• Drucken

Autor Thema: Die Fahrten der Audacia  (Gelesen 69828 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #225 am: 24. Februar 2014, 14:51:08 »
Position:
Schlund
Aufbruch
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 921 784.M41

Die Überführung der Geiseln gelang ohne Probleme. Der alte Wensworth, neun seiner Enkel und zwei seiner jüngsten Töchter, neun und zwölf Jahre alt, sind komfortabel im Passagierdeck untergebracht. Jede Geisel durfte zwei Personen als persönliches Personal mitbringen. Und als kleine Kompensation meiner Mühen habe ich noch vier Einheiten an hochwertiger Waren eingefordert, welche auf Aufbruch verkauft werden sollen. Der kleine Überfall war also recht lukrativ für mich. Jedenfalls wird das die Reparaturkosten mehr als wettmachen. Als kleiner Bonus hat Lord-Kapitän Wensworth noch etwas aus dem Nähkästchen geplaudert, was denn nun genau schief gelaufen ist. Normalerweise hätten die Zerstörer auf ein Signal warten sollen, was die Chaoten aber nicht getan haben. Tja, wer mit blutrünstigem Gesindel Geschäfte macht, braucht sich nicht zu wundern, dass die sich nicht an alle Absprachen halten.

Kurz bevor wir in Aufbruch ankommen, habe ich noch ein Gespräch mit meinem Bruder Quintus. Zuerst denke ich, es geht um den inzwischen verschwundenen Seneschall Aris, dessen Kapsel nicht mehr auffindbar ist. Ich habe den Kerl erst mal aus dem Zugriffsbereich meines Bruders geschafft, da ich keine Ahnung, was dieser Drecksack eventuell alles mitbekommen hat, was mich kompromittieren könnte. Normal rein gar nichts, bin mir dessen aber nicht sicher. Aber mein Bruder schneidet ein anderes Thema an.

"Wenn ich gewusst hätte, wie aufwendig dieser Raid auf die Raffinerie werden würde, hätte ich vielleicht die Finger davon gelassen", vertraut er mir an. Klasse! Hätte er diese Einsicht nicht ein paar Wochen früher haben können? Thronverdammt!

"Nun, wir haben die Grundlagen schon auf die Beine gestellt. Die Geisterflotte ist auf unserer Seite, wird die notwendigen Schiffe bereitstellen und wir haben schon dafür bezahlt", zähle ich auf. Und wahrlich, deren Dienste sind nicht preisgünstig. Und selbst wenn alles klappen sollte, wird es nicht leicht werden, die Sache zu behalten. Wieder muss ich an die Vision von meiner lieben Josephina denken. Womöglich kostet mich dieser Mist mein Leben. Nun ja, Risiko ist immer dabei, aber ich hab bei der ganzen Sache einfach kein gutes Gefühl. Und trotzdem sehe ich mich gezwungen, diesen Weg weiter zu gehen. Scheiß Familienpolitik! Ich hätte nicht übel Lust, nach Scintilla zu fliegen und den Familienrat mit einem gepflegten Lanzenschlag auszuradieren. Aber das sind nur Wunschgedanken, ich bin ein Gefangener meines Postens.

"Ja, ein Zurück gibt es nicht mehr. Die Sache läuft und wenn es funktioniert wie vorgesehen, werden unsere Positionen unangreifbar werden", erwidert Quintus. Seine Position wird unangreifbar sein, präzisiere ich in Gedanken. "Aber du musst aufpassen, dass man dich nicht für weich hält. Wenn du immer jeden Verräter weiter leben lässt, wird man dich für schwach halten."
"Tja, Quintus, ich denke, es ist wahre Stärke, wenn man es sich erlauben kann, seine Feinde leben zu lassen. Und hat nicht jeder eine zweite Chance verdient?"
"Da bin ich anderer Meinung. Ich hätte diesen Wachhauptmeister hingerichtet."
"Die Personaldecke ist in der Weite sehr dünn, was qualifiziertes fähiges Personal anbelangt. Ich kann es mir nicht erlauben wie ein Kommissar einen unfähigen Offizier zu erschießen und erwarten, dass der nächste Mann fähiger oder loyaler sein wird. Hier in der Weite gibt es nur wenige wirklich qualifizierte Männer auf dem freien Markt. Ich kann es mir schlichtweg nicht leisten, fähige Leute über die Klinge springen zu lassen, solange Hoffnung besteht, dass sie aus ihren begangenen Fehler lernen. Fällt Laredo noch einmal auf, ist er fällig. Wird Wensworth nochmal Ärger machen, ist er Geschichte. Klar, ich hätte die „Equinox“ und sein Begleiter zerstören können. Aber so habe ich Ressourcen gespart und vielleicht einen verlässlichen Handelspartner für die Zukunft gewonnen. Ich will nicht als halb wahnsinniger Berserker wie Calligos Winterscale gelten."

"Calligos hat in sehr jungen Jahren viel Verantwortung übernehmen müssen. Sein Reich war herunter gewirtschaftet und von Feinden umgeben. Er hat sich einen Namen gemacht. Vielleicht solltest du das auch."
"Den Namen, ein halb wahnsinniger unberechenbarer Wüterich zu sein?"
"Nun, viele halten ihn für einen charmanten charismatischen Anführer, der sich durchsetzen kann."
"Seine Axt trägt den Namen Berserker nicht von ungefähr. Und so wie ich die Sache sehe, ist sein Stern am sinken, trotz seiner Wutanfälle und Exempel!", meine ich dazu nur.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #226 am: 26. Februar 2014, 13:40:27 »
Position:
Schlund
Aufbruch
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 921 784.M41

Aufbruch erwartet uns schon in freudiger Erwartung. Quintus wird hier wieder von Bord gehen, während ich weitere Vorbereitungen zu treffen habe. Als erstes brauche ich etwas, um bei den Feinfelds punkten zu können. Da ich nun weiß, dass das Oberhaupt der Familie, Magnus Feinfeld, ein leidenschaftlicher Sammler von Memorabilien des Angevin Kreuzzuges ist, lege ich mir eine kleine Sammlung zu. Das sind unter anderem zwei Gemälde, viele Waffen und Ausrüstung verschiedener Truppenteile, welche am Kreuzzug teilgenommen haben. Das Sortiment reicht von Trinkflaschen über Spaten bis zu richtigen schweren Waffenteilen. Aber ich brauche einen Knaller, etwas, was „Bäm“ macht, wie Colette es beschreiben würde.

Es gibt hier einen berühmten Sammler mit dem Namen Marakis, welcher der Kasballica Mission nahestehen soll. Der Kontaktmann der Organisation residiert auf einem kleinen Transporter, den man von allem überflüssigem Ballast wie Warpantrieb oder ähnlichen Dingen befreit hat. Also ein fliegendes Herrenhaus mit einer Ausstattung vom Feinsten. Der Stammsitz meiner Familie kann natürlich dagegenhalten, wenn auch nur recht knapp. Begeistert zeigt mir Marakis seine Sammlung. Das ist schon ein richtiges Museum, in dem man sich einen ganzen Tag aufhalten kann und immer noch interessante Dinge findet. An einer Wand hängen über zwanzig verschiedene Sturmbolter, welche während des Angevin Kreuzzuges eingesetzt worden sind. Da ich weiß, wie teuer die sind, bin ich entsprechend beeindruckt. Vier Modelle stechen heraus, denn sie sind im Kaliber .75, sprich, das sind Waffen von Astartes und entsprechend wuchtig. An eine solche Waffe heranzukommen, ist schon fast unmöglich. Vier verschiedene zu sehen, ist schon sensationell. Jedes Modell ist anders und mit wohl ordenstypischen Zeichen versehen. An einem schwarz lackiertem ist ein weißes Ritterkreuz angebracht und es baumelt eine Art Schelle am Griff herunter. Diese Waffe war wohl mit einer Kette mit dem Träger verbunden. Da hatte wohl jemand Angst vor Diebesgesindel und das nicht ohne Grund. Ein anderer trägt einen Schädel, umgeben von einem achtstrahligen Kranz. Da macht man sich schon seine Gedanken. Der dritte ist weiß und vom Griff baumeln Raubtierklauen herab. Der letzte ist grün und das Ordenssymbol ist eine Kompassraute hinter einer runden Wurfscheibe mit vier Zacken. Auch wieder eine unheilige Acht. Das müssen Waffen der vier am Kreuzzug teilgenommen Orden der Black Templars, der Tiger Argents, der Sons of Medusa und den Charnel Guard sein.

In einem weiteren Raum befinden sich Vitrinen voll von Haloartefakten und Xenoswaffen. An den Wänden hängen authentische Darstellungen der Yu´vath in den typischen propagandistischen verklärten Situationen. Es gibt auch eines dieser komischen Kunstwerke, auf das ich schon mal zu lange gestarrt habe, deswegen ignoriere ich es, bevor ich noch wahnsinnig werde. In einem weiteren Raum sind imperiale Großfahrzeuge zu sehen, darunter ein Leman Russ, der an einer berühmten Schlacht teilgenommen hat und nun als Schrottsammlung hier ein trauriges Dasein fristet. Ein paar Restauratoren puzzeln aus dem Wrack tatsächlich wieder einen kompletten Panzer. Das nenne ich mal ein Puzzle für richtige Männer.

Im nächsten Raum sind Uniformen von Flotten und Imperialen Offizieren ausgestellt. Sogar eine Servorüstung steht herum, aber keine eines Astartes, sondern von der Leibwache des Drusus. Allerdings gelten diese Servorüstungen als nicht besonders ausgereift. Auch die Uniformen einzelner beteiligter legendärer Regimenter sind zu sehen. Darunter die von Cadianern, Moridianern, Prätorianern oder Tallarner. Als Highlight gibt es die vollständige Uniform eines Generals namens Arthur Jaegis mit allen Orden und voller Bewaffnung zu sehen. Die Waffen sind eine Archäotechlaserpistole und ein Energiesäbel. Neben der Vitrine mit der lebensecht wirkenden Puppe hängt ein lebensgroßes Portrait des Mannes. Das ist zwar nicht die Uniform von Drusus oder Angevin, trotzdem kenne ich den Mann aus den Geschichtslektionen. Arthur Jaegis war zuerst Adjutant von Angevin und später nach einer steilen Karriere als Chef verschiedener berühmter Einheiten der Stabschef von Drusus. Ja, das ist ein Stück, für das Sammler sterben würden. Genau das brauche ich, um die Aufmerksamkeit von Magnus Feinfeld zu erringen.

Sofort beginne ich mit ruinösen Verhandlungen, um Marakis dieses Stück abzuschwatzen. Etwas zum tauschen kann ich ihn leider nicht anbieten, da ich bisher keine Trophäen von namhaften Feinden genommen habe. Victus Saynay mag berüchtigt gewesen sein, aber nur ein Fiesling von vielen Saynays. Tritt auf keinen Stein, könnt ein Saynay drunter sein. Auch fällt es flach, irgendeine Expedition zum Igerischen Dominium zu schicken, um Haloartefakte zu bergen, wie es Lady Helmchen vorschlägt. So bleibt mir nichts anderes übrig, als einen unvorteilhaften Handelsvertrag zu für mich ruinösen Bedingungen abzuschließen, um diese wertvollen Gegenstände zu erringen. Diese Aktion fängt jetzt schon an, gewaltige Verluste zu produzieren. Wie soll das nur gut enden?

Gespielt am 10.08.2013
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 5
Altea Puppila Meisterin der Leere Rang 4
Yuri "Lady Helmchen" Navigatorin Rang 4
Bruder Obskurus Rang 4
EP: 400
Besiegte Feinde:
2 Zerfleischer
Beute:
Vier Einheiten C Ladung

Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #227 am: 28. Februar 2014, 15:32:50 »
Persona Dramatis
Spoiler (Anzeigen)

Kapitel 37
Engel und Dämonen

Position:
Schlund
Aufbruch
Zeit: 2 926 784.M41

Nach zwei Tagen von Geschäftsterminen und dem Abhandeln von Kleinkram treffe ich mit Vertretern der Bruderschaft zusammen. Als offizieller Aufhänger gebe ich an, ein von Orks besetztes Minensystem des Aestus Kartells in der Nähe von Damaris von grünem Abschaum reinigen zu wollen. So wird es wenigstens offiziell vermerkt werden. Und ich gedenke, mir das vom Aestus ausgesetzte Kopfgeld auf die Vernichtung der Grünhäute von Iquius V auch zu verdienen. Denn nicht einmal eine tote Grünhaut ist eine gute Grünhaut!

Die Bruderschaft kann innerhalb von drei Wochen knapp 4500 Mann stellen. In den Truppentransporter passen etwa 6000 Mann hinein. Ich habe etwa 1500 Soldaten auf der "Audacia", würde also die maximale Ladekapazität bedeuten. Sechstausend gegen Siebzehntausend. Es wird hart werden. Da mache ich mir keine Illusionen. Aber ein General muss mit dem auskommen, was er zur Verfügung hat. Dieser Satz meiner Lehrer auf der Militärakademie ist mir haften geblieben, wenn ich auch den Großteil des Restes erfolgreich verdrängt habe. Schematisches Denken ist manchmal äußerlich hinderlich und macht einen berechenbar.

Nachdem dies erledigt ist, nehme ich die Einladung von Wrath Umboldt an. Meine Mädchen sind begeistert, sich mal wieder für ein offizielles Ereignis in Schale werfen zu können. Haben sie zwar erst vor ein paar Tagen schon können, aber inzwischen waren sie einkaufen und haben ein Vermögen in Kleidung investiert. Mich hätte beinahe der Schlag getroffen, als sie mir fröhlich vor sich hin schwatzend mir die "kleinen" Rechnungen für ihre "Schnäppchen" unter die Nase gehalten haben. Thronverdammt! Und ich dachte schon, die Generalsuniform von Arthur Jaegis zu kaufen wäre ruinös gewesen. Was für ein Schlamassel!

Nun gut sie haben sich gleich komplett mit der neusten Mode aus Scintilla eingedeckt, was Kleidung, Schuhe, Hüte, Handtaschen und weibliche Kleinigkeiten betrifft. Zehn starke Männer waren nötig, um ihr Zeug in ihren ach so leeren Wandschrank zu schleppen. Mir treten jedenfalls fast die Augen aus den Höhlen, als ich die Summe realisiere, schnappe keuchend nach Luft, laufe rot an und ich glaube, mein Herzschlag hat sogar ausgesetzt. Meine Mädchen denken, ich würde eine theatralische Darbietung abliefern und applaudierend lachend. Irgendwie scheinen sie nicht zu verstehen, dass ich eigentlich so wenig Kleidung an ihnen wie möglich sehen will, so wie jeder Mann auch. Aber Frauen scheinen davon besessen zu sein, sich in möglichst teure Stoffartikel zu hüllen und sich mit absurd teuren Schuhen, Handtaschen und anderem Kram, mit dem Männer nur ganz entfernt etwas anfangen können, zu behängen. Aber wer schöne Konkubinen haben möchte, muss eben leiden. Aber mir wird in dem Moment klar, wenn man wirklich reich werden will, muss man nur das Damenschneiderhandwerk erlernen und ein hübsches Geschäft in einer angesehenen Einkaufsstraße aufmachen. Dann braucht man nur noch auf Ehefrauen und Konkubinen von Adligen lauern und ihnen die "neuste Mode von Scintilla" aufschwatzen. Frauen sind ja so leicht zu manipulieren und ihre Männer bzw. Besitzer zahlen dann zähneknirschend die horrenden Rechnungen. Weil diese armen Schweine eben wissen, je gutgelaunter die Konkubine, desto erfüllender wird es dann später im Bett. So was ist wirklich ein äußerst perfider Akt der Piraterie. Auch realisiere ich, dass es für Carmina und Josephina wichtig ist, die neuste Mode von Scintilla zu besitzen. So ganz nebenbei haben sie auch für mich gleich im großen Stil eingekauft, damit meine Garderobe für offizielle Anlässe auf ihre Farben abgestimmt ist. Also mache ich fröhliche Mine zum verschwenderischen Spiel meiner Mädchen und bezahle ohne Szene die unverschämten Rechnungen. Allerdings lasse ich berechnen, ob ich mit einem Lanzenschlag diese bösartigen Händler ausräuchern kann, leider ist der wahrscheinliche Kollateralschaden jenseits der bezahlbaren Parameter.

So führe ich die bestgekleideten Konkubinen der Koronusweite durch Aufbruch, was mit meinem vollen Gefolge für einiges Aufsehen sorgt. Meine Mädchen strahlen über alle vier Backen, als sie ihre neu erworbene Kollektion dem breiten Publikum vorführen können. Ihnen macht das sichtlich Spaß und ich freue mich schon auf meine Belohnung für meine Großzügigkeit in der kommenden Nacht. Auch ich bin neu eingekleidet und wohl farblich perfekt auf ihre Kollektion abgestimmt. Da sie mir die Sachen herausgelegt haben, gehe ich einfach mal davon aus. Mir fehlt der Blick für solche Details, da ich doch eher andere Probleme zu lösen habe, ob nun mein Mantel mit der Handtasche meiner Konkubine harmoniert oder nicht.

Inzwischen bin ich bekannter als wie bei meinem ersten Aufenthalt vor einem Jahr. Damals war ich ein Niemand, ein junger Lord-Kapitän eines verfluchten Schiffes, der nur aufgrund seines Namens das Kommando bekommen hatte. Inzwischen bin ich Flavion Conaria, der Befreier von Maleziel, der Verteidiger von Damaris, der Vollstrecker der offiziellen Kirche. Man kennt mich, man erzählt Geschichten über mich, von denen einige sogar recht nahe an die Wahrheit kommen. Nun respektiert man mich und hält mich nicht mehr für einen dummen unerfahrenen Schnösel, der nur damit beschäftigt ist, seine hübschen Konkubinen zu vögeln. OK, das ist immer noch mein liebster Zeitvertreib.

Der Kreuzer, die "Rechtschaffener Kreuzfahrer", liegt seit einiger Zeit permanent bei Aufbruch vor Anker. Lord-Kapitän Wrath Umboldt ist eine Legende der Weite. Er gehört zu den großen Lord-Kapitänen der vorherigen Generation und ist der Spross einer alten und angesehen Freihändlerdynastie. Er hat einige Abenteuerbände veröffentlicht, von denen ich einen auf meiner Reise nach Wandererhafen gelesen habe. Auch er scheint viele haarsträubende psionische Phänomene erlebt zu haben. Und viele Abenteuer. Angeblich hat er ein gewaltiges Vermögen angehäuft und in seinem Alter wäre es vielleicht eine gute Idee, zurück in den zivilisierten Calixis Sektor zu fliegen und den Ruhestand zu genießen. Da er hier vor Anker liegt, sonst nichts zu tun scheint, gibt es für mich nur eine logische Erklärung, auch ihm hat Lady Anagai verboten, durch den Schlund zu fliegen.

Das Andockdock ist praktisch von der Besatzung der "Rechtschaffener Kreuzfahrer" in Beschlag genommen worden. Kleine Buden bieten Ware und Dienstleitungen feil, an Tischen wird Karten und Würfel gespielt. Ein kleines Komitee nimmt uns in Empfang. Wir werden herzlich begrüßt und ins Innere des Schiffes geleitet. Über schier endlose Gänge werden wir zum Festsaal geleitet. Das Schiff ist still. Die Kraftwerke laufen auf minimaler Kraft und es begegnen uns kaum Besatzungsmitglieder. Nach schier endloser Wanderung erreichen wir nach dem Benutzen eines Fahrstuhles endlich das Bankett. Ein Kreuzer ist nun mal im Schnitt fünf bis sechs Kilometer lang und wenn es keine mechanischen Fortbewegungsmittel gibt, zieht sich so ein Weg schier in alle Ewigkeit. Meine Mädchen halten sich trotz ihrer hochhackigen Schuhe tapfer an meiner Seite.

Lord-Kapitän Wrath Umboldt ist ein ergrauter Mann, der sicherlich mal größer war als ich, aber sein Alter hat ihn schrumpfen lassen. Er stützt sich auf einen Spazierstock mit einem Knauf, der aussieht wie ein menschlicher Totenkopf. Sein langer Bart ist weiß, wie auch seine Haare. Überschwänglich herzlich begrüßt er mich, als wäre ich ein alter Freund. Er stellt mir etwa zwanzig Leute vor, ich dann meine süßen Mädchen und mein Gefolge.

"Wusstet Ihr eigentlich, dass Sebastian Winterscale einst auf die "Audacia" getroffen ist?", fragt er mich und ich muss leider verneinen, das ist mir neu.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #228 am: 03. März 2014, 11:45:16 »
Position:
Schlund
Aufbruch
"Rechtschaffener Kreuzfahrer"
Festsaal
Zeit: 2 927 784.M41

"Nein, davon weiß ich nichts!", erwidere ich ehrlich überrascht.
"Ich werde Euch später davon erzählen", meint Lord-Kapitän Wrath Umboldt und heizt damit meine Neugier natürlich noch weiter an. Während ein kleines Orchester für angenehme musikalische Untermalung sorgt, wird der versammelten Gesellschaft ein Menü aus zwölf Gängen serviert. Ich sitze mit einigen anderen Lord-Kapitänen an einem separaten Tisch, während unsere Gefolge bunt gemischt an langen Tafeln sitzen und sich angeregt unterhalten. Ich kann mir vorstellen, dass sie einige der peinlicheren Anekdoten zum Besten geben. Thronverdammt!

An den Wänden hängen gewaltige Wandgemälde. Zwischen jedem Bild befinden sich in Schaukästen exotische Waffen und Xenosartefakte. Man kommt sich schon beinahe wie in einem Museum vor. Im Zentrum des Raumes befindet sich eine Vitrine mit leibhaftigen Haloartefakten. Also den Dingern, die im Imperium streng verboten sind und von wohlhabenden Sammlern zu horrenden Summen gekauft werden. Schon manches Vermögen wurde durch den Verkauf von nur einem solcher Stücke gegründet und hier sind gleich mehr als zwei Dutzend davon ausgestellt. Der eine oder andere Frömmler mag sich darüber ereifern, aber niemand ist gezwungen, sie zu benutzen. An der Decke hängt das Skelett einer Bestie mit zwei Flügelpaaren, das ziemlich groß ist und dessen Ausmaße den Raum zu füllen vermögen. Ein durchaus beeindruckendes Ambiente. Ich sehe schon, um mit da mithalten zu können, muss ich mehr Trophäen sammeln.

Nach dem Schmaus verlassen wir Lord-Kapitäne die Gesellschaft und ziehen uns in ein Herrenzimmer zurück. Wir paffen erlesene Zigarren und nippen bei gepflegter Konversation an unseren erlesen Kristallgläsern voll hervorragendem Amasec. Schon bald drehen sich unsere Gespräche um Geschäfte. Lord-Kapitän Wrath Umboldt trägt mir fünf Projekte an. Nicht dass ich momentan Zeit und Muße hätte, diese zu erfüllen. Das erste ist eher eine interessante Geschichte. Im System Lucia gibt es einen Tempel, welcher von der mir unbekannten Xenosrasse der S´Lanti betrieben wird. Alle zehn Jahre verkaufen sie einen psionischen Kristall, der nach der Beschreibung einer dieser Warpportalkristalle sein muss, deren Wege den meinen schon mehrmals gekreuzt haben. Da ich für die Anitdämonenmaschine noch zwei Kristalle brauche, ist das natürlich eine wertvolle Situation. Wobei diese Xenos mehr als nur Throne für ihre Ware verlangen.

Das zweite wäre die Bergung des Zerstörers "Silberschweif", welche einst der alten und inzwischen fast gänzlich ausgestorbenen Freihändlerdynastie der Hilbrandt gehörte. Dies Schiff ging verloren und hat sich in der Prozession der Verdammten im Verfluchten Grund eingereiht. Für die Bergung der Leiche des Lord-Kapitän Hilbrandt ist eine große Belohnung ausgesetzt und ein Zerstörer ist immer ein willkommenes Schiff in einer Flotte. Allerdings trägt die Prozession der Verdammten nicht umsonst diesen Namen. Großes Risiko und große Belohnung halten sich hier die Waage.

Das dritte angetragene Projekt wäre die Bergung von Analysedaten von Pulsar 484 Scum in einer Ausbuchtung der Hecaton Risse, welche die Weite im Westen begrenzt. Dort ist der Warp in den Realraum geflutet und er gilt als unmöglich zu passieren. Einst haben die Thuleaner ihre Daten mit dem Mars geteilt, aber seit zweihundert Jahren wurden keine Daten mehr übertragen. Es ist eine große Belohnung vom Mechanicum auf die Beschaffung dieser Forschungsanalysen ausgesetzt. Aber da die Thuleaner nun mal an Bord meine Techpriester sind, welche dem Diebstahl nicht tatenlos zusehen würden, fällt das wohl flach.

Projekt Nummer Vier ist da schon eher nach meinem Geschmack. Die zwei Freihändler Pathion und Zess haben im Verfluchten Grund eine Welt mit dem Namen Rune entdeckt und wollen diese ausbeuten, dazu brauchen sie noch schlagkräftige Unterstützung. Da dieses Projekt mehrere Monate dauert und uns an die äußerste Ecke der Weite führt, ist dies ein guter Grund um für ein paar Monate abzutauchen, bis die Wogen geglättet sind.

Als letztes gibt es noch eine Jagd auf eine Pilzkönigin auf Ramien in den Unerblickten Weiten. Auf dieser Welt lebt eine Rasse von Pilzen, die beweglich sind. Und nein, es handelt sich nicht um Orks. Das wäre auch noch eine Option.

Nachdem wir etwas über diese Geschäfte geredet haben, löst Lord-Kapitän Wrath Umboldt die Gesellschaft auf, bittet mich aber, noch ein Weilchen zu bleiben.
"Auf ein Wort, Lord-Kapitän Conari. Ich würde gerne über eine Person reden, die Ihr schon kennen gelernt habt. Auch ich habe diese Person getroffen, auch wenn sie damals einen anderen Namen hatte."

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #229 am: 05. März 2014, 17:32:01 »
Position:
Schlund
Aufbruch
"Rechtschaffener Kreuzfahrer"
Raucherzimmer
Zeit: 2 927 784.M41

Letztendlich kommen da nur zwei Personen in Frage, Lady Marati und Lady Anagai. Ich tippe eher auf letztere.
"Ich kenne sie als Lady Anagai und habe sie in der Klause getroffen. Sie scheint begeistert ein Puzzle in der gesamten Weite zu spielen und gab sich als Wahrsagerin aus", erzähle ich frei heraus.
"Sie hatte damals einen anderen Namen und tat so, als wäre sie eine fahrende Händlerin, die sich etwas auf Wahrsagen versteht. Spaßeshalber habe ich mir von ihr die Zukunft vorhersagen lassen. Ich verdammter Narr!"
"Wer kann schon wissen, dass eine kleine Wahrsagerin ein Wesen von jenseits des Schleiers ist?", erwidere ich, da ja auch ich auf diese infame Person herein gefallen bin. Wobei sie wahrscheinlich immer Mittel und Wege findet, einen zu ihrem Spielzeug zu machen. Ob man nun will oder nicht, Thronverdammt!

"Niemand, aber das macht es nicht viel besser, nicht wahr? Nun, auch bei mir benutzte sie das Gleichnis des Puzzles und das es viele gibt, die für sie einzelne Teile zusammentragen. Ich habe vier meiner fünf Aufgaben für sie erledigt."
"Dann hat sie Euch auch verboten, die Weite zu verlassen?"
"In der Tat, das scheint ihre Masche zu sein. Jeder trägt ein Puzzleteil zusammen. Aber ich habe mich nun seit acht Jahren standhaft geweigert, weiter an ihrem Spiel mitzumachen. In der ersten Zeit habe ich sogar aktiv nach den Namen auf meiner Liste gesucht, da ich dachte, ich wäre auserwählt und das ganze würde einem höheren, imperatorgefälligen Zweck dienen. Erst in Laufe der Zeit wurde mir klar, was für ein hinterlistiges Spiel sie da treibt und dass dieses Miststück das schon mit sehr vielen Personen in der Weite abgezogen hat. Und ich habe keine Lust, mich mit diesem ominösen Endgegner, dieser ultimativen Bedrohung anzulegen. Anfangs hat sie mir gedroht und mich öfters besucht. Offensichtlich scheint sie aber inzwischen die Lust an mir verloren zu haben, da sie mich schon seit Längerem nicht mehr genervt hat."

"Was waren das für Leute auf Eurer Liste?"
"Abenteurer, Schatzsucher, Psioniker. Der letzte auf meiner Liste ist ein Halbling in der Uniform der Flotte."
"Interessant, den habe ich auch auf der Liste und einen Verein alter blinder Männer. Den ersten Gegner habe ich auf Maleziel schon abgehakt. Danach kam sie während des Warptransfers an Bord meines Schiffes und hat mich ebenfalls mit ihrem Gleichnis über ein Puzzlespiel genervt."
"Eine interessante Mischung, die ihr da habt. Der Halbling scheint noch nicht in der Weite zu sein. Ich habe ihn anfangs gesucht, aber es gibt keinen solchen Mutanten in der hiesigen imperialen Flotte, die ja überschaubar klein ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass selbst ein sanktionierter Mutant in die Reihen der Flottenoffiziere aufgenommen werden würde."
"Nicht jeder, der eine Flottenuniform trägt, ist auch Mitglied der Imperialen Flotte. Viele in der Weite tragen Uniformen aus dubiosen Quellen. Vielleicht ist er eine Parodie", meine ich und in mir blitzt eine Idee auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein kleines Äffchen in Flottenuniform, welches ich den infamen Flotten-Kapitän Covalek als Zeichen meiner Wertschätzung schenke. Affe zu Affe. Dann erzählt er mir, dass zwei Männer versucht hätten, ihn zu töten, aufgrund von Lady Anagais Prophezeiungen. Der eine war ein Forscher, der versucht hatte, Warpstürme zu kontrollieren. Der andere war Archäologe im Igerischen Dominium auf der Suche nach Haloartefakten.

"Wusstet ihr, dass Sebastian Winterscale auch auf diese Lady Anagai getroffen ist?"
"Ich habe es vermutet, da er in seinen Büchern über jede Menge obskure psionische Phänomene gestolpert ist." Da muss Umboldt lauthals lachen.
"So kann man das auch ausdrücken. Seine Liste umfasste zwölf Namen und er hat sie alle abgearbeitet."
"Also hat er sich der finalen Gefahr gestellt", erwidere ich nach einem Schlucken. Zwölf Namen hatte der berühmte Sebastian Winterscale, fünf Namen Wrath und ich hab nur noch drei auf einer kurzen Liste. Das Spiel nähert sich offenbar dem Ende.
"Ja, der letzte große Gegner. Bevor er verschwand, gingen seine getreusten Gefolgsleute von Bord. Er scheint nicht mit einem Erfolg gerechnet zu haben."
"Deswegen konnten sie Dynastien gründen."
"Ja, wobei seine Navigatorin sich halb wahnsinnig vor Angst mit Chaoskultisten eingelassen haben soll, bevor sie starb." Damit meint er die Navigatorin Greta Silvas, dessen Erbe wir auf Maleziel gefunden haben. Sie hat ja vor ihrem Tod noch die Pläne für ihre Maschine fertiggestellt. Wahrscheinlich diente sie dazu, Lady Anagai auf Abstand zu halten. War dies allein ihre Idee gewesen oder hatte sie diese Aufgabe von Winterscale übertragen bekommen? Wenn ja, warum hat er nicht auf ein Exemplar davon gewartet? War er in Eile gewesen? Müßig darüber zu spekulieren.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #230 am: 07. März 2014, 12:02:31 »
Position:
Schlund
Aufbruch
"Rechtschaffener Kreuzfahrer"
Raucherzimmer
Zeit: 2 927 784.M41

"Ihr erwähntet, dass Winterscale auf die "Audacia" getroffen ist?"
"In der Tat, in einem seiner weniger bekannten Bücher wird das erwähnt. Aber leider nichts Genaueres. Auf alle Fälle waren schon einige Lord-Kapitäne der "Audacia" Spieler von Lady Anagai."
"Jeder Lord-Kapitän der "Audacia" war ihr Spieler. Mein Schiff hat nicht umsonst einen so schlechten Ruf. Ich nehme an, es liegt an der Astropathenkammer. Diese Einrichtung ist ein wichtiger integraler Bestandteil meines Schiffes und wird beschützt. Vergeblich habe ich versucht, dieses verdammte Ding loszuwerden", erzähle ich offen. Umboldt war bis jetzt auch offen und es tut gut, mit einem Außenstehenden zu sprechen, der ebenfalls betroffen ist. Wir könnten ja einen äußerst exklusiven Club der von Lady Anagai Verfluchten gründen. Ich habe ein paar sehr interessante Informationen erhalten. Ich schätze mal, der damalige Lord-Kapitän der "Audacia" stand auf der Liste von Sebastian Winterscale und der berühmteste aller Freihändler der Weite hat gewonnen. Wir diskutieren, was der finale Gegner sein könnte. Ich bringe meinen Verdacht ins Spiel, dass es der letzte der Yu´vath sein könnte.

"Durchaus möglich. Eine mächtige Rasse, die allerdings als ausgerottet gilt."
"Die Stryxis sind übrigens einer ihrer Dienerrassen, ihre Verwalter, um genau zu sein. Auch sie scheinen nach ihrem letzten Herrn zu suchen. Den Verdacht über den letzten Yu´vath habe ich von Bischof Arendt persönlich und er ist der höchste Vertreter des Adeptus Ministorums in der Weite. Die Inquisition scheint konkrete Verdachtsmomente zu haben, dass sich hier in der Koronus Weite der letzte Überlebende dieser Warpaffinen Rasse aufhält. Ob er schläft, eingekerkert oder was auch immer ist, das ist leider ein Rätsel."

"Es stellt sich die Frage, was Lady Anagai nun eigentlich erreichen will", meint der Lord-Kapitän der "Rechtschaffenen Kreuzfahrers".
"Gute Frage, die ich nicht zu beantworten weiß. Es stellt sich die Frage, was sie überhaupt ist. Ein Dämon, ein duales Wesen, das in beiden Ebenen existieren kann oder etwas gänzlich Unbekanntes. Mein Verdacht ist, dass Lady Anagai die ehemalige lebende Heilige Inquisitorin Mikea Urati ist, welche mit der "Ignes et Amnestia" die Seiten gewechselt hat. Aus welchem Grund auch immer. Wahrscheinlich ist dieses Schiff ihr Mittel, um den Schlund für uns Auserwählte zu sperren. Es ist möglich, dass ich eines Tages gegen dieses Schiff ziehen werde. Kann ich dann auf Eure Hilfe zählen?"

"Tut mir leid, ich habe zwar einen Kreuzer, aber nicht die notwendige Besatzung, um dieses Schiff in ein Gefecht zu führen. In den letzten Jahren habe ich große Verluste hinnehmen müssen und konnte diese nicht kompensieren." Mir ist klar, dass dies nur eine vorgeschobene Ausrede ist. Es gibt genug Welten, wo man Personal rekrutieren und dann ausbilden kann. Ist ja nicht so, dass ich Morgen gegen die "Ignes et Amnestia" zu Felde ziehen gedenke. Wir stellen noch einige Vermutungen an, was die Motive der Lady sein könnten, kommen aber zu keinem wirklichen Ergebnis, da wir selbst über zu wenige Puzzleteile verfügen, um daraus ein schlüssiges Bild zu machen. Will sie nur Chaos verursachen? Will sie den letzten Yu´vath wirklich finden? Und wenn ja, für was? Um ihn zu vernichten, weil sie, falls sie wirklich eine ehemalige Inquisitorin ist, immer noch ihr ursprüngliches Ziel mit anderen Mitteln verfolgt? Ihn als Verbündeten für einen Feldzug gegen das Imperium gewinnen? Ihn versklaven? Irgendwelche sinnentleerten Experimente mit ihm anzustellen? Spekulieren ist leicht, Fakten beschaffen schwer. In Freundschaft und gegenseitigem Respekt trennen wir Schicksalsgefährten uns.

Ich treffe meine beiden Mädchen in etwas erhitzter Stimmung an. Offenbar haben sie sich mit ein paar anderen Konkubinen lebhaft unterhalten. Ich hoffe nur, dass dabei nicht allzu viele Peinlichkeiten zur Sprache gekommen sind. Für einen kurzen Moment frage ich mich, über was sich Konkubinen wohl so unterhalten mögen, dann komme ich zu dem Schluss, dass ich das lieber gar nicht wissen möchte. Jedenfalls komme ich lange Zeit nicht zur Ruhe, bis ich endlich in einen unruhigen Schlummer fallen kann, wo ich von wirres Zeug von Sebastian Winterscale, Lady Anagai und dem letzten der Yu´vath träume.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #231 am: 10. März 2014, 14:35:36 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
"Lion"
Brücke
Zeit: 2 945 784.M41

Knapp eine Woche ist seit dem denkwürdigen Gespräch mit Lord-Kapitän Wrath Umboldt vergangen. Gerade habe ich mit meinem innersten Gefolge auf den umgebauten Gastanker "Lion" umgesetzt und dringe damit in das System mit der Raffinerie ein. Lenea Alakan hat es sich nicht nehmen lassen, mich bei der heiklen Aufklärungsmission zu begleiten.

"Wenn du unbedingt meine Konkubine mimen willst, von mir aus", meinte ich.
"Konkubine?" Lenea lief rot an wie die Anzeige eines missgelaunten Maschinengeistes. "Wie wäre es mit Seneschall?"
"Wie alt bist du denn?"
"Das fragt man eine Dame nicht!"
"Dem kann ich nur zustimmen, Lord-Kapitän Conari!", warf Althea ein und fing sich von mir eine hochgezogene Augenbraue ein.
"Dann anders, wie realistisch ist ein Seneschall in deinem Alter?"
"Ich bin schließlich der Lord-Kapitän einer Fregatte!"
"Nur aufgrund dynastischer Verwerfungen. Lord-Kapitän wird man teilweise durch seine Herkunft, Seneschall durch Können, Kontakte und Erfahrung."
"Na gut! Dann eben Leibwächterin!"
"Wie schwer bist du denn?"
"Das fragt man eine Dame nicht!"
"Dann anders, wie realistisch ist eine etwa siebzehn Jahre alte Leibwächterin von knapp 1,70 und etwa fünfundvierzig Kilo bei einem Mann von 1,91 und fast neunzig Kilo?"
"Bäh! Ich hasse so was! Geschlagen durch logische und nachvollziehbare Argumente!", ruft sie schließlich aus, nachdem sie einem Minute lang die Backen aufgeblasen, mit den Augen gerollt und augenscheinlich angestrengt nachgedacht hatte.
"Vorschläge?"
"Nun gut, ich bin deine Konkubine, die sich als Leibwächterin tarnt!"
"Na, geht doch!"

Danach nahmen meine Konkubinen sie richtig in die Mangel, steckten sie in eine Wanne, frisierten ihre Haare zu so etwas wie einer annehmbaren Frisur und kleideten sie ein, so dass sie nicht mehr aussah, als ob das Zeug schon wochenlang vor sich hin geschimmelt war, bevor sie es vor einem Monat angezogen hat. Lenea hat in etwa die zierliche Statur von Josephina und trug nun eine enganliegende Hose aus Groxleder, das an der Seite offen um mit einer Kreuznaht vernäht war. Ein Mieder hob ihre kleinen Brüste an und gab ihrer Taille so etwas wie eine Form. Eine enge Bluse mit tiefen Ausschnitt zeigte genug Haut um klar zu machen, was ihre eigentliche Profession war. Meine Mädchen hatten sich verkünstelt und ihr ein wirklich hübsches Make Up verpasst, nicht zu aufdringlich, als hätte ein Kind mit einem Malkasten experimentiert und auch nicht zu dezent, um ihre natürliche Schönheit nicht zu betonen. Unter all dem schlampigen Aussehen ist doch tatsächlich eine kleine Dame zum Vorschein gekommen.

Ich bin nun der Händler Nepal Manner von Malfi aus dem Calixis Sektor im Auftrag eines Konsortiums von Manufakturen auf der Suche nach neuen Edelgasquellen. Ich trage nicht mehr meine schwere Rüstung mit dem aufwendigen Hexagrammfeld, sondern meine alte Sicherheitsrüstung unter einem blauen Mantel. Als Bewaffnung trage ich meine normalen Waffen, aber alle in anderen Halftern und die Griffe mit Goldkordeln verziert. Ich will etwas wie ein Geck wirken. Mein Gefolge sieht ähnlich aus. Nicht heruntergekommen, aber auch nicht so gut ausgerüstet wie es normalerweise wäre.

Die "Audacia" patrouilliert auf Schleichfahrt am Rande des Systems und versucht die vier Zerstörer aufzuspüren, ohne dabei selbst entdeckt zu werden. Ich hoffe dass dies mal gut geht. Die "Lion" fährt offen in das Oribas System ein. Wir sollen entdeckt werden, was auch bald passiert. Wir werden angefunkt und ich stelle mich unter meinem Tarnnamen vor. Ich erzähle ihnen die ausgedachte Tarngeschichte und bekomme eine Parkposition etwa dreihundert Kilometer von der Station zugewiesen. Laut Bruder Obskurus befinden sich keine Dämonen an Bord der Station. Einer der Zerstörer scheint im toten Winkel hinter der Station zu liegen. Wir werden angewiesen zu warten, bis wir abgeholt werden. Andocken dürfen wir nicht.

Es dauert nicht lange, da fliegt ein Aquila Lander von der Station los. Die Raffinerie ist in erster Linie ein gigantischer, etwas unregelmäßig geformter Würfel mit zwanzig Kilometer Kantenlänge. Umgeben von einem sechsundzwanzig Kilometer durchmessenden Habitatsring, welcher an den Kanten den Würfels verankert ist. Vier Stege sorgen für weiteren Halt, so dass die Station mit acht Punkten befestigt ist. Ich hoffe mal, dass dies eine konstruktionsbedingte Tatsache und keine Hommage an das Chaos ist.

Der Lander landet in unserem Hangar und wir sind bereit. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, versuche aber zum einen optimistisch und zum anderen unauffällig zu wirken. Mein Blick wandert über mein Gefolge und bleibt bei Lenea hängen. Ein hübsches Mädel ist sie ja, als Konkubine eines niedrigen Hauses könnte sie durchaus durchgehen. Ich hoffe nur, dass sie nicht aus ihrer Rolle fällt.
« Letzte Änderung: 12. März 2014, 15:39:16 von Nakago »

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #232 am: 12. März 2014, 15:39:25 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
"Lion"
Hangar
Zeit: 2 945 784.M41

Die Luke des Aquila öffnet sich und in militärischer Präzession verlassen drei mit Boltern bewaffnete schwer gerüstete Wachen das Schiff, direkt gefolgt von einer uniformierten Frau mit hochwertiger Bewaffnung. Das muss Greta Rockig sein und sie sieht in der Tat aus, als würde sie Steine kauen. Ich habe selten eine Frau mit so vielen Narben im Gesicht gesehen. Ihre Haare sind so kurz geschnitten, als wären sie ein Drei-Tage-Bart. Sie begrüßt mich verhalten und fordert mich auf, an Bord des Landers zu kommen.

"Einer so freundlichen Aufforderung kann ich nicht widerstehen", meine ich freundlich lächelnd und begebe mich an Bord des Bootes. Lenea hockt sich neben mich. Weitere Wachen sind an Bord. Als Greta an mir vorbei geht, sehe ich, dass sie eine Stahlplatte am Hinterkopf hat. Das Ding ist eckig und sieht nicht sehr ergonomisch aus.
"Eine Kriegsverletzung?", frage ich sie und Greta schaut mich nur eiskalt an. Mit der Frau ist nicht gut Kirschen essen.

Wir legen ab und fliegen auf die Station zu. Ich habe einen guten Platz unter der Kuppel und kann so nach außen sehen. Schnell kommt die gigantische Station näher. Wir sehen, wie ein kleines Schiff gerade ablegt. Ob das nun ein Gasernter ist, vermag ich nicht zu sagen. Sah die Station Anfangs mit bloßem Auge nur wie ein in dem Orbit eines Gasriesen schwebenden Kinderspielzeug aus, wird schnell klar, wie unglaublich gigantisch diese Station ist. Klar hat Wandererhafen einen größeren Durchmesser, ist aber nur ein Fünftel so hoch. Am Kiel kann ich zwei mächtige Türme von Laserlanzen erkennen. Oben auf drehbaren Türmen montierte Makrokanonen. Normal sind die Dinger zu riesig, um sie in Türme zu lafettieren, aber bei diesen gigantischen Dimensionen ist es möglich. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt.

Wir schwenken ein und fliegen am Habitatsring vorbei, der mit Makrokanonenbatterien gespickt ist. Dann erreichen wir einen Hangar und fliegen hinein. Auch dieser ist riesig und könnte mehrere Staffeln von Furys beherbergen, was aber zum Glück nicht der Fall ist. Eine kleine Ehrenformation ist angetreten und ein Marketender mit dem Namen Yorgen Illgarat erwartet uns schon in einer schicken weißen Uniform, wie sie gerne Stewarts auf hochwertigen Passagierdecks tragen. Auch er trägt eine Metallplatte am Schädel. Für was die wohl gut sein mag?

Der Marketender macht einen etwas fahrigen Eindruck. Seine Augen wandern stetig hin und her und meiden jeglichen Augenkontakt. Er geleitet uns schwafelnd in eine Fahrzeugkabine einer Schwebebahn. Die Streben scheinen mir überdimensioniert zu sein, um einen Transportzug oben zu halten. Wahrscheinlich werden damit auch schwere Güter transportiert. Die Bahn fährt zuckelnd los und schleicht im Schneckentempo von etwa zwanzig Stundenkilometer dahin. Wir verlassen den Hangar und fahren durch eine gigantische Halle. Riesige Maschinenblöcke werden hier zerlegt und gereinigt. Gewaltige Kettenkräne werden mit bloßer Muskelkraft bedient. Jeder Arbeiter hat ebenfalls eine Metallplatte im Hinterkopf implantiert. Auch Illgarat weicht Fragen diesbezüglich aus. Oben auf Laufstegen sind Wachen zu sehen, die meist hochwertige halbautomatische Enterschrotflinten tragen oder Bolter, wenn es sich um Unteroffiziere handelt. Hier wird Sicherheit großgeschrieben. Wenn alles klappt, werden auch meine Leute bald generell über bessere Bewaffnung als bisher verfügen. In einem der Gänge stapft ein Sentinel dahin, der zwei Greifarme hat. Gewisse Arretierungen lassen darauf schließen, dass er mit wenigen Handgriffen gepanzert und bewaffnet werden kann. Nicht gut!

Schließlich erreichen wir eine weitere Station, die zu einem Verwaltungstrakt führt, wo der Marketender seine Schreibstube hat. Die ist recht gemütlich für Geschäftsverhandlungen eingerichtet und gibt einen freien Blick durch ein Panoramafenster auf die Station. Ich bekomme zu hören, dass die Lieferbücher eigentlich voll sind und wir nicht wirklich als Kunden in Frage kommen. Nun lasse ich durchblicken, dass ich ein Sammler von Memorabilien des Angevin Kreuzzuges bin und für einen Vertrag mich durchaus von einem Glanzstück meiner Sammlung trennen würde, nämlich der vollständigen Uniform, samt Orden, Urkunden, Bewaffnung und Portraits des Generals Arthur Jaegis, ehemals Angevins Adjutant und Drusus Stabschef. Damit bringe ich den Marketender Illgarat soweit, dass er mit seinem obersten Dienstherrn direkt Kontakt aufnimmt.

"Meister Feinfeld ist bereit Euch zu empfangen, wenn ihr mir bitte folgen würdet", meint schließlich der weiß uniformierte Marketender und wir stehen auf. Geht doch!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #233 am: 14. März 2014, 15:55:19 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Fellwinds Raffinerie
Habitatsring
Zeit: 2 945 784.M41

Wir gehen zurück zur Schwebebahn und steigen wieder ein. Mit dieser wahnwitzigen Geschwindigkeit von zwanzig Stundenkilometern zuckeln wir nun in Richtung Zentrum der Anlage. Ich habe beinahe das Gefühl, dass wir schneller zu Fuß vorankommen würden. Nun ja, da heißt es wohl, sich in Geduld zu fassen. Allerdings scheint es ein gewisses Problem zu geben, denn wir werden von Techpriester Caitos Ceta V in Empfang genommen. Der Typ sieht ziemlich gruselig aus, selbst für einen Magos. Sein Kopf ist auf seinen Schädel reduziert. Kein Mist! Sein Kopf ist vollständig skelettiert, in seinen Augenhöhlen sind Sensorstäbe und Kameras zu erkennen. Sein Gehirn besteht zum sichtbaren Teil nur noch aus technischen Komponenten. Sein rechter Arm ist vollständiger Ersatz, was nicht so ungewöhnlich ist. Sein linker ist vollkommen fleischlos, das natürliche Skelett noch vorhanden und von technischen Geräten wie Motoren und künstlichen Sehnen betrieben. Der Rest von seinem Körper ist von der typischen roten Robe verhüllt, allerdings hat er ein abweichendes Symbol. Die eine Seite ist der typische skelettierte Schädel, der andere aber nur eine leuchte Fläche statt des Cyberschädels. Wahrscheinlich ist dies das Symbol der Sieben Tiefen Gemeinschaft.

Der Techpriester führt uns in einen Raum, wo mehrere Arbeiter auf Stühle festgeschnallt sind. Diese haben sich freiwillig zum Weiterdienst als Servitor bereiterklärt. Aber das interessante an der Szene ist, dass wir auf einem Monitor sehen können, was sie glauben zu sehen. Wir sind für sie Engel und sie befinden sich im Paradies. Das ist natürlich auch eine Methode, Zwangsarbeiter ruhig zu stellen und zu motivieren. Wer lehnt sich schon gegen die Engel des Imperators auf? Diese kleinen Metallplatten am Hinterkopf aller Besatzungsmitglieder oder besser gesagt, das Innenleben davon, lässt den Träger an eine künstliche Realität glauben. Ich tu so, als ob ich davon äußerst angetan bin. Man muss schon ein Idiot sein, um nicht die Vorteile davon zu sehen. Und die Nachteile, die ich lieber unausgesprochen lasse. Die Kirche wird nicht davon angetan sein, dass man ihr Jenseitsbild dazu missbraucht, Zwangsarbeiter ruhig zu stellen.

Allerdings müssen wir, wenn wir mit Meister Feindfeld persönlich in Kontakt treten wollen, uns ebenfalls in eine künstliche Realität begeben. Das ist natürlich ein starkes Stück. Aber ich bin nicht so weit gereist und habe so viel Geld investiert, um jetzt klein bei zu geben. Wir werden bis zu einer Sicherheitsschleuse geführt, wo wir unsere Waffen abgeben müssen. Wie bekommt man die Waffen eines Freihändlers? Genau, man bittet ihn darum. Aber habe ich Alternativen? Mit einer Weigerung komme ich meinem Ziel nicht näher. Also übergebe ich mein Wehrgehänge ohne zu zögern und die anderen folgen meinem Beispiel. Die Sicherheitsschleuse ist höchst interessant, zwei ferngesteuerte Maschinengewehre decken diesen Bereich ab, sechs Wachen halten sich hier auf, zwei weitere haben uns bis hier her begleitet, dazu noch der Magos und der Marketender. Links und rechts befinden sich Sicherheitstüren, dahinter befinden sich die Bedienungsterminals für die MGs und für das Öffnen und Schließen der Schleuse.

Hinter der Schleuse kommt nach einem kurzen Gang ein kreisrunder Raum mit acht Liegen aus gebürstetem Stahlplast. Der Boden scheint nach oben fahrbar zu sein, denn ich kann entsprechende Gestänge und zwei in Nischen befindliche Notleitern sehen. Mit diesen Geräten kann man eine künstliche Realität simulieren. Ich habe ziemliche Bedenken, mich auf diesen Liegen festschnallen zu lassen, darf mir aber nichts anmerken lassen. Momentan bin ich der Gradmesser für die anderen, sie orientieren sich an dem, was ich tu. Also werfe ich Lenea einen aufmunternden Blick zu und lege mich hin. Ohne Gegenwehr lasse ich mich anschnallen. Bruder Obskurus verfällt in seine alten Verhaltensmuster und will zuerst den Wächter spielen. Kapiert der Mann nicht, dass dies hier eine Prüfung des Vertrauens ist?

Nachdem alle angeschnallt sind, erwarte ich schon beinahe den Verrat, aber wir bekommen nur Helme aufgesetzt, die fest verschraubt werden. Mehrere Nadeln bohren sich in den Nacken, dann erhellt sich der schwarze Schirm des Helmes. Ich kann spüren, wie sich die Plattform nach oben bewegt und einrastet. Eine grüne Ebene erscheint um uns herum. In der Ferne kann ich ein dreistufiges, weißes Zikkurrat erkennen. Wie Götter schreiten vier Gestalten davon herunter, sie sind gewaltige Menschen, etwa drei Meter hoch, in weiße klassische Togen gehüllt.

"Willkommen in meinem Reich!", spricht mich der Riese direkt an. Offensichtlich ist das Magnus Fellwind. Wer so eine Schau abzieht, hat entweder ein sehr kleines Ego oder etwas zu verbergen. Ich tippe eher auf Letzteres.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #234 am: 17. März 2014, 15:38:01 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Fellwinds Raffinerie
Refugium der virtuellen Realität
Zeit: 2 945 784.M41

Seine Familienmitglieder bleiben eher im Hintergrund. Wir halten zuerst etwas Smalltalk, sprechen ein paar herausragende Ereignisse des Angevin Kreuzzuges an. Wie gut, dass mich dieses Thema immer fasziniert hat und alle meine Lehrer diesbezüglich ausnahmsweise mal meine volle Aufmerksamkeit genossen haben. Wir kommen auf die Flut von Fälschungen zu sprechen, welche den Markt überschwemmt. Wie gut, dass ich ein über jeden Zweifel erhabenes Echtheitszertifikat habe. Ich deute schließlich an, dass ich für einen dauerhaften Liefervertrag über Edelgas auf dieses außergewöhnliche Stück verzichten  und es ihm als Gegenleistung überlassen könnte. Nach etwas hin und her kommen wir ins Geschäft. Aber leider würde der Vertrag erst in einem halben Jahr greifen. So lange können wir natürlich nicht warten. Das heißt umdenken. Also tu ich so, als hätte ich die Uniform nicht hier, sondern noch auf Aufbruch. Zur Unterzeichnung der Verträge würde ich sie ihm dann übergeben. Ich werde so zwar nicht andocken können, aber komme so nahe an die Plattform heran.

Als kleinen Bonus zeigt er mir das Glanzstück seiner Sammlung. Ein Sturmbolter wird aus einer Plattform aus dem Boden heraus präsentiert. Ist der nun Echt oder nur eine Projektion? Auf alle Fälle ist das Gehäuse mit einer Elfenbeinschnitzerei verziert, welche eine Schar unverhüllter Engel mit flammenden Schwertern zeigt.

"Einst gehörte dies General Angevin. Das ist "Himmelssturm". Er benutzte ihn in den letzten Jahren seines Lebens, als der Kreuzzug stagnierte. Ein wahres Prachtexemplar. Seht nur diese exquisite Darstellung der Engel." In der Tat sind die Engel recht weiblich gehalten und von erquickender Schönheit.

"Wirklich ein herausragendes Stück, einem wahren Sammler nur zu würdig!" Nachdem wir das gute Stück gebührend gewürdigt haben, können wir wieder gehen. Die Plattform fährt wieder nach unten und man schnallt uns wieder los. Lenea ist etwas durch den Wind und ich muss sie aufmuntern. Sie ist eben noch sehr jung und noch nicht besonders stark abgehärtet, was solch ungewöhnliche Situationen anbelangt. Ich zieh sie etwas auf, wie es ein Meister mit seiner Konkubine in einer solchen Situation eben tun würde. Schließlich muss ich eine Rolle spielen, Lenea eben auch.

Ohne Probleme bekommen wir schließlich unsere Waffen zurück und ich stoppe, wie lange wir etwa von hier bis zum Hangar brauchen. Etwas knapp über fünfunddreißig Minuten. Im Aquila Lander sind schon ein paar Proben von Edelgasen in druckfesten Behältern verstaut und wir können ohne weitere Probleme zurückfliegen. Ich bin wirklich froh, wieder im Hangar der "Lion" zu sein. Nachdem die Fässer gut verstaut sind, fliegt das kleine Beiboot wieder ab und ich atme auf. Ich lasse Kurs auf die Randgebiete nehmen.

Nach einem Tag treffen wir wieder auf die "Audacia", wechseln die Schiffe und werten die gesammelten Daten aus. Regelmäßig wird die Station von einem Müllschiff angesteuert. Einmal am Tag bringt das Schiff den Müll raus, um es mal salopp zu sagen. Dazu fliegt es in Richtung Sonne und entlässt nach zwei Stunden Flugzeit den Müll in den freien Raum. Dafür braucht es etwa eine halbe Stunde. Dort wo es den Müll heraus lässt, hat sich ein regelrechtes Müllfeld gebildet, sprich es ist nicht von der Station zu Orten, was darin vorgeht. Ein anderes Schiff was wiederum eher unregelmäßig an und ablegt ist ein Analyseschiff. Es scheint wohl die Gasvorkommen des Planeten zu messen. Das mit dem Müllschiff ist eine wichtige Information. Nach etwas hin und her entwickeln wir gemeinsam einen verwegenen Plan, die Station zu übernehmen.

Phase Eins beinhaltet die Kaperung des Müllschiffes im Müllfeld. Einige hundert Mann können sich darin verstecken. Einige Zeit bevor das gekaperte Müllschiff wieder mit dem trojanischen Inhalt an die Station andockt, werden wir mit der Generalsuniform an Bord gehen. Wir brauchen etwa eine Dreiviertelstunde. Die Uniform wird in einer Kiste transportiert werden, wo wir weitere zusätzliche Waffen lagern können. An der Schleuse werden wir unsere finsteren Pläne offenbaren und die Wachen dort niederkämpfen. Wir öffnen die Schleuse, gehen hindurch, schließen und blockieren diese dann. Dann gehen wir in den Raum mit den Liegen und folgen dem Kabelschacht zum Cogitatorkern. Jedenfalls meint Fidilius, dass er entsprechende Kabel hat erkennen können und meint, der zentrale Cogitatorkern zur Steuerung der künstlichen Realität wäre in der Nähe. Er traut sich zu, durch eine Umprogrammierung die Besatzung entweder außer Gefecht zu setzen oder im besten Fall, auf unsere Seite zu ziehen. So werden nur noch die Techpriester und Servitoren übrig bleiben, uns Widerstand zu leisten. Magister Militaris Ares ist der Meinung, den Schacht mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln halten zu können. Sein Wort in Imperators Ohr.

Inzwischen hat das Müllschiff angedockt und die versteckten Truppen sichern die Andockstation. Derweil offenbart sich die "Audacia" und die Geisterflotte. Damit ziehen wir das Feuer auf uns, während der Gastransporter nun auf die genommenen Docks andocken kann und die regulären Truppen auslagern kann. Derweil drehen unsere Schiffe ab und bekämpfen die Zerstörer. Hört sich einfach an, ist es eigentlich auch. Natürlich kann sehr viel schief gehen. Aber nur wer wagt, gewinnt!

Gespielt am 24.08.2013
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 5
Altea Puppila Meisterin der Leere Rang 4
Magister Militares Ares Rang 3
Bruder Obskurus Rang 4
EP: 400
Besiegte Feinde:
Beute:

Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #235 am: 19. März 2014, 14:29:55 »
Persona Dramatis
Spoiler (Anzeigen)


Kapitel 38
Tiefen und Höhen

Position:
Winterscales Reich
Oribas System
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 009 785.M41

Ein neues Jahr ist angebrochen. Die letzten zwei Wochen waren sehr stressig. Auf dem Rückflug besuchten wir noch die von Orks besetzte Minenwelt im Iquius System. Schließlich wird das unser Alibi sein und wir sollten wissen, was uns dort unten erwarten wird. Nichts Gutes schätze ich. Das meiste ist unterirdisch, aber einen verdammten Brocken können wir ausmachen. Auch sind noch zwei Transportschiffe im Orbit zu erkennen. Wenn man die zusammengetackerten und vor Waffen starrenden Schiffe Transporter nennen möchte.

Auf Aufbruch zurück standen einige Konferenzen an, auch trudelten weitere Schiffe der Geisterflotte ein und die Einschiffung der Söldner den Transporter und die "Handbeißer" mussten geregelt werden. Ich habe versucht, ein kleines Äffchen zu kaufen, um es in eine kleine Flottenuniform zu stecken und es Covalek zu nennen. Leider hatten die entsprechenden Händler keinen passenden Affen auf Lager. Dafür eine Kreatur, welche die Anwesenheit von Psionikern mit einer Rotverfärbung meldet. So etwas ist natürlich praktisch. Ich mache eine Probe aufs Exempel und zitiere Bruder Obskurus her. Leider war das zu viel für die Kreatur und sie platzte, nachdem sie sich rot verfärbt hatte. Dummerweise hatte der aufgebrachte Händler nur ein Exemplar auf Lager gehabt und dessen Überreste klebten gerade an den Wänden seines Terrariums. Thronverdammt!

Nun sind wir wieder in der Peripherie des Oribas Systems und warten auf die letzten Mitglieder der Geisterflotte. Auf Aufbruch kamen zwei Transporter und eine Fregatte hinzu. Nun kommen noch vier weitere Transporter und zwei Fregatten. Mit der "Audacia" als Flaggschiff haben wir nun fünf Fregatten, einen Zerstörer und acht mehr oder weniger starke Transporter in der Flotte. Nicht gerade eine Sektorflotte, aber gegen die "Stalker" und vier Zerstörer sollte es reichen. Es ist nur schade, dass ich diese Flotte nicht ins Gefecht führen kann. Diese Ehre wird mein XO Kyrr haben. Ich vertraue dem Mann und seinen Fähigkeiten. Die Crew ist motiviert und bereit. Ich bin nur bereit und nicht motiviert. Immer wieder muss ich an die Vision von Josephina denken. Wahrscheinlich wird es uns gelingen, die Beute zu erringen, aber nicht zu behalten. Ich habe ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache. Aber trotzdem werde ich es tun, auch wenn es mir nicht gefällt. Wenn die "Stalker" entkommt, sind wir geliefert. Beim goldenen Arsch des Imperators, die verdammte "Stalker" ist ein Tarnkappenschiff, sie wird entkommen!

Aber die Abgründe der Familienpolitik zwingen mich, alles zu riskieren. Wie ich die hasse! Nun denn, gehen wir mit wehenden Fahnen dem Untergang entgegen, in der Hoffnung, dass ich mich täusche. Die letzten Befehle werden gegeben und die "Handbeißer" unter der frechen und doch niedlichen Lord-Kapitän Lenea Alakan beginnt mit ihrer Schleichfahrt ins System. Derweil setzen wir zur "Lion" über. Ich inspiziere die Söldnereinheiten und die scheinen guter Dinge zu sein. Sie sind der Meinung, als Verteidiger von Damaris hätte ich militärisch etwas drauf. Meine Ausbilder in der Akademie würden ihnen wohl laut widersprechen, aber die können sie zum Glück ja nicht fragen. Schließlich ist die "Handbeißer" in Stellung und wir fahren nun los. Die restliche Flotte nimmt Formation ein und gibt uns einen Vorsprung, bevor sie uns folgen. Ich mache es mir auf der Brücke des Transporters bequem und nasche aus der Keksdose, die mir vorsichtshalber meine süße Colette mitgegeben hat, damit ich hier nicht darben muss.

Ohne Probleme erreichen wir den Ortungsbereich der Raffinerie und fahren offen in ihren Bereich. Das Müllschiff hat gerade abgelegt und bewegt sich nun in den Müllnebel. Schon bald werden wir entdeckt und angefunkt. Wir geben uns zu erkennen und folgen zu einer zwei Klick entfernten Parkposition vor der Station. Ohne Eile halten wir den vorgegebenen Kurs. Die "Handbeißer" meldet Vollzug, das Müllschiff ist in unserer Hand. Die "Lion" erreicht ihre Ankerposition und wir werden abgeholt. Ich stelle auf meinem Chrono einen Countdown. Wie letztes Mal ist wieder die Sicherheitschefin der Feinfeld Raffinerie, Greta Rokig an Bord. Ich lasse sie das "Geschenk" in der Kiste inspizieren. Wie erwartet findet sich nichts Ungewöhnliches daran, wo doch da drinnen noch ein Bolter, ein Plasmawerfer und ein Flammenwerfer versteckt sind. Ich selbst brauche keine Fernwaffen, auch wenn ich gerade den Umgang damit erlerne.

Die Kiste mit ihrem wertvollen Inhalt lasse ich an Bord des Landers bringen und wir legen ab. Die gigantische Station ist schon bald mit bloßem Auge zu erkennen. Wie riesig sie ist. Inzwischen hat sich bei mir die Ruhe vor dem Sturm ausgebreitet, was immer auch passieren mag, ich bin dagegen gewappnet.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #236 am: 21. März 2014, 14:57:11 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Aquila Lander
Transfer zur Feinfeld Raffinerie
Zeit: 2 009 785.M41

Langsam aber sicher wird die gigantische Raumstation immer deutlicher Sichtbar. Es ist erstaunlich, zu was gigantischen Leistungen der Mensch in der Lage ist. Wie viele Generationen hatten an dieser Station gearbeitet, bis sie diese gigantischen Ausmaße hatte? Irgendwie ist es traurig, dass nun zu beenden.

Der Habitatsring ragt schließlich vor uns auf und wir schweben in einen der Hangars ein. Das Müllschiff hat nun fahrt aufgenommen und werden in knapp einer Stunde wieder hier sein. Dann dürften wir auch an der Sicherheitsschleuse sein. Wieder werden wir vom Marketender Yorgen Illgarat empfangen. Wie üblich schwafelt er mir die Hucke voll. Er führt uns zu seiner Schreibstube wo auch der Magos der Sieben Tiefen Gemeinschaft mit zwei Gehilfen im Schlepptau auf uns wartet. Der Häretec bietet mir an, mein Schiff mit einer Anlage der virtuellen Realität auszurüsten. Allerdings ist der Platzbedarf und Energiehunger beträchtlich für ein sekundäres, nicht lebenswichtiges System. Auch für Manufakturen auf Malfi hätte er entsprechende Geräte und würde mir eine beträchtliche Provision bezahlen. Wie üblich heuchle ich weiter Interesse, mahne aber an, für stationäre Systeme eine etwas andere Realität zu kreieren, da im imperialen Raum das Adeptus Ministorum wohl nicht tatenlos zusehen würde, wenn man ihre Schäfchen jetzt schon das Paradies vorgaukelt. Da die Zeit mir davon läuft, beende ich das Gespräch, indem ich verspreche, das Angebot meinen Handelspartnern auf Malfi vorzulegen. Schließlich bekomme ich ein Dossier mit entsprechenden Datenblättern ausgehändigt. Die Produktivitätssteigerungen sind beträchtlich, aber auch die Selbstmordrate unter den Arbeitern. Selbstmordräume sind in der Gesamtkonzeption ein integraler Bestandteil, um durch Selbstmorde nicht den direkten Produktionsablauf zu beeinträchtigen. Nichts ist Gewinnschmälernd als wenn sich regelmäßig Arbeiter in selbstmörderischer Absicht in teure Produktionsmaschinen stürzen, diese eventuell beschädigen und mit ihren Überresten die Produkte beschmutzen.

Mit der Schwebebahn fahren wir nun in den inneren Bereich der Anlage. Inzwischen ist das Müllschiff nur noch wenige Minuten entfernt und bereitet sich auf das Andockmanöver vor. Gleich wird sich zeigen, ob mein Plan Erfolg haben wird oder nicht. Wir steigen aus und schleppen die Kiste in Richtung der Sicherheitsschleuse. Oder besser gesagt, die anderen schleppen die Kiste. Schließlich erreichen wir die Sicherheitsschleuse. Links und rechts neben dem Eingangsschott ragen die Läufe von zwei Maschinengewehre aus ihren drehbaren Halterungen heraus. Insgesamt stehen acht Wachen und der Marketender um uns. Ein faires Verhältnis. Ich bedauere es, diese Menschen töten zu müssen, aber ich rede mir ein, dass dies meine Pflicht ist.

"Wenn ich um Eure Waffen bitten dürfte, Kapitän Männer?" Einer der Wachen hält mir die offene Hand hin, um mein Wehrgehänge in Empfang zu nehmen. Stattdessen zeihe ich Schwert und Boltpistole. Mit einem schnellen Hieb spalte ich ihn in zwei Hälften. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
"Vorwärts!" brülle ich, als ob es noch einer weiteren Aufforderung bedurft hätte. Die Wachen sind im ersten Moment geschockt, besonders als Fidilius seinen Schockstab tanzen lässt. Meisterin Puppila zieht ihre Boltpistole und erschießt nach einigen ungewöhnlichen Fehlschüssen eine weitere Wache. Mein Astropath schützt sich mit einem Schutzfeld, wie damals auf Maleziel. Wie wir wissen, schützt das recht effektiv, bis jemand mit einem HE Lasergewehr darauf schießt. Magister Militaris Aris begibt sich zu einer der seitlich befindlichen Türen, um sie aufzusprengen. Guter Mann, er hält sich an den Plan.

Die Maschinengewehre fangen an zu hämmern und ich versuche in Bewegung zu bleiben. Ich renne durch das Abwehrfeuer der verbleibenden Wachen und tötete mehrere von ihnen. Trotzdem werde ich mehrmals getroffen, aber meine alte Panzerung beweist eindrucksvoll, dass sie trotz allem noch nicht zum alten Eisen gehört. Schließlich sind alle Wachen tot und der Marketender Illgarat betäubt am Boden. Ares sprengt endlich das erste Sicherheitsschott auf und ich stürme in den Raum, im Qualm kann ich zwei Wachen ausmachen. Einer wird von der mir folgenden Althea erschossen, den anderen strecke ich mit meinem Schwert nach mehreren Versuchen nieder. Ich deaktiviere das von hier gesteuerte Maschinengewehr. Auf der gegenüberliegenden Seite gelingt schließlich Fidilius und Obskurus das Gleiche. Allerdings beschädigt der Techpriester in seinem Übereifer die Konsole und verärgert nachhaltig den Maschinengeist. Während er den Schlamassel repariert, versuchen die anderen nun besser ausgerüstet die nachrückenden Truppen auf Distanz zu halten, was ihnen auch gelingt. Schließlich schafft es Fidilius den Maschinengeist zu versöhnen und wir können nun endlich das Schott öffnen. Viel zu langsam fahren die beiden Hälften auseinander. Währenddessen werden vom Feind weitere Verstärkungen heran geführt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns durch Masse überrennen. Oder uns mit einem Sentinel ausheben. Den Geräuschen nach zu urteilen, scheint gerade einer auf uns zuzukommen. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #237 am: 24. März 2014, 13:13:13 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Feinfeld Raffinerie
Sicherheitsschleuse
Zeit: 2 009 785.M41

"Zieht Euch hinter die Schleuse zurück! Nehmt die Kiste mit!", befehle ich und drücke den Knopf, das Schott wieder zu schließen. Dann schieße ich mit der Boltpistole in die Konsole und töte damit hoffentlich den für den Mechanismus zuständigen Maschinengeist von dieser Seite. Mit voller Geschwindigkeit eile ich ihnen hinter her und helfe Althea bei der Kiste. Das Schott schließt sich hinter uns und wir sind temporär in Sicherheit. Ich lasse es zusätzlich mit einer Schweißnaht sichern, dann rücken wir weiter vor zu der beweglichen Plattform mit den Liegen, wo wir in die virtuelle Realität eintauchen konnten.

Nach dem Fidilius kurz das Bedienterminal studiert hat, fahren wir nach oben. Allerdings werden wir auf der Fahrt von einer Lautsprecherstimme beschimpft, die sich nach der von Magnus Feinfeld anhört. Offensichtlich findet unser Eindringen nicht seinen Beifall, was wohl niemand verwundern dürfte. Nun werden Gegenmaßnahmen gegen uns ergriffen, in dem trotz allem die virtuelle Realität hochgefahren wird. Die Umgebung verändert sich in die Parklandschaft mit der Stufenpyramide, wenn auch das ganze wie eine billige Kulisse aussieht.

"Ich bin auserwählt eine neue Ordnung im Imperium zu etablieren. Ich bin das unmittelbare Sprachrohr des Imperators und ich vollstrecke seinen Willen! Elendiger Verräter! Ihr hättet ein Teil eines vollkommenen Ganzes werden können. Stattdessen seid ihr zu einem verfluchten Verräter geworden", schimpft mich die flackernde Gestalt des Riesen in der lächerlichen Toga aus. In dieser Auflösung macht er Echt nichts mehr her. Aber er hat noch ein paar Tricks auf Lager. Zum einen werden wir von Schallwellen beschossen, die von Rückkopplungen der Projektoren der virtuellen Realität ausgelöst werden. Die erste Welle reist mich glatt von den Beinen und ich bin total desorientiert.

"Schießt die verdammten Dinger da oben ab!", befehle ich, während mir Blut aus den Ohren läuft. Thronverdammt! Ich schieße mehrmals kurze Salven mit meiner Boltpistole ab. Heraus gesprengte Brocken von Ferrobeton und Stahlplast prasseln auf mich herunter. Allerdings treffe ich alles mögliche, nur nicht die eigentlichen Projektionskörper. Dagegen ist Althea trotz allem wieder einmal eine Meisterschützin und erledigt nach und nach vier der fünf Körper. Den letzten holt Fidilius von der Decke. Währenddessen sind wir in der falschen Realität gefangen und bekommen nicht mit, wie zwei Kampfservitoren sich uns nähern. Nur Bruder Obskurus, dessen unrealer Körper der virtuellen Realität nicht unterliegt, kann Anfangs etwas unternehmen und hält sie mit seinen telekinetischen Kräften auf Abstand. Die Kampfservitoren sind auf Nahkampf ausgelegt und verfügen nur über Speere, auf deren Spitzen ein elektrisches Feld knistert. Allerdings haben sie dem Plasmawerfer von Fidilius nur sehr wenig entgegen zu setzen. Auch meine Plasmapistole Donnergrollen trägt ihren kleinen Teil dazu bei. Weiter werden wir nun aus uralten Lautsprechern in den Wänden beschimpft. Das ganze macht hier oben einen äußerst heruntergekommenen Eindruck. Alte Kampfspuren sind zu sehen und danach hat niemand renoviert. Dies scheint einst das private Refugium der Feinfelds gewesen zu sein.

Hier und da sind Vitrinen mit Ausstellungstücken zu sehen, hauptsächlich historische Gegenstände aus dem Angevin Kreuzzug. Bruder Obskurus macht mich auf den Sturmbolter aufmerksam, der hier etwas versteckt herumliegt. Dieser Sturmbolter im Godwin Deaz Schema verfügt über eine schier heilige Ausstrahlung und das nicht nur wegen den stürmenden Engeln. Ein wertvoller Besitz, der mir wahrscheinlich auch noch praktisch helfen wird. In einem Raum finden sich vier Skelette auf Liegen ausgestreckt, wie sie auch auf der beweglichen Plattform installiert worden sind. Sie tragen noch ihre hochwertige Kleidung und so wie es aussieht, sind das die sterblichen Überreste von der Familie Feinfeld. Kein Wunder, dass diese nicht außerhalb ihrer Station seit Jahren gesehen worden sind. Tote verreisen bekanntlich nicht gerne.

Wir folgen den Kabelsträngen und finden schließlich die Cogitatorbänke, weswegen wir hier sind. Aber dem nicht genug. In einem weiteren Raum steht ein Wunderwerk der Archäotech, ein großer Würfel aus pulsierendem Licht. Fidilius meint, dass dies ein Cogitatorkern aus dem Höhepunkt des Dunklen Zeitalter der Technologie ist. Wahrscheinlich birgt dieses Ding einen freien ungebundenen Maschinengeist. Die Techpriester des Mars nennen sie Künstliche Intelligenz und halten diese für die Auslöser im Krieg gegen die Eisenmenschen. Wie jedes Scholakind, dass in Archaik aufgepasst hat, weiß, war dies der Anfang vom Ende des technischen Aufstieges der Menschheit. Nie mehr wurde dieses Wissen und Kunstfertigkeit mit technischen Gerätschaften erreicht, wie in jener Zeit.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #238 am: 26. März 2014, 12:53:23 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Feinfeld Raffinerie
Privates Refugium der Feinfelds
Rechenzentrum
Zeit: 2 009 785.M41

Es gibt hier ein Terminal und eine Schnittstelle, welche Meisterin Puppila benutzen kann. Also versuchen nun gemeinsam der Techpriester unterstützt von Althea die virtuelle Realität umzuprogrammieren, wie ich es geplant habe. Bruder Obskurus empfängt mehrere Statusmeldungen. Die Truppen des gekaperten Mülltransporters haben die Docks genommen und die "Lion" hat angedockt, allerdings sind die Truppen in schwere Gefechte verwickelt und kommen nicht so recht vom Fleck. Die "Audacia" und die Geisterflotte  haben ihr Ablenkungsmanöver gestartet und jagen jetzt die Zerstörer im System. Die "Stalker" ist tatsächlich vor Ort und in einem direkten Gefecht mit der "Audacia" verwickelt. Thronverdammt!

"Ihr habt fünf Minuten für Umprogrammierung oder wir brechen ab!" befehle ich, als klar wird, dass der Maschinengeist des Kerns versucht, weitere Truppen in dieses Refugium zu schleusen. Der Countdown läuft ab und die Beiden hatten keinen Erfolg.

"Beim goldenen Arsch des Imperators! Dann müssen wir den Kern zerstören!" Wir nehmen Aufstellung.
"Nein! Tut das nicht! Ihr Narren, ihr zerstört damit die neue Ordnung! Wir sind die Rettung des Imperiums! Nur noch zufriedene Untertanen, keine Sezessionen, keine Bruderkriege, keinen Amtsmissbrauch! Wir sind die Zukunft! Haltet ein und werdet ein Teil der neuen Ordnung. Wir sind die einzige Möglichkeit der Rettung für die Menschheit!", fleht mich der Maschinengeist mit der Stimme von Magnus Feinfeld an. Vielleicht hat dieses Ding damit gar nicht so unrecht. Aber wenn wir Menschen auf so etwas zurück greifen müssen, um unser eigenes Reich aufrecht zu erhalten, haben wir es dann verdient, über die Galaxis zu herrschen? Nein! Haben wir nicht. Auch wenn ich durchaus das Potential dieses Dinges und seiner virtuellen Realität sehe, fühlt es sich schrecklich Falsch an.

"Feuer frei!", gebe ich das uralte archaische Kommando. Im Sturm unserer Waffen vergeht dieses uralte Konstrukt menschlichen Erfindergeistes. Wir zerstören hier ein unwiederbringliches Relikt aus der Glanzzeit der Menschheit. Aber die Vergangenheit hat uns Menschen gelehrt, dass man freien Maschinengeistern nicht trauen kann. Genau genommen kann man niemanden trauen, der kein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Wie auch immer, der Kern ist Geschichte, die Lautsprecherstimme verstummt auf Ewig. Hier bekommen wir recht wenig mit, aber das was wir mitbekommen zeigt, dass gerade die virtuelle Realität auf dem ganzen Schiff zusammen gebrochen sein muss.

"Wir haben zwei Möglichkeiten, wir sitzen es hier aus oder wir gehen raus!", zähle ich auf.
"Wir gehen raus und mischen mit!", meint Althea und spricht mir aus der Seele. Normalerweise ist sie, die eher zur Vorsicht mahnt. Ich lasse die Kiste mit dem eingesammelten Beutegut und der Generalsuniform provisorisch verstecken und klettern dann einen Schacht nach unten, nachdem Meisterin Puppila gezeigt hat, dass sie keine ehrliche Kindheit hatte. Sie knackt das Schloss des Deckels zum Schachts innerhalb weniger Sekunden. Zugegeben, ich bin davon durchaus beeindruckt. Wir klettern die Leiter herunter und Fidilius öffnet das Sicherheitsschott, nachdem ich vorsichtshalber etwas gelauscht habe. Nichts zu hören. Könnte auch sein, dass es zu gut Isoliert ist. Auf alle Fälle ist es nicht heiß und niemand versucht es einzuschlagen.

Das Schott öffnet sich und wir rücken in die unbeschädigte Nische vor, wo ich mir die Pläne der Station auf einem Bildschirm mit Messingrahmen herunterlade. In etwa einem halben Kilometer Entfernung befindet sich die zentrale Sicherheitsstation. Nun gut, nehmen wir sie ein, bevor wir hier nur herum sitzen. Der einstmals betäubte Marketender Yorgen Illgarat hat sich offensichtlich aus dem Staub gemacht. Nun denn, ich habe wichtigeres zu tun, als um mich um diese Laberbacke zu sorgen. Wir rücken überraschend unbehelligt vor, bis wir den Vorraum der Sicherheitszentrale erreichen. Die Schotte stehen weit offen und im Vorraum aus, der von uns gut einsehbar ist, leitet Greta Rokig den Abwehrkampf. Sie hat einen Soldaten mit einer tragbaren Kommunikationseinheit auf dem Rücken an ihrer Seite. Zwei weitere Unteroffiziere tragen schwere Gardistenrüstungen und Bolter. Schlagen wir dem Feind den Kopf ab.

"Althea, traust du dir zu, Greta mit einer Garbe zu töten?"
"Kein Problem, Lord-Kapitän Conari!", meint Meisterin Puppila, als ich die Lage gepeilt habe. Das einzige, was mir Sorgen bereitet, ist der Kampfläufer, der sich just in diesem Moment zu der Kommandogruppe dazu gesellt. Na Prima und das einzige was seine Panzerung wirklich durchschlagen wird, ist meine Infernopistole oder die Melterbombe von Magister Militaris Ares. Für Beides müssen wir recht Nah heran kommen. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #239 am: 28. März 2014, 12:51:45 »
Position:
Winterscales Reich
Oribas System
Feinfeld Raffinerie
Bereich vor der Sichheitszentrale
Zeit: 2 009 785.M41

Nun gut, Zeit ist hier entscheidend, also gehen wir es an. Meisterin Puppila erschießt gekonnt die Sicherheitschefin Greta Rokig aus dem Hinterhalt mit einer vollautomatischen Salve ihres Bolters. Die ehemalige Söldnerin wird zu Boden geschleudert, wo sie als blutiges Bündel liegen bleibt. So schnell kann es gehen. Auch ihre beiden Unteroffiziere gehen zu Boden. Um seine Kräfte besser einsetzen zu können, rennt Bruder Obskurus auf die Ansammlung zu. Der Sentinel eröffnet das Feuer auf ihn und bringt dabei die Gangway unter ihm zum Einsturz. Mit einem gewagten Hechtsprung rettet sich der Astropath auf die andere Seite, wo er über den über zwanzig Meter tiefen Abgrund baumelt. Mühsam zieht er sich nach oben. Während dessen fange ich an, den Sentinel auf einer äußeren Gangway zu Umrunden. Meisterin Puppila folgt mir, während Fidilius versucht mit seinem Plasmawerfer die verwundbaren Munitionsvorräte zu treffen, was ihm schließlich auch gelingt. Angeschlagen zieht sich der Sentinel mit einigen weiteren Wachen zurück in die Zentrale. Bruder Obskurus folgt der Kriegsmaschine und bringt sich recht schnell selbst in Bredouille. Thronverdammt!

Ich eile dem Astropathen über eine andere Gangway zu Hilfe und versuche mit meiner Infernopistole den verdammten Sentinel zu treffen. Leider versagt in dieser Situation der Maschinengeist der Pistole. Thronverdammt! Ich hasse diese zickigen Geister in den Maschinen, die immer im ungünstigsten Moment mir die Gefolgschaft verweigern. (Zuerst 98, Schip, 96, na Prima!) Beim goldenen Arsch des Imperators! Derweil versucht der Sentinel den Psioniker mit seinen riesigen Greifern zu fangen und anschließend zu zermalmen. Fidilius entpuppt sich als Held der Stunde, als er angesprintet kommt, eine Meltergranate an den Kampfläufer heftet und den Zündstift zieht. Geradeso kann er noch aus dem Explosionsradius des Läufers hechten, als die Kriegsmaschine in einer Detonation vergeht. Der letzte Widerstand wird noch gebrochen, dann ist die Zentrale mein. Das war jetzt erfrischend einfach. Die ganze Verteidigung war auf die Unterstützung der virtuellen Realität angewiesen gewesen. Der Wegfall dieser konnte auf die Schnelle nicht wirklich kompensiert werden. Nun ja, meine Truppen hatten trotzdem genug Schwierigkeiten.

Als erstes schnappe ich mir die mobile Kommunikationseinheit und begebe mich zu einem Tisch im Zentrum der Zentrale, wo ein großer schematischer Übersichtsplan in der Luft als Holodarstellung schwebt. Ich verschaffe mir einen Überblick und beginne dann mit den feindlichen Einheiten zu kommunizieren. Wirklich planvoll ist ihr Widerstand nicht, haben aber eben die größere Masse und die besseren Stellungen.

"Wir sollten die Schotte schließen", schlägt Bruder Obskurus vor.
"Nein, lasst sie offen, sollen sie nur kommen, werden schon sehen, was sie davon haben", meine ich, da ich die Lage im Griff habe und so Stärke demonstrieren will. Meine Antwort gefällt dem Psioniker nicht, aber seine Befindlichkeiten kümmern mich nicht weiter. Nach und nach lösen sich die feindlichen Einheiten und ziehen sich in für mich unwichtige Bereiche zurück. Ich nehme mit meinen eigenen Truppen Kontakt auf und lotse erst mal die Spezialeinheit zu dem Refugium der Feindfelds um die wertvollen Schätze dort zu sichern. Ich will nicht, das im Zuge des Verfalls es dort zu Plünderungen oder Vandalismus kommt. Auch lasse ich die Feuerleitstellen sichern, danach die Geschützstellungen selbst. Ich würde mal sagen, der Sieg ist mein.

Leider lief es im Weltraum nicht so glatt. Die vier Zerstörer sind zerstört und Beute der Geisterflotte. Sollen sie sich wie Geier an den Überresten laben. Das wahre Problem ist die "Stalker". Endlich bekomme ich meinen XO Kyrr ans Rohr und kriege einen knappen Bericht zu hören. Die "Stalker" hat nur kurz vehement angegriffen und mit einem überraschenden Feuerschlag die "Audacia" leicht beschädigt. Es kam zu einigen Verlusten innerhalb der Besatzung, aber im Angesicht dieses Feindes sind die Schäden und Verluste nur Minimal. Was viel schlimmer ist, die "Stalker" hat sich in ihr Tarnfeld gehüllt und ist seit mehr als einer halben Stunde nicht mehr in Erscheinung getreten. Wer immer das Kommando auf der "Stalker" hat, der ist bestimmt kein Idiot und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Ich wage zu behaupten, der Super Gau ist gerade eingetreten. Wir haben einen Zeugen, der mit aller Wahrscheinlichkeit die "Audacia" identifizieren konnte und mit diesem Wissen entkommen ist. Thronverdammt!

  • Drucken