Zum Thema des Jobs an sich. Klar kann man mit einem sicheren Job unterm Hintern immer sagen, wer dies und jenes arbeitet hat es nicht anders verdient, er weis was er tut. Aber es gibt genug Regionen da haben die Leute teilweise kaum eine andere Wahl als die Arbeit auszuführen die ihnen angeboten wird und die verfügbar ist.
So kann man dann anfangen Kriminalität zu rechtfertigen.
Klar kann jemand mit einem sicheren Job unter dem Hintern sagen, dass die Strafen für Diebstahl eigentlich drakonisch sein sollten, aber in manchen Regionen, wo es nunmal einfach keine legalen Einkommensquellen gibt, da bleibt den Leuten nichts anderes übrig.
Hmm, will ich diesen Weg gehen? Nein, ich glaube nicht.
Niemand ist gezwungen so etwas zu machen. Punkt. Jeder hat die Entscheidungsgewalt.
Als mir das BaFöG aberkannt wurde, habe ich selber eine Zeit lang in einer prekären, wirtschaftlichen Lage gesessen. Und leider gab es zu dem Zeitpunkt keine andere Perspektive, als in einem Callcenter im Outbound (Verkauf) zu arbeiten. Es war wie verhext, was anderes wollte sich partout nicht finden lassen. Ich habe ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, woher die die Telefonnummern hatten, die wir da abtelefoniert haben. Das wurde uns nicht gesagt, wenn einer fragte, sollten wir entweder auflegen oder dem was von irgendeinem Gewinnspiel erzählen, an dem der mal teilgenommen hat.
Ich habe damals nächtrelang nicht geschlafen. Mir ging es wirklich mies, z.T. habe ich allein von Tütensuppen, trockenen Nudeln und trockenem Reis gelebt, weil ich im Monat irgendwie mit 20,- EUR auskommen musste. Rechnungen konnte ich manchmal erst bezahlen, wenn die Inkassoandrohung im Briefkasten lag. Und dann war da dieser Job, der versprach mehr Geld zu haben, wieder ruhiger schlafen zu können... und der mich doch nicht ruhiger schlafen lies, weil ich mich echt schäbig gefühlt habe, den Leuten auf den Sack zu gehen. Ich habe zwei Wochen da probegearbeitet (und anschließend nie Geld dafür gesehen), dann ging es nicht mehr. Lieber kurz vor dem Verhungern als das zu machen. Also habe ich dann gesagt, dass ich nicht mehr kommen werde. Das war eine Erleichterung, auch wenn das bedeutete, wieder keine Arbeit zu haben.
Zum Glück habe ich dann einen anderen Job aufgetan, bei dem ich gut verdient habe und der mir Spaß gemacht hat.