Thema: Heavy Rain - Erfahrungsbericht gesucht

[Calivar]

Moin-Moin!

Wer von euch hat sich denn schon Heavy Rain geholt und kann einen Erfahrungsbericht abgeben.

Der Titel wird ja teilweise als "Meilenstein" der Gaming-Industrie bezeichnet. "Wegweisend", "Innovativ" etc. sind allerorts zu lesen/hören. Andererseits scheint es ja auch wenig wirkliches "Spiel" zu geben.

Vor allem stellt sich mir die Frage, ob man hier 70 € ausgeben soll, wenn man den Titel ja vermutlich an einem WE durchzocken kann und dann würde ich mir persönlich den Titel eher in einer Videothek ausleihen.

[Blackthorne]

Ich hab versucht, die Demo zu spielen und es alsbald entnervt aufgegeben. Heavy Rain ist total gut inszeniert und das Voice Acting ist auch hervorragend, aber das ganze Spiel ist ein einziges riesiges Quicktime-Event, das Spielzeit damit vollmacht, banalste Vorgänge überkompliziert vom Spieler abzufragen.

Und wenn man dann fünf Versuche braucht, damit der Charakter mittels X + L1 + heftigem Schütteln des Gamepads sein verdammtes Asthma-Spray einnimmt, ist auch der letzte Rest Spaß dahin. Da jedes Mal andere Dinge abgefragt werden, gibt es auch keine Lernkurve. Man kriegt gesagt "drücke X", und dann drückt man X. Von der saublöden Bewegungssteuerung will ich gar nicht reden.

Als Spiel taugt das wirklich, wirklich gar nichts. Und ne gute, tiefgründige Story hatten Spiele wie Max Payne, Bioshock oder Mass Effect schon vorher. Aber das sind ja Shooter, und die sind bekanntermaßen bööööse, wohingegen Heavy Hype laut Mainstream-Medien, die mal wieder keine Ahnung haben,  ein "Meilenstein" oder wahlweise eine "Revolution" ist.

[Calivar]

Das ist doch mal ene brauchbare Meinung. Kritiken im Netz gehen leider meilenweit auseinander...andererseits schreiben die meißten fairerweise, dass sich wohl die Geister an diesem Titel scheiden werden...

Mal gucken, vielleicht hole ich mir das mal für ein WE in der Videothek.

[Thanee]

Ach komm... Dragon's Lair war damals auch cool!

Bye
Thanee

[TheRaven]

Was das Spiel neu macht ist, dass es meines Wissens auf Konsolen noch nie ein Spiel gab, dass eine ernsthafte Krimigeschichte in glaubwürdiger Grafik erzählt. Es ist daher ein Meilenstein, weil das Spiel explizit für Erwachsene gemacht ist und noch spezifischer, für Erwachsene mit Kindern, Beziehung und alles was da so dazu gehört. Das erkennt man daran, dass viele Szenen direkt auf diese Emotionen anspielen und natürlich auch daran, dass dies die Entwickler selbst gesagt haben. Genau das hebt eben dieses Spiel von Mass Effect, Bioshock et al ab. GTA4 hat ja diesen Weg geebnet dank der extremen Medienpräsenz und dem Realitätsbezug aber es war am Ende immer noch ein Actiontitel der spielerisch maximal für junge Erwachsene gemacht war.

Gerade die banale Steuerung ist dabei übrigens angesichts des Zielpublikums ein wichtiger Faktor. Das Spiel soll explizit für Leute gedacht sein, die maximal mit der Wii Erfahrung haben. Angesichts der Kontrollmängel ist das aber nicht so toll gelungen.

[Calivar]

Habs heute Abend mal ausgeliehen und eben schon angedaddelt...bisher bin ich eher genervt...aber vielleicht kommt das Feeling ja noch auf...diese "Augmented Reality" beim Cop ist jedenfalls sehr Shadowrun 4.0 

[Tethra]

Heavy Rain...

Dazu gibt es vor allem erst mal folgendes zu sagen:
Mehr als bei allen anderen Spielen, ist Heavy Rain eines, welches fast nur subjektiv beurteilt werden kann. Daher kann ich, obwohl mir das Spiel wirklich gut gefallen hat, es immer nur eingeschränkt weiter empfehlen.

Wie du schon angemerkt hast, ist das Spiel, wenn man es darauf runterbricht, eine reine Abfolge von Quick-Time-Events (QTE).
Ich persönlich HASSE QTE und erfinde teilweise, mit steigender Frustration und Wiederholung, sehr unschöne Namen dafür. Vor allem, wenn ich Reaktionskrüppel es mal wieder nicht hinbekommen habe, z.B. dem guten Zeus das Gehirn mittels Kratos aus der Rübe zu schneiden, wie gesehen bei God of War II.
Bei Heavy Rain habe ich folgendes bei mir beobachten können:
Ich sitze völlig verkrampft mit zitternden Händen auf meinem Sofa und skandiere gepresst vor mich hin: „Verdammt... scheiße... verdammt... Jayden, stirb nicht, stirb nicht!“ während ich mich in einem Kampf auf Leben und Tod befinde.
Will meinen: Ich war beteiligt an meinem Charakter, ich wollte, das er überlebt, statt nur angespannt zu sein, das ich das Event wiederholen müsste, wenn ich es nicht schaffe.

Klar hast du Recht, wenn du schreibst, dass das Spiel sich mit teils banalen Dingen beschäftigt, wie Zähneputzen, Kaffe eingießen und trinken, Türen öffnen, usw. Aber vielleicht sind es diese Dinge, die diese Charaktere einem näher bringen... 
Es kann aber auch sein, dass es darauf basiert, das Heavy Rain mehr Film ist als Spiel.

Wie bereits angemerkt, fällt es mir schwer, dem Spiel deutlich zuzusagen, es sei richtig gut und sollte/müsste von jedem/jeder gespielt/gesehen werden, der/die eine PS3 sein/ihr eigen nennt. Aber das möchte ich eher vermeiden.
Leiht es euch aus, schaut, ob es euch gefällt. Die Entwicklung der Story benötigt jedoch etwas Zeit, nehmt euch diese, das wäre alles, was ich euch raten kann. Wer aber das Geld übrig hat, oder erst vor kurzem das Lager eines Drachen plündern könnte, und gerne etwas wagen will, der soll es sich einfach kaufen (so habe ich es gemacht... nur ohne Drachen )

Tethra

[TheRaven]

Das Zähne putzen, anziehen etc. ist übrigens als Tutorial gedacht, damit neue Spieler, die noch nie mit QTE zu tun hatten sich darauf einstellen können. Der Fokus des Spiel-Films ist ganz klar das Erschliessen einer erwachsenen Demographie, die Videospiele nur peripher kennt. Mich würde brennend interessieren wie diese Leute das Spiel bewerten aber solche Leute kenne ich nicht.

[Tethra]

Das Zähne putzen, anziehen etc. ist übrigens als Tutorial gedacht, damit neue Spieler, die noch nie mit QTE zu tun hatten sich darauf einstellen können. Der Fokus des Spiel-Films ist ganz klar das Erschliessen einer erwachsenen Demographie, die Videospiele nur peripher kennt. Mich würde brennend interessieren wie diese Leute das Spiel bewerten aber solche Leute kenne ich nicht.

Ich leider auch nicht. Und zudem gibt es das Spiel dummerweise nicht für die WII...
Sollte das wirklich die Intention von Quantic Dreams und Sony gewesen sein, dann ist es enttäuschend, das das Spiel nicht beworben wurde (zumindest habe ich keine Werbung dafür gesehen).
Woher sollen denn die ganzen erwachsenen casual player her, wenn sie keine Ahnung haben, das es so etwas gibt?

Und dann stellt sich die Frage, ob der erwachsene casual player auch wirklich ersteinmal die PS3 kaufte, nur um Heavy Rain zu spielen...
Fragen über Fragen
 

[TheRaven]

Erm, die Idee ist es die PS3 durch Heavy Rain zu verkaufen. Ebenso wie mit God of War 3, wobei beide Spiele eben andere Zielgruppen im Sinn haben und zumindest durch GoW3 werden sich viele PS3 verkaufen.

[Tzelzix]

Mir hat Heavy Rain extrem gut gefallen, im Prinzip genau das, was ich erwartet/erhofft habe. Ich tendiere mittlerweile aber auch dazu, mir einfache Spiele zu suchen, die mir eine schöne Geschichte erzählen und mir interessante Sachen vorsetzen ohne mich dabei auf der "du musst es härter versuchen"-Schiene zu nerven. Ich mag keine Spiele mehr, bei denen ich mich richtig anstrengen muss, um an einer harten Stelle weiter zu kommen, ich will unterhalten werden.

Das nur am Rande als kleine Erklärung warum mir diese Art interaktiver Film gut gefällt und prinzipiell genau das ist, was ich suche. Dreamfall war z.B. für mich auch ein fast ideales Spiel. Was mir speziell bei Heavy Rain und dem "Vorgänger" Fahrenheit gut gefällt, ist die "Hektik", die sich bei dem Quick Time Event-Gedrücke gern mal einstellt ohne das man gleich tot umfällt, wenn man einmal falsch reagiert. Es ist spannend und man fiebert ein bisschen mit ohne sich wirklich intensiv mit der Steuerung auseinandersetzen zu müssen. Die Aktionen sind außerdem weniger statisch als das bei anderen Spielen passieren kann, weil das Geschehen einfach läuft und man darauf reagieren muss. Nichts für "Freiheitsfanatiker", aber für mich ein gutes Mittel, das seinen Zweck erfüllt. Kleines Manko dabei ist vielleicht, dass man sich mehr auf die angezeigten Knopfkombis konzentriert und nicht immer alles in der Szene voll wahrnimmt, wobei man das auch als Plus auffassen könnte. In Heavy Rain war das jedenfalls schon deutlich besser geregelt als z.B. in Fahrenheit, weil dort die Anzeige im Weg war wohingegen sich das jetzt gut in die Aktionen einfügt (Taste X wird z.B. am Arm des Gegners angezeigt, wenn der gleich zuschlägt).

Ein kleines bisschen enttäuscht war ich leider wieder einmal gen Ende (bei Fahrenheit war das auch schon so), weil dort alles sehr schnell ging und Dinge passieren, über man dann einfach gar keine Kontrolle mehr hat. Mag aber auch an dem speziellen Ende gelegen haben, das ich beim ersten Spielen erreicht habe. Hat mich allerdings dann zu einer zweiten Runde motiviert, von daher vielleicht auch gar nicht so verkehrt.