nichts interessantes gab, und auch Ai schien zwar immernoch etwas am Gebäude zu irritieren, er sagte dazu aber nichts weiteres.
« Letzte Änderung: 18. November 2009, 13:19:57 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #5 am: 23. November 2009, 13:24:35 »
"D.. Der Geist! Der Geist ist hier!" kreischte es von hinter der Kapelle und ließ einige der furchtsameren Händler ihren Eintopf ausspucken. Auch Ai und Mystral sahen von ihrem Mittagsmahl auf und zu Amandis, der kreideweiß um die Kapelle gesprintet kam. "Ich ha.. hab ihn gesehen! Er ist hier! Nein nicht hier, bei der Kapelle. Dahinter, bei der Latrine!" stammelte Amandis auf seine Kameraden ein. Mystral und Ai tauschten einen Blick, und die kleinere hob empathisch die Schultern und ging dann mal hinter die Kapelle, während Ai ungerührt weiter seine Suppe löffelte, allerdings nicht ohne seinen Blick von Amandis abzuwenden.
Hinter der Kapelle begegnete Mystral zu ihrer gelinden Überraschung tatsächlich dem Geist. Es war ein etwas durchsichtiger Mann, in die Robe eines Priesters der Mielikki gekleidet, und mit einer eigentlich recht freundlichen Gestalt. So hielt sich dann auch die Angst der Mephling in Grenzen, und sie beobachtete den Geist schweigend. Jener winkte ihr kurz, deutete dann wortlos auf die Kapelle und dann den Erdboden. Nachdem der Geist diese Geste einmal wiederholte, schritt er dann auf die Wand zu.. Nein, durch die Wand hindurch, und verschwand.
Nun.. das war etwas unheimlich, gestand sich Mystral im Geiste ein. Sie hatte nicht gedacht, dass die Wächter so überragend im Treiben ihrer Scherze waren, und leise Zweifel an der Aussage des Halbelfen wurden langsam lauter. Dass das eben kein Mann mit einem Bettlaken war, war zumindest offensichtlich.
Wie dem auch sei, das dringlichste war es wohl, Ai bescheid zu sagen, damit dieses Phänomen untersucht werden konnte.. Nun..
Ein kurzer Blick zur grob gezimmerten Holzlatrine..
Das Zweitwichtigste.

So ein Zirkus
« Antwort #6 am: 24. November 2009, 13:58:30 »
"... und dann zeigte der Geist auf die Wand und den Boden, und ging dann einfach durch die Wand." endete Mystral ihre Erzählung die sie mit gedämpfter Stimme Ai gegenüber vorbrachte. Amendis trank mit zitternden Händen einen beruhigenden Tee, und die Augen seiner Mithändler waren alle auf ihn gerichtet. Niemand beachtete die kleine Mephling und ihren seltsam gefärbten Begleiter, der einige Momente nachdenklich zur Kapelle schaute.
"Wir sollten nachsehen." meinte Ai dann und schritt bereits gen Kapelle, bevor Mystral noch etwas erwidern konnte. Mit einigen raschen Schritten lief Mystral hinterher und ging dann an seiner Seite, zumindest bis zum Eingang der Kapelle. Dort wurden sie einige Momente lang angehalten, vorgeblich, weil Helweg sich umziehen wollte. Jener kam, tatsächlich in etwas bequemerer Kleidung, heraus, und zeigte sich mal wieder von seiner schlechtgelauntesten Seite. Heftig stritt der Halbelf die Existenz dieses Geistes, von dem Amendis erzählte, ab. Mystral enthielt sich erstmal einen Kommentars, sondern verwies den Halbelf an Amendis und schlüfte hinter ihm in die Kapelle.
Drinnen verbrachten Mystral und Ai eine sehr unproduktive halbe Stunde damit, jede einzelne Fliese der Kapelle nach Hohlräumen abzuklopfen, ebenso die Wände. Es dauerte eine Weile, bis Ai dann gen Decke sah und die Stirn runzelte. Als Mystral ihn fragte, meinte er "Die Decke hat draussen Löcher. Dies hier ist eine Zwischendecke."
Nun sah Mystral es auch. Sie hatte sich so auf den Boden konzentriert, dass die Decke ihr garnicht in den Sinn kam. "Ha! Du bist genial, Ai." sprach sie zu dem Deva, der diesen Kommentar mit etwas verwundertem Blick entgegen nahm. Er sprach erneut in seiner melodischen, hellen Stimme "Wir sollten uns das Dach genauer ansehen."
Per Räuberleiter half Ai Mystral empor, gerade soweit, dass sie die Decke mit der Spitze ihres Speers erreichen konnte. Es klang metallisch, als die Speerspitze über die aufgemalten Ziegel kratzte.
Hinter ihnen räusperte sich jemand. Helweg hatte die Arme verschränkt und das Treiben der Beiden bereits seit einigen Minuten verfolgt, und nun fragte er mit scharfer Stimme "Was macht ihr da. Habt ihr nicht genug herumgeschnüffelt?"
"Die Decke ist falsch. Scheinbar..." Begann Mystral, wurde aber von Ai unterbrochen.
"Die Winkel des Raumes sind nicht gleichförmig. Hinter dem Altar scheint die Wand dicker zu sein, ich vermute eine Geheimkammer oder Treppe. Vermutlich wollte der Geist uns darauf aufmerksam machen."
Helweg schnaubte, er nahm langsam dieselbe Farbe an wie seine zinnoberfarbene Samtweste. "Was denn schon wieder für ein verdammter Geist? Hat ausser diesem Maultiertreiber noch irgendwer IRGENDwas gesehen?" Mystral hob wortlos die Hand. Helweg seufzte langgezogen und kniff sich in die Nasenwurzel. "Na schön.. Und was wollt ihr jetzt machen? Die Wand abtragen?" "Wieso sollten wir? Das Dach hat Löcher, da kommt man prima durch." meinte Mystral munter und wuselte schon wieder nach draussen.

Wie sich herausstellte, mussten die Löcher doch noch etwas größer gemacht werden, bis die kleine Mephling durch jene unter das Dach gelangen konnte. Ihre Stimme klang hohl und etwas hallend aus der Dunkelheit. "Hu ganz schön duster hier.. Du hast recht, Ai, hier ist die Wand dicker. Und hier liegt eine Metallplatte obenauf.. werft mal ein Seil mit nem Haken dran hoch, dann kann man die hochheben.. Äh.. und eine Laterne wär nicht schlecht!"
Eine geschäftige Viertelstunde später, die Händler hatten sich inzwischen von der "Spukruine" verabschiedet und ihre Karawane zurück auf den Weg nach Lautwasser geführt, zerrten zwei der Wächter und Ai an Seilen, hoben die gefundene Metallplatte an und erlaubten Mystral, einen Blick darunter zu werfen. Sie berichtete von ihrer Entdeckung, einer Treppe, die in die Dunkelheit hinab führte. "Vermutlich ist dieser Priester so eine Art äääh.. Schreinwächter! Ja genau. Der hat sich hier begraben lassen, um diesen Ort zu schützen... Schaut nicht so kritisch, ich finde das klingt logisch."
Ai und Helweg wandten sich von Mystral ab und sahen einander an. Der Deva sprach sanft. "Wir werden wiederkehren, um diesen Ort genauer zu untersuchen."
"Dafür wäre ich euch dankbar, der Herr." erwiderte Helweg, auch wenn seine Stimme nicht wirklich dankbar klang. "Und was sollen wir in der Zeit machen?"
"Verschliesst die Metallklappe wieder. Und betet zu den guten Göttern."
"Äh ja.. beten. Zu den Göttern. Machen wir." Helweg nickte knapp aber ernst, bedankte sich nochmal für die Mühen, die sich die beiden gemacht hatten. Dann verabschiedete man sich, und Mystral setzte sich wieder hinter Ai in den Sattel.
"Die anderen sind sicher schon in Lautwasser, hmm?" meinte sie halblaut zu Ai, der das Pferd locker loslaufen ließ. Der Deva nickte nur wortlos, und auch ihre weiteren Versuche, eine Unterhaltung anzufangen, trafen auf wenig Gegenliebe. Offenbar musste der Deva nachdenken, und so tat Mystral das auch. Ein verlorenes Verlies, eine geisterhafte Gestalt, ein rätselhafter Halbelf... Das klang nach einer großartigen Geschichte. In ihrem Kopf begann die Mephling bereits damit, die Geschichte zu sortieren und die Worte zu setzen.
« Letzte Änderung: 24. November 2009, 22:34:03 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #7 am: 30. November 2009, 12:32:33 »
Am selben Abend kamen Mystral und Ai in Lautwasser an, einer etwas größeren Stadt, zumindest wenn man sie mit den anderen Siedlungen in der Gegend verglich. Auf einer kleinen Lichtung im Osten der Stadt hatten sich die Schausteller eingerichtet, oder waren zumindest gerade dabei. Das Zelt wurde gerade aufgebaut, das Hochseil, auch die Tiere wurden versorgt. Verblüffenderweise nicht von Katabatis, der eigentlichen Raubtierbändigerin des Zirkus. Jene war vor einigen Tagen in den Büschen verschwunden und meinte, sie wolle nach Mitgliedern ihrer Verwandschaft suchen. Mystral war das ganz recht, vor allem, weil deshalb auch sie mal eine kleine Pause einlegen konnte, wenn sie gerade etwas dringendes zu tun hatte. Meistens war dies in Tiefwasser der Fall, in dieser Stadt gab es immer so viel zu sehen und zu erleben. Und auch Ai verabschiedete sich öfters von der Karawane, zumeist, um sich einfach irgendwo hin zu stellen und sich umzusehen, wonach, sagte er nie.

Nach einer kurzen Absprache mit Phenton machten sich Mystral und Ai an die Arbeit, ihren Kameraden zu helfen. Eine Pause gab es nicht wirklich, brauchte man doch die Muskelkraft des Devas, um die schweren Zeltstangen hochzuhieven, und bereits seit Jahren verließ man sich beim Spannen der Seile auf Mystral, die diese Arbeit mit ihrer Fähigkeit, zu fliegen, beträchtlich kürzer gestaltete. Die nächste Zeit verging in geschäftiger Betriebsamkeit, und da Mystral heute auch noch nicht wirklich viel gemacht hatte, ausser auf einem Pferd zu sitzen, fand sie die Anstrengung sogar garnicht unangenehm. Danach gab es ein deftiges Abendmahl mit frischem Gemüse aus Lautwasser, und nun endlich fragte auch jemand, was genau Ai und Mystral denn auf ihrer Reise entdeckt hatten. Ruhig begann Mystral zu erzählen, die Geschichte, die sie sich zurecht gelegt hatte, vor ihren Freunden auszubreiten. In ihren Worten verwandelte sich der Geist in ein unheimliches, geheimnisvolles Wesen, der Halbelfhändler in einen zwielichtigen, händereibenden Scharlatan, Ai in einen tapferen, klugen Krieger und sie selbst... Nun.

Sie selbst hielt sich größtenteils aus ihrer eigenen Erzählung heraus. Sicherlich erwähnte sie, wie sie die Ziegel repariert hatte, wie sie dem Geist begegnete, wie sie unter das Dach sah. Und doch bemühte sie sich, ihre Rolle möglichst klein, unauffällig zu halten. Als sie endete, hätte man fast glauben können, die Geschichte hätte sich genauso zugetragen, wäre Mystral nicht dabei gewesen.. Nur, dass dann niemand gewesen wäre, um sie zu erzählen.

Nach jener Erzählung, und einigen weiteren Geschichten des Tages, die allerdings weit weniger aufregend waren (ein plötzlich aus dem Unterholz hervorbrechendes Wildschwein, dass eine Wache erschrak, war das aufregendste für die Karawane gewesen) ging Mystral dann, erschöpft von dem aufregenden Tag, zu Bett, und als sich langsam Ruhe über das dunkle Lager der Schausteller legte, war sie schon längst im tiefsten Schlummer und träumte von aufregenden Höhlen und Menschenmengen, die jener Geschichte lauschen würden, an jedem ihrer Worte hängen würden.
« Letzte Änderung: 30. November 2009, 12:45:14 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #8 am: 02. Dezember 2009, 14:29:34 »
Der nächsten Morgen brach viel zu früh an, und Mystral gähnte noch müde, als sie nach einer Katzenwäsche und einem kurzen Frühstück aus ihrem Wagen ins Freie trat. Wie gerne hätte sie jetzt noch ein Stündchen geschlafen. Alleine, es sollte nicht sein, die Werbetrommel musste gerührt werden für den Zirkus. So griff sie sich dann ihre Handharfe und schlenderte gemütlich in die Stadt. Wie üblich zog ihr seltsames Aussehen einige irritierte Blicke auf sich, dies allerdings gereicht ihr wohl nur zum Vorteil. An einigen ausgewählten Plätzen, die sie jedes Jahr ansteuerte, erzählte sie mit lauter, gut hörbarer Stimme von den Wundern des Zirkus, seinen Artisten, gerade so viel, um den Einwohnern Appetit auf die Vorführung zu machen. Auch von den Geschehnissen in anderen Städten berichtete sie, von Geschichten, die sie auf dem Weg aufgeschnappt hatte ebenso wie von wirklichen Geschehnissen. Dabei war sie darauf bemüht, das ganze zwar interessant zu gestalten, aber keinerlei Übertreibungen oder einzuflechten. Immerhin war es selten, dass die Menschen hier etwas von Baldurs Tor oder Tiefwasser hörten, und wenn das so war, war es wohl ihre Pflicht als Bardin, sie richtig zu informieren. Dramatische Geschichten, die nur dazu dienten, Menschen zum Spenden zu bringen, überließ sie lieber den Bänkelsängern, die auch öfters durch die Gegend zogen.

Danach kehrte Mystral zu ihrem Wohnwagen zurück, um sich nach einem ausgiebigen Mittagessen auf die Vorstellung vorzubereiten. Eine Vorstellung am Nachmittag, eine am Abend, und nochmal eine Nachmittagsvorstellung morgen. So lief es jedes Mal, wenn sie an einer kleineren Stadt gastierten, und das war ihr auch ganz recht, denn so aufregend fand sie Lautwasser nun auch nicht. Ihre Aufgabe war recht einfach, sie musste einfach nur als eine der Musikerinnen des Zirkus die Vorstellung begleiten. Zwar übte sie auch seit einigen Monaten an artistischen Dingen, aber jene Nummer würde sie erst ab nächstem Jahr ins Programm einbringen. Immerhin, das koordinieren von Flügeln bei Salti und derlei war schwerer, als es die meisten dachten. Mit diesen Gedanken ging Mystral dann nach draussen, um noch etwas die Sonne und den Wind zu genießen, bevor dann die ersten Besucher eintrudeln würden.

So ein Zirkus
« Antwort #9 am: 04. Dezember 2009, 17:35:07 »
"Und ihr wollt wirklich euch diesen Tempel näher ansehen?" fragte Phenton zwei Tage später, als sich der Wanderzirkus wieder auf den Weg gemacht hatte. Ihr nächstes Ziel war Llorkh, eine kleine Bergarbeitersiedlung im Osten.
Ai nickte. "Dies ist eine Aufgabe, die gelöst werden muss." meinte er schlicht.
"Ausserdem, sollen wir uns wirklich solch eine Geschichte entgehen lassen?" fügte Mystral schmunzelnd an. Die kleine Bardin saß neben Phenton auf dem vordersten der Wagen, Ai ritt nebenher, wie so oft in seine Rüstung gekleidet.
"Nun gut." seufzte Phenton. "Ich kann wohl den einen Tag, den wir auf dem Rückweg in Lautwasser halt machen, auf euch verzichten. Aber seht zu, dass ihr in einem Stück wieder zurück kommt, klar?"
"Klar." meinte Mystral lächelnd, und Ai stimmte knapp nickend zu.
Die Fahrt nach Llorkh verlief weitestgehend ereignislos, was wohl einem Segen gleichkam. Mystral langweilte sich zwar ein wenig, aber dafür war die Stadt, in die sie bald kommen würden, aufregend genug.

So ein Zirkus
« Antwort #10 am: 07. Dezember 2009, 10:42:34 »
Llorkh lag wie ein etwas düsteres Geschwür an den Berghängen, als sie sich ihr nährten. Die Stadt war früher, zu ihrer Glanzzeit, eine Minenarbeitersiedlung gewesen, mit einem großen Metallexport, guten Handelsbeziehungen zu den Völkern der Zwerge und Elfen, und einer großen Bevölkerung. Diese Glanzzeiten waren natürlich vorbei, so wie überall in Faerun. Inzwischen war Llorkh fest in der Hand einer Reihe von Diebesbanden, die ihrem Tagewerk öffentlich nachgingen, größtenteils auf etwas entfernten Handelsstraßen. Die einst so stolze Bevölkerung der Zwerge war zum größten Teil trunksüchtig und zechte sich in schmierigen Spelunken durch die Nächte und in bessere Zeiten zurück.
Immerhin ließ man den Wanderzirkus dort in Ruhe, was auch der einzige Grund war, weshalb man diese Stadt ansteuerte. Während Phenton Luskan mied, gastierte der Wanderzirkus in Llorkh durchaus einen Tag lang, und es kamen jedes mal mehr als genug Leute. Vermutlich lag es daran, dass die Stadt so trostlos war, und man deswegen die Abwechslung schätzte, die der Wanderzirkus bot. Möglicherweise war es auch der Tatsache geschuldet, dass Phenton mit einigen der lokalen Granden auf freundschaftlicher Basis war, oder zumindest mal mit ihnen einen trinken ging.
Mystral nutzte ihre freie Zeit am Abend nach dem Auftritt, um in eine der Taverne zu gehen, welche von Zwergen frequentiert wurden. Sie hatte schon einiges von dem bärtigen Volk gehört, aber sie besuchten fast nie den Zirkus. Taten sie es doch, so verbrachten sie ihre Zeit meistens damit, Bier zu trinken, Erdnüsse auf die vorderen Bänke zu werfen und raue Zwischenrufe in die Auftritte einzubringen. Dies hatte zwar seinen eigenen Unterhaltungswert, aber Phenton war dennoch ganz froh, dass sowas selten vorkam.
Mystral, die man vor ihrem Besuch vor der Angewohnheit der Zwerge, sich zu prügeln, gewarnt hatte, wurde dann auch prompt nicht enttäuscht. Ein kurzes Anstoßen, ein paar verschüttete Biere, rüde Worte auf Zwergisch, und wenige Momente später flogen die Fäuste, Bierkrüge und Stühle durch den Schankraum. Mystral fand sich hinter einer umgekippten Bank wieder, von der aus sie jedem, der ihr zu nahekam, mit einem Besengriff eines auf die Finger gab. Einmal schwang sogar einer der Zwerge an dem Hängegrill durch die Gegend (einen Kronleuchter gab es schließlich hier nicht), und obwohl der Geruch nach verbranntem Zwergenbart, der kurze Zeit später den Raum erfüllte, etwas unangenehm war,  fühlte Mystral sich doch hervorragend unterhalten. Als eine der letzten, die nach der ganzen Aktion noch stehen konnten. Sie war, als es ihr zu eng wurde, unter die Decke geflogen und hatte durch die zusätzliche Ablenkung, die ihr Kleid aus der Position bot, weitere Verwirrung gestiftet. So schlenderte sie dann gut gelaunt pfeifend nach Hause, den inzwischen abgebrochenen Besen an ihre Schulter gelehnt. Um das Chaos, was die Schlägerei ausgelöst hatte, wieder aufzuräumen, war er eh nutzlos geworden.

So ein Zirkus
« Antwort #11 am: 08. Dezember 2009, 10:58:39 »
Als der Wanderzirkus am Nachmittag des letzten Tages Lautwasser erreichte, war ihre Zahl etwas gewachsen. Es war am Vormittag passiert, als die Gruppe gerade kurz rastete, um die Pferde am nahen Fluss zu tränken. Ein leises Rascheln erklang aus einem Gebüsch im nahen Wald, dann trat eine etwas gebeugt laufende Gestalt aus dem Busch. In ihrer Hand trug sie einen knorrigen Stab, auf den sie sich stützte, und aus dem Lederüberwurf, in den sie sich kleidete, ragte hinten ein weißer Schwanz hervor.
Die Wachen, welche das Rascheln gehört hatten, lachten erleichtert und nahmen ihre Hände von den Waffen. Alleine Ai hatte nicht nach seinem Schwert gegriffen und lehnte weiterhin schweigend an seinem Baum. Er taxiert das Wechselbalg einige Momente lang, als sie nahe an ihm vorbei ging, sprach dann ruhig. "Es tut mir leid, dass du deine Familie nicht gefunden hast."
Katabatis, das Wechselbalg, brummte nur leise und ging zum Fluss, um die Wildtiere des Zirkus zu tränken. Sie war vor anderthalb Jahren dem Wanderzirkus beigetreten. Nach dem, was sie erzählte, war sie auf der Suche nach ihrem Clan. Immer wieder hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, sich von den Wagen zu entfernen, um ihren eigenen Nachforschungen nachzugehen, und wie so oft, war sie auch dieses Mal erfolglos. Sie hatte im Zirkus die Aufgabe, sich um die verschiedenen Tiere zu kümmern, eine Aufgabe, der sie äußerst gewissenhaft nachging. In der Truppe war sie zwar ein Sonderling, aber wenn man bedachte, wie viele andere Sonderlinge es gab, war sie fast schon gewöhnlich.
In Lautwasser angekommn, ging jeder im Zirkus dem nach, wonach ihm der Sinn stand. Während Katabatis sich mit ihren Schützlingen beschäftigte, sucht Mystral, und auch einige andere, eines der städtischen Badehäuser auf, um sich den Staub der Straße abzuwaschen. Für die anderen wäre dies nur der Auftakt für eine fast schon traditionelle Kneipenrunde, und die Mephling hätte sich ihnen gerne angeschlossen. Allein, morgen früh würde sie, wie es aussah, in diesen Schrein hinab steigen. Dafür musste sie wohl ausgeschlafen und nüchtern sein, immerhin musste sie ja die Geschehnisse auch später weitererzählen können.
Als sich die Mephling von den anderen verabschiedet hatte, schlenderte sie noch über den Markt. Sie wusste, wen sie dort treffen würde. Und tatsächlich, da stand Ai, wie in jeder Stadt. Kerzengerade, mit hängenden Armen, hatte sich der Deva neben dem Brunnen aufgebaut und lies den Blick langsam über den Markt schweifen. Halbkreis nach links... kurzes warten... halbkreis nach rechts... kurzes Warten. Eine kleine Menschenmenge hatte sich um den Deva versammelt, und ein kleines Mädchen fragte ihre Mutter gerade, ob dieser komische Mann mit dem blauen Gesicht mit grauen Streifen denn echt wahr.
Mystral grinste etwas, trat dann durch den Kreis und neben Ai. "Und, hast du dir die Stadt zu genüge 'angesehen'?" fragt sie lächelnd und schaute zu ihm hoch, woraufhin der angesprochene nur sachte nickte.
"Lust, was trinken zu gehen?" fragte sie ihn munter. Naja... relativ ausgeschlafen und nüchtern würde wohl auch reichen.
"Sehr gerne." antwortete Ai in seiner hohen Stimme, und gemeinsam gingen sie dann unter den verwirrten Blicken der Einwohner in die nächste Schenke.
Mystral bestellte sich einen gewässerten Wein, während Ai sich einen Tee bringen ließ. Nicht irgendeinen Tee natürlich, sondern einen Blauheimer Grünblatt aus dem großen Tal. Auf die Frage hin, warum er denn ständig Tee trinken würde, lächelte der Deva salbungsvoll.
"Er beruhigt." antwortete er schlicht, als Mystral gerade das Weinglas zu den Lippen hob. Dann wurde seine Miene etwas verwirrt, und er klopfte der halb lachenden, halb hustenden Mephling vorsichtig auf die Schultern.
« Letzte Änderung: 08. Dezember 2009, 12:58:51 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #12 am: 09. Dezember 2009, 14:06:00 »
"Wonach schaust du überhaupt ständig auf den Marktplätzen?" fragte Mystral ihren großen, teetrinkenden Begleiter, als die Leute aufgehört haten, zu ihnen herüber zu starren.
"Ich habe nach einem Halbelf Ausschau gehalten."
Mystral runzelte die Stirn und sah sich in der Taverne um. Allein von ihrem Platz aus sah sie ein dutzend Halbelfen. Kein Wunder, war die Bevölkerung Lautwassers doch eine der Halbelfenreichsten Faeruns. Ai bemerkte wohl ihren verwirrten Blick, denn er fügte an. "Ein Halbelf mit einer menschlichen Mutter. Um einen Elfen zu finden."
"Ah..." machte die Mephling und nickte langsam. Sie verstand. Wenn überhaupt jemand genaueres über diesen Schrein wusste, dann war es ein Elf, vorzugsweise einer, der hier schon seit hundert Jahren lebte. Dann runzelte sie die Stirn und sah auf. "Im Badehaus, in dem ich eben war, hat glaube ich so eine gearbeitet. Vielleicht sollten wir dorthin gehen und sie fragen?" Ai nickte sachte, schlürfte aber in Seelenruhe seinen Tee. Manchmal war seine Ruhe schon etwas enervierend, aber sie mochte ihn dennoch, dachte sich die kleine Bardin im Stillen.
Eine Stunde später waren die beiden in einem etwas heruntergekommenen Viertel der Stadt angekommen. Die Frau hatte, wie sich herausstellte, inzwischen Feierabend. Dankbarerweise hatte Mystrals Lächeln genügt, den Betreiber des Badehauses zu überzeugen, ihnen den Wohnort jener Frau mitzuteilen. Vor jenem standen Mystral und Ai nun. Ein etwas baufälliges, schiefes Haus mit einer grob gezimmerten Tür, die Fenster waren mit dünnen Lederstücken statt Glas verdeckt. Auf Ais forsches Klopfen öffnete sich die Tür einen Spalt weit, und jene Frau blickte misstrauisch hinaus. "Was wollt ihr?" fragte sie etwas barsch, offenbar bereit, die Tür beim kleinsten Zeichen von Schwierigkeiten zu zu hämmern.
Ai hob die Mundwinkel kaum merklich und meinte sanft "Wir suchen den Vater eures halbelfischen Kindes, da wir auf der Suche nach einem Elfen sind." kam er, wie üblich, direkt zum Kern der Sache. Die Frau schaute kurz verwirrt, meinte dann aber unfreundlich "Solltet ihr ihn finden, bestellt ihm nen Gruß von mir. Der Mistkerl hat mich geschwängert und dann sitzen gelassen." Obwohl die Frau immernoch abweisend war, öffnete sie die Tür ein wenig mehr. Genug, dass man durch den Türspalt in die halbdunkle Wohnung blicken konnte. Ärmliche, aber saubere Möbel standen in dem Raum der Wohl als Wohnküche diente, im Hintergrund stapelte der Sohn der Frau gerade etwas Feuerholz beim Ofen.
"Wir wären euch sehr dankbar, wenn ihr uns zu einem richtigen Elf bringen könntet, der bereits seit einiger Zeit in Lautwasser lebt." fuhr Ai hartnäckig fort. Die Frau runzelte kurz die Stirn, streckte die Hand dann aber in einer eindeutigen Geste nach vorne. "Wie dankbar?"
Ai runzelte kurz die Stirn, hob dann aber die Schultern und zog aus einer Gürteltasche eine einzige, goldene Münze. Die Frau hob die Augenbrauen sichtlich überrascht. Solch eine Goldmünze war nicht unbedingt ein Vermögen für sie, aber doch genug, um sich die kommenden Zehntage keine Sorgen mehr über Essen oder Kleidung machen zu müssen. Ungläubig biss sie in die Münze, nickte dann aber.
"Kommt, ich bringe euch zu einem vertrauenswürdigen Elf.. Er hat mir schon ein paar mal geholfen und hat ein gutes Herz." Knapp verabschiedete sie sich von ihrem Sohn, zog sich einen abgetragenen Sonnenhut auf und führte die beiden dann durch die Stadt.
Kurze Zeit später standen sie wieder vor einem Haus, dieses jedoch war so unterschiedlich zu der Wohnung der Dame, wie sie es nur sein konnte. Es war eher eine große Villa, mit einem kleinen Vorgarten, zwei Stockwerken und einem angebauten Stall. Es gab sogar einen Pavillion.
"Dies ist sein Haus.. Meister Engohin wird euch sicherlich empfangen." Die Dame wollte gerade artig knicksen und sich abwenden, da griff Mystral sie an der Hand. Ihr verwirrter Blick von einem Ausdruck totaler Verblüffung abgelöst, als die Mephling ihr unauffällig vier weitere Goldmünzen in die Hand klimpern liess.
"Kauft eurem Sohn etwas Schönes." meinte sie lächelnd zu der Dame, und noch bevor jene etwas anderes tun konnte, als sich stammelnd zu bedanken, waren Ai und Mystral bereits durch das große Tor des Anwesens hindurch. Mystral trug dabei ein durchaus zufriedenes Lächeln, während Ai, falls er zu der Sache überhaupt eine Meinung hatte, sie nicht äußerte.
« Letzte Änderung: 09. Dezember 2009, 14:20:36 von Mystral Wolkenglanz »

So ein Zirkus
« Antwort #13 am: 15. Dezember 2009, 13:11:44 »
"... und dann verließen wir den Schrein wieder. Es schien ja alles in Ordnung zu sein... bis auf die abgeschliffenen heiligen Symbole und den Geist, natürlich." endete Mystral ihre Geschichte und lehnte sich, so bequem es ihr trotz Flügeln möglich war, in dem Sessel zurück. Der Diener des Elfen, dem das Anwesen gehörte, hatte Ai und sie in ein geräumiges Studierzimmer geführt. Ein großer Kamin, in dem derzeit kein Feuer brannte, war an eine Wand gemauert, und viele Reihen von Büchern standen an den Wänden. Alte, etwas verstaubte Gemälde schmückten die Bibliothek, und auch das Schreibpult und die anderen Möbel waren viele Jahrzehnte alt.
Den beiden gegenüber saß Engohin, der Besitzer des Anwesens, und schaute sie nachdenklich an. Seine Züge waren scharf geschnitten, das lange, schwarze Haar mit den ersten hellen Strähnen durchsetzt, die einen Elfen im höheren Alter auszeichneten. Dennoch war sein Gesicht jugendlich, auch wenn man seinen Augen ansehen konnte, dass dieser Elf schon mehr gesehen hatte als jeder Mensch es in einer Lebensspanne vermochte. Engohin nahm einen Schluck aus dem Weinglas, das er vor sich gestellt hatte, schaute nachdenklich in die rote Flüssigkeit hinein während er begann, zu erzählen.
"Dieser Schrein war, vor langer Zeit, ein Handelsplatz zwischen den Elfen des Waldes und den Menschen, die das Tal bewohnten. Sie trafen sich dort, trieben Handel und legten Streitigkeiten bei.. Viele Jahrhunderte lang, bis zu den großen Ereignissen, die diese Welt vor hundert Jahren erschütterten. Doch eigentlich... war dieser Schrein nur eine Ablenkung. Eine Wache für einen weit wichtigeren Ort.
Früher, vor all diesem.." der Blick des Elfen wurde einen Moment lang etwas wehmütig. "wurde dieses Tal, in dem Lautwasser war, von einem Ritterorden beschützt. Viele Jahrzehnte lang sicherten sie den Wohlstand und Frieden... Doch nach dem Tode Mystras verloren die Ritter ihre wichtigsten Hilfsmittel, ihre Magier und magischen Gegenstände. Den Orks und Goblins, die sie damals zurückhielten, war es ein leichtes, sie mit ihrer zahlenmässigen Überlegenheit zu schlagen. Sie alle starben bei der Verteidigung Lautwassers, auch wenn ihr Opfer der Stadt das Überleben sicherte.
Ihre letzte Ruhestätte sollte verborgen bleiben... Nicht, um ihren Ruhm zu schmälern, sondern damit niemand sich ihrer Legende und Gebeine für finstere Zwecke annahm. Es wurde dem Ritterorden einst prophezeit, dass ihre Toten, ihre Ruhestätte einst Werkzeuge für finstere Machenschaften werden würden."
"Und ihr meint..." fiel Mystral, die während der Erzählung bis auf den Rand ihres Sessels vorgerutscht war. "Dass Helweg derjenige ist.."
"Ich weiss es nicht. Aber ich habe kein gutes Gefühl hierbei..."
Mystral und Ai blickten sich an, und nach einem Moment hob die kleinere ihre Mundwinkel.
"Überlasst das nur uns, Herr Engohin. Wir werden uns das genauer ansehen, und diese Machenschaften aufhalten."
Der Elf blickte überrascht zu den beiden, erst zur optimistisch dreinschauenden Mystral, dann zu dem nur ernst nickenden Deva. "Das kann ich niemals von euch verlangen.." setze er an. Ai jedoch schüttelte den Kopf.
"Wir werden es auch tun, wenn ihr es nicht verlangt." sprach er ernst, und mit der ihm eigenen Bestimmtheit. Er schien weniger eine Meinung zu nennen, eher eine Prophezeiung auszusprechen.
"Ausserdem haben wir einen erfahrenen Geisterjäger bei uns." meinte Mystral etwas schmunzelnd, während sie daran dachte, dass Hassid, der Halbling mit dem sie ihren Wagen teilte, schon einmal von einer Begegnung mit einem Geist erzählt hatte. Gut, das war jetzt vielleicht eine Übertreibung, aber es sollte wohl die Sorgen des Elfen etwas zerstreuen.
"Nun... Wenn ihr wirklich sicher seid... Es wird nicht zu eurem Schaden sein, das verspreche ich euch."
Mystral runzelte die Stirn etwas verwundert. Wieso sollte es nicht zu ihrem Schaden sein, in eine Spukhöhle hinabzusteigen. So wie sie das sah, war das sogar gefährlich. Das Ai aber nicht darauf reagierte, tat sie die Bemerkung erst einmal als unwichtig ab und lächelte nur gut gelaunt. "Wartet nur, wir werden euch sicherlich bald davon berichten können, dass wir erfolgreich waren." versprach sie und leerte das Weinglas, das ihr der Elf bringen ließ, mit einem Schluck. "Und es wird sicher eine ganz vorzügliche Geschichte!"
___________________________________________________________________________________________

Ende der ersten Spielsession.

So ein Zirkus
« Antwort #14 am: 16. Dezember 2009, 12:09:08 »
Beginn der zweiten Spielsession
__________________________________________________________________________

An diesem Abend trafen sich Mystral, Ai, Katabatis und Hassid an einem der Feuer im Lager der Schaustellertruppe. Nachdem Katabatis erfahren hatte, dass es sich um einen Mielikkischrein handelte, und ein Geist dieser Göttin Hilfe benötigte, hatte sich die Wechselbalgdruidin dazu bereit erklärt, Ai und Mystral zu begleiten. Was Hassid anging, so ging er hauptsächlich mit weil Mystral sich heute Nachmittag bei ihm untergehakt und ihn sehr, sehr nett gebeten hatte.
"Ich denke, wir sollten so zur achten Stunde in diesen Keller steigen, dann ist die Sonne aufgegangen." merkte Hassid an, zwischen zwei großen Bissen des herzhaften Abendessens. Mystral schaute dezent entgeistert.
"Du willst mitten am Tag in ein Geistergewölbe?" fragte sie, als hätte Hassid vorgeschlagen, mit Kleinkindern Golf zu spielen.
"Äh, klar... Bei Sonnenlicht sind Geister machtlos."
"Aber man geht doch nicht am Tag auf Geisterjagd. Hast du noch niemals Geistergeschichten gehört."
Die anderen sahen Mystral an, als wäre sie verrückt geworden. Ai räusperte sich. "Das hier wird eine ernsthaft gemeinte Sache, keine Geschichte."
"Natürlich wird das eine Geschichte, wenn wir erstmal fertig sind.. Und wenn wir tagsüber rein gehen, dann muss ich das alles umschreiben.. Das wäre sonst untraditionell."
Katabatis sah zu Hassid hinüber, welcher nur mit den Schultern zuckten. Diese Fixierung auf Geschichten, und wie sie abzulaufen hatten, hatte er bei Mystral schon einige Male erlebt. Sie schien das wirklich ernst zu meinen, schien zu beabsichtigen, ihr Leben zu leben wie eine Geschichte. Wie sie die ganze Zeit über überlebt hatte, wusste er nicht, aber er wagte auch nicht nachzufragen.
"Wie dem auch sei, wenn wir morgen in Form sein wollen, müssen wir nun schlafen." mahnte Katabatis, als das verwirrte, etwas peinliche Schweigen lange genug gedauert hatte. "Wir brechen morgen auf, wenn der Mond im Zenit ist, dann sollten wir früh genug die Krypta erreichen. Ich konnte uns zwei Pferde sichern, wenn wir sie uns teilen, sollten wir keine großen Probleme haben.
Übrigends.. eine Stadtwache trat auf mich zu, als sie davon erfuhr, dass ich eine Weile in den Wäldern war. Sie fragte mich nach zwei Jungen, welche vorgestern verschwanden, bei der Feldarbeit. Vielleicht finden wir sie ja auch?"
"Illmater wird uns sicher zu ihnen führen, wenn wir ihr Leiden lindern müssen." sprach Ai fromm und nickte zu sich.
Dem gab es nicht wirklich etwas zu erwidern, und mit diesen Worten verlief sich die Gruppe, bevor Ai noch auf die Idee kam, eine seiner berüchtigten Predigten zu beginnen. Sie alle suchten ihre Schlafstätten auf, denn es versprach ein interessanter Morgen zu werden.