Autor Thema: [Shadowrun] Das Problem mit der Matrix  (Gelesen 4891 mal)

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Calivar

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« am: 22. Februar 2010, 17:58:24 »
Hallo,

Shadowrun ist so zu sagen der Beginn meines Rollenspieler-Lebens gewesen. Mit 14 haben wir über 4 Jahre ca. 1x die Woche einen halben Tag im Schattenreich gelebt und fieberten jedem neuen Termin entgegen (hach, das waren tolle Zeiten *seufz*.. :oops:).

Was mich damals als Spieler schon störte und nun heute beim Lesen der 4e Regeln um so mehr stört ist die Matrix. Die gehört selbstverständlich zu Shadowrun wie Tore zum Fußball. Trotzdem ist Sie für das eigentliche Spiel in meinen Augen kontraproduktiv.

Zum einen nervt es immer, wenn der Decker plötzlich den Matrix-Run als Solositzung abhandelt (da hat die 4e Edition schon Verbesserungen gebracht...) zum anderen ergeben sich für mein Dafürhalten sehr viele Probleme in Sachen Logik und Dimension.

1. muss man als Spielleiter in meinen Augen sehr viel Spezialkenntnisse haben um mit der Matrix umgehen zu können (was ist möglich, wo sind die Grenzen, wie kann man Bereiche "Runner" sicher machen ohne das es absurd wird etc.).

2. Wenn der Spieler des Deckers besonders clever ist, kann er so ziemlich alles machen was er will. Großbanken plündern, Chaos stiften ohne Ende. Alle Karten, Infos etc. in sekundenbruchteilen besorgen... Natürlich kann man immer und überall gemeine IC platzieren und Polizei und Con-Decker...aber das ist nicht realistisch und damit total blöd.

Ein solcher clever gespielter Decker dominiert damit eigentlich das ganze Spiel.

Grundsätzlich wäre in meinen Augen Shadowrun dann besser, wenn Decker keine Spielerklasse wären und der Spielleiter somit frei bestimmen kann (ohne das Spiel damit groß zu unterbrechen) was geht, was nicht geht und welche Infos die Spieler wirklich bekommen können.

Wie seht Ihr diesen Punkt?

Arne

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #1 am: 22. Februar 2010, 18:19:00 »
In SR und Cyberpunk habe ich in den Runden, in denen ich gespielt/geleitet habe, noch keine Decker erlebt, weil sie aus den genannten und offensichtlichen Gründen nicht zugelassen worden waren, oder von den Spielern freiwillig nicht gespielt wurden... (Allerdings nur CP2020 und SR3).

Edit:
Damit wollte ich sagen: Wir (alle mit denen ich bisher gespielt habe, zumindest soweit ich das weiß) sehen das im Prinzip genauso. Ist ein  Spieler in der Matrix unterwegs gucken alle anderen nur zu... Ist zwar bei Magiern auch so, hält sich da aber noch etwas mehr in Grenzen, anchdem was ich erlebt habe.
« Letzte Änderung: 22. Februar 2010, 18:20:53 von Arne »

Kilamar

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #2 am: 22. Februar 2010, 22:12:16 »
Zum einen nervt es immer, wenn der Decker plötzlich den Matrix-Run als Solositzung abhandelt (da hat die 4e Edition schon Verbesserungen gebracht...) zum anderen ergeben sich für mein Dafürhalten sehr viele Probleme in Sachen Logik und Dimension.
Zustimmung
1. muss man als Spielleiter in meinen Augen sehr viel Spezialkenntnisse haben um mit der Matrix umgehen zu können (was ist möglich, wo sind die Grenzen, wie kann man Bereiche "Runner" sicher machen ohne das es absurd wird etc.).
Zustimmung.
2. Wenn der Spieler des Deckers besonders clever ist, kann er so ziemlich alles machen was er will. Großbanken plündern, Chaos stiften ohne Ende. Alle Karten, Infos etc. in sekundenbruchteilen besorgen... Natürlich kann man immer und überall gemeine IC platzieren und Polizei und Con-Decker...aber das ist nicht realistisch und damit total blöd.

Ein solcher clever gespielter Decker dominiert damit eigentlich das ganze Spiel.
Nein, das kann man relativ leicht beliebig schwer machen, wobei das wieder sehr frustrierend für den Spieler und damit ein Grund ist von dieser Charakterausrichtung Abstand zu nehmen.
Grundsätzlich wäre in meinen Augen Shadowrun dann besser, wenn Decker keine Spielerklasse wären und der Spielleiter somit frei bestimmen kann (ohne das Spiel damit groß zu unterbrechen) was geht, was nicht geht und welche Infos die Spieler wirklich bekommen können.
Bei uns waren Decker in der Regel immer NSC.
Der einzige aktive Decker bei uns war eher sowas wie eich Sicherheitsexperte, der uns bei der Vorbereitung der Runs geholfen hat, Informationen besorgte, verschlüsselte Dateien knackte oder physisch an den Schwachpunkt eines Systems gebracht wurde, um von dprt mit Leichtigkeit an die gesuchten Informationen zu kommen. Klassische Matrix Runs hat der nie gemacht.

Kilamar

Calivar

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #3 am: 23. Februar 2010, 09:00:40 »
Hmm, immerhin schon mal 3-0 für die "Decker-nur-als-NSC"-Fraktion! :)

Scheine mit der Auffassung also nicht alleine zu sein. Meine DnD Runde habe ich vor knapp zwei Jahren mal für Shadowrun begeistert und viel Wirbel gemacht, so dass wir kurz darauf mit einem Abenteuer gestartet waren (Setting Hamburg - unsere Heimatstadt :wink:). Leider habe ich es dann nicht mehr geschafft aufgrund meines berufsbegleitenden Studiums dafür genug Zeit zu finden, so dass wir nach nur einem Spielabend die Sache haben einschlafen lassen...

Ich werde mich mal wieder mit den Unterlagen beschäftigen und vielleicht kommt ja der Schwung zurück.
Damals hatten wir die Decker-Frage auch mittels NSC gelöst und die Gruppe bestand aus Magier, Ki-Adept und Street-Sam.

Ich merke, dass ich wieder "heiß" laufe!!! :D

Thanee

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #4 am: 23. Februar 2010, 09:44:41 »
Ich hab eigentlich noch nie Probleme mit Deckern (heutzutage Hackern) als Spielercharakter gehabt. In SR2/3 war das Solo-Spiel schonmal so eine Sache, aber das muss man eben entweder gering halten oder aber so einbauen, dass es wirklich parallel ablaufen kann. Und wenn das eben nicht geht, dann sollte man es nicht zu umfangreich gestalten (ggfs. alles in einem Wurf abhandeln... Datensuche z.B.).

Was aber auf jeden Fall stimmt, ist, dass es für den Spielleiter sehr, sehr schwer ist, da den richtigen Mittelweg zwischen "zu leicht" und "zu schwer" zu finden. Wobei das noch eines der geringeren Probleme eines SR-SLs ist. Viel schwieriger finde ich es z.B., dass man einen gesunden Mittelweg zwischen der Allmacht der Konzerne und der Existenz und den Aktivitäten von Shadowrunnern findet. Schließlich ist es eigentlich nicht wirklich schwierig, die aufzuspüren und auszumerzen, wenn man mal darüber nachdenkt. Und es ist auch nicht weiter schwierig alles so sicher zu machen, dass niemand da jemals drankommen wird, der nicht über vergleichbare Resourcen verfügt.

Aber das wäre halt langweilig. ;)

Bye
Thanee

Santa

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #5 am: 23. Februar 2010, 12:53:00 »
Ich hab in SR 3 mal einen Decker gespielt und wir hatten ab und zu auch Matrix-Action, die allerdings sehr kurz gehalten wurden, um die anderen SPieler nicht zu langweilen. Das hat so weit auch ganz gut geklappt, war aber allen Parteien zu langweilig. Die anderen Spieler sitzen nur rum, der SL macht sich extra Arbeit wovon dann nur ein Spieler auch etwas hat und der Decker (zumindest war es bei mir so) kommt sich bei den ganzen Ausgaben etc. "verarscht" vor, wenn sein Hauptpart gerade einmal einen Bruchteil des Abends einnimmt, Kämpfe (worauf die anderen eher konzentriert waren) allerdings weitaus häufiger durchgeführt werden. Das gleiche Problem hatten wir mit Magiern und teils Riggern, die irgendwas längere Zeit aufklären. Irgendwann haben wir die Sachen (langes Erkunden mit Sonden, lange astrale Ausflüge und das Decker-Zeugs) dann einfach rausgelassen bzw. schnell ausgewürfelt oder NPCs dafür verwendet ohne lange Ausspielen und ich denke das war die beste Entscheidung, jedenfalls in unserer Runde mit unserem Spielstil.
« Letzte Änderung: 23. Februar 2010, 13:17:01 von Santa »

Grumpf

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #6 am: 23. Februar 2010, 13:19:07 »

Für einen Einbruch in eine Stufe dreifach Rot System wird immer eine Team von Decker nehmen aus verschiedene Spezialisten.
Deswegen hat man zwei Charakter ein Decker und einen normalen Shadowrunner

Darastin

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #7 am: 23. Februar 2010, 15:33:23 »
Und es ist auch nicht weiter schwierig alles so sicher zu machen, dass niemand da jemals drankommen wird, der nicht über vergleichbare Resourcen verfügt.
Zumindest das läßt sich vor SR4 ganz einfach erklären:

Konzerne wollen Profit. Wenn auch nur irgendwo ein Cent weniger verdient wird als potentiell maximal möglich wird das schon als Verlust angesehen. Nun komen da Ausgaben für Sicherheit. Der ganze Kram kostet ordentlich Geld, das dann die Jahresbillanz nach unten zieht, aber man kann dieser Investition keinen greif- oder gar quantifizierbaren Gewinn gegenüberstellen. Also kommt der neue Schlipsträger (Marke: jung, dynamisch, erfolgreich aber mit ohne Ahnung) an und muß sein Soll an Einsparung, Optimierung und anderen Gewinnsteigerungen durchdrücken. Und am Besten gleich noch was dazulegen um einen dicken Bonus zu kassieren. Der sieht die ganzen Ausgaben bzw. Konstenvoranschläge und sagt: "Ja aber brauchen wir das denn wirklich alles? Geht das nicht auch billiger?" Und dann gibts für 99% des Firmengeländes eben nur normale Keycards statt aufwändigen Biometriescannern als Zugangskontrollsystem. Hinzu kommt, daß gerade sehr gute Sicherheitskonzepte schnell unnütz wirken - "es ist ja nie was schlimmes passiert". Daß das Sicherheitskonzept viele Angriffe schon in Voraus vereitelt hat (allein schon der Abschreckungseffekt) kann man nicht nachweisen.

Bei SR4 gibts nur leider das Problem, daß viele Sicherheitssysteme spottbillig sind. Da kann man Stufe 6 SIN-Checker als Stempeluhr und Standard-Zugangskontrollsystem einsetzen ohne übermäßig viel Kohle dafür zu blechen.

Bis bald;
Darastin
Darastins Grundregeln des Rollenspiels:
1. Sei kein Arschloch!  2. Spiele nicht mit Idioten!  3. Redet miteinander!

Windjammer

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #8 am: 23. Februar 2010, 19:12:22 »
Hallo, ein RPG-Freelancer namens von Frank Trollman, der früher mal für Shadowrun 4 Supplements geschrieben hat*, hat seine Hausregeln für die 4. Edition hier ins Netz gestellt:

http://www.tgdmb.com/viewtopic.php?t=48836

Hauptthema ist die Matrix.

* Siehe Autorenauflistung hier.
« Letzte Änderung: 23. Februar 2010, 19:25:03 von Windjammer »
A blind man may be very pitturesque; but it takes two eyes to see the picture. - Chesterton

Thanee

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #9 am: 24. Februar 2010, 13:41:38 »
Zumindest das läßt sich vor SR4 ganz einfach erklären: ...

Absolut!

Ich sag ja auch nur, dass das eben ein "Fehler" (ich sehe es zumindest als Fehler) ist, denn SR-SLs gerne mal begehen...

Man muss bei SR sozusagen einen guten Mittelweg zwischen Realismus und Spielbarkeit finden.

Bye
Thanee

Darastin

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #10 am: 24. Februar 2010, 14:13:22 »
Absolut!

Ich sag ja auch nur, dass das eben ein "Fehler" (ich sehe es zumindest als Fehler) ist, denn SR-SLs gerne mal begehen...

Man muss bei SR sozusagen einen guten Mittelweg zwischen Realismus und Spielbarkeit finden.
Auf jeden Fall.

Begünstigt wird der Fehler allerdings dadurch, daß Runner ja für gewöhnlich nicht in die Besenkammer eindringen sondern in "interessantere" Bereiche, die "natürlich besser" gesichert sein sollten. Aber auch Hochsicherheitsbereiche werden üblicherweise nicht mit den theoretischen maximum geschützt. Abgesehen davon kann man auch solche Sicherungen umgehen. In die Personalabteilung eindringen, Mitarbeiter-Datenbank hacken und sich die nötigen Credentials für den Sicherheitsbereich verschaffen ist meistens einfacher als ein direkter Angriff auf den Sicherheitsbereich selbst.

Ein IMHO viel häufigerer SL-Fehler ist aber...
Die ShadowRun-Loot-Phobie (Anzeigen)

Bis bald;
Darastin
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Thanee

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #11 am: 24. Februar 2010, 15:04:10 »
Ich bin ja im Übrigen der Ansicht, dass der Standard bei Shadowrunnern sein sollte, dass sie Up Front zu 100% bezahlt werden und im Anschluss höchstens noch einen Bonus erhalten, wenn Sekundärziele erfüllt wurden.

Einzig, wenn es darum geht, etwas Wertvolles an den Auftraggeber zu übergeben, könnte ein signifikanter Bestandteil der Bezahlung bis zu diesem Zeitpunkt zurückgehalten werden.

Das hat sich aber irgendwie eingebürgert und wird meist andersrum gehandhabt, was ich irgendwie unverständlich finde...

Bye
Thanee

Darastin

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #12 am: 24. Februar 2010, 15:28:05 »
Ich nicht - wer bezahlt schon gerne Schwerverbrecher im Voraus?

Bis bald;
Darastin
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Santa

  • Mitglied
[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #13 am: 24. Februar 2010, 22:41:19 »
Eine Hälfte sofort, die andere bei Lieferung! Bei unserem SL musste man immer damit rechnen, dass einen der Auftraggeber über den Tisch zieht und so konnte man wenigstens die Unkosten wieder reinholen.

Darastin

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[Shadowrun] Das Problem mit der Matrix
« Antwort #14 am: 27. Februar 2010, 15:37:37 »
Eine teilweise Vorauszahlung ist durchaus denkbar (manche Jobs erfordern ja auch einige Investitionen in Bestechungsgelder, spezielle Ausrüstung und so weiter). Aber alles im Voraus? An anonyme Berifsverbrecher? Welcher Johnson wäre denn so blöd?

Bis bald;
Darastin
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