Autor Thema: Das Leben der Maren K.  (Gelesen 2462 mal)

Beschreibung: Unser SL hat wohl viel von "Die Elfen" geklaut...

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Paladina

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Das Leben der Maren K.
« am: 24. Februar 2010, 18:40:06 »
Dungeons & Dragons: Das Leben der Maren K.

Wie alles begann

Es war ein sonniger Herbsttag im Fjordland. Der Wind rauschte leise in den buntgefärbten Blättern der Bäume und über die Berge zogen weiße, flockige Wolken. In der Hauptstadt herrschte reges Treiben. In den unzähligen Gassen und auf den Märkten redeten und feilschten die Menschen miteinander, und auf der Tribüne vor dem Königshaus stand der Herold und verkündete die neuesten Urteile.
In einem der vielen Häuser, die sich in der Nähe des Königshauses befanden, saß Maren Eriksson und band sich gerade die langen dunkelbraunen Haare zu einem strengen Zopf zusammen.  Das musste sein, wenn sie trainierte, denn nichts war nervender als verschwitzte Strähnen im Gesicht kleben zu haben, während man kämpfte. Eben war sie noch im Tempel gewesen und hatte ihr Mittagsgebet gesprochen. Nun lag die lange Klerikerrobe über der Stuhllehne, stattdessen trug Maren eine beschlagene Rüstung, das mit dem Emblem ihres Gottes, Luth, versehen war. Ob Frederic sie wohl heute wieder herausfordern würde? Bestimmt, das tat er jeden Tag. In der Tat wurde er ihr langsam lästig, denn sie machte ihn immer wieder aufs Neue fertig. Doch Frederic schien nicht zu begreifen, dass sie einfach zu stark für ihn war. Oder er wollte es nicht glauben. Maren seufzte. Seit er auch in ihrer Ordensklasse war, hatte sie ihn täglich am Hals. Seit ganzen drei Monaten. Leider musste sie die Herausforderungen von ihm jedes Mal annehmen, da er von ihr lernen sollte. Ausgerechnet von ihr, der eigenbrötlerischsten Klerikerin im ganzen Orden. Diesen Ruf hatte sie sich selbst erarbeitet, mit ihrer kurz angebundenen Art. Sie galt als forsch und seltsam, doch sie gehörte zu den besten Klerikern im Tempel. Über diese Darstellung ihrer selbst musste sie grinsen. Sie konnte auch ganz umgänglich sein, nur wussten das die wenigsten.
Maren griff gerade nach ihrem Schwert, als die Hörner erschallten.
Eine Einberufung aller Kriegeroberhäupte der Stadt? Das kam selten vor. Sie steckte das Schwert ihn die Scheide, ging nach draußen und marschierte los. Doch kaum hatte sie ein paar Schritte gemacht, trat jemand von hinten neben sie. Es war Ulric, der erste Paladin des Königs. Sie war schon auf einigen Missionen mit ihm gewesen, und er war ein recht angenehmer Gefährte.
„Sei gegrüßt.“
Sie nickte ihm zu. „Du bist auf dem Weg zum Palast, nehme ich an.“
„Ja.“ Er sah sie von der Seite her an. „Und du?“
„Eigentlich muss ich zum Übungsplatz...“ Sie verzog das Gesicht. „Ein Kerl namens Frederic macht mir da allerdings das Leben schwer – der typische Möchtegernkrieger.“
„Mein Beileid,“ sagte Ulric. „So etwas kenne ich zur Genüge.“ Er wusste, wovon er sprach. Er musste schließlich wie sie neue Kämpfer ausbilden – nur trainierte er Paladinanwärter, keine Kleriker.
„Nun gut.“ Sie blieb an einer Seitengasse stehen. „Ich muss hier entlang. Wir sehen uns später. Möge Luth mit dir sein.“
„Und mit dir,“ erwiderte er freundlich. Dann trennten sie sich. Nachdenklich machte Maren sich auf dem Übungsplatz warm. Später kämpfte sie nicht sehr konzentriert, und Frederic gelang es diesmal fast, sie zu schlagen. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab; was konnte so bedeutend sein, dass es einer spontanen Vollversammlung der Oberhäupter bedurfte?

         *   *   *   *   *   *   *

Am nächsten Morgen wachte Maren auf, weil jemand an ihre Tür hämmerte. Wer konnte das sein? Sie stand für Klerikerverhältnisse schon früh genug auf; wer schaffte es da noch, sie zu unterbieten?
„Einen Moment bitte!“ rief sie; und es hörte auf zu klopfen. Schnell zog Maren sich ihre Robe über, band sich den Zopf neu zusammen (diesmal nur locker) und öffnete die Tür.
„Guten Morgen!“ Ein ihr wohlbekannter, schwarzhaariger Paladin verbeugte sich leicht vor ihr.
Verwundert fragte sie: „Was führt dich so früh zu mir?“
Ulric sah sie einen Moment an, bevor er zu sprechen begann: „Ich bin hier, um dich zur Versammlung zu holen.“
„Zur Versammlung? Um diese Urzeit? Bei Luth, wer ist auf diese Idee gekommen?“
„Ich.“ Er grinste leicht. „Es wird dich interessieren, glaub mir. Auch wenn wir alle schon etwas müde aussehen.“
Maren kniff die Augen zusammen. „Habt ihr etwa die Nacht durchberaten?“
„Ja.“
„Das musst du mir genauer erklären – was erwartet mich im Palast?“
„Bist du denn soweit fertig? Ich erkläre es dir auf dem Weg.“
„Ich bin bereit.“ Sie schloss die Tür hinter sich. „Also, was gibt es?“
Ulric stützte die Hand auf seinen Schwertknauf, während er neben ihr herlief. „Gestern haben wir exotischen Besuch bekommen. Hohe Gäste aus Albenmark.“
Maren runzelte die Stirn.
„Was wollen denn die Elfen von uns?“ Das edle, magische Hochvolk der Elfen lebte in Albenmark – und nur wenige Menschen hatten es bisher gesehen, weil es hinter den für Menschen erreichbaren Grenzen lag. Jenseits der Menschenwelt.
„Verstärkung. Ganz schlicht und einfach Verstärkung. Im Kampf.“
„Wie könnten wir ihnen denn helfen? Sie sind doch tausendmal geschickter, stärker und weiser als wir,“ meinte Maren ungläubig. Wenn es etwas außer ihrem Gott gab, dass sie bewunderte – die Elfen waren es.
„Anscheinend hängt es von uns ab, ob sie gewinnen. Emerelle hat zwei Botschafter und einen kleinen Trupp Schwertkämpfer geschickt, die uns die derzeitige Situation in Albenmark erklärt haben.“
„Die da wäre?“
„Die Trolle haben eine Offensive gegen die Elfen gestartet – sie wollen ihr Land zurück. Es handelt sich hierbei um ein besonderes Stück Land – einen Vulkan. Die Elfen haben ihn vor langer Zeit erobert, und...heute ist dort eine strategisch wichtige Hochburg Albenmarks. Dummerweise scheint der Vulkan für die Trolle ein heiliger Ort gewesen zu sein.“
„...und nun wird die Festung belagert.“
„Noch nicht, aber bald. Emerelle braucht alle Krieger, die sie bekommen kann, um gegen die Übermacht der Trolle anzukommen. Ein Elf kommt auf ungefähr zwanzig Trolle, was an sich gar nicht das größte Problem ist, da die Elfen locker gegen diese ankommen. Es geht um die Zeitspanne, die ein Elf braucht, um erwachsen und kampffähig zu werden – es dauert nämlich über hundert Jahre, bis er diesen Zustand erreicht hat. Ein Troll hingegen braucht nur fünf Jahrzehnte, und dann ist er ein vollwertiger, muskelbepackter Krieger.“
„Das mag sein,“ erwiderte Maren. „Doch wir können nichts gegen diese Trolle ausrichten. Allein schon der Anblick dieser Kreaturen wird unsere Leute davonlaufen lassen, von einem ausgeglichenen Kampf ganz zu schweigen.“
„Aber-“ Ulric wollte etwas einwerfen, doch Maren ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Ganz abgesehen davon – wie viele Männer könnten wir überhaupt zur Verfügung stellen? Dreihundert? Vierhundert?“
„Fünfhundert.“
„Meinetwegen auch fünfhundert. Aber auch diese fünfhundert werden Emerelle nicht viel helfen können.“
„Wenn sie von jedem Volk fünfhundert kriegen könnte, wäre es gesichert. Wir Menschen werden nicht die einzigen sein, die sie um Hilfe bittet.“
„Achja? Welche Völker gibt es denn noch außer uns?“
„In Albenmark gibt es vieles, woran wir nicht glauben.“
„Dann wird sie die bestimmt schon rekrutiert haben – und wir sind die Letzten, die sie fragt.“
„Selbst wenn – es ist mehr als ein Abenteuer, das uns dort erwartet. Es ist ehrenhaft, und wenn wir zurückkehren, werden wir die Helden unseres Volkes sein.“  Ulric sprach aus vollem Herzen, man konnte spüren, wie ernst es ihm war.  „Und mit dem Segen von Luth,“ fuhr er fort, „wird uns nichts geschehen, das versichere ich dir.“
Ja, Luth würde zweifelsohne über sie wachen. Er gab ihr die Macht, zu heilen, er gab Ulric die Fähigkeit, das Böse zu spüren, ohne es zu sehen – es gab soviele Dinge, die ihr Gott ihnen gab. Doch sie hatte schon die mächtigsten Gotteskrieger fallen sehen. Auch wenn sie dann in Luths Hallen zusammen mit allen anderen Ehrenwürdigen speisten, Maren war sich nicht sicher, ob sie ihre Zeit hier auf Erden so leicht aufs Spiel setzen wollte, ganz zu schweigen von den Leben ihrer Männer.
Ulric legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Komm mit mir – denn ich soll mir meine besten Krieger suchen, die ich habe.“ Ohne eine Spur Verlegenheit sah er sie geradeheraus an – die direkt Art war typisch für ihn. Und eigentlich auch für die meisten anderen Paladine. Trotzdem: Sie fühlte sich zwar geschmeichelt, aber der Unwille in ihr war stärker:
„Ich weiß nicht, ob ich einer solchen Mission wirklich zusagen kann, wenn ich nicht bis zum letzten Winkel meines Herzens davon überzeugt bin.“
„Zweifle nicht. Ich glaube: Es ist unser Schicksal, in den Kampf gegen die Trolle zu ziehen – und zu siegen.“
„Ja...“ Eben das klang nicht sehr überzeugt, doch sie hatte keine Zeit mehr, mehr zu sagen, denn mittlerweile hatten sie den Eingang zur Königshalle erreicht. Die Wachen ließen sie ein, und Alphaldas begrüßte sie.
„Sei willkommen, Maren Klerikerin.“
„Euer Exzellenz.“ Sie verneigte sich vor ihm. „Ulric berichtete mir schon von den Geschehnissen, doch, wenn ihr es erlaubt – ich weiß nicht, womit ich euch genau dienen kann.“
Maren ließ gerne Vorsicht walten, was Gespräche mit dem König anging. Bei den Elfen hatte er eine hohe Redekunst erlernt, und so war es immer besser, erst nach Anweisungen zu fragen, als sich selbstbewusst vor ihm zu postieren und zu sagen: Hier bin ich, es kann losgehen.
„Ihr werdet mit Ulric und seinen Männern nach Albenmark ziehen.“
Marens Vermutung wurde hiermit bestätigt. Sie hatte wahrscheinlich keine andere Wahl gehabt, als in den Krieg zu ziehen...
„Ja, mein Herr.“
„Zusammen mit den fünfhundert Soldaten und unserem Besuch werdet ihr eine Reise durch den Albenstern unternehmen, um nach Albenmark zu gelangen.“
Eine Reise durch den Albenstern? Davon erzählte man sich in den Legenden, doch kaum einer hatte so etwas je miterlebt.
Nun, zumindest kann ich mich nicht über Langeweile während dieses Auftrags beklagen, dachte Maren sich.
„Übermorgen abend werdet ihr aufbrechen. Bis dahin ist es eure Aufgabe, eure Krieger zu sammeln, sie aufzuklären und vorzubereiten.“
„Verzeihung, aber...diesem Befehl kann ich nicht folgen, denn ich habe keine Bevollmächtigung, die Kleriker Luths zu rekrutieren, mein König,“ erwähnte sie vorsichtig. Alphaldas warf ihr nur einen undeutbaren Blick zu, dann sagte er: „Natürlich. Ihr sollt Ulric dabei helfen, seine Männer zu unterweisen – sofern er es euch denn aufträgt – und, und das hat die höhere Priorität – werdet ihr euch von einem der elfischen Schwertmeister unterrichten lassen, damit ihr wisst, was auf euch zukommt und wie ihr euch zu verhalten habt. Ihr sollt als gutes Beispiel vorausgehen – für die Krieger, die euch folgen werden.“
Maren lagen diverse Bemerkungen auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Stattdessen nickte sie lediglich.
Wie soll ich als gutes Beispiel vorangehen, wenn ich nicht an einen Sieg glaube? Was ist mit den Soldaten?  Kriegen sie keine Kampfeinweisung? Wenn es Leute in dieser Gruppe sind, die Ausbildung benötigen, dann sie, nicht ich.
„Und nun geh mit Ulric zum Übungplatz, er wird dich zu den Schwertmeistern bringen. Du bist hiermit von allen anderen Aktivitäten deines Ordens freisgestellt. Geh!“
„Sehr wohl.“ Erneut verneigte Maren sich, dann zog sie sich zusammen mit Ulric zurück.
Schweigend liefen sie zum Übungsplatz, obwohl es doch so viel zu sagen gab. Doch keiner wollte derjenige sein, der den anderen bedrängte. Also wandten sie sich schweigend den ihnen zugeteilten Schwertmeistern zu.

         *   *   *   *   *   *   *   

Erschöpft fiel Maren auf ihr Bett. Das war ein verdammt harter Tag gewesen. Logisch, ein Schwertkampf mit einem Elfen war nicht nur anstrengend für einen Menschen, er ging auch in fast allen Fällen schlecht für ihn aus. So auch bei ihr.
„Mein Name ist Galdor.“ Der Elf machte eine leichte Bewegung mit dem Kopf. „Bist du bereit?“
Maren, die erst einmal seinen Anblick verarbeiten musste, sagte nur schwach: „Ja.“
Alles an ihm war...ungewohnt. Seine teuer erscheinende, filigran gearbeitete Kleidung, seine Statur, seine spitzen Ohren, seine feinen Gesichtszüge, das lange, schimmernde Haar...Ihm gegenüber fühlte Maren sich klein, sehr hässlich und sehr, sehr unterlegen.
Das war ihr eine Nummer zu groß...aber jetzt gab es kein Zurück. Sie schluckte und umfasste den
Griff ihres Schwertes fester.
„Dann greif mich an.“
Hatte sie überhaupt eine Chance gegen ihn?
Ja, du hast, sagte sie sich in Gedanken. Zeig ihm nicht, wie verunsichert bist, indem du zögerst. Zeig ihm, was du draufhast – nur darauf kommt es an.
Sie fixierte den Elfen. Er rechnete wahrscheinlich mit einem Schlag gegen die Brust oder einen Arm, denn sie stand in der entsprechenden Angriffsposition. Das würde sie anders machen.
Maren tänzelte ein paar Schritte zur Seite, dann rannte sie in einem ungleichmäßigen Zick-Zack-Lauf auf ihn zu, hob das Schwert, den Blick abwechselnd auf den rechten, dann auf den linken Arm gerichtet, als ob das schon ihr Manöver wäre – und schlug nach seinem Bein.
Die Klinge sauste auf die Lederschiene zu, die es bedeckte, doch in letzter Sekunde schob sich eine glänzende Klinge zwischen sie und das Bein.
Galdor, der Elf, stand einen Moment unbeweglich da, dann entwaffnete er sie mit einer unglaublich schnellen Bewegung.
„Das war nicht schlecht,“ meinte er dann. „Du bist schnell und kämpfst mit Köpfchen. Einem ebenfalls klugen Krieger gelingt es nur schlecht, deinen Hieb abzuwehren.“
Maren lächelte.
„Doch bedenke: Du hast es hier mit einfach denkenden Trollen und anderen tumben Wesen zu tun. Sie hätten keine Zeit darauf verwettet, eine Defensivhaltung einzunehmen, sondern hätten dir einfach den Kopf abgeschlagen, so ungeschützt, wie du ihn vor meine Klinge gehalten hast.“
Einen Moment sann Maren dem Gesagten nach. „Ich verstehe.“ Sie nahm ihm ihr Schwert aus der Hand. „Ganz abgesehen davon, dass ihr zweifellos meinen Schlag hättet abwehren können,“ meinte sie mürrisch.
„Richtig. Aber deswegen bin ich ja hier – um dich die erweiterte Kampfkunst zu lehren, soweit es in der kurzen Zeit möglich ist.“
Maren antwortete nicht. Sie fragte sich mal wieder, was sie hier eigentlich tat und warum um Himmels Willen sie lernte, gegen einen Elfen zu kämpfen, wenn sie doch gegen Trolle antreten musste...



PS.: Ich hoffe, es hat euch nicht zu sehr gelangweilt, das Ganze wird noch spannender, muss bloß erstmal hinterherkommen mit schreiben. Und erinnern - das war die erste DnD-Runde mit diesem Charakter, und die war...Anfang 2009 :D
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

Negrim

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #1 am: 25. Februar 2010, 09:39:21 »
also ich finds gar nicht langweilig sondern richtig gut gelungen.   :thumbup:

Paladina

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #2 am: 25. Februar 2010, 11:59:16 »
Ui, das freut mich zu hören =)
Spornt mich an, weiter zu schreiben :D
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Paladina

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #3 am: 27. Februar 2010, 16:17:27 »
Hm, sorry für den Doppelpost, aber hier kommt mal der nächste Teil... ^.^
Ich hoffe, hier lesen noch ein paar mehr mit, bei 70 Zugriffen muss ja iwer mitmachen...?

Ist der zweite Teil des ersten Kapitels.

Der nächste Tag wurde nicht ganz so hart gestaltet. Maren verabschiedete sich von allen, die ihr nahestanden. Sehr viele waren das nicht. Danach legte sie sich ihre Rüstung an, packte eine kleine Tasche mit Proviant zusammen, nahm Schwert und Armbrust und machte sich auf den Weg zur großen Versammlung. Ulric würde eine Rede halten, die die Männer ermuntern sollte, bevor sie loszogen. Maren war sich ziemlich sicher, dass er seine Rede locker meistern würde; er war ja selbst davon überzeugt, sich auf eine heldenhafte Mission zu begeben. Trotz allem fühlte sie sich merkwürdig angespannt. Sie wusste, dass da etwas auf sie zukam, das sie nicht einschätzen konnte. Sie hasste uneinschätzbare Situationen. Am liebsten analysierte sie die Dinge im Voraus und handelte dann gezielt und selbstbewusst. Doch hier konnte sie das nicht.
Über die Straße hallte wildes Durcheinandergerede. Die Leute hockten alle eng aufeinander, keiner war bereit, auch nur einen Zentimeter zu rücken, denn keiner wollte auch nur ein Wort des Paladins verpassen.
Jeder wollte wissen, was die linke Hand des Königs zu sagen hatte, obwohl jeder wusste, dass nun ein feuriger, aufpeitschender Monolog, wie man es von den Männern des Königs gewohnt war, folgen würde.
Ulric betrat die Tribüne und hob die Hand. Sofort verstummte die Menge, das einzige, was noch zu hören war, war das leise Säuseln des Windes.
„Meine lieben Freunde und Mitstreiter!“ brüllte Ulric über die Köpfe der Menschen hinweg. „Heute ist ein besonderer Tag! Wir haben uns versammelt, um unser Bündnis mit den Elfen Albenmarks zu festigen, das Bündnis, das unserem König den Eintritt in die elfischen Hallen gewährte! Das Bündnis, das uns vor vielen Jahren vor den Angriffen der Schattenläufer rettete!“
So, wie er es ausdrückte, war nichts an diesem Pakt auszusetzen, von der Seite der Menschen gesehen. Die Elfen hatten dem damaligen König ihre Unterstützung gegen eine merkwürdige, übermenschlich starke Kreatur gewährt, und im Austausch dafür verlangten sie, dass das Kind des Königs bei ihnen aufwuchs. Warum, sagten die Elfen nicht. Wahrscheinlich hatten sie es studieren wollen, für ihre Lehrbücher. Der Thronfolger des Fjordlands wuchs also in Albenmark auf; er kehrte jedoch rechtzeitig zurück, um den Thronsitz der Menschen einzunehmen - König Alphaldas war ein gerechter König, der sein Land gut regierte und das Volk zufrieden hielt.
Die Menge jubelte laut, doch Ulric erhob wieder seine Hand, womit er sie zum Schweigen brachte.
„Und nun helfen wir unseren Verbündeten in der magischen Welt, denn jetzt werden sie von den Trollen bedroht! Ihr tapferen Krieger des Fjordlands, zieht mit uns in den Krieg! Wir werden die erbämlichen, stumpfsinnigen Trolle dem Erdboden gleich machen, denn gegen Elfen und Menschen können sich eben nur jene stellen, die sich der Stärke der beiden Bundvölker nicht bewusst sind! Zieht in den Kampf, sage ich! Reist mit uns nach Albenmark und erlangt den Ruhm, den diese ehrenwerten Taten mit sich ziehen! Ihr werdet Helden sein, in zwei Welten zugleich! Kommt und sichert euch Ehre und Ansehen - über den Tod hinaus!“
Nun tobte die Menge und stampfte rythmisch mit den Füßen. Auch Maren konnte sich ein Lächeln angesichts dieser Euphorie nicht verkneifen. Sie zwängte sich zu Ulric durch und nickte ihm anerkennend zu. „Eine schöne Rede. Hoffen wir, dass sie sich bewahrheitet.“
„Das wird sie,“ meinte der Angesprochene fest. „Komm bitte mit, es steht noch eine kurze Besprechung mit den Elfen aus.“
Maren horchte auf. Nun würde sie also endlich die Botschafter kennenlernen.
Sie folgte Ulric in einen kleinen Raum im oberen Stock des Königspalastes. Zwei hochgewachsene, schlanke Gestalten standen am Fenster und wandten sich ihnen zu, als sie über die Türschwelle traten.
Es waren beides Elfinnen, die ebenso entmutigend schön waren wie Galdor, der Schwertmeister. Sie unterschieden sich allerdings etwas voneinander. Die eine trug einfache, naturfarbene Kleidung, die eher praktisch als schön gehalten war und hatte hellbraune Haare; sie wirkte sehr ruhig und gelassen. Die andere hingegen trug eine schwarze Robe mit dunkelroten Verzierungen. Sie hatte wie Maren schwarze Haare, die sich mit ihrer blassen, makellosen Haut gut ergänzten. Die Elfe war elegant und anmutig; doch sie hatte eine kalte Distanziertheit an sich. Sie musste von hohem Rang sein...
„Seid gegrüßt, Ulric Paladin. Dies ist also die Klerikerin, von der ihr spracht?“ Die distanzierte Elfe hatte das Wort erhoben und riss die faszinierte Maren damit aus ihrer Starre. Diese verbeugte sich schnell und stellte sich vor:
„Mein Name ist Maren Eriksson.“
„Ich bin Dayana de Lyona, eine Elfe aus dem Hause der Magier.“ Sie musterte Maren von oben bis unten. „Und dies ist meine Gefährtin Fin.“
Die Elfe namens Fin hob lediglich kurz die Hand. Sie schien in Gedanken irgendwoanders zu sein.
„Unsere Aufgabe ist es, euch durch den Albenstern in die Festung der Elfen zu geleiten. Ich werde ihn mit meiner Magie für euch öffnen und ihr werdet euch unverzüglich durch ihn hindurch begeben. Was auch passiert, weicht nicht von dem euch zugewiesenen Weg ab.“
„Entschuldigt – was auch passiert?“ fragte Maren argwöhnisch.
„Ihr werdet Stimmen hören, die euch zuflüstern, den Weg zu verlassen und zu ihnen zu kommen. Es sind die Stimmen der Wesen, die die Alben vor langer Zeit nicht besiegen konnten und deswegen von ihnen in die Parallelwelten zwischen den Albenpfaden gesperrt wurden.“
Davon hatte Maren schon gehört; sie hatte es allerdings für ein Ammenmärchen gehalten.
„Ich warne euch: Hört nicht auf diese Stimmen – sie besitzen die Macht, Besitz von denen zu ergreifen, die nicht stark genug sind, ihnen zu widerstehen. Keiner weiß natürlich, was passiert, wenn man den Stimmen folgt; aber glaubt mir: Es ist nichts Gutes.“ Die Elfe sprach leise, deutlich und bestimmt. „Unterrichtet auch eure Krieger davon.  Wir werden unser Bestes tun, sie alle durchzubringen, doch ich fürchte, dass wir trotz allem einige verlieren werden.“
„Luth ist bei uns.“ Das kam von Ulric.
„Auch Luth ist nur ein Gott - der zwar unendlich viel Macht hat, sie aber nicht für einen einzelnen einsetzt, da er sie an anderen Orten braucht,“ meinte die Magierelfe.
Maren streckte angriffslustig ihr Kinn nach vorn. „Er verwendet seine Macht immerhin dazu, mir spezielle Heilkräfte zu verleihen.“
„Das mag sein – dann seid ihr ein Mensch, den Luth besonders liebt. Das ändert aber nichts daran, dass jeder von euch sein eigenes Risiko eingeht, wenn er den Albenpfad betritt.“ Die Elfe wandte sich von ihr ab, sie schien leicht desinteressiert.
Maren schnaubte innerlich. Sie hatte Elfen bisher immer für edle und freundliche Geschöpfe gehalten; dass sie auch so eingebildet sein konnten, erfuhr sie erst in diesem Moment.
Schließlich ergriff Fin das Wort: „Dann lasst uns anfangen, Dayana.“
Die beiden Elfen schritten an ihnen vorbei und aus der Tür heraus. Ulric und Maren sahen sich einen kurzen Augenblick verwundert an, dann folgten sie den beiden.
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

Paladina

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #4 am: 07. März 2010, 15:23:38 »
Eine ungewöhnliche Reise

Gemeinsam warteten sie darauf, dass auch der letzte Mann sich am Treffpunkt versammelt hatte. Dann zog die seltsame Prozession los: Fünfhundert bunt durcheinander gewürfelte Krieger, ein Paladin des ersten Ranges, eine mit dem Paladin gleichgesetzte Klerikerin, die dazugehörigen Kämpfer ihres Ordens, fünf elfische Schwertmeister, eine Magierelfe und eine Druidin – das war Fin nämlich, wie Maren erfahren hatte. Sie konnte mit Tieren reden und sich sogar in einen Panther verwandeln. Desweiteren beherrschte sie ebenfalls Magie, allerdings nicht in dem Maße wie Dayana.
Dayana de Lyona. Der Name klang in Marens Ohren sehr seltsam und fremdländisch – und gar nicht nach den elfischen Namen, die sie bisher gehört hatte.  Er war genauso merkwürdig wie die Elfe selbst.
Maren wusste nicht, was sie von ihr halten sollte. Ihre erste Assoziation, wenn sie Dayana betrachtete: Eingebildet. Zum anderen merkte sie, dass die Elfe sehr weise sein musste. Ihre Fähigkeiten waren ebenso faszinierend wie übernatürlich – was auch im nächsten Moment wieder deutlich zu erkennen war. Dayana hatte an einem einfachen Steinkreis Halt gemacht, stellte sich hinein und murmelte ein paar Worte. Kurz darauf erschien wie aus dem Nichts ein hell leuchtendes Portal.
Dayana winkte Fin herbei, die beiden wechselten ein paar kurze Worte miteinander, dann stellte Fin sich an die rechte Seite des Portals und Dayana verschwand darin. Fin bedeutete Maren und Ulric, das Gleiche wie Dayana zu tun.
Zögerlich betrat Maren hinter Ulric den Albenstern. Nein, das jetzt war ja der Albenpfad. Erstaunt sah sie sich um, denn sie erblickte an den Seiten, über und unter ihr...Begrenzungen aus...Licht. Um sie herum strahlte alles hell, und sie konnte die Gestalten von Ulric und Dayana vor ihr nur schemenhaft erahnen. Direkt vor ihren Füßen hob sich eine gleißende Linie deutlich von der Umgebung ab.
Schließlich hörte sie die Stimmen. Erst nur leise, dann immer lauter.
Komm zu uns...hierher...in unser Reich...du wirst es sehen...nur eine Weile...hier bekommst du Macht...schließ dich uns an!
Maren blinzelte verwirrt. Sie hatte unwillkürlich einen Schritt zur Seite gemacht, um den Befehlen der Stimmen zu folgen.
Komm...nur noch ein kleiner Schritt trennt dich von uns...kehre ihnen den Rücken...
Sie wusste intuitiv, dass mit dem letzten die Elfen und Menschen gemeint waren...und ja, sie fühlte, dass es dort bei den Stimmen besser sein würde...für die Elfen war sie doch eh nur Abschaum...und die Menschen waren klein und vergänglich...sie hatten keine Macht...
Sekunde. Was tust du, Maren?
Das ist nicht Luth, der zu dir spricht. Das ist jemand, der gegen Luth ist, denn so ist dein Gott doch nicht.
„Ich werde nichts dergleichen tun! Zurück in eure eigenen Gedanken! Verschwindet aus meinem Kopf, denn meine Loyalität gilt nicht euch! Ich werde euch nicht folgen!“ rief Maren energisch. Und siehe da, die Stimmen wurden schwächer...rückten in weite Ferne...und verschwanden schließlich ganz. Als sie das nächste Mal den Kopf hob, befand sie sich wieder auf der Mitte der Linie. Vor ihr war niemand mehr zu sehen, also beeilte sie sich, wieder Anschluss an die anderen zu bekommen. Nach einigen schnellen Schritten erkannte sie wieder einen verschwommenen Schatten – Ulric. Erleichtert atmete Maren auf. Das war gerade nochmal gut gegangen.
So folgten sie eine Weile dem bizarren Pfad aus Licht. Maren kam die kleine Reise ewig vor, doch das konnte nicht sein, es konnten doch lediglich ein paar Minuten vergangen sein, seit sie den Albenpfad betreten hatte? Irgendwie hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren.
Ein Schrei ertönte direkt hinter ihr, und Maren fuhr erschrocken herum. Ein menschlicher Schemen wurde direkt in eine Wand aus Licht hereingezogen...sie schauderte. Hoffentlich passierte das nicht noch mehr Kriegern. Aber wie auf Kommando erklang ein weiterer Schrei. Und noch einer. Maren verzog traurig das Gesicht. Dayana hatte Recht gehabt (das sie sich das eingestand, war ein Wunder!).
Plötzlich verschwamm der Pfad um sie herum und löste sich auf. Verdutzt fand Maren sich auf einer großen Lichtung wieder. Auf einer großen Lichtung mitten in einem Kampf – war sie vorher umgeben von Licht gewesen, so war sie nun umringt von Trollen. Sie entdeckte etliche Elfenkrieger, die unglaublich geschickt den riesigen Waffen der Trolle auswichen, sie entdeckte mehrere Bogenschützen auf den Bäumen, sie entdeckte Ulric einige Meter weiter  ­- doch zu einer ausgiebigeren Lagebetrachtung hatte sie schon keine Zeit mehr, denn ein Troll taumelte auf sie zu. Maren zog ihr Schwert, doch als der Schatten des Trolls sie vollständig erfasste und die Sonne verdunkelte, begriff sie, dass ihre Kampftechniken hier nicht viel nützten.
Maren startete einen Fluchtversuch. Sie rannte los, in der Hoffnung, dass der Troll nicht so schnell wie sie war. Haken schlagend, um der schweren Axt ihres Gegners auszuweichen. Ein einziger Treffer würde wahrscheinlich ausreichen, um sie in zwei Hälften zu teilen – diese Erfahrung wollte Maren lieber nicht machen. Die Axt sauste haarscharf an ihr vorbei und bohrte sich mit einem dumpfen Wumm in den Boden. Sie hetzte weiter, das Tempo beschleunigend.
Aufeinmal zitterte der Boden und etwas Großes und Massiges schlug neben ihren Hacken ein. Maren machte einen weiten Satz weg, damit sie nicht davon erwischt wurde. Als sie sich umdrehte, lag da der Troll – etliche Pfeile steckten in seinem Kopf und ein edel aussehendes Schwert. Jemand kletterte über den Leib des Trolls und zog es mit einem kräftigen Ruck heraus. Maren erkannte, dass es ein Elf war – und er war noch feiner und schwerer gerüstet als ihr Schwertmeister und er sah – sie hätte nicht gedacht, dass das möglich war – auch noch um Meilen besser aus.
„Habt...D-Dank...“ stotterte sie. Der Elf warf ihr nur einen hastigen Blick zu, strich sich das lange Haar aus der Stirn und stürzte sich wieder ins Kampfgetümmel.
Maren sah ihm noch einen Moment nach, dann konzentrierte sie sich auf ihr Umfeld. Sie war durch die Verfolgungsjagd an den Rand des Waldes gelangt, über ihr waren nun die Bogenschützen der Elfen.
In der Tat schien Fernkampf eine gute Idee zu sein. Maren nahm ihre Armbrust, die sie für die Reise auf ihrem Rücken befestigt hatte, ging hinter einem Baum in Deckung und begann, auf die Trolle zu feuern. Obwohl ihr Ziele groß genug waren, um sie zu treffen, landete sie kaum Treffer – jedenfalls hatte sie das Gefühl. Selbst wenn ein Bolzen sein Ziel fand, so machte er doch nicht genug Schaden, um die Trolle aus ihrem Rhythmus zu bringen oder gar zu töten. Es bedurfte schon mehrerer kritischer Treffer in der Hals- oder Kopfgegend, um sie zu töten.
Dennoch gab Maren nicht auf. Wenn sie schon im Nahkampf nicht zu gebrauchen war, wollte sie wenigstens mit der Armbrust ihren Teil beitragen, auch wenn der noch so klein war.
Luth, hilf mir. Hilf mir, sie zu schützen.
Sie dachte dabei hauptsächlich an ihre Männer, die sie so gewissenlos in einen Krieg geschickt hatten, den sie nicht gewinnen konnten. Deswegen war auch der Jubel groß, als Maren einen angeschlagenen und aufgrund dieser Tatsache extrem wütenden Troll mit einem ihrer Bolzen dort traf, wo anscheinend seine Halsschlagader war, sodass er wie ein gefällter Bäum niederging und ein wenig Blut versprühte. Um ihn herum standen sichtlich erleichtert vier Menschenkrieger.
Maren nahm den nächsten Bolzen und schoss. Und den nächsten. Und so weiter und so fort –  sie tat es mechanisch. Sie traf allerdings nur in einzelnen Fällen, Maren war einfach zu aufgewühlt, um sich zu konzentrieren. Eigentlich hätte das nicht so sein dürfen, eine Klerikerin ihres Standes hatte immer bereit und gefasst zu sein, aber Maren ließ diese Argumente angesichts ihrer ungewöhnten und überwältigenden Situation nicht gelten. Sie legte einfach Bolzen um Bolzen in ihre Armbrust, fühlte den Rückstoß, wenn sie den Bolzen abfeuerte...
Bis sie irgendwann kein Ziel mehr fand. Alle Trolle lagen tot auf dem Boden, es mussten etwa fünfzig sein. Zwischen ihnen lagen viele kleinere Leichen, sowohl Menschen als auch Elfen. Erschöpft ließ Maren ihre Armbrust sinken und stapfte durch das Schlachtfeld hindurch, über leblose Körper steigend. Wenn hier noch einer lebte und nur bewusstlos war, würde sie ihn heilen. Doch sie fand niemanden. Sie mussten gut hundert Männer verloren haben, Elfen entdeckte sie verhältnismäßig wenige, vielleicht zehn bis fünfzehn, nicht mehr. Die Menschen waren nur Kanonenfutter gewesen.
Niedergeschlagen ließ Maren sich auf einen breiten Stein sinken. Dort saß sie eine Weile, bis sie merkte, dass jemand vor ihr stand. Es war Ulric – er hatte einige Platzwunden im Gesicht und sah ziemlich mitgenommen aus – aber er lebte.
„Hallo,“ sagte sie leise. „Soll ich dich heilen?“
„Nein, lass mal, das geht schon.“ Er setzte sich neben sie und stützte den Kopf in die Hände.
Maren wollte etwas sagen, doch sie wollte die angenehme Stille nicht zerstören. Abgesehen davon wusste er es wahrscheinlich genauso gut wie sie: Diese Mission war eine...
Eine Stimme unterbrach ihre Gedanken: „Kommt, die Festung ist nicht weit von hier. Dort können wir uns um alles weitere kümmern und ihr könnt euch ausruhen.“
Es war Dayana. Maren stemmte sich unwillig hoch und kam nur langsam in Gang. Sie hatte keine Lust mehr.
Keine Lust auf irgendwas.
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

Nathan Grey

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #5 am: 24. März 2010, 08:53:17 »
Wann geht es weiter?

Paladina

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #6 am: 24. März 2010, 16:39:43 »
Uh, wenn du schon so fragst... ;)
Hier ist das Ende des Kapitels, das nächste ist auch schon fertig, aber ich portioniere xD

Maren kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Festung der Elfen war wie ihr Volk wunderschön und hatte das gewisse Etwas an sich. Die gesamte Stadt roch förmlich nach Magie – anders konnte Maren nicht erklären, was und wie sie es wahrnahm. Elegant verzierte Häuser reihten sich aneinander, wie in der Hauptstadt im Fjordland. Nur tausend Mal besser. Alle Müdigkeit war wie weggeblasen, jeder Schmerz ausgelöscht – denn Maren wusste gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Dort stand ein mystische Statue, da war ein edel geschmückter Brunnen – und was war das dort für ein origineller Waffenladen? Sie durchquerten etliche Verteidigungsringe, die ganze Festung schien aus ihnen aufgebaut. Sie wirkte uneinnehmbar.
Edel, mystisch, unglaublich, elegant, filigran – alles Worte, die die Kunst der Elfen nur ansatzweise beschrieben. Maren war ziemlich stolz, dass sie so einen Anblick mitansehen durfte, auch wenn sie es in Zeiten des Krieges tat – die Stadt wirkte ziemlich leer, das rege Treiben der Menschenhaupfstadt fehlte Maren irgendwie. Sie fragte sich, wo die ganzen Elfen waren – bereiteten sie sich wirklich alle auf den Kampf vor?
Maren hoffte nur, das Emerelle, die Königin der Elfen, einen guten Schlachtplan hatte. Denn sollten die Trolle die Festung besetzen, wäre es mit der Schönheit und Idylle vorüber.
„Wieviele Verteidigungsringe hat diese Festung?“ wandte sie sich an Fin.
„Ich komme aus einem weit abgelegenen Waldörtchen. Woher soll ich es also wissen? Fragt Dayana, sie wird es wissen,“ kam die Antwort der Druidin.
Sehr aufschlussreich. Maren drehte sich wieder weg. Für eine Konversation mit Dayana hatte sie keinen Nerv. Also trottete sie, ihren Gedanken nachhängend, still mit der Gruppe mit. Natürlich hätte sie sich auch bei einem der anderen Elfen danach erkundigen können, aber sie hatte keine Lust auf eine weitere Abfuhr. Der neugierige Mensch kann sich nicht zurückhalten, würden sie wahrscheinlich denken.  
Oh mein Gott, das ist jetzt aber ein bisschen übertrieben. Oder?
Inzwischen waren sie an einem riesigen, dicken Eisentor stehen geblieben. Maren richtete den Blick auf die Spitze der Gruppe. Dayana unterhielt sich mit der Wache, dann wurde das Tor aufgeschoben und sie betraten eine Eingangshalle, in der einige Elfen geschäftig hin und her liefen. Das musste das Herzstück der Festung sein. Die Halle hatte hohe Gewölbe, in deren Bögen überdimensionale Bilder gemalt waren. Sie schienen berühmte Krieger und Könige darzustellen, denn eine Zeichnung war pompöser als die andere. In der Mitte der Halle war ein Brunnen, der jedoch kein Wasser führte. In Kriegszeiten mussten wohl auch die edlen Elfen einsparen...
Eine Elfe mit langem, silberblonden Haar positionierte sich gut sichtbar vor der Gruppe. „Ich bin Silvana,“ stellte sie sich vor. „Ich danke euch allen, dass ihr den Weg hierher auf euch genommen habt. Ihr könnt euch nun ausruhen und unsere Heiler aufsuchen. Ihr findet sie dort drüben.“ Sie zeigte auf eine kleine Nebentür. „Wenn ihr zu ihnen geht, seid euch bitte bewusst, dass elfische Heiler die Wunden heilen, indem sie mit euch die Schmerzen teilen. Geht also nur, wenn es notwendig ist. Ebenfalls solltet ihr euch von den Verliesen und Höhlen unter der Festung fernhalten. Sie sind weitestgehend unerforscht, keiner weiß genau, was dort ist. In den Bereichen, die uns bekannt sind, meditieren zahlreiche Elfen, um den Vulkan in seiner Balance zu halten. Er ist seit einer Woche stark einsturz- und vorallem ausbruchsgefährdet – warum, wissen wir nicht.“
„Das waren bestimmt die Trolle,“ meinte Ulric, der neben Maren stand.
„Unsinn. Was würde es ihnen nützen, ihr eigenes Land in die Luft zu sprengen? Außerdem können die Trolle nicht zaubern. Dazu sind sie anscheinend zu dumm.“ Sie blickte wieder nach vorne, wo Silvana mit ihrer Ansprache fortfuhr.
 „Ihr könnte euch also in großen Teilen der Festung frei bewegen. Seht euch ruhig ein wenig um, damit ihr mit dem Aufbau der Stadt vertraut seid, wenn zum Angriff geblasen wird. Doch nun folgt mir, ich zeige euch ersteinmal eure Unterkünfte. Achja, und – alle Elfen, die noch in der Lage sind, sich zu konzentrieren, helfen bitte unten in den Verliesen.“ Während sie das sagte, nahm ihr Gesicht einen müden Ausdruck an, und Fin und Dayana lösten sich aus der Gruppe. Die beiden hatten doch grade erst gekämpft! Es schien ernster zu sein, als Maren vermutet hatte. Nun gut, sie waren aber auch Elfen. Brauchten Elfen Schlaf? Sie wusste es nicht genau. Es gab so einige Legenden, in denen gesagt wurde, dass sie nie eine Pause brauchten. Aber das konnte Maren sich nicht vorstellen.
Sie schüttelte den Kopf und folgte Silvana zu ihrem Quartier.
Bevor sie auf ihrem Bett einnickte, dachte sie noch:  
Diese Welt muss ich nicht verstehen – oder?


Edit: Hm, war doch etwas kurz - hier also der Anfang vom nächsten Kapitel ;)

Eine seltsame Entdeckung


Maren lief durch die Eingangshalle.  Sie war leer und still; das einzige, was zu hören war, waren Marens Schritte, die durch die Gewölbe schallten. Einen Moment betrachtete sie den Brunnen, denn etwas an ihm war ungewöhnlich: Er bestand aus etlichen, winzigen und ziemlich hässlich aussehenden Statuen. Sie ähnelten den Schreckensgestalten aus den Märchenbüchern der Menschen: Gnome, Goblins, Trolle, Warge,  Orks, dämonisch grinsende Drachen – das passte so gar nicht zu den Feenwesen, die sie bei den anderen Brunnen in der Stadt gesehen hatte. Außerdem stach der schwarze Brunnen deutlich hervor in all dem weißen Marmor, aus dem anscheinend jedes Bauwerk hier war. Bei ihrer Ankunft war ihr das gar nicht richtig bewusst geworden, sie war zu erschöpft und müde gewesen, hinzu kamen die ganzen neuen Eindrücke...doch nun war es nicht zu übersehen.
Warum ließen die Elfen so etwas in ihrer schönen Stadt stehen? Maren schlenderte weiter und kam an das Südende der Halle. Hier gab es nochetwas, das ihr nicht aufgefallen war: Ein Kreis, der von acht Linien durchkreuzt wurde, war in den Boden eingraviert und mit leuchtend roter Farbe nachgezeichnet worden.
Es sah aus wie ein Bannkreis – wahrscheinlich war er nur für die Magierelfen in der Festung von Nutzen.
Maren fand das alles verdammt spannend. Sie wollte mehr über das mysteriöse Land der Elfen wissen. Ob es hier eine Bibliothek gab?
Maren öffnete eine der Türen, die von der Halle wegführten und fand sich auf einer Wendeltreppe wieder, die sowohl nach oben als auch nach unten führte. Wo lang sollte sie gehen?
Unten werden wahrscheinlich diese Höhlen sein, in die wir nicht gehen sollen.

Maren entschied sich also für oben.
Nach gut einer Minute (es war eine lange Treppe!) gelangte sie an eine weitere Tür. Sie war weiß gestrichen und ein aus Holz geschnitztes Buch war an ihr befestigt. Die Bibliothek war selbst für Idioten nicht zu verfehlen. Lächelnd trat Maren hinein. Sie fand sich in einem gigantischen Saal wieder, der von etlichen, deckenhohen Regalen durchzogen war. Direkt neben dem Eingang saß ein ziemlich weise und alt aussehender Elf, der seine Nase gerade mit konzentrierter Miene in ein riesiges, fleckiges Buch steckte.
„Ähm...hallo?“ sagte Maren zögerlich.
Der „Alte“ zuckte zusammen und sah zerstreut von dem Buch hoch. „Aber ja doch! Was kann ich für euch tun?“  fragte er, während er seine Lektüre vorsichtig zuklappte und beiseite rückte.
„Kann ich...mich hier ein wenig umsehen?“
Der Elf schien erst in dieser Sekunde zu merken, dass er keinem Elfen, sondern einem Menschen gegenüberstand.
„Sicher...solange ihr nichts kaputt macht,“ meinte er.
Maren warf ihm einen mürrischen Blick zu. „Wo finde ich Bücher über diese Festung und den Kampf der Elfen gegen die Trolle? In der Handelssprache, wenn das möglich ist.“
„Nun, da haben wir keine so große Auswahl, aber wenn ihr euch über das Wichtigste informieren wollt, würde ich es in der Abteilung dort hinten versuchen“ - er zeigte auf ein Regal am Ende eines Ganges.
„Und wo finde ich die unwichtigen Informationen?“ Maren fragte das aus reiner Neugierde.
„Gleich daneben, nur ein Regal weiter. Rechts davon.“
„Dankesehr.“ Sie ging zu dem Bereich, den er ihr zugewiesen hatte, und fing an, das Regal systematisch zu durchkämmen. Anscheinend hatte vor ihr lange Zeit niemand hier gesucht, den sowohl auf dem Holz als auch auf den Büchern klebte eine dicke Staubschicht. Die typische Bibliothek also.
Das Meiste, was in den Büchern stand, war nur langweiliges Gerede über irgendwelche einzelnen Schlachten, die vor hunderten von Jahren geschlagen worden waren. Anscheinend dauerte der Krieg schon länger, als sie sich vorstellen konnte.
Die Schlacht um Aretana, las Maren. Eine ganz besondere Schlacht, in der unzählige tapfere Elfen starben, doch letztendlich konnten die widerwärtigen Trolle besiegt werden... - Maren überflog die nächsten Zeilen und klappte das Buch zu. Das brachte sie nicht weiter. Was hatte sie denn nun bisher über die Trolle erfahren? Sie waren groß, behäbig und dumm. Desweiteren aßen sie gern das Herz ihrer Gegner, allerdings nur, wenn sie diese für mutig befanden. Die Trolle glaubten, dass sie damit den Mut ihrer Gegner in sich aufnahmen...
„Na toll,“ murmelte sie und wollte sich auf den Rückweg machen, als ihr ein unscheinbares, graubraun eingebundenes Buch auf der gegenüberliegenden Regalwand ins Auge fiel.
Die Hochburg zur Zeit der Trolle.
Sie zog es hervor, wobei sie eine kleine Staubwolke verursachte. Ungeduldig wedelte Maren mit der Hand, um die winzigen Partikel aus ihrem Blickfeld zu bekommen.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Hochburg zur Zeit der Trolle zu beschreiben - denn ich lebe in der Zeit des Wiederaufbaus. Während die anderen die Burg nach elfischem Vorbild umgestalten, versuche ich, einen Rest ihrer Kultur zu bewahren.
Vatras, der Hüter.

Maren runzelte die Stirn. Was war das für ein komisches Vorwort? Und war dieser Vatras ein Elf? Sie blätterte weiter. Seite um Seite war mit einer engstehenden, säuberlichen Schrift gefüllt. Es war wie eine Art Tagebuch, in dem dieser Vatras sich Notizen über die Überbleibsel der Trolle in der Burg gemacht hatte.
Sie scheinen das Chaos zu verehren, und doch dünkt es mich, ihnen eine gewisse Intelligenz nachzusagen. Da ist etwas an den Trollen, von dem wir noch nichts wissen... Heute war ich in den Verliesen und fand eine seltsame Statue. Sie sah genauso aus wie die auf dem Dämonenschlund in der großen Halle.
Der Dämonenschlund...damit musste der Brunnen gemeint sein. Aber wenn es etwas mit Dämonen zu tun hatte, warum hatten die Elfen ihn dann nicht entfernt?
Maren blätterte um, und das, was sie dann las, gab ihr die Erklärung dafür.
Seit einer Woche versuchen unsere Magier, den Dämonenschlund zu zerstören, doch es scheint ein  starker Schutzzauber auf ihm zu liegen. Ich glaube, ich werde irgendwann mal hinuntersteigen und nachsehen, was dort unten ist.
Aufgeregt überflog sie die nächsten Zeilen, doch Vatras erwähnte den Schlund da nicht. Unwirsch durchblätterte sie die restlichen Seiten, doch auch da berichtete er nichts mehr davon. Frustriert klappte Maren das Tagebuch zu und wollte es wieder ins Regal stellen, als sie ein bekritzeltes Blatt bemerkte, dass aus dem Buch heraushing. Sie zog es hervor und las:
Ich werde ein neues Buch anfangen, über die seltsamen Runen dort unten.
Hieß das, er war nun doch in den Schlund gestiegen? Maren suchte das gesamte Regal noch einmal ab, doch sie fand keine weiteren Erläuterungen.
„Hm...“ Das Beste war wohl, zurück in ihr Quartier zu gehen und auf den Kampf zu warten. Auch wenn das eine ziemlich langweilige Option war.
Sie stieg die Treppenstufen zur Eingangshalle herunter, ging an dem Bannkreis vorbei und an dem Dämonenschlund - natürlich nicht, ohne noch einen kleinen Blick hinein zu werfen. Ein schwarzes Loch gähnte dort...
Man müsste wirklich einmal dort hinunter steigen. Vielleicht findet man da ja etwas Wichtiges über die Trolle...
Maren sah sich in der Halle um. Einige Elfen huschten hin und her, aber wirklich bevölkert war dieser Bereich nicht...vielleicht, wenn sie in der Nacht nocheinmal..?
Du hast kein Seil!
Wo bekam man hier Seile? Sie trat an eine der Elfen heran und erkundigte sich.
„Geht zu Finrian...ihr findet ihn unten in den Gewölben.“
„Danke-“ Maren brach ab, denn die Elfe war schon weitergehetzt. Nun gut. Also in die Gewölbe.
Da sollte ich eigentlich nicht hin, aber...
Entschlossen marschierte sie los. 
« Letzte Änderung: 24. März 2010, 16:43:48 von Paladina »
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

Nathan Grey

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Das Leben der Maren K.
« Antwort #7 am: 25. März 2010, 13:18:31 »
Also Maren ist dein SC und wer sind die anderen SC?

Paladina

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #8 am: 25. März 2010, 16:17:44 »
Japs, ich bin Maren, die Klerikerin, meine beste Freundin spielt Dayana, die eingebildete Elfenmagierin, dann Fin, eine Heilerin und Waldläuferin, und zu guter Letzt noch Ulric, der einzige männliche Player ;)

Es kommen im Laufe der Story noch andere Charaktere hinzu, allerdings überlege ich, ob ich wirklich verschiedene Handlungsstränge / Sichtweisen einbaue, letztendlich erfährt meine Klerikerin doch alles, und das werd ich dann auch bestens ausführen.
Ist vielleicht etwas anderes, als hier so geschrieben wird, aber letztendlich schreib ich die Geschichte eher so aus Spaß, und ich hab sie nicht wegen diesem Forum begonnen. Trotzdem glaube ich, dass man daraus das Meiste erschließen kann... ;)
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

Nathan Grey

  • Mitglied
Das Leben der Maren K.
« Antwort #9 am: 22. April 2010, 08:25:21 »
Und wann gehts weiter?