Der Kuchen ist keine Lüge!DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
Die komplette Session war ein typisches Beispiel von "Spielleiter plant X, Spieler kommen auf die Idee Y zu tun". Während ich den Landgang auf der nächsten Insel inklusive Begegnungen schon komplett ausgearbeitet hatten, überraschten mich die Spieler damit doch noch ein bißchen länger auf Gwynneth bleiben zu wollen, um mit den Paladinen zu verhandeln. Die Runde war also komplett improvisiert und hat allen großen Spaß gemacht (oh, oh... ich habe das böse "S" Wort im Gate benutzt! OMGZ!).
_______________________________________________________________
Sein Gang war wiegend, die Knie federten mit jedem Rollen des Schiffes mit. Er trug nur grobe Leinenhosen, keine Schuhe und ein einfaches Hemd, auf dem Kopf eine Wollmütze gegen die Sonne. Ein Fremder hätte den kräftigen Mann mit dem 3-Tage Bart und dem wettergegerbten Gesicht für einen Seemann wie jeden anderen gehalten. Aber an Bord der Galgenkrähe gab es niemanden ohne eine Geschichte. Die von Torin war uns nur stückweise bekannt, aber jeder wusste was er wissen musste: Torin war ein Paladin des "Kreuzzugs des Lichtes" gewesen, den wir in den Dienst an Bord gepresst hatten. Ein Mann mit Charisma, ein Kämpfer - einer der wusste was er wollte.
Wie einige seiner Paladin-Kameraden hatte Torin sich auf einen Handel eingelassen: 1 Jahr und 1 Tag sollten sie auf der Gelgenkrähe dienen, nachdem wir sie in Caer Westphal shanghait hatten. Anfangs widerstrebend, hatten sich die Männer ihrem Schicksal gefügt. Rechtschaffend wie sie waren, hielten sie den Handel ein und versuchten nur gelegentlich mit moralischen Ratschlägen das schlimmste zu verhindern. Torin war gewitzt, was ihn ein Stück sympathisch machte, und wenn er etwas wollte - so wie jetzt - konnte er sehr überzeugend sein.
Da wir unweit eines Schiffes des Kreuzzuges vor Ankern lagen und immer noch die aus der Sklaverei befreiten Frauen und Kinder an Bord hatten, war die Idee aufgekommen diese an den Kreuzzug zu übergeben. Auf diese Weise hätten wir ein paar Esser weniger an Bord und wahrscheinlich wäre es für die verschüchterten Bürger auch angenehmer nicht auf einem Piratenschiff zu leben.
Torin schlug also die Übergabe der Leute vor, konnte aber nicht überzeugend darlegen, wie wir verhinderten bei dieser Gelegenheit eingesperrt zu werden. Nach einiger Diskussion fassten wir dann den Plan den Kreuzfahrern einen Handel anzubieten: 30 "Geisseln" im Austausch gegen freies Geleit und die Befragung des Kultistenführers.
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
Da wir mit einer mehr oder weniger "abstrakten" Schiffsmannschaft spielen, kann ich immer, wenn es mir paßt, mal einen spontanen NSC heranziehen, um Plot voranzutreiben. Ich will es mit den genau benamten NSC auf dem Schiff aber nicht übertreiben, damit es auch für die Spieler (und für mich) nicht zu unübersichtlich wird. Schließlich sterben in den Gefechten regelmässig Piraten. Wenn jedesmal eine Trauerfeier über lieb gewonnene NSCs ausgespielt werden würde, würde es das ganze nochmal extra in die Länge ziehen.
Während natürlich mehrere shangaite Paladine an Bord sind, ziehe ich hier "Torin" als Redeführer mit an, was es mir ermöglicht ihm mehr Charaktertiefe, die in Erinnerung bleibt, zu geben.
_______________________________________________________________
Also fuhren wir als Unterhändler ans Ufer von Iskandars Landestelle. Als Beweis unseren guten Willens nahmen wir einen kleinen Jungen mit, der besonders leicht zum Weinen zu bringen war und herzzerreißend nach seiner Mutter rufen konnte. Um ein bißchen gute Stimmung zu machen, stellte Garibald sich sogar noch in die Kombüse und backte einen Kuchen mit Marzipan-Dekor. Darauf war die Flagge des Kreuzzuges mit den heiligen Smybolen Torms, Selunes und Aumanathors abgebildet, eine sehr feine Arbeit, die richtig gut aussah.
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
... unter heftigen Protesten der Mitspieler: "So etwas unnützes!", "Wie sieht das denn aus wenn wir rauhbeinige Piraten darstellen wollen", "Viel zu albern" etc...
_______________________________________________________________
Wir erreichten die Bucht ungesehen und zogen das Beiboot an den Strand, wo wir sofort von Soldaten entdeckt wurden. Hier im Dorf hatten die Kreuzfahrer unterdessen mehrere Galgen aufgestellt und hängten die bezwungenen Kultisten bereits schon schnell und unbürokratisch. Vom Standgericht bis zur Schlinge waren es nur wenige Meter und auch die Geschwindigkeit, mit der Anklage erhoben und das Urteil gefällt wurde, war beeindruckend hoch. Auch sahen wir hin- und wieder ein gleißendes Licht aus einer der Hütten aufblitzen - offenbar ausgelöst durch einen magischen Effekt. Was es damit auf sich hatte sollten wir später noch herausfinden.
Zunächst wollten uns die Soldaten festnehmen, weil sie uns ebenfalls für Kultisten hielten. Wir konnten klar machen, dass wir von einem verborgenen vor Anker liegenden Schiff kamen. Als ungeahnt praktisch erwies sich jetzt Garibalds Kuchen, denn es war einleuchtend, dass wir diesen nicht in unserem kleinen Ruderboot gebacken haben konnten. Auf diese Weise überzeugten wir die Soldaten davon, dass wir "ehrbare" Piraten waren, so dass sie ihre Vorgesetzten informierten und Sir Hector persönlich herbeiholten.
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
... womit ich den Spieler mit der Kuchenidee letztendlich doch noch belohnen konnte. Die Argumentation "Wir sind keine Kultisten, denn warum sollten wir mit einem Kuchen raus aufs Meer hinausfahren" war so schlüssig, dass auch die Wachen dagegen nichts sagen konnten.
_______________________________________________________________

Sir Hector, ein breitschultriger Vollplattenträger im besten Alter, hatte zunächst allerdings Probleme unsere Gedankengänge nachzuvollziehen. Im starren Denkschema von Gut gegen Böse verhaftet, benötigte er viele erklärende Worte, um zu erkennen, dass unsere Ziele sich nicht im Weg standen. Er wollte die Kultisten bekämpfen um Cyrics Befreiung zu verhindern. Wir wollten die Flüche loswerden und die Kultisten hinderten uns daran indem sie die Statuetten an sich brachten. Die Kultisten waren also der gemeinsame Gegner.
In der von Mißtrauen geprägten Atmosphäre, wurde zunächst der kleine Benny als Zeichen unseres guten Willens an die Paladine des Kreuzuges übergeben. Dann, im Laufe der Verhandlungen, wurde das Abkommen mit dem Kreuzug des Lichtes doch noch umfangreicher als gedacht. Wir wussten aus unseren vergangenen Abenteuern ja schon eine ganze Menge über die Kultisten, womit wir Sir Hector beeindrucken konnten. Auch das Ausräuchern Wyngates wurde uns positiv ausgelegt, sowie die befreiten Sklaven die wir in der Schädelfeste ergattert hatten. Überraschend war, dass er, obwohl hier drei Schiffsreisetage von Wyngate entfernt, davon schon wußte. Nach einigen Verwicklungen und Diskussionen, bei denen wir uns gegenseitig ins Wort fielen, hatten wir dann ein brauchbares Ergebnis:
* Wir erhielten einen Brief von Sir Hector, in dem er uns als Alliierte im Kampf gegen den Kult des Flüsterers im Dunkeln bestätigte. Zudem versprach er an andere Kreuzfahrer die Nachricht herauszugeben, damit die Galgenkrähe von Verfolgung oder Angriffen zu verschonen sei.
* Wir erhielten die Zusage weitere Statuetten, die in die Hände des Kreuzzuges fielen, zur Entfluchung nutzen zu dürfen.
* Der Kreuzzug des Lichtes erhielt von uns einen der Schlüssel zu Cyrics Gefängnis - da die Magie ja durch Smaragds Handeln sowieso gewichen war, war der Schlüssel für uns wertlos, dachten wir. Ein kurzer Test des Schlüssels durch die Paladine bestätigte mit einem deutlich sichtbaren magischen Effekt die Echtheit des Gegenstandes.
* Weiter versprachen wir weitere Schlüssel an den Kreuzzug zu übergeben, sofern wir derer habhaft würden.
* Auch versorgten wir die Paladine mit unseren Erkenntnissen über den Kult, insbesondere was die Beschwörung eines Aspekts von Dagon und die Vorgänge im Tempel in Wyngate anging. Im Gegenzug bekamen wir die Ergebnisse der Befragung des hiesigen Kultistenführers mitgeteilt.
Die Informationen, die wir nun im Gegenzug über den Kult erfuhren, hatten die Paladine direkt aus Iskandar, dem Anführer der Cyric-Kultisten hier, herausgepresst. Er wurde in einem der Häuser gefangengehalten und war in einem erbärmlichen Zustand. Eine Inquisitorin des Kreuzzuges, eine sehr junge und viel zu gutaussehende Menschenfrau namens "Ins-Licht-Bringerin Feril Sanadel" hatte ihn verhört. Von ihr waren wohl auch die Lichtblitze ausgegangen, die wir gesehen hatten - und die wohl die Wahrheit "ans Licht" bringen konnten. Auch wenn ich kein Mitleid mit dem Kultisten hatte, waren seine leergebrannten Augenhöhlen doch ein ekelhafter Anblick.
Iskandar hatte gestanden, dass es drei weitere Cyrictempel des Kultes gab, mit deren Hilfe man das Gefängnis Cyrics öffnen könne, insofern man alle Schlüssel besaß: Einen im Underdark (vielleicht bei Schädelhafen unter Tiefwasser?), einen in Athkatla in Amn, einen versteckt im Dschungel von Chult. Den vierten wollten die Kultisten hier auf Gwynneth bauen. Sir Hector erwähnte ganz nebenbei die für uns neue Tatsache, dass die drei Götter des Lichts der alten Zeit (Selune, Lathander und der inzwischen dahingeschiedene Gott Tyr) Umberlee direkt mit dem Verstecken der Schlüssel beauftragt hatten, auf dass Sie sie "in den tiefsten Stellen der Meere versenken möge". Der Kreuzzug folgt heute den Nachfolgern dieser Götter des Lichts: Selune, die immernoch für das Mondlicht und die Sterne steht, die die Seefahrer zurück in ihre Häfen leitet. Aumanathor, dem Sonnengott, der aus den Morgenlicht von Lathander reinkarnierte. Und Torm, dem Paladin, der die Gerechtigkeit heute verkörpt, über die einst Tyr wachte. Umberlees Wirken war natürlich gerade für mich eine wunderbare Argumentationsbasis, um eine weitere Kooperation religiös zu begründen.
Außerdem behauptete Iskandar, dass die Anhänger des Flüsteres im Dunkeln bereits schon im Besitz von drei Schlüsseln wären! Wenn wir die Flüche loswerden wollen, wird es nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir auf diese Fanatiker trafen.
Bevor wir zur Galgenkrähe zurückkehrten, gab uns Sir Hector noch einen Orden für Torin mit. Die spontane Auszeichnung für einen Paladin, der bei Piraten hauste, wirkte zwar nicht besonders glaubhaft, aber immerhin war das gute Stück aus massivem Gold und sollte schon aus diesem Grund seinen Weg auf die Galgenkrähe finden. Eine erste Untersuchung ergab nur eine schwache magische Aura. Ich bin mir sicher, dass sich hinter diesem Geschenk der Plan Sir Hectors verbirgt, uns damit zu überwachen. Der Orden verschwand zunächst einmal in unseren Beuteln. Ob wir ihn an Torin weitergeben, entscheiden wir erst noch einer intensiven Untersuchung.
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
Sehr schön finde ich die Regelung einiger 4E Gegenstände, dass je eine weitere Fähigkeit eines Gegenstandes erst je nach einere weiteren Extended Rest und einem erfolgreichem Arcana check herausgefunden werden kann. So bleiben manche Gegenstände länger mysteriös.
_______________________________________________________________
Die Kreuzfahrer beabsichtigten als nächstes nach Kythyss auf der Insel Alaron in den Mondscheininseln zu segeln. Mir war dieses verlassene Nest nur am Rande bekannt. Meines Wissens nach hatten die dort noch nicht mal eine nennenswerte Fußballmannschaft. Sollten wir ihn kontaktieren wollen, wäre er über jeden Tempel der drei Kreuzzugsgötter zu erreichen.
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
Kleine Hintergrundinfo: Ein DM-Kollege und ich leiten in diesem Setting ein kurzes Parallelabenteuer, in dem dieselben Spieler finstere Beshaba Kultisten in Kythyss spielen und gegen Sir Hector antreten. Dass bei uns Kultisten eine Vorliebe für Fußball haben ist ein Running Gag der sich durch all unsere Kampagen zieht.
http://www.lupo-online.de/store/rpg/index.php?title=Der_Kult_des_Ungl%C3%BCcks_______________________________________________________________
Dann lichteten wir die Anker und segelten in Richtung eines versunkenen Turmes vor der Insel Flamsted nach Südwesten. Aufgrund einiger kryptischer Beschreibungen der Meerjungfrauenkönigin über den Fundort einer weiteren Statuette, erschien uns dies als ein guter Platz, um unsere Suche fortzusetzen, zumal es auch in der Nähe unserer aktuellen Position war. Wir wollten außerdem auf jeden Fall in eine andere Richtung als Sir Hector fahren, denn wenn er unseren Einbruch in seine Kajüte bemerkte, wollten wir ihm genug Zeit geben sich wieder abzuregen bevor wir ihm das nächste Mal begegneten.
Wir setzten die Segel und hatten schon bald wieder die frische Brise des Meeres um die Nase wehen. Alle schienen bester Dinge zu sein. Wir hatten Beute gemacht und uns Ruhe vor dem Kreuzzug erhandelt. Kapitän Goldwind schaute unablässig mit seinem neuen Fernrohr durch die Gegend, und sogar die Paladine wirkten entspannter, jetzt wo die Frauen und Kinder von Bord waren. Einzig Timmy, der Küchenjunge, war irgendwie verstört. Aber auf meine Nachfragen schüttete er nur den Kopf und tat als sei nichts gewesen. Was ihn wohl so verstört hatte?
DM Kommentar (Anzeigen)_______________________________________________________________
Timmy hatte seinen Meister, den Halblings Smutje Garibald, dabei erwischt, wie er sich inzwischen über 400 Goldstücke pro Tag an Residuum durch die Nase zog, da dieser davon süchtig geworden ist.
_______________________________________________________________
Doch ich hatte anderes zu tun: Der Orden harrte meiner magischen Untersuchung. Daher begab ich mich in den Laderaum zu meinen Ritualutensilien und liess die Mannschaft Mannschaft sein.