Da wird Eigeninitiative gefördert, solange du deine Klausur bestehst, isses egal ob du in den Vorlesungen warst oder woher du dein wissen hast. Hauptsache du hast es.
Das ist für "freiwillige" Schulen auch richtig so, denn da wird Eigenmotivation vorausgesetzt. Bei Grundbildung und zu einem gewissen Teil in der Berufsbildung sieht das aber anders aus, denn dort ist die Schule nicht das Ziel, sondern eine Pflicht und oft eine unfreiwillige.
Vielleicht ist auch das der Denkfehler (der möglicherweise daher rührt, dass früher Azubis mit 15 oder 16 Jahren anfingen und heute zumindest in meiner Klasse eher mit 17 oder 20), wie Speren schon richtig anmerkte bin ich freiwillig dort und das trifft auf 50-70% der Klasse zu, die allesamt nicht schulpflichtig sind. Das scheint aber "im System" noch nicht angekommen und das merke ich an allen möglichen Ecken, nicht nur im Unterricht, sondern auch in Verwaltungsangelegenheiten etc.
Vielleicht bin ich da auch hier und da einfach "falsch" (nämlich anders) sozialisiert worden, der in der Sekundarstufe 2 (alias "Oberstufe") durfte und musste ich viel selbst tun, erarbeiten da hieß es in Mathe eben "letztes Quartal haben wir gelernt wie man einen Beweis führt, nun beweisen Sie XYZ" heute heißt es eher "Letzte Woche habt ihr gelernt wie man eine Formel umstellt, löst bitte folgende Übungsaufgaben, ich möchte sehen ob Ihr eure Taschenrechner bedienen könnt." (leicht paraphrasiert). In Geistes- und Gesellschaftwissenschaften gab es oft die von Speren genannten Zusammenfassungen, in Deutsch Interpretationen (oder in Sek1 Argumentationen).
Und um noch ein ein wenig selbstständigeres Beispiel zu bringen durften wir in Geistes- wie Naturwissenschaften zuweilen auch mal Sachverhalte selbst ermitteln (daheim mit allen Mitteln, in der Schule mit Büchern oder Versuchen).
Nachtrag aufgrund von Sols Beitrag (der eben noch nicht da war): Ja, aber ich behaupte, dass mir das zumindest teilweise beigebracht wurde. Ich fürchte nun fast dass das mein Problem ist
Der letzte Satz bringt mich auf noch einen Umstand: Die Schule die ich besuche hat
keine Biblothek noch einen Lern- oder Aufenthaltsraum. Zwei Dinge die für mich früher zur Schule gehörten wie Treppensteigen und anklopfen bevor man 'rein geht.
In den gleichen Kontext gehört auch, dass ich in der Schule nicht mehr kopieren kann. Auf meiner allgemeinbildenden Schule konnte man einen Kopier-Chip für 50 Mark (+50 Pfand) erwerben und mit dem dann insgesamt 5000 Kopien machen ich kam mit 1x aufladen über 1,5 Schuljahre.
Auf der Schule, die ich jetzt besuche habe ich das System nichtmal ganz verstanden (ich glaube man bekommt eine Zugangs-Karte zum Kopierraum oder so ähnlich), aber mir wurde klar gemacht, dass Schüler nicht kopieren können (also dass das einfach nicht möglich ist) und ich möge mich an Lehrkräfte wenden, wenn ich etwas kopiert benötige.
Das hab ich neulich auch gemacht (ich wollte Teile des Klassenbuchs kopieren) und wurde mir verwehrt... naja war ja auch nicht der Lehrer, der mir das empfohlen hatte
Eigeninitiative setzt aber nicht nur Motivation sondern auch eine gewisse Kompetenz in genau den Disziplinen voraus, welche eben gerade in das Basisbildung vernachlässigt werden.
Wie gesagt halte ich Motivation im Prinzip nicht für das Problem (keine Schulpflicht für die meisten). Die Kompetenzen müsste man dann ggf. lehren. Dazu hat die Schule derzeit 16 Schulstunden (á 45 Minuten) Zeit, aber ich bleibe auch gerne 10 oder 12 am Tag (dann aber bitte mit Mittagspause).
Wie weit die benannten Kompetenzen bei mir ausgeprägt sind wage ich mangels Vergleich nicht zu beurteilen, aber ich kann ohne Wikipedia (obwohl es meistens der Startpunkt einer Recherche ist).
Vielleicht wäre es auch eine nette Idee die Klasse einfach zu teilen in Selbstrecherchierende und Frontalgelehrte, alles was man bräuchte wäre ein Raum (und Bücher oder Computer darin). Das Ganze im Wechselspiel, denn ich will ehrlich gesagt beides und vieles wäre imho besser:
Selbstständiges Lernen, kleinere Klasse etc. pp.
Ich werde das mal vorschlagen.
Aber ich betone nochmal: Die meisten Probleme entspringen dem System, nicht dem Lehrkörper.
Und nun noch ein paar übereinstimmende Meinungen mit Speren:
Ich rede darüber gar nicht mehr. Am Anfang eines Schuljahres weise ich auf die Konsequenzen hin, danach wird nur noch gehandelt. Eintragen, Spruch von der Seite, Anruf im Betrieb, Hinweis am Ausbildersprechtag. Fertig.
Sehr gut! Das fördert nämlich ggf. die angesprochene Selbstständigkeit (hier: Verantwortlichkeit)
Frage mich, wie das zur meist gestellten Schülerfrage aller Zeiten passt:
Können Sie das nicht einfach kopieren, ich lerne es dann auswendig!
Ich bevorzuge Kopien vor Abschreiben oder Diktaten (obwohl der Lerneffekt bekanntermaßen bei letzteren besser ist). Noch mehr bevorzuge ich den Dialog zu dem ich meine schriftlichen Unterlagen selbst nach eigenem Ermessen erstelle. Auswendig lernen ist nicht so mein Ding
Will sagen: Ja ich stimme mit dir überein, Schüler (ich) fordern Kopien vor anderen (ggf. sinnvolleren) Methoden. Faulheit ist eindeutig der Grund dafür (außerdem geht's schneller).
Was bin ich froh, dass es keinen Ein-Drittel-Erlass mehr gibt.
Vollkommene Zustimmung, das führte nur dazu dass die Anforderungen noch niedriger wurden. Gabs das in Berufsbildenden Schulen auch? *schauder*
Im Prinzip keine schlechte Idee wie ich finde, aber nicht praxistauglich.
@Bezahlung nach Leistung: Das wünsche ich keinem Arbeitnehmer. Davon ab hat es viel zu großes negatives Potential, von Lehrern die den Stoff massiv kürzen, weil sie selber bestimmen dürfen was "bestanden" bedeutet bishin zu Lehrern, die 80h-Wochen kloppen, weil sie neben der Unterrichtsvorbereitung, Klausurkorrektur, Konferenzen, freiwilligen Tätigkeiten und hastenichtgesehen nun auch noch ihren eigenen Schülern Nachhilfe geben.
Wenn man die Leistung anders misst als an "% bestanden" können wir drüber reden