Position:
Karmesin-Trost
Karmesin Prime
Zeit: 2 767 783.M41
"Das ist die gleiche Karte, gegen die wir verloren haben.", keucht Magister Militaris Solun Ares schmerzerfüllt und hustet Blut.
"Dann wird es wohl ein unentschieden!", meine ich mit einem Lächeln um den Lippen und drehe die nächste Karte um. In dieser Situation heißt es äußerlich den Schein zu wahren und innerlich auf den Gottimperator auf seinem goldenen Thron zu Terra zu vertrauen. Deswegen kenne ich kein zögern und meine Hand zittert nicht, als ich sie umdrehe. Schwert Ass! Wirklich unentschieden, mein Lächeln verstärkt sich, während ich Innerlich aufatme. Das war jetzt äußerst spannend gewesen.
"Interessant! Das wird ja noch richtig unterhaltsam, dieses kleine Spielchen.", meint der alte Mann ebenfalls und die beiden Karten verschwinden im Stapel. Damit hat er wirklich Recht.
"Auf zur nächsten Runde! Diesmal dürft ihr anfangen!" Ich ziehe und lege eine Schwert Neun um. Das ist nicht gut. Die Wahrscheinlichkeit zu verlieren ist nun sehr hoch, da nur Achter und Siebener noch niedriger sind. Jede andere Karte schlägt mich. Nur eine Neun wäre ein weiteres Mal ein Unentschieden. Aber äußerlich bleibe ich gelassen und verkneife mir jeden überflüssigen Kommentar zu dieser schlechten Karte.
"Diese Karte brachte mir schon kein Glück", flüstert Bruder Obskurus und wird noch etwas grüner im Gesicht.
"Eine Neun, es dürfte ein leichtes sein, Euch zu schlagen." Der Meister legt die nächste Karte um und es ist eine Herz Neun.
"Unentschieden zum zweiten Mal!" Innerlich atme ich auf, da ich mich schon geschlagen sah. Das war jetzt wirklich ein weiteres Mal knapp gewesen. Eines Dramas würdig. Hat diese kleine verlogene Eldarschlampe etwa ihre widerwärtigen, wenn doch auch anmutigen Xenosfingerchen im Spiel? Allerdings dürfte dieser Raum mit Nullfeldern gesichert sein, allein schon deswegen, weil Bruder Obskurus ein Astropath und damit ein Psioniker ist. Oder ist das ein grausames Spiel, welches zuerst Hoffnung weckt und dann einen umso mehr in die Verzweiflung treibt? Wer ist dieser Mann, dieser Meister der Spiele mit dem Namen Xanador Ral´Adun? Ist er ein Hexer? Jemand der sich mit dunklen Mächten jenseits des Schleiers eingelassen hat und dafür weltlichen Reichtum bekommen hat? Einfach ein Mensch, ein leidenschaftlicher Spieler, der weiß, wie er seine Karten richtig zum Einsatz bringen muss? Ich weiß es nicht und das gefällt mir ganz und gar nicht.
"Dann zum dritten Durchgang." Wieder mischt er die Karten und zieht eine der Karten. Schwert Sieben. Die niedrigste Karte im Spiel. Wenn ich jetzt nicht ebenfalls eine Sieben ziehe, habe ich gewonnen.
"Damit ist die Sache entschieden!" meine ich selbstsicher und drehe ein Karo Ass um. Das war jetzt deutlich. Der Imperator ist mit mir. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Ich habe das Leben meiner Männer gewonnen. Der Meister akzeptiert seine Niederlage ohne jede Regung. Und ich unterlasse es, in Jubel auszubrechen. Auch wenn ich am liebsten aufspringen und beide Fäuste in die Höhe recken würde. Hier gilt es den äußeren Anschein zu wahren und wer weiß, ob ich diesen Popanz nicht eines Tages noch für etwas Wichtiges brauche. Das war jetzt wirklich nervenaufreibend gewesen. Schwert Ass gegen Herz Ass, Schwert Neun gegen Herz Neun, Karo Ass gegen Schwert Sieben. Das sind zwar keine Karten des Tarots des Imperators, aber will der Herr der Menschheit mir damit auch eine Botschaft übermitteln? Oder war das alles nur ein unbedeutendes Glücksspiel, das nur um das Leben zweier Menschen geführt wurde?
"Tja, Ihr habt gewonnen. Euer Preis, Ihr habt ihn Euch redlich verdient." Er schiebt die beiden Phiolen hinüber und eine Infusionspistole. Ich zögere kurz, aber ich sehe keinen Grund, warum er jetzt noch falschspielen sollte. Also verabreiche ich meinen im Sterben liegenden Gefolgsleuten schnell eine Infusion mit dem Gegenmittel. Erst mal ist keine Besserung zu sehen, aber sie sterben auch nicht in den nächsten Sekunden einfach weg.
"Handelt es sich wirklich um ein originales Kartenstück oder habt ihr einfach nur geblufft?" Fragend schaut er mich an. Da in vielen Spielen Psychologie ein elementarer Bestandteil ist und ich nicht glaube, dass jemand ein solchen Reichtum, allein die in den offen zugänglich Casinobereichen ausgestellten Waffen und Artefakte haben einen Wert der einer ganzen Flotte von Schiffen in der Größe der "Audacia", nur durch Glück anhäuft. Ich bin sicher, dass er allein an Körpersprache und Tonfall erkennen würde, wenn ich lüge. Und ich bin kein besonders guter Lügner, auch wenn Caine mich das hat Stundenlang üben lassen. In meinem Stand gehört die Lüge zum guten Ton und für viele ist Intrigieren ein ständiger Zeitvertreib. Ich war immer eher der direkt agierende Mann. Wenn ich ein Problem habe, gehe ich hin und schlage es tot. Kann ich es nicht mit Rabenklaue niederstrecken, so kommt Rabenschwinge, meine Plasmapistole zum Einsatz. Und sollte das nicht reichen, habe ich inzwischen Sonnenlaser im Marsschema zur Verfügung.
"Natürlich ist es ein Original!", meine ich dann wahrheitsgemäß. Es ist natürlich nicht gut, Mitwisser zuhaben. Besonders jemand, der mit solchen Dingen spielt. Ich bin mir sicher, dass diese Information irgendwann ein Preis sein wird. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern. Diese Information offenbaren zu müssen, war vielleicht der höchste Preis dieses Abends. Ich hoffe, die beiden sind das wirklich wert.
"Das war nun ein äußerst spannendes Spiel. Ich bin sicher, eines Tages werden wir uns wiedersehen." Das befürchte ich leider auch. Hier gibt es Dinge, die es wert sind, viel zu riskieren. Aber momentan bin ich zu sehr damit beschäftigt, die Grundlagen eines Imperiums aufzubauen. Meine Familie erwartet Erfolge, Reichtum und Ruhm; und nicht, dass ich die "Audacia" oder den Brief leichtfertig verspiele.
"Eines Tages sicherlich.", meine ich unverbindlich. "Wenn ihr so nett sein würdet, meine Leute zu meinem Guncutter transportieren zu lassen, wäre ich Euch äußerst dankbar." Diener tauchen auf und verfrachten die beiden schwerverletzten Männer auf schwebende Tragen. Diese Archäotech sieht man selten, aber wenn nicht hier, wo dann? Ich funke meinen Guncutter an, dass ich mich auf dem Rückweg mit zwei Verletzten befinde und alles auf der "Audacia" für meine Ankunft vorbereitet werden soll. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Nachricht über meinen Erfolg so nun innerhalb der nächsten Minuten auf der "Audacia" verbreiten wird. So verlasse ich in Begleitung meiner Leute das Anwesen. Davor hat sich schon eine Traube neugieriger Müßiggänger versammelt. Da ich keine Lust habe, mich mit ihnen abzugeben, marschiere ich einfach durch sie hindurch und ignoriere sie geflissentlich. Auch Lady Silla Marati befindet sich im Pulk. Diesmal unterlasse ich weitere Anspielungen, während ich mein Herz mit aufrechtem Hass gegenüber diesem verdorbenen Xenosding in unserer Mitte fülle. Auch wenn sie unglaublich lieblich aussieht, ist sie doch der ultimative Feind. Mit zwei noch lebenden Gefolgsleuten erreiche ich meinen Guncutter und wir heben fast augenblicklich ab, nachdem ich mich und die anderen beiden angeschnallt habe. Die Archäotech Tragen nehmen die leider wieder mit. Schade, wäre auch zu schön gewesen.
Meisterin Puppila bringt den Guncutter zum erbeben, als sie alles aus den überaus gutgelaunten Maschinengeistern der Treibwerken herausholt. In Rekordzeit erreichen wir die "Audacia" und ein Rettungsteam erwartet uns schon im Hangar. Ich begleite die Verletzten und überzeuge mich davon, dass sie gut behandelt werden. Doktor Adams ist der festen Überzeugung, dass beide Vergifteten durchkommen werden. Das sind verdammt gute Nachrichten.
Der Magister ist noch stark genug, mehr in Stichworten zu erzählen, wie "das große Wagnis" abgelaufen ist. Sie wurden vergiftet und auf Karmesin Beta ausgesetzt mit der Aufgabe, den oberen Bereich der Anlage zu erreichen. Mit großer Mühe gelang es ihn sich nach oben zu schmuggeln. Irgendwie leuchtet mir der Sinn und Zweck dieser Aufgabe nicht ein, da sich besonders Bruder Obskurus mit seinen verdorrten Augäpfeln nicht so einfach unter das Volk mischen kann. Oben angekommen wurden sie zum Meister der Spiele gebracht. Auch hier gewann dann die höchste Karte, die der Meister der Spiele zog.
Wir befinden uns mitten im Nachtzyklus, bald ist eigentlich schon wieder Morgen. Zeit um etwas Ruhe zu finden. Ich begebe mich zu meinem Quartier. Meine lieblichen Konkubinen erwarten mich in durchscheinende Gewänder gehüllt. Aber zuerst knie ich mich vor meinem Schrein auf die Polsterbank und verbrenne etwas Weihrauch zum Dank an mein Glück im Spiel. Zwei Menschenleben wurden gerettet, zwei mehr oder weniger wertvolle Gefolgsleute wurden gerettet. Dafür gebührt dem Herrn der Menschheit mein Dank. Nachdem das erledigt ist, begebe ich mich in die kundigen Hände meiner Mätressen. Tja, Glück im Spiel und in der Liebe, was will Mann mehr?
Gespielt am 21.07.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 2
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 1
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 1
Ares Magister Militaris Rang 1
EP: 350
Besiegte Gegner: Meister der Spiele im Spiel
Beute: Meine Leute!
Gedanke des Tages
Spoiler (Anzeigen)Puh! Was für ein geiles Finale. Wir haben wirklich einfach Karten gezogen und brauchten drei Anläufe, bis ein Sieger feststand. Leider wurde die Dramatik der Situation dadurch gedämpft, dass einem der Spieler eines totgeweihten Chars dessen Schicksal vollständig egal war. Schade.
Und an dieser Stelle noch einmal ein großes dickes Danke an meinen Lektor SHOKer!