Thema: Horror-RP im Stile von Bioshock

[Coldwyn]

Mal vorweg: Ich bin ja der Überzeugung das Horror und Pen&paper nicht wirklich klappen.

Doch, habe das zweimal richtig geschafft und das ist auch das Problem. Es klappt nur sehr selten, weshalb diese Atmosphäre nicht primär zum Ziel gemacht werden sollte. Wenn es funktioniert ist es toll aber das ist einfach zu selten der Fall und mittlerweile würde ich sagen, dass man lieber einen anderen Stil anstrebt, welcher vielleicht nicht ganz so toll ist aber funktioniert im Gegensatz zu etwas, dass super wäre aber meistens schief läuft.

Cthulhu im Sinne der Lovecraft-Geschichten ist völlig unmöglich, dank dem melodramatischen, völlig überzogenen aber bierernsten Sprachsztil von HP. Aber heutzutage wird der Mythos ja zumeist mit einem Augenzwinkern gesehen, was dann wiederum perfekt funktioniert im Rollenspiel.

Bioshock ist primär physischer oder biologischer Horror (bei dem Namen kein Wunder) und nicht psychologischer oder mentaler. Also eher Grusel und Spannung als Angst und Terror. Sollte also eigentlich durchaus möglich sein.

Bring mal Details wie das bei dir geklappt hat, besonders ob du SL oder Spieler warst.

[Edit] Ich muss dazusagen dass das mit dem Horror für mich nie wirklich geklappt hat. Ich hatte zwar über die Jahre einige sehr gute Spielleiter, Horror, Angst oder auch nur die geringste Gefühlsaufflackerung kamen bei mir nie rüber (Ausser wenn es umd en Tod eines Chars durch "unfaire" Mittel ging, aber das war Zorn). Ich als Spieler bin mr immer bewusst dass ich mit einem Glas Whiskey in der Hand dasitze und CoC spiele oder gerade eben an einem Rotwein nippe wenn irgendeine Horrorszene in D&D gebracht wurde. Gut, vieleicht bin ich für sowas dank mangelnder Immersion eh unbrauchbar ...

[Speren]

Sowas kann klappen, wen Grundvoraussetzungen stimmen. Leider kann man einige davon schlecht steuern.

Hat mal geklappt bei CoC (allerdings im d10 System), allerdings hat sich der SL damals extrem viel Mühe gegeben.
Grundsätzlich galt: Keine alberne Stimmung. Klingt übertrieben, aber die Ansage half und wir haben regelrechte Pausen für Zwischengespräche und ähnlichem eingelegt, um am Tisch eben nicht die Stimmung zu verderben.

A propos Tisch:
Kein Wohnzimmer, kein Rumlümmeln in Sesseln...Esstisch mit Kerzen. Ordnung auf dem Tisch, um unnötiges Kramen und sonstiges Störendes zu vermeiden. Alkohol in den Mengen, dass er anregt...und nicht albern macht.

Der SL hatte eine nahezu perfekte Musikauswahl getroffen, die er mittels Zeitschaltung und/oder Fernbedienung passgenau einspielte. Ebenso selbstaufgenommene Geräusche, die "unwirklich" klangen. Aber auch Regenprasseln, Blätterrauschen..und Schockeffekte wie Schreie, Schüsse, etc.

Paart man das mit einem normalen Wuppertaler Herbstabend mit Sturm und Regen...dann kann es klappen. Natürlich nicht Horror, aber Gruseln, Spannung, Mystery...bis hin zum Unbehagen (was der Grund war, warum wir es dann aufgegeben haben; einige SPieler fühlten sich nicht wohl dabei ).

[Drazon]

Ich konnte bei Cthulhu noch keinen echten Horror, aber bei einer Spielerin zumindest extremen Ekel erzeugen (Beschreibung des Rituals zur Erschaffung einer Hautbestie bei "Horror im Orientexpress"). Und das machen ja auch etliche Filme, die sich "Horrorfilm" schimpfen.

Beim letzten Gate-Treffen hatte ich das Glück in der Gruppe vom Tod zu spielen. Der hat ähnliche Methoden genutzt wie Sperens SL, so dass in guter Atmosphäre eine gesunde Mischung aus extremer Spannung und Ekel-Horror entstand, wie ih sie in guten Horrorfilmen (z.B. Alien 1) mag.

[TheRaven]

Body-Horror ist auch kein Problem und kann man sich jederzeit aus dem Ärmel schütteln. Aber das geht auch eher in Richtung Gore und Splatter und ist nicht klassischer Horror. Fast alle heutzutage erfolgreichen Horrorfilme setzen eher auf Body-Horror, seien es die immer beliebteren Torture-Porn-Streifen oder auch die momentane Welle an Slasher-Filmen. Interessanterweise lebt der klassische Horrorfilm derzeit eher in den Exoten weiter, wie zum Beispiel den japanischen Filmen wie Ring und Grudge oder Reality-Fakes wie Blairwitch.

Cthulhu in seiner ernsthaften Form ist übrigens Terror und nicht Horror. Sogar das Paradebeispiel dafür. Bioshock 1 steht wohl ungefähr zwischen den beiden Konzepten und der zweite Teil driftet stark in die Action ab. Terror im Rollenspiel halte ich für praktisch unmöglich, da das Gefühl der Angst und äussersten Anspannung in einer sozial interagierenden Runde im gemütlichen Umfeld eher unnatürlich sein dürfte, es sei denn man hat antropophobische Tendenzen.

[Serhko Lhesot]

Danke ersteinmal für die weiteren Tipps!
Sehe das auch so wie TheRaven - Bioshock bietet keinen Survival Horror, dafür ist man später durch die ganzen Plasmide einfach zu mächtig. Es ist vielmehr grauenhaft, den Verfall des einstigen Utopias Rapture zu sehen, mit all seiner psychischen wie physischen Verderbnis. Werde das dann eher auch so darstellen, weshalb ich mich wohl anders hätte ausdrücken sollen am Anfang - sorry!

Ansonsten ist bei mir jetzt das D20 Cthulhu eingetroffen. Tolles Werk, sehr ansprechend, allerdings vom Stil her zu sehr wie das andere Cthulhu System, d.h., die Helden sind einfach zu schwach auf der Brust. Das ist natürlich im Cthulhu Kontext gut und richtig so, aber für das, was ich suche, eher nicht so geeignet. Trotzdem danke, werde einige Sachen daraus wahrscheinlich auch für meine anderen D&D Gruppen gebrauchen können.

[TheRaven]

Naja, ist ja D20, also gibt es vermutlich so ein oder zwei Bücher, die dazu kompatibel sind und woraus du nach Lust und Laune Sachen einbauen kannst.

[Heretic]

Sehko, ich hätte dir einfach mal das Realms of Cthulhu (Savage Worlds Version von Cthulhu) empfohlen, das hat genügend Stellschrauben von Lovecraft-esk ("Dark Spiral" was Schaden und Stabilität angeht) bis hin zu "Hexer von Salem" Pulp (soft/soft), aber die Monster sind ebenso gefährlich wie beim normalen CoC, wenn nicht gar übler...

Von CoC d20 würde ich dir abraten, die Schnellfeuerregeln sind... komisch. Und anderes auch noch...
Zur Inspiration gut, zum Spielen eher... nüähhh. Ist zwar d20, aber kam heraus, bevor d20 Modern veröffentlicht wurde, und das merkt man an vielen Ecken, zumal wurde alles zwangskonvertiert, statt es neu zu interprätieren.