• Drucken

Autor Thema: Die Fahrten der Audacia  (Gelesen 67255 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #210 am: 17. Januar 2014, 17:08:34 »
Position:
Kessel
Aufbruch
"Audacia"
Zeit: 2 857 784.M41

Gigantisch schwebt die Staute des Gottimperators vor uns und die mächtige "Audacia" hat dagegen nur die Größe eines Vogels. Wenn auch eines großen Vogels. Einst hieß dieses Konglomerat aus Türmen und ummauerten Tunneln am Ende des Schlundes Dewains Aufbruch. Heute nennt man diesen Ort voller Verbrecher, unsanktionierter Psioniker und Narkotiker nur noch Aufbruch oder ganz kurz, Bruch. Es ist über ein Jahr her, seit ich hier Kontakt mit dem falschen Engel des Imperators hatte. Wie schnell die Zeit vergeht. In manchen Nächten träume ich immer noch von dieser Begegnung. Diese furchtbaren Qualen, die wunderbare Rettung durch meine getreuen Gefolgsleute. Das ist nun Geschichte, das Hier und Jetzt zählt.

Die "Ripper" unter der Lord-Kapitän Jeremiah Blitz befindet sich in einer stabilen Ankerposition hinter Aufbruch. Wie ich diesen verdammten Kerl hasse. Über Breitband tauschen wir Komplimente aus, aber wir wissen beide, was wir voneinander zu halten haben. Er hat meinen Platz in den offiziellen Geschichtsbüchern eingenommen, während er nur ein paar Brocken abgeschossen und sonst eine ruhige Kugel im Krieg um Damaris geschoben hat. Aber wirklich erwähnenswert ist die "Himmlische Faust", ein Zerstörer und das Flaggschiff der Flotte meiner Familie im Calixissektor. Dass es hier ist, sagt mir, dass dies kein normales Audit sein wird. Entweder ist mein Vater oder eher wahrscheinlich, mein ältester Bruder und Erbe des Hauses Conari hier. Aus keinem anderen Grund würde meine Familie die "Himmlische Faust" durch den Schlund schicken. Dieses Schiff war einst ein Geschenk des heiligen Drusus, um meinen Vorfahr loszuwerden.

Meine Konkubinen zupfen ein letztes Mal an meiner perfekt sitzenden Uniform herum und mit meiner perfekt gestylten Entourage begebe ich mich zum Hangar, um nach Aufbruch zu fliegen. Diesmal lasse ich mich von zwei Furys begleiten. Nicht dass ich ein Attentat befürchte, aber ich hab die Dinger nun mal gekauft und wenn man schon eigene Jäger hat, kann man damit auch angeben. Der Guncutter schwebt nach kurzem Flug in einen der geräumigen Hangars unterhalb der Statue ein. Als erster verlasse ich das kleine Shuttle über die heruntergelassene Rampe. Braddock folgt mir mit meinem persönlichen Banner. Dann kommen sechs Gardisten der Brückenwacht mit Boltern, zum Schluss meine Entourage.

In Zweierreihen ist die rot uniformierte Hausgarde der Conaris angetreten und präsentiert ihre Hochenergielasergewehre. Mein ältester Bruder Quintus erwartet mich schon. Er war schon erwachsen gewesen, als ich geboren wurde, deswegen hatte ich mit ihm nur selten Kontakt, da er oft auf Geschäftsreisen gewesen war, um das notwendige Rüstzeug zu bekommen, um später einmal die Familie zu führen. Sein ältester Sohn ist sogar älter als ich. Es ist seltsam, einen Neffen zu haben, der älter als man selbst ist und inzwischen auch schon Kinder hat. Hinter ihm stehen sein Bannerträger und seine Entourage aus Schreibern, Beratern und Experten. Seine Leibwache wird von einer hart aussehenden Frau mit dem Namen Salidus angeführt, eine Ex-Söldnerin. Vom Auftreten erinnert sie mich an Tessa Nimdock, die ja auch einst eine Söldnerin gewesen war, bevor sie in meinen Dienst trat. An Quintus rechter Seite steht etwas verloren sein jüngster Sohn Revius, der jetzt zehn Jahre alt sein muss. Seitdem ich ihn vor fast zwei Jahren das letzte Mal gesehen habe, ist er mindestens zehn Zentimeter gewachsen, vielleicht sogar mehr. An den Kindern sieht man, wie schnell die Zeit vergeht. Der Kleine hat das gleiche Problem wie ich, alle wichtigen Posten haben seine Brüder schon inne. Bleibt eigentlich nur noch eine Karriere im Militär, Flotte oder bei den zwielichtigeren Geschäften.

Ein weiteres Familienmitglied ist Albert Conari, der angeheiratete Spross einer unbedeutenden Adelsfamilie von Scintilla, der den glorreichen Namen seiner Frau, einer meiner Cousinen, angenommen hat. Als Tochter eines Generals hat sie einen Flottenoffizier geheiratet. Da er hier ist, bedeutet das wohl, dass seine Karriere einen Knick bekommen hat. Oder er ist hier, um mich zu ersetzen. Thronverdammt!

Ich lasse mir meine Gedanken nicht anmerken und umarme meinen ältesten Bruder, den Kronprinzen, den Erben. Die Nummer eins, der Primus, während ich wahrscheinlich gar nicht mehr in der Liste der Erben aufgeführt werde, da gefühlte hundert Personen vor mir in der Erbfolge stehen. Allerdings hat Aspyce Chorda eindrucksvoll demonstriert, dass Erbfolgen leicht durch den rücksichtslosen Einsatz von Gewalt ignoriert werden können. Wir tauschen ein paar Nettigkeiten aus und ich erkundige mich nach dem Wohlbefinden der Familie. Scheinen alle soweit gesund zu sein. Erst jetzt bemerke ich von Braun und Leobald Crane. Ersterer war lange Zeit mein Seneschall, letzterer war Verhandlungsführer auf Damaris. Beide stehen im Dienste des Handelshauses Krynn. Was in aller Welt haben die hier zu suchen?

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #211 am: 22. Januar 2014, 00:49:10 »
Position:
Kessel
Aufbruch
Zeit: 2 857 784.M41

Nachdem wir unsere Gefolge gegenseitig vorgestellt haben, begeben wir uns in das Geschäftsgebäude, wo der Warpkartenhandel seinen Sitz hat. Die Geschäfte florieren und Aufbruch ist voller Leben. Wir erzeugen einiges an Aufsehen, als wir mit unserem Gefolge durch den Trubel des Alltagsgeschäftes pflügen. Mannigfaltige Gerüche umwehen uns und die übliche Mischung aus religiösen Fanatikern, flüchtigen Verbrechern jeder Art, Drogensüchtigen und hartgesottenen Freischaffenden umgeben uns. Die Art von Welt, die einst mein Zuhause gewesen ist. Damals war ich mit meiner Position unzufrieden gewesen, hatte nach Höherem gestrebt. Was war ich doch für ein verdammter dummer Narr gewesen.

Im kleinen Kreis lassen wir uns im Konferenzzimmer des Ladens nieder. Wir halten etwas Smalltalk. Quintus gibt etwas Familienklatsch und Tratsch zum Besten. Hier eine gestorbene Großtante, da eine Heirat, dort eine Geburt. Nichts Außergewöhnliches. Es scheint innerhalb des Merovech Kartells zu kleineren Machtkämpfen zu kommen, was eigentlich der Dauerzustand ist. Jede Familie will immer ein größeres Stück vom Kuchen haben. Ich bekomme jedenfalls so viel zu hören, dass dieses Audit in erster Linie nur ein Vorwand ist, um die Anwesenheit von Quintus zu verschleiern. Wenn Verschleierung das Ziel war, so war das Ganze eben wohl ein ziemlich schlampiger Auftritt. Es geht jedenfalls um sehr viel mehr. Es muss um viel gehen, sonst wäre Quintus nicht hier. Der Transfer durch den Schlund ist nicht ungefährlich und keine Familie setzt den designierten Erben einem so großen Risiko aus, wenn es keinen wirklich triftigen Grund dafür gibt. Allerdings werde ich mit Details auf später vertröstet. Nicht dass es einen Ort auf der "Audacia" geben würde, der abhörsicher ist.

Wieder mit großem Tamtam begeben wir uns zurück zum Hangar. Quintus fliegt mit mir mit und wir halten etwas Smalltalk. Ich weise Meisterin Puppila an, den Anflug auf die "Audacia" so zu gestalten, dass man die guten Seiten des Schiffes sieht und die weniger guten eben nicht so deutlich. Obwohl sie einige Aufenthalte im Trockendock hatte, macht die "Audacia" von außen her immer noch einen etwas zusammengestückelten Eindruck. Oft wurden zu Bruch gegangene Dinge eben nicht mit den ursprünglichen Schemata ersetzt, sondern mit Alternativen, was oft gerade eben aufzutreiben war. Deswegen haben viele Abwehrgeschütze ein unterschiedliches Kaliber und Aussehen. Sensorenphalanxen sind unterschiedlich und asymmetrisch, weil sie eben nur noch zum Teil aus den Originalstellen bestehen. Und so ist die ganze "Audacia" eher ein fliegendes Puzzle, das eben aus mehreren verschiedenen Puzzeln besteht. Ein Transporter bringt den Rest von Quintus Gefolge an Bord meines Schiffes.

Dort in der Hauptladelucke ist die Brückenwacht aufmarschiert und auch die Kapelle, welche die Familienhymne spielt, als Quintus das Schiff betritt. Ein Teil der höheren Offiziere ist angetreten und ich stelle sie Quintus vor. Albert Conari drängelt sich vor und markiert den dicken Max. Der Mann ist peinlich und misst alles nach Flottenmaßstäben. Er erinnert mich stark an Covalek von der "Gerechten Pfad", der seine Nase auch entweder gerümpft hat oder so hoch getragen hat, dass er nur noch die Decke sehen konnte. Recht schnell wird aus seinen herablassenden Kommentaren unterschwellige Beleidigungen über die Herkunft und Qualifikation meiner Crew. Mir ist klar, dass die "Audacia" und meine Crew durch keine Flotteninspektion kämen, aber auf einem Freihändlerschiff gelten andere Maßstäbe. Auch kann ich mir nicht die Rosinen aus einer Milliarde potentieller Rekruten herauspicken, sondern muss das nehmen, was in der Weite gerade zur Verfügung steht.

Auf dem Weg zur Brücke berichte ich meinem Bruder von dem Zustand des Schiffes, wie ich es vorgefunden habe und davon, was ich alles geändert habe. Und das ist nicht wenig. Als ich die "Audacia" übernommen habe, war sie kaum mehr als ein fliegendes Wrack, mit überfälligen Großreparaturen, die man nur im Trockendock vornehmen konnte. Das Unternehmen war überschuldet und im Würgegriff des Handelshauses Krynn. Nun ist die "Audacia" fast im Optimalzustand, viele Komponenten wurden erneuert, teilweise sogar mich hochwertigen Bauteilen aus uralter Zeit versehen. Die Moral und Gesundheit meiner Besatzung ist gut. Meine Position ist recht gefestigt, auch bei den Fraktionen, über die ich keinerlei Kontrolle ausüben kann. Aber das sage ich meinem Bruder natürlich nicht.

Auf dem Weg zur Brücke riecht es auf einmal intensiv nach Haselnüssen. Eine schlechte Laune des Maschinengeistes des Vitae Lüftungssystems? Oder ein Warnzeichen für eine ernsthafte Verstimmung? Oder gar ein obskures psionisches Phänomen? Auf alle Fälle ist der Geruch nach ein paar Metern wieder verschwunden und ich versuche, mir nichts über diese Anomalie anmerken zu lassen. Thronverdammt!

Schließlich erreichen wir die weitläufige Kommandozentrale und ich zeige meinem Bruder von der Balustrade aus die einzelnen Stationen. Und was der dreifach verfluchte Ravion aus meinem armen Bruder Novus gemacht hat. Der Servitor steht hinter meinem Thron und Quintus verbeugt sich knapp vor den sterblichen Überresten von Novus, dessen Seele in diesem hirnlosen Wrack gefangen ist.

"Eine Schande, was unser Onkel mit ihm gemacht hat", murmelt Quintus leise.
"Dafür hat der Drecksack bezahlt!", erwidere ich mit zusammengekniffenen Zähnen.
Danach hält Quintus eine kleine Ansprache, redet über die geschäftlichen und militärischen Erfolge der letzten Zeit unter meiner Ägide. Nach so viel Lob hat er wohl nicht vor, mich abzusetzen. Aber was in aller Welt führt ihn dann hier in die gottimperatorverlassene Weite?

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #212 am: 24. Januar 2014, 02:01:00 »
Position:
Kessel
Aufbruch
"Audacia"
Besprechungszimmer
Zeit: 2 858 784.M41

Nach der Ansprache bittet mich Quintus zu einem Gespräch im engsten Kreis. Er wird von Cousin Albert, der Chefin seiner Leibwache Purtia Salidas und den Vertretern des Handelshauses Krynn, von Braun und Crane, begleitet. Ich nehme nur Caine mit, da ich nicht weiß, wie viele Familiengeheimnisse oder sonstige Unannehmlichkeiten zu Sprache kommen werden. Caine schenkt eine Runde Amasec von meinem Besten aus. Red Star Prime mit drei Sternen. Und für jeden eine Zigarre.

Recht schnell kommt Quintus zur Sache, kaum dass aromatischer Zigarrenrauch die Luft schwängert. Der Familienrat ist momentan etwas gespalten. Nicht nur was meine Qualifikationen anbelangt, sondern auch die von Quintus. Ich war Quintus Wahl für diesen Posten, unterstützt von meinem Vater. Aber so ein lukrativer Posten ist natürlich begehrt. Ich war die letzte Option meines Vaters, da er keine Söhne mehr für diesen Posten übrig hatte, ohne seine eigene Position auf Scintilla zu schwächen. Mein Vater hat einige Brüder, die selbst Söhne und Töchter oder Schwiegersöhne wie Albert haben, die durchaus eine gewisse Qualifikation haben. Ich schätze mal, dass Albert nicht auf Quintus Wunsch mit in die Weite kam. Soweit die politischen und familiären Ränkespiele im Hintergrund.

Das Handelshaus Krynn hat ein gewagtes Unternehmen vorgeschlagen, um dem Haus Conari einen fetten Anteil am Nephiumhandel der Welt Lucins Odem zu sichern. Natürlich gegen eine nicht ganz bescheidene Profitbeteiligung am Gewinn. Wie wir ja inzwischen wissen, ist Lucins Odem sicherlich die bekannteste Welt der Koronus Weite, in deren Orbit ich schon mehrmals war. Dort gibt es das schon sagenhaft legendäre Nephium. Dies ist ein Petrochem, das einen dreifach größeren Verbrennungswert von Promethium besitzt. Und Promethium war bisher das beste Petrochem mit dem größten Wirkungsgrad. Flammenwerfer und Brandbomben sind damit gefüllt. Auch die schweren Leman Russ Kampfpanzer können damit angetrieben werden. Nephium macht also Flammenwaffen noch tödlicher und gibt einem Kampfpanzer mit der gleichen Tankfüllung eine vielfache Reiseweite. Ebenso fliegen damit Thunderbolts oder Marauder schneller und weiter. Kein Wunder, dass dieses wundersame Petrochem deswegen von mehr als einer Partei in Anspruch genommen wird. Auf der einen Seite ist Lucins Odem schon seit Sebastian Winterscales im Besitz der Familie, die heute vom als überaus cholerisch geltenden Calligos Winterscale geführt wird. Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes hockt die sadistische Irre Aspyce Chorda in ihrem schweren Kreuzer "Perfekte Flamme" und die beiden bekriegen sich seit Jahren mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bis aufs Blut.

Um einen solchen Vertrag zu bekommen, bedarf es der Fürsprache der Rivertons. Ida Riverton war einst die Quartiermeisterin des legendären Sebastian Winterscales und seit dieser Zeit dienen ihre Nachfahren den Winterscales überaus treu. Und um ihre Fürsprache zu bekommen, wollen sie, dass wir den "Notgroschen" von Calligos Winterscale in Form von in einer geheimen Raffinerie gelagerten Vorrates an Nephium rauben und ihnen übergeben. Das ist natürlicher starker Tobak. Es ist klar, dass dieser "Schatz" gut verteidigt sein wird. Mir gefällt die Sache nicht. Ich würde mich mit einer der stärksten militärischen Mächte der Weite anlegen. Winterscales Reich ist eine feste beständige Größe in der Weite. Seine Kräfte sind im Krieg mit der psychopathischen Chorda gebunden, aber ich bin sicher, dass sein Arm lang genug ist, um mir eines Tages eine blutige Quittung zu präsentieren. Calligos Winterscale gilt als halbwahnsinniger Choleriker, der Probleme auch mal ganz persönlich mit seiner Axt klärt. Damit hat er sicherlich Probleme mit dem Parieren, da eine Axt eher für einen höchst offensiven Kampfstil geeignet ist. Auch leuchtet mir nicht ein, warum die Rivertons das Risiko in Kauf nehmen, ihren eigenen Dienstherrn zu bestehlen. Es sei denn, sie denken, dass die Winterscales auf dem absteigenden Ast sind. Der Krieg auf Lucins Odem zieht sich immer mehr in die Länge und so langsam ist so was sicherlich auch nicht gerade ruffördernd. Also was nützt mir ein Vertrag mit jemand, der vielleicht bald keine Kontrolle mehr über die Nephiumfördergebiete haben wird?

"Der Anspruch von Calligos Winterscale auf Lucins Odem ist unbestritten und auch ein temporärer Sieg einer aufstrebenden Aspyce Chorda ändert nichts daran."
"In der Koronus Weite sind rechtliche Ansprüche ohne eine Lanzenbatterie im Rücken fast wertlos!", erwidere ich, da ich inzwischen gelernt habe, wie "Recht und Ordnung" in der Weite ausgelegt wird. Ein Papier ist dann nur etwas wirklich wert, wenn man die militärische Macht hat, es im Notfall auch mit ultimativer Waffengewalt zu verteidigen. Sollte Calligos Winterscale militärisch von der Chorda geschlagen werden, kann er sich mit seinem Anspruch den Allerwertesten abwischen. Mir gefällt die ganze Sache nicht und ich muss an Josephinas Traumvision denken. Calligos der Löwe, Chorda die große Katze, Lucins Odem das tote Pferd und die Affen die vielen kleinen Interessengruppen wie die  Rivertons, das Handelshaus Krynn und andere Freihändlerdynastien in der Weite. Eine durchaus mögliche Interpretation der Vision. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #213 am: 27. Januar 2014, 14:56:47 »
Position:
Kessel
Aufbruch
"Audacia"
Besprechungszimmer
Zeit: 2 858 784.M41

Nach dem Ende der Besprechung beordere ich meine Entourage her und setze sie soweit ins Bild, wie ich es für richtig halte. Anwesend sind Meisterin Puppila, Navigatorin Yuri, Magister Militaris Ares, Bruder Obskurus und Techpriester Fidilius. Außerdem Tessa Nimdock und den ehemaligen General Dante, da er ein Experte für Bodenoperationen ist. Meinem Seneschall vertraue ich keinen Meter, deswegen lasse ich ihn wie üblich erst mal außen vor. Ich erzähle in groben Zügen, was das Handelshaus Krynn vorschlägt. Es besteht die Möglichkeit, weitere Truppen in Form von Söldnern der Bruderschaft und Schiffe der Geisterflotte anzuheuern, falls unsere bescheidenen Ressourcen nicht ausreichen sollten. Wir haben recht wenige Informationen, da über die Raffinerie generell nichts bekannt ist. Sie kann sich auf der Oberfläche einer Welt befinden. Oder auf einer Plattform im Orbit. Vielleicht ist sie auch in einen Asteroiden eingebettet. Oder ist ein Raffinerieschiff mit Tankern. Schwer zu sagen.

Bruder Obskurus ereifert sich, dass dies moralisch nicht mal mehr Grenzwertig ist. Jetzt wo ich so nah mit der Kirche bin, ist so ein Unternehmen nicht mit meinem neuen Credo vereinbar. Mag sein, aber für moralische Überlegungen gibt es hier nur wenig Raum. Es geht darum, ist es sinnvoll oder nicht? Mit gefallen einige Faktoren nicht. Aber Quintus hat mir klar gemacht, dass ein solch gigantischer Erfolg seinen Status als designierten Erben und zukünftigen Führer der Familie zementieren würde. Allerdings würde ein Misserfolg ihn sehr schwer treffen. Ebenso, keinen Erfolg aus seiner Reise ziehen zu können. Ich habe damit einen gewissen Zugzwang, da auch mein Posten mit seinem Schicksal verknüpft ist. Ist seine Position im Familienrat geschwächt, werde ich über kurz oder lang ersetzt werden. Und ich denke, es wird nicht allzu lange dauern, bis sich jemand den Posten sichert. Die arme Sau tut mir jetzt schon leid.

Wirklich gefallen tut keinem diese Mission, einschließlich mir. Das ganze Risiko ist einseitig verteilt, die Gewinne werden eher gestreut. Unmittelbar profitieren die Rivertons sofort, das Handelshaus Krynn indirekt durch spätere Profite. Wahrscheinlich haben sie schon immense Summen für die "Beratung" in diesem Unternehmen bekommen. Nach etwas Hin und Her entscheide ich, dass wir nach Libarium, der Lehnswelt der Rivertons fliegen, um ihr Angebot dort konkret anzuhören. Da kann ich noch immer entscheiden, was am besten ist. Für mich am besten, versteht sich!

Bruder Obskurus bittet mich darum, ein Experiment mit seinem Körper veranstalten zu dürfen. Er will sich willentlich außerhalb der "Audacia" dematerialiseren, um zu sehen, was passiert. Nichts Gutes, vermute ich. Nachdem ich so einen gewaltigen Aufwand betrieben habe, stehe ich solchen Experimenten eher ablehnend gegenüber. Allerdings wirft der Astropath meine Bedenken in den Wind und tut es schließlich trotzdem. Er verschwindet einfach.

Schließlich ist der Tag der Abreise gekommen. Quintus und sein Gefolge haben sich inzwischen auf der "Audacia" eingelebt. Cousin Albert scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, überall negativ anzuecken mit seinem arroganten militärischen Gehabe. Er trägt immer noch die imperiale Flottenuniform, Montur und Orden, obwohl er offiziell dienstfrei gestellt worden ist. Inzwischen habe ich Anastasia Chorda auf ihn angesetzt, da sie als ehemalige Flottenoffizieren am ehesten weiß, wie man mit so einem Karriereoffizier umzugehen hat. Inzwischen ist klar, dass er nur das Kommando über einen Transporter innegehabt hatte und seine praktische Kampferfahrung aus dem Abwehren dilettantischer Piratenangriffe besteht. Eine glorreiche Karriere bei der Flotte sieht definitiv anders aus. Scheint er aber anders zu sehen. Jedenfalls geht er öfters meinen Magister Militaris an. Zufällig werde ich Zeuge einer solchen Auseinandersetzung und schreite ein.

"Eine Schande, was Ihr für Abschaum in Euren Reihen duldet. Deserteure, Piratengesindel und Renegaten!" Mit Deserteur ist Ares Solun gemeint, der aus dem Überbleibsel eines fast vernichteten Regiments besteht, das komplett auch aus den Akten gelöscht wurde. Deserteur auf Grund von Bürokratenfehler, um es zu präzisieren. Manchmal reichen auch Armeen von Schreibern nicht aus, um ein paar Akten ordnungsgemäß zu behandeln. Wie auch immer, dies ist auch ein Affront gegen mich.
"Nun, werter Cousin, dieser "Abschaum" hält die "Audacia" am Leben und füllt auch Eure Apanage."
"Und was ist die Qualifikation dieses Mannes? Infanterist! Pah! Der Kerl ist doch nur in der Lage, eine Knarre in die richtige Richtung zu halten und auf Befehl vorzustürmen."
"Und dabei ist er sogar noch fähig genug, dass nichts mehr steht, wenn er hinein gestürmt ist. Seid Ihr dazu auch in der Lage?"
Albert murmelt etwas Unverständliches vor sich hin und verlässt den Ort des Geschehens mit so hoch getragener Nase, dass er beinahe über das nächste Schott stolpert. So ein Trottel! Wie gut, dass er angeheiratet ist.
"Verdammter Flottenheini! Während wir Grenadiere auf dem Schlachtfeld Dreck fressen, echauffiert sich Seinesgleichen über einen Fleck im Maschinendeck! Thronverdammtes Arschloch!", grummelt der Magister Militaris zu Recht aufgebracht.

Bruder Obskurus ist immer noch nicht wieder aufgetaucht und ich schinde zwei Stunden Zeit damit, eine Alarmübung abzuhalten, die nicht zu meiner Zufriedenheit verläuft und mir einiges an Häme einbringt. Nach den zwei Stunden ist der Astropath immer noch nicht aufgetaucht und ich befehle Meisterin Puppila: "Kurs auf den nächsten Sprungpunkt!"

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #214 am: 29. Januar 2014, 15:02:05 »
Position:
Winterscales Reich
Libarium
Orbit über Libarium Prime
"Audacia"
Zeit: 2 885 784.M41

Am vierten Tag der Reise ist der Astropath wieder aufgetaucht und ich musste mir danach sein Gejammer darüber anhören, dass er an die "Audacia" gebunden ist. Damit ist er fast wertlos für mich geworden. Thronverdammt!

Ich muss mich mehrmals noch mit Cousin Albert und seinen strengen Flottenansichten über Disziplin, Ordnung und Hierarchie auseinandersetzen. Mehrmals ist er knapp an einer Herausforderung vorbei geschrammt. Letztendlich schützt ihn nur sein Familienname und ich ermahne ihn mehrmals, sich in Zukunft zurückzuhalten. Auch versuche ich ihm so gut wie möglich seine Bewegungen in unverfängliche Bereiche zu lenken, was aber nur bedingt gelingt. Anna Corridas aka Anastasia Chorda erstattet mir alle paar Tage Bericht. Wirklich zu ihm durchdringen tut sie nicht, aber er ist definitiv nicht nur hier, um das Audit zu unterstützen, das trotz allem durchgeführt wird. Offensichtlich versucht er bei den Offizieren der "Audacia" Verbündete zu finden. Allerdings kommt er mit seinen unverblümten Flottenansichten bei den Leuten hier nicht gut an. Nicht wenige wurden von Männern wie ihn aus dem Imperium oder ihrem Dienst vertrieben. Die Männer der Weite sind eben ein ganz anderer Schlag als im Imperium. Hier weht ein frischerer Wind, hier auf einem Freihändlerschiff muss man nicht nur gehorchen können, sondern oft auch Eigeninitiative entwickeln und improvisieren können. Ein Leben nach Dienstvorschrift gibt es nicht, weil es so einfach nicht möglich ist. Auf alle Fälle denke ich nun, dass er von der Gegenfraktion als mein Nachfolger auserkoren worden ist und schon in den Startlöchern steht, falls was schief geht.

Der einzige Lichtblick ist mein kleiner Neffe Revius, der sich als kleiner liebenswerter Schlingel entpuppt. Meine Mädchen schließen ihn sofort in ihr Herz und füttern ihn mit Süßigkeiten. Besonders Colette backt für ihn extra süße Schokokekse und Sahnetörtchen. Auch hat sie ziemlich viele Variationen eines Gerichtes in Petto, das besonders Revius zu schmecken scheint. Ich nehme den kleinen Fratz mal zur Schießbahn mit und er darf abgestützt auf einen Sandsack mit meinem Sturmbolter schießen, was ihm großen Spaß macht. Solange man dabei nicht selbst beschossen wird, macht Schießen jedem Spaß.

Ohne weitere Vorkommnisse erreichen wir das Libarium System. Acht rohstoffreiche Planeten hat das System, welches Sebastian Winterscale einst Ida Riverton für ihre treuen Dienste überlassen hat. Die einzige Welt in einer bewohnbaren Zone ist Libarium II, auch Libarium Prime genannt. Die Pole sind dicht besiedelt, während der Äquator verbrannte Wüste ist. Der Regierungssitz befindet sich am Nordpol in einer Metropole mit achtzig Millionen Einwohner mit dem äußerst einfallreichen Namen Libarium Stadt. Mit den üblichen Verdächtigen fliege ich mit einem Guncutter nach unten. Quintus samt Gefolge und Cousin Albert sind mit von der Partie.

Wir werden von einem Adjutanten mit dem Namen Kirion Riverton begrüßt. Begleitet wird er von einer schwarz uniformierten Ehrenformation, die Spalier auf dem Landefeld steht. Mit einer Kolonne Limousinen fahren wir in die Stadt. Ich schicke Aris zur Commercia, um unsere Handelswaren loszuwerden. Die weitläufige Metropole ist mit einer gigantischen Festungsmauer umgeben, deren Mauern mit religiösen Reliefs überzogen sind. Die meisten Motive stammen aus den heiligen Schriften, zeigen den Imperator und seine neun Söhne im Kampf gegen die falschen Söhne um die hinterlistige Schlange Horus. Auch der Angevin Kreuzzug und die Taten des Drusus werden ausführlich behandelt. Da ich inzwischen die wahren Hintergründe dieses Ereignisses kenne, sehe ich die Darstellungen mit gemischten Gefühlen. Und ich frage mich, wie weit entsprechen die Geschichten über den Imperator und seinem Kreuzzug den Tatsachen.

Leider hat der Gouverneur keine Zeit, um uns zu empfangen. Auch scheint es nicht möglich zu sein, dass wir im Palast untergebracht werden können. Auf den Straßen ist sehr viel Militär zu sehen. Zu viel Militär im Verhältnis zu Zivilisten. In mir kommen ungute Erinnerungen an die ersten Tage auf Damaris hoch. Wir umfahren einen großen Platz, wo sich eine große Menschenmenge versammelt hat, der eine Kette Uniformierter gegenübersteht. Warum es hier geht, es nicht ersichtlich.

"Nur ein paar unzufriedene Unruhestifter, die mit Geschrei etwas Dampf ablassen. In ein paar Tagen werden sie die Lust am Demonstrieren verloren haben", wiegelt Adjutant Riverton auf meine Frage hin ab. Da ist was im Busch und ich will wissen, was!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #215 am: 31. Januar 2014, 14:42:10 »
Position:
Winterscales Reich
Libarium
Orbit über Libarium Prime
"Audacia"
Zeit: 2 885 784.M41

Schließlich erreichen wir das Hotel "Emporer", die wohl nobelste Herberge in der Stadt. In nur knapp einem Kilometer Entfernung habe ich eine Gruppe Demonstranten gesehen und beschließe mit Meisterin Puppila an meiner Seite, uns Informationen aus erster Hand zu besorgen. Während die anderen sich noch einrichten, ziehe ich die Kleidung eines normalen Menschen an und schleiche mit Althea aus dem Hotel. Vor dem Hotel sehen wir zwei Wachposten meines Bruders und einen seiner Schreiber. Unter Umständen erkennen sie uns, aber ich bin nicht sicher. Es ist seltsam, mal ohne Tross unterwegs zu sein. Ich unterhalte mich etwas mit Meisterin Puppila, da ich den Rat der klar denkenden Frau schätze. Sie meint, dass vielleicht auch das Handelshaus Krynn dafür sorgen will, dass ich meinen Posten verliere. Die immensen Zinsen, die ich Dank meines Onkels jeden Monat hatte zahlen müssen, hatten immer ein großes Loch in meine Kasse gerissen. Das sind stetige Einnahmen, die ihnen fehlen. Ein inkompetenter Lord-Kapitän der Schulden anhäuft, ist für sie sicherlich eine bessere Wahl als jemand, der sie innerhalb kürzester Zeit ausbezahlt. Diesen Punkt habe ich bisher außer Acht gelassen.

Man könnte Josephinas Traumvision auch so deuten, dass der Löwe und die Katze Fraktionen meiner Familie versinnbildlichen. Das tote gestreifte Pferd ist die Audacia, die Affen das Handelshaus Krynn und die ganzen anderen Mächte der Weite, die in mir einen Störfaktor sehen könnten. Und ich habe wahrlich keinen Mangel an Feinden. Thronverdammt!

Wir erreichen einen kleinen Platz, wo sich ein paar tausend Demonstranten versammelt haben. Auf der einen Seite des Platzes ragt eine kleine Kathedrale auf, die dem heiligen Sanginius geweiht ist. Der Platz ist mit bunten Steinen gepflastert, die ein großes Mosaik des geflügelten Sohnes des Imperators zeigt. Der Platz geht auf der anderen Seite in einen Park über, in deren Mitte ein mehrstöckiger Brunnen steht, aus dem rotes Wasser fließt.

Die aufgebrachten Kundgebungsteilnehmer in ärmlicher Arbeiterkleidung skandieren gegen die Rivertons. Es scheint darum zu gehen, dass die Einfuhrzölle auf alles was in die Stadt eingeführt wird, rapide angehoben worden sind. Damit sind Grundnahrungsmittel für normale Arbeiter so teuer geworden, dass ihr Monatslohn nicht mehr ausreicht, ihre Familien zu ernähren. So was ist natürlich immer ein Auslöser für Unruhen. Es gibt das uralte terransiche Sprichwort: Niemand hält einen hungrigen Mann auf. Und das ist nach meiner Erfahrung nur zu wahr. Niemand ist gefährlicher als jemand, der nichts mehr zu verlieren hat. Es dauert eine Weile, bis ich herausbekomme, aus welchem Grund die Rivertons die Abgaben so maßlos erhöht haben. Als Vasalen der Winterscales haben auch diese einen Tribut zu entrichten und der soll stark gestiegen sein. Was wiederrum zu dem Schluss führt, dass es für Calligos Winterscale auf Lucins Odem nicht zum Besten steht. Wahrscheinlich braucht er für seinen Krieg gegen die wahnsinnige Aspyce Chorda immer mehr Truppen und Waffen. Das kostet natürlich viel Geld. Und die einfachste Methode für eine Staatsmacht ist es die Steuern und Abgaben zu erhöhen, um an neue Finanzmittel zu kommen. Besonders praktisch ist das, wenn man das von tributpflichtigen Vasalen eintreiben kann, welche dann die sozialen und wirtschaftlichen Probleme ausbaden dürfen. Das wiederrum bedeutet für mich, dass es vielleicht keine so gute Idee ist, diesen Plan mit dem Überfall auf die Werft auszuführen. Ein Handelsabkommen mit einem geschlagenen Calligos Winterscale ist dann nichts als besseres Toilettenpapier mit Goldrand. Thronverdammt!

Allerdings habe ich keine Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen. Eine kleine Gruppe stämmiger und stabil gebauter Demonstranten betritt den Platz und die kommen direkt auf uns zu. Die gefallen mir ganz und gar nicht.

"Lord-Kapitän! Die sind bewaffnet!", warnt mich Althea und just in dem Moment ziehen diese Mistkerle ihre Waffen auch schon. Sie haben ein eindrucksvolles Arsenal aus Lasergewehren, einer Schrotflinte und einer leibhaftigen Hochenergielaserpistole dabei. Tja, verschwendete Liebesmühe, da ich dank meiner Tarnung keinerlei Rüstung trage, dafür aber mein Schutzfeld, das sogleich getestet wird. In dem Moment wird mir klar, dass es keine gute Idee war, ohne Gefolge "spazieren" zu gehen. Aber wer hätte schon mit so etwas hier rechnen können? Schließlich war ich noch nie hier und habe deswegen auch noch keine Feinde anhäufen können, wie das auf anderen Welten zwangsläufig der Fall zu sein scheint.

Das gezielte Geballer auf mich löst eine Massenpanik aus. Ich lasse mich zuerst auf die Straße zurückfallen und nehme an der Seite von Meisterin Puppila Deckung hinter einem mit Petrochem betriebenen Fahrzeug mit vier luftgefüllten Reifen. Von dort aus erwidern wir kurz das Feuer, aber Gegenwehr vertreibt sie nicht. Ein paar der örtlichen Wächter werden in das Gefecht involviert, werden aber fast ohne Gegentreffer niedergeschossen. Thronverdammt! Da hier kein Land zu gewinnen ist, wir im Verhältnis von fünf zu eins in der Unterzahl sind, keine Panzerung haben und nur mit Laserpistolen bewaffnet sind, ist es das Klügste, die Massenpanik für eine Neuorientierung im rückwärtigen Raum zu nutzen.

"Althea! Wir ziehen uns in die Gasse dort hinten zurück!", rufe ich ihr zu und gebe ihr Deckung, bevor ich auch aufspringe und im Lasergewitter zu fliehen versuche. Etwas Anderes als wilde Flucht ist das nicht mehr. Ein gutes Dutzend Mal werde ich auf dem Weg dorthin getroffen. Der Großteil fängt mein Feld auf, bis der Maschinengeist verstimmt den Dienst quittiert. Thronverdammt! Nicht gerade jetzt. Meine Verfolger haben keine Probleme damit, auch unschuldige Passanten niederzuschießen. Mögen sie dafür vom Imperator gerichtet werden. Sollte ich dieses Gefecht überleben, werde ich Sorge tragen, dass die Hinterbliebenen nicht Verhungern müssen, weil ihre Ernährer wegen eines Attentates auf mich hatten sterben müssen. Ein harter Schlag in den Rücken wirft mich um und reist mich aus meinen Gedankengängen. Der Makadam kommt rasend schnell nieder und dann hämmert ein Arbeitsstiefel mit Stahlkappe auf meinem Kopf. Der Schmerz explodiert in äußerst bunten Farben und treibt mich auf die Schwärze des Vergessens zu.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #216 am: 03. Februar 2014, 12:59:30 »
Position:
Winterscales Reich
Libarium
Libarium Stadt
Sanginusplatz
Zeit: 2 886 784.M41

Im letzten Moment reiße ich mich zusammen, schüttele die Ohnmacht ab und quäle mich auf die Beine. Ich werde nicht zulassen, dass ich so Ende. Von hinten niedergestreckt auf der Flucht gedungener Attentäter. Wer hätte gedacht, dass der Befreier von Maleziel, der Verteidiger von Damaris und Vollstrecker der heiligen Kirche so schmählich enden könnte? Thronverdammt! Ich lasse nicht zu, dass ich hier und jetzt sterbe. Also raffe ich mich auf, laufe im Lasergewitter auf die Gasse zu und tauche ein. Meisterin Puppila ist schon da. Hossa, die Frau ist schnell auf den Beinen, da komm ich kaum mit. Wir sind beide schwer verletzt. Ich versuche den Maschinengeist des Konverterfeldes wieder zu motivieren, aber meine Litanei stößt auf taube Ohren. Thronverdammt aber auch!

Nun gut, wir müssen in Bewegung bleiben. Ich übernehme die Führung und geleite die Pilotin in ein Gewirr aus kleinen Gassen und Hinterhöfen. Hier befinden Mietskasernen für die Arbeiter, die in kleinen Wohneinheiten hier hausen. Ab und zu sehe ich ein abgestelltes Fahrzeug, aber keinen Besitzer, der uns fahren könnte. Um ein verschlossenes Fahrzeug zu stehlen und zu starten fehlen uns die entsprechenden Hymnen und das allgemeine Wissen darüber. Auch gelingt es nicht, mit Mikrofunk meine Leute zu erreichen, da die hohen Gebäude die Reichweite wohl etwas beschränken. Wir sind von Millionen umgeben und doch vollständig auf uns allein gestellt. Die vielen kleinen Wunden schmerzen, aber ich beiße die Zähne zusammen.

Schließlich erreichen wir wieder eine breite Straße. Ich sehe in etwa siebzig Meter Entfernung eine Kreuzung und dahinter in etwa zweihundert Meter die Fassade unseres Hotels. So nah und doch so unendlich Fern. Ich versuche Kontakt zu meinen Leuten dort zu bekommen, jetzt wo ich eine direkte Sichtline auf das "Emporer" habe. Wir rücken derweil weiter auf die Kreuzung vor, in der Hoffnung, dort eventuell eine Transportmöglichkeit zu organisieren. Leider werden wir vorher entdeckt und unter Feuer genommen. Meisterin Puppila rettet sich in einen Türsturz, ich gehe hinter einem geparkten Fahrzeug in Deckung. Ich erwidere das Feuer so gut es geht und versuche dabei weiterhin Kontakt mit dem Mikrofunk herzustellen. Endlich erreiche ich Magister Militaris Ares Solun. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis sich die Verbindung soweit stabilisiert, dass ich meine verzweifelte Lage begreiflich machen kann. Derweil kommen immer mehr Attentäter an. Mir gelingt es, einen zu erschießen, Meisterin Puppila ebenso. Aber der Feind rückt nun vor, zwingt uns in Deckung, während sie langsam aber stetig vorrücken, um uns so in die Zange nehmen zu können. Örtliche Ordnungshüter lassen sich nicht blicken, wahrscheinlich ist die Personallage durch die vielen Demonstration sehr dünn und sie haben schlicht niemand, um hier einzugreifen. Oder sie stecken mit den Attentätern unter einer Decke. Es reicht ja, wenn sie bestochen worden sind, einfach nichts zu tun. Und nichts zu tun ist eben manchmal sehr einfach. Thronverdammt!

Kurz bevor wir endgültig zusammengeschossen werden, rückt der Magister Militaris an. Techpriester Fidilius ist dabei, ebenso mehrere meiner Wachen. Nun wandelt sich das Schlachtenglück augenblicklich zu meinen Gunsten, da sie der Feuerkraft meiner Leute nichts entgegen setzen können. Der Jünger des Mars verdampft mit seinem Plasmawerfer einen der Attentäter regelrecht, auch Ares tötet einen sofort. Nun orientieren sich die Angreifer in den rückwärtigen Raum.

"Einen will ich lebend!" brülle ich und meine beiden Getreuen machen sich sofort daran, den Befehl auszuführen. Ares und Fidilius sprinten hinter dem letzten Überlebenden her und nach einigen Versuchen bringen sie ihn schließlich zu Fall. Wir ziehen uns nun auf das Hotel zurück. Ich kann mich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Es ist keine gute Idee, sich ohne Rüstung beschießen zu lassen. Normalerweise lache ich ja über Laserwaffen, aber heute habe ich wieder gelernt, Respekt vor diesen Todeslichtern zu haben. Moral der Geschicht, Unterschätz die imperiale Taschenlampe nicht!

Vor dem Hotel wird ein weiterer Versuch unternommen, mich zu töten. Ich hechte sofort in die Lobby und Meisterin Puppila folgt mir sofort. Fidilius und Ares lösen das Problem in Windeseile auf. Auch die letzten Attentäter sind nun tot. Aber einen haben wir. Ich lasse mich sofort verarzten, was mich deutlich stärkt. (Von einem Lebenspunkt auf zwei! Happy!)

Der gefangene Attentäter ist recht schnell zur Kooperation überredet. Der Kerl heißt Rheo und ist ein kleines Licht in einem örtlichen Verbrechersyndikat. Ein Soldat in einer weit verzweigten Organisation. Sie wurden schon vor zwei Wochen für ein Attentat auserwählt, das allerdings an einem gänzlich anderen Ort stattfinden sollte. Erst vor knapp einer Stunde wurden sie zum Platz gerufen, um mich dort zu töten und den Mord an mir den Demonstranten in die Schuhe zu schieben. Das macht mich stutzig. Zum einen die lange Planung, zum anderen die kurzfristige plötzliche Änderung. Die hatten Insiderinformationen. Auf dem Weg nach draußen haben uns ein paar Hotelangestellte, zwei Wachen und der Schreiber meines Bruders gesehen. Als die Leute zusammengerufen werden, stellt sich heraus, dass der Schreiber verschwunden ist. Da ein solcher Posten nur an Leute vergeben wird, deren Familien schon seit Generationen für die Conaris arbeiten wird mir klar, dass dies ein Komplott aus den Reihen meiner Familie sein muss. Als erstes lasse ich Cousin Alfred festnehmen und auf die "Audacia" schaffen, wo er sich in einer Kryokapseln abkühlen kann. Und den Schreiber werden wir beim örtlichen Syndikat finden. Also worauf waren wir noch?

Gespielt am 13.07.2013
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 4
Altea Puppila Meisterin der Leere Rang 4
Yuri "Lady Helmchen" Navigatorin Rang 4
Fidilius Techpriester Rang 2
Aris als Ersatz für Bruder Obskurus Seneschall Rang 4
EP: 300
Besiegte Feinde:
7+ Sydikatsschläger
Beute:

Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #217 am: 05. Februar 2014, 14:11:27 »
Kapitel 35
Verräter, Piraten und eine freche Göre

Position:
Winterscales Reich
Libarium
Libarium Stadt
Sanginusplatz
Zeit: 2 886 784.M41

Nach einem Gespräch mit den örtlichen Behörden wird bald klar, mit wem wir es zu tun haben. Das Syndikat beschäftigt sich hauptsächlich mit Drogenschmuggel und hat etwa hundertzwanzig Mitglieder, von denen die meisten wohl nach diesem Attentatsversuch abgetaucht sein dürfen. Allerdings ist der Chef der Bande der Polizei wohlbekannt. Es handelt sich um einen Händler mit dem Namen Barrows, der einen Ladenkomplex am Winterscales Eidplatz hat. Auf diesem Platz steht nicht nur ein großes Denkmal, welches an den heiligen Eid erinnert, welchen Ida Riverton einst Sebastian Winterscale geleistet hat, sondern auch ein Marktplatz. Zurzeit ist der voller Demonstranten. Wir gehen mögliche Szenarien durch, wie wir den Mob von unserem Ziel separieren. Mein Vorschlag, einfach am anderen Ende freie alkoholische Getränke oder Lebensmittel zu verteilen, fällt aus mehreren Gründen flach. Uns fehlt die Möglichkeit, in sehr kurzem Zeitraum die notwendigen Dinge zu beschaffen, auch könnte dieses Manöver durchaus sofort als Ablenkung verstanden werden. Nun gut, dann eben mit den Demonstranten leben.

Ich teile die angreifenden Truppen in zwei Gruppen auf. Eine wird von oben mit dem Guncutter sich auf Anwesen abseilen, die zweite wird durch die Vordertür eindringen. Weitere Elemente werden die Hintertür sichern oder verhindern, dass der Feind sich in die benachbarten Grundstücke absetzt. Nur im Falle eines Fluchttunnels sehen wir alt aus. Aber ich hoffe, dass wir schnell genug zuschlagen werden. Da ich immer noch schwer verwundet bin, werde ich die Aktion vom Guncutter aus leiten. Wir fliegen hin und Meisterin Puppila rammt das Giebeldach auf und schafft so eine Öffnung, um unseren Truppen einen Zugang in das Gebäude zu ermöglichen. Gleichzeitig beginnt auch der Sturm von der Straße aus durch das Tor. Die Navigatorin Yuri schafft es, das Halteseil zu verfehlen und aus mehreren Metern abzustürzen. Zum Glück bricht die arme Frau sich nichts. Nichtsdestotrotz gelingt der Sturmangriff auf das Versteck unter der direkten Führung des Magister Militaris Ares Solun. Das Hauptquartier des Syndikates ist gut verteidigt, aber trotzdem gelingt es nach kurzem Gefecht, die drei führenden Mitglieder der Familie Barrows festzunehmen. Auch werden siebzehn Mitglieder gefangen genommen. Ich lasse ihre Waffen unbrauchbar machen und gebe sie dann frei. Nur die drei Chefs nehme ich mit. Wir evakuieren und kehren zurück ins Hotel, wo mein Bruder die notwendige Ausrüstung zum Verhör schon hat aufbauen lassen.

Schon nach kurzem Verhör kann ich ein Team losschicken, welches den geflohenen Schreiber einfängt. Dessen Verhör dauert etwas länger. Derweil nehme ich eine Mütze voll Schlaf, es war ein anstrengender Tag. Nachdem ich wieder wach bin, weiht mich Quintus in die neusten Erkenntnisse ein. Es gibt mehrere Fraktionen im Familienrat. Eine davon bildet ein Zusammenschluss von Nebenlinien, welche Krümel vom Kuchen abbekommen und unseren Namen tragen dürfen. Aber letztendlich nur wenig mehr als unkündbare Angestellte mit einem festen Gehalt sind. Diese undankbaren Individuen wollen mehr haben als ihnen eigentlich zusteht. Deswegen haben die ein Netzwerk von Spionen und Agenten ins Leben gerufen, um mit Informationsbeschaffung einen Vorsprung für ihre Intrigen zu erlangen. Politik, wahrlich eine Schlangengrube.

Auf alle Fälle liegen nun fünfzehn Namen von mutmaßlichen Spionen vor mir auf dem Tisch. Einer davon ist Kolvin Loredus, mein oberster Wachtmeister, welcher die Sicherungstruppen unter seinen Fittichen hat. Thronverdammt! Wer bewacht den Wächter? Eine äußerst hässliche Situation. Die anderen Namen habe ich hin und wieder schon mal in Berichten gehört, kann aber keine Gesichter zuordnen. Also kehre ich zur "Audacia" zurück und schicke Teams los, um alle Verdächtigen zu inhaftieren und sie im Quarantänebereich des Krankenhauses zu inhaftieren. Loredus bestelle ich einfach ein und lasse ihn dann entwaffnen. Eine hässliche Situation. Ich verfüge, dass er erst als letzter verhört werden soll, wenn es denn nicht mehr anders geht. Fünfzehn Spione auf meinem Schiff. Und das ist nur das Netzwerk einer feindlichen Fraktion. Wie viele Spione gibt es noch? Thronverdammt!

Müde begebe ich mich nun zu Bett, zu erschöpft um mich von meinen beiden Mädchen aufmuntern zu lassen. Ich hoffe mal, sie sind mir wirklich loyal. Aber wer weiß das schon? Kann ich überhaupt noch irgendwem vertrauen? Keine Ahnung! Am nächsten Morgen fliege ich mit meiner Entourage zum Palast der Gouverneurin im Zentrum Libarium Stadt. Der Palast ist weitläufig und die Mauern werden von gewaltigen Statuen des Gottimperators gestützt. Da will jemand ziemlich deutlich zeigen, dass er imperatorgläubig ist. Manchmal ist mehr eben viel besser.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #218 am: 07. Februar 2014, 16:18:50 »
Position:
Winterscales Reich
Libarium
Libarium Stadt
Gouverneurspalast
Zeit: 2 888 784.M41

Die Gouverneurin ist eine Dame mit dem Namen Mitea Riverton in einem Kleid aus Spinnenseide, das trotz seines unglaublichen Wertes eher bescheiden wirkt. Ich treffe mich mit ihr und ihrem engsten Beraterstab in einem Art Planungszimmer. In der Mitte steht auf einer hölzernen Konsole mit aufwendigen Einlegearbeiten aus Elfenbein ein großer Hologlobe. Darum ein Tisch im gleichen Stil und äußerst bequeme Stühle, schon eher Sessel. Zuerst bringe ich die Demonstration zur Sprache. Lady Riverton leugnet das Offensichtliche nicht. Aspyce Chorda ist zurzeit auf dem Vormarsch auf Lucins Odem. Ihr ist es gelungen, einen sehr finanzstarken Partner ins Boot zu holen, die Kasballica Mission. Das sind äußerst schlechte Nachrichten, da diese Verbrecherorganisation natürlich über große finanzielle Mittel verfügt. Und mit Gelt gewinnt man bekanntlich Kriege. Thronverdammt!

Deswegen wollen die Rivertons ihre Schäfchen ins Trockene bringen und bieten mir einen schon ausgefüllten Vertrag an, den sie unter einer Klarsichtscheibe verborgen haben. Es ist natürlich die Frage, was der Vertrag später noch wert ist, sollte Calligos Winterscale den Krieg um Lucins Odem endgültig verlieren? Man versichert mir, dass der Anspruch der Winterscales unerschütterlich ist und spätestens, wenn dieser Sektor unter die Herrschaft des Imperiums fällt, der Vertrag vollständige Gültigkeit erhält. Wenn höhere Familienpolitik nicht mitspielen würde, wäre dies der Zeitpunkt die Sache zu beenden. Ich denke an die Vision von meiner Konkubine Josephina. Die Warnung ist deutlich und doch muss ich tun, was getan werden muss. Thronverdammt!

Trotz aller Bedenken mache ich weiter und sehe mir nun die Details an. Die Raffinerie liegt im Oribas System hier in Winterscales Reich. Dieses System gehört den Feinfelds, eine Adelsfamilie welche auch das System verwaltet, das im Wesentlichen aus drei Gasriesen besteht. Von dort wird Gas gefördert, in der Raffinerie veredelt und aufbereitet, bis es von riesigen Tankern abgeholt wird. Die perfekte Tarnung. Auf der Plattform befinden sich 120.000 Arbeitssklaven, 17.000 Sicherheitskräfte und 3000 übriges Personal, als Verwaltungsbeamte, technisches Personal und so weiter.

Das Oberhaupt der Familie ist Magnus Feinfeld. Er verlässt so gut wie nie die Station und zeigt sich auch selten Besuchern. Das einzige, was ihn wirklich zu interessieren scheint, sind Memorabilien aus dem Angevin Kreuzzug. Das wäre ein interessanter Ansatzpunkt, um ihn persönlich treffen zu können. Seine Frau heißt Achia und das Ehepaar hat zwei Söhne, Theos und Rako, die beide bei der Leitung des Geschäftes helfen. Die Truppen werden von einer gewissen Greta Pocks angeführt, eine lang gediente Söldnerin mit Bodenkriegserfahrung. Soll heißen, im Enterkampf hat sie wenig Erfahrung. Wirkliche Erfahrung haben meine Leute leider auch nicht. Ein Techpriester mit dem Namen Caito Ceta V leitet die technische Abteilung und gehört der Splittersekte der Sieben Tiefen an. Fidilius nennt die Sekte unverblümt Techketzer der schlimmsten Sorte, die unter anderem in Verdacht stehen, mit Falschmenschen und Schlimmerem zu experimentieren. Thronverdammt!

Im System befindet sich eine Flotte von Gascrawlern, systemgebundene Raumschiffe mit Gaserntern, welche bewaffnet sind. Als ob es nicht genug wäre, sorgen vier Zerstörer für die Sicherheit. Die Raffinerie ist mit zwei Lanzen im Titanschmiedeschema in drehbaren Türmen und drei Batterien Makrokanonen ausgerüstet, die allerdings an den Außenseiten der dreieckigen Station fest montiert sind. Zwei Lanzen sind in der Lage, selbst ein Schiff wie die Audacia in recht schneller Zeit zu pulverisieren. Obendrein wird dort öfters das Geisterschiff mit dem Namen "Stalker" gesichtet. Prima, Probleme über Probleme. Die "Stalker" ist ein leichter Kreuzer der Bravurklasse, welche einst in der Prozession der Verdammten havarierte. Wahrscheinlich wurde das Schiff vom Erzfeind wieder flott gemacht und mit einer Tarnvorrichtung versehen, denn sie taucht immer in unmittelbarer Nähe ihrer Ziele auf. Normalerweise wird die gesamte Besatzung äußerst grausam massakriert. Es ist natürlich nicht gesagt, dass dieses Schiff ausgerechnet dann im System herum schleicht, wenn wir die Raffinerie entern. Aber ich kenne mein Glück und nehme deswegen das realistische Szenario an, dass es in dem Moment auftauchen wird, wo sie am meisten Schaden anrichten kann. Thronverdammt!

Mir gefällt die Sache wirklich nicht. Der Vertrag bietet ein Vermögen, aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Alle meine Instinkte schreien "Renn weg! Lass die Finger davon!", aber ich spüre den übermächtigen Schatten von Quintus auf mir ruhen, der diesen Erfolg braucht. Hat er keinen Erfolg, verliere ich meinen Posten und ich kann mir vorstellen, dass Lady Anagai dann etwas höchst Unangenehmes anstellen wird, wenn ich nicht mehr ihr Puzzle spiele.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #219 am: 10. Februar 2014, 01:29:07 »
Position:
Winterscales Reich
Orbit über Libarium
"Audacia"
Besprechungszimmer
Zeit: 2 889 784.M41

Ich setzte Quintus ins Bild, der mit dem in Aussicht stehenden Gewinn hoch zufrieden ist. Wenn viele Wenn und Abers zutreffen, werden diese Einkünfte ein großes Vermögen wert sein. Falls was schief geht, habe ich einen Berg von Problemen. Aber wie heißt es so schön, wer wagt, gewinnt. Ein Motto, nachdem ich schon oft gehandelt habe. Und mir verdammt oft einen Haufen Ärger eingebrockt hat.

Noch immer habe ich kein gutes Gefühl dabei. Wir tragen das Risiko und die Konsequenzen, alle anderen profitieren unmittelbar davon, die Rivertons, das Handelshaus Krynn. Und natürlich tragen wir die Kosten für die Geisterflotte, die wir in zehn Tagen im System 34 Vau 5 treffen werden. Und nicht zu vergessen, für die Söldner der Bruderschaft. Meine zwei Bataillone werden nicht mit siebzehntausend Söldnern fertig. Das ist ein Verhältnis von knapp eins zu zehn. Die Kosten und das Risiko sind ganz zu unseren Lasten. Nein, dass ist kein gutes Geschäft. Aber ich darf Quintus Position nicht untergraben, weil ich damit auch meinen Posten verlieren könnte. Ich hasse Politik, genau deswegen war ich so froh, in die Weite gehen zu können, wo der Schlund zwischen meiner Familie und mir lag. Eine nur schwer zu überwindende Barriere, trotzdem ist mein Bruder nun hier und mit ihm die ganzen politischen Verwicklungen.

Die Verhöre haben weitere Namen hervorgebracht. Wachtmeister Kolvin Loredus gehört zwar nicht zum Spionagenetzwerk meiner Familie, hat sich aber auch nicht mit Ruhm bekleckert, als er einen Spion enttarnt, das aber mir nicht weiter gemeldet hat. Ich halte ihm eine Standpauke und kürze ihn für ein halbes Jahr die Bezüge, belasse ihn aber auf seinem Posten. Er hat einen schwierigen Job und er ist der Beste für diese Art von Arbeit. Thronverdammt, wie ich diesen Teil meiner Arbeit hasse.

Noch mehr hasse ich es, dass mein Seneschall Aris auch auf der Liste der Verdächtigen gelandet ist. Er lässt sich nicht finden, ebenso ein Mann aus Quintus Gefolge, ein gewisser Valkas. Der Kerl war zwar offiziell Schreiber, hatte aber doch weiterführende Qualifikationen im Gefolge meines Bruders. Sprich der Kerl ist ein Attentäter und nun ist er ein enttarnter Agent für einen uns feindlich eingestellten Flügel meiner eigenen Familie. Leider sind meine Leute nicht in der Lage, diese zwei Personen innerhalb der nächsten Stunde aufzugreifen. Deswegen lasse ich vier Kopfgeldjägertrupps von der Oberfläche nach oben fliegen. Zwei davon verfügen über Suchhunde, ein anderer über einen sanktionierten Psioniker. Mit Lichtbildern und einem Steckbrief bewaffnet ziehen sie in Begleitung von je zwei vertrauenswürdigen Männern los, um die Audacia von oben nach unten zu kehren. Ich hoffe mal, die finden die beiden Flüchtlingen, bevor diese Schaden anrichten können. Ich lasse die Wachen an den verletzlichen Punkten verstärken, ebenso lasse ich zusätzliche Patrouillen durch das Schiff ziehen.

Ich besorge neue Fracht und wir brechen auf in Richtung 34 Vau 5. Nach zwei Tagen im Transfer gelingt es einem der Teams, den Attentäter Valkas aufzuspüren. Allerdings gelingt es dem Mistkerl den Großteil der Jäger zu töten und verschanzt sich mit einem Kopfgeldjäger als Geisel in einer Kammer. Mir gelingt es die Sache friedlich zu lösen, indem ich ihn versprechen, auf Aufbruch auf freien Fuß zu setzen. Und das werde ich auch halten. Wenn zufällig die Leute meines Bruders in der Nähe sind, dann ist das ja nicht meine Schuld, wenn er sofort wieder gefangen genommen wird. Obendrein liefert er mir noch Aris aus, der sich in einer Kryokapseln befindet. Nun, damit sind die letzten enttarnten Spione dingfest gemacht. Ist nur die Frage wie viele befinden sich noch an Bord, die einem anderen Netzwerk angehören? Wem kann ich überhaupt noch vertrauen? Eigentlich niemandem.

Trotzdem zeige ich Quintus die geheime Kammer mit dem Sarg des Techketzers Kapitän-Explorator Zathor Rak, dem ersten Kapitän der "Audacia", welcher mutmaßlich zum Chaos übergelaufen ist. Quintus philosophiert etwas über die Seltsamkeiten der "Audacia", ja wie wahr. Vielleicht hätte man sich vor dem Kauf dieses Schiffes über die "Absonderlichkeiten" einen Kopf machen sollen. Thronverdammt! Dann wäre mir vieles erspart geblieben.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #220 am: 12. Februar 2014, 01:43:01 »
Position:
Winterscales Reich
34 Vau 5
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 910 784.M41

Wir erreichen pünktlich 34 Vau 5. Die "Handbeißer" liegt schon in stabiler Ankerposition. Diese Fregatte steht unter dem Kommando von Lord-Kapitän Pius Alakan. Die Fregatte ist ziemliches Stückwerk, aus den Wracks von drei Fregatten in den Schrottwerften zusammen getackert. Über Breitband funke ich sie an und habe eine überkandidelte Göre am Rohr, die wohl meint, mit kreischender Lautstärke sprechen zu müssen. Holla! Dagegen hat Colette einen regelrechten Bass. Nach etwas Hin und Her bekomme ich heraus, dass ich eine gewisse Lenea Alakan in der Leitung habe. Und sie ist tatsächlich verwandt mit Pius Alakan, der nicht abkömmlich ist. Genau genommen ist er tot. Und diese kleine freche Göre ist der amtierende Lord-Kapitän der "Handbeißer". Sie erklärt sich bereit zur "Audacia" zu kommen.

Ich lasse die Ehrengarde der Brückenwacht aufmarschieren und lasse sie stramm stehen, als der Guncutter in die Landebucht einschwebt. Lenea ist wirklich so jung wie sie sich angehört hat. Siebzehn, vielleicht höchsten achtzehn Jahren. Sie trägt eine phantasievolle Uniform mit sehr viel Glitzer und sehr hohen Stiefeletten. Weia! Sie kreischt mir so lange die Ohren voll, bis sie anfangen zu bluten.

Ihr Gefolge besteht aus drei Mann, einem älteren Kerl mit grauen Haaren der auf den Namen Larno hört, der so was wie ihre Rechte Hand, XO oder Seneschall ist, und zwei finster aussehende Leibwächter. Ich führe sie in eines der Besprechungszimmer und sie quasselt mir ununterbrochen die Ohren voll, dabei schießt sie immer wieder präzise Fragen ab. Die Kleine tarnt sich unter einer Fassade als Girlie, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Kleines Miststück! Unter einer Schicht Albernheit tarnt sich stahlharte Entschlossenheit. Sie lullt einen mit ihrem Mädchengeplapper ein, um dann präzise Fragen abzuschießen, die zeigen, dass sie mehr drauf hat, als sie zeigen möchte.

Auf alle Fälle bekomme ich die Koordinaten für den eigentlichen Treffpunkt mit den anderen Kapitänen. Der kleine Wirbelwind verschwindet und eine schier unnatürliche Ruhe kehrt wieder ein. Ich fühl mich auf einmal so unglaublich alt. Nach zehn Stunden erreichen wie die Koordinaten und haben dabei die "Handbeißer" abgehängt. Lahme Ente! Ha! Das baut mich ziemlich auf, das Rennen gegen eine Göre gewonnen zu haben. Ha!

Wir sind einem System mit einem Nebel, der die Kommunikation und Sensoren blockiert. Eine Funkboje außerhalb des Nebels sendet uns weitere verschlüsselte Koordinaten. Wie lockt man ein Schiff in ein Minenfeld? Man lotst es in einen Nebel, der die Sensoren blockiert. Mit hochgefahrenen Schilden und in voller Gefechtsbereitschaft fahren wir hinein. Allerdings erwartet uns erst mal kein Hinterhalt, sondern zwei Schiffe am Rendezvouspunkt, ein Transporter und eine Fregatte mit dem Namen "Equinox". Der Transporter ist zu einem Torpedoboot umgebaut worden. Laut den alten Unterlagen meines Onkels ist der Lord-Kapitän der "Equinox" ein gewisser Collin Wensworth. Wir nähern uns recht nah an, bis wir Kontakt aufnehmen können. So direkt vor den Läufen eines Torpedobootes zu parken behagt mir gar nicht. Angeblich ist meine Tante von der Geisterflotte. Dummerweise habe ich ihren Ehemann umgebracht, da könnte jemand noch sauer sein. Noch ein Grund, schreiend von hier zu verschwinden. Stattdessen nehme ich Breitbandkontakt mit der "Equinox" auf. Es meldet sich ein Hollart Wensworth, der Sohn von Collin Wensworth. Diesmal gab es keinen Generationswechsel, sondern der Vater ist nur etwas unpässlich. Ich hoffe mal dass dies nicht das Codewort für verstorben durch Meuterei ist. Wie auch immer, wir warten noch auf die Beiden anderen wichtigen Lord-Kapitäne der Geisterflotte. Für Vorgespräche fliegen wir auf die "Equinox".

Die Fregatte macht einen ziemlich finsteren Eindruck, da muss wohl jemand Strom sparen. Die Brücke ist ziemlich eng und auf dem Thron sitzt ein alter verbrauchter Mann. Schläuche führen aus seinem Mund zu einem zylinderförmigen Behälter. Seine Stimme ist recht undeutlich. Wir unterhalten uns etwas über die Risiken unser bevorstehendes Unternehmen. Ja, das wird nicht einfach werden. Der grobe Plan steht schon. Wir besorgen uns einen Gastransporter, stopfen ihn mit Truppen voll, legen an die Plattform an und stürmen sie. Der Rest der Flotte kümmert sich um die Zerstörer und eventuell die "Stalker". Drei weitere Transporter nehmen dann die achthundertmillionen Fass Nephium an Bord. Und dann wird es hässlich werden, da es keine Zeugen geben darf. Diese Aktion wird mehreren hunderttausend Menschen das Leben kosten. Und das nur, um meinem Bruder einen Gefallen zu erweisen. Ehrlich gesagt, mir ist nicht wohl dabei eine solch große Anzahl von Menschen nur wegen Geld zu töten. Früher wäre das vielleicht kein Problem gewesen, aber Maleziel hat mich verändert. Ich habe das Antlitz des wahren Bösen gesehen. Und ich will nicht erleben, dass ich das irgendwann in meinem Spiegelbild sehe.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #221 am: 14. Februar 2014, 01:46:52 »
Position:
Winterscales Reich
Nebelsystem
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 910 784.M41

Kurze Zeit später trudelt die "Handbeißer" ein, dann kommt auch die "Latrans Freiheit" unter Lord-Kapitän Rita Leander an. Sie ist recht alt und angeblich hat sie eine Begegnung mit der "Stalker" überlebt. Das ist schon beeindruckend. Aber anstatt sofort an Bord der "Audacia" zu kommen, schiebt sie technische Probleme vor. Das muss ja was verdammt Ernstes sein, wenn zur Reparatur ein Lord-Kapitän notwendig ist. Sprich, das ist eine dämliche Ausrede wie von einem Scholar, der behauptet, die Mutanten hätten seine Hausaufgaben gestohlen. Warum zum Warp will sie Zeit schinden? Momentan verstehe ich es nicht. Nach drei Stunden bequemt sich die gute Frau, ihren Hintern in Richtung der Audacia zu schaffen. Währenddessen habe ich kleine Lenea an der Backe, die das Talent hat, ununterbrochen zu quasseln. Dabei hüpft sie wild durch die Themen und ihre Sprünge sind nicht für Außenstehende nachvollziehbar. Deswegen bin ich äußerst dankbar, als endlich alle drei Gruppen im Konferenzraum versammelt. Die alte Dame von "Latrans Freiheit" ist mit zwei Leibwächtern an Bord gekommen. Einer scheint ein halber Ogryn mit einer Schrotkanone zu sein, der andere ist ein Halbling mit einer Boltpistole.

Kaum haben wir Platz genommen und ich etwas Amasec und Zigarren verteilt, als Warnsirenen aufheulen. Im nächsten Moment erbebt die "Audacia" unter mehreren Einschlägen. Thronverdammt! Was ist jetzt schon wieder los! Ich eile sofort mit meinem Gefolge und meinen Gästen auf die Brücke und schwinge mich auf meinem Thron. Auf einem Hologlobe sind zwei Zerstörer markiert. Wo kommen die denn her? Auf dem Displays und Monitoren huschen Zahlenreihen und Verlustmeldungen. Die Krankenstationen beginnen mit ihrer Arbeit, aber leider sind nicht wirklich überragend (Probe geschafft, aber keine Erfolgsränge). Die Schäden halten sich in Grenzen. Die Schutzschirme bauen sich wieder auf und die Waffensysteme laufen warm. Ich lasse das Feuer auf den nächsten angreifenden Zerstörer eröffnen. Die Makrokanonensalven liegen hervorragend, der darauf folgende Lanzenschlag ebenso. Eine Reihe von Explosionen schüttelt den Zerstörer durch. Ich frage mich echt, wer das sein könnte. Und warum die nur mich angreifen, während sie die Geisterflotte in Ruhe lassen. Lenea springt in den Funkergraben und grabscht sich eine Breitbandverbindung, in der sie ihre Befehle brüllt, um ihre "Handbeißer" mit ins Gefecht zu führen. So viel Enthusiasmus ist richtig süß. Ok, die Kleine ist wohl noch zu jung für mich und ich konzentriere mich darauf, meine Feinde zu vernichten. Wir verlassen die Parkposition und nehmen gemächlich Fahrt auf. Ein leichter Kreuzer ist kein Rennfahrzeug.

Die nächsten Salven werden von unseren Schilden absorbiert oder verfehlen uns. Ha, sie hatten ihre Chance und nun sind wir am Zug. Ich lasse weiter eindrehen und auf kurzer Distanz zerfetzten wir den schon angeschlagenen Zerstörer regelrecht. Zerstörer habe ich bisher noch keine zerstört, das waren meist Fregatten oder Barrakutta Kanonenboote. Der zweite Zerstörer schießt weiter aus allen Rohren auf die "Audacia" und erzielt tatsächlich einen weiteren Treffer. Thronverdammt! Aber diesmal ist die Krankenstation auf Zack und die Verluste können minimiert werden. Mit großem Enthusiasmus lasse ich unseren leichten Kreuzer beidrehen und wir kreuzen hinter seinem Heck. Da die Schutzschilde des Zerstörers schon permanent zusammen gebrochen sind, erzielt die Lanze weitere verheerende Treffer. Brennend versucht der Zerstörer unserem Zorn zu entkommen.

"Auch wenn wir fallen, die Familie Saynay wird uns rächen!", kommt auf Breitband rein. Der Zerstörer beschleunigt weiter und wir nehmen mit einem Wendemanöver die Verfolgung auf. Ich lasse kreuzen und bekomme den Zerstörer noch für eine Salve vor unsere Rohre. Magister Militaris Ares beweist seine ruhige Hand und pustet den Zerstörer ins All. Angeblich hat die Flotte der Saynays knapp zwanzig Schiffe, hauptsächlich Zerstörer. Nun, jetzt hat diese Flotte zwei Schiffe weniger. Nächstes mal werden sie wahrscheinlich mehr schicken. Sollen sie doch, brauch ich sie nicht schon zu suchen, um sie der unfehlbaren Gerichtsbarkeit des Gottimperators zu überstellen.

"Da wollte sich wohl jemand das Kopfgeld verdienen!", meinte die freche Lenea, nachdem es endlich gelungen ist, sie aus dem Funkgraben loszueisen.
"Kopfgeld?", frage ich erstaunt.
"Nun, die Saynays haben ein hohes Kopfgeld auf Informationen über Euch ausgesetzt", erzählt mir das Mädel rotzfrech. Kopfgeld auf mich? Das schmeichelt natürlich meinem Ego, auch wenn das sicherlich ein paar unangenehme Folgen haben dürfte, die jetzt schon eingetreten ist. Das Auftauchen der beiden Zerstörer an diesem geheimen abgelegenen Ort bedeutet, jemand hat wohl geplaudert. Ich bin sicher, dass dies keiner von meinen Leuten war. Bleibt also nur einer der Anwesenden übrig.

Mein Blick schweift zwischen Lord-Kapitän Lenea Alakan, Lord-Kapitän Rita Leander und dem XO der "Equinox" Hollart Wensworth hin und her. Eigentlich sollte jedem nach Kurzem Überlegen klar werden, wer wohl der Hauptverdächtige ist. Tja, Tritt auf keinen Stein, könnt ein Verräter drunter sein. Thronverdammt!

Gespielt am 27.07.2013
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 5
Altea Puppila Meisterin der Leere Rang 4
Yuri "Lady Helmchen" Navigatorin Rang 4
Ares Solun Magister Militaris Rang 3
EP: 350
Besiegte Feinde:
2 Zerstörer der Familie Saynay
Beute:

Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #222 am: 17. Februar 2014, 01:26:17 »
Persona Dramatis
Spoiler (Anzeigen)

Kapitel 36
Ist Gnade Stärke oder Schwäche?

Position:
Winterscales Reich
Nebelsystem
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 910 784.M41

Dummerweise habe ich keine Beweise, sondern nur Indizien, und nach kurzem Überlegen wird mir klar, dass niemand so dumm ist, sich an Bord der "Audacia" zu begeben, kurz bevor ein Angriff erwartet wird. Außer, der Angriff ist nicht nach Plan verlaufen. Lord-Kapitän Leander hat ihre Ankunft verzögert wegen Maschinenschaden. Aber das muss eine Ausrede sein, da in einem solchen Fall der Lord-Kapitän eines Schiffes recht wenig tun kann. Die komplexen Versöhnungsrituale fallen in das Aufgabenfeld eines Techpriesters. Es ist eine Ausrede, aber aus welchem Grund? Zeit zu schinden, um nicht an Bord der "Audacia" zu müssen oder was hat sie sonst noch so zu verbergen? Thronverdammt!

Ich lasse die drei einfach kurzerhand inhaftieren, was ich natürlich nicht so nenne. Offiziell dürfen sie sich in luxuriösen Kabinen etwas ausruhen und frisch machen, bis ich Licht ins Dunkel der Angelegenheit bringen kann. Eine lebhafte Diskussion setzt in meinem privaten Arbeitszimmer ein. Wer hatte ein Motiv, wer hatte die Möglichkeit, wer ist am verdächtigsten?

Lord-Kapitän Lenea Alakan von der "Handbeißer" ist sehr jung, frisch im Amt und braucht Erfolge. Ein schnelles Kopfgeld wäre ein kurzer Erfolg, aber ohne längere Auswirkungen. Der Raid auf die Raffinerie, wäre er ein Erfolg, ist da schon für sie wünschenswerter. Sie kam verspätet, hatte die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gehabt. Aber sie ist an Bord dieses Schiffes gewesen und hat selbst vom Kopfgeld berichtet. Nach der Faktenlage hat sie nur ein schwaches Motiv und würde auf längere Sicht gesehen bei einem Verrat nur verlieren. Außerdem hat sie als einzige aktiv ins Gefecht eingegriffen und ihre Fregatte hat einen starken Wirkungstreffer auf einen der Zerstörer erreicht, was den Sieg beschleunigt hat.

Lord-Kapitän Leander von der "Latrans Freiheit" kam als letzte an, hat fadenscheinige Gründe vorgeschoben, um das Treffen hinauszuzögern. War aber ebenfalls an Bord der "Audacia", als der Angriff begann. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll.

Hollart Wensworth, der Sohn von Collin Wensworth und XO der "Equinox" hat kein wirkliches Motiv und war ebenfalls an Bord des Schiffes, aber er ist kein Lord-Kapitän und seine Fregatte wie der Torpedoträger haben nicht ins Gefecht eingegriffen, obwohl deren Kapitäne an Bord ihrer Schiffe waren. Ich verdächtige weniger Hollart, sondern eher seinen Vater als Verräter. Dieser alte Mann hat mir versucht, diese Unternehmung auszureden und beim Imperator, ich will diesen ganzen Mist nicht wirklich. Josephinas Vision war da recht eindeutig und trotzdem bin ich aufgrund der Familienpolitik gezwungen, diesen Wahnsinn weiter zu forcieren. Pflicht und Vernunft sind hier nur schwer unter einen Hut zu bringen. Thronverdammt! Ich wünschte, es gäbe eine praktikable Alternative zu diesem waghalsigen Unternehmen, von dem alle anderen nur zu profitieren zu scheinen, nur die "Audacia" und ich nicht. Dieser Diebstahl passt einfach nicht in mein Weltbild. Ich will kein Pirat sein, sondern ein aufrechter Streiter der Menschheit, des Imperiums und des Imperators. Tod dem Chaos, Tod dem Xenos, Tod allem, was der Imperator verdammt hat. Und trotzdem kann ich nicht anders, als diesen gefährlichen Weg einzuschlagen, der mich direkt in den Abgrund zu führen scheint. Selbst ohne die Vision meiner süßen Konkubine hätte ich ein flaues Gefühl im Magen, so könnte ich nur noch kotzen. Thronverdammt!

Schließlich kommen wir zu dem Schluss, dass wir mehr Informationen brauchen, um jemand mit dem Vorwurf des Verrates zu konfrontieren. Die Chancen stehen schlecht, dass noch jemand der Führungscrew auf den zerstörten Zerstörern der Saynays lebt, aber ein Versuch ist es wert. Vielleicht können wir auch Informationen aus dem vielleicht noch zuckenden Maschinengeistern der Schiffe extrahieren. Allerdings melden die Rettungscrew bald Kontakt mit Warpraubtieren, welche ausgerechnet das Cogitatorzentrum eines der Schiffe besetzt halten. Nun, dass ist ein Problem, welches ich wohl selbst in Angriff nehmen muss. Lady Althea faltet ihre Hände zum Gebet, als ich den Befehl zum Ausrücken erteile. Im Angesicht des ultimativen Feindes hinter dem Schleier sicherlich keine dumme Idee, auch wenn ich eher denke, dass sie dem Gottimperator eher darum anfleht, mir weniger Risikobereitschaft zu geben als seinen Schutz.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #223 am: 19. Februar 2014, 00:44:19 »
Position:
Winterscales Reich
Nebelsystem
Guncutter
Anflug auf zerstörtes Wrack II
Zeit: 2 910 784.M41

Es gibt leider keine Möglichkeit an der Nähe des Cogitatorzentrums des Wracks anzudocken. Die in der Nähe befindliche Brücke ist komplett zerstört, aber Fidilius ist der Meinung, dass sich im Zentrum noch Daten finden lassen, da diese als Backup dort abgespeichert würden. Nun gut, wir müssen in Raumanzüge gekleidet aussteigen und bewegen uns auf die nächste sichtbare Schleuse zu. Kopflose Leichen meines Bergungsteams treiben vorbei und schon bald sehen wir den Verursacher auftauchen. Dieses Warpraubtier macht einen äußerst aggressiven Eindruck. Nicht nur wegen des riesigen Schwerts in der Hand, sondern auch wegen der Rüstung aus Bronze, die mit achtstrahligen Sternen und Schädelrunen verziert ist. Sein Schädel ist sehr langgezogen und zwei Hörner wachsen daraus hervor, auf die Schädel gespießt worden sind. Ich bekomme einen riesigen Schreck beim Anblick dieses widernatürlichen Monsters und kann mich nicht entschließen, es im Nahkampf anzugreifen.

Spoiler (Anzeigen)

Die Navigatorin reißt sich als erste zusammen und probiert ihre neuste Erwerbung, ein Plasmagewehr aus Xenosfertigung an dem Ding aus. Leider trifft sie nicht. Ich reiße mich zusammen und feuere die Infernopistole ab, die ich aus dem Besitz von Aris konfisziert habe. Die Pistole liegt gut in der Hand und ich treffe die Bestie aus dem Warp in den Oberkörper. Die Rune auf dem Brustpanzer wird zerschmolzen, in der Brust darunter klafft ein großes leuchtendes Loch, das aber augenblicklich kleiner wird, bis es nur noch ein leuchtender Riss ist. Das Ding schwebt auf mich zu und greift mich an. Sein Schwert kommt auf mich zu, aber Blitzgewitter hält den Hieb auf. Der Aufprall erschüttert mich bis ins Mark und ich spüre, wie meine Hand taub wird. Das Ding ist viel stärker als es aussieht. Ich versuche eine Riposte, die aber zu ungeschickt von mir ausgeführt wurde. Ein weiterer Hieb zischt auf Bruder Obskurus zu, der zum Glück ausweichen kann. Ich will gar nicht wissen, was für eine Wechselwirkung eine dämonische Waffe mit seinem psionischen Schneekörper hat. Derweil treibe ich von der Kreatur weg, da die Aufprallenergie gerade mit meinem  Antrieb konkurriert. Meisterin Puppila feuert ihren Bolter ab, aber ihre Geschosse werden von einem übernatürlichen Schutzfeld einfach abgelenkt, dafür hat Fidilius mit seinem Plasmawerfer mehr Glück. Ein sonnenheißes Projektil verpufft einfach, das andere zerstört einen Teil des Unterleibes von dem Ding. Auch hier schließt sich die Wunde sofort wieder zum größten Teil. Thronverdammt!

Das Ding setzt mir nach, als ich noch einmal danebengeschossen habe. Allerdings trifft diesmal meine Riposte, nur um am flackernden Feld abzugleiten. So was aber auch! Ein zweiter Hieb fährt auf mich hernieder, aber diesmal leuchtet mein Schutzfeld auf, nur um kurz darauf seinen Geist aufzugeben. Irgendetwas muss den Maschinengeist verärgert haben, denn dieses Feld ist von außergewöhnlich guter Qualität und stammt ebenfalls aus dem Nachlass des Seneschalls. Wieder treibe ich von diesem Ungeheuer weg. Yuri schafft es schließlich mit ihrem Tau Plasmagewehr, die Bestie aus dem Warp so zu treffen, dass er den Halt in dieser Ebene endgültig verliert. Wahrscheinlich war dies eine Dienerkreatur von Körnchen, der hatte ja diese komische Schädelrune.

"Gut gemacht, Leute!", lobe ich meine Entourage und hoffe, dass niemand gemerkt hat, wie sehr mich der Anblick von diesem Ding erschüttert hatte. Wie ich diese verdammten Dinger jenseits des Schleiers hasse! Aber mit so etwas muss man rechnen, wenn man sich mit dem Chaos anlegt. Techpriester Fidilius versöhnt den missgelaunten Geist in meinem Konverterfeld, wieder seine Arbeit aufzunehmen.

Wir fliegen weiter auf die Schleuse zu und Techpriester Fidilius motiviert die Geister des Schottes uns zu öffnen. Hinter der Schleuse erwartet uns ein wahres Schlachthaus. Eine Schlächterkreatur steht geifernd in einem Berg kopfloser und zerstückelter Leichen. Aus irgendeinem Grund hat diese Kreatur die Anhänger seines Götzen umgebracht. Vielleicht mag Körnchen ja keine Verlierer. Wie auch immer, wieder erschüttert der Anblick des Wesens meine geistige Gesundheit. Ich habe ein regelrechtes Déjà-vu! Die Wände sind voller Blutspritzer und wir waten regelrecht im Blut. Da ich einen hermetisch versiegelten Raumanzug trage, muss ich diesen intensiven Geruch nicht ertragen. Bruder Obskurus rennt schreiend zurück in die Schleuse und versucht vergeblich das Außenschott zu öffnen.

Spoiler (Anzeigen)

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #224 am: 21. Februar 2014, 00:34:31 »
Position:
Winterscales Reich
Nebelsystem
Wrack II
Cogitatorzentrum
Zeit: 2 910 784.M41

Meisterin Puppilas Bolter hämmert los und vier Geschosse prallen einfach ab. Thronverdammt! Diese Dämonen haben einfach eine Aura, die wahrlich nicht von dieser Ebene ist. Wie ich sie dafür hasse! Ich hasse so ziemlich alles an diesen verfluchten Kreaturen jenseits des Schleiers. Ihr Aussehen, ihr Tun, ihre bloße Existenz. Aber nichts hasse ich mehr als ihre Fähigkeit, so zu tun, als wären sie kugelfest! Thronverdammt!

Yuris Plasmagewehr zischt los und wenigstens zwei Projektile sorgen für Schaden. Das tut dem Vieh weh und es greift die Navigatorin an. Zum Glück hält ihr Schutzfeld, welches wild aufflackert, als es zweimal schwer getroffen wird. Noch ein paar weitere Treffer aus allen Rohren und das Mistding verzieht sich zurück in die Hölle, wo es verdammt noch mal hingehört. Bruder Obskurus kriegt sich schließlich wieder ein und beruhigt sich. Hier sieht es verdammt übel aus. Techpriester Fidilius macht sich an die Arbeit und beginnt Daten aus den noch vorhandenen Speicherbausteinen zu extrahieren. Das Wüten des Dämons hat auch viele der Cogitatorspeicherbänke in Mitleidenschaft gezogen. Der eine oder andere Hieb ging eben nicht nur durch die Körper, sondern auch durch die darunter liegenden Terminals hindurch. Kein Wunder, dass da viele Maschinengeister wortwörtlich den Geist aufgegeben haben. Trotzdem gelingt es, die letzten Stunden vor dem Angriff zu rekonstruieren. Die Schiffe lagen zwei Tage auf der Lauer. Dann vor vier Stunden ihres Angriffs setzten sie sich in Bewegung. Das war kurz nachdem wir die "Equinox" erreicht haben. Und als das Funkfeuer von dort verlöschte. Wahrscheinlich war dies das vereinbarte Zeichen. Könnte ich mir gut vorstellen. Ein Vater, der sein Sohn opfert für etwas schnöden Profit. OK, vielleicht ist ja auch was schief gelaufen und der Angriff war später geplant. Wirklich sicher können wir immer noch nicht sein. Hier gibt es nichts mehr zu holen und wir evakuieren.

Zurück in der "Audacia" planen wir unser weiteres Vorgehen. Die Indizien sprechen momentan gegen die "Equinox". Wir beschließen, zuerst die beiden hier an Bord befindlichen Lord-Kapitäne der Geisterflotte mit ins Boot zu holen. Lenea Alakan und Rita Leander zeigen sich einsichtig. Dann konfrontiere ich den XO der "Equinox" Hollart Wensworth mit den Vorwürfen. Er selbst scheint nicht involviert gewesen zu sein, ist ja auch nicht verwunderlich. Er bittet darum, die "Verschwörung" auf der "Equinox" selbst aufdecken zu können. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass einer seiner jüngeren Brüder da was eingefädelt hat. Papa macht es nicht mehr lange und mit der erklecklichen Summe des Kopfgeldes im Hintergrund kann man an der Erbfolge schon was drehen, besonders wenn dabei gleich noch der designierte Erbe drauf geht. Ich gebe ihm die Möglichkeit und er kehrt auf sein Schiff zurück, ebenso die beiden weiblichen Lord-Kapitäne.

Es dauert nicht lange und mir wird das nächste Bauernopfer präsentiert. Es soll der Waffenmeister gewesen sein, der aber nicht wie der Waffenmeister aussieht, den ich schon kennengelernt habe. Die haben irgendeine arme Sau in dessen Uniform gesteckt und erschossen. Angeblich werden noch ein paar "Verschwörer" verhört. Nun gut, damit weiß ich, dass Papa Wensworth die treibende Kraft in diesem Komplott ist. Die Beweisführung ist hiermit abgeschlossen.

"Das ist eine Farce, Lord-Kapitän Wensworth! Ich bin Eurer Spielchen überdrüssig! Am liebsten würde ich Euch und Euer Schiff in seine Atome zerlegen. Stattdessen baue ich auf Eure Mitarbeit bei der kommenden Mission. Für das Gelingen und Euer Wohlwollen werdet ihr und Eure Enkel meine Geiseln sein. Sollten Kinder von Euch noch keine Kinder haben, werden sie ebenfalls Geiseln sein. Ich gebe Euch fünfzehn Minuten Bedenkzeit!" Kurz und bündig übermittle ich meine Forderungen und höre nicht auf sein Gezeter. Das Ultimatum läuft ab und ich funke ihn ein weiteres Mal an, während die "Audacia" sich schon in eine komfortable Angriffsposition gebracht hat. Ich bin nicht scharf auf ein Gefecht, bin aber bereit zu kämpfen. Das ist kein Bluff, wenn er sehen will, werde ich die "Equinox" vernichten.

Zu seinem Glück will Lord-Kapitän Wensworth nicht sehen, ob ich bluffe. Er macht zwar zuerst blöd, lenkt dann aber vernünftigerweise ein, denn einen Warnschuss hätte es nicht gegeben, sondern die volle Breitseite. Die Zeit der Gnade ist vorbei.

  • Drucken