Autor Thema: Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?  (Gelesen 5684 mal)

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Fanatiker

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« am: 20. Mai 2010, 23:40:19 »
Seid dem Begin meines Hobbys vor ca. 10 Jahren (ich weiß für einige hier im Forum gelte ich noch als Newbie) hat sich einiges verändert, doch wie ich sehe nicht wirklich zum Positiven.

Meine Kernfrage lautete: "Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?"

Wenn ich sehe, welche Systeme vor 10 Jahren von deutschen Verlagen Support bekamen und dazu die Veröffentlichungspolitik der einzelnen Verlage, gerate ich (im Gegensatz zur heutigen Zeit) ins Schwärmen. Sehr populäres Beispiel ist F&S, wenn ich mir den Wikipedia Artikel durchlese, lese ich von 20 Systemen, welche von 1998 bis 2008 eigentlich fast gleichwertig bedient wurden. Ähnliche gilt für andere Verlage.
Es kann doch nicht sein, dass international populäre Systeme wie D&D, GURPS, WoD nicht im deutschen Markt vorhanden sind!?
Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich eben genau die Systeme spiele, welche die letzten 10 Jahre vom deutschen Markt genommen wurden, ds will ich hierbei nicht ausschließen.
Aber was ist genau das Problem? Feder und Schwert hatte zu Vampire: Maskerade Zeiten eine ewig lange Veröffentlichungsliste und
veröffentlichte Produkte zu verschiednenen Systemen parallel und jetzt? Engel, Warhammer und fertig! Über die veröffentlichungspolitik wollen wir nicht reden.
Es gab unmengen inoffizielles Zusatzmaterial, man wurde quasi zugeschmissen und jetzt 2010, sehe ich nichts mehr von dieser Fülle, ja man muss sich sogar um Grundregelwerke prügeln und horrende Summen bezahlen um an eines der Bücher zu kommen.
Pathfinder mag da eine Ausnahme bilden (und DSA dominiert wie eh und je)

Evtl. interpretiere ich die Lage wirklich falsch und eigentlich gibt es genug auf dem deutschen Markt, doch welche Systeme werden denn wirklich noch voll unterstützt, bei denen ich davon ausgehen kann, dass sie auch in 5 Jahren noch unterstützung erfahren?
Irgendwie scheint mir der Markt mit den großen Rollenspielen massiv eingebrochen zu sein, kleinere Systeme werden als Randerscheinung unterstützt, nur das wurden sie ja früher auch. Doch die "Big-Fishes" wie D&D von WotC und die WoD von WW (sind soweit ich weiß in Amiland die populärsten Verleger) sind irgendwie in Deutschland gestrandet und verwesen nun als überteuerte Restposten am Strand von Usedom.

Gibt es irgendwelche Statements der großen, warum der deutsche Markt so liegen gelassen wird (hier rede ich nicht nur von WotC), oder denkt ihr evtl. das dem eigentlich gar nicht so ist und der Rollenspielmarkt sich einfach gewandelt hat?
ALEA IACTA EST

Lagrange

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #1 am: 21. Mai 2010, 09:27:30 »
Es werden die Systeme unterstützt, die noch genug Geld abwerfen, damit "man" damit Gewinn machen und davon überleben kann.
Merke: Früher war alles besser, auch der Rollenspielmarkt in Deutschland!

Gwenfair

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #2 am: 21. Mai 2010, 09:28:33 »
Ganz einfach: Selbst die Mitarbeiter von Rollenspielverlagen haben noch nicht gelernt, von Luft und Wasser unter einer Brücke zu existieren und wollen bezahlt werden. Ziemlich dreist, aber was will man machen? Also kann man nur noch die Systeme unterstützen, bei denen man beim Herstellen und Verkaufen keinen Verlust macht.
Dass WoD und DnD nicht laufen, ist nicht die Schuld der deutschen Rollenspielverlage, sondern der Käufer, die die Produkte links liegengelassen haben und ihnen damit die wirtschaftliche Grundlage entzogen haben.

Gut, in einigen Fällen kommt noch hinzu, dass der englische Lizenzgeber den Hals nicht voll bekommen hat und damit erst das Produkt unrentabel gemacht hat.

In Deutschland haben einige große Systeme zudem drei gravierende Probleme:
a) Die Vorgängerversion war bombastisch unterstützt und es gab für jedes Fitzelchen ein Supplement, so dass am Ende eigentlich fast alle Wünsche bezüglich Zusatzbüchern befriedigt waren. Dann wurde in den letzten Jahren eine neue Edition auf den Markt geworfen, bei der man wieder beim Grundregelwerk anfangen müsste zu sammeln. Das ist teuer und man startet mit sehr viel weniger Material in die neue Edition, als man in der alten hatte.
Wer will da schon noch mal so viel Geld ausgeben?

b) Die neue Edition bietet zu wenig Veränderungen zur alten Edition. Zwar wurde am Spielsystem geschraubt, ein bisschen was umbenannt, aber die Klassen sind nahezu gleich, das Spielsystem sehr ähnlich, die Hintergrundgeschichte ein bisschen durcheinandergewirbelt, aber nicht komplett neu, das Spielgefühl ist zwar etwas anders, aber nicht sehr viel anders. Nicht genug anders, um die Investition zu rechtfertigen.

c) Die Vorgängerversion war qualitativ sehr hochwertig. Es gab kaum Bedarf zur Hausregelei. Man hat nicht das Gefühl, eine neue Edition zu brauchen, um die Probleme der alten Edition loszuwerden.

Also zusammengefasst: Viele der großen Systeme sind in Deutschland - meiner Meinung nach - an der guten Qualität ihrer Vorgängerversion gescheitert.

Deus Figendi

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #3 am: 21. Mai 2010, 16:01:42 »
Man TM geht gemeinhin davon aus, dass die Menge an Geld, die die Deutschen in Rollenspielprodukte stecken recht wenig schwankt. Die Menge der Spieler ist immer ähnlich die finanziellen Situationen auch bzw. gleicht sich das wohl irgendwie aus. Wie auch immer jedenfalls heißt es es sei immer ein gleich großer Kuchen.
Darum geht es im Wesentlichen auch darum ein großes Stück von diesem Kuchen zu bekommen, weil es schwer bis unmöglich scheint den Kuchen zu vergrößern (trotz größter Bemühungen seitens Verlagen und Spielern).
Nun habe ich persönlich den Eindruck, dass in letzter Zeit viele kleine und kleinste zuweilen unabhängige Rollenspielprodukte und Produkte im Rollenspiel(er)-Umfeld erscheinen. Sprich: Der Kuchen wird in mehr Teile geteilt und die sind dann logischerweise kleiner. Und daraus ergibt sich dann dass sich die großen Fische ggf. nicht mehr lohnen. Diese Kleinst-Spiele lassen sich auf Autoren-Seite teilweise sehr günstig produzieren, weil sie von Enthusiasten geschrieben werden, die nicht unbedingt an der ersten Auflage verdienen müssen. So ein 33-Seiten-Werk ist unter Umständen auch mal schnell hingerotzt (wobei: Wenn die Qualität nicht stimmt ist auch nix mit Kuchenstück), ein 333-Seiten-Werk ist eben aufwändig.
Zumindest nehme ich das so an, der deutsche Rollenspieler scheint seinen Rollenspiel-Etat stärker zu streuen und das tut den großen mehr weh als den kleinen bzw. können "Kleine" natürlich auch entsprechend schnell nachsprießen.

@Gwen: Naja wenn man so eine große Marke hat und man hat - wie du schreibst - mehr oder minder alles abgedeckt, dann bleibt einem nicht viel anderes übrig als eine neue Edition zu schmeißen, denn was sollen die Leute denn kaufen wenn es schon alles gibt und sie alles haben was sie wollen/brauchen?
Die einzigen Alternativen die ich sehe sind: Update-Variante (also nur ne halbe oder viertel-Edition weiter jedes erschienene Werk revisieren...) oder die Marke aufgeben/brach legen für ein paar Jahre und sich auf andere Produkte/Marken konzentrieren. Zumindest letzteres stünden den großen Playern durchaus offen (WotC könnte sich auf StarWars und Pokemon stürzen, Ulisses DSA liegen lassen und sich um das Uhrwerk kümmern etc.)
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
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Samael

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #4 am: 21. Mai 2010, 16:29:06 »
Viele Spieler greifen zudem gerne zu den englischen Büchern. Was bei den teilweise enormen Preisunterschieden mMn auch nicht wirklich verwunderlich ist. Schließlich kann man statt eines ins Deutsche übersetzten Buches gleich zwei englische bekommen. Geiz ist geil.

Der Indie-RPG-Sektor ist zudem in den letzten 10 Jahren enorm gewachsen. Wenn man noch die ganzen Old-School-RPGs und haste nicht gesehen dazu rechnet, dann wird man feststellen, dass es noch nie so viele kostenlose - und vor allem durchaus spielbare - Systeme auf einem Haufen gab. Und dies alles nur ein Klick entfernt.
R: Each day our children will race around our home to see who is the fastest.
N: And what exactly will we be feeding these children?
R: The slowest.

Deus Figendi

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #5 am: 21. Mai 2010, 16:37:41 »
Viele Spieler greifen zudem gerne zu den englischen Büchern. Was bei den teilweise enormen Preisunterschieden mMn auch nicht wirklich verwunderlich ist. Schließlich kann man statt eines ins Deutsche übersetzten Buches gleich zwei englische bekommen. Geiz ist geil.
Ja, das wollte ich auch anführen, aber ich bin mir nicht sicher bzw. frage mich auch einfach ob das tatsächlich in der jüngeren Vergangenheit mehr geworden ist oder ob das stabil ist.
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TheRaven

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #6 am: 21. Mai 2010, 16:38:16 »
"Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?"

1. Gar nichts, der hat sogar zulegt. Nur nicht auf dem Papier, sondern dem Computer/der Konsole.
2. Gar nichts, nur gibt es keine Kunden mehr. Die sind erwachsen geworden.
3. Gar nichts, was nicht auch mit den anderen Rollenspielmärkten los ist

"oder denkt ihr evtl. das dem eigentlich gar nicht so ist und der Rollenspielmarkt sich einfach gewandelt hat?"

P&P war schon immer eine Nischenwelt und von der Nische zur Nichtigkeit ist es nur ein kleiner Schritt. Die junge Generation, welche die alte ablösen sollte findet Heute eine Welt vor, wo Abenteuer, Rollenspiel und Fantasy allgegenwärtig sein kann, wenn man das will. Und zwar zu der Zeit zu der man es will, in der Menge wie man es will und mit dem Inhalt wie man ihn will, ohne dabei von anderen Menschen und deren Anforderungen abhängig zu sein. Schaut man sich die letzten 10 Jahre an, dann hat es einen extremen Boom im Bereich Fantasy/Eskapismus gegeben, sowohl in Film und Spiel. Und ich spreche hier nicht mal zwingend von den immer noch populären MMORPG.

Wieso sollte man sich also dumme Bücher kaufen, die selber weder spannend, noch sonderlich interessant sind, um dann damit vielleicht später mal Spass zu haben, sofern man andere Leute findet, welche dieselben langweiligen Bücher gelesen haben, sowie per Zufall zu derselben Zeit und am selben Ort Lust haben das Gleiche zu machen?
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Gwenfair

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #7 am: 21. Mai 2010, 17:07:27 »
@Gwen: Naja wenn man so eine große Marke hat und man hat - wie du schreibst - mehr oder minder alles abgedeckt, dann bleibt einem nicht viel anderes übrig als eine neue Edition zu schmeißen, denn was sollen die Leute denn kaufen wenn es schon alles gibt und sie alles haben was sie wollen/brauchen?
Ich habe mit dem Finger auf das Problem gezeigt. Deine Frage nach der Lösung werde ich dir ganz bestimmt nicht beantworten. Wüsste ich die Antwort darauf, würde ich sie umsetzen und Asche damit machen.   :P
Ich persönlich glaube ja nicht, dass die Großen was falsch gemacht haben.

Wormys_Queue

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #8 am: 21. Mai 2010, 17:44:37 »
und mit dem Inhalt wie man ihn will, ohne dabei von anderen Menschen und deren Anforderungen abhängig zu sein.

Wobei gerade dieser Punkt lediglich eine Illusion ist. Tatsächlich ist ja das Rollenspiel im Prinzip die einzige Möglichkeit, die Inhalte ganz genau auf den eigenen Geschmack zuzuschneiden (abzüglich einzugehender Kompromisse mit den Mitspielern), während man in allen anderen Medien mehr oder weniger passiv das konsumiert, was sich andere für einen ausgedacht hat. Und das entspricht so gut wie nie zu 100% dem eigenen Geschmack.

Allerdings, und das hab ich mit dem Wörtchen "passiv" ja schon angedeutet, ist das natürlich der leichtere Weg, seine Gelüste zu befriedigen. Selbst gemachte Pizza mit frischen Zutaten schmeckt zwar besser als die aus dem Tiefkühlfach, bedeutet aber auch, dass man selbst was leisten muss.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Lagrange

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #9 am: 21. Mai 2010, 18:44:59 »
Oder man geht zum Italiener um die Ecke, und kriegt für Einpaareurofünfzich mehr, eine wohlschmeckende Pizza frisch gemacht... Die ist nämlich noch leichter zu konsumieren und man kriegt sinnbildlich noch den Popo abgewischt.
Da hat TheRaven nämlich voll und ganz recht, es gibt heut so viele zusätzliche Möglichkeiten dem Alltag zu entfliehen, dass man nicht mehr auf 4-8 andere Volldeppen (meist in verschrobenen Sinne Individualisten) setzen muss...

Wormys_Queue

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #10 am: 21. Mai 2010, 19:15:48 »
Oder man geht zum Italiener um die Ecke, und kriegt für Einpaareurofünfzich mehr, eine wohlschmeckende Pizza frisch gemacht

Tut mir leid, aber es gibt keine ekelhafteren Pizzen als die von echten Italienern zubereiteten  (deswegen es ich dort immer nur Pasta, die können sie hervorragend^^).

Aber im Ernst: Dem Teil, den du ansprichst, hab ich ja gar nicht widersprochen. Aber auch dein Beispiel vom Italiener unterstreicht nur, dass man sich zwar die Arbeit sparen kann, dann aber auf das Können von anderen angewiesen ist. Und dafür sogar noch meist viel mehr Geld bezahlt als wenn mans selbst gemacht hätte. Und obs dann wirklich besser schmeckt, ist so ne Sache.

Aber natürlich muss man Kochen können. Oder seine Fantasie benutzen. Wozu 99% der Weltbevölkerung zu faul sind. Und alleine deswegen ist und bleibt Rollenspiel ein Nischenhobby. Dass die Leute inzwischen darauf trainiert sind, sich mit zweitklassigem Zeitvertreib zu begnügen, und es ein unendlich großes Angebot in dieser Qualitätsklasse gibt, machts natürlich schwerer.
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Wormy's Worlds

Aqualung

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #11 am: 21. Mai 2010, 19:21:33 »
Hinzukommt dass vor 10 Jahren das Internet noch bei weitem nicht so ausgebildet war wie heute. MMORPGs klauen halt viele Rollenspieler bzw. allgemein ausgedrückt: Das Internet klaut den Leuten die Zeit :-D

Archoangel

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #12 am: 21. Mai 2010, 20:18:21 »
Ja.

Ein Großteil TheRaven, ein wenig Deus und eine Prise Gwenfair.

Der deutsche Rollenspielmarkt ist damit zwar noch weit davon entfernt wieder so zu sein, wei damals als ich angefangen habe, aber eben rückläufig. Der Nachwuchs schwindet, das Mittelalter hat zu wenig Zeit und die alten Hasen kaufen nur noch bei ebay, weil sie nur noch ihre Sammlungen vervollständigen wollen. Insgesammt keine gute Situation für rasende Umsätze. Dazu das Problem, dass neuere Editionen amerikanischer Rollenspiele in Deutschland eben nicht so gut aufgenommen wurden, wie anderswo und die kleinen Verlage auch noch ihren Markanteil gesteigert haben (wohlgemerkt von einem schrumpfenden Markt) und du hast unsere aktuelle Situation.

Ende der 80er wurden DSA-Abenteuer regelmäßig in 5-stelligen Auflagen verkauft. Vereinzelt sogar fast 6-stellig. Heute liegen sie eher bei 2.500-7.000 Exemplaren ... ich denke das sagt alles. Die rote D&D Box hatte eine sechsstellige Auflage, die 4E eine 5.000er. Wie TR schon bemerkt hat - die Möglichkeiten sind heute größer; damals hatte kein Kind einen eigenen Fernseher, kaum jemand eine Spielekonsole, quasi keinen Computer (deren Grafik war eher ähm ... ich erinnere mich noch gut an Textadventure ;) ), Kino war etwas seltenes, großartiges (neue Filme kamen seltener), nicht alle Haushalte hatten ein Telefon/Auto. Und das Fernsehen hatte 3 Sender (mit etwas Glück 4). Kein Wunder eigentlich, dass Rollenspiele geboomt sind.

Anfang der 90er kam der Einbruch, wohl hauptsächlich durch bezahlbare Computer mit recht innovativen Spielen, später der Magic-Schock, Internetschock und Handyboom. Die 3E konnte den Trend noch einmal umkehren, ab 2003-2005 ging es aber gerade wegen der MMORPGs wieder abwärts. Die Wirtschaftskrise sorgt zu dem dazu dass das Hobbystore-Sterben beschleunigt wird, also die Ebene die bisher am ehesten Werbung gemacht hat. Ja, es ist einfach auffallend war: unser Hobby scheint die letzte Branche zu sein, die quasi nicht wirbt, sondern sich auf den Selbsterhaltungstrieb der Händler (denen man regelmäßig die Prozente kürzt) und die Mundpropaganda verlässt; und das gerade letztere ein zweifelhaftes Werbemedium sein kann, dürfte gerade bei uns die NWoD und die 4E sehr schmerzlich bewiesen haben.

Und natürlich mein Lieblingsthema: keine einsteigerfreundlichen Systeme.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Fanatiker

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #13 am: 21. Mai 2010, 20:38:36 »
Sehr interessante Meinungen. Aber was mich interessieren würde ist iw es international im Vergleich ausschaut? Wie sehen die Rollenspielmärkte im Bereich der Spanischen/Französischen/Englischen Sprache aus? Die Franzosen sollen ja angeblich jedes D&D Buch übersetzen und UK profitiert ja davon, dass die Übersetzungshürde wegfällt.

Irgednwo sind es auch wir als Konsumenten mit dem "Sparwahn" und letztlich zum Griff nach Englischen und meist auch gebrauchten Büchern, welche dem Hersteller kein Geld mehr einbringen.

Doch auf der gleichen Seite vertehe ich die Verlage nicht. Den Hang zu neuen Editionen kann ich nachvollziehen und unterstütze dies auch, doch kann ich nicht nachvollziehen, warum lieber der gesamte Support für ein Land eingestellt wird, als die älteren Produkte im Print zu lassen.

Lieber gar kein Geld verdienen als etwas Geld verdienen?

Das Abbrechen von früheren Editionen zu gunsten neuerer Editionen habe ich sowieso nie Verstanden. In keinem anderen Sektor wie im Rollenspielmarkt, zerstört der Hersteller seine eigenen Produkte beim Verkauf eines neuen. Dabei scheint es Blödsinnig. Bei Computerspielen führen die Presslinge von alten Edition, welche immer noch laufen (Beispiel Diablo I, welches man immer noch im Laden kaufen kann) auch nicht dazu, dass neue Editionen nicht gekauft werden, dies liegt aber nicht unbedingt an der Qualität (AoE III kommt meiner Meinung immer noch nicht an AoE II ran), sondern am absolut fehlendem Werbemarkt.

Es geht ja nicht um den vollen Support alter Editionen (die Einstellung von diesem sehe ich voll ein), es geht um die alles oder nichts Einstellung, gerade der Amerikanischen Lizenzgebern.

Ich denke, dass mit klugem und vor allem geschickt plaziertem Marketing auch im Jahre 2010 Rollenspiel eine Zukunft haben, dazu braucht man aber permanente Präsenz, von diesem! Wenn 5 Jahre lang ein Rollenspiel verschwunden war kann man es vergessen, dass die neue Käufergeneration dort ansetzt wo vor 5 Jahren aufgehört wurde. Wenn allerdings 5 Jahre Prints der alten Editionen kommen würden (trotz Einstellung des Supports von Herstellerseite aus) würde eine geschickt inszinierte Platzierung des Produktes bestimmt nicht abträglich sein.

Der Rollenspielmarkt im PC Bereich ist eine feste Größe und die Verkaufszahlen der RPG Titel sind so konstant wie früher die  der Strategieriesen. Warum nicht wieder solche Boni wie bei Baldur's Gate, wo interessierte Spieler in die Thematik Rollenspiel eingeführt wurden. Drakensang macht vor wie es funktioniert. Die Bedienung aller Medien könnte auch dem Rollenspielmarkt helfen. Ob dies aber letztlich an falschem Denken der Hersteller oder mangelnder Akzeptanz der Expertenspieler liegt (welche ja ein nicht zu unterschätzender Faktor in Sachen Spielerwerbung ist) weiß ich nicht zu beantworten. Klar ist aber, dass die Momentane Situation immens viel Marktpotential liegen lässt.
ALEA IACTA EST

Archoangel

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #14 am: 21. Mai 2010, 20:50:08 »
Optimist.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!