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Die Fahrten der Audacia

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Nakago:
Die Fahrten der Audacia
Vorwort
Dies sind die Abenteuer unserer RPG Freihändlerrunde, grob basierend auf den Originalregeln von Rouge Trader, allerdings stark von unserem SL modifiziert. Die Abenteuer sind von unserem SL selbst erdacht, so erübrigt sich eine Spoilerwarnung auf offizielle Abenteuer. Das ist nun mein drittes RPG Kampangentagebuch nach "Rackers (nicht ganz so) kleinem Tagebuch" mit dem System Shadowrun 3rd und "Test der Zeit" D&D 3.5. Dieses Werk hat rein gar nichts mit "Das Schwinden" zu tun, auch wenn sicherlich der Charakter von Lino Lope bei der Erschaffung von Flavion Conari in einigen Punkten Pate stand. Der SL hat "Das Schwinden" nie gelesen, so sind einige Parallelen rein zufällig und nicht beabsichtigt. Vor jedem Kapitel stelle ich die Rubrik Übersicht in einem Spoiler. Darin ist eine Personenliste zu finden, ebenso die vorkommenden Schiffe und spezifische Örtlichkeiten. Für vollen Lesespaß ist ein gewisses Grundwissen über die Welt von Warhammer 40000 nicht verkehrt.

Updates erst mal immer Montags, Mittwochs und am Freitag. Da die letzten Sitzungen eher unergiebig waren, wird die Frequenz später auf zwei Updates in der Woche sinken, um den kontinuierlichen Nachschub zu gewährleisten. An jedem Kapitelanfang werde ich eine aktuelle Übersicht über vorkommende Personen, Fraktionen, Schiffe und Örtlichkeiten bringen. Viel Spaß nun beim Lesen. Wie immer ist Feedback willkommen.


Übersicht
Spoiler (Anzeigen)Persona Dramatis

Personen von Wanderershafen und der Weite

Renuka - Herr der "Tochter der Leere", zwielichtiger Nachfahre von Häretikern.
Novus Conari - auf dem Transfer verschollener Bruder von Flavion, sollte die Audacia übernehmen
Taurion Conari - Vater von Flavion und Novus, Vorsitzender des Familienrates der Conari und amtierendes Oberhaupt des Adelshauses Conari von Scintilla.
Sebastian Winterscale - berühmt berüchtigter legendärer Freihändler, Entdecker von Winterscales Reich und seit Jahrhunderten verschollen.
Erzmagos Paracelsus Thule - Gründer der Jünger von Thule, einer radikalen Fraktion des Mechanicum, welche gezielt Artefakte des dunklen Zeitalter der Technologie suchen und erforschen.

Crew der Audacia
SC:
angehender Lord-Kapitän Flavion Conari Freihändler Rang 1 - Zukünftiger Herr über die Audacia
Solun Ares, angehender Magister Militaris Rang 1 -  Ehemaliger Soldat der Imperialen Armee
Althea Puppila, Meisterin der Leere Rang 1 (Pilot) - Junge dunkelhaarige Frau mit Pferdeschwanz

Das Gefolge von Flavin Conari

Bannerträger Cussak - langjähriger Leibwächter von Flavion, trägt dessen persönliches Banner
Leibwächter Braddock - vierschrötiger Mann
Leibkoch Lungini - etwas dicklicher Mann mit Halbglatze
Gehilfin des Leibkoches Colette - schüchterne junge Rothaarige
Leibdiener Caine - weiser alter Mann, Lebenswart und Vaterersatz für Flavion Conari
Konkubine Josephina - blonde Haare. Sie ist kann die Zukunft aus dem Tarot voraus sagen.
Konkubine Carmina - schwarzhaariges Teufelchen.

Schiff
Audacia - Flaggschiff der Adelsfamilie Conari, Leichter Kreuzer der Monitorklasse im Drehbankschema.
Ruhige Gezeiten - Transporter
Tochter der Leere - Raumschiff von Renuka

Orte

Hexenfluchwelt - Einsamer Planet im Schlund ohne Sonne. Auf der Oberfläche befindet sich eine verlassene Astropathen Station, die trotzdem immer noch sporadisch sendet.
Der Schlund - Die einzig bekannte stabile Route durch die Warpstürme, welche den Calixissektor von der Koronusweite trennen.
Wanderershafen - Letzter Außenposten des Imperiums, markiert den Eingang zum Schlund
Aufbruch - markiert den Ausgang des Schlundes, das Tor zur Koronusweite.
Koronusweite - Halosterne nördlich des Calixissektors und des Segmentum Obscurus
Scintilla - Hauptwelt der Golgenna Weiten und des Calixissektors
Tarsus - Makropole in Äquatornähe und Handelszentrum der Welt Scintilla
Mortressa - Todeswelt im Calixissektor

Band I
Kapitel 1
Durch den Schlund
Position:
Imperium
Wanderershafen
Quartier
Zeit: 3 324 783.M41

Endlich bin ich in der Weltraumstation mit dem Namen Wanderershafen angekommen. Zwei lange Monate hat meine Reise von Scintilla, des Zentrums des Calixis Sektors bis nach Wanderershafen am Schlund gekostet. Nach allgemeiner Auffassung gilt das als überaus schneller Transfer. Der Schlund ist die Bezeichnung für die einzig bekannte sichere Passage durch die Warpstürme zu den vom Imperator verlassenen Halosternen der Koronusweite. Und hinter dem Schlund liegt Aufbruch, wo mein zukünftiges Kommando auf mich wartet. die Audacia, das Flaggschiff der Flotte des mächtigen Hauses Conari. Wobei Flaggschiff vielleicht irreführend ist, da meine Familie letztendlich nur noch dieses eine Schiff wirklich unterhält. Bis jetzt hatte mein glückloser Onkel Ravion Conari das Kommando inne, welcher den Langmut meines Vaters, seines älteren Bruders und Anführer unseres Familienclans, wohl nach dreißig Jahren der Erfolgslosigkeit etwas zu sehr strapaziert hat. Eigentlich sollte mein drei Jahre älterer Bruder Novus das Kommando übernehmen, aber sein Transport ist seit knapp zwei Jahren im Schlund verschollen. Inzwischen gibt es keine realistische Hoffnung mehr, dass er noch lebendig auftauchen könnte. Wobei Warpreisen äußerst tückisch sein können. Manche Transfers dauern tausende von Jahren, andere nur wenige Minuten. Nun liegt es an mir, den berüchtigten Schlund zu durchqueren und die Audacia zu neuem Ruhm und Reichtum zu führen. Besonders der letzte Punkt ist meine primäre Aufgabe. Profit machen, um die üppig gefüllte Familienkasse meines Hauses noch praller zu füllen. Ich bin stolz darauf, dass mein Vater Taurion letztendlich mich ausgewählt hat, nachdem ich mich jahrelang mit dem übelsten Gesindel habe herumschlagen müssen, mit denen meine Familie halblegale Geschäfte macht.

Aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Flavion Conari. Noch nie von mir gehört? Nun, das wird sich noch ändern und zwar schon verdammt bald! Ich wurde als das achte Kind meiner Mutter auf der untersten Ebene der Makropole Tarsus auf Scintilla, der Perle der Golgenna Welten und Hauptwelt des Calixissektors geboren. Aber keine Angst, jetzt kommt kein Geheule über die Schrecken, die in der Dunkelheit lauern, von Kannibalismus und finsteren Ritualen an dunkle falsche Götter, welche die primitiven abergläubischen Bewohner solch abgelegener Orte sonst allgemein frönen. Nein, wer in den untersten Ebene der Makropole Tarsus geboren wird, gehört zum Adel und damit zur wohlhabenden herrschenden Elite der Welt Scintilla. Denn diese Makropole steht in der Nähe des Äquators in einer trostlosen und äußerst lebensfeindlichen Wüste. Unbarmherzig brennt die Sonne auf die Außenhabs herunter und ein ungeschützter Mensch wird in der prallen Sonne innerhalb weniger Minuten lebendig gebraten. Und das ist keine Übertreibung, sondern eine beliebte Art der Hinrichtung, die nichts kostet. Tür auf, Gefangener raus, Tür zu und der Rest erledigt die Sonne innerhalb weniger Minuten für umsonst.

Wo in anderen Makropolen die Reichen wohnen, leben hier die ärmsten der Armen und die Ausgestoßenen in einer lebensfeindlichen Gluthölle. Je weiter man nach unten und ins Innere kommt, desto kühler wird es, bis am Grund Minusgrade herrschen und wir Adligen uns in teure Mäntel aus dem exquisiten Pelz exotischer Todesweltbestien hüllen. Die Kälte wird künstlich erzeugt und ist eine bewährte Maßnahme gegen die Besitzlosen, die sich nach unten verirren. Jeder erfrorener Abschaum ist ein Dieb und Aufrührer weniger.

Meine Familie hat diese Makropole mit aufgebaut, gehört zu den ältesten und mächtigsten im Sektor Calixis. Mein Urahn war ebenfalls der achte Spross seines adligen Vaters gewesen und hat sein Glück in der Imperialen Flotte gesucht. Sein Schiff gehörte zu den Verbänden, welche den Angevin Kreuzzug bildeten. Diese Militärkampange führt schließlich zur Eroberung des Calixis Sektor. Admiral Flavion "der Große" Conari brachte es weit nach oben, so weit, dass er dem amtierenden Anführer des Kreuzzuges, General Drusus, gefährlich wurde. Was tut man mit einem Mann, der den eigenen Posten bedroht? Man befördert ihn nach ganz weit weg. Dem später heiliggesprochenen General Drusus gelang das, indem er meinen Urahn einen Freihändlerbrief ausstellte und ein Schiff schenkte, mit der Erlaubnis, die Halosterne und Weiten jenseits des Calixissektors zu erforschen. So ein guter Taktiker mein Vorfahr auch war, ein wirklich gutes Händchen für das Freihändlergeschäft hatte er nicht. Schon bald wanderte der Brief an seinen ältesten Sohn weiter, während er sich lieber um die Errichtung einer Machtbasis für sein eigenes Adelshaus auf Scintilla kümmerte. Heute hat die Familie Conari großen Einfluss im Merovech Kartell und wir haben ausgedehnte Besitzungen auf vielen Welten in den Weiten Golgennas, des Subsektors, über den Scintilla ebenfalls herrscht.

Ich habe vier Brüder und drei Schwestern, dazu hat mein Vater mit seinen Konkubinen eine kleine Armee an Bastarden gezeugt. Aber diese gehören nicht wirklich zur Familie, sondern eher zu unserem Besitz. Schon früh lernte ich, was es bedeutet, von Adel zu sein. Jederzeit war eine Gouvernante, ein Kindermädchen und ein Leibdiener, in anderen Sektoren nennt man so etwas Lebenswart, mit dem Namen Caine um mich bemüht. Meine Mutter selbst bekam ich selten zu Gesicht, so dass es kein Wunder war, dass ich meine Gouvernante für meine richtige Mutter hielt und zu meinem Leibdiener selbst heute ein emotionaleres Verhältnis als zu meinem Vater habe. Sobald die dynastischen Notwendigkeiten wie Erbe, Haustruppen und Einfluss in Form eines Offizierspatents bei der imperialen Flotte versorgt sind, werden überzählige Söhne nur als eine Art von Ersatzreserve angesehen.

Mein ältester Bruder heißt Quintus und ist einundzwanzig Jahre älter. Er ist der Erbe des Hauses und hat selbst schon einen Stall von Kindern, eheliche und Bastarde. Schon früh wurde er in die Familiengeschäfte einbezogen und ist heute die rechte Hand meines Vaters. Inzwischen laufen alle wichtigen Geschäfte über ihn, während Vater sich Stück für Stück aus dem Tagesgeschäft zurückzieht und die Leitung des Familienrates inne hat. Er zieht die Fäden im Verborgenen und kümmert sich um die politischen Angelegenheiten des Hauses Conari.

Meine Schwestern Anella, Octia und die jüngste Zethania sind früh mit je einem Verbündeten verheiratet worden. Bündnisse werden in meinen Kreisen nun mal gerne mit Hochzeiten besiegelt, denn nur Blut webt wirkliche Bande.

Mein Bruder Gallus kommandiert die Haustruppen und Tellus ist aus politischem Familienkalkül der Imperialen Flotte beigetreten und hat eine steile Karriere hingelegt. Inzwischen kommandiert er eine Fregatte der Calixis Sektorflotte. In jeder Generation der Conari dient seit jeher ein Mitglied der Familie in der Sektorflotte.

Ich bin der jüngste Bruder und hatte das "Vergnügen", mich mit dem zwielichtigeren Gesindel herum zu schlagen, mit dem meine Familie im Geheimen ihre Geschäfte macht. Nicht alles sollte man in der Öffentlichkeit abhandeln, besonders wenn es um heiklere Geschäftsfelder geht, die sich im halblegalen Graubereich befinden. Und da ich der jüngste war, durfte ich dieses Geschäftssegment von meinem Bruder Novus übernehmen, nachdem er für unseren ältesten Bruder Quintus so was wie ein bevollmächtigter Gehilfe und Stellvertreter wurde. Bis dieser schließlich vom Familienrat zum zukünftigen Lordkapitän der Audacia ausgewählt wurde. Ich nehme an, dass er schon früh insgeheim darauf vorbereitet wurde, die Führung über die Audacia zu übernehmen und so das kaufmännische Rüstzeug erhielt.

Irgendjemand muss ja die Drecksarbeit machen und da ich der jüngste legale Spross meines Vaters bin, blieb diese "Ehre" nun an mir hängen. Meist traf ich mich mit zwielichtigem Gesindel in dunklen Hinterzimmern, handelte mit Dingen, welche die Offiziellen nicht im Licht sehen möchten, aber die letztendlich doch den Schattenmarkt insgeheim tolerieren, solange es die öffentliche Ordnung nicht stört. Auch führte ich einige Aktionen aus, um insgeheim feindliche Häuser zu schädigen. Einige Zeit hatte ich als mobile Basis ein Luftschiff unter meinem Kommando. Und zu guter Letzt durfte ich auch meine Familie in rechtlichen Streitigkeiten mit anderen Häusern vertreten. Nein, ich bin kein Advokat oder Rechtsgelehrter, sondern auf Scintilla werden juristische Spitzfindigkeiten mit der Schärfe des Schwertes in offiziellen Duellen in Arenen vor Zeugen, sprich Publikum, ausgetragen. Man konnte so etwas natürlich auch einem Kämpen überlassen, aber es gehört zum guten Ton, wenn ein Familienmitglied des Hauses diese ehrenvolle Aufgabe übernimmt. Mehr als ein gutes Dutzend juristischer Auseinandersetzungen konnte ich so in den letzten Jahren für meine Familie zu ihren Gunsten entscheiden. Ganz so schlecht scheine ich mich insgesamt in meinem Aufgabenbereich im letzten Jahrzehnt nicht geschlagen zu haben, denn ich darf nun nach Beschluss des Familienrates das Kommando über die Audacia übernehmen, nachdem mein Bruder Novus seit dem Antritt zum Transfer durch den Schlund verschollen ist. Das war nun vor über zwei Jahren. Sein Schicksal ist immer noch ungeklärt und bietet Anlass zur Spekulation. Natürlich ist es nicht gerade schön, der Ersatz vom Ersatz zu sein, aber letztendlich liegt es nun an mir, mich in den Geschichtsbüchern als Lordkapitän der Audacia zu verewigen. Dies ist die Chance, auf die ich mein ganzes Leben gewartet habe. Endlich kann ich beweisen, dass ich zu höherem bestimmt bin. Schon immer war.

Gerade habe ich ein Gespräch mit einem gewissen Solun Ares geführt, großer breitschultriger Mann, Ex-Militär. Ein Gefolgsmann meines Bruders, welcher auf Wanderhafen verletzungsbedingt zurückbleiben musste, während Novus mit seinem restlichen Gefolge aufgebrochen war. Meister Ares hat mir von seiner letzten Mission im Dienste meines Bruders berichtet, als er Informationen über einen gewissen Renuka beschaffen sollte. Lordkapitän Renuka hat einen äußerst zweifelhaften Ruf. Ein paar seiner Vorfahren waren überführte Häretiker und sind auf dem Scheiterhaufen geläutert worden, während die Familie den Großteil ihre Privilegien hatte behalten dürfen. Da ist im Hintergrund bestimmt einiges wie Erpressung, Bestechung und das Einfordern uralter Gefallen gelaufen. Aber dieser Renuka ist nicht nur wegen seiner Vorfahren berüchtigt, sondern auch als Schmuggler und als ein Mann, der es mit den Imperialen Gesetzen nicht wirklich genau nimmt. Aber dies ist in dieser Gegend eher Normal und keiner wirklichen Erwähnung wert. Auf alle Fälle lief Meister Ares wohl einem unsanktionierten Psioniker aus dem Gefolge Renukas über den Weg und wurde ganz profan abgestochen. Nicht gerade eine Empfehlung für einen Magister Militaris. Aber mein Bruder hat diesem Mann vertraut, also habe ich ihn in mein Gefolge übernommen, da ich keinen wirklichen militärischen Anführer in meinen Reihen  habe. Morgen werden wir endlich die Passage mit der "Ruhige Gezeiten" durch den Schlund antreten. Mein Leibdiener Caine ist etwas in Sorge, da ihm der Name nicht behagt. Ein Schiff sollte einen kämpferischen Namen tragen, wie "Wellenbrecher" und nicht wie ein Stoßgebet klingen. Nun, leider ist die "Ruhige Gezeiten" der einzige Transfer in den nächsten Tagen durch den Schlund. Und ich will hier nicht länger in Wanderershafen warten. Zeit ist Geld und die Geduld meiner Familie ist nicht unendlich.

Nakago:
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Zwei Tage sind wir nun schon im Transfer durch den berüchtigten Schlund. Der Kabinenbereich ist bar jeden Komforts. Ich hause mit meinen beiden Konkubinen in einem besseren Loch, eine wirklich angemessene Kabine kann man dieses Ensemble wahrlich nicht nennen, das von unserem Gepäck vollgestellt ist. Besonders meine beiden Begleiterinnen haben einiges an Garderobe mit. Einkaufengehen in den gehobenen Geschäften von Tarsus war eines ihrer liebsten Hobbys zu Hause. Egal wie voll die Wandschränke auch immer waren, zum anziehen hatten sie immer nichts. Aus irgend einem Grund kann Frau nach einem halben Jahr das eigentlich gute und einst sehr teure Kleidungsstück nicht mehr anziehen, weil es aus der Mode, die Farbe nicht zur neuen Handtasche passt oder irgendjemand anders tatsächlich das gleiche Kleid hat. Ich hege die Vermutung dass meine beiden Schätzchen mehr für ihre Garderobe mehr Throne ausgeben als manch Gouverneur für den Verteidigungshaushalt.

Mit einigen Stofffahnen und Wandteppichen ist es meinem Gefolge gelungen, dieser Kajüte wenigstens einen kleinen Hauch von Wohnlichkeit abzutrotzen. Einer der größeren Rollkoffer enthält meinen persönlichen Schrein, an dem ich sehr hänge. Das Fundament besteht aus einem Pflasterstein, auf dem einst der heilige Drusus gestanden haben soll. So etwas behauptet jedenfalls das Zertifikat des Schreines, den ich in der Kathedrale des Lichtes gekauft habe, nachdem ich auf die harte Tour gelernt hatte, dass ich nicht unsterblich bin. Das Gehäuse besteht aus handwerklich gut zusammengesetzten  Trümmerstücken von berühmten Schlachtfeldern des Angevin Kreuzzuges. Jedes Stück ist auf dem Zertifikat verewigt mit Herkunftsort und geschichtlichen Daten versehen. Im oberen, gotischen Dachfirst befindet sich eine kleine Einbuchtung mit einem Glasbehälter, welches ein Haar des heiligen Drusus enthält. Auf dem Behälter ist ein Echtheitssiegel der Ekklesiarchie angebracht, welches die Authentizität der Reliquie bestätigt, die wirklich teuer genug war. Aber da ein normaler Mensch über hunderttausend Haare hat und diese mit etwa einen Zentimeter pro Monat wachsen, kann man sich vorstellen, wie viele Millionen dieser Reliquien es im Sektor verstreut gibt. Diese Behälter mit verifizierten echten Haaren lagern im Tempelladen der Kathedrale des Lichtes zu Tarsus zu Tausenden, um von den wohlhaben Pilgern und Bewohnern der Stadt gekauft zu werden. Im Innern des Schreins steht eine kleine Statue des Imperators aus Gold. Die Verzierungen der wuchtigen Rüstung sind mit Edelsteinen ausgelegt. Sein ausgestrecktes Schwert kann wirklich brennen, wenn man einen kleinen Maschinengeist mit dem richtigen Ritual im Schrein erweckt und dafür sorgt, dass der kleine Behälter im Sockel immer mit Promethium gefüllt ist. Auf der linken inneren Flügeltür ist der Heilige Drusus in einer Elfenbeinschnitzerei zu sehen. Auf der rechten Seite Praetor Angevin, der ursprüngliche Initiator und Namensgeber des Angevinischen Kreuzzuges. Sind die Türen geschlossen, so ist der zwölfzackige Kreis des Imperiums zu sehen, im Zentrum das Wappen meiner Familie, ein Rabe mit ausgebreiteten Flügeln, der die Krallen in einen Planeten schlägt. In einer kleinen Opferschale aus gehämmerten Gold dampft etwas Weihrauch vor sich hin, um den üblen Geruch der dreckigen Siedler unter uns ein wenig zu dämpfen.

Die schwarzhaarige Carmina tigert mit ihren hochhackigen Stöckelschuhen auf und ab. Das Klack, Klack, Klack ihrer Schritte treibt mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. Sie trägt unter ihrem roten raffiniert an beiden Beinen geschlitzten langen Kleid ein enges rotes Korsett mit schwarzen Bändern, das ihre Taille betont und ihre festen Brüste in eine augengefällige Form bringt. In dem roten Kleid aus Spinnenseide ist mit goldenen Fäden ein Muster in der Form eines sich windenden Weltraumleviathans eingesponnen, der einem Raumschiff hinterher jagt. In der Hand hält sie ihre reich verzierte Violine, mit der sie mich eigentlich musikalisch unterhalten sollte. Aber da von unteren billigen Quartieren immer wieder lautes Kindergeschrei und Babygeplärr hochschalt, ist ihr die Lust zum musizieren gründlich vergangen. Mit einem gemurmelten Fluch verpackt sie ihr Musikinstrument, nur um gleich wieder ihre Wanderung durch das Zimmer aufzunehmen.

Die blonde Josephina hingegen vertreibt uns die Zeit damit, mir aus den Legenden von Kapitän Sebastian Winterscale vorzulesen. Dieser Mann, welcher in der gesamten Koronusweite eine Legende ist, hat einiges erlebt. Auf jedem Transfer erschlug er Raubtiere aus dem Warp im Dutzend und auf jedem Planeten tötete er Horden von habgroßen Monstern. Und manchmal hat er dafür nichts weiter gebraucht als seinen Zahnstocher aus Elfenbein. Josephina trägt nur ein weises Korsett mit schwarzen Schnüren und ein hauchdünnes Spitzenhöschen, das eher betont als verdeckt. Da sie quer zu mir auf dem Bauch im breiten Bett liegt, habe ich einen ungetrübten Blick auf ihr knackiges, bis auf einen sehr dünnen Stoffstreifen unbedecktem Hinterteil und ihren Ausschnitt, der sich sehen lassen kann. Ihre Haare fallen einem goldenen Wasserfall gleich über ihre weißen Schultern. Wie ein unschuldiger Teenager hat sie ihre rosigen Füßchen in der Luft gekreuzt und lässt sie vor und zurück wippen. Sie weiß, dass sie dadurch sehr sexy aussieht.

Sinnierend blicke ich dem Rauch meines Lho-Stäbchens hinterher, während der aromatische Rauch meine Lungen kitzelt. Angeblich soll der Genuss dieser Stäbchen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, aber der Geruch des Rauches überdeckt besser die Ausdünstungen der anderen Passagiere als der Weihrauch. Die Decks unter uns sind voll mit ungewaschenen Siedlern, die in der Weite ihr Glück suchen. Meine beiden Leibwächter Cussak, der auch mein Bannerträger ist, und Braddock haben alle Hände voll zu tun, den erbärmlichen Pöbel unten zu halten, ohne die Leichenhallen mit deren dreckigen Kadavern zu füllen. Im anderen Raum haben es sich mein Leibdiener Caine, mein glatzköpfiger Koch Lungini mit seiner jungen rothaarigen Gehilfin Colette bequem gemacht. Auch die Meisterin der Leere Althea Puppila und mein neuer Zugang Solun Ares befinden sich dort. Althea ist deutlich kleiner als meine hochgewachsenen Konkubinen und trägt ihr bräunliches Haar in einen armselig einfallslosen Pferdeschwanz gebunden, über den besonders Carmina gerne herzieht. Meinen Gefährtinnen kribbelt es in den Händen, sich Althea mal so richtig vorzunehmen, sie in vorteilhafte Kleidung zu hüllen und ihr Haar so zu frisieren, dass es nicht wie bei einem kleinen Scholamädchen aus der zweiten Klasse aussieht. Solun Ares ist ein breit gebauter Mann und man sieht ihm durch sein Gehabe an, dass er aus den Reihen der Imperialen Armee stammt. Allerdings scheint er mir zu jung, um ehrenhaft entlassen zu sein. Aber die Koronusweite ist voll von Deserteuren und nicht jedem liegt es, für den Imperator einen schrecklichen Tod auf dem Schlachtfeld zu erleiden.

Hinter dem kleinen Fenster meiner Kabine ist die Hexenfluchwelt zu sehen, da wir gerade wieder im Realraum sind, während der nächste Sprung durch den Schlund vorbereitet wird. Die Hexenfluchwelt ist ein sonnenloser Planet, dessen Atmosphäre sich als Eispanzer auf die Oberfläche gelegt hat. Dort unten ist eine verlassene Station von Astrophanten, die angeblich immer noch sendet. Deswegen hat diese Welt einen äußerst schlechten Ruf und der Name Hexenfluchwelt hat seine Berechtigung. Die "Ruhige Gezeiten" wird von einem äußerst langweiligen Familienclan mit dem Namen Lorendis betrieben. Hier ist irgendwie jeder mit jedem verwandt und ich möchte gar nicht sehen, was sich nach Generationen des Inzests in den schwarzen Zwischendecks so alles herumtreiben mag.

"Carmina, Liebes, bist du so nett und hörst auf, in der Kabine so herum zu tigern?", bitte ich sie, nachdem sie einfach nicht von selbst aufhört, hin und her zu trippeln.
"Diese Kabine ist viel zu klein!" Wütend wirft sie die Arme anklagend nach oben und haut mit der geballten Faust auf die niedrige Decke, als ob die was dafür könnte.
"Das änderst du aber nicht dadurch, dass du mit diesem ewigen Klack, Klack, Klack deiner Stöckelschuhe hin und her läufst.", erwidere ich. Sie schüttelt ihre Schuhe von den Füßen und läuft barfuß weiter hin und her, was kaum Geräusche macht.

"So besser?" fragt sie in ein Tonfall der mich fragen lässt, wer hier Herr und wer Sklavin ist. Für einen Moment ziehe ich es in Erwägung, ob sie es bewusst darauf anlegt, von mir bestraft zu werden. Aber ich denke eher, dass dieser Transfer ihr noch mehr auf die Nerven geht als mir. Besonders die Behandlung auf diesem Teil der Reise. Bisher hatten wir immer eine ganze Zimmerflucht mit standesgemäßen Ambiente für uns. Aber hier hat man es tatsächlich gewagt, mich in dieses Loch zu stecken. Dies ist eben ein fast reiner Frachter, der meist nur Passagiere für diese Gemeinschaftsquartiere mitnimmt. Und aus irgendeinem Grund gibt es hier das Bordgesetz, dass Passagiere nur in diesem Bereich untergebracht werden dürfen. Mir war dieser Umstand beim buchen der Passage durchaus bewusst, da dieser Transfer eben nun mal dem Faktor Zeit am meisten entgegen gekommen ist. Ich muss so schnell wie möglich nach Aufbruch, um mein Kommando übernehmen zu können. Und diese Phase der Unannehmlichkeit ist eben der Preis dafür. Was Carmina wirklich sauer macht, ist nicht die Enge des Quartiers oder dass sie sich nur mit einem Schwamm an einer Schüssel kalten Wasser waschen kann. Sondern sie sieht dieses Quartier als permanente Missachtung des adligen Status meiner Person an. Eine nicht gut zu machende Beleidigung ihres geliebten Herrn. Also sehe ich Großzügig über den Tonfall meiner Konkubine hinweg und ignoriere sie erst einmal. Aus Erfahrung weiß ich, dass solche Launen nach einer gewissen Zeit von selbst auflösen, ohne das ich was dafür tun muss.

"In der Tat. Josephina, sei ein Schatz und fahre bitte fort, die fantastischen Geschichten des Sebastian Winterscales vorzulesen."
"Gibt es eigentlich nichts Anderes zu lesen als diesen Unsinn? Die Geschichten sind doch eh alle gleich. Winterscale bricht auf, wird von Warpraubtieren oder Piraten oder Renegaten oder Ketzern oder Xenos oder von allen Fraktionen gleichzeitig überfallen und er verarbeitet sie im Alleingang zu blutigem Matsch. Augen, Innereien und Gliedmaßen fliegen dabei durch die Gegend und Blut spritzt an Wände, den Boden und die Decke. Und sobald er auf einem Planeten voller Schätze ankommt, wird er von riesigen Ungeheuern überfallen, die er mit seinem Zahnstocher im Vorbeigehen spektakulär blutig in ihre Einzelteile zerlegt.", beschwert sich Carmina und zu einem gewissen Teil hat sie sicherlich recht.

"Nun, die Geschichten sind sicherlich Maßlos übertrieben. Der Autor hat die Geschichten von Leuten, die sie von Leuten haben, die sie wiederrum von anderen Leuten haben, die vielleicht mal dabei gewesen waren oder auch nicht. Und jeder hat die Geschichte etwas ausgeschmückt, um sie spannender und interessanter zu machen. Aber einige dieser Legenden haben einen wahren Kern, eine Information, die vielleicht mal etwas wert sein könnte. Schließlich hat Sebastian Winterscale vor seinem Verschwinden einen gigantischen Schatz versteckt.", erkläre ich.

"Und die Karte hat er in fünf Teile geteilt und sie seinen vertrautesten Offizieren seiner zurückbleibenden Flotte in Verwahrung gegeben. Und wenn man alle seitdem aufgetauchten angeblich originalen Kartenstücke zusammenheften würde, könnte man damit alle Wohnungen von Tarsus tapezieren. Nur Narren jagen diesem Schatz hinterher.", meint meine Konkubine abgeklärt und macht deutlich, dass sie ihr hübsches Köpfchen nicht nur dafür benutzt, ihren schönen und gepflegten schwarzen Haaren halt zu geben.

"Und ich habe wahrlich Besseres zu tun, als Karten zu sammeln. Dabei weiß ja noch nicht einmal jemand wirklich, aus was der Schatz eigentlich besteht.", erwidere ich und inhaliere mit einen weiteren Zug aromatischen Rauch.

"Wahrscheinlich aus einem Satz seiner elfenbeinernen Zahnstocher.", scherzt Josephina und bringt mich zum Lachen.

"Womöglich. Nun gut, ich habe hier noch Leerenrecht, das inspirierende Handbuch für den Schiffskapitän. Und als Highlight, Thules kleiner Leitfaden für die richtigen Rituale um Maschinengeister zu besänftigen, herumliegen. Wäre dir diese Lektüre angenehmer?", frage ich sie foppend und nippe an meinem Amasec, während ich mein Lho-Stäbchen im Aschenbecher ausdrücke.

"Leerenrecht kann mit zwei Paragraphen zusammen fassen. Paragraph 1, der Lordkapitän hat immer Recht. Paragraph 2, sollte der Lordkapitän ausnahmsweise mal nicht Recht haben, so greift Paragraph 1.", erklärt mir die schwarzhaarige Frau die Feinheiten des Rechtssystems auf einem Schiff.

"Nun ja, das Buch wiegt nicht fünfzehn Kilo und hat über tausend Seiten, weil es nur zwei Paragraphen enthält, die Sache ist schon etwas komplizierter." Der in einem Buchdeckel aus vergoldetem polierten Messing eingeschlagene Wälzer liegt neben mir auf dem Nachtschränkchen, ein gutes Dutzend verschiedenfarbiger Lesezeichen aus mit Elektrum durchwirkter Seide zeigen die Stellen an, mit denen ich mich die letzten Wochen intensiver beschäftigt habe. Inzwischen habe ich mich ziemlich gut in diese Materie eingearbeitet. Sicherlich hat ein Lordkapitän seine Rechtsexperten, aber ich war immer der Aufsicht, ein Mann sollte in seinem Aufgabenbereich so viel wie möglich alleine erledigen können. Carmina streckt mir zur Antwort ihre äußerst geschickte Zunge heraus, die sie oft besser einzusetzen weiß als in dieser Situation.

Unser kleines Geplänkel wird plötzlich rüde unterbrochen, als eine starke Erschütterung das Schiff durchläuft. Carmina muss sich an einem ihrer Kofferschränke festhalten, während Josephina überrascht und erschreckt einen kleinen spitzen Schrei ausstößt. Irritiert schwinge ich mich vom Bett herunter und stehe auf. Sind wir von einem Asteroiden getroffen worden? Kurz darauf reißt uns ein weiterer und viel stärkerer Stoß von den Beinen. Thron! Einer von Carminas Schrankkoffern fällt um und der Deckel platzt auf. Ein Teil ihrer überaus opulenten und wirklich teuren Garderobe verteilt sich unschön über den Boden. Meine schwarzhaarige Mätresse kommentiert das Geschehen mit einem äußerst interessanten Fluch. Aus der anderen Kabine ist das Scheppern von Töpfen und das Klirren von zerspringendem Geschirr zu hören. Ebenso zerspringt meine noch halbvolle Flasche mit dem wirklich köstlichen Amasec der Marke "Red Star Prime" auf dem Boden und der war wirklich verdammt teuer gewesen. Welch Verschwendung! Außerdem sind entfernt die typischen Geräusche zu hören, wenn sich Schotte automatisch schließen. Das sehe ich mal als kein gutes Zeichen an. Wir scheinen ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein.

"Thron! Was war das denn jetzt?" Ich rapple mich auf, streiche meinen prächtigen roten Hausmantel über meiner von Meistern ihres Faches gefertigten Rüstung glatt, angle mir mein bequem in Reichweite hängendes Wehrgehänge und lege den schweren Gürtel an. In zwei Holstern steckt je eine Bolt- und Plasmapistole. Ein Schwert mit einer Parierstange, die wie Aquila geformt ist, rundet meine Bewaffnung ab. Ein Mann in meiner Position hat seine Waffen immer griffbereit und diese Angewohnheit hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet. Ebenso, dass ich fast immer meine Rüstung unter meiner feinen Kleidung trage. Inzwischen spüre ich das Gewicht davon kaum noch, was wohl auch daran liegt, dass ich über die Kondition eines Berufskämpfers verfüge. So gerüstet gehe ich in die andere Kabine dieses Deckes. Der Stapel mit den Utensilien meines Koches ist in Bewegung geraten und Kochgeschirr umgeben von einem Haufen Scherben bedeckt den Boden. Was für ein Schlamassel.
"Mädels, zieht sofort eure feste Kleidung an!" befehle ich meinen Konkubinen, da hier zu viele scharfkantige Sachen herum liegen, um Barfuß laufen zu können.

"Ich fürchte, wir werden beschossen, Meister Flavion!", meint Caine mit sonorer Stimme, als würde er verkünden, dass sich das Abendessen um fünf Minuten verspäten würde. Mein Leibdiener Caine ist wie immer tadellos im schwarzroten Livree meines Hauses gekleidet. Auf seiner Brust befindet sich das Wappen meines Hauses, den Raben auf einer Welt sitzend, umgeben von einem Kreis mit zwölf Zacken. Seine einst dunklen Haare sind ergraut und er ist glatt rasiert. Ich selbst trage einen gestutzten Vollbart, während ich meine schwarzen Haare nach hinten gekämmt trage. Aus praktischen Gründen trage ich sie nicht so lang, wie es vielleicht gerade auf Scintilla Mode ist.

"Gerade jetzt, wo ich mich schon daran gewöhnt habe, dass nichts Interessantes mehr passieren wird.", merke ich im ruhigen Tonfall an und versuche, durch eines der Kabinenfenster etwas zu entdecken. Aber da ist nur die Schwärze der Leere und das Licht in der Kabine ist nicht gerade hilfreich, wenn man im leeren schwarzen Raum etwas erkennen möchte. Ganz abgesehen von den gigantischen Entfernungen, die da draußen herrschen. Auf alle Fälle beginnt nun eine Sirene, mit einem äußerst unangenehmen hohen Ton zu heulen. Panische Stimmen der Siedler sind von unten zu hören und dann fängt Colette, die kleine rothaarige Gehilfin meines Leibkoches, an zu kreischen, als ob sie mit der Sirene einen Wettbewerb um das hässlichste Geräusch abhalten wollte. Die Jugendliche im schwarzen Kleid mit weißer Schürze zeigt mit bleicher Miene und mit zitternder ausgestrecktem Zeigefinger auf die Außenwand, an der sich nun die Konturen von Gesichtern abzeichnen. Nein, das ist kein gutes Zeichen. Imperator, steh uns bei!

Nakago:
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Ich ziehe mein schlankes Energieschwert "Rabenklaue" aus seiner mit Goldfäden verstärkten Scheide aus geschwärztem Leder. Dieses geschmeidige Material stammt von einer von mir eigenhändig auf Mortressa erlegten Todesweltbestie, die mich beinahe getötet hätte, dieses verdammte Mistding. Indem ich den Kopf des Aquila drücke, dessen ausgebreite goldene Flügel die Parierstange meines Schwertes bilden, aktiviere ich die Energiezelle. Dazu sage ich eine kurze Litanei auf, um den Maschinengeist darin zu motivieren, seinen Dienst aufzunehmen. Ein blaue Funken sprühendes Energiefeld baut sich entlang der doppelschneidigen Klinge auf, da der Maschinengeist wohl guter Dinge ist. Der von vielen Generationen Gebrauch abgenutzte Schwertknauf sieht aus wie ein schwarzer Rabenkopf, wobei die Augen rote Diamanten bilden und der Schnabel vergoldet ist. Mit diesem Schwert in der Form eines Anderthalbhänders habe ich siebenundzwanzig siegreiche Duelle absolviert und ebenso viele Menschen getötet. Neunzehn Männer, sieben Frauen und etwas, wo ich mir nicht sicher bin, ob es nun Mann oder Frau oder Beides war.

Es ist, als würde ein Kind mit einem aufgehängten Laken, das an einer Wäscheleine hängt, spielen und seinen Gesicht dagegen drücken. Nur besteht die Außenwand aus gehärtetem Ferrostahl und nicht aus dem leicht verformbaren Stoff eines Bettlakens. Die Gesichter drücken sich durch und auf einmal schweben mehrere schwarze Schädel im Raum. In ihren Augenhöhlen glimmt ein unheilverkündendes blaues Leuchten. Das ist ein äußerst beängstigtes Erlebnis. Meine Pilotin kriegt einen Schreikrampf und rennt kreischend in meine Kabine. Autsch, das ewige Gekreische von Weibern tut verdammt in den Ohren weh. Auch mir schlottern die Knie und meine Angst ist nicht unbegründet. Einer der Schädel schießt zu plötzlich auf mich zu, um noch mit dem Schwert eine Barriere aus Stahl zu errichten. Das Ding aus einem Albtraum zischt an der Klingen von Rabenklaue vorbei und verbeißt sich in meinem Arm. Dabei scheint es so, als ob ich keinerlei hochwertige Rüstung aus geschichtetem Ceramit und Adamantium unter meinem guten roten Mantel mit den Goldlitzen tragen würde. Thronverdammt!
 
"Imperator! Steh mir bei!", keuche ich schmerzerfüllt auf. Eine Grabeskälte breitet sich in meinem Arm um die Bissstelle herum aus. Mir gelingt es, den verdammten Schädel abzuschütteln und auf Distanz zu halben. Solun schafft es mit seiner Handfeuerwaffe, den bei mir schwebenden Schädel abzuschießen. Guter Schuss! Caine versucht mir gut zuzureden, reduziert aber meine Angst gegenüber diesen Widernatürlichkeiten aus dem Warp leider in keinster Weise. Thron!

"Ich schwöre alle zu töten, die mich zu töten versuchen.", rufe ich eine hier passende Litanei und mache mir etwas Mut. Die Wunde fängt an ziemlich zu schmerzen und Blut tropft aus dem Ärmel heraus zu Boden. Ich bewege mich mit dem Schwert auf einen Schädel zu, der es auf meine Carmina abgesehen hat, die sich neugierig mit in diesen Raum bewegt hat, die wenigstens wieder Schuhe an ihren Füßen hat. Ich spüre das typische Kribbeln, wenn sich ein Gellerfeld aufbaut. Das kann nur bedeuten, dass die "Ruhige Gezeiten" einen Notfallsprung vorbereitet. Dummerweise sind die Sichtdeckungen vor den Fenstern nicht geschlossen. Der Anblick des Warps ist nichts, was man sehen sollte. Nur Navigatoren können durch die Mutation ihres dritten Auges das Immaterium blicken, ohne wahnsinnig zu werden.

"Beim Thron! Schließt die Fensterschotte! Sofort!", befehle ich mit so ruhiger Stimme wie möglich und versuche die in mir aufkeimende Panik nieder zu kämpfen. Der verdammte Schädel, der es auf Carmina abgesehen hatte, wird von mir abgelenkt und kommt in meine Reichweite. Schnell zuckt mein Schwert mit der Spitze voran auf dieses Ding zu. Gekonnt durchbohre ich es mit Rabenklaue. Der Schädel zerplatzt einfach in einer Wolke aus schwarzem Rauch, als meine Klinge durch eine der blau leuchtenden Augenhöhlen fährt. Ha! Der Imperator steht eben jenen bei, die bereit sind, mit seinem gepriesenen Namen auf den Lippen zu kämpfen. Ich trete ein Schritt zurück und achte darauf, nichts von diesem sich schnell zerfasernden Dampf zu inhalieren. So langsam kehrt mein Selbstvertrauen zurück. Diese Unnatürlichkeiten können mit ehrlichem Stahl in der Hand eines gottesfürchtigen Untertan unseres geliebten Imperators vernichtet werden.

In dem Moment flackern die Lampen und verlöschen dann. So etwas wie eine Notfallbeleuchtung scheinen die hier nicht zu haben oder die dafür zuständigen Maschinengeister sind momentan ob der fehlenden Rituale missgelaunt. Da der letzte Schädel ziemlich laut heult, kann ich ihn gut genug orten, um mich seiner Attacken zu erwehren. Auch sorgt das Energiefeld des Schwertes für etwas Licht. Ebenso ist das unnatürliche Glühen der Augen des Dinges auszumachen. Derweil werden die Fensterschotte geschlossen und jemand entzündet eine Funzel, welche wenigstens für etwas Licht sorgt.

Dann gibt es den typischen Schlag, gefolgt von einem beunruhigenden Knirschen, als die Warptriebwerke der "Ruhige Gezeiten" den Realraum aufreißen und wir in den Warp eintreten. Auch der letzte Schädel wird endlich zur Strecke gebracht, als dieser von einem Laserstrahl getroffen in einem hellen Blitz einfach verpufft. Das war mein Bannerträger Cussak, der sich endlich daran erinnert hat, dass er nicht nur mein Banner trägt, sondern auch die Pflicht hat, mich zu beschützen. Aber lieber Spät als nie.

"Der Imperator ist unser führendes Licht
Ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Menschheit in einer Galaxie der Dunkelheit
So wie wir ihm dienen
so dient er uns
Und beten wir zu ihm,
sind seine Gedanken bei uns.
Und in der Dunkelheit, wenn Schatten drohen
Da ist der Imperator mit uns, im Geiste und in Wahrheit.", rezitiere ich, um wieder Mut zu sammeln. Das war jetzt wirklich haarig gewesen. Ich bin noch ganz durch den Wind, mein Herz pocht viel zu schnell in meiner Brust und ich muss ganz schnell zur Toilette. Ich hoffe mal, dass wir im Warp den Feind abschütteln können. Kaum denke ich das, durchläuft ein weiterer harter Schlag das Schiff, diesmal kann ich mich auf den Beinen halten. Es gibt einen ganz schönen Knall und dann ist zu spüren, wie das Gellerfeld ausfällt. Thron!

Es gibt nicht wirklich viel Schlimmeres, als ein im Warptransfer ausfallendes Gellerfeld. Wie jeder Gottimperatorfürchtige Untertan unseres lebendigen Gottes, der auf Terra auf seinem goldenen Thron sitzt, weiß, lauern im Immaterium schreckliche, abartige Wesenheiten, vor denen uns der Imperator schützt. Hauptsächlich, indem er seinen treuen Untertanen das Wissen um das Gellerfeld gegeben hat, welche die unnatürlichen Raubtiere des Warps draußen hält, da diese geistlosen Kreaturen nur sehr schwer dieses Feld aus gefangener Realität durchdringen können. Und jetzt haben wir keinen Schutz mehr. Außerdem ist es erstaunlich, dass die Angreifer uns sofort hinterher springen und das Gefecht hier im Warp fortsetzen konnten. Normalerweise ist es in dieser Umgebung praktisch unmöglich, Kanonenbatterien gezielt abzufeuern und auch die kriegerischen Maschinengeister eines autarken Torpedos kommen nicht mit den Verhältnissen zurecht, welche im Empyrean herrschen. Allerdings gibt es einen uralten Feind aller gottesfürchtiger Menschen, dem ich das zutraue, dem Erzfeind! Thron von Terra! Steh uns bei in dieser dunklen Stunde!

Kaum habe ich das zu Ende gedacht, kracht es unter uns gewaltig. Im Passagierdeck der Pilger muss es einen Einschlag gegeben haben. Allerdings werden wir nicht Bruchteile später von gigantischen Schrapnellen zerrissen. Auch tobt kein Feuersturm durch unser Abteil. Das Ausbleiben einer Explosion nach einem Einschlag lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass wir gerade geentert worden sind. Und da Enterschiffe in der Regel zu klein für ein Gellerfeld sind, verheißt das in dieser Umgebung nichts Gutes. Ich fange nicht nur an um mein Leben zu fürchten, sondern auch um meine unsterbliche Seele. Möge der Imperator mich beschützen. Und natürlich mein Gefolge aus mir treu ergebenen Frauen und Männern.

"Zerschmetterte den Feind! Vernichte den Gegner! Für den Imperator bringen wir den Tod!", rufe ich, einen Schlachtruf der Imperialen Armee ausleihend, um mir und meinen Leuten etwas Mut zu spenden. Mit aufrechtem Hass im Herzen führe ich die kleine Gruppe meiner kämpfenden Gefolgsleute bestehend aus Ares Solun, Cussak und Braddock zur Treppe nach unten. Kaum sind wir an der Treppe, kommt Althea schreiend aus meiner Kabine gelaufen. Das verheißt nichts Gutes. Ein durchscheinender Wurm verfolgt sie, umkreist sie kurz und schießt dann auf Josephina los, die sich in ihren seidenen Morgenmantel gehüllt hat und Pantöffelchen trägt. Thron!

Nakago:
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Der buntschillernde Wurm ohne wirklich reale Substanz windet sich nun kurz unschlüssig vor Josephina und verschmäht schließlich auch sie. Meine Konkubine wankt bleich vor Schreck zurück in meine Kabine. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem seltsamen Ding ein verdorbenes Raubtier aus dem Warp. Solun verdreht die Augen und fällt im Angesicht dieses unreinen Dings einfach in Ohnmacht. Auch mir kommt die Galle hoch und ein panisches Zittern durchläuft mich. Aber ich habe mich gut genug im Griff, um nicht loszuschreien oder mein Heil in der Flucht zu suchen. Auch schaffe ich es, mir nicht in die Hose zu machen. Und in dem Licht kann niemand meine Angst sehen. Ich bin verdammt nochmal ein Conari, von hohem Adel und habe eine Vorbildsfunktion, also reiße ich mich im Angesicht dieser unheiligen Kreatur zusammen. Derweil hat sich der Wurm mehrmals in der Kabine gedreht und schießt dann auf meinen Bannerträger Cussak zu. Der schreit panisch auf und in den weit offen stehenden Mund schießt der Wurm in ihn hinein. Nein, nicht Cussak! Cussak war mein erster Leibwächter und dient mir schon seit fünfzehn Jahren treu. Wir haben viel gemeinsam erlebt und er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, als ich noch unerfahren war.

Angeblich können Raubtiere des Warps unter Umständen Menschen besetzen. Cussak schreit immer noch panisch und sieht sich hektisch um. "Wo ist es hin? Wo ist es hin?" Ich ziehe schweren Herzens meine Plasmapistole "Rabenschwinge" und entsichere sie mit einer kurzen Litanei des Hochfahrens. Ich kann mir denken, wo der Wurm hin ist und das gefällt mir ganz und gar nicht. Aber habe ich eine Alternative? Ein blaues Leuchten geht von den Kühlrippen des Erbstückes aus, als das Plasma vom vor Erregung vibrierenden Maschinengeist augenblicklich auf Kampftemperatur erhitzt wird. In dem Moment dringen weitere dieser fliegenden Schädel in die Kabine ein. Thron! Nimmt das heute kein Ende mehr?

Mein treuer Bannerträger zerplatzt regelrecht, als sich aus seinem Körper eine Abscheulichkeit heraus windet. Wie in dem Buch über Sebastian Winterscale verteilt sich Blut, Fleisch und Innereien unmalerisch über Boden, Wände und Decke. Auch ich bekomme einiges von dem ab, was einst mein treuer Gefährte Cussak gewesen war. Weiteres Gekreische von meinem weiblichen Gefolge und auch Lungini kann verdammt laut schreien. So ist es nun an mir, der ruhende Pol in diesem Chaos zu sein. Ich bin ein Conari und mein Glaube an den Gottimperator wie an den Profit ist unerschütterlich. Diesmal beherrsche ich mich, ziele ruhig und überlade meine Pistole. Zwei ultraheiße Plasmageschosse schießen auf das Ziel zu. Im letzten Moment biegt sich der Wurm zur Seite und nur eines der blauen Kugeln trifft es. Leider ist die Wirkung nicht wirklich berauschend. (Doppeleins beim Schaden und der zweite Schuss ging um 1% daneben, was für ein verdammtes Pech!) Die Widernatürlichkeit ist nun vollständig in diesem Zimmer manifestiert. Jedenfalls glaube ich das. Dieses verdammte Raubtier des Warps hat mehrere Mäuler mit großen, nach Innen gebogenen Zähnen, aus deren Schlund blaue Flammen schlagen. Es scheint sich die ganze Zeit in sich zu winden und zu verändern. Thronverdammt!

Braddock schießt mit seinem Lasergewehr im Salvenfeuer auf das Ding, was allerdings keinerlei brauchbare Resultate hervorbringt, bis auf den Umstand, dass Tentakel sich bilden und auf Braddock zu peitschen. Der wird davon umschlungen und von den Beinen gerissen. Derweil ziehe ich meine Boltpistole, die ich in den Tiefen der Markthallen von Stahlstadt erworben habe und feure eine kurze Salve massereaktiver sehr teurer Geschosse ab. Jedes der mit Deuterium angereicherten Projektile im Kaliber 20mm ist eine sorgfältige Handarbeit von einem Meister seines Faches und entsprechend teuer im Einkaufspreis. Aber um dieses Ding zu vernichten, ist mir nichts zu teuer, da es meinen treuen und langjährigen Gefolgsmann Cussak nicht nur getötet, sondern wahrscheinlich auch seiner unsterblichen Seele beraubt hat. Sollte ich jemals wieder zivilisierten Boden betreten, werde ich einen Gedenkgottesdienst für ihn abhalten lassen. Der ohnmächtige Solun kommt wieder zu sich, rappelt sich auf und bequemt sich, seine Throne zu verdienen.
"Allsehender Imperator steh uns bei in dieser schweren Stunde und hilf uns dabei, unsere Gefallenen mit rechtschaffenem Hass in unserem Herzen zu rächen!", skandiere ich laut vor mich hin und sammle neuen Mut.

Althea lugt hinter einem Stapel Gepäckstücke hervor und eröffnet nun mit großem Enthusiasmus das Feuer mit ihrer Boltpistole, nachdem sie offensichtlich ihre Angst endlich erfolgreich überwunden hat. Ihre Salven liegen gut im Ziel, allerdings ist die Wirkung auf dieses abartige Wesen eher gering. Hier und da bilden sich Krater im Balg der Kreatur, die sich aber fast augenblicklich wieder mit blauem Fleisch füllen. Ich habe schon ungeschützte Menschen nach dem Einschlag eines solchen 20mm massereaktiven Geschosses aufplatzen sehen und da das Ding keiner Panzerung trägt, müssten die Treffer es eigentlich in Stücke reißen. Diese Raubtiere aus dem Warp haben ihren schrecklichen Ruf nicht von ungefähr. Wenn mit Deuterium angereicherte Geschosse nichts ausrichten, ist es Zeit für die gute alte Handarbeit. Mein getreuer Braddock ist kurz davor, von dieser Kreatur verschlungen zu werden. Das Vieh speit mir eine Lohe aus blauen Flammen entgegen, unter die ich mich geschickt weg ducke. Der heiße Hauch aus der Hölle fährt über mich hinweg und versengt die Rückseite meines guten Mantels und auch ein paar meine Haare dürften sich kräuseln. Momenten bin ich jenseits der Angst und ich konzentriere mich nur auf mein rechtschaffenes Werk. Der Imperator ist an meiner Seite und sein wohlwollender Blick ruht auf mir. In seinem Angesicht kann ich nur siegen, denn Versagen ist keine Option. Mein Schwert springt regelrecht in meine rechte Hand, nachdem ich die Boltpistole in die Linke gewechselt habe.

"Stirb im Namen des Imperators! Du verdammte Kreatur aus dem Abgrund der Verdammnis wirst nun mit meinem rechtschaffenen Zorn geläutert!" Mit einem kraftvollen Hieb mit der energiesprühenden Klinge meines Schwertes Rabenklaue durchtrenne ich die Tentakel, welche den stämmigen Braddock umschlungen halten. Der kann sich nun endlich aus der Umklammerung befreien und kriecht panisch von dem unreinen Ding weg. Die abgeschlagenen Tentakel winden sich kurz, als wären sie allesamt lebendige Schlangen, bleiben dann aber zuckend liegen, bevor das unreine Fleisch beginnt Blasen zu werfen und sich aufzulösen. Der Magister Militaris hat inzwischen aus seinem Gepäck seinen Melter heraus gekramt und heizt nun der Kreatur wortwörtlich ordentlich ein. Ein heißer Strahl zischt haarscharf an mir vorbei und reißt ein großes Loch in den verdrehten Leib des Feuerspuckers. Das hat er gespürt, auch wenn der zähe Bastard immer noch lebt. Diese Wesen aus dem Warp sind wahrlich von unheiliger Energie erfüllt, dass sie sogar einen Treffer einer Waffe widerstehen können, die einen Kampfpanzer vernichten kann. Aber wir haben etwas, was diese Dinger nicht haben, einen Imperator, der uns beschützt!

"Imperator auf Terra!", brülle ich und versenke mein Energieschwert in dessen primäres Maul. Tief fährt die Klinge durch den vermeintlichen Kopf und ich scheine wichtige Dinge darin zu treffen. Das war zu viel für dieses Monster und es zerfällt in eine blaue Masse aus Schleim, welche Blasen wirft und zu dampfen anfängt, wie schon zuvor die abgetrennten Tentakel. Der Geruch ist äußerst widerlich und ich kann gerade so mein exzellentes Frühstück in mir behalten. Von unten sind weiter panische Schreie zu hören. Einen kurzen Moment überzeuge ich mich, dass es meinen Leuten soweit gut geht. Josephina hat sich zitternd hinter das Bett in meiner Kabine zurückgezogen, Carmina ist vollkommen bleich und Tränen haben ihr perfektes Make Up zerstört. Der vor Angst zitterende Lungini hält die hysterisch schluchzende Colette im Arm und versucht, seine Gehilfin vergeblich zu trösten. Caine steht wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung und Braddock hat sich wieder eingekriegt. Ich hebe meine Plasmapistole wieder auf und stürme nach unten. "Mir nach! Tod unseren Feinden! Für den Imperator! Für das Haus Conari! Nicht mal ein toter Feind ist ein guter Feind!" Das mit dem Stürmen wird recht schnell zu einer zähen Angelegenheit, da ein Haufen panischer Siedler uns entgegen kommt. Verbissen kämpfe ich mich auf das nächste Deck vor. Das ist das unterste Passagierdeck, hier ist das Maul eines Landungsschiffes zu sehen. Isolierender aufgesprühter Schaum hält das Vakuum draußen, da wir nun endlich in den Realraum zurück gefallen sind. Der Feind ist gar schrecklich mutiert. Mir ist es nicht möglich, sie länger als eine Sekunde direkt anzusehen, da ihr Anblick einfach für einen Rechtgläubigen nicht zu ertragen ist. Statt Hände hat er Unterarme aus Stahl, die wie Schwerter geformt sind. Mir ist nicht ganz klar, ob sie ihre Gliedmaßen amputiert und mit Klingen ersetzt haben oder ob dies unnatürlich gewachsene Verlängerungen ihrer Arme sind. Sie sind mit blutverkrusteten zerflederten Sachen bekleidet, von dem ich nicht sagen kann, was dies einst war. Nicht einmal die ursprüngliche Farbe ist zu erahnen. Ich bin nicht sicher, ob diese Dinger nun Mutanten, Falschmenschen, Xenos, Raubtiere aus dem Warp, der Erzfeind oder etwas anderes Unreines ist. Letztendlich ist das auch vollkommen, egal welches Mal der Verdammnis sie tragen, da ich weiß, dass ich sie im Namen des unsterblichen Gottimperators der Menschheit austilgen muss. Caine hat mir vor vielen Jahren als ich noch ein kleiner Junge war erklärt, an was man die Feinde der Menschheit erkennt. Sieht es nicht so aus wie ein Mensch, dann töte es, denn der Imperator befiehlt es. Schieße als erster, schieße weiter und schieße auch als letzter. So steht es in den heiligen Büchern geschrieben und so handelt ein gottesfürchtiger Untertan des Imperators im guten Glauben und ohne zu zögern.

"Ich schwöre alle zu töten, die mich zu töten versuchen.", rufe ich und bewege mich schießend auf die abscheulichen Widerwärtigkeiten zu, welche sich mit großer Brutalität blutig durch die Pilger schneiden und hacken, die sich in wahnwitzigen Mut dem Erzfeind entgegen gestellt haben. Diese haben sich wahrlich einen Platz beim Imperator verdient.

"Mir nach! Tötet sie alle! Keine Gnade, kein Mitleid, kein Erbarmen. Füllt Eure Herzen mit rechtschaffenen Hass! Für den Erzfeind gibt es nur den Tod aus unserer Hand!" Die 20m Geschosse aus meiner Boltpistole lassen Schädel zerplatzen, reißen Glieder ab und fetzen Gedärme aus den Torsos der Unreinen. Die halten deutlich weniger aus als das Ding, welches Cussak getötet hat. Aber unser Gegenangriff ist nichts weiter als ein Tropfen auf dem heißen Stein, da für jeden niedergeschossenen Feind zwei neue an seine Stelle treten. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen. - Imperator, steh uns bei in dieser finsteren Stunde, wo uns die Schatten jenseits des Schleiers drohen! -

Nakago:
Position:
Havariert im Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Pilgerdeck
Zeit: 8 333 783.M41

"Rückzug", brülle ich, als ich einsehe, dass wir zu wenige sind, diesen Ansturm aufzuhalten. Auch geht mir so langsam aber sicher auch die Munition aus. Oben habe eine ganze Kiste davon, was mir hier aber momentan nichts nutzt. Schießend ziehen wir uns auf die Treppe zurück, lassen die letzten fliehenden Pilger passieren und schließen das Schott hinter uns. Alles, was jetzt an Pilgern unten ist, hat keine Zukunft mehr. Wir verschweißen das Schott und ich lasse im Zwischendeck aus dem Gepäck der Siedler eine Barrikade vor der Treppe zu meinem Quartier errichten. Einige der Pilger kann ich motivieren, uns zu helfen. Kaum sind wir fertig und haben uns hinter der Deckung kampfbereit gemacht, bekommen wir unerfreuliche Gesellschaft. Allerdings bequemt sich der Feind nicht, durch das zugeschweißte Schott über die Treppe zu kommen, wo wir sie im konzentrierten Feuer so lange beschossen hätten, bis sie mit ihren Leichen den Treppenaufgang verstopfen. Aber so zuvorkommend ist der Erzfeind nicht. Sondern diese Schwertmutanten arbeiten sich durch das Metall hindurch, als ob sie sich an die Oberfläche eines Sees kämpfen würden. Dabei ist der Boden aus massivem Ferrostahl. Boden oder Wände sind nach dem Durchdringen weder beschädigt oder verformt.

Einer der Siedler, der hier die Stellung hält, fängt deswegen an gellend zu schreien, als sein Verstand sich weigert, das Unmögliche zu akzeptieren. Ich kann es ihm nicht wirklich übel nehmen, da dies wahrlich ein äußerst verstörender Anblick ist. Niemand sollte so etwas können. Natürlich bin auch ich erschüttert, aber es gelingt mir, meine Angst erfolgreich nieder zu kämpfen. Es ist nicht gut, wenn der Anführer bleich wie ein Häufchen Elend vor sich hin schlottert. Ich habe zu inspirieren, zu führen und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Caine hat mich gelehrt, die angesehensten Anführer stehen vorne an der Seite ihrer Männer, wenn die Scheiße am dampfen ist. Clevere Anführer führen allerdings dagegen von hinten und lassen andere ihre Fehler ausbluten. Aber in der Weite wird ein Mann nach seinem Ruf beurteilt und ich will als mutiger Mann gelten und nicht als ein Feigling, der andere seine blutige Arbeit erledigen lässt.

"Feuer frei! Jeder Schuss zählt! Tötet sie im Namen des Gottimperators!", brülle ich und strecke eines der Monster mit einer gut gezielten Plasmaslave nieder. Das Plasma brennte Löcher in den unheiligen Balg und lässt dann das unreine Fleisch in Flammen aufgehen. Es riecht wie in den Fleischbuden auf den Basaren von Tarsus. Ein weiterer zerplatzt im Feuerhagel massereaktiver Geschoss von Althea, unterstützt vom Lasergewehrfeuersalven einiger tapferer Siedler und ein weiterer Erzfeind wird von Solun Ares mit dem Melter eingeschmolzen. Der Gestank nach brennenden Fleisch der Unreinen, das Ozon der Laserschüsse und den Antriebsgasen der massereaktiven Geschosse der Boltpistolen wird schier unerträglich. Aber dann sind die Schwertmutanten auch schon beinahe heran. Zwei werden noch während ihres Sturmangriffs in unserem konzentrieren Abwehrfeuer niedergestreckt und ich empfange sie mit gezücktem Schwert.

Ein brutaler Nahkampf entbrennt. Einer der Mutanten kommt auf mich zugestürmt, beide Schwertarme zum Schlag erhoben. Diese zischen mit großer Wucht auf mich zu. Funken sprühen, als ich den ersten Hieb der beiden Klingen gekonnt pariere. Mit aller Kraft stoße ich dieses Ding zurück und spalte ihn mit einem schnellen Zornhau vom oberen Tag aus den Schädel Ihre Arme mochten aus geschliffenen Stahl sein, ihre Köpfe sind es nicht. Ein weiterer Unreiner springt mich mit ausgestreckten Schwertarmen regelrecht an um mich aufzuspießen. Ich ducke mich unter seinen vorschnellenden Klingen hindurch und spieße ihn im Gegenzug mit einem schnellen Zucken meiner Klinge auf, nachdem er mich passiert hat. Wieder einer weniger. Rabenklaue dringt bis zu den Krallen des Aquila der Parierstange in das verdorbene Fleisch ein. Mit alle Kraft drehe ich die Klinge und drücke sie ausweidend nach oben. Die Kreatur stirbt unter großen Schmerzen, während seine Innereien auf den Boden klatschen. Mit dem Fuß drücke ich gegen seinen Leib und befreie mit einem Ruck das Schwert aus seinem makelbehafteten Fleisch.

Auch meine Kameraden halten blutige Ernte unter den Unreinen und ihr Angriff prallt an unserem rechtschaffenen Hass ab. Wir haben gewonnen, drei Siedler sind gefallen, zwei so schwer verwundet, dass sie sterben werden. Ein geringer Preis im Angesicht des Sieges über den Erzfeind. Der Melter hat ein paar Löcher in den Boden geschmolzen. Falls das Landungsschiff ablegt, dringt dann durch diese Öffnungen Vakuum ein. Ich spähe hindurch und kann sehen, wie die Leichen der bedauernswerten Siedler brutal verstümmelt werden und einige unglückselige Überlebende schreiend in das Landungsboot geschleift werden. Auch wenn es nur einfache Menschen sind, so ein Schicksal verdient niemand. Für einen Gegenangriff sind wir immer noch zu wenige, also bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Menschen schweren Herzens ihrem Schicksal zu überlassen. Mit Baumaterial der Siedler lasse ich diese Löcher verschließen. Keine Sekunde zu früh, denn der Erzfeind legt ab und Vakuum tritt zischend in das untere Deck. Oder besser gesagt, es ist der Sauerstoff, der da heraus zischt.

Diesen Kampf haben wir gewonnen, aber unser Überlebenskampf hat erst begonnen. Weitere Verluste haben wir nicht hinnehmen müssen, wobei mich das Schicksal von Cussak innerlich sehr aufwühlt. Dieser Mann hat mir viele Jahre lang treu gedient und ich habe viele haarsträubende Sachen mit ihm erlebt. Ich werde ihn sehr vermissen, als Untergebenen wie auch als Freund. In meiner Stellung hat man wenige Leute, die man als Freund bezeichnen könnte. Aber ich muss nun nach vorne blicken und die Führung über dieses Häuflein verzweifelter Überlebender übernehmen. Schließlich bin ich ein Conari und ein Auserwählter.

Die Maschinengeister der Interkomleitungen entpuppen sich als tot und auch über Mikrofunk können wir die Brücke der "Ruhige Gezeiten" nicht erreichen. Caine behandelt meine Wunden vom Biss des Imps, wie ich diese Schädel inzwischen an die Anlehnung des Zeichens der Imperialen Armee nenne. Deren allgegenwärtiges Symbol ist ein Schädel mit Flügeln und der allgemeine Spitzname für ein Imperialer Soldat im Dienste unserer Gottimperators auf Terra ist Imp. Die Wunde sieht böse aus, die Haut darum hat sich bläulich verfärbt und alles ist angeschwollen. Mein Lebenswart trägt erst etwas geweihtes Wasser von meinem Schrein auf und betet die Litanei der Heilung vor sich hin. Es schmerzt kurz, als das geweihte Wasser in die Wunde gelangt. Leichter Rauch steigt kräuselnd aus der Wunde auf, dann trägt Caine desinfizierenden Heilschaum auf. Das Material ist elastisch und verschließt die Wunde vollständig. Nun wird meine Wunde regelrecht heiß und Wärme schießt durch meinen ganzen Körper. Schweiß bricht mir aus jeder Pore und mein Herz rast. Mit meiner gesunden Hand berühre ich die Parierstange von Rabenklaue in Form eines Aquilas und singe leise das Loblied auf den Imperator. Das dauert etwa zwei Minuten, dann beruhigt sich mein Herzschlag und ich höre auf wie ein Außenhabarbeiter zu schwitzen. Die Wunde kribbelt nur noch und ich kann mich beherrschen, um nicht den gerade angelegten Wundschaum aufzukratzen. Nun überzeuge ich mich, dass es allen meinen Leuten gut geht.

Meine Konkubinen klammern sich gegenseitig Mut zusprechend aneinander, haben inzwischen aber stabile grüne Trikotanzüge mit Schnürstiefelchen angelegt. Die Anzüge habe ich extra für eine Jagdgesellschaft auf Mortressa anfertigen lassen, welche der dortige Gouverneur veranstaltet hatte. Sie tragen noch die orangenen gepanzerten Westen von damals. In ihren Gürtel hängt je ein kurzes Parierschwert und eine kompakte Laserpistole. Diese Waffen dienen nicht nur der Zier, sondern sie können damit auch einigermaßen umgehen. Aus ihrem umfangreichen Fundus an Schmuck haben sie sich Aquilas und Glücksamulette umgehängt. Schaden tut das auf keinem Fall. Colette wimmert noch vor sich hin, aber sie scheint wenigstens körperlich in Ordnung zu sein. Nachdem ich kurz beruhigend auf sie eingeredet habe, klärt sich ihr Blick soweit, dass sie mich fokussieren kann. Braddock ist Schweißgebadet und man kann ihm die Angst ansehen. Lungini hat sich halbwegs im Griff und Caine scheint gerade einen Sonntagsausflug zu koordinieren, so ruhig wirkt er. Auch er trägt inzwischen einen gepanzerten Trikotanzug und ist bewaffnet. Ich veranlasse, dass sich Josephine und Carmina um Colette kümmern, während Lungini etwas Ordnung in dieses Chaos bringen soll. Die drei Frauen kauern sich vor meinem Schrein nieder und suchen halt im Gebet. Was in dieser Situation sicherlich kein Fehler ist, schließlich schützt der Imperator. Jedenfalls meistens. Viele der Siedler sind tot oder verschleppt worden, Männer, Frauen und auch Kinder. Ich will gar nicht näher darüber nachdenken, was für ein schreckliches Schicksal ihnen bevor steht. Also knie ich mich neben meinen Mädchen auf den Boden und starre auf die Statue des Gottimperators, dessen ausgestrecktes Schwert inzwischen brennt. Ich spreche ein längeres Gebet, in dem ich den Imperator für mein Überleben danke und für die Seelen der Gefallenen bete. Besonders Cussak erwähne ich mehrmals. Und für die vom Erzfeind gefangenen Siedler erbitte ich einen schnellen Tod.

Frisch gestärkt durch das Gebet übernehme ich die Rettungsaktion. Uns gelingt es, eines der Schotte zu öffnen und wir dringen in Richtung Heck vor, wo Maschinenraum, Notfallsender und Brücke sich befinden. Dieses Segment ist unbeschädigt und wir finden ein überlebendes Besatzungsmitglied, was allerdings nichts wirklich Erhellendes beitragen kann, da es sich um den Bediener eines der vielen kleinen Abwehrgeschütze handelt, die selbst ein Transporter hat. Er kennt leider keine Rituale, um missgelaunte Maschinengeister wieder dazu zu bringen, ihre Arbeit aufzunehmen. Schnell wird klar, dass alle weiterführende Schotte in die Leere führen, sprich dahinter gab es einen Vakuumeinbruch. Ich lasse eine Notschleuse errichten und stelle eine Expedition aus acht Mann zusammen, da wir genau so viele Leerenanzüge haben. Caine hat inzwischen ausgerechnet, dass wir zwar für vierundzwanzig Stunden Sauerstoff haben, allerdings dürfte dieses Segment schneller auskühlen, so dass wir in der Hälfte der Zeit erfrieren werden, da auch die Maschinengeister der Energieversorgung ihren Dienst quittiert haben. Wasser und Nahrung halten dagegen für mehrere Tage.

Mit sieben Mann im Gefolge arbeite ich mich durch das nächste Segment vor. Hier ist ein Makrogeschoss eingeschlagen und hat ziemlich viel zerstört. Der Ferrostahl ist zerschmolzen oder bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Es haben sich viele scharfen Kanten gebildet und jede davon ist für die Versiegelung der Leerenanzüge eine tödliche Gefahr. Teilweise haben wir keine Schwerkraft, bis wir wieder auf ein Segment treffen, wo die Platten noch funktionieren. Wir brauchen fast zwei Stunden, um uns hier durchzuarbeiten. Schließlich kommen wir in einen Werkstattbereich, wo noch ein weiterer Überlebender sich aufhält. Der kennt die Rituale, um die Maschinengeister der Heizung zu versöhnen, allerdings hat er keinen Leerenanzug. Nur mit Gewalt bekomme ich einen Anzug von den Siedlern für ihn, da wir den Kerl hier erst mal für ein paar Stunden zurücklassen müssen. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit. Ich verspreche dem Siedler, dass ich zurück kehren und ihn holen werde. Ein Conari hält sein Wort!

Wir gehen weiter in Richtung Heck. Schließlich gelingt es uns durch eine weitere Schleuse einen Rettungsraum mit weiteren Mannschaftsmitgliedern zu finden. Wir befinden uns hier im vorderen Bereich des Maschinenraumes, wo sich die Instandhaltung befindet. Die anwesenden Männer sind alle mit dem Umgang mit Maschinengeistern geschult und können auch beschädigte Maschinen soweit wieder reparieren, dass der versöhnte Maschinengeist seine Tätigkeit wieder aufnehmen kann. So können wir den Zurückgelassenen retten und die Heizelemente bei meinem Segment reparieren. Also werden wir nicht erfrieren, sondern ersticken. Thron!

Zu unserem Glück gelingt es diesen Männern schließlich auch, die Maschinengeister der Lebenserhaltungssysteme zu versöhnen und so die Luftversorgung wieder herzustellen, bevor wir jämmerlich ersticken müssen. Da hat der Imperator uns wenigstens nicht ganz vergessen. Was für ein Tag. Ob meinem armen Bruder etwas Ähnliches passiert ist? Ob er dem Erzfeind in die Hände gefallen ist? Eine schreckliche Vorstellung, über die ich nicht weiter nachdenken will. Wir kehren zurück zu unserem Segment und ruhen uns erst mal ein wenig aus. Die wichtigsten Dinge sind erledigt. Die Maschinengeister der Heizung und Belüftung gehen willig ihrer Aufgabe nach, der Notsender ist aktiv. Jetzt ist die Frage, ob wir gerettet werden, bevor wir verdursten. Meine Konkubine Josephina sitzt in einer Ecke und zieht immer die gleiche Karte aus dem Tarot des Imperators, den Dämon. Aber immer in anderer Form. Das ist wahrlich kein gutes Omen. Ich nehme ihr das Kartenspiel weg, da die Pilger sie schon mit zusammengekniffenen Augen mustern. Hier und da ist der gemurmelte Begriff "Hexe" zu hören. Dabei ist aber Josephina wie alle Angehörigen meines Hauses mehrmals auf psionische Aktivität in den gesetzlich vorgeschriebenen Abständen getestet worden und die Befunde waren immer im grünen Bereich. Sie ist keine Hexe, verdammt noch mal! Mit ihrer minimalen psionischen Begabung kann sie zwar das Tarot legen, mehr aber auch nicht.

Ich nehme sie und Carmina mit ins Bett und angekuschelt an ihre warmen geschmeidigen wohlgeformten Körper schlafe ich ein. Nach irgendwelchen Aktivitäten hat keiner von uns wirklich Lust, dafür war dieser Tag einfach zu schrecklich. Mit den letzten Gedanken denke ich an die Geschichten von Winterscale. Sieht so aus, als wären diese in einem Punkt doch nicht so übertrieben, es gibt hier wirklich viele Raubtiere des Warps.

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