Autor Thema: Der Fall der Roten  (Gelesen 2083 mal)

Beschreibung: Die Anfänge

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Grey Wizard

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Der Fall der Roten
« am: 16. September 2011, 21:42:10 »
Hallo alle miteinander,

ich möchte mich nun auch in den Reihen der Story Hour-Autoren verewigen und die Erlebnisse der Charaktere meiner aktuellen D&D-Kampagne niederschreiben.

Die Geschehnisse betreffen hauptsächlich den Norden bzw. Osten Fearûns.

Weiterhin ist zu sagen, dass wir uns mit dem Leiten abwechseln. Allerdings haben wir zwei Hauptspielleiter (ich bin einer davon^^). Diese etwas seltsame Konstellation kam zustande, weil irgendwie alle spielen, aber aus Zeitgründen oder einem Mangel an Erfahrung mit dem System niemand so richtig dauerhaft leiten wollte. Also haben wir beschlossen, dass die zwei Spieler mit der größten Erfahrung den groben Rahmen der Story vorgeben und abwechselnd leiten. Wenn zwischendurch einer der anderen Spieler leiten möchte, kann er dies tun. Funktioniert überraschend gut. :)
Die Kampagne läuft im Moment noch, unsere Charaktere sind Stufe 10. Es ist angedacht, dass wir in den epischen Bereich hineinspielen, um die Kampagne endgültig abzuschließen. Ich bin eigentlich recht optimistisch, dass wir das auch durchhalten, da wir uns wöchentlich treffen und die Spieler sehr gut harmonieren. Ob ich bis zum Schluss schreibe hängt von meiner Motivation und diese wiederum vom Interesse der Forummitglieder ab :)

Eigentlich hatten wir in der Gruppe auch noch einen Magier, aber sein Spieler hatte leider wenig  Zeit und musste aus beruflichen Gründen umziehen, weshalb er auch nur drei- oder viermal dabei war. Da ich mich nicht an den Namen des Charakters erinnere und mich auch nicht mehr entsinnen kann, wie er rollenspieltechnisch dargestellt wurde, lasse ich ihn in den Erzählungen weg.
Da ich die Geschehnisse aus dem Gedächtnis wiedergebe, kann ich nicht garantieren, dass ich alles zu 100% so beschreibe, wie es tatsächlich passiert ist. Außerdem behalte ich mir vor, das eine oder andere abzuändern, damit es sich als Geschichte interessanter liest. Nun zu den Charakteren:

Dramatis Personae:

Ileet: Klerikerin der Eilistraee Stufe 1, Halb-Drow, CG.

Als Tochter einer hochrangigen Priesterin der Dame des Tanzes und einem menschlichen Krieger wuchs sie unter den Bäumen des Mondwaldes auf und wurde von ihrer Mutter in den Klerus der Eilistraee eingeführt. Sie wurde von den Priesterinnen auf eine Reise geschickt, um Kontakt mit den Oberflächenelfen zu suchen, Bande der Freundschaft mit ihnen zu knüpfen und die Lehren ihrer Göttin zu verkünden. Eine Aufgabe, der Ileet sich selbst nicht gewachsen sah, da sie fürchtete nicht besonders gut missionieren zu können. Doch für ihre Göttin würde sie diese Mission nach besten Kräften bestreiten. Ileet hat schlohweiße, lange Haare, fast schwarze Haut, tiefblaue Augen und einen schlanken Körperbau. Bewaffnet mit Schwert, Schild und den Gesängen der Dunklen Dame zog sie los, ihre Pflicht gegenüber Eilistraee zu erfüllen...


Kyo (alias „Das Fellknäuel“): Inkarnummagier (Incarnate) Stufe 1, Azurin, CG. (Char des 2. SLs)

Kyo ist mit vierzehn Jahren das jüngste Mitglied der Gruppe. Er hat sein komplettes Leben in Gefangenschaft verbracht und war der Koch eines Sklavenlagers in Tay. Seine Fähigkeit zu kochen wird nur von der Fülle seiner knielangen,  unheimlich verfilzten, schwarzen Haare übertroffen, die sich ungebändigt um seinen schlanken, kleinen Körper schlingen. Von seinen Augen geht dauerhaft ein blau leuchtender Schimmer aus. Irgendwann während seiner Gefangenschaft bemerkte er, dass er Teile seiner Seele in bestimmten Körperteilen konzentrieren konnte, um damit seltsame Fähigkeiten zu erlangen. Durch diese Gabe schöpfte er neue Hoffnung und begann auf den richtigen Augenblick zum Ausbruch zu warten...


Alexios: Schrecklicher Nekromant (Dread Necromancer) Stufe 1, Mensch, N.

Der aus einer wohlhabenden tayer Händlerfamilie stammende Alexios ist bereits in den Vierzigern und damit das älteste Mitglied der Gruppe (nach menschlichen Maßstäben). Seine Familie half in aller Heimlichkeit Sklaven bei der Flucht und bestach Wachen, damit diese über dieses offene Geheimnis schwiegen. Doch da hatte die Familie die Rechnung ohne die Macht der roten Magier gemacht. Eines Nachts wurde die komplette Familie verschleppt und auf den Befehl des Zulkirs Szass Tam persönlich in der Öffentlichkeit hingerichtet und in Ghule verwandelt, um ein Exempel zu statuieren. Alexios war in dieser Nacht zufällig nicht zu Hause und entkam den Häschern der Zulkire nur mit Glück. Doch er hatte sich geschworen, Szass Tam zumindest ebenbürtig zu werden und seine Familie zu rächen. Und so begann der große, graugesträhnte Alexios seine langwierigen Studien der Nekromantie...


Thelana: Späherin Stufe 1, Mensch, CG. (mein Char)

Die sechzehnjährige Thelana wuchs als menschliche Waise in einer recht kleinen Elfensiedlung bei ihrem elfischen Ziehvater Dalwen in Aglarond auf. Sie ist mittelgroß, schlank, hat lange schwarze Haare und stechend grüne Augen. Als Mensch mit einem schnellen Alterungsprozess war sie in der Gemeinschaft immer ein bisschen ausgegrenzt und fühlte sich häufig einsam. Dalwen nahm das natürlich wahr und beschloss, sie in eine der höchsten elfischen Künste einzuweisen: das Bogenschießen. Er nahm Thelana häufig mit zur Jagd und brachte ihr bei, wie man Bögen baut. Und siehe da: Sie erwies sich als außerordentlich talentiert. Bald wurde sie sogar Teil der militärischen Verteidigung der Siedlung. Dieses Vertrauen der Elfen in die junge Bognerin zerbrach jedoch, als eine seltsame Krankheit im Dorf ausbrach, die alle befiel – alle, bis auf Thelana. Viele starben an der Seuche, unter anderem auch ihr Ziehvater Dalwen. Jene, die die Epidemie überlebt hatten, machten das ungeliebte Menschenmädchen für die Krankheit verantwortlich und verjagten sie aus dem Dorf. Seitdem zog Thelana einsam und heimatlos durch die Wälder von Aglarond...


Dungil: Kämpfer Stufe1, Zwerg, RG.

Der braunhaarige (und selbstverständlich -bärtige) Zwerg Dungil arbeitete lange Zeit in einer Eisenmiene im Grenzgebiet von Dolchtal und fristete dort ein recht einfaches Leben. Valkur, ein Freund von ihm, hatte eine alchemistische Lösung entwickelt, die das Erz ohne viel Aufwand aus dem Fels gelöst werden konnte. Eine sehr willkommene Erfindung, da das restliche Erzvorkommen zu schwinden begann. So ermunterte Dungil Valkur dazu, die Lösung den anderen Arbeitern vorzustellen – mit fatalen Folgen, denn Valkur verschwieg, dass seine Erfindung giftig war. Die alchemistische Flüssigkeit wurde eingesetzt und gelangte in das Trinkwasser der Arbeiter. Viele wurden krank, drei Arbeiter starben. Valkur wurde kurzerhand gehängt, während Dungil verschwieg, dass er den Alchemisten dazu überredet hatte die Lösung anzupreisen. Dungil misstraute den anderen Zwergen, da er vermutete, dass jemand die giftige Flüssigkeit mit Absicht in das Trinkwasser gegeben hatte, um Valkur loszuwerden. Scham, Wut, Misstrauen, Trauer und Unzufriedenheit über die Art und Weise, wie über seinen Freund gerichtet wurde (Valkur hatte keine  Möglichkeit erhalten, sich zu verteidigen) trieben Dungil dazu die Miene zu verlassen und durch die Lande zu ziehen...

Grey Wizard

  • Mitglied
Der Fall der Roten
« Antwort #1 am: 16. September 2011, 21:47:29 »
Abschnitt 1:
Kapitel 1: Neue Bekanntschaften in Gefangenschaft

Thelana wurde von einer Reihe dumpfer Geräusche aus ihrem dämmrigen Halbschlaf gerissen. Sie öffnete ihre grünen Augen und blinzelte in das grelle Licht der Frühlingssonne. Es musste Mittag sein. Als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, erhob sich die junge Bogenschützin aus dem Staub und setzte sich auf. Seit vierzehn Tagen war der karge, trockene Boden des Hofes eines kleinen tayer Sklavenlagers ihr Bett, als Dach diente ihr nachts nur ein kleiner Verschlag.
Mit düsterer Miene blies sich Thelana eine Strähne ihres, langen schwarzen Haares aus dem Gesicht und sah sich nach der Quelle der Geräusche um, die sie geweckt hatten.
Dann entdeckte sie den großen mit zwei Schimmeln bespannten Karren, mit dem stets neue „Ware“ in das Sklavenlager gebracht wurde. Drei Gestalten lagen davor. Sie mussten achtlos von dem Karren gestoßen worden sein, was die dumpfen Aufschläge erzeugt haben musste, die Thelana geweckt hatten.
Hoffnungsvoll blickte das Mädchen in Richtung des großen, schweren Eichentores, um zu sehen ob es noch offen war. Enttäuscht musste sie feststellen, dass es bereits wieder geschlossen war. Wäre ja auch zu schön gewesen. Man hatte ihr bei ihrer Ankunft in dem Lager erklärt, dass das Eichentor so verhext worden war, dass nur Vilgar, der Sklavenjäger  und Gelrir Velshuran, der rote Magier, dem das Lager gehörte  es öffnen konnten. Doch selbst ohne diesen Zauber hätte Thelana das Tor nicht öffnen können – es war einfach viel zu schwer. Die Mauern, die das Gelände umstellten waren zu hoch und zu glatt, um daran emporzuklettern. Thelana atmete geräuschvoll aus und lehnte ihren Kopf an die Mauer des einzigen Gebäudes im Lager, welches hauptsächlich als Unterkunft für die Wachen und Gelrir diente. Sie würde wohl als Spielball der körperlichen Gelüste eines roten Magiers enden. Bei der letzten Sklavenschau vor zwei Tagen, bei der sie wegen ihrer Jugend als eine der weiblichen Hauptattraktionen gehandelt wurde, war ein offenbar sehr hochrangiger Magier namens Nevron auf sie aufmerksam geworden und überlegte nun, ob er sie nicht seinem Sohn schenken solle. Als „Überraschungspräsent“ zur bestandenen Initiation in die Gemeinschaft der roten Magier.
Mittlerweile hatten sich auch einige Wachen um den Karren versammelt. Plötzlich schlug die Tür des Gebäudes auf und Gelrir persönlich kam in seinen roten Roben die Treppe herunter gerauscht. Sein kahler, tätowierter Schädel reflektierte das Licht der Sonne. Der  grobschlächtige, dunkelhaarige Sklavenjäger Vilgar sprang geräuschvoll vom Karren, um mit dem roten Magier reden zu können. Thelana spitzte die Ohren.

„Sehr gut, du hast Neue dabei. Ausgezeichnet, wo ich doch vor zwei Tagen erst fünf verkaufen konnte.“, sagte Gelrir.

„Ja, Meister. Es sind sogar richtige Exoten dabei. Dafür krieg'n wir sicher 'n nettes Sümmchen.“, erwiderte Vilgar glucksend. 

Eine Wache, eine glatzköpfige Magierin in schwarzer Robe kümmerte sich um die Pferde und den Karren, während der Sklavenjäger bepackt mit einem großen Sack, in dem sicher die Habseligkeiten der drei neuen Sklaven waren,  Gelrir nach drinnen folgte.

Thelana umschlang ihre Knie und versuchte sich durch schöne Erinnerungen an ihre Heimat von ihrem Hunger abzulenken.


************

Alexios schlug die Augen auf. Das erste was er spürte, waren peinigende Kopfschmerzen. Wo war er? Er musste niedergeschlagen worden sein. Er setzte sich auf und bemerkte, dass er statt seinem Lederwams nun eine Art Leinenüberwurf trug. Er befand sich in einem Hof mit hohen Mauern und nur einem Gebäude. Neben ihm lagen augenscheinlich eine Dunkelelfe und ein Zwerg im Satub. Der Nekromant kratzte sich am ergrauenden Bart. Wie war er hierhergekommen? Die Drow stöhnte leise.


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Ileet erwachte und stützte sich auf ihre zitternden Arme. Sofort erblickte sie den alternden Menschen, der neben ihr saß und wie sie ein zerschlissenes Leinengewand trug. Sie tastete sich ab und stellte fest, dass man ihr auch ihr heiliges Symbol genommen hatte, dass sie immer um den Hals trug. Die Halb-Drow fluchte leise. Trotz ihrer rasenden Kopfschmerzen sah sie sich um und entdeckte neben sich einen Zwerg. Weiter entfernt saß ein schwarzhaariges Menschenmädchen von etwa sechzehn Sommern und im Schatten der Mauer lag etwas kleines, haariges. Während die Eilistraee-Priesterin sich umsah, grunzte neben ihr etwas.


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Dungil sprang kampfbereit auf die Füße und blickte in die verdutzten Gesichter eines älteren Menschen und einer Dunkelelfe. Als er feststellte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, nahm der Zwerg eine weniger aggressive Pose ein und prüfte, ob sein brauner Bart noch da war wo er hingehörte.

„Wer seid ihr? Und wo bei Moradins Bart sind wir?“, fragte Dungil die beiden Gestalten.

„Zwei kluge Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe. Eine davon kann ich beantworten. Mein Name ist Alexios. Ich bin wie Ihr eben hier erwacht.“, antwortete der Mensch.

Dungil nickte und teilte dem Mann seinen Namen mit. Dann blickte er zu der Drow herüber. Er zog eine Augenbraue hoch. Was machte eine dieser widerwärtigen Spinnenküsserinnen an der Oberfläche? Wobei ihre blauen Augen eher menschlich aussahen.

„Und Ihr, was macht Ihr hier, Drow? Ihr habt uns doch wohl nicht entführt?“, knurrte Dungil

„Ich bin eine Drow, allerdings nur mütterlicherseits. Mein Name ist Ileet und ich bin wie Ihr hier aufgewacht, ohne zu wissen wo ich bin. Der einzige Unterschied zwischen uns ist also der, dass Ihr eine Bierfahne habt und ich nicht, Herr Zwerg!“ Die letzten zwei Worte zischte sie.

Dungil zuckte zusammen. Das Bier! Irgendetwas musste in dem  Krug gewesen sein, dass er sich im „Fröhlichen Feuerdrachen“ genehmigt hatte. Oder waren es fünf Krüge gewesen? „Ach, wer zählt schon so genau mit“, dachte Dungil gerade, als die schlanke Halb-Drow Ileet sich erhob und sagte:

„Vielleicht sollten wir das Mädchen dort drüben fragen, was sie weiß. Sie kann uns sicher sagen wo wir sind.“

Die drei gingen herüber zu dem Mädchen. Es blickte nicht einmal auf. Ileet hockte sich vor ihr hin, sah sie verständnisvoll an und sagte:

„Hallo. Mein Name ist Ileet. Das sind Alexios und Dungil. Wie heißt Ihr?“

Das Mädchen sah Ileet wütend an und keifte:

„Pff, eine Drow! Ich rede nicht mit den Huren von Lolth!

Ileet pustete die Backen auf und antwortete brüskiert: „Ich bin keine Spinnenküsserin! Ich bin eine Priesterin von Eilistraee, der Dame des Tanzes!“ Während Ileet die letzten Worte aussprach formte sie mit den Händen ein seltsames Symbol.

Dungil kratzte sich am Kopf. Er verstand von dem was Ileet gesagt hatte genauso viel wie von Strickmustern.

Das Mädchen machte ein verdutztes Gesicht und antwortete rasch:

„Ooh, verzeiht, das wusste ich natürlich nicht, dunkle Dame. Mein Name ist Thelana.“

Alexios fragte: „Nun, Thelana. Könnt Ihr uns sagen wo wir sind?“

Thelana lächelte verbittert und sagte: „Ja, das kann ich. Wir sind in einem Sklavenlager in Tay. Es wird von einem roten Magier geleitet. Aber Kyo kann Euch sicher mehr erzählen, er ist schon sein ganzes Leben hier.“

Sie ruckte mit dem Kopf in die Richtung, in der der schwarze, kleine Haarbusch lag.

Dungil machte auf dem Absatz kehrt und ging zu dem Fellknäuel. Thelana, Ileet und Alexios folgten ihm.

Unter den ganzen, dichten, verfilzten, schwarzen Haaren konnte Dungil nichts erkennen. Er sah nicht einmal Atembewegungen. Er drehte sich zu Thelana um:

„Lebt das?“

Und versetzte dem Fellknäuel einen gepfefferten Fußtritt.

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So, das war das erste Kapitel, in dem es erst mal nur darum ging, die Charaktere zusammenzuführen. Action gibts dann in den kommenden Kapiteln ;)
 Kommentare, Fragen, positive, wie negative Kritik und Anregungen sind sehr erwünscht :)
Mal schauen, ich denke im Laufe der kommenden Woche gehts weiter.