[...] in der sie mit Armbrust und Bogen auf ne Rüstung geschossen haben, Der Bogen hat nur ne Delle reingemacht, aber der Bolzen ist steckengeblieben (immerhin).
Was für ein Bogen war das? Und was für ein Pfeil?
Übrigens darf man sich nicht täuschen lassen. Der Bogen als Waffe mag alt sein, hat aber bis ins Hoch- bzw. teilweise (regional) sogar erst Spätmittelalter eher ein Nischendasein geführt.
Als Kriegswaffe war der Bogen erst relativ spät und damit geschichtlich sogar
nach der Armbrust verbreitet, was einerseits daran liegt, dass die Ausbildung und das Training von Bogenschützen recht aufwändig sind, und andererseits daran, dass Bögen im Vergleich zu Armbrüsten regelrecht High-Tech-Waffen sind, auch wen man vielleicht glaubt, dass es umgekehrt ist. Einen Bogen herzustellen erfordert vor allem im Bereich Materialkunde großes Wissen und Erfahrung, da nicht jede Holzsorte und auch nicht jedes Stück der richtigen Holzsorte brauchbar sind.
Armbrüste sind tatsächlich älter, als die meisten wahrscheinlich glauben. Erste Funde gibt es datiert auf das 5. vorchristliche Jahrhundert. Spätestens für die römische Armee um Christi Geburt herum ist dann sogar schriftlich überliefert, dass es in den Legionen ganze Armbrust-Einheiten gab, Bogenschützen jedoch so gut wie nicht. In Wirklichkeit ist also die Armbrust die ältere Waffe, was ihren regulären Einsatz als Kriegswaffe angeht. Schon von daher, kann es gar nicht sein, dass der Bogen von der Armbrust verdrängt wurde.
Warum hat sich der Bogen also als Kriegswaffe etabliert, wenn es vorher bereits die Armbrust gab, von der man meinen sollte, sie sei einerseits stärker, andererseits leichter zu bedienen? Weil das a.) nicht stimmt und der Bogen b.) auch sonst einige Vorteile bietet.
Bögen können es von der Durchschlagskraft mit Armbrüsten aufnehmen. Archäologische Funde in Großbritannien haben erwiesen, dass dort im Spätmittelalter Langbögen mit Zugkräften jenseits der 100 Pfund existierten und in Schlachten zum Einsatz kamen. So hat man z.B. im Holz des Daches eines Turmes des Tower of London eine Pfeilspitze gefunden, deren Eindringtiefe auf eine Zugkraft von gut 120 Pfund zurückschließen lässt. Auch Nachbauten mittelalterlicher Bögen haben ergeben, dass die Bögen durchschnittlich so 100 - 130 Pfund Zugkraft hatten, wobei man mit diesen an Nachbauten gemessenen Werten natürlich vorsichtig sein muss, da es eben nur Nachbauten sind. Dennoch dürfte der Kriegspfeil eines Langbogenschützen eine Rüstung durchschlagen.
Bögen sind zielgenauer. Ein geübter Bogenschütze kann viel genauer schießen, da er neben der Richtung auch noch die Zugkraft variieren kann.
Bögen sind weniger empfindlich. Der Steg einer mittelalterlichen Armbrust hatte keine Führung für den Bolzen, so dass es normal war, dass der Bolzen a) seitlich weggeschossen wurde (wobei manchmal nebenstehende Schützen getroffen wurden) oder b) in der Sehne verklemmte.
Die Kadenz eines Bogens ist höher. Während der Armbrustschütze mal gerade 1-2 Bolzen pro Minute abfeuern konnte, kann der Bogenschütze 10-12 Pfeile verschießen. Gerade dies macht Bögen für den militärischen Einsatz interessant und Armbrüste eher uninteressant.
Sovel von mir dazu auf die Schnelle. Wer mehr wissen will, dem seien folgende Bücher ans Herz gelegt:
Hagen Seehase, Ralf Krekeler: Der gefiederte Tod. Die Geschichte des englischen Langbogens in den Kriegen des Mittelalters. Ludwigshafen, 2001.
Ralph Payne-Gallwey: The Crossbow. Its Military and Sporting History, Construction and Use. New York, 2007.