werde mich bemühen
hier die nächste Folge:
Logbuch von Enkidu Erresken, Teil 6
Gottestag, 9. Fertigflucht: Da Tomas heute den ganzen Tag mit der Versorgung unserer Wunden beschäftigt war, hatte er keine Zeit für eine Gottestags-Predigt. So ist in aller Bitterkeit immer auch etwas Süße enthalten, und jede Wunde, die gestern unserem Fleisch zugefügt wurde, dient heute als Schild für unseren Geist.
Aramil erfuhr, daß seine Familie, der Zirkus, morgen nach Nulp ziehen würde, entschloß sich aber, bei uns zu bleiben.
Wassertag, 10. Fertigflucht: Baten heute morgen bei Rufus und Burne um Unterstützung für die Moorfestungs-Mission. Angesichts des Todes von Saterus war Burne geneigt, diese Bitte zu erfüllen, scheute aber weitere finanzielle Aufwendungen. Er entschloß sich daher, den Kommandanten der Wache von seinem Posten abzuziehen, damit dieser uns unterstützten kann. Der Kerl heißt Elmo und ist derselbe, der mein Können so wenig zu würdigen wußte, als ich mich bei der Stadtwache um eine Anstellung bewarb.
Zusammen gingen wir wieder in die Sumpffestung. Als wir Hommlet verlassen hatten, taute unser neuer Gefährte etwas auf und erzählte ein ganz klein wenig von sich. Vor seiner Zeit als Offizier hatte Elmo das geführt, was Saterus ein „zutiefst naturverbundenes Leben“ genannt hätte.
Wir nahmen an, daß die Banditen einen Angriff durch den Gang, durch den wir entkommen waren, erwarten würden. Deshalb drangen wir über die Geheimtreppe in den Keller der Sumpffestung ein. Dort fanden wir das Fallgitter noch immer geschlossen. Also versuchten wir das Quartier der Banditen über einen verborgenen Schacht, den Furnok vor einigen Tagen in einer Säule entdeckt hatte, zu erreichen. Die, die als erste den Schacht hinabgeklettert waren, wurden dort von Untoten angegriffen. Diese waren noch weitaus widerlicher als jene, welchen wir vor zwei Wochen zur ewigen Ruhe verholfen hatten. Wen sie mit ihren grauenvoll verunstalteten Händen trafen, dem versagten die Glieder den Dienst, und er sank augenblicklich zu Boden. So erging es auch unserem Priester, bevor er Heironius um Hilfe anflehen konnte. Doch auch ohne göttlichen Beistand trugen wir den Sieg über diese grausigen Gestalten davon. In einem natürlichen Höhlensystem, in das wir durch einen Spalt in der Wand dieses Grabgewölbes gelangten, fanden wir eine Schriftrollen, sehr zur Freude von Spugnoir, sowie für den Rest von uns einige Goldmünzen und Elixiere.
Wie wir gehofft hatten, gab es hier unten einen Weg zum Quartier der Banditen. Wir beschlossen, uns an einer Biegung des Ganges zum Kampf zu stellen, um möglichst wenige Gegner auf einmal bekämpfen zu müssen. Doch geraden als wir diese Position eingenommen hatten und die Banditen begannen, uns mit Pfeilen zu beschießen, fiel Aramil ein, daß es besser wäre, sich in den Gang hinter die Tür zurückzuziehen. Also rannten wir zurück und machten uns hinter der Tür bereit für den Kampf. Die Banditen machten jedoch keine Anstalten, uns zu folgen. Bald war es mir unerträglich noch länger zu warten, also spähte ich mit meinem Spiegel vorsichtig um die Ecke. Die Antwort war ein Pfeilhagel, und ein Pfeil prallte vom Spiegel ab und bohrte sich in meinen Schildarm.
Um die Banditen zu einem Kampf unter unseren Bedingungen zu zwingen, beschlossen wir schließlich, sie auszuräuchern. Uns fehlte nur das Holz dazu, also mußte jemand welches holen gehen. Wie unser Kundschafter Furnok berichtete, wurde der Gang ins Freie von zwei Banditen bewacht, doch Schwarzmantel und der unsichtbare Furnok schalteten sie aus, ehe sie richtig merkten, wie ihnen geschah.
Leider hatten wir keinen Erfolg bei dem Versuch, die Banditen auszuräuchern. Der Rauch bereitete auch uns Probleme, und schließlich gelang es den Banditen, das Feuer zu löschen. Schlußendlich blieb uns keine Wahl, als die Stellung der Banditen einfach zu stürmen. Mir wäre wohler gewesen, wenn wir unverletzt und ausgeruht in diesen Kampf gegangen wären, aber da wir unseren Gegner nun einmal gestellt hatten, mochten wir nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen. Schwarzmantel war der erste, der die Reihen der Feinde erreichte; ich folgte ihm dicht auf den Fersen und vermutete den unsichtbaren Furnok neben mir. Hinter uns kam Elmo mit seiner Axt, während Aramil, Tomas und Spugnoir zurückblieben, um ungestört ihre Magie wirken zu können. Tomas hüllte die Kammer der Banditen in magische Stille, Aramil und Spugnoir beschworen weitere Kampfgefährten für uns herauf. Unglücklicherweise konnte sich der Banditen-Kleriker in einen Stall zurückziehen, der nicht von der Stille betroffen war. Schwarzmantel setzte ihm nach, und es schien, als schreie er voller Wut; nie sah ich einen Menschen in größerem Zorn.
Einen Augenblick später waren Furnok, Elmo und ich von Gegnern umzingelt, und nur die Wand in unserem Rücken gab uns Deckung. Zu allem Überfluß wurden wir auch noch von Bogenschützen mit Pfeilen beschossen. Aramil und Spugnoir hatten ihre Beschwörungen abgeschlossen, aber trotz dieser Verstärkung waren wir zahlenmäßig unterlegen. Der Kleriker und Schwarzmantel waren irgendwohin verschwunden. Ein vom Kleriker beschworener Dolch war jedoch noch da und setzte mir, von Geisterhand geführt, heftig zu, während auf unserer Seite ein von Tomas beschworenes Langschwert kämpfte. Spugnoir versuchte die gegnerischen Bogenschützen mit Schlafzaubern auszuschalten, Aramil beschwor weitere Konstrukte und führte einige Banditen aufs Glatteis. Mittlerweile hatte ich einige Banditen gefällt, wußte mich aber nicht gegen den Geisterdolch zu wehren. Ich war schwer verwundet und hatte kaum Hoffnung, noch länger standhalten zu können. Deshalb schlüpfte ich bei der ersten Gelegenheit hinter Elmo vorbei, um den Kampf aus dem Hintergrund mit Wurfspeeren fortzusetzen. Doch nachdem ich den ersten Speer geworfen hatte, verschwand der Geisterdolch, und ein Verzweiflungsschrei von Furnok ließ mich wieder zum Schwert greifen. Glücklicherweise hatte sich die Walstatt nun einigermaßen gelichtet, denn auch Elmo blutete aus vielen Wunden und grunzte vor Schmerz und Verzweiflung. Gerade als Elmo, Tomas, Spugnoir und ich Elmos Gegner überwunden hatten, stürzte Furnok, abermals getroffen, zu Boden. Wir töteten Furnoks Gegner, bevor wir erkannten, daß Schwarzmantel im Kampf gegen den Kleriker in bittere Bedrängnis geraten war. Während Spugnoir sich um zwei schlafende Bogenschützen kümmerte, eilten wir anderen zu Schwarzmantel, der gerade nach einem letzten Verzweiflungsschlag erschöpft und schwer verletzt zusammengebrochen war. Tomas, der Schwarzmantels Notlage als erster erkannt hatte, war dem Kleriker am nächsten. Tomas wies seinen Gegenspieler dezent darauf hin, daß dessen Gefährten allesamt durch unsere Hände den Tod gefunden hatten, und forderte ihn auf, sich zu ergeben. Dieser aber sagte, wenn man ihn nicht gehen lasse, werde er Schwarzmantels Kopf zerschmettern, und Tomas solle gefälligst einen Schritt zurücktreten. Zu allseitigen Überraschung schlug in diesem Moment Schwarzmantel die Augen auf und bewegte sich auf allen vieren rasch auf uns zu, bevor er nach einigen Metern erneut kollabiert. Tomas trat zwischen Schwarzmantel und unseren Gegner und hub an und sprach: „Narr! Das läßt Heironius nicht zu!“ und schwang sein Schwert. Der Bandit schenkte meinem Wurfspeer und Aramils Konstrukt, das nun neben ihm erschien, keine Beachtung, sondern entgegnete Tomas: „Ihr seid der Narr hier und werdet sterben!“ und griff Tomas an die Brust, was diesem nicht gut zu bekommen schien. Ich eilte zu Schwarzmantel, um seine Wunden zu stillen. Es wäre besser gewesen, ich hätte ihn fortgetragen, denn es gelang dem Kleriker, wieder zu Schwarzmantel zu gelangen und seine Drohung zu erneuern.
Wir sahen uns gezwungen, auf die Forderung unseres Gegners einzugehen und ihn ziehen zu lassen. Zu meiner Überraschung hielt er sein Wort und ließ Schwarzmantel lebendig zurück, als er die Tür hinter sich verschloß. Auch Furnok war noch am Leben.
Als ich mich daran machte, die Tür mit Gewalt aufzubrechen, meinte Tomas zu mir: „Willst du das nicht jemand stärkerem überlassen, Olven-Sänger?“ Ich hätte beinahe meine Beherrschung verloren. Glücklicherweise sagte in diesem Fall eine offene Tür mehr als tausend Worte.
Mit reicher Beute an Gold, Silber, Waffen und Rüstungen schleppten wir uns zurück nach Hommlet. Selbstverständlich zerstörten unsere Eiferer alles, was wir nicht tragen konnten, und ließen das Gemach des Klerikers in Flammen aufgehen.