Autor Thema: Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?  (Gelesen 5686 mal)

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Daniel

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #15 am: 22. Mai 2010, 01:33:16 »
Doch auf der gleichen Seite vertehe ich die Verlage nicht. Den Hang zu neuen Editionen kann ich nachvollziehen und unterstütze dies auch, doch kann ich nicht nachvollziehen, warum lieber der gesamte Support für ein Land eingestellt wird, als die älteren Produkte im Print zu lassen.

Lieber gar kein Geld verdienen als etwas Geld verdienen?


Dazu kann ich dir für deine viel beklagten Beispiele - nämlich die 3rd Edition von D&D und die Old World of Darkness, beide mit all ihren vielen schönen Produkten, die auch F&S gerne noch lange und gewinnbringend verkauft hätte, eine einfache Antwort geben:

Weil es der Lizenzgeber verboten hat!


Deus Figendi

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Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #16 am: 22. Mai 2010, 08:02:56 »
@Archo: Ich bin mir nicht so sicher ob man die Werbung den Händlern überlässt, die haben nämlich kaum Möglichkeiten dazu. Mit etwas Glück haben sie ein Schaufenster in einer dunklen Seitengasse und mit etwas mehr Glück haben sie andere Produkte, so dass andere Kunden vorbei kommen. Dennoch schlechte Chancen, wenn ich ein Spielwarengeschäft oder eine Buchhandlung besuche von denen ich weiß, dass sie Rollenspielprodukte verkaufen werden die mir nicht gerade aufgedrängt. Zweifelsohne haben die Händler aber theoretisch die Möglichkeit die Gelder ein bisschen zu lenken von System A nach B oder innerhalb der Systeme zwischen Produkten. Aber sie haben ja nichts davon.
Vielmehr habe ich den Eindruck die Neukunden-Werbung (also Spieler-Aquerierung) findet primär durch die Kunden, durch die Spieler und Spielleiter statt, die eben ihre Freunde und Bekannten hier und da versuchen ins eigene Hobby zu bringen. Aber es ist eben ein schrulliges Hobby, da gibt es eine gewisse äääh geistige Hürde (ich meine nicht dass man klug sein muss, sondern dass man sich überwinden muss mir fällt nur die passende Vokabel gerade nicht ein).
Darüber hinaus tun Verlage aber auch was, bezahlte (oder begünstigte) Spielleiter bei z.B. Pegasus-Spiele oder Prometeus-Games. Präsents auf Messen und Conventions, Werbematerial für Conventions und Händler. Und natürlich nicht zu vergessen: Probeexemplare! Talamar kauft die ganzen Rezi-Exemplare nicht selbst und auch die aktuellen Contestpreise haben "wir" (also Berandor) nur zu einem äußerst geringen Teil selbst finanziert.
Ob das reicht, ob das die richtigen Wege sind kann und will ich nicht beurteilen, da unterscheiden sich die Verlage ja auch (bei den einen schimpfen wir über den lausigen Support, bei anderen gibt es ständige Präsents im Haus-Forum oder sie gründen noch Subverlage und und und) aber ich fände es unfair zu sagen die Verlage legten ihre Hände in den Schoß und täten gar nichts um ihre Produkte und dieses Hobby zu bewerben.
Das Abbrechen von früheren Editionen zu gunsten neuerer Editionen habe ich sowieso nie Verstanden. In keinem anderen Sektor wie im Rollenspielmarkt, zerstört der Hersteller seine eigenen Produkte beim Verkauf eines neuen.
Das würde ich nicht so unterstreichen. Im Videospiele-Markt hast du wahrscheinlich recht, da ist eine Zweit- und Drittvermarktung ausdrücklich vergesehen. Aber wenn du dich sonst im Softwaremarkt umschaust sehen die Hersteller durchaus zu, dass ihre Kunden auf die aktuellste Version umsteigen und das hat die gleichen Effekte wie im Rollenspielmarkt, man muss das alte Produkt auch ein bisschen schlecht reden um das neue zu hypen.
Das trifft bei Weitem nicht auf alle Produkte zu, das SMF (also diese Forensoftware) wird derzeit in den Versionen 1, 2 und 3 gepflegt und entwickelt und 1 wird wahrscheinlich erst dann rausfallen wenn mit 4 angefangen wird (dann ist 2 aber fertig, derzeit ist es produktiv einsetzbar aber noch beta oder RC).
Aber dann betrachte mal Microsoft. Natürlich ist das aktuelle Betriebssystem ganz toll. Aber wenn ein neues erscheint dann ist es nur noch so lala und das neue kann alles was das alte konnte aber natürlich besser. Neulich (vor 2 Wochen oder so) hat MS den InternetExplorer 6 mal gepflegt zerlegt, hat seine Kunden gewarnt den noch zu benutzen, ihn richtig richtig schlecht geredet. Während er als er noch aktuell war (und rund fünf Jahre nicht weiter entwickelt wurde) natürlich immer total der geile Browser war, dessen Marktanteile mit Zähnen und Klauen verteidigt wurde. Jetzt ist er plötzlich Dreck.
Microsoft ist sicher ein extremes Beispiel, aber auch andernorts wirst du sehen, dass der Verkauf wie auch Support von alten Software-Versionen oftmals schnell eingestellt wird. Ob man sein altes Produkt noch schlecht redet oder nur das neue besser redet ist dann eine Gratwanderung.

Und wenn du dir TV-Werbung von Fahrzeugherstellern anguckst, dann siehst du dass sie wenn sie irgendwas vergleichen wollen ("guck mal sicher, guck mal unsicher") ein eigenes altes Modell verreißen um ihr neues zu hypen.

Ich denke also dass das kein Rollenspiel-Typischer Effekt ist.
Zitat
Ich denke, dass mit klugem und vor allem geschickt plaziertem Marketing auch im Jahre 2010 Rollenspiel eine Zukunft haben, dazu braucht man aber permanente Präsenz, von diesem! Wenn 5 Jahre lang ein Rollenspiel verschwunden war kann man es vergessen, dass die neue Käufergeneration dort ansetzt wo vor 5 Jahren aufgehört wurde. Wenn allerdings 5 Jahre Prints der alten Editionen kommen würden (trotz Einstellung des Supports von Herstellerseite aus) würde eine geschickt inszinierte Platzierung des Produktes bestimmt nicht abträglich sein.
Ich will dir da nicht widersprechen, aber ich wäre mir nicht so sicher ob eine Marke, die fünf Jahre verschwunden ist nicht ebensogut mit "endlich wieder da..." einschlagen kann. Ist aber auch denkbar, dass du recht hast und das nicht funktionieren würde.
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Glgnfz

  • Contest 2010
    • Von der Seifenkiste herab...
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #17 am: 22. Mai 2010, 10:02:57 »
Obwohl ich selber Anhänger der jeweils Vorgängerversionen - von egal welchem System - bin, muss ich sagen, dass die Realität gezeigt hat, dass die Kunden der neuen Produkte nur sehr zögerlich bereit sind, älteren Versionen eine Chance zu geben.

Seht euch doch mal die drei DSA-Jubiläumsbände an. Davon wurden je 1000 gedruckt. Buch 1 (Die Regeln) verkaufte sich recht gut und die 1000 Teile waren recht schnell ausverkauft - wenn auch wahrscheinlich kaum an Fans der aktuellen DSA-Version. Band 2 und 3 liegen wie Blei in den Regalen und du findest bei jedem Händler noch etliche Ausgaben.

WotC versucht ja mit einem ähnlichen Schachzug - D&D 4-Starterset in der Optik der roten D&D-Box aus dem Jahr 1983 - Spieler der ganz alten Versionen mit der Nase auf die 4E zu stoßen. Ich bin mal sehr gespannt, wie da die Absätze sind. Wobei ich einräumen muss, dass der anglophone Sektor da wahrscheinlich noch ganz anders gestrickt ist, als der duetschsprachige. Da gibt es noch wesentlich mehr Nostalgiker und Sammler, die sich das Teil "einfach so" zulegen werden.
Ich würde diese Einsteigerbox gerne in deutscher Sprache sehen, um einen direkten Vergleich USA/GB zu D ziehen zu können, aber damit wird s wohl in den nächsten Jahren nichts!

Windjammer

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #18 am: 22. Mai 2010, 11:08:44 »
Meine Antwort auf die Frage (halte das "deutsche" in der Formulierung übrigens für redundant) stammt von einem Poster auf TheRPGSite, wo's auch darum ging, warum der Rollenspielmarkt 2009/2010 nur mehr ein Schatten dessen ist, was er früher mal war.

"Internet porn. I wonder if I'd picked up D&D in my adolescence if internet porn had been available.

Come to think of it, I probably wouldn't have picked up any hobbies."

Tja, was für den einen der Unterwäschekatalog waren für den anderen die grottigen Titti-Bilder des Monster Manual.

Und wo jene (*hüstel*) "Bedürfnisse" der Pubertierenden heutzutage gestillt werden, die früher White Wolf Bücher bedient haben, dazu möchte ich gar nichts wissen.
« Letzte Änderung: 22. Mai 2010, 11:11:33 von Windjammer »
A blind man may be very pitturesque; but it takes two eyes to see the picture. - Chesterton

Wormys_Queue

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #19 am: 22. Mai 2010, 12:00:06 »
Seht euch doch mal die drei DSA-Jubiläumsbände an. Davon wurden je 1000 gedruckt. Buch 1 (Die Regeln) verkaufte sich recht gut und die 1000 Teile waren recht schnell ausverkauft - wenn auch wahrscheinlich kaum an Fans der aktuellen DSA-Version. Band 2 und 3 liegen wie Blei in den Regalen und du findest bei jedem Händler noch etliche Ausgaben.

Wobei man du unter Umständen auch ein wenig am Markt vorbeiproduziert hat. Zumindest die mir daraus bekannten Abenteuer sind ja aus heutiger Sicht völlig veraltet und vom designerischen Standfpunkt aus das Gegenteil von dem, was sich die meisten (deutschen) Rollenspieler im Jahr 2010 wünschen. Für jüngere Spieler sind die Dinger daher schlicht und ergreifend uninteressant, und die älteren haben dass Zeug eh schon zuhause rumstehen. Bleiben die hartgesottenen Sammler, und da gibts wohl nicht so viele.

ich kenn z.B. nicht die Auflage der "Herr der Labyrinthe"-Produkte, wage aber auch da mal die Einschätzung, dass diese eher eine Nische in der Nische begründen und am Geschmack des Rollenspiel-"Mainstreams" weitestgehend vorbeigehen. Als Hersteller muss man sich dessen bewusst sein, sonst landet man eben auch bei vergleichsweise kleinen Auflagen schnell auf der Nase.

Das ist jetzt kein Pladoyer gegen Old-School (bei weitem nicht), man muss aber, wenn man damit Erfolg haben will, sehr bewusst darüber nachdenken, was an Old School gut und was daran schlecht war. Paizo und WotC sind recht erfolgreich darin, Old School-Inhalte in modernerer Form zu präsentieren. Andere, denen das nicht oldschoolig genug ist, produzieren eben für eine immer kleiner werdende, weil im Aussterben befindliche Nische. Funktioniert beides, aber was eben nicht funktioniert, ist, dem Mainstream-Kunden des Jahres 2010 einfach das alte Zeug unverändert vorzusetzen. Der ist längst besseres gewohnt.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Archoangel

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #20 am: 22. Mai 2010, 13:21:25 »
Mit Verlaub mein Teuerster: Paizo und WotC haben mit Oldschool gerade mal nichts zu tun.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Lagrange

  • Mitglied
    • http://www.rockfurt.de
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #21 am: 22. Mai 2010, 13:23:28 »
Ich glaube, Du übersiehst, das Paizo, aber vor allem WotC immer wieder klassische Abenteuer(-ideen) recyclen. Und wenn ich Wormy richtig verstanden habe, meinte er nichts anderes.

Glgnfz

  • Contest 2010
    • Von der Seifenkiste herab...
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #22 am: 22. Mai 2010, 13:28:03 »
Hmmm... Ich weiß schon in dieser Sekund,e dass daraus keine fruchtbare Diskussion enstehen wird, aber ich versuche wenigstens kurz zu antworten.

Wobei man du unter Umständen auch ein wenig am Markt vorbeiproduziert hat. Zumindest die mir daraus bekannten Abenteuer sind ja aus heutiger Sicht völlig veraltet und vom designerischen Standfpunkt aus das Gegenteil von dem, was sich die meisten (deutschen) Rollenspieler im Jahr 2010 wünschen. Für jüngere Spieler sind die Dinger daher schlicht und ergreifend uninteressant, und die älteren haben dass Zeug eh schon zuhause rumstehen. Bleiben die hartgesottenen Sammler, und da gibts wohl nicht so viele.

Ehrlich gesagt - ich weiß gar nicht mehr worauf ich meine Idee bezog - ich glaube auf Deus' Antwort auf Archoangel. Und dann bezieht es sich ganz alleine darauf, dass ich sagen wollte, dass es im Rollenspielbereich nicht (bis maximal kaum) zieht, ältere Editionen eines aktuellen Spiels zu veröffentlichen.
Meine These war: Wenn das schon bei DSA nicht klappt, was die größte "deutsche Rollenspielmarke" ist, wo soll es denn dann funktionieren?
Alte Abenteuer neu aufgelegt wiederum "funktionieren" ganz gut, wie man an der neuen Phileasson-Saga oder ähnlichen überarbeiteten und (teils) verschlimmbesserten Produkten sieht.

Ich behaupte einfach mal, dass WotC keine fetten Gewinne einfahren würden, wenn sie jetzt wieder Material für ältere Editionen (sagen wir mal: "Älter als D&D3/3.5" - denn da wäre wahrscheinlich noch einiges abzuschöpfen) produzieren würden. Der Markt regelt sich da schon selbst.


Zitat
ich kenn z.B. nicht die Auflage der "Herr der Labyrinthe"-Produkte, wage aber auch da mal die Einschätzung, dass diese eher eine Nische in der Nische begründen und am Geschmack des Rollenspiel-"Mainstreams" weitestgehend vorbeigehen. Als Hersteller muss man sich dessen bewusst sein, sonst landet man eben auch bei vergleichsweise kleinen Auflagen schnell auf der Nase.

Freut mich, dass du auf LL zu sprechen kommst, obwohl ich da in meinem Posting in keiner Weise hinsteuern wollte. Manhcmal gpsote ich in Threads auch einfach nur so - ohne meine Agenda zu verfolgen. Natürlich ist das eine geringe Nische! Aber es ist (für mich) auf jeden Fall ein Erfolg, wen sich sowohl Regelwerk, als auch "Die Larm Chroniken" nach nur etwa 1 Monat nach der Veröffentlichung finanziell amortisiert haben. Selbstverständlich kann da kein Verlag von leben, aber kleine Gewinne einfahren, kann er auf jeden Fall. Dass die Ulisses-Verantwortlichen sich das System gerne ans Revers geheftet hätten, wie ich mittlerweile aus einigen Gesprächen heraushören konnte, sehe ich auch mal als positiv an.

Zitat
Das ist jetzt kein Pladoyer gegen Old-School (bei weitem nicht), man muss aber, wenn man damit Erfolg haben will, sehr bewusst darüber nachdenken, was an Old School gut und was daran schlecht war.
Das heißt jetzt genau was? Außerdem stellt sich wieder die Frage: "Was ist Erfolg?" Wenn ich so unbescheiden bin und das Auftauchen von LL in Deutschland mit meiner Person verbinden will, dann muss ich sagen, dass ich das Produkt und sein Einschlagen in den Markt für einen Riesen-Erfolg halte.
Ulisses würden das (für DSA oder Pathfinder) wahrscheinlich nicht sehen - während es im Bereich ihrer Fanware-Systeme auch als Erfolg gewertet werden könnte - nicht nur Kostendeckung, sondern auch noch kleine Gewinne...

Warum sehe ich perönlich LL als "Erfolg" an? Mit der Ausgabe vom letzten Jahr wurden über den Daumen gepeilt 350 Regelwerke verkauft. Meine in Kleinauflagen gedruckten Abenteuer haben ihre 100er Auflagen ausverkauft und "Die Larm Chroniken" haben das schon locker flockig übertroffen.
Verkäufe sind mir aber im Prinzip egal! Was mir wichtig ist, ist die Tatsache, dass ich weiß, dass etliche Spielrunden exisitiere, die das System spielen und Spaß dabei haben, dass ich auf Cons Runden anbiete undLeute extra dorthin kommen, um sich mit mir über das Spiel zu unterhalten und ein Ründchen zu spielen. Es gibt aber nicht nur mich, sondern eine Handvoll Spielleiter, die auf Cons Runden anbieten und Material für das Spiel schreiben - seien es Abenteuer oder Regelvarianten. Sagen wir kurz: "Es tut sich etwas" - und das bei einem System, das seit (allerspätestens) 1992/1993 tot ist und nicht mehr unterstützt wird.

Zitat
Paizo und WotC sind recht erfolgreich darin, Old School-Inhalte in modernerer Form zu präsentieren.

Welche Old-School-Inhalte sind das denn, die Paizo oder WotC in moderner Form präsentieren? Dass der Dungeon Crawl wieder "modern" ist? Das kann doch nicht alles sein. In meinen Augen haben beide Verlage in den letzten Jahren eigentlich keine old-schooligen Inhalte präsentiert - eher anders herum, moderne Inhalte in old-schooligen Gewändern. Aber da sindwir beim alten Problem: "Was ist OS?" auf das ich nun wirklich keine Patent-Antwort habe, sondern lediglich ein paar Ideen zusammenkratzen kann, was die ominöse "OS" von einer "NS", die es nicht einmal als Begriff gibt, unterscheiden könnte.

Zitat
Andere, denen das nicht oldschoolig genug ist, produzieren eben für eine immer kleiner werdende, weil im Aussterben befindliche Nische. Funktioniert beides, aber was eben nicht funktioniert, ist, dem Mainstream-Kunden des Jahres 2010 einfach das alte Zeug unverändert vorzusetzen. Der ist längst besseres gewohnt.

Das habe ich ja oben schon geschrieben. Man kan (im Moment) nicht davon leben, aber ein paar Euro hinzuverdienen kann man sich auf jeden Fall. Verluste fährt man nicht ein.

Wormys_Queue

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #23 am: 22. Mai 2010, 13:52:27 »
Und wenn ich Wormy richtig verstanden habe, meinte er nichts anderes.

Nicht direkt. Ich meinte damit im Falle Paizos z.b., dass sie ihre Inspiration wieder verstärkt aus den Quellen schöpfen, aus denen auch  Gygax und Arneson schöpften. Also Howards, Lovecraft, Moorcock etc. Und dass sie sich nicht davor scheuen, mit Genrefremden inhalten zu experimentieren (da hatten die Väter von D&D auch keine Angst vor). Oder jetzt eben das aktuelle Experiment Hexcrawling, was ja auch wieder einen Rückgriff auf Techniken darstellt, die zumindest im Mainstream lange keine Rolle spielten. Da steckt viel mehr Old School drin, als Glgnfz erkennt (oder anzuerkennen bereit ist).

Bei Wotc rede ich hingegen eher davon, zu einem alles in allem ziemlich flexiblen Regelwerk zurückzukehren, dass den Spielern nicht alles vorkaut, dafür aber beliebig mit eigenen Hausregeln(Modifikationen) anzureichern ist. Und natürlich wieder die Rückkehr zum Dungeon, die es den Spielern überlässt, inwieweit sie das mit Story und Charakterspiel anreichern wollen.


@Glgnfz: Was ich eigentlich mit meinem Abstecher nach LL nur sagen wollte:
Wenn du plötzlich versuchen würdest, die Auflage der deutschen LL-Produkte im selben Umfang zu vertreiben, wie sagen wir mal F&S früher die dritte Edition von D&D, würdest du damit gnadenlos Schiffbruch erleiden, weil der Markt dafür einfach nicht existiert und weil diese Produkte einfach keinen entsprechenden Teil der Rollenspielergemeinde ansprechen würde. Oder anders gesagt: Würde F&S oder Ulisses das Material vertreiben, würden sie es auch nicht schaffen, das ganze in vierstelliger Anzahl unters volk zu bringen.

und analog dazu wundert es mich eben gar nicht, dass Ulisses auf den jubiläumsbänden 2 und 3 sitzen gblieben ist. Das Material entspricht eben nicht mehr dem, was der Durchschnittsrollenspieler im Jahr 2010 von einem Abenteuer erwartet.

Das wäre, als wenn F&S auf die Idee gekommen wäre, "Tome of Horrors" in Deutschland neu zu vertreiben. Hätte nicht geklappt, weil die Prämisse des Abenteuers (baut schonmal 10 Ersatzcharaktere) für die Mehrzahl der Spieler nicht mehr funktioniert.
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Wormy's Worlds

Glgnfz

  • Contest 2010
    • Von der Seifenkiste herab...
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #24 am: 22. Mai 2010, 14:02:44 »
@Glgnfz: Was ich eigentlich mit meinem Abstecher nach LL nur sagen wollte:
Wenn du plötzlich versuchen würdest, die Auflage der deutschen LL-Produkte im selben Umfang zu vertreiben, wie sagen wir mal F&S früher die dritte Edition von D&D, würdest du damit gnadenlos Schiffbruch erleiden, weil der Markt dafür einfach nicht existiert und weil diese Produkte einfach keinen entsprechenden Teil der Rollenspielergemeinde ansprechen würde.


Wie gsagt - auf die Idee würde niemand kommen. Spiele wie LL spielen einfach in einer Lige, wo Kostendeckung das Minimalziel sein muss - nicht, 10 der 15 Angestellte pro Monat fix bezahlen zu können. Okay - in DER Liga spielt in D derzeit allerhöchstens Ulisses - alle anderen haben maximal 1 oder 2 fest Angestellte und decken das restliche Programm mit Freelancern ab.

Zitat
Oder anders gesagt: Würde F&S oder Ulisses das Material vertreiben, würden sie es auch nicht schaffen, das ganze in vierstelliger Anzahl unters volk zu bringen.

Doch! Ich bin sicher, dass Ulisses in einem Jahr 1000 LL-Regelwerke verkaufen könnten. Aber da spekulieren wir beide. Die magische "Tausend" halte ich aber dann tatsächlich für das absolute Ende der Fahnenstange. Viel größer wird dieser Markt nicht mehr werden.





... aber Wormy's Beispiel LL bringt uns zu einem Punkt, der in diesem Thread noch kaum beachtet wurde - die letzten Jahre haben gezeigt, dass kleinere Produktionen den Markt erobern und den Großen immer mehr vom Kuchen abknabbern. Damit meine ich nicht nur LL oder Sachen wie Heredium und Co, sondern auch abgefahrenere Sachen wie das spielleiterlose "Western City", das sich auf jeden Fall schon im (sehr) kleinen vierstelligen Verkaufsbereich befindet.

Richtig platzierte kleine Systeme mit einer oder mehreren Personen als Triebfeder dahinter und starker Präsenz im Internet haben im Jahr 2010 immer die Chance zumindest kostendeckend zu arbeiten, was ich als eine absolut positive Erscheinung auf dem Rollenspielsektor empfinde.


TheRaven

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #25 am: 22. Mai 2010, 14:11:03 »
Der Fehler der deutschen Rollenspielverlage ist ganz klar die konservative Haltung, welche einer "klassischen" Firma innewohnt. Die Rollenspiel-Community mag klein sein aber sie ist auch voller Individuen mit herausragendem Potential als kostenfreie Mitarbeiter. Mischt man das mit den neuen Medien, dann könnte man Erfolg haben aber das würde bedeuten das Risiko einzugehen sich vom klassischen Marktverhalten zu trennen. Der klassische Ansatz mit Autoren, Editoren, Künstlern, Verlagen, Händlern, Kunden funktioniert bei einer solch kleinen Demographie schlicht nicht so gut. Wenn ich der Verlag bin, dann sollte man die ersten drei mit dem Letzten mischen und den übrig gebliebenen streichen. Ja, diesen Satz zu entschlüsseln braucht Aufwand von dir, dem Leser.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Wormys_Queue

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #26 am: 22. Mai 2010, 14:19:05 »
Doch! Ich bin sicher, dass Ulisses in einem Jahr 1000 LL-Regelwerke verkaufen könnten. Aber da spekulieren wir beide. Die magische "Tausend" halte ich aber dann tatsächlich für das absolute Ende der Fahnenstange. Viel größer wird dieser Markt nicht mehr werden.

Ich hatte es auch jetzt mehr auf das Zusatzmaterial bezogen (wegen des Vergleichs zu den Jubiläumsbänden, die ja auch Abenteuer enthalten). Und natürlich spekuliere ich da auch ein wenig. ich denke allerdings, dass man da durchaus den Vergleich zu den USA zielen kann, wo dieses (und ähnliche andere Spiele) ja auch eine Nische in der Nische darstellen. Nur dass dort die Verkaufszahlen absolutgesehen andere sein dürften.

ich hab übrigens nichts gegen Kleinanbieter, ganz im Gegenteil. Nur ist das natürlich nicht der Maßstab, an dem sich z.B. F&S messen lassen muss. Warum auch immer die NWoD letztlich in Deutschland gescheitert ist, ist es letztlich der Hersteller, der irgendwann darüber entscheiden muss, inwieweit der Aufwand den Ertrag(?) wert ist. Dass diese natürlich wirtschaftlich denken müssen und sich nicht selbst ruinieren wollen, um ein Produkt zu unterstützen, dass eh nicht akzeptiert wird, kann ich ihnen kaum verdenken.

Wobei man sich natürlich mal fragen könnte, warum es, abgesehen von DSA, keine weiteren größeren Rollenspielsysteme aus heimischer produktion gibt, die am Markt eine ähnliche Rolle spielen, wie Shadowrun oder die WoD.
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Wormy's Worlds

Archoangel

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #27 am: 22. Mai 2010, 14:40:49 »
Weil der potentiell zu verteilende Kuchen hier zu klein ist, bzw. weil mit Droemer/Schmidt zunächst eine ungeheure Werbemacht hinter dem "Rollenspiel made in Germany" stand. Ein potentieller Rivale müsste in den heutigen Tagen erst einmal den Bekanntheitsgrad von DSA erreichen.

Zudem haben wir natürlich noch Perry Rhodan und Midgard. Auflagen von 2000+ könnte man hierzulande wohl schon als größere Systeme sehen, oder?
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Glgnfz

  • Contest 2010
    • Von der Seifenkiste herab...
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #28 am: 22. Mai 2010, 15:08:18 »
... warum ich immer Wormy zitiere? Ganz einfach, weil sich bei den Sachen, die er schreibt, meine Gehirnwindungen gut anhängen können.




ich hab übrigens nichts gegen Kleinanbieter, ganz im Gegenteil.

Kannst du auch gar nicht haben, denn wenn man ganz ehrlich ist, sind alle außer Ulisses und Pegasus (und die auch nur wegen Munchkin) alle deutschen Verlage Kleinanbieter.

Zitat
Nur ist das natürlich nicht der Maßstab, an dem sich z.B. F&S messen lassen muss. Warum auch immer die NWoD letztlich in Deutschland gescheitert ist, ist es letztlich der Hersteller, der irgendwann darüber entscheiden muss, inwieweit der Aufwand den Ertrag(?) wert ist. Dass diese natürlich wirtschaftlich denken müssen und sich nicht selbst ruinieren wollen, um ein Produkt zu unterstützen, dass eh nicht akzeptiert wird, kann ich ihnen kaum verdenken.


Woher kommt denn die Fixierung auf F&S? In diesem Thread geht es doch um den gesamten deutschen Rollenspielmarkt.


... und da ist es ganz einfach so, dass es den einheimischen Platzhirsch DSA gibt, dazu mit Abstrichem Midgard, was auch noch recht ordentliche Auflagen hat und dahinter ist eigentlich jedes System, das zwischen 500 und 1000 Exemplare verkauft, ein "großer Fisch", mit 100 bis 500 verkauften Kopien kann man sich auch schon als "größer" bezeichnen.

Die großen Verlage Ulisses , dahinter Pegasus (und Heidelberger)und mit weitem Abstand 13Mann, F&S, (die glücklicherweise auf dem absteigenden Ast sitzenden) Nackter Stahl und das (sich wohl leider wieder auf dem absteigenden Ast befindende) Label Prometheus sind auch schon die einzigen Konstanten, dahinter gibt es eine Menge Verlage mit kleineren Systemen, die alle insofern nicht auf professioneller Ebene arbeiten, dass ihre Macher ausschließlich vom Rollenspielmarkt leben können. Von der Qualität her professionell sind ihre Werke glücklicherweise trotzdem, so dass wir uns, wenn wir den Blick in die Prärie wagen, glücklich schätzen können, noch nie ein so breites Spektrum an Rollenspielen zur Verfügung gehabt zu haben.


Wenn man dann dazu die zahllosen gratis herunterladbaren Systeme sieht, leben wir 2010 wirklich in einem Rollenspiel-Schlaraffenland.

Fanatiker

  • Mitglied
Was ist los mit dem deutschen Rollenspielmarkt?
« Antwort #29 am: 22. Mai 2010, 16:12:33 »
@DeusFigendi
Sorry, aber deine Auffassung, es gebe andere Märkte die genauso harsch mit alten Versionen umgehen teile ich absolut nicht. Microsoft und Konsorten versucht zwar hochoffiziel ihre neueste Software anzubringen, aber streichen niemals den Verkauf von alten Versionen. Sogar der Support wird trotz 2 neuerer Betriebssysteme immer noch gegeben (wobei ich hier ein Einstellen verstehen würde).
Selbst im Automarkt, werden Autos noch Jahre nach der Einführung der neuen Klassen sogar weiter gebaut, obwohl es für Autohersteller um einiges komplizierter ist die Produktion zu erhalten, bzw. doppelt zu Produzieren.
Im Rollenspielmarkt hingegen wird sofort nach Veröffentlichung der neuen Edition ein Bruch mit alten Editionen gemacht (es wird sogar verlangt).
Es geht hierbei nicht um die Produktion von neuen Büchern, sondern um das "Im Druck lassen" alter Editionen, welche ja nachweislich noch verkauft werden könnten.
Letztlich möchten Hersteller natürlich immer ihre neuen Produkte verkaufen, doch gibt es in jeder Branche übliche übergangszeiten zwischen den Produkten und der 100%ige Produktionsstopp wird erst dann durchgeführt, wenn das neue Produkt aus sich selbst heruas, mehr Profit als das alte Abwirft.

Und genau das geschieht in DE nicht. Es werden "auf gut Glück" neue Editionen veröffentlicht und gehofft, dass die Spieler schon umsteigen (gibt es ja nichts mehr anderes), doch wo WotC einfach die Verluste in andere Sparten weiterschiebt (Magic) kann in Deutschen Verlagen eben nicht mitgepokert werden.

ALEA IACTA EST