Position:
Unbekannt
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 410 783.M41
"Geht ist dir gut? Alles in Ordnung?", frage ich sie und schiebe ihren Oberkörper soweit von mich, dass ich in ihr Gesicht sehen kann. Sie sieht unverletzt aus, in ihren Augen ist wieder das alte Feuer, das ich so an ihr schätze. Im Lager der Unab hatte sie deutlich schlechter ausgesehen. Was immer ihr die Nimdock auch angetan hatte, Carmina hatte es ertragen. Vielleicht, weil das ihre Welt ist, für die sie geschaffen worden war. Damit war sie besser klar gekommen als bei den Unabs.
"Ich kam zurecht und mir ist nichts passiert.", wiegelt sie ab und ich belasse es dabei. Falls es Grund zu Groll gegeben hätte, würde sie damit nicht hinter dem Berg halten. Carmina ist niemand, der aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Ich küsse sie zärtliche, lasse sie wieder runter und wende mich Josephina zu.
"Und wie geht es dir?", frage ich sie und setze mich neben sie.
"Bin ich gefährlich?", antwortet sie mit einer Gegenfrage. Ihre blauen Augen scheinen riesengroß zu sein. Ihr Gesicht ist bleich und etwas eingefallen. Der Kühlschlaf war keine Erholung für sie.
"Nicht so gefährlich wie ich.", meine ich trocken und kann ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zaubern. Ich nehme sie wie ein kleines Kind in den Arm und sie kuschelt sich an mich. Vorsichtig streichle ich über Josephinas Köpfchen.
"Du weißt, was ich meine!"
"Wenn ich denken würde, du kämest mit etwas Training nicht damit zurecht, würdest du nicht hier sitzen. Ich habe mit dem Chorleiter Aquinus gesprochen, er wird dich morgen darin unterrichten, wie du deine Fähigkeit unterdrücken und dich vor den Raubtieren des Warps schützen kannst."
"Ich wusste gar nicht, dass du ein Experte in solchen Dingen bist.", merkt Carmina spitz an.
"Bin ich nicht und du ehrlich gesagt auch nicht. Was ist dein Problem?"
"Mein Problem? Sie ist eine Hexe! Das ist das Problem!" erwidert sie und macht eine unbewusste Geste, welche Böses abhalten soll. Josephina zuckt an meiner Brust zusammen und wendet den Kopf ab. Fahrig fährt sie durch ihre ungepflegten Haare.
"Wie lange kennst du Josephina schon?"
"Seit ich ins Fleischhaus gekommen bin."
"Und wart ihr nicht immer beste Freundinnen?"
"Ja, sonst wären wir ja nicht im Doppelpack verkauft worden", meint Carmina etwas widerspenstig.
"Und hat Josephina dich je verhext?", frage ich weiter mit sanfter Stimme.
"Nein!"
"Und was lässt dich glauben, dass sie das je wird?"
"Sie hat im Vakuum überlebt! Im Fleischhaus haben sie uns nicht nur beigebracht, Tausend und eine Stellung auswendig zu lernen und die Kunst der 108 Seufzer zu meistern. Oder wie man mit jedem Körperteil seinem Herrn Befriedigung verschaffen kann. Ich bin gebildet genug. um zu wissen, dass niemand ohne guten Schutz in der Leere des Vakuums überleben kann. Weil es da draußen einfach dafür zu scheißkalt ist, man nicht Atmen kann und durch den fehlenden Druck platzt. Aber man friert schnell genug ein, damit das nicht passiert. Und Josephina war vollständig nackt da draußen!", meint Carmina mit einem hysterisch hohen Ton in der Stimme und ich kann die nackte Angst in ihren Augen schimmern sehen.
"Das Thema hatten wir doch schon. Du nennst es Hexerei, ich ein Wunder. Wäre es dir lieber gewesen, wenn Josephina da draußen gestorben wäre? Erstickt? Erfroren? Geplatzt?"
"Nein, natürlich nicht.", erwidert sie, aber ich kann ihr ansehen, dass für sie die einfachere Lösung gewesen wäre.
"Also akzeptiert es einfach als äußerst praktische Gabe.", wende ich mich an Beide. "Als ein Geschenk des Gottimperators. Das dient alles seinem großen Plan." Ich merke, dass ich Carmina nicht gänzlich überzeugt habe, aber ihre Haltung ändert sich von feindseelig zu unentschlossen. Josephina hat sich soweit wieder gefangen, dass sie nicht mehr wie ein Häufchen Elend kauert.
"So und nun zu was viel Wichtigerem, es ist wohl Zeit für ein Bad!" Ich helfe Josephina hoch, lege meine Arme um ihre und Carminas Schultern. Meine schwarzhaarige Konkubine hat meinen Wunsch vorhergesehen und schon Wasser in die Wanne gelassen. Es hat sich duftender Schaum gebildet.
"Na, dann bist du ja auch eine Hexe, wenn du das vorhergesehen hast.", meine ich, nachdem ich mich im warmen Wasser ausgestreckt habe. Die dreieckige Wanne ist aus Kupfer und prächtig verziert. Carmina findet das nicht so witzig und im nächsten Moment habe ich einen nassen Waschlappen im Gesicht hängen. Na warte, dass gibt Rache! Ich schnappe sie mir, gebe ihr einen herzhaften Klaps auf den Hintern und werfe sie dann kurzerhand ins Wasser.
Zwei Stunden später liege ich erschöpft, aber sehr befriedigt im Bett. Meine beiden hübschen Konkubinen sind links und rechts eingeschlafen. Auch wenn ich müde bin, kann ich nicht einschlummern. Ein Bildschirm mit Statusanzeigen in der Wandvertäfelung spendet etwas Licht und ich starre auf die geschnitzte und verschachtelte Vertäfelung an der Decke. Die Schnitzereien sind kunstvoll und miteinander verwoben. Wie oft lag wohl mein Onkel hier gefangen von Sorgen schon wach und folgte mit seinen Augen den verschlungenen Linien an der Decke? Ich habe ihn heute getötet und Major Voyle, diesen Narren. Aber vielleicht war das besser so. Und ich habe meinen Bruder wieder gefunden, als geistlosen Servitor. Was mache ich nur mit ihm? Ihn von seinem Dasein als halbe Maschine erlösen und ihn bestatten? Oder ihn weiter als Menschmaschine in meinem Dienst herumlaufen zu lassen? Er war der Bruder, der mir am nächsten stand, da er nur drei Jahre älter war als ich. Ab und zu hatten wir den gleichen Hauslehrer und trainierten auch zusammen. Lange Zeit habe ich ihn seinem Status geneidet. Der Letztgeborene zu sein ist immer eine äußerst schlechte Ausgangslage für eine Kariere. Aber der Gottimperator hat es letztendlich doch gut mit mir gemeint und mir diesen Posten gegeben. Und wie er sicherlich wusste, habe ich mir diesen Posten durch Schweiß und Blut nun auch redlich verdient. Ohne dafür zur Schlange werden zu müssen. Wobei ich wünschte, ich hätte meinen närrischen Onkel nicht zu töten brauchen. Aber das war nun nicht mehr zu ändern. Wenigstens eine ordentliche Bestattung in der Familiengruft würde er bekommen, auch wenn ich nicht mehr aus seinen Fehlern aus erster Hand lernen würde können.
Wie soll es nun weitergehen? Jedenfalls nicht so wie bisher. Viele Reformen und Änderungen würden notwendig sein. Die "Audacia" musste wieder in Schuss gebracht und die angeschlagene Moral der Besatzung wieder hoch getrieben werden. Als eine der ersten Maßnahmen würde ich die Lebensbedingungen der Unab verbessern. Bessere Quartiere und ein qualitativ hochwertigeres Essen müssten machbar sein. Ebenso eine Überarbeitung der Arbeitsabläufe. Das mit den Ehrenduellen werde ich wohl mal auf Probe für das nächste halbe Jahr einführen. Dann würden die Auswirkungen klar absehbar sein. Auch eine Hardballliga mit mehreren Stufen für das ganze Schiff. Jede Abteilung würde eine Mannschaft stellen, vielleicht mehrere. Brot und Spiele hatten schon in vielen Kulturen und Zeitaltern funktioniert. Ansatzpunkte, die mit wenig Aufwand viel bewirken konnten. Leider würden die anderen Sachen nicht leicht umzusetzen sein. Menschen lieben Routine und hassen Veränderungen. Aber manchmal war stehenbleiben gleichbedeutend mit Rückschritt. Es lag nun an mir, der Audacia eine neue Richtung zuzuweisen. So wie mir der Gottimperator eine Richtung gezeigt hatte. Es war nur die Frage, ob die Besatzung mich nun auf diesem Weg begleiten würde. Schließlich dämmere ich weg und falle in einen unruhigen Schlaf.
Gespielt am 21.04.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 1
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 1
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 1
Yuri aka Lady Helmchen Navigatorin Rang 1
EP: 450
Besiegte Gegner:
Onkel Ravion Conari
Mehrere Gardisten
Major Voyle
Beute:
Die Audacia
Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)Das Ende von Ravion Conari und die Wiedereroberung der Audacia. Noch einmal alles gut gegangen. Auch wenn es teilweise echt hart zur Sache ging. Mit einem Lebenspunkt am Ende da zu stehen, ist kein beruhigendes Erlebnis. Alles in allem eine gute und actionreiche Sitzung. Leider waren das die letzten richtigen Kämpfe für längere Zeit.