Thema: Pathfinder MMO

[Scurlock]

Das Interview hätte ich auch so geben können.

[TheRaven]

Besonders witzig finde ich ja das da:

Morrus: Is it really possible to make a "no-grind" MMO?
Ryan: I'd define "grind" as doing things you don't want to do over and over for a long time to get a fairly minor positive reward. We want to make the players interacting with each other drive the action, so that everything you do is meaningful to someone (and likely to you as well). You may do some things a lot, but you hopefully won't feel like you're doing them pointlessly.

Gut, zumindest ist die Antwort ja ehrlich aber wirft halt kein gutes Licht auf das Spiel.

[Scurlock]

Meine Highlights sind ja die Wünsch-Dir-was-Design-Ziele:

It's a fantasy sandbox - that means that your actions are persistent and the primary way you engage with the game is by meaningfully interacting with other players as opposed to content created by the developers. You'll get an intense sense of immersion from seeing the stuff you make and build have a real, lasting impact on the world shared with thousands of other players.

oder die Wischi-Waschi-Aussagen hinsichtlich der Verbindung zwischen P&P-Pathfinder und MMO-Pathfinder:

The mechanics will be different but similar in many ways. Someone who plays the tabletop game should have an intuitive grasp of how many parts of the game work; that said, the tabletop game focuses on small groups of heroic adventurers, and the online game has a vastly expanded scope; dealing with characters who are diplomats, engineers, crafters, spies, explorers, soldiers, etc. So there will be a lot more to the game than just encounter combat mechanics and much of that has to be built for Pathfinder Online because there's no direct analog in the tabletop game.

Zusammengefasst reden sie viel, aber sagen nichts aus. Mal abgesehen davon, dass es an konkreten Aussagen mangelt sind auch reichlich Widersprüche in ihren Kommentaren zu finden.

[Pestbeule]

Schaffen sie das Ziel? Ich denke nicht...
Ich finde das ganze Projekt ist unnötig - wenn man mit RPG-Produkten Leute ziehen muss die offen zugeben niemals das Spiel zu spielen um das Projekt zu stützen ist was faul.

[TheRaven]

Naja, das Kickstarter-Teil ist ja egal, sie behaupten ja, dass die ganze Sache schon von Anfang an vollständig finanziert war. Das Crowdfunding soll die Entwicklung lediglich beschleunigen und nebenbei halt als Werbung herhalten.

[Scurlock]

Ich glaube nicht, dass das Projekt mehr ist als nur die Techdemo. Und es würde mich nicht wundern, wenn Dancey&Co in einigen Monaten verkünden, dass das Pathfinder MMO nicht fertiggestellt werden kann.

[TheRaven]

Natürlich gibt es nicht mehr als die Techdemo. Hat ja auch nie jemand behauptet, dass es mehr gäbe.
Der Rest sind Design-Papiere und Ideen in den Köpfen. Das ist ja klar.

[Scurlock]

Natürlich gibt es nicht mehr als die Techdemo. Hat ja auch nie jemand behauptet, dass es mehr gäbe.
Der Rest sind Design-Papiere und Ideen in den Köpfen. Das ist ja klar.

Wird aber wahrscheinlich auch nicht mehr als das werden...

[TheRaven]

Ach naja, ich finde die Situation ist gut so wie sie ist. Wäre das Projekt nicht finanziert, dann könnten sich Dancey und seine Kollegen mit einem einfachen "das Spiel wäre absolut super geworden aber leider gaben uns die Leute nicht das Geld dazu, selber schuld ..." rausreden. Wenn er aber ja nun schon vollmundig ankündigt, dass die Sache eh unter Dach und Fach ist muss er Taten folgen lassen oder er macht sich absolut lächerlich. Das heisst, es wird wohl sicherlich ein Spiel raus kommen (ich habe keinen Grund die Finanzsituation des Projektes anzuzweifeln) und jedes Spiel, egal wie die Vorzeichen stehen, hat eine Chance gut und unterhaltsam zu werden. Wenn nicht auch gut. Jedes zusätzliche Spiel das veröffentlicht wird ist eine gute Sache. Je mehr Sachen raus kommen, desto höher die potentielle Anzahl der guten Produkte. Oder anders gesagt, um die Perlen im Mist zu finden braucht es Mist.

[Scurlock]

Ich kann aus der Situation nicht so viele positive Dinge ziehen. Prinzipiell würde ich mir ein MMO oder eben auch ein Singleplayer-Rollenspiel wünschen, wie es die beiden in den Interviews skizzieren. Gerade die Sandboxelemente oder auch die Persistenz, von der sie sprechen, fehlen mir in den heutigen MMO's. Ich kann den ganzen Themenparkschrott nicht mehr sehen. Andererseits ist mir auch bewusst, dass so ein MMO nur schwer oder nahezu gar nicht umsetzbar ist, insbesondere dann, wenn man mehr als nur ein paar Spieler hinter dem Ofen hervorlocken will.  Und gerade auf Servern, die mit Gelegenheitsspielern und Hardcoregamern durchsetzt wären, ist ein derartiges Konzept allein schon aus Balancegründen nahezu grundsätzlich zum Scheitern verurteilt. Technisch gesehen würde ich so ein Projekt vielleicht noch Blizzard zutrauen, aber denen fehlt es halt an Eiern, um gegen die Mainstreamstandards (die sie weitgehend selbst definiert haben) zu schwimmen.  Und Dancey&Co traue ich einfach nicht zu, dass sie die enormen Herausforderungen, die so ein Konzept beinhaltet, auch nur ansatzweise bewältigen können. Sofern überhaupt ein Spiel aus dieser Gedankenspielerei entstehen sollte, wird es mit nahezu 100%er Sicherheit scheitern müssen. Und wie so oft in der (Spiele-)Industrie wird ein gescheitertes Projekt sobald nicht mehr von anderen aufgegriffen werden. Und das ist ärgerlich.

[TheRaven]

Und wie so oft in der (Spiele-)Industrie wird ein gescheitertes Projekt sobald nicht mehr von anderen aufgegriffen werden.

Gut so, klassische MMORPG (wie am Ende auch dieses eines werden wird) sollen ruhig sterben und Platz machen für andere Konzepte. Wer will ausserdem ein D&D MMORPG? Da kann nichts schlaues bei rauskommen. DDO war zur damaligen Zeit eine sehr gute Umsetzung und selbst diese ist auf die Fresse gefallen.

[Sangeet]

Hmm, ich weiss nicht ob das Spiel gut wird, aber ich traue den Leuten von Paizo einiges zu.

Das sind schon alles Professionelle Autoren, und wenn man ein entsprechendes Konflikt System aufsetzt, warum soll es denn nicht laufen ? Sagen wir mal, es hätte ein Shooter Ähnliches PVP, Team Fortress, halt mit Schwertern und Zaubern. Das Kann Leute auch auf längere Zeit Fesseln. Dann lässt man halt die Burgen und Städte mit Leveln,
und dann sollte das funktionieren.

Warhammer Online war ein gutes Spiel und ist an Faction Unbalance gescheitert, dafür hätten die Designer halt die Leute zwingen müssen, sich 50:50 einloggen zu müssen.
Technisch machbar wäre das gewesen.

[Ragnar the Bold]

MMORPGs sind doch gewissen Mechanismen unterworfen, die sehr schwer aufzubrechen sind. Besonders wenn man Low-Budget ist. Man muss ja die Zeit die man an dem Spiel verbringt künstlich soweit denen, damit es lukrativ wird. Diese Mechanismen, das angesprochene Grinden z.B. machen in meinen Augen MMORPGs sowas von unattraktiv, das ich froh bin wenn dieses Genre verschwinden würde. Es soll natürlich auch Ausnahmen geben, aber ein Guild Wars 2 kann man wohl nicht mit 1 M€ machen.

[TheRaven]

Das sind schon alles Professionelle Autoren, und wenn man ein entsprechendes Konflikt System aufsetzt, warum soll es denn nicht laufen?

Weil sie genau so denken wie du. Ein theoretisches Spielsystem/Regelsystem erdenken, welches ausgeglichen, logisch und sinnvoll ist kann jeder der ein halbes Hirn besitzt und schon mal Rollenspiele gespielt hat. Ein solches System aber auf einem völligen anderen Medium wie einem Videospiel erfolgreich umsetzen und dabei Dynamik, Ergonomie, Motivation und Abwechslung im "sweet spot" zu erreichen ist etwas ganz anderes. Abgesehen davon, dass diese Mechaniken nur einen mittleren Anteil am Spass haben. Die WoW Mechaniken sind lächerlich einfach und jeder von uns hätte diese so schreiben können. Das Spiel war aber nicht deswegen so erfolgreich.

Man kann sich jedes erfolgreiche MMORPG der Vergangenheit anschauen. Die Regelsysteme und Mechaniken sind stets simpel und relativ eindimensional. Daher hilft einem Ryan Dancey seine Spezialisierung im Schaffen von RPG Regelsystemen nichts im Erschaffen eines MMORPG.

[Scurlock]

Gut so, klassische MMORPG (wie am Ende auch dieses eines werden wird) sollen ruhig sterben und Platz machen für andere Konzepte. Wer will ausserdem ein D&D MMORPG? Da kann nichts schlaues bei rauskommen. DDO war zur damaligen Zeit eine sehr gute Umsetzung und selbst diese ist auf die Fresse gefallen.

Naja, deren Vorstellungen unterscheiden sich ja schon von den klassischen MMORPG's der letzten Jahre und orientieren sich eher an UO oder auch DAoC. Das ist schon begrüßenswert, da eben nicht der Ansatz des Themenparks verfolgt wird. Nur muss man aber auch, um ein anderes Konzept im MMO-Markt zu verfolgen mehr in der Hinterhand haben als nur ein paar theoretische Gedankenspiele und Wünsch-Dir-Was-Features im Kopf. Eine Sandbox und dabei auch noch Persistenz wird so schon schwer umzusetzen sein und enorme Herausforderungen für die Designer darstellen. Und dabei meine ich einen Laden wie Blizzard und nicht einen Möchtegern wie Dancey. Am Ende wird das Projekt scheitern, unabhängig davon ob das Spiel überhaupt produziert wird oder nicht. Und unter anderem auch deshalb, werden andere Spieleschmieden so ein Konzept schon von Anfang an verwerfen, im Zweifel lieber auf Nummer sicher gehen und wieder ein Themenpark-MMO im Stile von WoW und GW 2 auf den Markt werfen. Insofern teile ich nicht Ravens Prognose. Man wird bei der Entwicklung von MMO's auch weiterhin den vermeintlich sicheren und bewährten Themenparkansatz verfolgen, gerade weil Projekte wie das Pathfinder MMO (anfangs) einen anderen Ansatz verfolgt haben und damit gescheitert sind.