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Autor Thema: Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)  (Gelesen 49274 mal)

Beschreibung: D&D 4E Forgotten Realms

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Gorilla

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #75 am: 23. Februar 2011, 02:01:24 »
Vielen lieben Dank für die Mühe.
Ihr scheint DND so zu spielen, wie es meiner bescheidenen Meinung nach gespielt werden soll.
Freu mich darauf, mehr zu lesen.
Die Kunst der Diplomatie ist es, den Gegner selbst die Wahrheit glauben zu machen.

Amurayi

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #76 am: 24. Februar 2011, 13:40:07 »
Danke für die Blumen. Ja, wir lassen uns nicht von WotCs Konzepten, wie sie in ihren gedruckten Abenteuern vorkommen, einschränken. D&D 4E hat mir das Spielleitern wesentlich vereinfacht. Und die Spieler geben sich viel Mühe oft über den Tellerrand ihrer Powers hinauszuschauen und sie mit viel Rollenspiel mit Leben zu erfüllen.

Wir haben viel Spaß damit - und das ist das einzige was zählt. Ich denke das kann man aus den Zeilen der Abenteuerprotokolle herauslesen.

« Letzte Änderung: 27. Februar 2011, 18:46:54 von Amurayi »
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Gorilla

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #77 am: 24. Februar 2011, 17:32:09 »
Genau den Anschein hat euer Bericht erweckt. Wenn ihr nur ungefähr so spielt, wie es niedergeschrieben ist, scheint das wirklich Rollenspiel mit viel Rollen und weniger Spiel zu sein.  :thumbup:

Und deine Einschätzung, dass 4E das Spielleiten wesentlich vereinfacht, teile ich. Mir geht die 4E auch deutlich besser von der Hand und ich fühle mich auch als Spieler deutlich "freier".

Das Lesen euere Kampagne macht jedenfalls Laune und motiviert mich wieder für meine nächste Runde. Danke nochmal für die Inspiration und grüße an deine Spieler.
Die Kunst der Diplomatie ist es, den Gegner selbst die Wahrheit glauben zu machen.

Amurayi

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #78 am: 06. März 2011, 18:29:34 »
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Der Duft des Meeres
Es war noch sehr früh am Morgen, als ich als einer der ersten im Mannschaftsraum erwachte.

Unsere Hängematten hingen auf zwei verschiedenen Höhen, um Platz zu sparen. Ich hatte mich in der höher hängenden einquartiert. Vor Monaten hatte ich etwas Gold in eine magische Schlafmatte investiert, so dass meine Hängematte so bequem war wie ein teures Federbett. An die Geräusche und den Geruch des Schiffes war ich längst gewöhnt - ja wenn wir woanders übernachteten fehlten sie mir. Nicht nur, dass ich von meiner Natur her ein Kind des Wassers war, ich hatte zudem mein ganzes bewusstes Leben auf Schiffen verbracht. Zuerst auf der Vortex, dem gefürchtetsten Piratenschiff der Schwertküste (zumindest in meiner Vorstellung) und nun auf der Galgenkrähe. Das leichte Schaukeln der Matte, das langsame Ächzen des Holzes, der ständige Geruch nach Salzwasser und auch anderen Leuten - dies alles war die Umgebung in der ich Ruhe fand.

Noch etwas verschlafen blinzelte ich durch das Zwielicht hier im Mannschaftsschlafraum. Gegenüber, auf der anderen Seite des Schiffes und auf gleicher Höhe wie meine, hing Kalliopes Hängematte. Ich hatte früher erwartet, dass Gestaltwandler im Schlaf ihre Gestalt verlieren würden. Aber wie ich nun wusste war das nicht der Fall. Niemand wusste wie Kalliope wirklich aussah oder was auch immer "wirklich" in diesem Fall bedeuten mochte. Jeder von uns nahm wohl irgendwie die unwirklich schöne Menschenfrau, als die sie meistens auftrat, als "echte" Kalliope wahr, aber eigentlich war das ein Trugschluss. Die Bardin selbst schlief noch friedlich, ihre Augen waren geschlossen und ich sah, dass sich ihre Decke über ihrem Brustkorb gleichmäßig hob und senkte.

Mein Blick wanderte über die anderen Matten. Direkt unter mir hing Wonkins und ich blickte genau in seinen offenen Mund, aus dem die für einen Zahnrazt sehr schlecht erhaltenen Zahnstummel ragten, wie die Ruinen eines Hauses. Etwas angeekelt schaute ich weg und blickte die Reihe herunter. Einige von des Seglern hatten ihre Matten ebenfalls in der oberen Reihe. An den meisten Matten hingen Beutel oder Kleidungsstücke, Dinge die jeder für sich hatte und die niemand sonst anrührte, die im gleichmässigen Wanken des Schiffes sachte hin und her pendelten.

Auf so engem Raum spielen diese Kleinigkeiten eine große Rolle: Es war ein ungeschriebenes Gesetz an Bord, dass niemand an die Habseligkeiten oder die Matte eines anderen ging. So etwas hätte Mr. Smite auch schnell und hart bestraft. Weiter wanderte mein Blick: Mysingurs Matte war leer. Vielleicht war er zur Deckwache eingeteilt. Weiter hinten im Raum, passenderweise in der dunkelsten Ecke, konnte ich Isarius weiße Haare im Halbschatten sehen. Der Rest des Drow wurde von der Dunkelheit verschluckt. Nur die weiße Fellrüstung, die er an seine Matte gehängt hatte, schaukelte sachte.

Leise Schritte lenkten meinen Blick zur Eingang des Raumes. Varis, unser elfischer Seiler, kam gerade herunter. Er trug einen Wasserkrug und kam wohl aus dem Ausguck, denn er hate auch seinen Bogen dabei, den er nun abstellte. Als seine aufmerksamen Augen sahen, dass ich wach war, winkte er freundlich und begann dann sich auszuziehen.

Da ich nun sowieso wach war, schlüpfte ich leise aus der Matte und glitt über die Querverstrebungungen des Pfostens, an dem meine Hängematte hing, hinunter auf den Boden. Es war warm genug, so dass ich barfuß und nur mit meiner alten Leinenhose bekleidet zwischen den Hängematten hindurchtappte. Mein Schritt hatte sich ganz automatisch der Rollbewegung des Schiffes angepasst, es war nicht nötig mich an der Wand abzustützen. Als ich die Treppe erreichte, sah ich von oben das fahle Licht der beginnenden Dämmerung hereinfallen und stieg die schmale Stiege hinauf.



Die Luft im Schiffsbauch war - wie immer - etwas muffig und an Deck zu kommen war ein so schöner Moment, dass er für das Aufstehen entschädigte. Ich sog die frische Brise durch die Nase ein, als meine Füße die Planken betraten und schaute zum Horizont. Über dem dunkelblaue Meer war bereits die Stelle auszumachen an der die Sonne aufgehen würde, ein helles Schimmern glitzerte bereits auf dem Wasser. Ich ging zur Reling und legte gedankenverloren meine Hände auf das glattpolierte Geländer, spürte die abgeschliffene Struktur des Materials unter meinen Fingern: Als Schiffszimmermann hatte ich ein gutes Gespür für Holz entwickelt. Ich mochte Holz. Es war stark und doch formbar, tragfähig und leicht genug um zu schwimmen.

Oben am Steuer sah ich unseren Hilfssteuermann stehen, der etwas gelangweilt am Steuerrad lehnte und nach vorne sah, wo sich das weite Meer ausbreitete. Hier draußen kam zu den Geräuschen des Schiffes nun noch das sanfte Plätschern der Wellen hinzu, das stetige Schwappen des Wassers, welches mir so vertraut war wie anderen das Singen der Vögel.

Meine Augen suchten das Erkennungszeichen unseres Schiffes: In der Morgendämmerung warf der Galgen mit der Krähenfigur scharfe Schatten. Wir hatten den Galgen bisher nie benutzt, aber er machte sicherlich Eindruck. "Wenn der Galgen einläuft", so sagten die Leute wenn unser Schiff in den Hafen kam. Und es machte mich ein bißchen stolz, dass wir einen Namen hatten, der mancherorts nur geflüstert wurde, weil man Angst hatte das Unglück herbeizurufen.

Ich blickte wieder zum Horizont, auf die schier endlose Größe des Ozeans. Absolute Freiheit! Dies war der Kern, das Wesen der Göttin Umberlee, auch wenn viele dies nicht verstanden. Was andere als wankelmütig bezeichneten war die absolute uneingeschränkte Freiheit des Meeres die sie verkörperte.

Ich lächelte. Konnte es ein schöneres Leben geben als dieses hier?
« Letzte Änderung: 06. März 2011, 18:34:43 von Amurayi »
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Amurayi

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #79 am: 21. März 2011, 16:41:44 »
An Bord der "Sonnenstrahl"

Ach, es geht doch nichts über eine erfrischende Rauferei mit den Anderen! Irgendwie waren wir wohl alle chon als das Würfelspiel anfing auf Krawall gebürstet. Durch die letzten Beutezüge hatte die Mannschaft die Taschen mit mehr Gold gefüllt als gut für sie war und da man es hier auf offener See schlecht ausgeben konnte, spielten sie darum. Ganz vorne dabei war Kalliope, die sich einen Spaß daraus machte ihre Kameraden durch ihre Gestaltwandlerischen Fähigkeiten zu irritieren und die zudem ein besseres Pokerface hatte als eine Galeonsfigur.

Zudem gehörten viele meiner Kameraden nicht zu den allerhellsten. Ich fühlte mich darum moralisch verpflichtet ihnen ein bißchen Geld beim Glücksspiel abzuknöpfen: schließlich hätten sie es sowieso nur für Suff und Weiber ausgegeben, während es in meinen Händen den Ruhm Umberlees mehren konnte! Da Mysingur von Mr. Smite ins Krähennest verbannt worden war, fühlten sich alle ein bißchen mutiger als sonst. Und als Kalliope dann (versehentlich versteht sich) der Würfel zum dritten Mal in den Ausschnitt fiel, bemerkte einer der Matrosen, dass sie in der Zeit, in der sie den einen Würfel umständlich barg, den anderen mit der Hand zurecht drehte.

Augenblicke später war eine wüste Prügelei im Gange, während der man mich der Komplizenschaft mit Kalliope beschuldigte. Und da Isarius zufälligerweise auch gerade an Deck war, bekam er gleich auch noch eine drauf. Das hatte er aber eigentlich sowieso mal verdient, schließlich drückte er sich dauernd vor jeglicher Arbeit.

Wortführer gegen uns war der dicke Dytmar, ein Spezi von Mysingur. Dytmar war ein Riese von einem Mann: er war ziemlich stark, aber auch sehr dick und konnte ordentlich zulangen. Glücklicherweise war er aber recht langsam, so dass wir uns einen Spaß daraus machten, um ihn herumzutanzen und ihn immer da zu prügeln, wo er es gerade nicht kommen sah.

So war es eigentlich eine ganz vergnügliche Prügelei, bis Dytmar vollkommen ausrastete und seine schwere Axt zog! Brüllend vor Zorn hackte er auf Kalliope ein und um Haaresbreite hätte er ihr den Schädel eingeschlagen. Sie wich aus, er erwischte allerdings noch ihr Ohr und verunstaltete die schöne Bardin auf diese Weise sehr. Um Schlimmeres zu verhindern hörte ich nun auf mit der Spielerei und schleuderte in schneller Folge zwei Zauber über das Deck. Diese holten den Großteil der Mannschaft sofort von den Beinen, so dass sie benommen liegen blieben. Wenige Augenblicke später hatten Isarius und Kalliope auch den tobenden Dytmar bewusstlos geschlagen.

Die Gestaltwandlerin hatte sich erstaunlich gut im Griff und verzichtete darauf Dytmar zu töten. Innerlich hatte ich mich schon darauf eingerichtet den tumben Schläger irgendwie vor ihr schützen zu müssen. Eigentlich war es aber Mr. Smites Aufgabe und Privileg die Mannschaft zu disziplinieren.

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Mr. Smite wollte auch gerade tätig werden, als Mysingur von oben herbrief, dass wir uns der Küste näherten. Tatsächlich hatten wir jene Bucht erreicht, die auf der Karte der Cryic-Kultisten aus dem Umberleetempelkeller eingetragen war. Wir konnten jedoch bereits von unserer Position aus Rauchsäulen erspähen, die wie dünne Fäden in den Himmel stiegen. Hinter den Felsen, die die Zufahrt zur Bucht schützten, war auch der Mast eines Schiffes auszumachen: Die Flagge des "Kreuzzugs des Lichts" war gehisst!

Um nicht aufzufallen, schickte Kapitän Goldwind Isarius, Kalliope und mich in einem Ruderboot zur Erkundung vorraus. Es war zwar recht mühsam durch die Brandung in die Bucht zu fahren, aber Isarius und Kalliope mühten sich redlich, so dass es mit vereinten Kräften gelang. Wir hielten uns im Schatten der Felsen und konnten nun sehen was hier vor sich ging: Das kleine Dorf in der Bucht brannte an mehreren Stellen, während die Einwohner, alles Männer und Frauen in den Roben des Kults des Flüsteres im Dunkeln, gerade zusammengetrieben wurden. Die Angreifer gehörten zu dem Schiff, auf welches wir nun gute Sicht hatten: die "Sonnenstrahl", ein Dreimaster des "Kreuzzugs des Lichtes".

An Bord des prächtigen Kriegsschiffes sahen wir auch zwei Geschütze, die brennendes Öl verschleudern konnten. Hier in der Bucht hätten wir mit der Galgenkrähe alt ausgesehen gegen solche Waffen. Man hatte uns noch nicht entdeckt. Das Schiff lag zudem mit dem Heck seewärts vor Anker. Auch standen die Fenster der Kapitänskajüte offen und wir konnten der Versuchung nicht widerstehen dort einzusteigen ...



Da die Kreuzfahrer damit beschäftigt waren die Kultisten zu verhaften, achtete niemand auf die Bucht. Schnell hatten wir mit dem Beiboot am Ruder der "Sonnenstrahl" angelegt und erklommen leise die Bordwand. Tatsächlich war niemand in der Kajüte und mit glänzenden Augen schauten wir uns um. Hier hingen prächtige Potraits in Öl gemalt: Diese stellten die Gründer des Kreuzzugs dar, einen gewissen Sir Hector und sein Halbbruder Sir Paris. Auch eine eisenbeschlagene Truhe und ein fein gearbeitetes Fernrohr befanden sich hier, dazu aktuelle Seekarten der Schwertküste und der Mondscheininseln, von kundigen Kartographen aus Amn gemacht.

Mir fiel ein Brief in die Hände, den ich höchst interessant fand. Er war vor einiger Zeit an Sir Hector adressiert worden und stammt von einem Konatkt aus Kerzenburg, der großen Bibliothek der Schwertküste:

"Sehr geehrter Sir Hector,
ich hoffe eure Untersuchungen auf den Mondscheininsel gehen voran. Im Zusammenhang mit den Schlüsseln konnte ich aus der Bibliothek von Kerzenburg die Symbolik entschlüsseln, die Umberlee in ihren Zeichen an Ihre Jünger in den letzten Jahren vermehrt eingesetzt hat. Wie Ihr vorausgesagt habt, fanden sich genau 3x3… also 9 dominante Symbole:
* Das Wasserelementar
* Der Delphin
* Der Hai
* Die Welle (steht wahrscheinlich für Strömungen)
* Die Möwe
* Die Krake
* Der Tornando (Windhose? Hurrikan?)
* Die Wolke / Wolkengesicht (Symbol für Winde?)
* Das Nichts / Das Wort Umberlees (wird nicht als grafisches Symbol dargestellt)

Ich bleibe weiterhin hier, solange mich die Bibliothekare lassen. Schickt ungewöhnliche Bücher, die Ihr findet, damit ihr auch weiterhin in Kerzenburg willkommen bin. Ich hoffe euch in diesem Zusammenhang weitergeholfen zu  haben.

Francua Watonis"


Kalliope setzte sofort Federkiel und Tinte an um wichtige künstlerische Ergänzungen an den Heldenpotraits vorzunehmen, während Isarius und ich die Truhe ausräumten. Darin befand sich die Heuer der Mannschaft, viele Batzen Gold die wir freudestrahlen in unsere Taschen luden. Die Bardin hatte unterdessen aus Sir Hector einen Piraten mit Augenklappe, Zahnlücken und Bart gemacht - es sah gar nicht so schlecht aus, wie ich fand. Mit den Taschen voller Beute hangelten wir uns sodann wieder zum Fenster hinaus, denn draußen vor der Kajüte waren stets Stimmen und Schritte zu hören - wir wollten ja nicht, dass uns jemand erwischte.

Höchst zufrieden ruderten wir abschließend wieder im Sichtschatten zur Bucht hinaus, auf die Galgenkrähe, wo uns Käpt'n Goldwind bereits mit vor Vorfreude geröteter Nase empfing: "Ich rieche Gold!" rief seine kräftige Zwergenstimme, als wir die Strickleider hochkletterten und unter beifälligem Gejohle der Mannschaft schütteten wir die Goldbatzen auf das Deck. Und der Kapitän freute sich auch über das noble Fernrohr, welches wir ihm überreichten. Stolz stellte er sich an die Reling und schaute sich die Küste damit an: "Arr! So schaut es sich doch gleich viel besser!".

Ja, so war das mit uns Piraten: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!
« Letzte Änderung: 21. März 2011, 19:30:31 von Amurayi »
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Nappo

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Die Piraten der Schwertküste (mit Spielleiter-Kommentaren)
« Antwort #80 am: 21. März 2011, 19:13:32 »
Danke mal wieder... Spannung ist aufgebaut... aber irgendwie... war der Abschnitt unbefriedigend... so kurz....
Ich brauche mehr von dem Stoff...

Amurayi

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« Antwort #81 am: 21. März 2011, 19:29:43 »
Wir hatten nur drei Spieler an dem Abend... wollten es aber nicht ausfallen lassen. Deswegen nur eine kurze Session. :)
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Amurayi

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« Antwort #82 am: 05. Mai 2011, 15:45:22 »
Der Kuchen ist keine Lüge!

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Sein Gang war wiegend, die Knie federten mit jedem Rollen des Schiffes mit. Er trug nur grobe Leinenhosen, keine Schuhe und ein einfaches Hemd, auf dem Kopf eine Wollmütze gegen die Sonne. Ein Fremder hätte den kräftigen Mann mit dem 3-Tage Bart und dem wettergegerbten Gesicht für einen Seemann wie jeden anderen gehalten. Aber an Bord der Galgenkrähe gab es niemanden ohne eine Geschichte. Die von Torin war uns nur stückweise bekannt, aber jeder wusste was er wissen musste: Torin war ein Paladin des "Kreuzzugs des Lichtes" gewesen, den wir in den Dienst an Bord gepresst hatten. Ein Mann mit Charisma, ein Kämpfer - einer der wusste was er wollte.

Wie einige seiner Paladin-Kameraden hatte Torin sich auf einen Handel eingelassen: 1 Jahr und 1 Tag sollten sie auf der Gelgenkrähe dienen, nachdem wir sie in Caer Westphal shanghait hatten. Anfangs widerstrebend, hatten sich die Männer ihrem Schicksal gefügt. Rechtschaffend wie sie waren, hielten sie den Handel ein und versuchten nur gelegentlich mit moralischen Ratschlägen das schlimmste zu verhindern. Torin war gewitzt, was ihn ein Stück sympathisch machte, und wenn er etwas wollte - so wie jetzt - konnte er sehr überzeugend sein.

Da wir unweit eines Schiffes des Kreuzzuges vor Ankern lagen und immer noch die aus der Sklaverei befreiten Frauen und Kinder an Bord hatten, war die Idee aufgekommen diese an den Kreuzzug zu übergeben. Auf diese Weise hätten wir ein paar Esser weniger an Bord und wahrscheinlich wäre es für die verschüchterten Bürger auch angenehmer nicht auf einem Piratenschiff zu leben.

Torin schlug also die Übergabe der Leute vor, konnte aber nicht überzeugend darlegen, wie wir verhinderten bei dieser Gelegenheit eingesperrt zu werden. Nach einiger Diskussion fassten wir dann den Plan den Kreuzfahrern einen Handel anzubieten: 30 "Geisseln" im Austausch gegen freies Geleit und die Befragung des Kultistenführers.

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Also fuhren wir als Unterhändler ans Ufer von Iskandars Landestelle. Als Beweis unseren guten Willens nahmen wir einen kleinen Jungen mit, der besonders leicht zum Weinen zu bringen war und herzzerreißend nach seiner Mutter rufen konnte. Um ein bißchen gute Stimmung zu machen, stellte Garibald sich sogar noch in die Kombüse und backte einen Kuchen mit Marzipan-Dekor. Darauf war die Flagge des Kreuzzuges mit den heiligen Smybolen Torms, Selunes und Aumanathors abgebildet, eine sehr feine Arbeit, die richtig gut aussah.

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Wir erreichten die Bucht ungesehen und zogen das Beiboot an den Strand, wo wir sofort von Soldaten entdeckt wurden. Hier im Dorf hatten die Kreuzfahrer unterdessen mehrere Galgen aufgestellt und hängten die bezwungenen Kultisten bereits schon schnell und unbürokratisch. Vom Standgericht bis zur Schlinge waren es nur wenige Meter und auch die Geschwindigkeit, mit der Anklage erhoben und das Urteil gefällt wurde, war beeindruckend hoch. Auch sahen wir hin- und wieder ein gleißendes Licht aus einer der Hütten aufblitzen - offenbar ausgelöst durch einen magischen Effekt. Was es damit auf sich hatte sollten wir später noch herausfinden.

Zunächst wollten uns die Soldaten festnehmen, weil sie uns ebenfalls für Kultisten hielten. Wir konnten klar machen, dass wir von einem verborgenen vor Anker liegenden Schiff kamen. Als ungeahnt praktisch erwies sich jetzt Garibalds Kuchen, denn es war einleuchtend, dass wir diesen nicht in unserem kleinen Ruderboot gebacken haben konnten. Auf diese Weise überzeugten wir die Soldaten davon, dass wir "ehrbare" Piraten waren, so dass sie ihre Vorgesetzten informierten und Sir Hector persönlich herbeiholten.

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Sir Hector, ein breitschultriger Vollplattenträger im besten Alter, hatte zunächst allerdings Probleme unsere Gedankengänge nachzuvollziehen. Im starren Denkschema von Gut gegen Böse verhaftet, benötigte er viele erklärende Worte, um zu erkennen, dass unsere Ziele sich nicht im Weg standen. Er wollte die Kultisten bekämpfen um Cyrics Befreiung zu verhindern. Wir wollten die Flüche loswerden und die Kultisten hinderten uns daran indem sie die Statuetten an sich brachten. Die Kultisten waren also der gemeinsame Gegner.

In der von Mißtrauen geprägten Atmosphäre, wurde zunächst der kleine Benny als Zeichen unseres guten Willens an die Paladine des Kreuzuges übergeben. Dann, im Laufe der Verhandlungen, wurde das Abkommen mit dem Kreuzug des Lichtes doch noch umfangreicher als gedacht. Wir wussten aus unseren vergangenen Abenteuern ja schon eine ganze Menge über die Kultisten, womit wir Sir Hector beeindrucken konnten. Auch das Ausräuchern Wyngates wurde uns positiv ausgelegt, sowie die befreiten Sklaven die wir in der Schädelfeste ergattert hatten. Überraschend war, dass er, obwohl hier drei Schiffsreisetage von Wyngate entfernt, davon schon wußte. Nach einigen Verwicklungen und Diskussionen, bei denen wir uns gegenseitig ins Wort fielen, hatten wir dann ein brauchbares Ergebnis:

* Wir erhielten einen Brief von Sir Hector, in dem er uns als Alliierte im Kampf gegen den Kult des Flüsterers im Dunkeln bestätigte. Zudem versprach er an andere Kreuzfahrer die Nachricht herauszugeben, damit die Galgenkrähe von Verfolgung oder Angriffen zu verschonen sei.

* Wir erhielten die Zusage weitere Statuetten, die in die Hände des Kreuzzuges fielen, zur Entfluchung nutzen zu dürfen.

* Der Kreuzzug des Lichtes erhielt von uns einen der Schlüssel zu Cyrics Gefängnis - da die Magie ja durch Smaragds Handeln sowieso gewichen war, war der Schlüssel für uns wertlos, dachten wir. Ein kurzer Test des Schlüssels durch die Paladine bestätigte mit einem deutlich sichtbaren magischen Effekt die Echtheit des Gegenstandes.

* Weiter versprachen wir weitere Schlüssel an den Kreuzzug zu übergeben, sofern wir derer habhaft würden.

* Auch versorgten wir die Paladine mit unseren Erkenntnissen über den Kult, insbesondere was die Beschwörung eines Aspekts von Dagon und die Vorgänge im Tempel in Wyngate anging. Im Gegenzug bekamen wir die Ergebnisse der Befragung des hiesigen Kultistenführers mitgeteilt.

Die Informationen, die wir nun im Gegenzug über den Kult erfuhren, hatten die Paladine direkt aus Iskandar, dem Anführer der Cyric-Kultisten hier, herausgepresst. Er wurde in einem der Häuser gefangengehalten und war in einem erbärmlichen Zustand. Eine Inquisitorin des Kreuzzuges, eine sehr junge und viel zu gutaussehende Menschenfrau namens "Ins-Licht-Bringerin Feril Sanadel" hatte ihn verhört. Von ihr waren wohl auch die Lichtblitze ausgegangen, die wir gesehen hatten - und die wohl die Wahrheit "ans Licht" bringen konnten. Auch wenn ich kein Mitleid mit dem Kultisten hatte, waren seine leergebrannten Augenhöhlen doch ein ekelhafter Anblick.

Iskandar hatte gestanden, dass es drei weitere Cyrictempel des Kultes gab, mit deren Hilfe man das Gefängnis Cyrics öffnen könne, insofern man alle Schlüssel besaß: Einen im Underdark (vielleicht bei Schädelhafen unter Tiefwasser?), einen in Athkatla in Amn, einen versteckt im Dschungel von Chult. Den vierten wollten die Kultisten hier auf Gwynneth bauen. Sir Hector erwähnte ganz nebenbei die für uns neue Tatsache, dass die drei Götter des Lichts der alten Zeit (Selune, Lathander und der inzwischen dahingeschiedene Gott Tyr) Umberlee direkt mit dem Verstecken der Schlüssel beauftragt hatten, auf dass Sie sie "in den tiefsten Stellen der Meere versenken möge". Der Kreuzzug folgt heute den Nachfolgern dieser Götter des Lichts: Selune, die immernoch für das Mondlicht und die Sterne steht, die die Seefahrer zurück in ihre Häfen leitet. Aumanathor, dem Sonnengott, der aus den Morgenlicht von Lathander reinkarnierte. Und Torm, dem Paladin, der die Gerechtigkeit heute verkörpt, über die einst Tyr wachte. Umberlees Wirken war natürlich gerade für mich eine wunderbare Argumentationsbasis, um eine weitere Kooperation religiös zu begründen.

Außerdem behauptete Iskandar, dass die Anhänger des Flüsteres im Dunkeln bereits schon im Besitz von drei Schlüsseln wären! Wenn wir die Flüche loswerden wollen, wird es nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir auf diese Fanatiker trafen.

Bevor wir zur Galgenkrähe zurückkehrten, gab uns Sir Hector noch einen Orden für Torin mit. Die spontane Auszeichnung für einen Paladin, der bei Piraten hauste, wirkte zwar nicht besonders glaubhaft, aber immerhin war das gute Stück aus massivem Gold und sollte schon aus diesem Grund seinen Weg auf die Galgenkrähe finden. Eine erste Untersuchung ergab nur eine schwache magische Aura. Ich bin mir sicher, dass sich hinter diesem Geschenk der Plan Sir Hectors verbirgt, uns damit zu überwachen. Der Orden verschwand zunächst einmal in unseren Beuteln. Ob wir ihn an Torin weitergeben, entscheiden wir erst noch einer intensiven Untersuchung.

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Die Kreuzfahrer beabsichtigten als nächstes nach Kythyss auf der Insel Alaron in den Mondscheininseln zu segeln. Mir war dieses verlassene Nest nur am Rande bekannt. Meines Wissens nach hatten die dort noch nicht mal eine nennenswerte Fußballmannschaft. Sollten wir ihn kontaktieren wollen, wäre er über jeden Tempel der drei Kreuzzugsgötter zu erreichen.

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Dann lichteten wir die Anker und segelten in Richtung eines versunkenen Turmes vor der Insel Flamsted nach Südwesten. Aufgrund einiger kryptischer Beschreibungen der Meerjungfrauenkönigin über den Fundort einer weiteren Statuette, erschien uns dies als ein guter Platz, um unsere Suche fortzusetzen, zumal es auch in der Nähe unserer aktuellen Position war. Wir wollten außerdem auf jeden Fall in eine andere Richtung als Sir Hector fahren, denn wenn er unseren Einbruch in seine Kajüte bemerkte, wollten wir ihm genug Zeit geben sich wieder abzuregen bevor wir ihm das nächste Mal begegneten.

Wir setzten die Segel und hatten schon bald wieder die frische Brise des Meeres um die Nase wehen. Alle schienen bester Dinge zu sein. Wir hatten Beute gemacht und uns Ruhe vor dem Kreuzzug erhandelt. Kapitän Goldwind schaute unablässig mit seinem neuen Fernrohr durch die Gegend, und sogar die Paladine wirkten entspannter, jetzt wo die Frauen und Kinder von Bord waren. Einzig Timmy, der Küchenjunge, war irgendwie verstört. Aber auf meine Nachfragen schüttete er nur den Kopf und tat als sei nichts gewesen. Was ihn wohl so verstört hatte?

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Doch ich hatte anderes zu tun: Der Orden harrte meiner magischen Untersuchung. Daher begab ich mich in den Laderaum zu meinen Ritualutensilien und liess die Mannschaft Mannschaft sein.
« Letzte Änderung: 05. Mai 2011, 17:45:44 von Amurayi »
D&D im Raum Rhein/Main Wiesbaden: www.rpg-wiesbaden.de
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Amurayi

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« Antwort #83 am: 06. Mai 2011, 17:16:27 »
König Mysingur der Erste

Mysingur Eivenur war wohl ohne Übertreibung als der stärkste Mann des Schiffs zu bezeichnen. Um es mit den Worten eines Dichters schwülstiger Liebesverse zu sagen: "Um seinen Körper wanden sich die Muskeln wie Anacondas".

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Dementsprechend war er der Held und Anführer aller prügelfreudigen Piraten der Galgenkrähe, die blutrünstig und voller Begeisterung in jeden Kampf zogen. Zudem hatte er Augen wie ein Adler und führte die Axt wie kein Zweiter. Kurzum: Er war das Idealbild jenes rauen Nordländers, von dem in Sagen und Liedern die Rede ist. Lediglich jener noble Zug, der den Protagonisten eines Epos meistens umgibt, fehlte ihm, was hier auf der Galgenkrähe aber nicht so sehr auffiel. Über seine Vergangenheit wusste ich wenig. Es hielt sich das Gerücht unter seinen Vorfahren sei ein Oger gewesen. Eine Geschichte die vieles erklären würde, sich gut erzählen ließ und die ich deshalb auch selbst kolportierte.

Als wir nun an unserem Ziel, dem versunkenen Magierturm vom Flamsted, ankamen, stellten wir fest, dass wir nicht alleine waren: Die "Rote Seeschlange", ein Norland-Langschiff, befand sich in einem Abwehrkampf gegen blauhäutige Wasserwesen, die sich aus dem Wellen erhoben und das Schiff attackierten. Es mussten sich Magiewirker darunter befinden, denn das Meer sprudelte an manchen Stellen wie Brunnenfontänen, die das Geschehen in einem fast undurchsichtigen Mantel aus Wasser verbargen. Aus der Ferne waren kaum Einzelheiten auszumachen: Wir mußten näher ran!

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Als Mysingur der Segel des Schiffes ansichtig wurde, packte ihn große Aufregung und er versuchte sofort Kapitän Goldwind lautstark zum Eingreifen zu bewegen. Offenbar kannte er das Schiff - ja mehr noch: Es handelte sich um seinen eigenen Norland-Clan, der hier im Kampf verwickelt war! Als wir dem Kapitän zu bedenken gaben, dass sich hier auch lukrative Beute ergeben könne, stimmte er zu mitzumischen und wir hissten die Totenkopfflagge zum Angriff!

Mit gezogener Axt stand Mysingur am Bug, ein Bein auf der Reling, die Waffe zum Himmel gereckt. Die Gischt unseres heranpreschenden Schiffes liess seine Haare nach hinten flattern, während sein Kriegsschrei über das Tosen der Wasserfontänen hallte. Für die erstaunten T'Surr Angreifer, jene blauhäutige Wesen, von denen ich bisher nur in Büchern gelesen hatte, musste unser Schiff mit dem tobenden Nordländer an der Spitze wie eine plötzlich heranspringende Raubkatze wirken, der sich mit voller Kraft und flammendem Zorn in den Kampf stürzte.

Als wir längseits des Norland-Schiffes waren, tobten die Fontänen um uns herum. Die Angreifer hatten ein Blutbad unter den Nordleuten angerichtet. Viele der Hünen waren dahingestreckt, lagen leblos zu Füßen der noch kämpfenden Mannen. Schon war Mysingur auf dem anderen Schiff, hatte mit einem gewaltigen Satz die Kluft zwischen den Bordwänden übersprungen. Seine blutrüstigen Freunde stürzten sich hinterher ins wilde Getümmel. Mit den markanten vier Armen der T'Surr hielten sie eisern ihre Dreizack-Waffen den aufs Schiff schwingende Piraten entgegen, um unsere Angriffswelle zurückzuschlagen. Sie knurrten unverständliche Laute auf Abyssisch und riefen Namen der Dämonen der Untiefen, auf das diese ihnen beistehen mögen. Die T'Surr hatten sich vor langer Zeit, genau wie die Fey'ri, den verblendeten Sonnenelfen, mit Dämonen gepaart, um ihr eigenes Volk zu stärken. Das dämonische Blut, das nun in ihren Adern floß, führte nicht nur zu Missbildungen, wie den vier Armen, sondern ließ auch ihre Blutgier im Gefecht ins Unersättliche steigern.



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Die Schlacht war lang und hart. Hatte uns Umberlee sonst so manchen Sieg gnädig in den Schoß gelegt: hier mussten wir uns beweisen! Opferte ich der wankelmütigen Göttin sonst gerne mein Blut in der Schlacht, um meine Zauber zu stärken, so musste ich in diesem Gefecht darauf verzichten - brauchte ich mein blaues Blut doch dringender in meinen Adern. Kalliope sah sich von zahlreichen Feinden bedrängt und auch Garibald hinterließ eine Blutspur nicht nur aus Feindesblut. In dieser Stunde der not schickte ich ein Stoßgebet an Umberlee, hatte ich doch in dem alten Folianten aus King's Bay den Namen eines dunklen Engels aus ihrem Reich gefunden. Diesen Engel wollte ich beschwören, schon vor Wochen hatte ich mir das zugehörige Ritual in mein Zauberbuch geschrieben, hatte es morgens vorbereitet um es nun mit einem kurzen Befehl vollenden und somit auslösen zu können.

Während Mysingur auf dem Norland-Schiff den größten und stärksten Anführer der Blauhäutigen stellte und die Axt Tod und Verderben singen ließ, reckte ich die blutüberströmte Hand in Richtung der Wellenberge, Umberlees Namen auf den Lippen, das Ritualbuch in der Hand. Und als hätte die Schlampe der Meere nur darauf gewartet, dass ich in Demut um ihre Hilfe bat, so entsiegt den tosenden Fluten ein dämonischer Engel der Dunkelheit, grausam schön anzusehen. Ihre ledernen Schwingen ließen einen Schleier aus Wassertropfen über uns regnen als sie sich mit wenigen Flügelschlägen über das Wasser erhob und nahe der kämpfenden Schiffe in der Luft inne hielt. Sie schenkte mir ein dämonisches Lächeln, welches ihre spitzen Zähne entblößte und mir amüsiert Dank zusprach, dass ich sie hierhergeholt hatte - wo ihre Macht unter den Sterblichen nun verderbte Ernte würde einfahren können.

Selten hatte ich ein Wesen so schön und so gefährlich erblickt wie nun diese Succubi: ihre Körper war so perfekt wie keine Frau je sein konnte (außer vielleicht Kalliope), ihre Augen hatten eine solche Tiefe, dass der Blick hinein die Seele in Gefahr brachte in die Dunkelheit zu stürzen. Selbst ihre Flügel waren schön anzusehen, auch wenn diese - ihrer dämonische Herkunft entsprechend - ledrig und eher drachengleich waren.

Glücklicherweise erging es dem Schamanen - oder wie immer man diesen Magiewirker bezeichnen mochte - der Angreifer nicht besser. Die Succubi hatte ihn mit ihrer Macht in ihren Bann gezogen, so dass er nicht mehr angriff und vor allem keine weiteren der gefährlichen Kämpfer aus der Tiefe rief, die uns so zusetzten.

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Kalliope und ich verausgabten uns sehr - die Luft sprühte vor arkaner Macht. Es ist auch besonders zu betonen, dass ich ohne die Bardin, die ihre heilenden Kräfte auf mich wirkte, nicht mehr am Leben wäre, so hart wurde mir zugesetzt.

Auf dem Norland-Schiff unterdessen hatten Mysingur und unser flinker Schiffskoch Garibald, der sich bereits an einem Seil auf das andere Schiff geschwungen hatte, den Anführer bald besiegt. Der Rest der T'Surr flüchete und tauchte hinab in die Schärze der Wellen, nachdem Mysingurs Axt den Kopf des hühnenhaften T'surr-Anführers abschlug. Sie konnten aber nicht verhindern, dass der Nordländer Prinz Gorin Tryggvason, durch den vergifteten Dreizack dieses T'Surrs starb. Er war auch durch Heilzauber nicht mehr zu retten, so schwer waren seine Verwundungen.

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Der große Nordländer, mächtigster Kämpfer der Galgenkrähe, kniete neben dem Mann, der einst sein Rivale im Clan gewesen war und der ihm nun mit versagender Stimme in die Pflicht nahm: Mysingur solle die verbliebenen Männer führen, um das Erbe des verschwundenen Königs Sven Tryggvason anzutreten. Die König der Nordländer war seit über 12 Monden mit seinem Schiff, der "Drachenfaust", verschwunden und ein neuer König mußte seinen Platz einnehmen. Doch dieser mußte sich erst beweisen, wie es Brauch bei den Nordländern war. Eine Inkarnation der Erdmuttter der Mondscheininseln zu bezwingen und über sie zu triumphieren galt seit jeher als eines der mutigsten und zugleich gefährlichsten Heldentaten der Männer aus Norland. Prinz Tryggvason war bei dieser Quest gescheitert. Mysingur, als einer der größten Krieger seines Clans, solle diese Tat nun vollenden. Diese letzten Worte sprach der in seinem Blut liegende Kapitän des Nordländerschiffes, bevor er endgültig die Augen schloss.

Als sich Mysingur danach erhob, die Stirne gerunzelt, den Blick voller Ernst, da erhoben sich die überlebenden Nordländer wie EIN Mann und schauten ihren neuen Anführer erwartungsvoll an: "Befiel und wir folgen dir, Mysingur Eivenur!". So waren sie, die Nordländer. Und so kamen wir zu neuen Besatzungsmitgliedern. Selbst die Aussicht auf unseren verfluchten Planken ihren Dienst zu tun konnte sie nicht schrecken. Der älteste der Nordländer übergab die Axt, die seit Generationen durch die Hände der Tryggvasons weitergereicht wurde voller Ehrfurcht an Mysingur, auf dass er den Namen Tryggvason damit in Ehren hielt. Dann wurde das Langschiff bereit gemacht, um als Totenbarke mit seinem Kapitän die letzte Fahrt anzutreten. Und unter dem rauen und tiefen Gesang aus den Nordländerkehlen fuhr es brennend in den Horizont, dem Totenreich entgegen.



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« Letzte Änderung: 06. Mai 2011, 17:23:25 von Amurayi »
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« Antwort #84 am: 11. Mai 2011, 12:42:59 »
Im Anschluss an den Kampf wollten wir zum versunkenen Turm tauchen, dem eigentlichen Grund unserer Anwesenheit. Um Umberlee zu danken und sie für unsere zukünftige Vorhaben gnädig zu stimmen, sammelte ich die Gläubigen des Schiffes am Achterdeck. Unter der fachkundigen Anleitung von Sora, unserer Drachengeborenen Umberleepriesterin, vollzogen wir ein Opferritual für die wankelmütige Göttin des Meeres. Singend und Lobpreisend warfen wir für sie einen wertvollen magischen Gegenstand ins Meer.

Als die verzauberten Armschienen ins Wasser fielen, fiel ein Lichtstrahl durch die Wolken und augenblicklich beruhigte sich die See! Und mit einem Lächeln auf den Lippen wandte sich Sora an uns Gläubige, um uns von der Gnade Umberlees zu berichten. Doch nur wenige Augenblicke später wurde es urplötzlich windig. Regentropfen nässten unsere Haut. Und dann brach ein Unwetter über uns herein, wie wir es noch nicht erlebt hatten! Innerhalb von Augenblicken hatte sich der Himmel verfinstert und ein unzweifelhaft übernatürlicher Sturm beutelte uns!

Wir hatten alle Hände voll zu tun. Von allen unbemerkt war Garibald, der Schiffskoch, ins Wasser gestürzt und wir mussten ihn mit einem Seil an Bord schaffen. Er hing noch an der Seite des Schiffes, als ihm Wellen so hart um die Ohren schlugen , dass es ihn schmwerzhaft gegen die Bordwand stieß und wir ihn nur mit Anstrengung retten konnten.

Oh ja, wankelmütig war sie zu nennen unsere Göttin, denn dass wir mit Opfern nicht ihr Wohlwollen erkaufen konnten wie die Gunst einer Dirne - das wollte sie uns augenscheinlich nun beweisen...



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« Letzte Änderung: 26. Mai 2011, 16:20:14 von Amurayi »
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« Antwort #85 am: 26. Mai 2011, 16:18:04 »
Der versunkene Turm

Aus allen vier Himmelsrichtungen prügelte uns ein Unwetter, wie wir es selten erlebt hatten. Unser Schiff wurde hin- und her geworfen als wäre es ein Blatt im Wind. Mit überschlagender Stimme kommandierten Mr. Smite und der Kapitän, dass die Segel gerefft wurden, während wir unsere liebe Not alleine schon damit hatten nicht über Bord zu gehen! Oft war es in letzter Sekunde, dass wir einen Kameraden greifen konnten, wenn das peitschende und brüllende Meer über das Deck toste und Mann und Maus hinfort spülte.

So ging es eine ganze Zeit, bis wir das Schiff einigermaßen im Griff hatten und mehr schlecht als recht im Wasser trieben, immer noch ein Spielball des Unwetters. Und dann, erst ganz langsam, dann stetig, klang die Wut des Sturmes ab und das Meer beruhigte sich etwas. Wir atmeten durch, angeschlagen und durchnässt. Als klar wurde, dass Umberlee uns noch einmal hatte davonkommen lassen, gingen viele der Mannschaft mit mir auf die Knie um sie zu preisen und zu danken, dafür dass sie uns verschont hatte.

Der Kapitän fragte nach Freiwilligen für die Unterwassermission: Kalliope, Isarius, Mysingur, Garibald, Torin und weitere zwei schlagkräftige Kerle und ich meldeten sich. Zügig bereitete ich das Ritual vor, mit dem wir unter Wasser atmen konnten. Kalliope war eine gute Hilfe bei den Ritualen, aber Torin, der ebenfalls helfen wollte, brachte mich vollkommen durcheinander mit seinen Ratschlägen. Ich schluderte also das Ritual mehr schlecht als recht zu Ende und musste in Kauf nehmen, dass die Zeit die meine Leute unter Wasser atmen konnten, knapper war als sonst.

Dann schnallten wir uns unsere Ausrüstung um, einige nahmen sogar (wie es sich für Piraten gebührt) ihren Dolch zwischen die Zähne. Dann sprangen wir ins Meer. Im Gegensatz zu meinen Kameraden war der Übergang von der Luft- zur Wasseratmung für mich nicht ungewohnt. Für Luftatmer fühlt es sich kurzzeitig so an, als würden sie ersticken, worauf ihr Körper natürlich mit Schreck und Panik reagierte, die sie nun erst niederkämpfen mussten. Es dauerte also einen Augenblick bevor wir weitertauchen konnten. Zeit genug für mich einen ausgiebigen Blick schweifen zu lassen: In der Tiefe war eine leuchtende Kuppel zu erkennen. Sie war recht groß, größer als unser Schiff, und schimmerte in grünlichem Licht. Man konnte an der Oberseite sehen, dass eine Turmspitze hinausschaute, so dass das Gesamtkonstruktion aussah wie eine überdimensionierte grüne Käseglocke. Man konnte auch einige Schemen entdecken die sich dort bewegten, sicherlich gab es da unten noch mehr T'Surr vor denen wir uns in Acht nehmen mussten.

Mit kräftigen Zügen schwammen wir dann hinab auf die Kuppel zu. Uns blieb eigentlich keine Möglichkeit zu ihr zu gelangen ohne gesehen zu werden, außer wir schlugen einen weiten Bogen und krochen am Meeresboden entlang. Das erschien uns aber zu umständlich, zumal Kalliope eine besser Lösung parat hatte: Mit Hilfe ihrer gestaltwandlerischen Fähigkeiten, ihrer gleichfalls wandlungsfähigen Rüstung und eines zugehörigen Amulettes, war sie eine so perfekte Imitatorin, dass sie sogar T'Surr darstellen konnte. Dank des Amulettes war sie sogar ihrer Sprache mächtig. Mit viel Geschick täuschte sie auch darüber hinweg, dass ihr zwei zusätzlichen Unterarme recht schlaff waren und nicht wirklich authentisch waren.

Wir banden uns mit einem Seil aneinander und stellten uns alle tot, so dass Kalliope (als T'Surr) uns an der Schnur nach unten ziehen konnte. Bald trafen wir auf die erste Gruppe und Kalliope versuchte ihnen zu verkaufen dass sie uns als Beute herunter bringen sollte. Sie machte das so gut, dass die T'Surr ihr helfen wollten mit der schweren Last und sie zur Kuppel begleiteten.

Doch dann halfen alle Lügen und perfekten Verkleidungen nicht mehr. Als sie sich offensichtlich nicht auskannte wurden die T'Surr misstrauisch und befahlen ihr barsch stehenzubleiben, um einen Anführer zu holen. Lediglich ein T'Surr blieb bei ihr um sie zu bewachen. Kaum waren die Anderen außer Sicht wurden zu seiner Überraschung die Toten plötzlich lebendig … und stachen ihn schneller ab als er sich wundern konnte.



Nun waren wir aber aufgeflogen und hastig schwammen wir auf die Kuppel zu. Wie wir nun sahen, bestand sie aus grünen Wasserpflanzen die über lange Zeit gewachsen waren und ein gitterartige Schicht bildeten, so dick und verfilzt wie jahrzehntealtes Unterholz. Als wir uns durch eine Art Eingang bewegten stellten wir missmutig fest, dass die Kuppel tatsächlich aus mehreren Zwiebelartigen Schichten bestand und das Leuchten ganz aus der Mitte kam, also ungefähr vom Fuße des Turmes.

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns schlussendlich zu einem Fenster des Turmes durchgearbeitet hatten. Es gab immer noch Luftblasen im Turm, und man sah dem Gebäude an, dass es noch nicht zu lange überflutet war. Als wir begannen die Innenräume zu durchsuchen, trafen wir erneut auf T'Surr, sowie eine Schlangenkreatur, mit denen wir uns anlegen mussten. Jetzt lief es aber recht gut, wir hatten uns eingespielt und überraschten die T'Surr mit einem Angriff von zwei Seiten. Bevor einer von Ihnen Alarm schlagen konnte waren sie besiegt. Im Turm entdeckten wir mehrere große Steine, Menhire, die ursprünglich Bestandteile eines Mythals gewesen waren. Ein Mythal ist ein mächtiges magisches Bindungsritual mit dem man einen ganzen Ort - wie den Turm - schützen konnte. Flamsterd hatte also offenbar seinen Turm gegen das Meerwasser geschützt, bevor die Insel versank. Als denn jedoch vor 100 Jahren die Zauberpest ausbrach, war dieser Schutz zusammengebrochen. Ähnliche Schutzkuppeln gibt es sogar heute noch, z.B. in Silverymoon, der legendären Elfenstadt. In den hier vorhandenen Steinen glomm allerdings nur noch Restmagie.

Die vergangenen Kämpfe hatten wir zwar alle gut überstanden, trotzdem hatten sie an unseren Kräften gezehrt. Wir waren aber entschlossen nicht ohne die Statue, welche wir hier vermuteten, zu gehen und setzten darum unsere Erkundung fort. Am Fuß des Turms spähten wir durch die Türe hinaus auf den Platz davor. Hier war die Quelle des Lichtes zu sehen, das die Kuppel erleuchtete: Eine goldene Statue in Form eines Kraken!  Die Statue stand auf einem großen Altar, von dem aus sich auf dem Boden Runen in alle Himmelsrichtungen erstreckten, welche wiederrum von weiteren Mehiren begrenzt wurden. Auch hier pulsierte magische Kraft - was sie bewirken mochte wussten wir aber nicht.

Es war ein sehr realistischer und gut gearbeiteter Kraken - was man hier auch besonders gut sah, da es praktischerweise einen riesigen echten Kraken zum Vergleichen gab, der direkt an der Statue saß und sie augenscheinlich bewachte. Auch ein großer T'Surr Beschwörer hockte für der Säule und murmelte Gebete an Dagon.



« Letzte Änderung: 26. Mai 2011, 16:22:18 von Amurayi »
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« Antwort #86 am: 10. Juni 2011, 17:09:39 »
Der Kraken, der Heerführer und der sehr große Fisch
(Ja, ich weiß dass ein Wal ein Säugetier ist, aber Fisch hört sich lustiger an. Anm.d.Autors)

Da stand sie also in Sichtweite: die nächste Statuette. Weniger als 50 Meter von uns entfernt ruhte ein weiterer Schlüssel zu Cyrics Gefängnis, verwandelt von Umberlee in eine Statuette mit magischer Macht. Wieder fragte ich mich, ob es den Zielen Umberlees - nämlich die Schlüssel zu verstecken - nicht zuträglicher war ihn einfach hier zu belassen. Andererseits war er hier auch nicht sicher! Nicht nur, dass wagemutige Piraten ihn jederzeit erbeuten konnten, sondern es war auch damit zu rechnen, dass machthungrige Magier die Kräfte der Statuetten abzapfen wollten. So hatte ja auch in Wyngate der Kultist "Smaragd" mit der Kraft aus dem Artefakt einen Aspekt Dagons beschworen.

Die Statuette war bewacht von dem Kraken sowie von einem übergroßen T'Surr, der wiederrum einige seiner Wächter bei sich hatte. Also nichts, was wir nicht glaubten handhaben zu können. Zudem setzten wir nun die Kraft des Artefaktes ein welches Mysingur bei sich trug und welches einem für begrenzte Zeit erlaubte sich unter Wasser so frei zu bewegen als wäre man an Land. Dementsprechend offen gingen wir denn auch an das Problem heran: Hatten wir zuerst noch versucht uns ungesehen heranzuscheichen, stürmten wir nun in bester Piratenmanier drauflos. Zumindest Mysingur stürmte - wir anderen setzten erst Armbrüste und Bögen ein, während der Nordmann schonmal mit seiner Axt vorpreschte.

Schnell hatten wir den großen T'Surr umgeschossen, während der Kraken sich mit Mysingur beschäftigte und ihn mit seinen Fangarmen zu zerquetschen suchte. Dummerweise hatte der Kraken ja auch acht dieser Arme, so dass Mysingur schnell in arger Bedrängnis war. Er lenkte den Kraken aber immerhin sehr gut von dem Altar ab, so dass Garibald sich dort hinschleichen konnte, um die Statuette zu stehlen.

Nun, da der Halbling sich der Statuette näherte, begutachtete ich auch die magischen Lichteffekte näher, welche an dem Altar zu sehen waren und von denen man befürchten musste, dass sie irgendeinen für uns unangenehmen Effekt haben würden. Während Garibald schon die kurzen Arme nach der Statuette ausstreckte, und wir anderen den Kraken ablenkten, erkannte ich in der magischen Struktur, dass es sich um eine Beschwörung handeln musste: Hier wurden offenbar die Bruchstücke des ehemaligen Mythals angezapft, um ein möglichst mächtiges Beschwörungsritual auszulösen, welches direkt einen der Generäle des Erzteufels Dagon...

Im nächsten Augenblick brach die Hölle los! Eine Druckwelle fegte Garibald (mit der Statuette) zur Seite, als mit gleissendem Licht ein Riss im Wasser über dem Altar erschien. Durch diesen trat im nächsten Wimpernschlag ein riesig großer und ob der Störung auch sehr ungehaltener Glabrezu. Der Dämon hob zornbebend seine vier Arme, die gewaltigen Muskeln auf seinem überdimensionalen roten Leib spannten sich, zum Angriff bereit.



All dies geschah in einem einzigen Augenblick, sogar der Kraken schien kurz überrascht. Und dann bekamen wir den Hintern versohlt, wie unartige Deckjungen: Während unsere Waffen und Zauber an dem Teufel abprallten wie Pfeile an der Bordwand, stürzte er sich auf uns.

Im Gegensatz zu dem Kraken war der Glabrezu aber auch noch so schlau, taktisch zu kämpfen. Als Mysingur von dem Kraken erwischt und umschlungen wurde, nutzte der Glabrezu das bewegungslose Ziel, um mit aller Härte zuzuschlagen - und fällte den Nordmann damit. In seinem Wüten erwischte es als nächstes mich, denn ich hatte versucht dem Teufel und dem Kraken gleichzeitig beizukommen, um sie zurückzudrängen - und war grandios gescheitert.

All dies sah Garibald, auf den in diesen Sekunden niemand mehr geachtet hatte. Unser Smutje hielt immer noch die Krakenstatuette in der Hand und wie es die Natur von solch mächtigen Gegenständen ist, überträgt sich die Kenntnis von ihrer Kraft auf den Träger. Diese Statue, so war ihm bewusst als er die Hände an sie legte, war in der Lage das mächtigste Wasserwesen der Region zu rufen: Und hier in den Mondscheininseln mußte es sich dabei um den Leviathan handeln! Der Leviathan ist eine der drei Inkarnationen der Erdmutter, die entweder als riesiger Wal, Wolfsrudel oder Einhorn erschien. Zudem war dieses Wesen das Ziel von Mysingurs neuer Queste, um König der Nordmänner zu werden.

So weit dachte der Halbling in diesem Augenblick aber gar nicht. Wie er mir später erzählte, dachte er nur, dass wenn man ein richtig großes Problem hat, es manchmal sinnvoll sein kann sich noch ein größeres Problem herbeizuschaffen, in der Hoffnung, dass diese sich dann gegenseitig neutralisieren. Vielleicht war er auch nur verzweifelt und wollte einfach irgendetwas tun.

Nun - er tat etwas: Er nutzte das Artefakt! Und noch während der Teufel zwischen uns wütete und wir kurz davor standen alle für immer in Umberlees Reich einzugehen, beschwor Garibald Heribert Flinkfuß III. den leibhaftigen Leviathan!

Ich kam zu bewusstsein. Torin hatte mir die Hand aufgelegt und mit der Gabe der Paladine meine schlimmsten Wunden geheilt, so dass ich die Augen öffnete und das belebende klare Wasser in meine Kiemen sog. Was ich sah war aber nicht geeignet mich zu beruhigen: Alle waren schwer verwundet, Mysingur war gerade von Kalliope geheilt worden und aber rang immer noch mit dem Kraken. Über all dem stand triumphierend der Glabrezu, seine Arme ausgebreittet in einer Geste der Macht, seine Augen vor Bösartigkeit brennend. Wir wussten das wir nun unsere letzte Fahrt antreten würden, wenn nicht ein Wunder geschehen würde.

Dann war plötzlich ein Schatten über uns, und alle - auch der Dämon - schauten einen Moment verwundert zur Seite, auf das, was den Schatten warf.

Der Leviathan war gigantisch. Größer als die Galgenkrähe, größer als jedes andere Schiff das ich kannte. Der unfassbare Leib war von schorfigen Wunden überzogen. Ja, es war ein Wal - aber was für einer! Man sah dem Wesen an, dass es gegen mächtige Kreaturen gekämpft hatte, denn der Sieg über den Leviathan war nicht nur für Nordmannsprinzen eine willkommene Herausforderung.

Unsere Blicke fielen auf die gigantischen Knochen die wir bisher noch nicht so richtig beachtet hatten, auf das Gerippe welches hier in der Nähe des Turmes lag. Uns allen wurde schlagartig klar, dass frühere Inkarnationen des Leviathans hier bereits getötet worden waren.

Beinnahe beiläufig klappte der Wal sein Maul auf und noch ehe wir uns versahen, hatte er den Glabrezu mit einem einzigen Biss zerteilt, als wäre er nur ein Blatt im Wasser. Unser eben noch drängendstes und tödlichstes Problem war von einer Sekunde zur nächsten so unspektakulär aus der Welt geschafft worden, dass es unheimlich war.

Grund zum Aufatmen hatten wir indes nicht, denn der Leviathan setzte zur Wende an und zerstörte damit unsere Hoffnung, dass wir nur "kleine Fische" für ihn waren, die er ignorieren würde. Die Erinnerung an die Schmerzen die er an diesem Ort hatte erleiden müssen, schien sich durch die Inkarnationen hindurch erhalten zu haben, zumindest sofern man das an seinem Verhalten ablesen konnte.

Nun, wir waren immerhin dem sicheren Tod durch den Dämon entgangen. wie schlimm konnte es also jetzt noch werden?

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« Letzte Änderung: 10. Juni 2011, 17:17:25 von Amurayi »
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« Antwort #87 am: 20. Juli 2011, 20:27:09 »
Auf offener See

Der Kampf gegen eine gigantische und legendäre Kreatur wird in vielen Geschichtsbüchern nur sehr kurz beschrieben. Meistens findet sich ein Satz wie "Mysingur Eyvinur besiegte den Leviathan und wurde König der Nordmänner!"

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In diesen Geschichtsbüchern steht wenig davon, wie mühsam es war, oder ob der Held Hilfe bei seiner Tat hatte. Schließlich geht es späteren Generationen ja nicht um den Heldenmut einer Bardin, die den verletzten Thronanwärter aus dem Bauch der Bestie holte. Es wird auch nie über unappetittliche Details geschrieben. Wann liest man je einen Satz wie "Mysingur wurde verschluckt und wühlte sich durch die schleimigen Gedärme des Leviathans, spuckte und würgte dessen Magensäure, während er - halb blind - mit seiner Axt auf die Magenwand einhieb." ? Gerne werden auch die gefallenen Gefährten ausgelassen - den Nachkommen der Nordmänner werden Piraten wie der "Rote Bill" dann unbekannt bleiben, auch wenn sie an Mysingurs Seite vom Leviatan getötet wurden. Und ebenfalls unterschlagen würde wohl auch, dass der Held gar keine andere Wahl hatte als zu kämpfen - weil beispielsweise das Monster einfach schneller war als er. Der Versuch einer göttlichen Walinkarnation davonzuschwimmen ist schließlich auch in der Realität genauso aussichtlos wie es in der Beschreibung klingt.

Nun, so sind Geschichtsbücher und manche Tagebücher sind nicht besser: Mysingur besiegte also den Leviatan und wurde somit König der Nordmänner.

Nach dem Kampf waren wir ziemlich erledigt. Seit wir die Galgenkrähe verlassen hatten, hatten wir mehrere Kämpfe bestanden und Verletzungen hingenommen. Selbst Garibald jammerte nicht mehr, was ein sicheres Zeichen war, dass es ihm wirklich übel ging.

Der Zauber, der meine Gefährten Wasser atmen ließ, würde nicht mehr lange halten und daher wollten wir so schnell wie möglich zum Schiff zurückkehren. Doch als wir nach oben zur Wasseroberfläche blickten, bemerkten wir ein seltsames hellblaues Leuchten über uns. Aber den Rumpf der Galgenkrähe sahen wir nicht mehr. Am charakteristischen Flackern und Leuchten konnten Kalliope und ich erkennen, dass es sich um Zauberpeststurm handeln musste, der über uns wütete!

Die Zauberpest, die vor hundert Jahren die alte Ordnung der Magie zerstört hatte, war hochgefährlich: Man sagte, wer sich in die betroffenen Gebiete wage, der würde schrecklich verändert daraus hervortreten. Immer wieder traf man Leute, die Narben dieser Pest davongetragen hatten - und die haarsträubendsten Dinge erzählten. Es war vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass sich die Galgenkrähe in Sicherheit gebracht hatte.

Wir konnten also nicht auftauchen! Kalliope, Garibald und Torin waren somit auf ein erneutes Wasseratmungsritual angewiesen. Isarius hingegen hatte einen magischen Ring und Mysingur hatte ja die Statue, die ihm erlaubte unter Wasser zu atmen. Unter großzügiger Verwendung von Residuum und mit einem improvisierten Ritualkreis aus magischen Lichtern und Sonnenzeptern verlängerte ich den Wasseratumungszauber, was hier im Element selbst natürlich auch sehr gut gelang. Für einen Tag und eine Nacht war die Wirkung nun wieder sichergestellt.

Wie immer diese Zone der Zauberpest aufgetaucht war - wenn sie sich so verhielt wie die anderen bekannten Zonen -, war nicht damit zu rechnen, dass sie so bald wieder verschwand. Wir mussten also irgendwie an die Oberfläche kommen und die Galgenkrähe finden.

Es stellte sich die Frage, warum diese Zone hier nun entstanden war: War es immer noch Umberlees Zorn? Was hatten wir getan, dass sie uns so strafte? War die Bergung der Statue doch nicht in ihrem Interesse? Je genauer ich darüber nachdachte desto einleuchtender erschien mir dieser Erklärung! Als wir unsere Pläne umsetzen wollten die Statue zu finden, hatte das Unheil begonnen - und nun wurden wir erneut bestraft. Wir mussten dringend unsere Pläne überdenken!

Da wir davon ausgingen, dass die Galgenkrähe bei ihrer sicherlich hastigen Flucht mit dem Wind gesegelt war, wollten wir in diese Richtung schwimmen. So brüchig diese Schlussfolgerung bereits ist, waren wir uns darüberhinaus noch über die Himmelsrichtungen uneins - wir konnten ja nicht auftauchen, um nach dem Stand der Sonne zu schauen. Also schwammen wir in die Richtung, von der die Mehrheit unserer Leute meinte, dass sie richtig sei. Als wir nach zwei Stunden endlich sicher auftauchen konnten, hatten wir uns dann erwartungsgemäß vollkommen verirrt. Kein Land oder Schiff in Sicht - nichts als offenes Meer. Selbst das Leuchten der Zauberpest war so weit weg, dass man es nicht mehr sehen konnte.



Als Wassergenasi neige ich auf dem Meer nicht zur Panik - ertrinken konnte ich schließlich nicht. In dieser Situation war jedoch der Mangel an Süßwasser das größere Problem - ganz zu schweigen von dem Fluch, der unsere Abwesenheit von der Galgenkrähe bald schwer bestrafen würde. Dank der Amulette, die ich aus dem Holz der Galgenkrähe gefertigt hatte, waren jetzt noch keine Auswirkungen zu sehen. Aber wenn wir das Schiff nicht bald fanden würde es uns übel ergehen.

Sowohl Kalliope als auch ich hatten ein kleines magisches Schild in unserem Gepäck, welches stets auf der Wasseroberfläche schwamm, wenn man die Magie einsetzte. Diese vergleichweise preiswerte magische Schwimmhilfe war unter Seeleuten die es sich leisten konnten ein beliebtes "Taschenrettungsboot". Die Investition machte sich nun bezahlt. Hier an der Oberfläche konnte ich nun auch ein weiteres Ritual durchführen, welches eine kleine schwebende Scheibe erschaffte, auf der Garibald sogar liegen konnte und die uns nun ebenfalls als notdürftiges Rettungsboot diente.

Erschöpft wie wir waren, lagerten wir die Rucksäcke und Garibald auf die Scheibe, schnallten uns die Schilde an und banden uns mit Seilen aneinander, um nicht abzutreiben. Garibald lag mit dem Gepäck auf der Scheibe, wie ein Drache auf seinem Hort. Bei meinen Kameraden tat nun die Erschöpfung ihr Werk. Mysingur und Isarius hingen Seit' an Seit' halb auf dem Schild, die Köpfe gegeneinandergelehnt und dösten ein. Torin hängte sich an Kalliopes Schild und war ebenfalls schnell eingeschlafen. Im Gegensatz zu meinen Kameraden war mir das schlafen im Wasser nicht ungewohnt, auch wenn ich gerade einiges für meine Hängematte gegeben hätte.

So aber band ich mir ein Seil um den Knöchel und ließ mich unter Wasser schwerelos treiben. Ich schloss die Augen, während das Wasser warm und ruhig durch meine Kiemen strömte und war nun sehr entspannt. Ich hatte schon fast vergessen wie schön es war unter Wasser zu schlafen, die Ruhe und das langsame Schwappen des Meeres zu genießen. Und so fiel ich schnell in einen tiefen traumlosen Schlaf.
« Letzte Änderung: 15. August 2011, 18:44:16 von Amurayi »
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Mamol

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« Antwort #88 am: 03. März 2012, 20:33:46 »
Mehr! Bitte!

HousesAndHumans

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« Antwort #89 am: 05. Juli 2020, 13:12:58 »
ja, wäre schön zu erfahren, wie es weiter ging...

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