Ich habs seit ungefähr zwei Wochen auf der Platte und finde es nicht schlecht, aber auch nicht überragend.
Steuerung finde ich recht eingängig, wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, Grafik ist nicht schön, aber zweckmäßig (außer die Raumkämpfe, die sehen schon ganz nett aus). Wobei Civ natürlich in beiden Kategorien besser wegkommt, keine Frage. Wirklich gefehlt hat mir an Bedienkomfort aber eigentlich nur eine schmucke Übersicht, in der die verschiedenen Imperien miteinander verglichen werden (wie es CIV ja gut vormacht). Die einzelnen Vergleichswerte sind zwar im Prinzip alle da, aber man muss sie halt zusammen suchen.
Was die Völker angeht, finde ich das Spiel sehr gelungen. Die Auswahl ist zwar weit kleiner als bei CIV (nur 8 Völker bisher), aber die Völker unterscheiden sich weit stärker - bisher, ohne dass mir größere Probleme bei der Balance aufgefallen wären (wobei ich dafür sicher auch noch nicht lange genug spiele). Aber als Weltraumamöbenkollektiv zu spielen statt als langweiliger Mensch, das hat schon was
Boni und Mali der Völker sowie Starttechnologie wirken sich weit stärker aus als üblich - gefällt mir bisher. Auch der Techbaum gefällt mir gut - vier verschiedene Zweige mit Unmengen Technologien, wo gefühlt öfter als bei CIV auch mal mehr als ein naheliegender Pfad dabei ist.
Richtig gut finde ich weiterhin das Meiste, was mit den Raumschiffen zu tun hat. Seine Schiffsklassen aus allen verfügbaren Komponenten völlig frei zusammen zu bauen hat eindeutig was wie ich finde. Zumal man damit tatsächlich später auch echte taktische Vorteile rausschlagen (oder sich völlig in die Nesseln setzen) kann. Ob Allrounder oder überspezialisiert, eigentlich ist alles möglich. Der Raumkampf selber ist sehr indirekt. Es gibt quasi 5 Runden (wobei nur in dreien gekämpft wird), in denen aufgrund unterschiedlicher Position verschiedene Waffen- und Verteidigungssysteme unterschiedlich wirkungsvoll sind. Je nachdem wie man seine Flotte gebaut hat, kann es also sein, dass man zwar im Nahkampf alles wegmetzeln würde, aber schon auf große Distanz auseinandergenommen wird (oder eben auch nicht). Die Schlacht läuft dabei vollautomatisch, die einzige Möglichkeit zum Eingreifen besteht darin, am Anfang jeder Runde eine Taktik für die eigene Flotte auszuwählen, die bestimmte Boni gibt oder Extramanöver erlaubt. Viele Taktiken kontern sich dabei auch gegenseitig. Außerdem schaltet man mit neuen Technologien mitunter auch neue Taktiken frei.
Weniger gut finde ich bisher das Diplomatiesystem. Zwar gibt es alles was das Herz begehrt an Abkommen (ähnlich wiederum wie bei CIV), aber bisher war es bei mir so, dass - unabhängig vom eigenen Spielstil - der Computer noch generell zu aggresiv eingestellt war und im Prinzip nie um irgendwas handeln wollte. Da nützen einem dann natürlich die ganzen Optionen nichts. Hoffe ehrlich gesagt, dass sie daran noch was drehen.
Letzter Punkt, wo ich auch nicht vollends begeistert bin ist die Kombination Planetenausbau / Langzeitmotivation. Generell finde ich den Planetenausbau sehr gelungen, es gibt viele nützliche Ausbauten, verschiedene Planetenarten sind gut in unterschiedlichen Dingen, dazu kommen noch Monde, Artefakte, einzigartige Umwelteinflüsse usw. Das ist alles ganz nett, aber mir fehlen bisher noch ein wenig Dinge, die man auch nach 50 Runden noch bauen kann. Bei mir ist es im Prinzip so, dass ein System irgendwann voll entwickelt ist (eben ca, 50 Runden nach Beginn der Kolonisierung) , und danach alle Gebäude, die später erst freigeschaltet werden und noch sinnvoll sind, in einer Runde gebaut werden. Daher bleibt ab da eigentlich nur noch Flotte, die einem aber nicht so viel bringt, wenn man doch mal relativ friedlich spielen will. Was zum Glück nicht mein bevorzugter Stil ist... Civ macht das bisher noch ein wenig besser durch größere Langzeitprojekte wie Wunder und ähnliches. Da sollte Endless Space noch ein wenig nachlegen. Was es auch nicht gibt oder zu geben scheint (alles habe ich bisher wohl auch noch nicht gesehen), sind so Sachen wie Spionage, Religion oder Regierungsformen. Auch das finde ich noch etwas schade - zumindest was Regierungsformen angeht - da ich mein Imperium eigentlich ganz gerne noch ein Stück weit mehr individualisieren würde. Ob sich bei den Kritikpunkten noch was tut bis zur finalen Version kann man natürlich nicht wissen.
Nicht weiter erwähnenswert fand ich das Heldensystem. Die Helden sind gut und oft auch sinnvoll, aber spielerisch nicht besonders anspruchsvoll oder ereignisreich (man kann sich das wie das Einsetzen von Elitegouverneuren vorstellen; sobald sie da sind tut sich nicht mehr viel). Aber sie stören auch nicht. Nett ist, dass man bei Namen und der kurzen Pseudohintergrundgeschichte der Helden oft schmunzeln muss, da viele Anspielungen auf Spiele und Filme enthalten sind.
Generell anzumerken ist am Schluss imho noch, dass bisher noch nicht alle Features richtig gut erklärt sind (Invasionen fand ich beispielsweise am Anfang schwer zu durchschauen) und die Übersetzung noch sehr holprig ist. Bei diesen beiden Dingen bin ich aber sehr zuversichtlich, dass sie noch der frühen Version geschuldet sind. Bugs sind mir bisher gar keine aufgefallen - sehr beachtlich für ne Alpha / frühe Beta.
Ohne zu wissen was noch kommt würde ich dem Spiel nach jetzigem Stand 6/10 geben, wenn ich typische Betasachen (wie schlechte Übersetzung und Co.) noch wohlwollend einrechne, dann etwa 7.5/10. Es ist imho besser als Perry Rhodan: Operation Eastside, etwa so gut wie Star Trek: Birth of the Federation (wem diese Spiele was sagen sollten) und sowohl besser als auch schlechter als die Scifi-Mods für CIV IV (kommt halt auf den Mod an).
Generell würde ich denken, dass Endless Space soweit jetzt abzusehen ist schon ein Spiel ist, dass ich immer mal wieder rausholen werden, aber keines dass ich exzessiv und bis zum umfallen am Stück spielen werde. Hoffe, die Einschätzung hat etwas geholfen