Den Anspruch kann man an sich (als SL) haben, wenn man schon einige Jahre lang leitet. Gerade wenn der SL aber selbst noch nicht arg erfahren ist, dann muss man nicht alles raus provozieren. Und ich finde das Vorgehen "Mal überlegen, was er vielleicht von uns erwartet" doch sehr fair.
Das hat meistens mit Provozieren nicht viel zu tun. Eher damit, dass es unerfahrenen Spielleitern oft schwer fällt, die relevanten Informationen so zu präsentieren, dass die Spieler nicht im Trüben fischen müssen. Erfahrenen Spielleitern passiert das auch, aber die wissen um die Schwierigkeit und sind auf den "Zwang" (besser ist es, wenn man Spaß dran hat^^) zur Improvisation vorbereitet, während Neulinge sich oft nicht bewusst sind, dass das, was ihnen selbst sonnenklar ist, für die Spieler immer noch ein Buch mit Sieben Siegeln sein kann.
Dein Vorgehen kann übrigens auch einen Pferdefuss haben, nämlich dann, wenn die Spieler nicht wissen, was der SL erwartet, sie aber auch keine Eigeninitiative entwickeln, weil sie dem SL nichts kaputt machen wollen. Dass kann sich schnell dahingehend verselbständigen, dass der SL die Spieler an der Nase durch das Abenteuer zieht (bzw. ziehen muss) und das widerspricht etwas dem Grundgedanken von Rollenspiel als Gruppenaktivität.
Ich muss zugeben, dass dies für mich gerade den Reiz des Spielleitens ausmacht; im Gegensatz zu einem Geschichtenerzähler hab ich nur ein begrenztes Maß an narrativer Kontrolle, weil ich (in Form der Spieler) ein paar Miterzähler habe. Deren Input zu nutzen und mit den eigenen Ideen zu verweben, ist ein sehr spannender Prozess und dafür nehme ich es auch gerne in Kauf, wenn die Geschichte plötzlich in eine ganz andere Richtung läuft als von mir antizipiert.