Autor Thema: Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?  (Gelesen 12459 mal)

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Deus Figendi

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #45 am: 05. Februar 2011, 18:01:26 »
Was willst du uns damit sagen wenn du im Anschluss behauptest es wäre im Endeffekt eh schnuppe ?
Ich denke was er sagen will ist, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung schnuppe ist, für überhaupt eine Wahrnehmung (des Wahlhelfers nämlich) ggf. aber nicht.
Beim Nichtwähler kann man eben _nur_ raten oder Umfragen machen.

Im Übrigen ist die Annahme, die Zechi getätigt hat, dass Nichtwähler im Gegensatz zu ungültig-Wählern thematisiert werden grundsätzlich zwar nicht falsch, aber selektiv auf mainstream-Medien bezogen. Wenn man... "andere" Medien konsumiert sieht das zuweilen auch anders aus. Auf Twitter, in Tageszeitungen, Blogs, politischen Schriften, manchen Vorträgen und auch Sparten-Kanälen der öffentlichrechtlichen bzw. irgendwelchen Sondersendungen gegen 2:15 kommt das schon zur Sprache in unterschiedlicher Intensität.
Wenn man am Wahlabend Tagesthemen guckt natürlich nicht, aber ich schaue mir später z.B. gerne nochmal die Detail-Ergebnisse meines Wahlkreises oder -lokals an, betrachte eben besagte Zahl der ungültig-Wähler, schaue wie gut die Nichtwähler gegen die zweitgrößte Wählergruppe dasteht (die dann die größte Fraktion gewählt hat) und so fort. Es ist noch nicht so richtig openData, aber man kann schon eine Menge erfahren (es dauert zuweilen aber 1-2 Wochen bis die Daten im Netz sind, bis dahin haben die meisten Leute ja vergessen das Wahl war und die meisten - mich eingeschlossen - sind happy, dass die Wahlwerbung vorbei ist ^^).

Im Übrigen ist mir vor einer Weile eine Entgegnung, zu Plüschi verloren gegangen...
@Plüschi: Du schreibst wer sich nicht anderweitig politisch engagiert bräuchte auch nicht wählen zu gehen und im gleichen Beitrag erzählst du, dass die BRD zunehmend entdemokratisiert wird.
Im Zweiten Teil stimme ich dir zu (allerdings weiß ich nicht was die Aussetzung der Wehrpflicht damit zu tun hat).
Demonstrationen werden ignoriert oder unterbunden, Petitionen werden ignoriert, APO existiert nicht mehr wirklich, Briefe an Abgeordnete laden in Ablage X (komische Schreiben von Aliens), auf Abgeordnetenwatch erhält man Textbausteine oder Frechheiten, die Medien werden zunehmend gleichgeschaltet, neue Medien werden ignoriert. Oh ach ja und Grundgesetze werden ja auch gerne ignoriert.
Oh und ganz nebenbei habe ich den Eindruck, dass man den klassichen Protestlern, nämlich Schülern und Studierenden mehr und mehr einfach die Zeit weg nimmt sich für irgendetwas anderes zu engagieren als ihre Ausbildung.
Was bleibt ist illegaler Protest (irgendwas mit kaputtmachen, anketten etc.) oder klagen soweit verfassungswidrig oder eins der Dinge oben, die ignoriert werden also wirkungslos sind.

So und da tuts mir leid, aber von einem durchschnittlichen Bürger will ich nicht verlangen dass er überaus großen Aufwand treibt (sich an den Reichstag kettet), eine teure, nervenaufreibende Klage anstrebt oder ähnliches tut. Aber er soll doch gerne wählen gehen, damit er überhaupt was macht. Und der normale Bürger weiß vielleicht auch gar nicht wie das geht mit den neuen Medien, aber er kann natürlich auch irgendwas von dem machen was ich oben mit "wird ignoriert" betitelt habe. In beiden Fällen steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Effekt. Entweder der persönliche Aufwand ist wahnsinnig groß und der Erfolg zweifelhaft (man macht sich strafbar und weiß nicht mal ob es hilft) oder der Aufwand ist mehr als vertretbar (microblogging, in 140 Zeichen sagen dass man etwas dohv findet) aber man kann sich sehr sicher sein keinen Effekt zu erzielen.

Ich wiederhole mich zwar, aber was ich sagen will: Lieschen Müller soll wählen gehen, auch wenn sie die 1,7 Jahre zwischen den Wahlen nichts macht.
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Hautlappen

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #46 am: 05. Februar 2011, 18:37:18 »
Zitat
Ich denke was er sagen will ist, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung schnuppe ist, für überhaupt eine Wahrnehmung (des Wahlhelfers nämlich) ggf. aber nicht.
Du gibst wieder was er selbst geschrieben hat. Das eigentliche Thema: Es geht um eine gewisse polit. Haltung bzw. eine gewisse polit. Absicht, im Kontext möglichst großer öffentlicher Wahrnehmung. Wenn es Valerigon nur darum geht mal zu sagen, dass ja ein Wahlhelfer doch erkennen könne ob ein Stimmzettel aus Unwissenheit oder Absicht ungültig gemacht wurde, dann sag ich: Thema verfehlt.
Wenn dann noch zugegeben wird, dass es völlig schnuppe ist wie und mit welchem ästhetischen respektive argumentativen Anspruch der Stimmzettel unter die Augen des Wahlhelfers kommt, dann muss ich mir doch die Frage nach der Intention einer solchen Aussage stellen.
Um nochmal Zechi zu zitieren, der es eigentlich auf den Punkt gebracht hat:
Zitat
Alle Parteien profitieren von einem Nichtwähler, mit Ausnahme der Partei, die man anstelle gewählt hätte und das proportional zu ihrem Stimmenanteil. (...)
Ungültige Stimmen haben die Wirkung eines lauen Fürzchens (ob rosa ausgemalt oder mit einer prägnanten Kurzinterpretation der Seins-Bedeutung in Heideggers Sein und Zeit). Wer wirklich meint etablierte Parteien abstrafen zu müssen (was ich persönlich davon halte sei einmal völlig dahingestellt), der sollte schlicht und ergreifend eine Partei wählen die nicht zu den etablierten Parteien gehört. So einfach ist das.
Geht verdammt nochmal die Tierschutzpartei wählen wenn euch Politik am Allerwertesten vorbeigeht. Das ist wenigstens noch halbwegs sinnvoll.
Achja, um mal etwas zu sogenannten Protestparteien zu schreiben: Die gibt es nicht, mal von offensichtlichen Spaßparteien abgesehen. Es gibt nur Protestwähler die sich in der Summe dadurch auszeichnen dürften, dass sie weder der Partei die sie wählen, noch derjenigen die sie betont nicht wählen, nahestehen. Die Kategorisierung der Linkspartei als Protestpartei empfinde ich deshalb als pure Polemik. Ich behaupte auch nicht, in einer sachlichen Diskussion, die CDU seie eine faschistische Partei.

Zitat
Beim Nichtwähler kann man eben _nur_ raten oder Umfragen machen.
Um beim Thema zu bleiben (dementsprechend fällt auch die Antwort aus) und nicht wieder in wilde Kaffeesatzleserei darüber zu verfallen, was Wahlhelfer Knut wohl zu dem oder diesem Stimmzettel eventuell zu sagen hätte; nochmal: Die Nichtwähler finden in der breiten Öffentlichkeit/ in den Mainstreammedien (!) wesentlich mehr Beachtung als diejenigen die ihren Stimmzettel ungültig machen.
« Letzte Änderung: 05. Februar 2011, 18:43:12 von Hautlappen »
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Deus Figendi

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #47 am: 05. Februar 2011, 18:58:35 »
Zitat
Beim Nichtwähler kann man eben _nur_ raten oder Umfragen machen.
Um beim Thema zu bleiben (dementsprechend fällt auch die Antwort aus) und nicht wieder in wilde Kaffeesatzleserei darüber zu verfallen, was Wahlhelfer Knut wohl zu dem oder diesem Stimmzettel eventuell zu sagen hätte; nochmal: Die Nichtwähler finden in der breiten Öffentlichkeit/ in den Mainstreammedien (!) wesentlich mehr Beachtung als diejenigen die ihren Stimmzettel ungültig machen.
Ja, naja allerdings "noch". Wenn die Menge der ungültigen Stimmen eine gewisse kritische Masse überschreitet würde es bestimmt thematisiert.

Dennoch bin ich ganz bei dir: Am Besten (siehe Topic) protestwählen und oben schrieb ich schonmal: Einfach irgendeine Partei, von der man noch nie enttäuscht wurde. Das schließt wahrscheinlich schonmal pauschal alle aus, die jemals in irgendeinem Parlament waren. Außerdem schließt es wahrscheinlich ein paar aus, die so total gegen die eigene Meinung sind (weil man vom Wahl- oder Parteiprogramm schon "enttäuscht" ist).
Aber ich sag' mal es ist doch für jeden etwas dabei, Zechi nennt die PARTEI, Hautlappen die Tierschutzpartei, ich werfe jetzt mal Piraten und Violette ins Feld. Gibt es die Pogo-Partei noch? Insbesondere bei den sog. "ein-Themen-Parteien" wird man doch eine finden, mit deren Thema man konform geht :)
Oder schreibt einen Brief an HansPeter Kerkeling er möge seine HSP doch mal an den Start bringen oder man kann sogar eine eigene Partei gründen, das ist soweit ich weiß nicht schwierig...
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Darigaaz

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #48 am: 05. Februar 2011, 19:18:31 »
@Hautlappen
Leute, die Politik nicht interessiert, werden nicht wählen gehen, einfach, weil sie es (Politik) für nicht wichtig genug ode rgänzlich irrelevant ansehen. Dein Argument hilft und bewegt höchstens bei Verdrossenen etwas, die keine falsche Loyalität durch Protestwahlen zeigen möchten, egal ob anyonymer Zettel oder offene Bekennung zum *Nicht Wählen gehen*.

Und die interessiert es auch nicht, was ein Hautlappen verdammtnochmal davon hält oder was er für sinnvoll erachtet.

Aber gerade deshalb ist es wichtig, ein wenig mehr Gemeinschaftssinn zu erziehen, um die Notwendigkeit des Ganges zur Wahl begreiflich zu machen. Ich denke jedoch, daß gewisse ökonomische Entwicklungen genau dem entgegenwirken.
« Letzte Änderung: 05. Februar 2011, 19:21:46 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Hautlappen

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #49 am: 05. Februar 2011, 19:32:50 »
Sehe ich ganz genauso. Im Grunde war es auch meine Absicht zu zeigen, dass Leute die nicht wählen gehen, sowie Leute die ihren Stimmzettel ungültig machen, idR gänzlich unpolitisch sind (auch wenn die werte Frau Dithfurth wohl immer noch etwas gegenteiliges behaupten dürfte). Wobei im zweiteren Fall eventuell Unwissenheit eine größere Rolle spielt. Aber das ist nur eine Vermutung.
Hinzu kommt natürlich noch, dass niemand per se unpolitisch ist. Er ist es alleine schon dadurch, dass er durch seine Nicht-Wahl, respektive sein nicht vorhandenes polit. Engagement, bestimmte Kräfte indirekt stärkt; unter den gegenwärtigen Bedingungen sind das in der Hauptsache Kräfte die den status quo wahren wollen.
« Letzte Änderung: 05. Februar 2011, 19:58:09 von Hautlappen »
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Darigaaz

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #50 am: 05. Februar 2011, 21:42:53 »
Die Gründe bleiben leider spekulativ. Ich persönlich sehe weniger Unwissenheit als klaren Opportunismus als hauptsächlichen Grund an.

Bringt mir Partei x mehr Bequemlichkeit? Bringt mir Reform y mehr Geld? Ich schere alle Nichtwähler über einen Kamm und bezichtige allesamt der Faulheit, Ignoranz und ganz schlimm, dem Egoismus, wenn sie nicht unter s. u. fallen.

Es gibt einfach keine Entschuldigung für Nicht Wählen gehen (und diverse logistische aber selbst die könnten mit ein wenig mehr Willen gelöst werden). Außer gesundheitlich. Und selbst dann geht immernoch Briefwahl bis auf wenige Ausnahmen. Und da ist es mir persönlich egal, ob der Zettel ungültig gemacht wurde oder nicht. Er wurde ausgefüllt, es wurde sich damit befasst und es wurde eine statistische Meinung abgegeben. Viel mehr will ich persönlich von jedem Wahlberechtigten nicht verlangen.

Weniger aber auch nicht!
« Letzte Änderung: 05. Februar 2011, 21:50:20 von Darigaaz »
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Deus Figendi

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #51 am: 05. Februar 2011, 21:58:32 »
Es gibt einfach keine Entschuldigung für Nicht Wählen gehen (und diverse logistische aber selbst die könnten mit ein wenig mehr Willen gelöst werden). Außer gesundheitlich. Und selbst dann geht immernoch Briefwahl bis auf wenige Ausnahmen. Und da ist es mir persönlich egal, ob der Zettel ungültig gemacht wurde oder nicht. Er wurde ausgefüllt, es wurde sich damit befasst und es wurde eine statistische Meinung abgegeben. Viel mehr will ich persönlich von jedem Wahlberechtigten nicht verlangen.

Weniger aber auch nicht!
Kurz gesagt: Du bist für Wahlpflicht.
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Stahllegion

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #52 am: 05. Februar 2011, 22:13:55 »
Es gibt einfach keine Entschuldigung für Nicht Wählen gehen (und diverse logistische aber selbst die könnten mit ein wenig mehr Willen gelöst werden). Außer gesundheitlich. Und selbst dann geht immernoch Briefwahl bis auf wenige Ausnahmen. Und da ist es mir persönlich egal, ob der Zettel ungültig gemacht wurde oder nicht. Er wurde ausgefüllt, es wurde sich damit befasst und es wurde eine statistische Meinung abgegeben. Viel mehr will ich persönlich von jedem Wahlberechtigten nicht verlangen.

Weniger aber auch nicht!
Kurz gesagt: Du bist für Wahlpflicht.

Wahlpflicht ist ein geradezu klassisches Kennzeichen totalitärer Staaten.

Hautlappen

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #53 am: 05. Februar 2011, 22:17:02 »
Zitat
Wahlpflicht ist ein geradezu klassisches Kennzeichen totalitärer Staaten.
So ein Humbug.
Es gibt sinnvolle Argumente für- und sinnvolle Argumente gegen die Wahlpflicht.
De facto ändert eine Wahlpflicht nichts an allg. Politikverdrossenheit.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Darigaaz

  • Mitglied
Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #54 am: 05. Februar 2011, 22:42:18 »
Es gibt einfach keine Entschuldigung für Nicht Wählen gehen (und diverse logistische aber selbst die könnten mit ein wenig mehr Willen gelöst werden). Außer gesundheitlich. Und selbst dann geht immernoch Briefwahl bis auf wenige Ausnahmen. Und da ist es mir persönlich egal, ob der Zettel ungültig gemacht wurde oder nicht. Er wurde ausgefüllt, es wurde sich damit befasst und es wurde eine statistische Meinung abgegeben. Viel mehr will ich persönlich von jedem Wahlberechtigten nicht verlangen.

Weniger aber auch nicht!
Kurz gesagt: Du bist für Wahlpflicht.
Nicht ganz. Ich bin dafür, eine subjektiv wahrgenommene Scheißegal-Mentalität der letzten Jahre abzuerziehen. Es muß im Kopf klicken, Zwang bringt gar nix.
« Letzte Änderung: 05. Februar 2011, 23:04:14 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Mike

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    • Skwarciak Photography
Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #55 am: 17. Februar 2011, 10:51:49 »
Die Ursache der Scheißegal-Mentalität liegt doch aber auch bei den zur Wahl stehenden Alternativen. Es ist nämlich "scheißegal" was man wählt, am Ende machen die Politiker doch sowieso nur, was ihren eigenen Geldbeutel und den ihrer Lobbyisten füllt. Eine tatsächliche Änderung der persönlichen Lebensumstände kann man nicht erwarten, egal was man wählt. Von dem her kann man nur erwarten, dass alle wählen gehen sollen, wenn man gleichzeitig erwartet, dass alle sich der Illusion hingeben mit ihrer Stimme auch irgendwas ändern zu können.

Ich halte Nichtwähler sogar für die teilweise aufgeklärteren Menschen als Wähler die jedes Mal zur Urne rennen und sich dann beklagen dass die von Ihnen gewählte Partei ihre vollmundigen Wahlversprechen bereits am Tag nach der Wahl vergessen hat. Wozu denn noch wählen, wenn die einzige Gewissheit die ist, dass man sich auf die Parteiprogramme und Wahlversprechen nicht verlassen kann? Unter diesen Umständen wird es eben vollkommen austauschbar wen man wählt.

Zudem kommt noch die Tatsache, dass ja niemand prüft, welche und wie viele abgegebenen Wahlzettel einfach mal als "ungültig" entsorgt werden, nur weil das gemachte Kreuz über den Rand des Kreises hinausgeht, etc.

Baumschmuser

  • Mitglied
Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #56 am: 17. Februar 2011, 11:41:33 »
@Mike
Nichtwählen ist das Dümmste was es gibt ( s.o. )

Was deine These betrifft, dass die Politiker nur das machen was ihrem Geldbeutel und dem der Lobbyisten bzw. Unternehmer einträglich ist, ist ein Spruch den ich, weil ich dich nicht kenne, nicht einordnen kann. Bist du politisch aktiv bzw. mit Hintergrundwissen versorgt, würde der Satz so nicht kommen. Deshalb hoffe ich nicht, dass den Satz einfach irgendwo aufgeschnappt hast und ihn jetzt hier nachplapperst ::)

Was in Parteiprogrammen steht würde die Parte machen wenn sie die absolute Mehrheit hätte - so sehe ich das. Natürlich gibt es da noch " unvorhergesehene " Ereignisse wie die Wirtschaftskrise, die die Parteien von ihren Vorhaben abbringen, meist aus finanzieller Sicht.  Ich finde Parteien wie die viel gelobte Linke viel schlimmer, die auch in der heutigen Zeit Dinge vorschlagen, die so einfach wie das dann propagiert wird nicht umzusetzen sind. Manche Lohnvorstellungen ( ich rede nicht von denen der Leiharbeiter ! ) sind im Hinblick auf die Osterweiterung so an den Haaren herbeigezogen, dass es schon wieder lächerlich wirkt diese immer und immer wieder zu fordern.


Mein Fazit : Es gibt viel über die Arbeit von Politikern zu kritisieren. Da ich aber auch ( ein wenig zumindest ) Einblick in die Hintergründe habe und hatte kann ich dir nur sagen, dass es halt für die Politik auch nicht immer so einfach ist.
Nimm als Beispiel die Hartz 4 Reform. Da streiten sich die Parteien darüber, ob es eine Erhöhung von 5 oder 11 Euro geben soll. Das ist lächerlich wenn du dir die Situation in den Argen betrachtest. Wenn du als Hartz 4 Empfänger eine Weiterbildung machen willst, sagt dir dein Berater, ( wenn Geld dafür da ist - meist am Anfang des Jahres immer ). Herr soundso ich kann ihnen leider keine Empfehlung darüber aussprechen, bei welchem Anbieter sie diese Weiterbildung ( welchen Inhaltes auch immer ) absolvieren sollen, das darf ich nicht ! Was ist die Folge aus dieser banalen Aussage ? Herr soundso muss den Träger dieser Weiterbildung selbst auswählen. Da Herr soundso aber keine Ahnung hat welche Träger bei den Firmen anerkannt sind, kann es gut passieren, dass die Arge eine Maßnahme bezahlt die über 4.000 Euro kostet und diese dem Arbeitslosen nichts bringt, weil die Firmen sagen : Die Zertifikate ( ob IHK oder TÜV ) bekommt man doch geschenkt. Also macht Herr soundso noch mal eine Weiterbildung und vielleicht eine dritte ! Nun rechne mal die 11 Euro gegen 4.000 Euro . Wie lange könnte die Arge diese Erhöhung bezahlen bis dieser Betrag aufgelaufen ist ? Das wären 30 Jahre ! So etwas regt mich als Steuerzahler auf !

Dann genauso gut das Argument, Politiker verdienen zu wenig ! Sorry, aber wenn die Leute die was im Kopf haben ihre gut bezahlten Jobs aufgeben um Politiker zu werden, dann machen die das logischerweise nicht für einen Apfel und ein Ei. Wer will schon im Bundestag lauter Leute sitzen haben, die überhaupt nichts von der Materie verstehen ?

Grüße

hewimeddel

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #57 am: 17. Februar 2011, 12:02:05 »
Dann genauso gut das Argument, Politiker verdienen zu wenig ! Sorry, aber wenn die Leute die was im Kopf haben ihre gut bezahlten Jobs aufgeben um Politiker zu werden, dann machen die das logischerweise nicht für einen Apfel und ein Ei. Wer will schon im Bundestag lauter Leute sitzen haben, die überhaupt nichts von der Materie verstehen ?

Naja, in der Regierung funktioniert das doch auch, dass die Stellen nicht nach Kompetenz besetzt werden.

Der Bundestag sollte meiner Meinung nach tatsächlich nicht nach Kompetenz besetzt werden (dafür sind dann die Ausschüsse da). Im Bundestag haben Volksvertreter zu sitzen, und keine Supermega-All-Inclusive-Kompetenzen.
Leider sitzen im Bundestag dank Listenwahl hauptsächlich Personen, die Kompetenzen in Bereichen haben, die für die breite Bevölkerung nicht unbedingt positiv zu bewerten sind.

(Eine Folge davon sind z.B. unverständlich formulierte Gesetzestexte und seltsame Prioritätssetzungen)

tschau
hewi
"The right way to play guitar is to play thrash metal" (Mike Mearls)

Nathan Grey

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #58 am: 17. Februar 2011, 12:02:28 »
Dann genauso gut das Argument, Politiker verdienen zu wenig ! Sorry, aber wenn die Leute die was im Kopf haben ihre gut bezahlten Jobs aufgeben um Politiker zu werden, dann machen die das logischerweise nicht für einen Apfel und ein Ei. Wer will schon im Bundestag lauter Leute sitzen haben, die überhaupt nichts von der Materie verstehen ?

Schon passiert, zumindest habe ich bei den meisten Politikern (wenn man die so in Interviews usw. reden hört), dass diese keine Ahnung von der Materie haben.
Wenn ich z.B. den Wirtschaftsexperten der FDP höre, der sagt man solle doch den Markt sich selbst regulieren lassen und dann gleichzeitig dafür ist Firmen die am straucheln sind Geld zuzuschiessen (auf welche Art auch immer), dann packe ich mir an den Kopf und frage mich womit sich dieser Typ seinen Expertenstatus verdient hat.
Oder wenn ich hier im Steuerbüro sehe was sich die Herren/Damen in Berlin mal wieder an bescheuerten Änderungen bei den Steuergesetzen ausgedacht haben, frage ich mich auch "Warum holen die nichtmal jemanden der Ahnung hat?"

Darigaaz

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Nicht wählen gehen oder die Stimme ungültig machen oder doch wählen?
« Antwort #59 am: 17. Februar 2011, 12:21:00 »
Zitat
Es ist nämlich "scheißegal" was man wählt, am Ende machen die Politiker doch sowieso nur, was ihren eigenen Geldbeutel und den ihrer Lobbyisten füllt. Eine tatsächliche Änderung der persönlichen Lebensumstände kann man nicht erwarten, egal was man wählt. Von dem her kann man nur erwarten, dass alle wählen gehen sollen, wenn man gleichzeitig erwartet, dass alle sich der Illusion hingeben mit ihrer Stimme auch irgendwas ändern zu können.
Jo, man kann sich in die Ecke setzen, anpinkeln und rumheulen oder man nimmt alle legalen Methoden wahr, macht sich über politische Themen so schlau, wie man es vermag und wählt.

Da das Schlaumachen permanent durch (Achtung: Lobbyismus) Massenmedien und Interessenprägung in diesen verhindert wird, heißt es, den fetten Hintern zu ebwegen und sich selber zu informieren, was angesichts des Internets ja wohl kein Problem mehr sein dürfte. Was du glauben und welchen Informationen du vertrauen willst, ja da mußt du eben selber nachdenken, was dir ja auch leichtfällt, wenn du Interessen ansprichst.

Wenn du so resignierst, wirst du mit Sicherheit nichts ändern. Es geht um das Verantwortungsgefühl deinen Mitmenschen gegenüber. Und es ist, egal, was sich politisch abspielt und welchen Geschmack du hast, Bürgerpflicht, dieses wenigstens bei Wahlen zu zeigen. Zumindest sehe ich es so.
« Letzte Änderung: 17. Februar 2011, 12:23:07 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!