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Autor Thema: Die Fahrten der Audacia  (Gelesen 66706 mal)

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Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« am: 29. Juli 2012, 18:52:07 »
Die Fahrten der Audacia

Vorwort

Dies sind die Abenteuer unserer RPG Freihändlerrunde, grob basierend auf den Originalregeln von Rouge Trader, allerdings stark von unserem SL modifiziert. Die Abenteuer sind von unserem SL selbst erdacht, so erübrigt sich eine Spoilerwarnung auf offizielle Abenteuer. Das ist nun mein drittes RPG Kampangentagebuch nach "Rackers (nicht ganz so) kleinem Tagebuch" mit dem System Shadowrun 3rd und "Test der Zeit" D&D 3.5. Dieses Werk hat rein gar nichts mit "Das Schwinden" zu tun, auch wenn sicherlich der Charakter von Lino Lope bei der Erschaffung von Flavion Conari in einigen Punkten Pate stand. Der SL hat "Das Schwinden" nie gelesen, so sind einige Parallelen rein zufällig und nicht beabsichtigt. Vor jedem Kapitel stelle ich die Rubrik Übersicht in einem Spoiler. Darin ist eine Personenliste zu finden, ebenso die vorkommenden Schiffe und spezifische Örtlichkeiten. Für vollen Lesespaß ist ein gewisses Grundwissen über die Welt von Warhammer 40000 nicht verkehrt.

Updates erst mal immer Montags, Mittwochs und am Freitag. Da die letzten Sitzungen eher unergiebig waren, wird die Frequenz später auf zwei Updates in der Woche sinken, um den kontinuierlichen Nachschub zu gewährleisten. An jedem Kapitelanfang werde ich eine aktuelle Übersicht über vorkommende Personen, Fraktionen, Schiffe und Örtlichkeiten bringen. Viel Spaß nun beim Lesen. Wie immer ist Feedback willkommen.


Übersicht
Spoiler (Anzeigen)

Band I
Kapitel 1
Durch den Schlund
Position:
Imperium
Wanderershafen
Quartier
Zeit: 3 324 783.M41

Endlich bin ich in der Weltraumstation mit dem Namen Wanderershafen angekommen. Zwei lange Monate hat meine Reise von Scintilla, des Zentrums des Calixis Sektors bis nach Wanderershafen am Schlund gekostet. Nach allgemeiner Auffassung gilt das als überaus schneller Transfer. Der Schlund ist die Bezeichnung für die einzig bekannte sichere Passage durch die Warpstürme zu den vom Imperator verlassenen Halosternen der Koronusweite. Und hinter dem Schlund liegt Aufbruch, wo mein zukünftiges Kommando auf mich wartet. die Audacia, das Flaggschiff der Flotte des mächtigen Hauses Conari. Wobei Flaggschiff vielleicht irreführend ist, da meine Familie letztendlich nur noch dieses eine Schiff wirklich unterhält. Bis jetzt hatte mein glückloser Onkel Ravion Conari das Kommando inne, welcher den Langmut meines Vaters, seines älteren Bruders und Anführer unseres Familienclans, wohl nach dreißig Jahren der Erfolgslosigkeit etwas zu sehr strapaziert hat. Eigentlich sollte mein drei Jahre älterer Bruder Novus das Kommando übernehmen, aber sein Transport ist seit knapp zwei Jahren im Schlund verschollen. Inzwischen gibt es keine realistische Hoffnung mehr, dass er noch lebendig auftauchen könnte. Wobei Warpreisen äußerst tückisch sein können. Manche Transfers dauern tausende von Jahren, andere nur wenige Minuten. Nun liegt es an mir, den berüchtigten Schlund zu durchqueren und die Audacia zu neuem Ruhm und Reichtum zu führen. Besonders der letzte Punkt ist meine primäre Aufgabe. Profit machen, um die üppig gefüllte Familienkasse meines Hauses noch praller zu füllen. Ich bin stolz darauf, dass mein Vater Taurion letztendlich mich ausgewählt hat, nachdem ich mich jahrelang mit dem übelsten Gesindel habe herumschlagen müssen, mit denen meine Familie halblegale Geschäfte macht.

Aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Flavion Conari. Noch nie von mir gehört? Nun, das wird sich noch ändern und zwar schon verdammt bald! Ich wurde als das achte Kind meiner Mutter auf der untersten Ebene der Makropole Tarsus auf Scintilla, der Perle der Golgenna Welten und Hauptwelt des Calixissektors geboren. Aber keine Angst, jetzt kommt kein Geheule über die Schrecken, die in der Dunkelheit lauern, von Kannibalismus und finsteren Ritualen an dunkle falsche Götter, welche die primitiven abergläubischen Bewohner solch abgelegener Orte sonst allgemein frönen. Nein, wer in den untersten Ebene der Makropole Tarsus geboren wird, gehört zum Adel und damit zur wohlhabenden herrschenden Elite der Welt Scintilla. Denn diese Makropole steht in der Nähe des Äquators in einer trostlosen und äußerst lebensfeindlichen Wüste. Unbarmherzig brennt die Sonne auf die Außenhabs herunter und ein ungeschützter Mensch wird in der prallen Sonne innerhalb weniger Minuten lebendig gebraten. Und das ist keine Übertreibung, sondern eine beliebte Art der Hinrichtung, die nichts kostet. Tür auf, Gefangener raus, Tür zu und der Rest erledigt die Sonne innerhalb weniger Minuten für umsonst.

Wo in anderen Makropolen die Reichen wohnen, leben hier die ärmsten der Armen und die Ausgestoßenen in einer lebensfeindlichen Gluthölle. Je weiter man nach unten und ins Innere kommt, desto kühler wird es, bis am Grund Minusgrade herrschen und wir Adligen uns in teure Mäntel aus dem exquisiten Pelz exotischer Todesweltbestien hüllen. Die Kälte wird künstlich erzeugt und ist eine bewährte Maßnahme gegen die Besitzlosen, die sich nach unten verirren. Jeder erfrorener Abschaum ist ein Dieb und Aufrührer weniger.

Meine Familie hat diese Makropole mit aufgebaut, gehört zu den ältesten und mächtigsten im Sektor Calixis. Mein Urahn war ebenfalls der achte Spross seines adligen Vaters gewesen und hat sein Glück in der Imperialen Flotte gesucht. Sein Schiff gehörte zu den Verbänden, welche den Angevin Kreuzzug bildeten. Diese Militärkampange führt schließlich zur Eroberung des Calixis Sektor. Admiral Flavion "der Große" Conari brachte es weit nach oben, so weit, dass er dem amtierenden Anführer des Kreuzzuges, General Drusus, gefährlich wurde. Was tut man mit einem Mann, der den eigenen Posten bedroht? Man befördert ihn nach ganz weit weg. Dem später heiliggesprochenen General Drusus gelang das, indem er meinen Urahn einen Freihändlerbrief ausstellte und ein Schiff schenkte, mit der Erlaubnis, die Halosterne und Weiten jenseits des Calixissektors zu erforschen. So ein guter Taktiker mein Vorfahr auch war, ein wirklich gutes Händchen für das Freihändlergeschäft hatte er nicht. Schon bald wanderte der Brief an seinen ältesten Sohn weiter, während er sich lieber um die Errichtung einer Machtbasis für sein eigenes Adelshaus auf Scintilla kümmerte. Heute hat die Familie Conari großen Einfluss im Merovech Kartell und wir haben ausgedehnte Besitzungen auf vielen Welten in den Weiten Golgennas, des Subsektors, über den Scintilla ebenfalls herrscht.

Ich habe vier Brüder und drei Schwestern, dazu hat mein Vater mit seinen Konkubinen eine kleine Armee an Bastarden gezeugt. Aber diese gehören nicht wirklich zur Familie, sondern eher zu unserem Besitz. Schon früh lernte ich, was es bedeutet, von Adel zu sein. Jederzeit war eine Gouvernante, ein Kindermädchen und ein Leibdiener, in anderen Sektoren nennt man so etwas Lebenswart, mit dem Namen Caine um mich bemüht. Meine Mutter selbst bekam ich selten zu Gesicht, so dass es kein Wunder war, dass ich meine Gouvernante für meine richtige Mutter hielt und zu meinem Leibdiener selbst heute ein emotionaleres Verhältnis als zu meinem Vater habe. Sobald die dynastischen Notwendigkeiten wie Erbe, Haustruppen und Einfluss in Form eines Offizierspatents bei der imperialen Flotte versorgt sind, werden überzählige Söhne nur als eine Art von Ersatzreserve angesehen.

Mein ältester Bruder heißt Quintus und ist einundzwanzig Jahre älter. Er ist der Erbe des Hauses und hat selbst schon einen Stall von Kindern, eheliche und Bastarde. Schon früh wurde er in die Familiengeschäfte einbezogen und ist heute die rechte Hand meines Vaters. Inzwischen laufen alle wichtigen Geschäfte über ihn, während Vater sich Stück für Stück aus dem Tagesgeschäft zurückzieht und die Leitung des Familienrates inne hat. Er zieht die Fäden im Verborgenen und kümmert sich um die politischen Angelegenheiten des Hauses Conari.

Meine Schwestern Anella, Octia und die jüngste Zethania sind früh mit je einem Verbündeten verheiratet worden. Bündnisse werden in meinen Kreisen nun mal gerne mit Hochzeiten besiegelt, denn nur Blut webt wirkliche Bande.

Mein Bruder Gallus kommandiert die Haustruppen und Tellus ist aus politischem Familienkalkül der Imperialen Flotte beigetreten und hat eine steile Karriere hingelegt. Inzwischen kommandiert er eine Fregatte der Calixis Sektorflotte. In jeder Generation der Conari dient seit jeher ein Mitglied der Familie in der Sektorflotte.

Ich bin der jüngste Bruder und hatte das "Vergnügen", mich mit dem zwielichtigeren Gesindel herum zu schlagen, mit dem meine Familie im Geheimen ihre Geschäfte macht. Nicht alles sollte man in der Öffentlichkeit abhandeln, besonders wenn es um heiklere Geschäftsfelder geht, die sich im halblegalen Graubereich befinden. Und da ich der jüngste war, durfte ich dieses Geschäftssegment von meinem Bruder Novus übernehmen, nachdem er für unseren ältesten Bruder Quintus so was wie ein bevollmächtigter Gehilfe und Stellvertreter wurde. Bis dieser schließlich vom Familienrat zum zukünftigen Lordkapitän der Audacia ausgewählt wurde. Ich nehme an, dass er schon früh insgeheim darauf vorbereitet wurde, die Führung über die Audacia zu übernehmen und so das kaufmännische Rüstzeug erhielt.

Irgendjemand muss ja die Drecksarbeit machen und da ich der jüngste legale Spross meines Vaters bin, blieb diese "Ehre" nun an mir hängen. Meist traf ich mich mit zwielichtigem Gesindel in dunklen Hinterzimmern, handelte mit Dingen, welche die Offiziellen nicht im Licht sehen möchten, aber die letztendlich doch den Schattenmarkt insgeheim tolerieren, solange es die öffentliche Ordnung nicht stört. Auch führte ich einige Aktionen aus, um insgeheim feindliche Häuser zu schädigen. Einige Zeit hatte ich als mobile Basis ein Luftschiff unter meinem Kommando. Und zu guter Letzt durfte ich auch meine Familie in rechtlichen Streitigkeiten mit anderen Häusern vertreten. Nein, ich bin kein Advokat oder Rechtsgelehrter, sondern auf Scintilla werden juristische Spitzfindigkeiten mit der Schärfe des Schwertes in offiziellen Duellen in Arenen vor Zeugen, sprich Publikum, ausgetragen. Man konnte so etwas natürlich auch einem Kämpen überlassen, aber es gehört zum guten Ton, wenn ein Familienmitglied des Hauses diese ehrenvolle Aufgabe übernimmt. Mehr als ein gutes Dutzend juristischer Auseinandersetzungen konnte ich so in den letzten Jahren für meine Familie zu ihren Gunsten entscheiden. Ganz so schlecht scheine ich mich insgesamt in meinem Aufgabenbereich im letzten Jahrzehnt nicht geschlagen zu haben, denn ich darf nun nach Beschluss des Familienrates das Kommando über die Audacia übernehmen, nachdem mein Bruder Novus seit dem Antritt zum Transfer durch den Schlund verschollen ist. Das war nun vor über zwei Jahren. Sein Schicksal ist immer noch ungeklärt und bietet Anlass zur Spekulation. Natürlich ist es nicht gerade schön, der Ersatz vom Ersatz zu sein, aber letztendlich liegt es nun an mir, mich in den Geschichtsbüchern als Lordkapitän der Audacia zu verewigen. Dies ist die Chance, auf die ich mein ganzes Leben gewartet habe. Endlich kann ich beweisen, dass ich zu höherem bestimmt bin. Schon immer war.

Gerade habe ich ein Gespräch mit einem gewissen Solun Ares geführt, großer breitschultriger Mann, Ex-Militär. Ein Gefolgsmann meines Bruders, welcher auf Wanderhafen verletzungsbedingt zurückbleiben musste, während Novus mit seinem restlichen Gefolge aufgebrochen war. Meister Ares hat mir von seiner letzten Mission im Dienste meines Bruders berichtet, als er Informationen über einen gewissen Renuka beschaffen sollte. Lordkapitän Renuka hat einen äußerst zweifelhaften Ruf. Ein paar seiner Vorfahren waren überführte Häretiker und sind auf dem Scheiterhaufen geläutert worden, während die Familie den Großteil ihre Privilegien hatte behalten dürfen. Da ist im Hintergrund bestimmt einiges wie Erpressung, Bestechung und das Einfordern uralter Gefallen gelaufen. Aber dieser Renuka ist nicht nur wegen seiner Vorfahren berüchtigt, sondern auch als Schmuggler und als ein Mann, der es mit den Imperialen Gesetzen nicht wirklich genau nimmt. Aber dies ist in dieser Gegend eher Normal und keiner wirklichen Erwähnung wert. Auf alle Fälle lief Meister Ares wohl einem unsanktionierten Psioniker aus dem Gefolge Renukas über den Weg und wurde ganz profan abgestochen. Nicht gerade eine Empfehlung für einen Magister Militaris. Aber mein Bruder hat diesem Mann vertraut, also habe ich ihn in mein Gefolge übernommen, da ich keinen wirklichen militärischen Anführer in meinen Reihen  habe. Morgen werden wir endlich die Passage mit der "Ruhige Gezeiten" durch den Schlund antreten. Mein Leibdiener Caine ist etwas in Sorge, da ihm der Name nicht behagt. Ein Schiff sollte einen kämpferischen Namen tragen, wie "Wellenbrecher" und nicht wie ein Stoßgebet klingen. Nun, leider ist die "Ruhige Gezeiten" der einzige Transfer in den nächsten Tagen durch den Schlund. Und ich will hier nicht länger in Wanderershafen warten. Zeit ist Geld und die Geduld meiner Familie ist nicht unendlich.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #1 am: 30. Juli 2012, 15:18:47 »
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Zwei Tage sind wir nun schon im Transfer durch den berüchtigten Schlund. Der Kabinenbereich ist bar jeden Komforts. Ich hause mit meinen beiden Konkubinen in einem besseren Loch, eine wirklich angemessene Kabine kann man dieses Ensemble wahrlich nicht nennen, das von unserem Gepäck vollgestellt ist. Besonders meine beiden Begleiterinnen haben einiges an Garderobe mit. Einkaufengehen in den gehobenen Geschäften von Tarsus war eines ihrer liebsten Hobbys zu Hause. Egal wie voll die Wandschränke auch immer waren, zum anziehen hatten sie immer nichts. Aus irgend einem Grund kann Frau nach einem halben Jahr das eigentlich gute und einst sehr teure Kleidungsstück nicht mehr anziehen, weil es aus der Mode, die Farbe nicht zur neuen Handtasche passt oder irgendjemand anders tatsächlich das gleiche Kleid hat. Ich hege die Vermutung dass meine beiden Schätzchen mehr für ihre Garderobe mehr Throne ausgeben als manch Gouverneur für den Verteidigungshaushalt.

Mit einigen Stofffahnen und Wandteppichen ist es meinem Gefolge gelungen, dieser Kajüte wenigstens einen kleinen Hauch von Wohnlichkeit abzutrotzen. Einer der größeren Rollkoffer enthält meinen persönlichen Schrein, an dem ich sehr hänge. Das Fundament besteht aus einem Pflasterstein, auf dem einst der heilige Drusus gestanden haben soll. So etwas behauptet jedenfalls das Zertifikat des Schreines, den ich in der Kathedrale des Lichtes gekauft habe, nachdem ich auf die harte Tour gelernt hatte, dass ich nicht unsterblich bin. Das Gehäuse besteht aus handwerklich gut zusammengesetzten  Trümmerstücken von berühmten Schlachtfeldern des Angevin Kreuzzuges. Jedes Stück ist auf dem Zertifikat verewigt mit Herkunftsort und geschichtlichen Daten versehen. Im oberen, gotischen Dachfirst befindet sich eine kleine Einbuchtung mit einem Glasbehälter, welches ein Haar des heiligen Drusus enthält. Auf dem Behälter ist ein Echtheitssiegel der Ekklesiarchie angebracht, welches die Authentizität der Reliquie bestätigt, die wirklich teuer genug war. Aber da ein normaler Mensch über hunderttausend Haare hat und diese mit etwa einen Zentimeter pro Monat wachsen, kann man sich vorstellen, wie viele Millionen dieser Reliquien es im Sektor verstreut gibt. Diese Behälter mit verifizierten echten Haaren lagern im Tempelladen der Kathedrale des Lichtes zu Tarsus zu Tausenden, um von den wohlhaben Pilgern und Bewohnern der Stadt gekauft zu werden. Im Innern des Schreins steht eine kleine Statue des Imperators aus Gold. Die Verzierungen der wuchtigen Rüstung sind mit Edelsteinen ausgelegt. Sein ausgestrecktes Schwert kann wirklich brennen, wenn man einen kleinen Maschinengeist mit dem richtigen Ritual im Schrein erweckt und dafür sorgt, dass der kleine Behälter im Sockel immer mit Promethium gefüllt ist. Auf der linken inneren Flügeltür ist der Heilige Drusus in einer Elfenbeinschnitzerei zu sehen. Auf der rechten Seite Praetor Angevin, der ursprüngliche Initiator und Namensgeber des Angevinischen Kreuzzuges. Sind die Türen geschlossen, so ist der zwölfzackige Kreis des Imperiums zu sehen, im Zentrum das Wappen meiner Familie, ein Rabe mit ausgebreiteten Flügeln, der die Krallen in einen Planeten schlägt. In einer kleinen Opferschale aus gehämmerten Gold dampft etwas Weihrauch vor sich hin, um den üblen Geruch der dreckigen Siedler unter uns ein wenig zu dämpfen.

Die schwarzhaarige Carmina tigert mit ihren hochhackigen Stöckelschuhen auf und ab. Das Klack, Klack, Klack ihrer Schritte treibt mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. Sie trägt unter ihrem roten raffiniert an beiden Beinen geschlitzten langen Kleid ein enges rotes Korsett mit schwarzen Bändern, das ihre Taille betont und ihre festen Brüste in eine augengefällige Form bringt. In dem roten Kleid aus Spinnenseide ist mit goldenen Fäden ein Muster in der Form eines sich windenden Weltraumleviathans eingesponnen, der einem Raumschiff hinterher jagt. In der Hand hält sie ihre reich verzierte Violine, mit der sie mich eigentlich musikalisch unterhalten sollte. Aber da von unteren billigen Quartieren immer wieder lautes Kindergeschrei und Babygeplärr hochschalt, ist ihr die Lust zum musizieren gründlich vergangen. Mit einem gemurmelten Fluch verpackt sie ihr Musikinstrument, nur um gleich wieder ihre Wanderung durch das Zimmer aufzunehmen.

Die blonde Josephina hingegen vertreibt uns die Zeit damit, mir aus den Legenden von Kapitän Sebastian Winterscale vorzulesen. Dieser Mann, welcher in der gesamten Koronusweite eine Legende ist, hat einiges erlebt. Auf jedem Transfer erschlug er Raubtiere aus dem Warp im Dutzend und auf jedem Planeten tötete er Horden von habgroßen Monstern. Und manchmal hat er dafür nichts weiter gebraucht als seinen Zahnstocher aus Elfenbein. Josephina trägt nur ein weises Korsett mit schwarzen Schnüren und ein hauchdünnes Spitzenhöschen, das eher betont als verdeckt. Da sie quer zu mir auf dem Bauch im breiten Bett liegt, habe ich einen ungetrübten Blick auf ihr knackiges, bis auf einen sehr dünnen Stoffstreifen unbedecktem Hinterteil und ihren Ausschnitt, der sich sehen lassen kann. Ihre Haare fallen einem goldenen Wasserfall gleich über ihre weißen Schultern. Wie ein unschuldiger Teenager hat sie ihre rosigen Füßchen in der Luft gekreuzt und lässt sie vor und zurück wippen. Sie weiß, dass sie dadurch sehr sexy aussieht.

Sinnierend blicke ich dem Rauch meines Lho-Stäbchens hinterher, während der aromatische Rauch meine Lungen kitzelt. Angeblich soll der Genuss dieser Stäbchen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, aber der Geruch des Rauches überdeckt besser die Ausdünstungen der anderen Passagiere als der Weihrauch. Die Decks unter uns sind voll mit ungewaschenen Siedlern, die in der Weite ihr Glück suchen. Meine beiden Leibwächter Cussak, der auch mein Bannerträger ist, und Braddock haben alle Hände voll zu tun, den erbärmlichen Pöbel unten zu halten, ohne die Leichenhallen mit deren dreckigen Kadavern zu füllen. Im anderen Raum haben es sich mein Leibdiener Caine, mein glatzköpfiger Koch Lungini mit seiner jungen rothaarigen Gehilfin Colette bequem gemacht. Auch die Meisterin der Leere Althea Puppila und mein neuer Zugang Solun Ares befinden sich dort. Althea ist deutlich kleiner als meine hochgewachsenen Konkubinen und trägt ihr bräunliches Haar in einen armselig einfallslosen Pferdeschwanz gebunden, über den besonders Carmina gerne herzieht. Meinen Gefährtinnen kribbelt es in den Händen, sich Althea mal so richtig vorzunehmen, sie in vorteilhafte Kleidung zu hüllen und ihr Haar so zu frisieren, dass es nicht wie bei einem kleinen Scholamädchen aus der zweiten Klasse aussieht. Solun Ares ist ein breit gebauter Mann und man sieht ihm durch sein Gehabe an, dass er aus den Reihen der Imperialen Armee stammt. Allerdings scheint er mir zu jung, um ehrenhaft entlassen zu sein. Aber die Koronusweite ist voll von Deserteuren und nicht jedem liegt es, für den Imperator einen schrecklichen Tod auf dem Schlachtfeld zu erleiden.

Hinter dem kleinen Fenster meiner Kabine ist die Hexenfluchwelt zu sehen, da wir gerade wieder im Realraum sind, während der nächste Sprung durch den Schlund vorbereitet wird. Die Hexenfluchwelt ist ein sonnenloser Planet, dessen Atmosphäre sich als Eispanzer auf die Oberfläche gelegt hat. Dort unten ist eine verlassene Station von Astrophanten, die angeblich immer noch sendet. Deswegen hat diese Welt einen äußerst schlechten Ruf und der Name Hexenfluchwelt hat seine Berechtigung. Die "Ruhige Gezeiten" wird von einem äußerst langweiligen Familienclan mit dem Namen Lorendis betrieben. Hier ist irgendwie jeder mit jedem verwandt und ich möchte gar nicht sehen, was sich nach Generationen des Inzests in den schwarzen Zwischendecks so alles herumtreiben mag.

"Carmina, Liebes, bist du so nett und hörst auf, in der Kabine so herum zu tigern?", bitte ich sie, nachdem sie einfach nicht von selbst aufhört, hin und her zu trippeln.
"Diese Kabine ist viel zu klein!" Wütend wirft sie die Arme anklagend nach oben und haut mit der geballten Faust auf die niedrige Decke, als ob die was dafür könnte.
"Das änderst du aber nicht dadurch, dass du mit diesem ewigen Klack, Klack, Klack deiner Stöckelschuhe hin und her läufst.", erwidere ich. Sie schüttelt ihre Schuhe von den Füßen und läuft barfuß weiter hin und her, was kaum Geräusche macht.

"So besser?" fragt sie in ein Tonfall der mich fragen lässt, wer hier Herr und wer Sklavin ist. Für einen Moment ziehe ich es in Erwägung, ob sie es bewusst darauf anlegt, von mir bestraft zu werden. Aber ich denke eher, dass dieser Transfer ihr noch mehr auf die Nerven geht als mir. Besonders die Behandlung auf diesem Teil der Reise. Bisher hatten wir immer eine ganze Zimmerflucht mit standesgemäßen Ambiente für uns. Aber hier hat man es tatsächlich gewagt, mich in dieses Loch zu stecken. Dies ist eben ein fast reiner Frachter, der meist nur Passagiere für diese Gemeinschaftsquartiere mitnimmt. Und aus irgendeinem Grund gibt es hier das Bordgesetz, dass Passagiere nur in diesem Bereich untergebracht werden dürfen. Mir war dieser Umstand beim buchen der Passage durchaus bewusst, da dieser Transfer eben nun mal dem Faktor Zeit am meisten entgegen gekommen ist. Ich muss so schnell wie möglich nach Aufbruch, um mein Kommando übernehmen zu können. Und diese Phase der Unannehmlichkeit ist eben der Preis dafür. Was Carmina wirklich sauer macht, ist nicht die Enge des Quartiers oder dass sie sich nur mit einem Schwamm an einer Schüssel kalten Wasser waschen kann. Sondern sie sieht dieses Quartier als permanente Missachtung des adligen Status meiner Person an. Eine nicht gut zu machende Beleidigung ihres geliebten Herrn. Also sehe ich Großzügig über den Tonfall meiner Konkubine hinweg und ignoriere sie erst einmal. Aus Erfahrung weiß ich, dass solche Launen nach einer gewissen Zeit von selbst auflösen, ohne das ich was dafür tun muss.

"In der Tat. Josephina, sei ein Schatz und fahre bitte fort, die fantastischen Geschichten des Sebastian Winterscales vorzulesen."
"Gibt es eigentlich nichts Anderes zu lesen als diesen Unsinn? Die Geschichten sind doch eh alle gleich. Winterscale bricht auf, wird von Warpraubtieren oder Piraten oder Renegaten oder Ketzern oder Xenos oder von allen Fraktionen gleichzeitig überfallen und er verarbeitet sie im Alleingang zu blutigem Matsch. Augen, Innereien und Gliedmaßen fliegen dabei durch die Gegend und Blut spritzt an Wände, den Boden und die Decke. Und sobald er auf einem Planeten voller Schätze ankommt, wird er von riesigen Ungeheuern überfallen, die er mit seinem Zahnstocher im Vorbeigehen spektakulär blutig in ihre Einzelteile zerlegt.", beschwert sich Carmina und zu einem gewissen Teil hat sie sicherlich recht.

"Nun, die Geschichten sind sicherlich Maßlos übertrieben. Der Autor hat die Geschichten von Leuten, die sie von Leuten haben, die sie wiederrum von anderen Leuten haben, die vielleicht mal dabei gewesen waren oder auch nicht. Und jeder hat die Geschichte etwas ausgeschmückt, um sie spannender und interessanter zu machen. Aber einige dieser Legenden haben einen wahren Kern, eine Information, die vielleicht mal etwas wert sein könnte. Schließlich hat Sebastian Winterscale vor seinem Verschwinden einen gigantischen Schatz versteckt.", erkläre ich.

"Und die Karte hat er in fünf Teile geteilt und sie seinen vertrautesten Offizieren seiner zurückbleibenden Flotte in Verwahrung gegeben. Und wenn man alle seitdem aufgetauchten angeblich originalen Kartenstücke zusammenheften würde, könnte man damit alle Wohnungen von Tarsus tapezieren. Nur Narren jagen diesem Schatz hinterher.", meint meine Konkubine abgeklärt und macht deutlich, dass sie ihr hübsches Köpfchen nicht nur dafür benutzt, ihren schönen und gepflegten schwarzen Haaren halt zu geben.

"Und ich habe wahrlich Besseres zu tun, als Karten zu sammeln. Dabei weiß ja noch nicht einmal jemand wirklich, aus was der Schatz eigentlich besteht.", erwidere ich und inhaliere mit einen weiteren Zug aromatischen Rauch.

"Wahrscheinlich aus einem Satz seiner elfenbeinernen Zahnstocher.", scherzt Josephina und bringt mich zum Lachen.

"Womöglich. Nun gut, ich habe hier noch Leerenrecht, das inspirierende Handbuch für den Schiffskapitän. Und als Highlight, Thules kleiner Leitfaden für die richtigen Rituale um Maschinengeister zu besänftigen, herumliegen. Wäre dir diese Lektüre angenehmer?", frage ich sie foppend und nippe an meinem Amasec, während ich mein Lho-Stäbchen im Aschenbecher ausdrücke.

"Leerenrecht kann mit zwei Paragraphen zusammen fassen. Paragraph 1, der Lordkapitän hat immer Recht. Paragraph 2, sollte der Lordkapitän ausnahmsweise mal nicht Recht haben, so greift Paragraph 1.", erklärt mir die schwarzhaarige Frau die Feinheiten des Rechtssystems auf einem Schiff.

"Nun ja, das Buch wiegt nicht fünfzehn Kilo und hat über tausend Seiten, weil es nur zwei Paragraphen enthält, die Sache ist schon etwas komplizierter." Der in einem Buchdeckel aus vergoldetem polierten Messing eingeschlagene Wälzer liegt neben mir auf dem Nachtschränkchen, ein gutes Dutzend verschiedenfarbiger Lesezeichen aus mit Elektrum durchwirkter Seide zeigen die Stellen an, mit denen ich mich die letzten Wochen intensiver beschäftigt habe. Inzwischen habe ich mich ziemlich gut in diese Materie eingearbeitet. Sicherlich hat ein Lordkapitän seine Rechtsexperten, aber ich war immer der Aufsicht, ein Mann sollte in seinem Aufgabenbereich so viel wie möglich alleine erledigen können. Carmina streckt mir zur Antwort ihre äußerst geschickte Zunge heraus, die sie oft besser einzusetzen weiß als in dieser Situation.

Unser kleines Geplänkel wird plötzlich rüde unterbrochen, als eine starke Erschütterung das Schiff durchläuft. Carmina muss sich an einem ihrer Kofferschränke festhalten, während Josephina überrascht und erschreckt einen kleinen spitzen Schrei ausstößt. Irritiert schwinge ich mich vom Bett herunter und stehe auf. Sind wir von einem Asteroiden getroffen worden? Kurz darauf reißt uns ein weiterer und viel stärkerer Stoß von den Beinen. Thron! Einer von Carminas Schrankkoffern fällt um und der Deckel platzt auf. Ein Teil ihrer überaus opulenten und wirklich teuren Garderobe verteilt sich unschön über den Boden. Meine schwarzhaarige Mätresse kommentiert das Geschehen mit einem äußerst interessanten Fluch. Aus der anderen Kabine ist das Scheppern von Töpfen und das Klirren von zerspringendem Geschirr zu hören. Ebenso zerspringt meine noch halbvolle Flasche mit dem wirklich köstlichen Amasec der Marke "Red Star Prime" auf dem Boden und der war wirklich verdammt teuer gewesen. Welch Verschwendung! Außerdem sind entfernt die typischen Geräusche zu hören, wenn sich Schotte automatisch schließen. Das sehe ich mal als kein gutes Zeichen an. Wir scheinen ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein.

"Thron! Was war das denn jetzt?" Ich rapple mich auf, streiche meinen prächtigen roten Hausmantel über meiner von Meistern ihres Faches gefertigten Rüstung glatt, angle mir mein bequem in Reichweite hängendes Wehrgehänge und lege den schweren Gürtel an. In zwei Holstern steckt je eine Bolt- und Plasmapistole. Ein Schwert mit einer Parierstange, die wie Aquila geformt ist, rundet meine Bewaffnung ab. Ein Mann in meiner Position hat seine Waffen immer griffbereit und diese Angewohnheit hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet. Ebenso, dass ich fast immer meine Rüstung unter meiner feinen Kleidung trage. Inzwischen spüre ich das Gewicht davon kaum noch, was wohl auch daran liegt, dass ich über die Kondition eines Berufskämpfers verfüge. So gerüstet gehe ich in die andere Kabine dieses Deckes. Der Stapel mit den Utensilien meines Koches ist in Bewegung geraten und Kochgeschirr umgeben von einem Haufen Scherben bedeckt den Boden. Was für ein Schlamassel.
"Mädels, zieht sofort eure feste Kleidung an!" befehle ich meinen Konkubinen, da hier zu viele scharfkantige Sachen herum liegen, um Barfuß laufen zu können.

"Ich fürchte, wir werden beschossen, Meister Flavion!", meint Caine mit sonorer Stimme, als würde er verkünden, dass sich das Abendessen um fünf Minuten verspäten würde. Mein Leibdiener Caine ist wie immer tadellos im schwarzroten Livree meines Hauses gekleidet. Auf seiner Brust befindet sich das Wappen meines Hauses, den Raben auf einer Welt sitzend, umgeben von einem Kreis mit zwölf Zacken. Seine einst dunklen Haare sind ergraut und er ist glatt rasiert. Ich selbst trage einen gestutzten Vollbart, während ich meine schwarzen Haare nach hinten gekämmt trage. Aus praktischen Gründen trage ich sie nicht so lang, wie es vielleicht gerade auf Scintilla Mode ist.

"Gerade jetzt, wo ich mich schon daran gewöhnt habe, dass nichts Interessantes mehr passieren wird.", merke ich im ruhigen Tonfall an und versuche, durch eines der Kabinenfenster etwas zu entdecken. Aber da ist nur die Schwärze der Leere und das Licht in der Kabine ist nicht gerade hilfreich, wenn man im leeren schwarzen Raum etwas erkennen möchte. Ganz abgesehen von den gigantischen Entfernungen, die da draußen herrschen. Auf alle Fälle beginnt nun eine Sirene, mit einem äußerst unangenehmen hohen Ton zu heulen. Panische Stimmen der Siedler sind von unten zu hören und dann fängt Colette, die kleine rothaarige Gehilfin meines Leibkoches, an zu kreischen, als ob sie mit der Sirene einen Wettbewerb um das hässlichste Geräusch abhalten wollte. Die Jugendliche im schwarzen Kleid mit weißer Schürze zeigt mit bleicher Miene und mit zitternder ausgestrecktem Zeigefinger auf die Außenwand, an der sich nun die Konturen von Gesichtern abzeichnen. Nein, das ist kein gutes Zeichen. Imperator, steh uns bei!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #2 am: 01. August 2012, 18:02:15 »
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Ich ziehe mein schlankes Energieschwert "Rabenklaue" aus seiner mit Goldfäden verstärkten Scheide aus geschwärztem Leder. Dieses geschmeidige Material stammt von einer von mir eigenhändig auf Mortressa erlegten Todesweltbestie, die mich beinahe getötet hätte, dieses verdammte Mistding. Indem ich den Kopf des Aquila drücke, dessen ausgebreite goldene Flügel die Parierstange meines Schwertes bilden, aktiviere ich die Energiezelle. Dazu sage ich eine kurze Litanei auf, um den Maschinengeist darin zu motivieren, seinen Dienst aufzunehmen. Ein blaue Funken sprühendes Energiefeld baut sich entlang der doppelschneidigen Klinge auf, da der Maschinengeist wohl guter Dinge ist. Der von vielen Generationen Gebrauch abgenutzte Schwertknauf sieht aus wie ein schwarzer Rabenkopf, wobei die Augen rote Diamanten bilden und der Schnabel vergoldet ist. Mit diesem Schwert in der Form eines Anderthalbhänders habe ich siebenundzwanzig siegreiche Duelle absolviert und ebenso viele Menschen getötet. Neunzehn Männer, sieben Frauen und etwas, wo ich mir nicht sicher bin, ob es nun Mann oder Frau oder Beides war.

Es ist, als würde ein Kind mit einem aufgehängten Laken, das an einer Wäscheleine hängt, spielen und seinen Gesicht dagegen drücken. Nur besteht die Außenwand aus gehärtetem Ferrostahl und nicht aus dem leicht verformbaren Stoff eines Bettlakens. Die Gesichter drücken sich durch und auf einmal schweben mehrere schwarze Schädel im Raum. In ihren Augenhöhlen glimmt ein unheilverkündendes blaues Leuchten. Das ist ein äußerst beängstigtes Erlebnis. Meine Pilotin kriegt einen Schreikrampf und rennt kreischend in meine Kabine. Autsch, das ewige Gekreische von Weibern tut verdammt in den Ohren weh. Auch mir schlottern die Knie und meine Angst ist nicht unbegründet. Einer der Schädel schießt zu plötzlich auf mich zu, um noch mit dem Schwert eine Barriere aus Stahl zu errichten. Das Ding aus einem Albtraum zischt an der Klingen von Rabenklaue vorbei und verbeißt sich in meinem Arm. Dabei scheint es so, als ob ich keinerlei hochwertige Rüstung aus geschichtetem Ceramit und Adamantium unter meinem guten roten Mantel mit den Goldlitzen tragen würde. Thronverdammt!
 
"Imperator! Steh mir bei!", keuche ich schmerzerfüllt auf. Eine Grabeskälte breitet sich in meinem Arm um die Bissstelle herum aus. Mir gelingt es, den verdammten Schädel abzuschütteln und auf Distanz zu halben. Solun schafft es mit seiner Handfeuerwaffe, den bei mir schwebenden Schädel abzuschießen. Guter Schuss! Caine versucht mir gut zuzureden, reduziert aber meine Angst gegenüber diesen Widernatürlichkeiten aus dem Warp leider in keinster Weise. Thron!

"Ich schwöre alle zu töten, die mich zu töten versuchen.", rufe ich eine hier passende Litanei und mache mir etwas Mut. Die Wunde fängt an ziemlich zu schmerzen und Blut tropft aus dem Ärmel heraus zu Boden. Ich bewege mich mit dem Schwert auf einen Schädel zu, der es auf meine Carmina abgesehen hat, die sich neugierig mit in diesen Raum bewegt hat, die wenigstens wieder Schuhe an ihren Füßen hat. Ich spüre das typische Kribbeln, wenn sich ein Gellerfeld aufbaut. Das kann nur bedeuten, dass die "Ruhige Gezeiten" einen Notfallsprung vorbereitet. Dummerweise sind die Sichtdeckungen vor den Fenstern nicht geschlossen. Der Anblick des Warps ist nichts, was man sehen sollte. Nur Navigatoren können durch die Mutation ihres dritten Auges das Immaterium blicken, ohne wahnsinnig zu werden.

"Beim Thron! Schließt die Fensterschotte! Sofort!", befehle ich mit so ruhiger Stimme wie möglich und versuche die in mir aufkeimende Panik nieder zu kämpfen. Der verdammte Schädel, der es auf Carmina abgesehen hatte, wird von mir abgelenkt und kommt in meine Reichweite. Schnell zuckt mein Schwert mit der Spitze voran auf dieses Ding zu. Gekonnt durchbohre ich es mit Rabenklaue. Der Schädel zerplatzt einfach in einer Wolke aus schwarzem Rauch, als meine Klinge durch eine der blau leuchtenden Augenhöhlen fährt. Ha! Der Imperator steht eben jenen bei, die bereit sind, mit seinem gepriesenen Namen auf den Lippen zu kämpfen. Ich trete ein Schritt zurück und achte darauf, nichts von diesem sich schnell zerfasernden Dampf zu inhalieren. So langsam kehrt mein Selbstvertrauen zurück. Diese Unnatürlichkeiten können mit ehrlichem Stahl in der Hand eines gottesfürchtigen Untertan unseres geliebten Imperators vernichtet werden.

In dem Moment flackern die Lampen und verlöschen dann. So etwas wie eine Notfallbeleuchtung scheinen die hier nicht zu haben oder die dafür zuständigen Maschinengeister sind momentan ob der fehlenden Rituale missgelaunt. Da der letzte Schädel ziemlich laut heult, kann ich ihn gut genug orten, um mich seiner Attacken zu erwehren. Auch sorgt das Energiefeld des Schwertes für etwas Licht. Ebenso ist das unnatürliche Glühen der Augen des Dinges auszumachen. Derweil werden die Fensterschotte geschlossen und jemand entzündet eine Funzel, welche wenigstens für etwas Licht sorgt.

Dann gibt es den typischen Schlag, gefolgt von einem beunruhigenden Knirschen, als die Warptriebwerke der "Ruhige Gezeiten" den Realraum aufreißen und wir in den Warp eintreten. Auch der letzte Schädel wird endlich zur Strecke gebracht, als dieser von einem Laserstrahl getroffen in einem hellen Blitz einfach verpufft. Das war mein Bannerträger Cussak, der sich endlich daran erinnert hat, dass er nicht nur mein Banner trägt, sondern auch die Pflicht hat, mich zu beschützen. Aber lieber Spät als nie.

"Der Imperator ist unser führendes Licht
Ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Menschheit in einer Galaxie der Dunkelheit
So wie wir ihm dienen
so dient er uns
Und beten wir zu ihm,
sind seine Gedanken bei uns.
Und in der Dunkelheit, wenn Schatten drohen
Da ist der Imperator mit uns, im Geiste und in Wahrheit.", rezitiere ich, um wieder Mut zu sammeln. Das war jetzt wirklich haarig gewesen. Ich bin noch ganz durch den Wind, mein Herz pocht viel zu schnell in meiner Brust und ich muss ganz schnell zur Toilette. Ich hoffe mal, dass wir im Warp den Feind abschütteln können. Kaum denke ich das, durchläuft ein weiterer harter Schlag das Schiff, diesmal kann ich mich auf den Beinen halten. Es gibt einen ganz schönen Knall und dann ist zu spüren, wie das Gellerfeld ausfällt. Thron!

Es gibt nicht wirklich viel Schlimmeres, als ein im Warptransfer ausfallendes Gellerfeld. Wie jeder Gottimperatorfürchtige Untertan unseres lebendigen Gottes, der auf Terra auf seinem goldenen Thron sitzt, weiß, lauern im Immaterium schreckliche, abartige Wesenheiten, vor denen uns der Imperator schützt. Hauptsächlich, indem er seinen treuen Untertanen das Wissen um das Gellerfeld gegeben hat, welche die unnatürlichen Raubtiere des Warps draußen hält, da diese geistlosen Kreaturen nur sehr schwer dieses Feld aus gefangener Realität durchdringen können. Und jetzt haben wir keinen Schutz mehr. Außerdem ist es erstaunlich, dass die Angreifer uns sofort hinterher springen und das Gefecht hier im Warp fortsetzen konnten. Normalerweise ist es in dieser Umgebung praktisch unmöglich, Kanonenbatterien gezielt abzufeuern und auch die kriegerischen Maschinengeister eines autarken Torpedos kommen nicht mit den Verhältnissen zurecht, welche im Empyrean herrschen. Allerdings gibt es einen uralten Feind aller gottesfürchtiger Menschen, dem ich das zutraue, dem Erzfeind! Thron von Terra! Steh uns bei in dieser dunklen Stunde!

Kaum habe ich das zu Ende gedacht, kracht es unter uns gewaltig. Im Passagierdeck der Pilger muss es einen Einschlag gegeben haben. Allerdings werden wir nicht Bruchteile später von gigantischen Schrapnellen zerrissen. Auch tobt kein Feuersturm durch unser Abteil. Das Ausbleiben einer Explosion nach einem Einschlag lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass wir gerade geentert worden sind. Und da Enterschiffe in der Regel zu klein für ein Gellerfeld sind, verheißt das in dieser Umgebung nichts Gutes. Ich fange nicht nur an um mein Leben zu fürchten, sondern auch um meine unsterbliche Seele. Möge der Imperator mich beschützen. Und natürlich mein Gefolge aus mir treu ergebenen Frauen und Männern.

"Zerschmetterte den Feind! Vernichte den Gegner! Für den Imperator bringen wir den Tod!", rufe ich, einen Schlachtruf der Imperialen Armee ausleihend, um mir und meinen Leuten etwas Mut zu spenden. Mit aufrechtem Hass im Herzen führe ich die kleine Gruppe meiner kämpfenden Gefolgsleute bestehend aus Ares Solun, Cussak und Braddock zur Treppe nach unten. Kaum sind wir an der Treppe, kommt Althea schreiend aus meiner Kabine gelaufen. Das verheißt nichts Gutes. Ein durchscheinender Wurm verfolgt sie, umkreist sie kurz und schießt dann auf Josephina los, die sich in ihren seidenen Morgenmantel gehüllt hat und Pantöffelchen trägt. Thron!

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #3 am: 03. August 2012, 14:34:25 »
Position:
Transfer durch den Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 333 783.M41

Der buntschillernde Wurm ohne wirklich reale Substanz windet sich nun kurz unschlüssig vor Josephina und verschmäht schließlich auch sie. Meine Konkubine wankt bleich vor Schreck zurück in meine Kabine. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem seltsamen Ding ein verdorbenes Raubtier aus dem Warp. Solun verdreht die Augen und fällt im Angesicht dieses unreinen Dings einfach in Ohnmacht. Auch mir kommt die Galle hoch und ein panisches Zittern durchläuft mich. Aber ich habe mich gut genug im Griff, um nicht loszuschreien oder mein Heil in der Flucht zu suchen. Auch schaffe ich es, mir nicht in die Hose zu machen. Und in dem Licht kann niemand meine Angst sehen. Ich bin verdammt nochmal ein Conari, von hohem Adel und habe eine Vorbildsfunktion, also reiße ich mich im Angesicht dieser unheiligen Kreatur zusammen. Derweil hat sich der Wurm mehrmals in der Kabine gedreht und schießt dann auf meinen Bannerträger Cussak zu. Der schreit panisch auf und in den weit offen stehenden Mund schießt der Wurm in ihn hinein. Nein, nicht Cussak! Cussak war mein erster Leibwächter und dient mir schon seit fünfzehn Jahren treu. Wir haben viel gemeinsam erlebt und er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, als ich noch unerfahren war.

Angeblich können Raubtiere des Warps unter Umständen Menschen besetzen. Cussak schreit immer noch panisch und sieht sich hektisch um. "Wo ist es hin? Wo ist es hin?" Ich ziehe schweren Herzens meine Plasmapistole "Rabenschwinge" und entsichere sie mit einer kurzen Litanei des Hochfahrens. Ich kann mir denken, wo der Wurm hin ist und das gefällt mir ganz und gar nicht. Aber habe ich eine Alternative? Ein blaues Leuchten geht von den Kühlrippen des Erbstückes aus, als das Plasma vom vor Erregung vibrierenden Maschinengeist augenblicklich auf Kampftemperatur erhitzt wird. In dem Moment dringen weitere dieser fliegenden Schädel in die Kabine ein. Thron! Nimmt das heute kein Ende mehr?

Mein treuer Bannerträger zerplatzt regelrecht, als sich aus seinem Körper eine Abscheulichkeit heraus windet. Wie in dem Buch über Sebastian Winterscale verteilt sich Blut, Fleisch und Innereien unmalerisch über Boden, Wände und Decke. Auch ich bekomme einiges von dem ab, was einst mein treuer Gefährte Cussak gewesen war. Weiteres Gekreische von meinem weiblichen Gefolge und auch Lungini kann verdammt laut schreien. So ist es nun an mir, der ruhende Pol in diesem Chaos zu sein. Ich bin ein Conari und mein Glaube an den Gottimperator wie an den Profit ist unerschütterlich. Diesmal beherrsche ich mich, ziele ruhig und überlade meine Pistole. Zwei ultraheiße Plasmageschosse schießen auf das Ziel zu. Im letzten Moment biegt sich der Wurm zur Seite und nur eines der blauen Kugeln trifft es. Leider ist die Wirkung nicht wirklich berauschend. (Doppeleins beim Schaden und der zweite Schuss ging um 1% daneben, was für ein verdammtes Pech!) Die Widernatürlichkeit ist nun vollständig in diesem Zimmer manifestiert. Jedenfalls glaube ich das. Dieses verdammte Raubtier des Warps hat mehrere Mäuler mit großen, nach Innen gebogenen Zähnen, aus deren Schlund blaue Flammen schlagen. Es scheint sich die ganze Zeit in sich zu winden und zu verändern. Thronverdammt!

Braddock schießt mit seinem Lasergewehr im Salvenfeuer auf das Ding, was allerdings keinerlei brauchbare Resultate hervorbringt, bis auf den Umstand, dass Tentakel sich bilden und auf Braddock zu peitschen. Der wird davon umschlungen und von den Beinen gerissen. Derweil ziehe ich meine Boltpistole, die ich in den Tiefen der Markthallen von Stahlstadt erworben habe und feure eine kurze Salve massereaktiver sehr teurer Geschosse ab. Jedes der mit Deuterium angereicherten Projektile im Kaliber 20mm ist eine sorgfältige Handarbeit von einem Meister seines Faches und entsprechend teuer im Einkaufspreis. Aber um dieses Ding zu vernichten, ist mir nichts zu teuer, da es meinen treuen und langjährigen Gefolgsmann Cussak nicht nur getötet, sondern wahrscheinlich auch seiner unsterblichen Seele beraubt hat. Sollte ich jemals wieder zivilisierten Boden betreten, werde ich einen Gedenkgottesdienst für ihn abhalten lassen. Der ohnmächtige Solun kommt wieder zu sich, rappelt sich auf und bequemt sich, seine Throne zu verdienen.
"Allsehender Imperator steh uns bei in dieser schweren Stunde und hilf uns dabei, unsere Gefallenen mit rechtschaffenem Hass in unserem Herzen zu rächen!", skandiere ich laut vor mich hin und sammle neuen Mut.

Althea lugt hinter einem Stapel Gepäckstücke hervor und eröffnet nun mit großem Enthusiasmus das Feuer mit ihrer Boltpistole, nachdem sie offensichtlich ihre Angst endlich erfolgreich überwunden hat. Ihre Salven liegen gut im Ziel, allerdings ist die Wirkung auf dieses abartige Wesen eher gering. Hier und da bilden sich Krater im Balg der Kreatur, die sich aber fast augenblicklich wieder mit blauem Fleisch füllen. Ich habe schon ungeschützte Menschen nach dem Einschlag eines solchen 20mm massereaktiven Geschosses aufplatzen sehen und da das Ding keiner Panzerung trägt, müssten die Treffer es eigentlich in Stücke reißen. Diese Raubtiere aus dem Warp haben ihren schrecklichen Ruf nicht von ungefähr. Wenn mit Deuterium angereicherte Geschosse nichts ausrichten, ist es Zeit für die gute alte Handarbeit. Mein getreuer Braddock ist kurz davor, von dieser Kreatur verschlungen zu werden. Das Vieh speit mir eine Lohe aus blauen Flammen entgegen, unter die ich mich geschickt weg ducke. Der heiße Hauch aus der Hölle fährt über mich hinweg und versengt die Rückseite meines guten Mantels und auch ein paar meine Haare dürften sich kräuseln. Momenten bin ich jenseits der Angst und ich konzentriere mich nur auf mein rechtschaffenes Werk. Der Imperator ist an meiner Seite und sein wohlwollender Blick ruht auf mir. In seinem Angesicht kann ich nur siegen, denn Versagen ist keine Option. Mein Schwert springt regelrecht in meine rechte Hand, nachdem ich die Boltpistole in die Linke gewechselt habe.

"Stirb im Namen des Imperators! Du verdammte Kreatur aus dem Abgrund der Verdammnis wirst nun mit meinem rechtschaffenen Zorn geläutert!" Mit einem kraftvollen Hieb mit der energiesprühenden Klinge meines Schwertes Rabenklaue durchtrenne ich die Tentakel, welche den stämmigen Braddock umschlungen halten. Der kann sich nun endlich aus der Umklammerung befreien und kriecht panisch von dem unreinen Ding weg. Die abgeschlagenen Tentakel winden sich kurz, als wären sie allesamt lebendige Schlangen, bleiben dann aber zuckend liegen, bevor das unreine Fleisch beginnt Blasen zu werfen und sich aufzulösen. Der Magister Militaris hat inzwischen aus seinem Gepäck seinen Melter heraus gekramt und heizt nun der Kreatur wortwörtlich ordentlich ein. Ein heißer Strahl zischt haarscharf an mir vorbei und reißt ein großes Loch in den verdrehten Leib des Feuerspuckers. Das hat er gespürt, auch wenn der zähe Bastard immer noch lebt. Diese Wesen aus dem Warp sind wahrlich von unheiliger Energie erfüllt, dass sie sogar einen Treffer einer Waffe widerstehen können, die einen Kampfpanzer vernichten kann. Aber wir haben etwas, was diese Dinger nicht haben, einen Imperator, der uns beschützt!

"Imperator auf Terra!", brülle ich und versenke mein Energieschwert in dessen primäres Maul. Tief fährt die Klinge durch den vermeintlichen Kopf und ich scheine wichtige Dinge darin zu treffen. Das war zu viel für dieses Monster und es zerfällt in eine blaue Masse aus Schleim, welche Blasen wirft und zu dampfen anfängt, wie schon zuvor die abgetrennten Tentakel. Der Geruch ist äußerst widerlich und ich kann gerade so mein exzellentes Frühstück in mir behalten. Von unten sind weiter panische Schreie zu hören. Einen kurzen Moment überzeuge ich mich, dass es meinen Leuten soweit gut geht. Josephina hat sich zitternd hinter das Bett in meiner Kabine zurückgezogen, Carmina ist vollkommen bleich und Tränen haben ihr perfektes Make Up zerstört. Der vor Angst zitterende Lungini hält die hysterisch schluchzende Colette im Arm und versucht, seine Gehilfin vergeblich zu trösten. Caine steht wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung und Braddock hat sich wieder eingekriegt. Ich hebe meine Plasmapistole wieder auf und stürme nach unten. "Mir nach! Tod unseren Feinden! Für den Imperator! Für das Haus Conari! Nicht mal ein toter Feind ist ein guter Feind!" Das mit dem Stürmen wird recht schnell zu einer zähen Angelegenheit, da ein Haufen panischer Siedler uns entgegen kommt. Verbissen kämpfe ich mich auf das nächste Deck vor. Das ist das unterste Passagierdeck, hier ist das Maul eines Landungsschiffes zu sehen. Isolierender aufgesprühter Schaum hält das Vakuum draußen, da wir nun endlich in den Realraum zurück gefallen sind. Der Feind ist gar schrecklich mutiert. Mir ist es nicht möglich, sie länger als eine Sekunde direkt anzusehen, da ihr Anblick einfach für einen Rechtgläubigen nicht zu ertragen ist. Statt Hände hat er Unterarme aus Stahl, die wie Schwerter geformt sind. Mir ist nicht ganz klar, ob sie ihre Gliedmaßen amputiert und mit Klingen ersetzt haben oder ob dies unnatürlich gewachsene Verlängerungen ihrer Arme sind. Sie sind mit blutverkrusteten zerflederten Sachen bekleidet, von dem ich nicht sagen kann, was dies einst war. Nicht einmal die ursprüngliche Farbe ist zu erahnen. Ich bin nicht sicher, ob diese Dinger nun Mutanten, Falschmenschen, Xenos, Raubtiere aus dem Warp, der Erzfeind oder etwas anderes Unreines ist. Letztendlich ist das auch vollkommen, egal welches Mal der Verdammnis sie tragen, da ich weiß, dass ich sie im Namen des unsterblichen Gottimperators der Menschheit austilgen muss. Caine hat mir vor vielen Jahren als ich noch ein kleiner Junge war erklärt, an was man die Feinde der Menschheit erkennt. Sieht es nicht so aus wie ein Mensch, dann töte es, denn der Imperator befiehlt es. Schieße als erster, schieße weiter und schieße auch als letzter. So steht es in den heiligen Büchern geschrieben und so handelt ein gottesfürchtiger Untertan des Imperators im guten Glauben und ohne zu zögern.

"Ich schwöre alle zu töten, die mich zu töten versuchen.", rufe ich und bewege mich schießend auf die abscheulichen Widerwärtigkeiten zu, welche sich mit großer Brutalität blutig durch die Pilger schneiden und hacken, die sich in wahnwitzigen Mut dem Erzfeind entgegen gestellt haben. Diese haben sich wahrlich einen Platz beim Imperator verdient.

"Mir nach! Tötet sie alle! Keine Gnade, kein Mitleid, kein Erbarmen. Füllt Eure Herzen mit rechtschaffenen Hass! Für den Erzfeind gibt es nur den Tod aus unserer Hand!" Die 20m Geschosse aus meiner Boltpistole lassen Schädel zerplatzen, reißen Glieder ab und fetzen Gedärme aus den Torsos der Unreinen. Die halten deutlich weniger aus als das Ding, welches Cussak getötet hat. Aber unser Gegenangriff ist nichts weiter als ein Tropfen auf dem heißen Stein, da für jeden niedergeschossenen Feind zwei neue an seine Stelle treten. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen. - Imperator, steh uns bei in dieser finsteren Stunde, wo uns die Schatten jenseits des Schleiers drohen! -

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #4 am: 06. August 2012, 12:47:14 »
Position:
Havariert im Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Pilgerdeck
Zeit: 8 333 783.M41

"Rückzug", brülle ich, als ich einsehe, dass wir zu wenige sind, diesen Ansturm aufzuhalten. Auch geht mir so langsam aber sicher auch die Munition aus. Oben habe eine ganze Kiste davon, was mir hier aber momentan nichts nutzt. Schießend ziehen wir uns auf die Treppe zurück, lassen die letzten fliehenden Pilger passieren und schließen das Schott hinter uns. Alles, was jetzt an Pilgern unten ist, hat keine Zukunft mehr. Wir verschweißen das Schott und ich lasse im Zwischendeck aus dem Gepäck der Siedler eine Barrikade vor der Treppe zu meinem Quartier errichten. Einige der Pilger kann ich motivieren, uns zu helfen. Kaum sind wir fertig und haben uns hinter der Deckung kampfbereit gemacht, bekommen wir unerfreuliche Gesellschaft. Allerdings bequemt sich der Feind nicht, durch das zugeschweißte Schott über die Treppe zu kommen, wo wir sie im konzentrierten Feuer so lange beschossen hätten, bis sie mit ihren Leichen den Treppenaufgang verstopfen. Aber so zuvorkommend ist der Erzfeind nicht. Sondern diese Schwertmutanten arbeiten sich durch das Metall hindurch, als ob sie sich an die Oberfläche eines Sees kämpfen würden. Dabei ist der Boden aus massivem Ferrostahl. Boden oder Wände sind nach dem Durchdringen weder beschädigt oder verformt.

Einer der Siedler, der hier die Stellung hält, fängt deswegen an gellend zu schreien, als sein Verstand sich weigert, das Unmögliche zu akzeptieren. Ich kann es ihm nicht wirklich übel nehmen, da dies wahrlich ein äußerst verstörender Anblick ist. Niemand sollte so etwas können. Natürlich bin auch ich erschüttert, aber es gelingt mir, meine Angst erfolgreich nieder zu kämpfen. Es ist nicht gut, wenn der Anführer bleich wie ein Häufchen Elend vor sich hin schlottert. Ich habe zu inspirieren, zu führen und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Caine hat mich gelehrt, die angesehensten Anführer stehen vorne an der Seite ihrer Männer, wenn die Scheiße am dampfen ist. Clevere Anführer führen allerdings dagegen von hinten und lassen andere ihre Fehler ausbluten. Aber in der Weite wird ein Mann nach seinem Ruf beurteilt und ich will als mutiger Mann gelten und nicht als ein Feigling, der andere seine blutige Arbeit erledigen lässt.

"Feuer frei! Jeder Schuss zählt! Tötet sie im Namen des Gottimperators!", brülle ich und strecke eines der Monster mit einer gut gezielten Plasmaslave nieder. Das Plasma brennte Löcher in den unheiligen Balg und lässt dann das unreine Fleisch in Flammen aufgehen. Es riecht wie in den Fleischbuden auf den Basaren von Tarsus. Ein weiterer zerplatzt im Feuerhagel massereaktiver Geschoss von Althea, unterstützt vom Lasergewehrfeuersalven einiger tapferer Siedler und ein weiterer Erzfeind wird von Solun Ares mit dem Melter eingeschmolzen. Der Gestank nach brennenden Fleisch der Unreinen, das Ozon der Laserschüsse und den Antriebsgasen der massereaktiven Geschosse der Boltpistolen wird schier unerträglich. Aber dann sind die Schwertmutanten auch schon beinahe heran. Zwei werden noch während ihres Sturmangriffs in unserem konzentrieren Abwehrfeuer niedergestreckt und ich empfange sie mit gezücktem Schwert.

Ein brutaler Nahkampf entbrennt. Einer der Mutanten kommt auf mich zugestürmt, beide Schwertarme zum Schlag erhoben. Diese zischen mit großer Wucht auf mich zu. Funken sprühen, als ich den ersten Hieb der beiden Klingen gekonnt pariere. Mit aller Kraft stoße ich dieses Ding zurück und spalte ihn mit einem schnellen Zornhau vom oberen Tag aus den Schädel Ihre Arme mochten aus geschliffenen Stahl sein, ihre Köpfe sind es nicht. Ein weiterer Unreiner springt mich mit ausgestreckten Schwertarmen regelrecht an um mich aufzuspießen. Ich ducke mich unter seinen vorschnellenden Klingen hindurch und spieße ihn im Gegenzug mit einem schnellen Zucken meiner Klinge auf, nachdem er mich passiert hat. Wieder einer weniger. Rabenklaue dringt bis zu den Krallen des Aquila der Parierstange in das verdorbene Fleisch ein. Mit alle Kraft drehe ich die Klinge und drücke sie ausweidend nach oben. Die Kreatur stirbt unter großen Schmerzen, während seine Innereien auf den Boden klatschen. Mit dem Fuß drücke ich gegen seinen Leib und befreie mit einem Ruck das Schwert aus seinem makelbehafteten Fleisch.

Auch meine Kameraden halten blutige Ernte unter den Unreinen und ihr Angriff prallt an unserem rechtschaffenen Hass ab. Wir haben gewonnen, drei Siedler sind gefallen, zwei so schwer verwundet, dass sie sterben werden. Ein geringer Preis im Angesicht des Sieges über den Erzfeind. Der Melter hat ein paar Löcher in den Boden geschmolzen. Falls das Landungsschiff ablegt, dringt dann durch diese Öffnungen Vakuum ein. Ich spähe hindurch und kann sehen, wie die Leichen der bedauernswerten Siedler brutal verstümmelt werden und einige unglückselige Überlebende schreiend in das Landungsboot geschleift werden. Auch wenn es nur einfache Menschen sind, so ein Schicksal verdient niemand. Für einen Gegenangriff sind wir immer noch zu wenige, also bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Menschen schweren Herzens ihrem Schicksal zu überlassen. Mit Baumaterial der Siedler lasse ich diese Löcher verschließen. Keine Sekunde zu früh, denn der Erzfeind legt ab und Vakuum tritt zischend in das untere Deck. Oder besser gesagt, es ist der Sauerstoff, der da heraus zischt.

Diesen Kampf haben wir gewonnen, aber unser Überlebenskampf hat erst begonnen. Weitere Verluste haben wir nicht hinnehmen müssen, wobei mich das Schicksal von Cussak innerlich sehr aufwühlt. Dieser Mann hat mir viele Jahre lang treu gedient und ich habe viele haarsträubende Sachen mit ihm erlebt. Ich werde ihn sehr vermissen, als Untergebenen wie auch als Freund. In meiner Stellung hat man wenige Leute, die man als Freund bezeichnen könnte. Aber ich muss nun nach vorne blicken und die Führung über dieses Häuflein verzweifelter Überlebender übernehmen. Schließlich bin ich ein Conari und ein Auserwählter.

Die Maschinengeister der Interkomleitungen entpuppen sich als tot und auch über Mikrofunk können wir die Brücke der "Ruhige Gezeiten" nicht erreichen. Caine behandelt meine Wunden vom Biss des Imps, wie ich diese Schädel inzwischen an die Anlehnung des Zeichens der Imperialen Armee nenne. Deren allgegenwärtiges Symbol ist ein Schädel mit Flügeln und der allgemeine Spitzname für ein Imperialer Soldat im Dienste unserer Gottimperators auf Terra ist Imp. Die Wunde sieht böse aus, die Haut darum hat sich bläulich verfärbt und alles ist angeschwollen. Mein Lebenswart trägt erst etwas geweihtes Wasser von meinem Schrein auf und betet die Litanei der Heilung vor sich hin. Es schmerzt kurz, als das geweihte Wasser in die Wunde gelangt. Leichter Rauch steigt kräuselnd aus der Wunde auf, dann trägt Caine desinfizierenden Heilschaum auf. Das Material ist elastisch und verschließt die Wunde vollständig. Nun wird meine Wunde regelrecht heiß und Wärme schießt durch meinen ganzen Körper. Schweiß bricht mir aus jeder Pore und mein Herz rast. Mit meiner gesunden Hand berühre ich die Parierstange von Rabenklaue in Form eines Aquilas und singe leise das Loblied auf den Imperator. Das dauert etwa zwei Minuten, dann beruhigt sich mein Herzschlag und ich höre auf wie ein Außenhabarbeiter zu schwitzen. Die Wunde kribbelt nur noch und ich kann mich beherrschen, um nicht den gerade angelegten Wundschaum aufzukratzen. Nun überzeuge ich mich, dass es allen meinen Leuten gut geht.

Meine Konkubinen klammern sich gegenseitig Mut zusprechend aneinander, haben inzwischen aber stabile grüne Trikotanzüge mit Schnürstiefelchen angelegt. Die Anzüge habe ich extra für eine Jagdgesellschaft auf Mortressa anfertigen lassen, welche der dortige Gouverneur veranstaltet hatte. Sie tragen noch die orangenen gepanzerten Westen von damals. In ihren Gürtel hängt je ein kurzes Parierschwert und eine kompakte Laserpistole. Diese Waffen dienen nicht nur der Zier, sondern sie können damit auch einigermaßen umgehen. Aus ihrem umfangreichen Fundus an Schmuck haben sie sich Aquilas und Glücksamulette umgehängt. Schaden tut das auf keinem Fall. Colette wimmert noch vor sich hin, aber sie scheint wenigstens körperlich in Ordnung zu sein. Nachdem ich kurz beruhigend auf sie eingeredet habe, klärt sich ihr Blick soweit, dass sie mich fokussieren kann. Braddock ist Schweißgebadet und man kann ihm die Angst ansehen. Lungini hat sich halbwegs im Griff und Caine scheint gerade einen Sonntagsausflug zu koordinieren, so ruhig wirkt er. Auch er trägt inzwischen einen gepanzerten Trikotanzug und ist bewaffnet. Ich veranlasse, dass sich Josephine und Carmina um Colette kümmern, während Lungini etwas Ordnung in dieses Chaos bringen soll. Die drei Frauen kauern sich vor meinem Schrein nieder und suchen halt im Gebet. Was in dieser Situation sicherlich kein Fehler ist, schließlich schützt der Imperator. Jedenfalls meistens. Viele der Siedler sind tot oder verschleppt worden, Männer, Frauen und auch Kinder. Ich will gar nicht näher darüber nachdenken, was für ein schreckliches Schicksal ihnen bevor steht. Also knie ich mich neben meinen Mädchen auf den Boden und starre auf die Statue des Gottimperators, dessen ausgestrecktes Schwert inzwischen brennt. Ich spreche ein längeres Gebet, in dem ich den Imperator für mein Überleben danke und für die Seelen der Gefallenen bete. Besonders Cussak erwähne ich mehrmals. Und für die vom Erzfeind gefangenen Siedler erbitte ich einen schnellen Tod.

Frisch gestärkt durch das Gebet übernehme ich die Rettungsaktion. Uns gelingt es, eines der Schotte zu öffnen und wir dringen in Richtung Heck vor, wo Maschinenraum, Notfallsender und Brücke sich befinden. Dieses Segment ist unbeschädigt und wir finden ein überlebendes Besatzungsmitglied, was allerdings nichts wirklich Erhellendes beitragen kann, da es sich um den Bediener eines der vielen kleinen Abwehrgeschütze handelt, die selbst ein Transporter hat. Er kennt leider keine Rituale, um missgelaunte Maschinengeister wieder dazu zu bringen, ihre Arbeit aufzunehmen. Schnell wird klar, dass alle weiterführende Schotte in die Leere führen, sprich dahinter gab es einen Vakuumeinbruch. Ich lasse eine Notschleuse errichten und stelle eine Expedition aus acht Mann zusammen, da wir genau so viele Leerenanzüge haben. Caine hat inzwischen ausgerechnet, dass wir zwar für vierundzwanzig Stunden Sauerstoff haben, allerdings dürfte dieses Segment schneller auskühlen, so dass wir in der Hälfte der Zeit erfrieren werden, da auch die Maschinengeister der Energieversorgung ihren Dienst quittiert haben. Wasser und Nahrung halten dagegen für mehrere Tage.

Mit sieben Mann im Gefolge arbeite ich mich durch das nächste Segment vor. Hier ist ein Makrogeschoss eingeschlagen und hat ziemlich viel zerstört. Der Ferrostahl ist zerschmolzen oder bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Es haben sich viele scharfen Kanten gebildet und jede davon ist für die Versiegelung der Leerenanzüge eine tödliche Gefahr. Teilweise haben wir keine Schwerkraft, bis wir wieder auf ein Segment treffen, wo die Platten noch funktionieren. Wir brauchen fast zwei Stunden, um uns hier durchzuarbeiten. Schließlich kommen wir in einen Werkstattbereich, wo noch ein weiterer Überlebender sich aufhält. Der kennt die Rituale, um die Maschinengeister der Heizung zu versöhnen, allerdings hat er keinen Leerenanzug. Nur mit Gewalt bekomme ich einen Anzug von den Siedlern für ihn, da wir den Kerl hier erst mal für ein paar Stunden zurücklassen müssen. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit. Ich verspreche dem Siedler, dass ich zurück kehren und ihn holen werde. Ein Conari hält sein Wort!

Wir gehen weiter in Richtung Heck. Schließlich gelingt es uns durch eine weitere Schleuse einen Rettungsraum mit weiteren Mannschaftsmitgliedern zu finden. Wir befinden uns hier im vorderen Bereich des Maschinenraumes, wo sich die Instandhaltung befindet. Die anwesenden Männer sind alle mit dem Umgang mit Maschinengeistern geschult und können auch beschädigte Maschinen soweit wieder reparieren, dass der versöhnte Maschinengeist seine Tätigkeit wieder aufnehmen kann. So können wir den Zurückgelassenen retten und die Heizelemente bei meinem Segment reparieren. Also werden wir nicht erfrieren, sondern ersticken. Thron!

Zu unserem Glück gelingt es diesen Männern schließlich auch, die Maschinengeister der Lebenserhaltungssysteme zu versöhnen und so die Luftversorgung wieder herzustellen, bevor wir jämmerlich ersticken müssen. Da hat der Imperator uns wenigstens nicht ganz vergessen. Was für ein Tag. Ob meinem armen Bruder etwas Ähnliches passiert ist? Ob er dem Erzfeind in die Hände gefallen ist? Eine schreckliche Vorstellung, über die ich nicht weiter nachdenken will. Wir kehren zurück zu unserem Segment und ruhen uns erst mal ein wenig aus. Die wichtigsten Dinge sind erledigt. Die Maschinengeister der Heizung und Belüftung gehen willig ihrer Aufgabe nach, der Notsender ist aktiv. Jetzt ist die Frage, ob wir gerettet werden, bevor wir verdursten. Meine Konkubine Josephina sitzt in einer Ecke und zieht immer die gleiche Karte aus dem Tarot des Imperators, den Dämon. Aber immer in anderer Form. Das ist wahrlich kein gutes Omen. Ich nehme ihr das Kartenspiel weg, da die Pilger sie schon mit zusammengekniffenen Augen mustern. Hier und da ist der gemurmelte Begriff "Hexe" zu hören. Dabei ist aber Josephina wie alle Angehörigen meines Hauses mehrmals auf psionische Aktivität in den gesetzlich vorgeschriebenen Abständen getestet worden und die Befunde waren immer im grünen Bereich. Sie ist keine Hexe, verdammt noch mal! Mit ihrer minimalen psionischen Begabung kann sie zwar das Tarot legen, mehr aber auch nicht.

Ich nehme sie und Carmina mit ins Bett und angekuschelt an ihre warmen geschmeidigen wohlgeformten Körper schlafe ich ein. Nach irgendwelchen Aktivitäten hat keiner von uns wirklich Lust, dafür war dieser Tag einfach zu schrecklich. Mit den letzten Gedanken denke ich an die Geschichten von Winterscale. Sieht so aus, als wären diese in einem Punkt doch nicht so übertrieben, es gibt hier wirklich viele Raubtiere des Warps.

« Letzte Änderung: 23. August 2012, 10:27:11 von Nakago »

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #5 am: 10. August 2012, 15:40:06 »
Position:
Havariert im Schlund
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Ich laufe durch einen ewig langen Gang, etwas verfolgt mich. Wenn ich mich umblicke, sehe ich nur den leeren Gang, der sich tausende Kilometer gerade voraus und hinter mir erstreckt. Aber trotzdem ist etwas da, das ich nicht sehen kann. Aber ich kann seine Präsenz spüren. Der Gang scheint zu einem Palast zu gehören, denn er ist reich dekoriert. Die Wände sind mit schwarz goldenen Seidentapeten bedeckt, dessen verwirrende Muster mir Kopfschmerzen bereiten. Endlich erreiche ich einen gewaltigen Saal, prächtige Kronleuchter hängen von der mit goldenen Säulen gestützten Decken. Die allgegenwärtige verwirrende Ornamentik wiederholt sich auch hier. Im Eingangsbereich tritt mir ein leibhaftiger Halbling mit einer viel zu hohen Kochmütze entgegen. In der rechten Hand hat er ein Hackmesser, in der rechten eine zweizinkige Gabel, die so groß wie er selbst mit der hohen weißen Mütze ist.

"Ah, das Abendessen! Mjam mjam!", begrüßt er mich und verzieht sein Mund zu einem breiten Grinsen, dass ein Raubtiergebiss entblößt. Im Saal ist eine Reihe von Tischen aufgebaut, die ein Quadrat bilden. Die Tischdecke ist aus mit Silberfäden durchwirkter Spinnenseide. Die Teller aus Elektrum und das Besteck aus monobeschichtetem Adamantium mit Edelsteineinlagen im Griff. Die Gäste sind farbenprächtig nach einer veralteten Mode von Scintilla gekleidet. Allerdings hat keiner der Gäste ein Gesicht bis auf einen Mund, in den sie Schlangen wie Rundnudeln schaufeln. Das Ganze ist äußerst bizarr und erschreckend. Alle wenden sich mir zu und unterbrechen ihr Mahl. Ihre Münder sind voller Nadelspitzer Zähne. Und irgendwie scheinen die hier der Ansicht zu sein, ich wäre die Hauptmahlzeit und nicht die im Karree sich befindenden unzähligen Schlangen in allen möglichen Farben. Thron! Imperator steh mir bei!

Auf einmal kommt der tote Cussak in das Zimmer gestürmt und schüttelt mich. Solun und Althea sind ebenfalls bei ihm. "Was?" frage ich verdattert und öffne die Augen. Schweißgebadet wache ich auf. Mein Herz hämmert in meiner Brust und ich fühle eine Angst in mir toben, wie sie noch nie gespürt habe. Dieser Traum war unglaublich schrecklich, bizarr und doch so real gewesen. Mit einem fast schon weinerlichen Stöhnen richte ich mich auf und sammle mich. Ich darf keine Schwäche zeigen, denn ich bin ein Conari. Mein Name verpflichtet mich. Meine Konkubinen sind ebenfalls wach geworden und voller Furcht. Dunkle Dinge gehen hier vor. Cussak hat mich ein weiteres mal gerettet. Ich wanke zum Altar und verbrenne etwas Weihrauch. Meine Konkubinen knien sich neben mir hin und beten für die Seele des armen Cussak. Wir danken ihm und den Imperator für unsere Rettung aus der Dunkelheit. Und natürlich beten wir zu ihm auf Terra auch darum, dass wir endgültig aus dieser überaus misslichen Lage gerettet werden. Mein Körper zittert und ich habe Probleme, mich standesgemäß anzukleiden. Ich sehe nach den anderen und vernehme weitere Hiobsbotschaften. Thronverdammt!

Irgendetwas hat tödliche Träume geschickt, denn mein Leibkoch Lungini ist tot. Thron! Ebenso einige der überlebenden Siedler. Einfach im Schlaf gestorben, auch wenn ihre Gesichter zu schrecklichen Fratzen der Furcht verzerrt sind. Realistisch betrachtet haben wir durch ihren Tod wahrscheinlich ein oder zwei Tage zusätzlich gewonnen, bevor das Wasser zur Neige geht. Lungini war mein ganzes Leben mein Leibkoch, hat mit Köstlichkeiten verwöhnt, als ich noch ein kleiner Junge gewesen war. Ein weiterer Vertrauter, der auf diesem verfluchten Transfer sein Leben verloren hat. Er war wie ein Onkel für mich gewesen, der mir immer mal wieder Süßigkeiten zugesteckt hat, die so nicht auf meinem strengen Ernährungsplan gestanden hatten. Und nun ist er Tod und wahrscheinlich hat er auch seine unsterbliche Seele an den namenlosen Schrecken jenseits des Schleiers verloren. Ein äußerst erschütternde Vermutung, die mir sehr Nahe geht. Ich spreche ein Gebet für ihn und bitte dem Imperator um Schutz für seine unsterbliche Seele.

So wie es aussieht, scheint ein Raubtier des Warps in der zerstörten Hülle der "Ruhige Gezeiten" zurückgeblieben zu sein. Das Wort "Dämon" macht die Runde, aber das ist schnöder Aberglaube. Der Schrecken des Warps ist geistlos, plappert wie ein Papagei sinnlos Gedankenfetzen nach, die es nicht begreift. Diese Kreaturen sind gefährlich, aber nicht vernunftbegabt. Es sind nichts weiter als Raubtiere, die in einer für Menschen absolut lebensfeindlichen Umwelt eine Nische gefunden haben. So wie Kreaturen auf Todeswelten, die selbst einen erfahrenen Jäger mit einem Biss verschlingen können. Die hält auch niemand für wirklich intelligent oder für gar etwas Übernatürliches. Etwas anderes zu denken wäre reine Blasphemie!

Nichtsdestotrotz stelle ich eine Jagdmannschaft zusammen, Althea und Braddock begleiten mich, Solun bleibt zurück, falls das Ding uns einfach nur aus unserem Bereich herauslocken will, um anschließend über die Siedler herzufallen. (Der Spieler von Solun musste schlicht früher gehen). Braddock leiht sich den Melter von Solun aus und so ziehen wir los. Meine Trauer bekämpfe ich mit ehrlichem Hass auf diese Kreatur aus dem Warp. Auch meine Angst kämpfe ich so erfolgreich nieder. Als erstes suchen wir auf der Brücke. Das ist meine Idee, da wir ja irgendwo anfangen müssen und vielleicht so noch Erkenntnisse über den Ablauf des letzten Tages gewinnen können. Die Brücke hat einen direkten Treffer abbekommen und ist vakuumgeflutet. Allerdings arbeiten selbst unter diesen widrigen Umständen noch einige der automatisieren Cogitatorenbänke. Wirklich brauchbare Daten über unsere Angreifer lassen sich allerdings mit unseren Mitteln unter diesen Bedingungen nicht extrahieren. Auch gelingt es nicht, die interne Schiffsüberwachung zu reaktivieren. Allerdings meldet sich Caine über Funk und berichtet, das Josephina den Bereich verlassen hat. Sie hat mit den Karten ihres Tarots eine Spur bis in den vakuumgefluteten Bereich gelegt und sie hat keinen Anzug an. Thron!

Wir bewegen uns so schnell wie möglich zurück und nehmen die Fährte aus Tarotkarten auf. Wie eine Spur aus Brotkrumen, nur dass wir nicht wie im Märchen ein Haus aus Lebkuchen finden werden, sondern ein Raubtier aus dem Warp. Möge der Gottimperator auf seinem goldenen Thron ein Auge auf uns haben und uns mit seinem Licht den Weg in die Dunkelheit weißen. Josephina habe ich von meinem ersten selbstverdienten Gelt (kein Schreibfehler, der jiddische Begriff ist offiziell) wie auch Carmina gekauft. Beide stammen aus einem angesehenen Fleischhaus und sind auf meine Bedürfnisse hin zugeschnitten. Natürlich bindet mich das ziemlich emotional an sie. Und ich glaube, ich bin sogar so was verliebt in sie. Mehr als es einem Herr gegenüber seiner Sklavin wohl sein sollte. Ich bin in großer Sorge um meine Josephina und hoffe auf ein Wunder. Dies ist ein Weg in eine Falle, aber wenigstens weiß ich, dass dies eine ist.

Mit gezogenen Waffen stellen wir schließlich das Raubtier aus dem Warp in einem Lagerraum, der äußerlich unbeschädigt wirkt. Ein Großteil der Frachtkisten ist ins Rutschen geraten und das Ganze erinnert mich an meine alte Spielzeugkiste mit bunten Bauklötzchen, mit denen ich als Kind immer Türme gebaut habe. Das Warpwesen erinnert an einen Kegel aus windenden Tentakeln, auf dessen Spitze ein großes glotzendes Auge mit einer geschlitzten Pupille in buntschillernder Farbe thront. Es hat keine wirklich erklärbare Körperstruktur mit einem richtigen Körper, welche wichtige Organe enthalten könnte. Wie kann so etwas nur existieren? Josephina schwebt nackt hinter ihm. Ihr Körper scheint äußerlich unversehrt zu sein, trotz der Kälte des Vakuums und der Abwesenheit von Sauerstoff. Deutlich kann ich sehen, dass sie noch atmet, auch wenn das physikalisch unmöglich ist. Auf der einen Seite bin ich froh, dass Josephina noch lebt, auf der anderen Seite flößt mir dieser Umstand auch Angst ein. So langsam dämmert mir, dass meine Konkubine bei den Tests der Scholastica Psikana wohl nicht ihre wahren Resultate erzielt hat. Immer wieder rutschen Psioniker durch das engmaschige Raster, weil ihre Begabung sich erst bei einer ernsten Bedrohungssituation manifestiert. Aber darüber kann ich mir Sorgen machen, falls wir das hier überhaupt überleben.

"CONARI!", kreischt das Ding in einer Mischung aus Freude und Wut auf. Was unmöglich ist, da Vakuum keinen Schall überträgt. Ganz abgesehen davon, dass dieses Ding kein Maul hat, um irgendwelche Geräusche von sich geben zu können. Trotzdem kann ich es deutlich hören. Das ist nur ein weiterer Punkt auf der Liste der Unmöglichkeiten, der langsam aber sicher an meinem Verstand zerrt. Ganz abgesehen davon, dass dieses Wesen eigentlich unmöglich existieren kann. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass man mir über die Warpraubtiere nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Das Ding hat trotz aller Fremdartigkeit den Funken von verdorbener Intelligenz in sich.

Althea hält sich nicht mit Worten auf, sondern übermittelt dem Dinge Grüße in Form von massereaktiver Geschossen aus ihrer Boltpistole. Ich habe schon längst meine Plasmapistole gezogen, blau leuchten die Kühlrippen, bereit ihr vernichtendes Plasma zu entfesseln. Die Waffe ist am Überladen und eigentlich will ich sie auf dieses Ding abfeuern, aber dann ist etwas in meinem Kopf und das nächste was ich sehe, ist, wie Althea sich gerade so unter einem Strahl sonnenheißes Plasma duckt. Thron! Wie konnte das nur passieren? Ich war für einen Augenblick weggetreten und das Ding aus dem Warp hat mich wie eine Marionette benutzt. Eine überaus erschreckende Erfahrung an einem Tag voller Schrecken und finsterer Begebenheiten.

Braddock schießt mit dem Melter und brennt dem Ding ein Loch in den windenden Leib. Wir sind nun ausgefächert, so das keiner dem anderen im Weg herum steht. Die Meisterin der Leere lässt sich von alldem nicht aus der Ruhe bringen und feuert weitere Salven auf das unreine Ding ab, das mich offensichtlich kennt. - Hat es auch meinen Bruder getötet? Woher kennt es meinen Namen? Was will es von mir? - schießt es mir durch den Kopf. Aber diese Kreatur dürfte nicht reden, nicht wirklich denken können. Ich beginne langsam vorzurücken. Eine blaue Feuerlohe schießt mir entgegen, der ich gerade so noch aus dem Weg springen kann. Braddock erschießt beinahe mich, als das Ding in seine Gedanken pfuscht, aber er trifft zum Glück nicht. Ich ziehe meine Boltpistole und schieße voller ehrlichem Hass das Magazin leer, bis ich nah genug für das Schwert bin. Tentakel winden sich kurz hoch zu der nackten Josephina, aber was sie dort tun, kann ich nicht begreifen.

Schließlich bin ich an der abartigen Kreatur dran, lasse die leergeschossene Boltpistole fallen und lasse mein Schwert nun beidhändig gehalten für mich sprechen, denn ich habe diesem Ding nur eines zu sagen. "Stirb!" Ich weiche gewandt einigen nach mir schlagenden Tentakeln aus und mein Schwert zerschneidet das verdammte Auge. Glibber läuft heraus und eine Linse in den Farben des Regenbogens wird sichtbar. Braddock gibt ihm den Rest und verdampft seine unheiligen Überreste. Josephinas wohlgeformter Leib fällt mir in die Hände. Ich packe meine Waffen weg und schaffe die ohnmächtige Josephina zurück in unsere Quartiere. Wie kann sie das hier nur überleben? frage ich mich bange. Offensichtlich ist sie eine unsanktionierte Psionikerin und die Hexe muss im Feuer geläutert werden. Aber ich kenne sie seit Jahren, sie ist kein böser Mensch! Endlich passieren wir die Schleuse und ich besorge eine Decke, in die ich sie wickle. Die Siedler haben mitbekommen, was geschehen ist und sie kennen alle das Gebot des Imperators, das da lautet, die Hexe musst du im Feuer läutern.

Gedanke des Tages
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Gespielt am 25.03.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 1
Solun Ares Magister Militaris Rang 1
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 1
EP:
500 Punkte (gekauft Beidhändigkeit und Ge +5 auf genau 40)
Überwundene Gegner
1 Feuerdämon
zirka 7 Imps (fliegende Schädel)
1 unbekannter Dämon
Etwa ein Dutzend Schwertmutanten
Beute
Nix

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #6 am: 13. August 2012, 13:12:23 »

Persona Dramatis
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Kapitel 2
Vom Regen in die Traufe

Position:
Havariert im Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 336 783.M41

"Verbrennt die Hexe!", schreit einer der Siedler und der Ruf verbreitet sich wie ein Lauffeuer.
"Wo ist hier eine Hexe?", frage ich ruhig mit erhobener Stimme und schaue mich übertrieben demonstrativ suchend um. Die Siedler glotzen mich groß an und zeigen dann drohend auf die immer noch bewusstlose Josephina in meinen Armen.
"Sie ist keine Hexe!", entgegne ich mit fester Stimme und erwidere ohne Furcht die hasserfüllten Blicke.
"Aber sie ist ohne Raumanzug in der Leere gewesen. Nackt! Und lebt noch!", wird mir vorgeworfen. Diese Fakten sind leider nicht umzustoßen.
"Ein Wunder des Imperators! Ein wahrer Gläubiger unseres lebendigen Gottes auf dem goldenen Thron zu Terra kann alleine eine ganze Armee der Finsternis vernichten. Also warum sollte so jemand nicht in der Lage sein, der Leere des Raumes zu trotzen?" Die Argumentationsgrundlage ist äußerst brüchig und Caine schaut mich missbilligend an, da er diese Art der Rhetorik für äußerst schwach zu halten scheint. Aber die Siedler sind deutlich verunsichert, da ihr Wissen in diesem Bereich äußerst beschränkt ist.

"Eure Hure scheint aber keine Heilige zu sein! Sie ist eine verdammte Hexe!", wagt es ein grauhaariger Siedler einzuwenden. Ich hasse es, wenn jemand eines meiner Mädchen als Hure bezeichnet. Schließlich geben sie sich nur einem einzigen Mann hin, nämlich mir. Normalerweise würde ich diesen Lump für diese Beleidigung einfach über den Haufen schießen, aber noch gibt es die Möglichkeit auf eine diplomatische Lösung, die ich nicht durch Gewalt abwürgen will. Deswegen reiße ich mich zusammen und unterlasse es, eine angemessene Antwort in Form eines 20mm Geschosses mit Deuteriumkern zu geben.

"Astartes, die Engel des Todes unseres göttlichen Imperators sind ebenfalls in der Lage, in der Leere des Raumes ohne Raumanzug zu überleben. Sind das auch alles Hexen?", frage ich sie mit ruhiger Stimme. In irgendeinem meiner obskureren Jugendbücher habe ich davon gelesen.
"Das ist doch etwas ganz Anderes!", empört sich einer der Siedler, aber ich kann seine Unsicherheit spüren. Die Grenze zwischen Wunder und Hexerei kann sehr dünn sein.
"Ist es das? Nur weil Ihr nicht in der Lage seid, ein Wunder des Imperators zu begreifen, ist meine Konkubine eine Hexe? Schämt Euch!" Da die Siedler dieser Argumentation nicht wirklich etwas entgegen setzen können und meine Waffen sie auch einschüchtern, wagen sie es nicht, mich aufzuhalten, als ich mit Josephina im Arm hoch in meine Kabine laufe.

"Wenn Ihr eine Hexe zum verbrennen wollt, dann kauft Euch gefälligst selbst eine!", rate ich dem Pöbel noch zum Abschluss. Ich lege Josephina ins Bett und decke sie zu. Vielleicht wäre es klüger, ihr einfach einen Kopfschuss zu verpassen, wie mein Verstand es mir rät. Was hat dieses Ding mit ihr kurz vor seinem Ende gemacht? Hat er versucht, ihre Seele zu verschlingen? Wollte er etwas in ihr einpflanzen? Ist es ihm gelungen? Fragen über Fragen und keine Antworten, da ich von dieser Materie nichts verstehe. Kein Mensch an Bord dieses Schiffes kann mir diese Fragen beantworten und ich bezweifle, dass überhaupt in Imperator gläubiger Mensch dieses Wissen haben kann, haben dürfte, haben sollte. Aber mein Herz sagt mir, dass von ihr keine Gefahr ausgehen kann, da ihre Kräfte wohl rein defensiver Natur sind. Und schließlich beschützt der Imperator uns vor dem Schrecken jenseits des Schleiers. Josephina ist eine Gläubige und sie steht unter seinem Schutz! Also wird dieses Ding gescheitert sein, egal was es auch vorhatte. Und ich habe schon zu viele Leute aus meinem Gefolge verloren, es reicht!

Ich begebe mich in Rüstung und mit griffbereiten Waffen neben ihr zur Ruhe. Am nächsten Tag wacht sie auf und erzählt von einem seltsamen Traum, der sich mit meinen Erlebnissen deckt. Auch erzählt meine Konkubine davon, dass sie ihren im Krieg gefallenen Bruder wieder getroffen hat. Der hat mit ihr geredet und sie vor einem Mann mit dem Namen Elin gewarnt, der versuchen wird, sie zu töten. Dieser Elin soll auch seinen eigenen Bruder schon umgebracht haben. Von den Ereignissen mit dem Ding aus dem Warp weiß sie nichts mehr, was vielleicht auch besser ist. Dieses Wesen kannte meinen Namen und die Frage ist, woher? War es vielleicht meinetwegen hier? Ist dies auch meinem Bruder Novus passiert? Und warum kann Josephina sich an ihr Leben vor dem Fleischhaus erinnern? Probandinnen eines solch exklusiven Hauses werden normalerweise so konditioniert, dass sie alles vergessen, was sie einst waren. Sie existieren nur noch, um ihren Herren in allen Belangen zu dienen, um jedes seiner Bedürfnisse zu befriedigen. Mögen diese nun sexueller oder gesellschaftlicher Natur sein. Die Makropole Tarsus hat etwa sechs Milliarden Einwohner, mehr als die Hälfte gehört zur rechtlosen Unterschicht aus Tagelöhnern. Es ist in diesen Kreisen durchaus üblich, dass Schulden mit den eigenen Kindern beglichen werden. Die meisten werden einfach Arbeitssklaven oder Servitoren in den gewaltigen Manufakturen, Handelshallen und Betrieben auf der Mittelebene. Nur wenige Auserwählte schaffen es, die Ankäufer der Fleischhäuser auf sich aufmerksam zu machen. Dort wird ihnen einen umfassende Ausbildung zuteil. Nicht nur die körperlichen und künstlerischen Aspekte werden dort geschult, sondern auch ein breites Wissensspektrum wird ihnen vermittelt, um jede Art von Gespräch mit ihrem Herrn führen zu können, sei es nun, ob es um die Vorzüge einer Laserpistole im Civitas Schema gegenüber eine in Palatine Schema geht oder welcher Gladiator in der roten Arena den Primus von 774 gewonnen hat. Auch sind sie auf keinem offiziellen Anlass deplatziert, da sie die Gebräuche der gehobenen Schicht vollkommen beherrschen. Eine Konkubine eines Adligen kann eben viel mehr, als ihre Beine zu öffnen oder ihren Hintern in die Höhe zu recken.

Unter den wachsamen Augen Carminas lasse ich Josephina zurück und beginne mich nach diesem Elin zu erkundigen. Das scheint der verstockte Kerl zu sein, der mir gestern frecherweise schon Paroli geboten hat. Allerdings werden die Leute schnell misstrauisch, als ich mich nach diesem Elin zu erkundigen beginne und bekomme nicht viel mehr heraus. Ich schicke Altea nach unten, welche die Siedler im Auge behalten soll, da sie einen Tarnmantel hat und sich gut verstecken kann. Leider bringt die Observation keine neuen Erkenntnisse, aber die Siedler unternehmen auch nichts.

Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit verschiedenen Expeditionen in andere Teile des Schiffes, wo wir noch nicht waren. Hier und da finden sich noch ein paar brauchbare Lebensmittel und Wasser. Ich versuche, herauszufinden, ob die Maschinengeister des Antriebes wieder erweckt werden können. Eine Inspektion macht aber klar, dass der Schaden an den Aggregaten nicht mit Bordmitteln zu beheben ist. Selbst mit normaler Mannschaftsstärke, einem ganzen Chor an Techpriestern und Fässern voll geweihtem Öl wäre nichts mehr zu machen. Dafür können wir die Maschinengeister eines der Beiboote erwecken und versöhnen, was aber auch nicht viel bringt. Der einzige Planet ist die lebensfeindliche Hexenfluchwelt mit der verfluchten Astropathenstation. Als letzte Option werde ich diesen Strohhalm ergreifen und nach dort unten fliegen. Aber vorher will ich nichts davon hören. Es gibt verschiedene Optionen und Caine hat mehrere Prognosen erstellt, wie lange wir überleben können. Je weniger wir sind, desto länger werden die Vorräte reichen. Die Siedler zu dezimieren wäre durchaus im Bereich des Möglichen und auch sinnvoll. Das sind nur normale Menschen, während ich ein Adliger bin, der so viel mehr als sie ist. Ihr Leben ist bedeutungslos, während ich ein Auserwählter bin. Ich starre auf die Tabellen und umkreise schließlich ein Datum mit roter Tinte. Sollte bis zu diesem Tag kein Schiff kommen, werde ich zuerst die Siedler auslöschen, um meinen Leuten eine höhere Überlebenschance einzuräumen. Innerlich lege ich weitere Daten fest, wo dann die restliche Besatzung dran glauben wird. Aber ihr Opfer wird nicht umsonst gewesen sein, denn jeder Tag wo ich am Leben bleibe, ist ein Tag, wo ich gerettet werden kann. Aber noch ist es nicht soweit, auch wenn ich mich schon innerlich darauf vorbereite. Meisterin Puppila schlägt als Alternative immer noch einen Ausflug zur Hexenfluchwelt vor. Wir müssen ja nicht zur Station, sondern könnten rein theoretisch Wasser auch von den Gletschern der Welt gewinnen. Wobei niemand von uns wirklich eine Ahnung hat, ob das wirklich so einfach geht. Und dann ist da noch die Frage, was sich für Verunreinigungen in dem Eis befinden. Es gibt Mikroorganismen, welche selbst Extrembedingungen überleben können.

Wir sind hier gestrandet und mit jedem Tag wird die Hoffnung etwas geringer, dass sich etwas tut. Wenn nicht innerhalb des nächstens Monats ein Schiff vorbei kommt, werden wir jämmerlich verdursten. Die Unruhe unter den Siedlern wächst von Tag zu Tag und einige wagen es tatsächlich, "Conaris Hexe" für alles verantwortlich zu machen. Als ob Josephina jetzt etwas für diesen verdammten Angriff konnte. Wenn, dann waren die eher wegen mir her. Thronverdammt! Ich habe keine Ahnung, was ich von diesem komischen Ding, vielleicht ist "Dämon" der bessere Begriff, letztendlich halten soll. Kannte er meinen Namen, weil er Josephinas Gedanken gelesen hatte? Oder war er direkt auf mich angesetzt gewesen? Ich habe keine Ahnung! Und dieser Umstand macht mich verdammt noch mal sehr wütend.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #7 am: 15. August 2012, 13:15:44 »
Position:
Havariert im Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Transportschiff "Ruhige Gezeiten"
Quartier
Zeit: 8 364 783.M41

Knapp vierzehn Tage sind nun vergangen. Den anfänglichen hektischen Tätigkeiten ist Langeweile und Resignation gewichen. Jeder realistisch zu erreichende Punkt des Schiffes ist durchsucht worden. Es mag noch einige Bereiche geben, wo wir noch nicht gewesen waren. Aber wir haben keine Möglichkeit mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln durch die vollständig zerstörten Segmente durchzuarbeiten. Ich vertreibe mir die Zeit damit, mit meinen Leuten Karten zu spielen oder mit Caine eine Partie Königsmord. Josephina liest dabei immer noch aus den mitgebrachten Büchern vor, aber ihre wohlklingende Stimme ist rauer geworden, da die Wasserrationen immer kleiner werden. Oft auch aus Büchern mit religiösem Inhalt, besonders die Kapitel, welche den Kampf des Imperators gegen das Böse in Form der Schlange Horus zum Inhalt haben. Ich habe eine schöne handgeschriebene Ausgabe, welche voll von exzellenten einmaligen Illustrationen ist, die ich zu meiner Firmung von meinem Patenonkel geschenkt bekommen habe, der ein General der PVS von Scintilla ist. Auch der letzte Kampf zwischen Gut und Böse ist dort mit einer Illustration bedacht. Im Zentrum ist zu sehen, wie der Imperator mit einem flammenden Speer die verräterische Schlange Horus durchbohrt. Der erschlagene Sanginius liegt mit seinem zerbrochenen Schwert vor ihm am Boden, während Engel an der Decke fliegend in blauen Gewändern und goldenen Locken den Sieg des Imperators hinaus posaunen. Leider kann auch die Lektüre der heiligen Bücher unsere weltlichen Probleme nicht wirklich lösen. Unser dringendstes Problem ist das Wasser,  welches für alle noch für etwas über eine Woche reicht, dann ist Ende. Und Morgen wäre dann der Zeitpunkt der Entscheidung. Entweder ein Flug mit dem Beiboot zur Hexenfluchwelt zur Wassergewinnung oder die erste Dezimierung, um unsere Chancen auf Rettung zu erhöhen, da uns eine konsequente Liquidierung der für mich absolut wertlosen Siedler uns einen weiteren Monat leben erkaufen würde. Nach den längsten zwei Wochen meines Lebens, knackt es endlich in unserem Funk.

"Ist noch jemand am Leben?" höre ich eine unbekannte Stimme fragen.
"Verdammt noch mal Ja! Hier ist Flavion Conari auf der "Ruhige Gezeiten", bitte identifizieren Sie sich!"
"Wir kommen, um Sie zu holen!", höre ich die Antwort und dann ist Funkstille. Na Prima! Aus dem Fenster heraus ist ein Suchscheinwerfer zu sehen, dessen grelles Licht in unsere Kabinen dringt. Wahrscheinlich ein Guncutter, ein bewaffnetes, bei Freihändlern äußerst beliebtes Beiboot. Ich sammle mein Gefolge ein und bereite mich auf das Schlimmste vor. Ich lockere den Halt meiner Pistolen und von Rabenklaue, meinem geliebten Energieschwert, in ihren Futteralen, um im Bedarfsfall meine Waffen sofort ziehen zu können.

Das Beiboot dockt in der Höhe des Zwischendeckes an. Eine Melterladung wird gezündet und die Außenwand durchgeschmolzen. Das Wandsegment kracht mit glühenden Rändern auf den Boden. Dahinter ist eine Sturmrampe zu sehen, an der Schrapnellladungen angebracht sind, die jeden Moment einen tödlichen Splittersturm entfachen können. Die Siedler weichen panisch zurück, während ich äußerlich gelassen meine Position halte. Ein Conari weicht selbst im Angesicht des Todes nicht zurück. Innerlich habe ich natürlich Angst, in den nächsten Sekunden von großkalibrigen Geschossen zerrissen oder von glühend heißen Strahlen durchbohrt zu werden. Dann wird die Rampe nach unten gefahren und ein großer Waffenservitor, der mit einem schweren dreiläufigen Maschinengewehr im linken und mit Energiekrallen am rechten Arm bewaffnet ist, stapft nach unten. Metallene Engelsflügel sind auf seinem Rücken eingeklappt. Sein großer, mit einer goldenen Maske verhüllter Kopf mit mehreren automatischen Zielsystemen fährt hin und her, macht aber sonst nichts weiter. Vier schwer gepanzerte Marineinfanteristen reihen sich neben der Kampfmaschine mit schweren Sturmschrotflinten in Vorhalte auf. Als letztes tritt ein blau uniformierter Mann heraus.

"Ich bin Bootsmann Ottar Fellwind von der Audacia!", stellt sich der Mann vor. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Wir sind gerettet, endlich gerettet und das von meinem eigenen Schiff. Der Gottimperator sieht wirklich alles und lässt diejenigen nicht im Stich, die ihm seinem Namen ihre Werke tun. Und ich bin froh, dass es nicht notwendig war, die Siedler zu dezimieren oder zur Hexenfluchwelt zu fliegen.
"Gottimperator sei Dank! Ich bin Flavion Conari, zukünftiger Lordkapitän der Audacia!"

Ich lasse unser Gepäck sofort einsammeln und auf den Guncutter schaffen. Neben meinem Gefolge haben auch noch ein paar der Siedler in dem Kurzstreckenraumschiff platz. Auf einem Fenstersitz nehme ich platz und versuche etwas durch das dicke Sichtfenster der Fähre zu erkennen. Wir legen ab und gleiten durch die Leere auf die Audacia zu. Der leichte Kreuzer schält sich erhaben aus der Dunkelheit. Bis jetzt habe ich das Schiff nur auf Bildern und Gemälden gesehen. Da jeder vergleichende Maßstab fehlt, sieht der immer größere Strich in der Leere erst ziemlich mickrig aus, dabei ist die Audacia über vier Kilometer lang. Der Monitorkreuzer der Drehbankklasse ist eindeutig als ein Schiff zu erkennen, das einst für eine Exploratorflotte des Adeptus Mechanikus gebaut wurde. Die meisten imperialen Schiffe haben einen spitzen, zulaufenden Bug. Der Bug eines Schiffes des Mechanicum ist aber flach. Angeblich stammt die Audacia aus einer Explorator Expedition, welche durch viele Hände ging, auch die von verderblichen Xenos und schließlich über viele Umwege in den Besitz meiner Familie gelangte. In der Mitte ragt ein gewaltiger drehbarer Turm mit einer Sonnenlaserbatterie auf. Der Länge nach sind die Mündungen gigantischer Makrokanonen in einer geordneten Reihe zu sehen. Ein sehr einschüchternder Anblick. Das einstige Zahnrad an der Seite und dem Bug ist durch das Familienwappen, einen Raben, der sich auf einem Planet einkrallt, umgeben von einem zwölfzackigen Kranz, ersetzt worden. Im Bereich des Buges ist auf der uns zugewandten Steuerbordseite ein gewaltiger Krater zu sehen. Das ganze Schiff macht selbst auf dieser Entfernung einen äußerst mitgenommenen Eindruck. Ich verstehe bis jetzt recht wenig von Maschinen und Raumschiffen, aber selbst mir als Laie ist klar, dass dieser leichte Kreuzer unbedingt ins Reparaturdock muss. Mein Onkel hat sich wohl bisher wenig aus dem äußeren Erscheinungsbild der Audacia gemacht. Das werde ich ändern! Thron!

Immer mehr Details des Schiffes treten zu Tage. Selbst das Familienwappen ist in einem desolaten Zustand, da der Rabe statt eines Schnabels einen Krater hat. Wir gleiten schließlich in einen der großräumigen Hangars. Wir setzten sanft wie eine Feder auf und ich erlaube es mir, mich ein ganz klein wenig zu entspannen. Die Rampe wird aufgefahren und eine Ehrenformation von Marinesoldaten mit präsentierten Schrotgewehren flankiert meinen Weg zu zwei weiteren wartenden Männern. Einer ist ein älterer Mann in grauer Robe, der sich schwer auf einen Gehstock stützt.
"Ich bin Seneschall Ilias von Braun. Ich heiße Euch willkommen auf der Audacia", stellt sich der Greis vor.
"Und ich bin Waffenmeister Sigmund Kyrr! Zu Euren Diensten!" meint der andere breitschultrige Offizier, der eine prächtige Uniform mit Mantel, der von den ganzen Ehrenzeichen ziemlich überladen wirkt. Sieht so aus, als wäre ich endlich zu Hause. Dem Imperator sei gedankt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #8 am: 17. August 2012, 12:29:49 »
Position:
Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 364 783.M41

Meine Entourage und ich werden durch die Gänge der Audacia geführt. Von Innen macht das ganze schon etwas mehr her. Aber auch hier sind die Spuren von Vernachlässigung sichtbar. Vieles macht einen provisorisch geflickten Eindruck und hin und wieder sind an Schotts Warnsiegel angebracht, welche vor dem Betreten der dahinter liegenden Bereiche warnen. In regelmäßigen Abständen sind Kryotanks in den Wänden eingelassen, von denen einige gefüllt sind. Meines Wissens waren diese Tanks ursprünglich nicht auf der im Jahr 377.M30 fertig gestellten Audacia und wurden erst später eingebaut. Die Audacia hat schon eine recht bewegte Geschichte hinter sich, verschwand unter dem Kommando von Kapitän-Explorator Zathor Rak im 898.M40 in der Koronus Weite, war bis 122.M41 im Besitz von Xenos der Rasse der Stryxis, bevor sie von einem Freihändler mit dem Namen Sotikus Irem zurück erobert werden konnte. Die Audacia ging durch viele Hände, bis sie schließlich 612.M41 vom Haus Conari erworben worden war.

"Was ist denn da drin?" Frage ich neugierig und gehe näher an einen der Behälter heran. Statt eines eingefrorenen exotischen Xenos sehe ich die Gestalt eines Menschen.
"Aufsässige Besatzungsmitglieder. Ein paar Jahre Kryotank kühlt das Gemüt und man hat immer ein paar Mann in Reserve, um kurzfristig Verluste auszugleichen", erklärt mir Waffenmeister Kyrr mit breitem Grinsen. Sicherlich eine gute Idee, um renitentes Personal ruhig zu stellen. Da wir alle etwas mitgenommen aussehen, bekommen wir Gelegenheit, uns etwas frisch zu machen. Durch die Rationierung des Wassers konnte sich niemand mehr waschen und nicht nur ich muffle inzwischen ziemlich stark. Zum Glück habe ich noch frische festliche Garderobe, da gleich ein offizieller Empfang bevor steht. Meine beiden Mädchen sind ganz aus dem Häuschen und haben wieder mal große Probleme, was zum Anziehen zu finden. Aber schließlich schaffen es auch sie, etwas Passendes zu finden. Es kommt die Nachricht, dass nun alles für den offiziellen Empfang bereit ist. Also laufe ich ein weiteres Mal hinter dem Seneschall her.

Wir kommen zu einem gut geschützten Bereich, wo einige Marinesoldaten und Söldner der Eisenhunde, einer berühmten Formation, Wache halten. Hier befindet sich ein Fahrstuhl, dessen Kabine aus holzvertäfelten Messing uns nach oben bringt. Wir passieren weitere schwer bewachte Bereiche mit Verteidigungsstellungen und wir kommen in einem Festsaal heraus. Hier erwartet mich mein Onkel schon, der mich herzlich umarmt, als würde er sich wirklich freuen, mich zu sehen. Wir wechseln ein paar nichtssagende Sätze, ich richte Grüße von meinem Vater Taurion und seinen Geschwistern aus. Dann stelle ich mein Gefolge vor, von dem er Caine schon kennt, da dieser schon seit Ewigkeiten im Dienst meiner Familie steht. Die beiden tauschen ebenfalls ein paar Höflichkeiten aus und ich kann mich umsehen, wo wir uns eigentlich befinden. Es scheint sich hier um einen prachtvoll ausgestatten Speisesaal zu handeln. An den Wänden hängen Bilder von bedeutsamen Ereignissen des Angevinischen Kreuzzuges und wie General Drusus meinem Vorfahr, Admiral Flavion "der Große" Conari, den Freihändlerbrief überreicht. Auch sind Portraits vergangener Lordkapitäne, die alle den Nachnamen Conari tragen, zu sehen. Das erfüllt mich mit großem Stolz und ich überlege schon, wo ich das Bild mit meinem Portrait am besten aufhänge, als mein Onkel Ravion anfängt, weitere wichtige Leute des Schiffes vorzustellen.

Da wäre zum einem mal seine Ehefrau Esea Conari, deren leichte Krähenfüße unter den Augen zeigen, dass sie deutlich älter als die dreißig Jahre ist, die sie von außen wirkt. Sie ist eine kalte blonde Schönheit, die ihre unverhohlene Abneigung gegen mich nicht besonders gut verbergen kann. Besonders meine beiden Konkubinen straft sie mit Verachtung. Dann ist da der oberste Techpriester der Audacia, der thuleanische Maschinenseher Kyle Ademis. Er trägt eine rote Robe und ist so stark modifiziert, dass er eigentlich nur noch aus Metall und Mechadendriten zu bestehen scheint. Als nächstes wird mir der augenlose Astropath und Chorleiter der Audacia, Lux Aquinus, vorgestellt. Über seine ausgebrannten Augen ist ein Tuch gebunden, um die Folgen der Seelenbindung zu verbergen. Als letztes wird mir Leutnant Tessa Nimdock vorgestellt, welche das Kontingent Eisenhunde anführt. Die Blondine wirkt, als hätte sie Eiswasser statt Blut in den Adern. Das wird also schon bald meine Führungscrew sein.

Als nächstes muss ich erzählen, was mir wiederfahren ist. Ich bleibe in dieser Runde ziemlich wage und beschränke mich auf eine allgemeine Beschreibung der Ereignisse, indem ich den Kampf gegen den Dämon, welcher mich Conari nannte und Josephina entführt hatte, großzügig ausklammere. Dafür gehe ich bei den Kämpfen gegen die Schwertmutanten doch eher ins blutige Detail. Experten haben inzwischen die aufgezeichneten Daten der "Ruhige Gezeiten" ausgewertet. Mein Onkel meint, uns hätte die "Ignes et Amnestia" erwischt. Einst war dieses schwarze Schiff im Dienst der Inquisition und ging einer Häresie auf einem abgelegenen Planeten nach. Dort hatten junge Priester das Führungskader der Ekklesiarchie ihrer Welt umgebracht. Anfangs konnten diese ihre Taten dadurch rechtfertigen, dass sie angeblich eine Tempeltendenz ihrer Vorgesetzten erkannt und ausgemerzt hatten. Tempeltendenz ist ein schwerwiegendes Verbrechen und wird mit dem Tod bestraft. Was genau nun der Unterschied zu der normalen Ausrichtung des imperialen Glaubens ist, könnte ich aus dem Stehgreif nicht erklären. Das hat irgendetwas mit dem Zeitalter der Apostasie und den Machenschaften des Goge Vandire zu tun, welcher Herr über zwei der mächtigsten Organisationen des Imperiums war, des Ministorum und des Administratum. Dieser Goge Vandire führte das Imperium in einen Bürgerkrieg, welcher vom Reformator Sebastian Thor beendet wurde. Aber in Wahrheit frönten diese jungen Kleriker finsteren Herren, verbotenen finstern Göttern. Sie schafften es mit finsterer Hexerei und durchtriebener Heimtücke, die "Ignes et Amnestia" unter ihrer Kontrolle zu bringen. Und obendrein gelang ihnen mit diesem Kreuzer die Flucht in die Weite. Seitdem ist ein sehr hohes Kopfgeld der Inquisition auf die Wiederbeschaffung des Schiffes ausgesetzt, deren Summe selbst mich in Verzückung setzt. Kein Wunder, dass mir solch dunkle Hexerei widerfahren ist. Die "Ignes et Amnestia" hat mir mit ihren heimtückischen Angriff den Krieg erklärt. Und ich bin nur zu gern bereit, den Fehdehandschuh aufzuheben.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #9 am: 20. August 2012, 12:11:38 »
Position:
Schlund
Orbit über der Hexenfluchwelt
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 365 783.M41

Nun wird aufgetischt und zwar beinhaltet jeder Gang eine Spezialität der Weite. Schon bald habe ich die Namen der Köstlichkeiten vergessen, die mir und meinem Gefolge nach und nach serviert wird. Die Teller sind aus feinem Porzellan und jedes individuell Handbemalt. Schlachtenszenen, Heiligenportraits, Szenen aus der Imperialen Geschichte und auch Portraits der Familie sind zu sehen. Das Besteck ist aus Elektrum und in jedem Griff ist ein andersfarbiger Edelstein mit aber einem identischen Schliff eingelegt. Da wir alle einen großen Hunger haben, wird alles aufgegessen, was serviert wird, während die anderen von der Stammmannschaft immer nur einen kleinen Happen davon probieren. Schließlich gibt es einen süßen Nachtisch und das Bankett wird aufgelöst.

"Wir müssen uns jetzt noch unterhalten", meine ich zu meinem Onkel, da ich ihm die wahren Dinge erzählen möchte, die mir wiederfahren sind. Besonders dass der Dämon meinen Namen kannte. Vielleicht weiß mein Onkel, was für eine finstere Verbindung zwischen dem Ding und meiner Familie besteht. Zwar ist nie ein Conari meines Wissens in den letzten tausend Jahren finsterer Praktiken angeklagt worden, aber jede Adelsfamilie hat ihre dunklen Geheimnisse. Es gibt in Tarsus das gängige Sprichwort: Jeder große Reichtum basiert auf einem noch größeren Verbrechen. Und die Familie Conari ist sehr Reich, gehört zu den mächtigsten Familien des Sektors.

"Du kannst es wohl nicht erwarten", meint mein Onkel mit einem Lächeln, das mir nicht so richtig gefallen mag. Natürlich ist es für ihn eine große Zäsur in seiner Karriere, mir das Kommando über die Audacia übergeben zu müssen. Aber er hatte drei Jahrzehnte Zeit gehabt, seine Unternehmungen voran zu treiben. Mein Vater und der Familienrat sind sehr geduldig gewesen. Andere Familien hätten nicht so lange auf Erfolge und den daraus resultierenden Profit in Bergen von Thronen gewartet. Die Audacia ist sicherlich nicht die einzige Einnahmequelle meiner Familie, aber doch eine sehr bedeutende. Über eine geschwungene Treppe aus weißem Marmor steigen wir hoch in einen weiteren Saal, der voller Trophäen und Bilder ist. Die Bilder zeigen meist die Audacia, wie sie siegreich über andere Schiffe triumphiert, die brennend in der Leere zurückbleiben. Xenosschiffe der brutalen Orks sind genauso zu sehen wie von anderen Xenosrassen. Auch der eine oder andere Pirat hat sich an der Audacia die Zähne ausgebissen. In Vitrinen stehen Xenosartefakte und Memorabilien verschiedenster Art. Die nächsten Tage werde ich wohl viel zu entdecken haben. Darauf freue ich mich schon. Für viele Jungen ist der Besuch eines Museums ein äußerst trockene und langweilige Angelegenheit. Aber ich konnte immer stundenlang vor Vitrinen stehen und die Exponate anschauen und mir vorstellen, was für spannende Geschichten wohl damit verwoben waren. Die Audacia ist nun schon fast drei Jahrhunderte im Familienbesitz und hat viel erlebt.

Und am Ende der Wand hängt er, der Freihändlerbrief. Geschrieben auf einem zwei mal vier Meter großen Pergament. Unten hängen dutzende von verschieden großen Siegeln. Darunter das vom heiligen Drusus höchstpersönlich. Sogar seine geschwungene Unterschrift ist zu sehen, was dieses Stück Pergament schon beinahe zu einer Reliquie macht. Der heilige Drusus hat dieses Pergament selbst berührt. Andächtig streiche ich über die Panzerglasscheibe. Dieses Dokument gibt mir fast unbegrenzte Macht. Im Imperium gibt es das gängige Sprichwort: "Hinter dem Imperator ist der Lordkapitän eines Freihändlerschiffes der zweitmächtigste Mann im Imperium." Bin ich aber schon wirklich bereit für diese Aufgabe? Kann ich wirklich ein so großes Schiff mit fast sechzigtausend Besatzungsmitgliedern führen? Es ist eine große Aufgabe und eine ebensolche Verantwortung. Aber ich habe in der Vergangenheit schon viele kritische Situationen gemeistert und ich kann auf eine eingespielte Crew zurückgreifen. Ich bin bereit!

"Das ist der Stab des Lordkapitäns. Nun gehört er dir, mein Junge", etwas an seinem Tonfall gefällt mir nicht. Auch wenn er alles tut, um sich nichts anmerken zu lassen, ist er innerlich über seine Absetzung äußerst verbittert. Kann ich verstehen, aber er hatte seine Chance gehabt und der Familienrat hat ihm weiß Imperator mit dreißig langen Jahren wahrlich genug Zeit gegeben. Ich zögere für einen kurzen Moment und greife dann zu. Der Stab ist nicht mal besonders groß, gekrönt wird er von einem Aquila, dessen Flügel scharfkantig geschliffen sind. Dies ist durchaus auch eine Waffe. Ehrfurchtsvoll greife ich nach dem Schaft und dann trifft mich ein starker elektrischer Schlag. Die Entladung lähmt mich und kraftlos sacke ich zuckend zu Boden.

"Du Narr! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich kampflos das Kommando dir unreifem Schnösel übergebe! Dem fünften Sohn von meinem nichtsnutzigen Bruder, dessen einzige herausragende Eigenschaft ist, dass er unwesentlich älter ist als ich! Niemals wirst du das Kommando über mein Schiff bekommen! Denn die Audacia gehört mir!" Während er mit mir spricht, schlägt er mich mehrmals mit der Faust ins Gesicht. Ich will die Schläge abwehren, mich wehren, aber der Stromschlag lähmt mich noch immer, lässt mich hilflos auf dem Boden liegen. Eine überaus demütigende Erfahrung, die mich sehr zornig macht. Wer Blut sät, wird Tod ernten. Ich bin momentan viel zu wütend, um Angst zu haben. Die Tür zum Trophäenraum wird aufgestoßen und mehrere Marinesoldaten in der Uniform der Brückenwacht kommen herein. Ich werde entwaffnet, solange ich vollkommen hilflos bin, weil der Stromschlag mich noch gelähmt hält. Blut läuft aus meinen aufgeplatzten Lippen und tropft auf den guten Teppich am Boden. Thron! In den Romanen sagen die Helden in diesen Moment immer etwas, sei es ein Fluch, ein Versprechen auf Rache oder etwas Witziges. Aber ich bekomme kein einziges Wort heraus.

Unsanft werde ich heraus gezogen und nach unten geschafft. Ich werde eine halbe Ewigkeit durch das Schiff geschleift, bis wir in einem Zwischendeck landen. Mit zunehmender Verzweiflung versuche ich mit den Leuten zu reden, aber ich bekomme keinen vernünftigen Satz heraus. Man zieht mich aus, spritzt mich mit einer chemischen Flüssigkeit aus einem Schlauch ab und gibt mir einen Overall und Arbeitsschuhe zum Anziehen. Dann zwingt man mich noch weiter nach unten zu gehen. Hier ist der Maschinenraum und werde in einen großen stinkenden Schlafraum mit schmuddeligen Feldbetten geführt. Hier leben die Unab. Die Unab sind Zwangsarbeiter, die in zwölf Stunden Schichten die Drecksarbeiten erledigen, für welche sich die reguläre Besatzung zu fein ist. Unab ist die Abkürzung für "Unausgebildete Arbeitskräfte". Grilka 19, eine verlebt aussehende grauhaarige Mittvierzigerin ist meine Vorarbeiterin in einer Gruppe von zwanzig Leidensgenossen. Braddock, Solun Ares und Carmina sind aus meinem ehemaligen Gefolge ebenfalls hier. Colette wurde zum Küchenpersonal geschafft, Josephina eingesperrt, nachdem ein paar Siedler über die etwas obskureren Ereignisse an Bord der "Ruhige Gezeiten" geplappert haben. Auch die Siedler finden sich bald hier ein. Caine scheint noch in den oberen Quartieren zu sein. Ich hoffe zum einen, dass ihm nichts geschieht, und zum anderen, dass er mich nicht verraten hat. Seit ich denken kann, hat sich Caine um mich gekümmert, hat mich unterrichtet und angeleitet. Einen großen Teil von dem, was ich heute bin, hat er geformt. Anfangs hielt ich ihn für meinen Vater und mein Kindermädchen für meine Mutter, weil ich meine wahren Eltern nur ganz selten zu Gesicht bekam. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter mich jemals auf ihren Schoss hatte oder irgendetwas mit mir gespielt hätte, als ich noch ein Kleinkind war. Einen Verrat von seiner Seite würde mich wirklich tief treffen. Thronverdammt!

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #10 am: 22. August 2012, 09:11:02 »
Position:
Transfer durch den Schlund
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 394 783.M41

Sieben schweißtreibende Schichten in der Gluthitze des unteren Maschinenraumes habe ich inzwischen hinter mir. Wahrlich, ich bin der Hölle gelandet. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die ersten Monate auf der Audacia damit zuzubringen, verschiedene niedere Arbeiten auf allen relevanten Positionen zu verrichten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was ich meinen Leuten zumuten kann und was nicht. Diesen Punkt kann ich hier wohl schon mal abhaken. Das Leben als Unab ist die Hölle. Ich bin zwar in einem adligen Haushalt aufgewachsen, trotzdem war mein Leben nicht immer einfach, da ich mich mit den übelsten Abschaum herum schlagen musste, den man sich vorstellen konnte. Ich war einmal auf berüchtigten Todeswelt Mortressa gewesen und habe überlebt. Ich bin ein Conari und lasse mich nicht so einfach brechen. Nur der Gedanke an Rache hat mich die ersten Tage durchhalten lassen. Sobald ich meinen rechtmäßigen Rang wieder erlangt habe, würde mein Onkel für seine Schandtaten büßen.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass mein angeblich im Schlund verschollener Bruder Novus ohne Probleme es bis zur Audacia geschafft hatte und dann ist ihm das Gleiche wie mir widerfahren. Nur wurde bei seiner Ankunft sein Transferschiff in Stücke geschossen. Novus erging es anfangs soweit besser, dass er in einem seinem Stand angemessenen Quartier eingeschlossen worden ist. Aber dann fing er an Pläne zu schmieden und umzusetzen, um seinen rechtmäßigen Posten einzunehmen. Das ging offensichtlich schief, aber was mein Onkel dann mit ihm gemacht hat, ist nicht heraus zu bekommen. Oder niemand traut es mir zu sagen. Entweder ist er grausam getötet worden oder existiert als ein lobotomisierter Servitor weiter. Thronverdammt!

Von seiner ehemaligen Entourage ist nur noch seine Navigatorin übrig, die hier mit einem fest mit ihrem Kopf verbundenen Helm schwere körperliche Arbeit verrichten muss. Die Frau ist hochgewachsen und hat eindeutig zu viele Gelenke in den Beinen. Aber viele der Unabs haben gewisse genetische Abweichungen. Wegen ihres Helmes, den sie wegen ihrem dritten Auge tragen muss, nenne ich sie scherzhaft Lady Helmchen. Jeden Tag gibt es zweimal einen Proteinbrei zum essen, der schmeckt, als wäre Erbrochenes darin. Was durchaus im Bereich des Möglichen ist. Dazu gibt es dünnen Rekaf. Die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Zurzeit müssen wir eine viele Tonnen schwere Spule eines Plasmareaktors zerlegen, die Einzelteile in einen anderen Raum schaffen, wo Techpriester Hymnen im Maschinencode singen, mit Weihrauchschwenkern weißen Dunst verteilen und die Teile mit gesegneten Ölen abreiben. Ich kann nicht nachvollziehen, warum sie diese Rituale nicht an Ort und Stelle vollziehen können, um den Maschinengeist wohl zu stimmen. Es gibt zwar einen Deckenkran, aber keinen Motor, so dass der Kran von Muskelkraft hin und her geschoben werden muss. Ebenso muss die Kette über einen Flaschenzug per Hand bedient werden.

Besonders Carmina leidet unter dieser Situation. Sie ist für eine andere Art von Leben und Aufgabe geschaffen. Ich versuche ihr soweit wie möglich zu helfen, aber sie verliert stetig an Gewicht und das Feuer in ihren Augen, das mich früher immer in Wallung gebracht hat, verlöscht jeden Tag etwas mehr. Es gibt hier eine inoffizielle Währung, die sich "Scheine" nennt. Scheine kann man sich damit verdienen, in dem man nach der offiziellen Schicht weitere Arbeiten für reguläre Raumfahrer macht. Oder indem man sich im Spiel Hartball hervor tut.

Hartball wird mit einer etwa zehn Kilo schweren Eisenkugel gespielt, die so dick mit Tüchern umwickelt ist, dass sie auf den dreifachen Durchmesser kommt. Das Spielfeld befindet sich in einem leergeräumten Hallenbereich und misst etwas um die dreißig auf fünfzehn Meter. Ziel ist es, die Kugel im gegnerischen Tor zu versenken. Die Kugel darf dabei nicht mehr als zehn Schritte weit getragen werden und muss dann an ein anderes Mitglied des fünfköpfigen Teams abgegeben werden. Gewonnen hat die Mannschaft, die nach drei Dritteln je fünfzehn Minuten die meisten Tore geschossen hat. Alle paar Tage tritt eine Auswahl der Unab gegen die Wärter an. Normalerweise gewinnen die Wärter. Gute Spieler bekommen ein paar Privilegien, wie leichtere Arbeit und Scheine bei einem guten Spiel. Und Scheine sind wichtig, man kann sich damit nicht nur leichtere Arbeit erkaufen, sondern auch primitive Waffen und angeblich, falls die Gerüchte stimmen, bekommt man für fünfzig Scheine sogar eine Laserpistole. Aber niemand weiß, wer der Anbieter ist. Und es gibt noch einen Haken, eine Gruppe von Aufpassern, dass sind Unab, welche den eigentlichen Wächtern die Drecksarbeit abnehmen, nimmt sich jeden vor, der zu viele Scheine hortet. Diese Gruppe wird von einem Kerl namens Grox angeführt. Und er trägt den Namen aus zwei Gründen, zum einen ist er stark wie ein Grox, zum anderen ist er genau so schlau.

Ich spreche bei einem gewissen Lakosta vor, der die Hartball Mannschaft der Unab trainiert. Der etwa vierzig Jahre alte Mann mit einem vierkantigen Gesicht ist angeblich immer auf der Suche nach neuen Talenten. Also mache ich bei einer Trainingseinheit mit, kann mich aber nicht wirklich hervor tun, da ich von der harten Arbeit ziemlich geschlaucht bin. Aber ich darf aber morgen trotzdem wieder kommen. Nun, mal sehen, ob das der Weg zu meiner Bestimmung ist. Der Bestimmung, über die Audacia und ihre Crew zu herrschen. Und natürlich, um meiner Familie genug Profit überweisen zu können, dass ich diesen Posten auch behalten kann.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #11 am: 24. August 2012, 11:19:57 »
Position:
Transfer durch den Schlund
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 397 783.M41

Da ich für die immer schwächer werdende Carmina mit schuften muss, kippe ich schließlich einfach um. Braddock legt sich einfach nicht genug ins Zeug, um wirklich eine Hilfe zu sein. Solun Ares hilft zwar, aber nicht gut genug. Thronverdammt! So lande ich auf der Krankenstation. Ich bekomme nicht heraus, was mit Arbeitsunfähigen passiert, aber ich kann es mir in etwa ausmalen. Entweder Spaziergang in der Leere oder Wiederverwertung als Servitor. Die vernarbte Ärztin auf der Krankenstation bietet mir ein Aufputschmittel an. Was das für Nebenwirkungen hat, will sie mir nicht verraten, aber es hat welche. Aber ich habe keine Wahl. Sie spritzt mir eine Dosis von "Labora", was mich mit frischer Energie versorgt. Mit frischen Kräften klotze ich nun richtig hin.

Nach der Schicht eile ich zum Training und kann nun zeigen, was in mir steckt. Es läuft wie am Schnürchen und kann deutlich mit meinem Können punkten. Am darauf folgenden Tag kann ich Trainer Lakosta schließlich von meinen Fähigkeiten so weit überzeugen, dass ich für das Spiel in drei Tagen aufgestellt werde. Das wird helfen, hoffe ich zumindest. Zeit ist momentan ein überaus kostbares Gut.

"Kennt ihr Euch rein zufällig mit obskuren Psiphänomenen aus?", werde von einem der Arbeiter nach dem Ende des Trainings angesprochen. Der schlaksige Kerl hat blaue Augen und dünne braune Haare. Er ist mir schon mehrmals aufgefallen, weil er öfters öffentliche Gebetsstunden an den Gottimperator abhält und frömmelnde Reden schwingt. Und es heißt von ihm, dass er keine Erschöpfung kennt. Entweder ist er permanent auf Labora oder der Glaube verleiht ihm eine außergewöhnliche Ausdauer. Spricht er mich auf Josephina an? Hat sich das inzwischen schon bis hier nach unten herum gesprochen? Ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll.

"Nun, Bruder Obskurus, sehe ich aus wie ein Gelehrter der Scholastica Psikana von Terra?", erwidere ich und klopfe ihn freundschaftlich auf die Schulter. Dann lasse ich ihn einfach stehen. Seine Schulter ist überaschenderweise sehr kühl gewesen, dabei herrschen in diesem Bereich des Maschinenraumes Temperaturen weit jenseits der dreißig, in manchen Bereichen sogar bis zu fünfzig Grad. Seltsamer Kerl.

Kaum im Bettenlager angekommen, fängt das Labora an, abzuklingen. Ich kann mich gerade noch ins Bett fallen lassen, als ich unkontrolliert zu zittern beginne. Man rät mir, die Gelenke in Bewegung zu halten, was ich auch tue. Im Extremfall kann dieses Zeug zu Gelenkversteifungen führen. Meine tapfere Carmina ist bei mir und hilft, den Anfall zu überwinden. Schließlich klingen die Nebenwirkungen ab und ich falle in einen traumlosen Schlaf. Die nächsten Tage habe ich wegen dem bevorstehenden Spiel nur leichte Arbeit und mache mir große Sorgen um Carmina, welche schließlich durch die Intervention von Lady Helmchen, der Navigatorin meines Bruders, durch drei Scheine ebenfalls leichte Arbeit bekommt. Eigentlich heißt die junge seltsame Frau mit den langen weißen Haaren und dem Helm Yuri.

Schließlich kommt der Tag des Spieles gegen ausgeruhte Mitglieder der regulären Wachmannschaft. Das sind allesamt wahre Hünen und scheinen nur aus Muskeln zu bestehen. Genau wie ich eigentlich auch. Zusätzlich sind sie in gut gepolsterte Rüstungen gehüllt. Kein Wunder also, dass die Unabs nie gewinnen. Und auch heute sieht es nicht besonders gut für sie aus. Leider ist dies nicht mein Tag und mir will kaum etwas gelingen. Ich werfe zwar ein Tor, trotzdem verlieren wir gegen die Wachen mit einem satten 8:2. Thron! Aber wenigstens habe ich mir so sieben Scheine verdient, das wären zwei Tage leichte Arbeit für Carmina. So langsam wird das problematisch mit ihr. Was soll ich nur tun? Was kann ich nur tun?

Kaum bin ich wieder in den Quartieren, kommt der Oberaufseher der Unab, Grox herein. Grox stammt von einer primitiven Urzeitwelt und ist ein muskelbepackter Kerl, der auf manchen Welten sicherlich einen passablen Gladiator abgegeben hätte. Sein Gesicht ist ziemlich lädiert von schon länger zurückliegenden Auseinandersetzungen. Aber vielleicht war es auf seiner Welt auch üblich, Kinder die Nase wieder und wieder zu brechen. Vier weitere Aufseher und ein uniformierter Knilch, den ich hier noch nie gesehen habe, sind in seinem Kielwasser. Der Aufseher baut sich vor Carmina auf.
"Mitkommen!", herrscht Grox sie mit seinem schrecklichen Dialekt an.
"Das glaube ich nicht!" meine ich und schiebe mich zwischen Carmina und Grox. Der Barbar glotzt mich ziemlich überrascht an, da wir uns auf gleicher Augenhöhe befinden. Körperlich groß zu sein ist nie verkehrt. "Weißt du, wer ich bin?", frage ich den ungehobelten Klotz.

"Du bist Flavion Conari und ich habe keine Angst vor dir, Großmaul. Ich zähl bis drei, entweder habe ich die Schlampe dann oder du spuckst deine Zähne aus." grollt der Kerl, der offensichtlich noch nie was von Mundhygiene gehört hat. Der Gestank aus seinem Mund haut mich beinahe um. Damit hat er drei Eigenschaften des Grox in sich vereint, nämlich deren berüchtigter Mundgeruch.
"Ich hätte dir gar nicht zugetraut, dass du bis drei zählen kannst.", meine ich freundlich. Der Aufseher geht einen Schritt zurück und holt mit seinem Knüppel aus. Mit einem blitzschnellen Schlag mit der rechten Faust breche ich seine krumme Knubelnase ein weiteres Mal und er kippt nach hinten um. (Kritischer Treffer mit 17 Schadenspunkten)
"Wer ist der nächste?", frage ich und puste auf meine Faust, wo die Fingerknöchel aufgeplatzt sind. In meinen Jugendjahren habe ich als Grundlage imperiales "Todesfaust" von einem Veteranen gelernt, die gleiche schnörkellose waffenlose Kampfkunst, welche Gardisten einsetzen. Von außen sieht sie recht unspektakulär aus, dafür ist sie brutal und effizient. Darauf ausgelegt, einen Gegner schnell außer Gefecht zu setzen.

"Lasst den Unsinn, Conari! Schnappt ihn Euch!", meint der Lackaffe und die drei Typen stürzen sich auf mich und halten mich fest, während der Pinkel sich Carmina schnappt und abführt. Wirklich wehren kann sich die arme Kleine nicht mehr. Und ich kann sie leider nicht weiter beschützen. Grox zu besiegen war das eine, mit vier anderen gleichzeitig fertig zu werden geht doch etwas über meine Fähigkeiten. Ich bin klug genug, es nicht trotzdem zu versuchen. Aber wenigstens habe ich verhindert, dass meine Carmina von diesem ungehobelten Barbaren angetatscht wird.

Ich werde in eine Zelle zwischen zwei Maschinenblöcken einsperrt. Der Käfig ist gerade mal anderthalb Meter im Quadrat und genau so niedrig. Austrecken ist für mich hier unmöglich. Einer der Nachteile, wenn man über 1,90 ist. Ich hocke mich hin und versenke mein Selbst. Eine Meditationsübung, die mich mein Lebenswart Caine gelernt hat. So überlebe ich die Hitze, die Enge und die Vibrationen ohne große Nebenwirkungen die nächsten Tage, besonders da ich zwei Wasserflaschen extra bekomme. Einmal von Yuri und einmal von Bruder Obskurus für drei Scheine gesponsert. Da will sich wohl jemand meine Freundschaft erkaufen. Und ich muss gestehen, damit ist das wohl auch gelungen.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #12 am: 27. August 2012, 14:03:54 »
Position:
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Leichter Kreuzer "Audacia"
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Ein entkommen aus dem Käfig ist unmöglich, da er extra dafür gebaut wurde, auch körperlich stärkere Gefangene als mich drinnen zu halten. Die Konstruktion ist aus massivem Ferroplast und wiegt bestimmt mehrere Tonnen. Besonders das Problem der Ausscheidung von Fäkalien macht den Aufenthalt neben der Hitze, Krach und Vibrationen zur Tortur. Ganz abgesehen davon, dass ich mir nicht nur Sorgen um mich, sondern auch um meine Konkubinen mache. Beide habe ich im Doppelpack nach dem Vollbringen meiner ersten großen Mission in dem wirklich angesehenen Fleischhaus "Surkus & Söhne" gekauft. Die Beiden haben praktisch meinen gesamten Gewinn und die Apanage eines halben Jahres gekostet, aber ihr horrender Preis war nur zu gerechtfertigt. Ein kluger Mann kauft seine Konkubinen immer aufeinander abgestimmt im Doppelpack, auch wenn diese zusätzliche Konditionierung einen erheblichen Preisaufschlag nach sich zieht. Ein Geschäftsmann in meinem damaligen Betätigungsfeld ist oft mehrere Tage oder gar Wochen fernab aller zivilisatorischen Annehmlichkeiten beschäftigt und dies sind keine Orte für eine zarte Frau. Und allein fängt sich eine Konkubine an zu langweilen und kommt vielleicht auf dumme Gedanken, ihre Vorzüge jemanden zur Verfügung zu stellen, der sie nicht gekauft hat. Aber zwei können sich miteinander beschäftigen und die jeweils eine passt viel besser auf die andere auf, als es je ein Wächter oder Servoschädel tun könnte.

Inzwischen sind mir meine beiden Schätzchen sehr ans Herz gewachsen, vielleicht mehr, als es mir gut täte. Letztendlich ist alles ersetzbar und nur eine Frage von Gelt. Aber Carmina und Josephina haben mir unzählige Stunden außergewöhnliches Vergnügen bereitet, getrennt oder zusammen und selbst jetzt noch, gelingt es ihnen immer wieder, mich mit etwas Neuem zu überraschen. Ihr Repertoire und Einfallsreichtum scheinen unerschöpflich zu sein. Und was immer sie auch sein mögen, die beiden gehören mir! Und jeder, der sich an ihnen vergreift und weh tut, wird dafür bezahlen. Der Hass und die mentalen Übungen halten mich in diesem Loch aufrecht. Endlich werde ich frei gelassen und man erlaubt mir einen Schlafzyklus im Bettenraum zu vollbringen. Lady Helmchen, Bruder Obskurus, Braddock und Solun Ares erwarten mich schon mit Neuigkeiten. Während ich stehe und meine verkrampften Muskeln lockere, bekomme ich zu hören, dass Grox seine Schmach nicht vergessen hat. Der Kerl sinnt natürlich auf blutige Rache und wird morgen zuschlagen. Wir gehen verschiedene Eventualitäten durch, ihm zuvor zu kommen. Aber letztendlich haben wir nicht die Möglichkeit dazu. Allerdings wäre niemand wirklich traurig über das Ableben von Grox, der zu vielen äußerst übel mitgespielt hat und als besonders brutal gilt. Nun gut, morgen wird entweder er oder ich sterben. Bei genauerer Betrachtung der Situation komme ich zu dem Schluss, dass ich sein Ableben deutlich favorisiere. Um das sicher herbei zu führen, tausche ich bei einem Schwarzmarkthändler für drei Scheine einen 36er Gabelschlüssel mit einseitig angeschliffener Spitze. Nicht gerade Rabenklaue, aber man kann ja nicht alles haben.

Trotz der bevorstehenden Auseinandersetzung schlafe ich wie ein Stein. Am nächsten Zyklus werden wir vom Trupp 19 zur Arbeit an einem Gerüst eingeteilt, für deren Erledigung wir sechs Stunden brauchen. Dann gibt es Mittagessen. Normalerweise wird dies von einem Kind gebracht, das ein Wägelchen mit Boxen schiebt und diese verteilt. Diesmal ist es die rothaarige Colette aus meinem ehemaligen Gefolge, die mir eine Box von etwas weiter unten in die Hand drückt und mir verschwörerisch zublinzelt. Meine gute Colette, einst eines der unzähligen Putzmädchen im Haushalt meines Adelshauses. Sie war ein knochiges kleines Ding mit viel zu großen Augen und spitzer Nase gewesen. Ich war es, die sie auserwählt hat, meinem Leibkoch Lungini zur Hand zu gehen, als dessen bisheriger Gehilfe weg befördert worden war. Das Mädchen hatte etwas Verlorenes und Trauriges an sich gehabt. Ihre Arme waren voll von blutigen Striemen gewesen, weil ihre Meisterin mit Colettes Leistungen nie zufrieden gewesen war. Ihre Augen hatten mich so flehentlich angesehen, dass ich sie einfach nehmen musste. Inzwischen ist aus dem ungeschickten dürren kleinen Mädchen eine junge hübsche Frau geworden, von der Lungini kurz vor seinem Tod noch gemeint hat, dass sie so etwas wie Talent zum kochen hat. Das wohl größte Lob, das je über seine Lippen gekommen war.

Wenig überraschend ist in der Box, die ich im Toilettenabteil öffne, keine Extraration drin, sondern ein Bündel Papiere und eine Karte aus Metall mit einem komplizierten Muster aus Bohrungen. Eine Zugangskarte für einen sensiblen Bereich, wie mir scheint. Die Papiere sind Pläne eines Deckes, wo sich Waffenkammern befinden. An einer Ecke ist ein Kussmund aus Lippenstift zu sehen. "In Liebe" steht darunter. Ach, meine liebe findige Carmina, mein kleines einfallsreiches Teufelchen, welches das Wort Risiko nicht in ihrem Wortschatz hat. Kein Wunder, dass ich meine Mädchen so lieb habe. Jetzt brauchen wir nur noch auf das entsprechende Deck zu kommen. Aber da fällt mir bestimmt noch was ein.

Nach der Mittagspause wird unserer Trupp in einen schwer einzusehenden Werkstattbereich verlegt. Grox hat wohl ein paar Scheine springen lassen, um ungestört hier mit uns spielen zu können. Ich ziehe meinen 36er Gabelschlüssel und halte ihn locker in der Hand. Es ist beinahe schon wie vor einem Duell. Siebenundzwanzig habe ich siegreich beendet, aber dies wird nicht dazu zählen, denn Grox ist etwas, das man nicht zu einem Ehrenhändel fordert, da diese Kreatur mit dem Begriff Ehre nichts anfangen kann. Um mich herum gruppieren sich auf der rechten Seite Braddock und Solun, auf der linken Bruder Obskurus, Meisterin Althea und Lady Helmchen auf. Sie fummelt an dem Verschluss ihres Helmes, der aber nur durch Zerstörung dessen zu öffnen ist, wie ich nach einer kurzen Überprüfung des Mechanismus feststelle. Und das hätte sicherlich weitreichende Konsequenzen.

Grox ist so nett, uns nicht allzu lange Warten zu lassen. Wenigstens diesen Ansatz von Manieren scheint er zu besitzen. Die anderen von Gruppe 19 haben sich in die hinterste Ecke der Werkstatt verkrümelt, denn dieser Kampf ist nicht der ihre. Sondern ganz allein meiner!
"Na, Grox, wie geht es der Nase?", frage ich süffisant lächelnd, da seine Nase ein angeschwollener Klumpen ist, der in buntschillernden Farben leuchtet und schon fast etwas Lustiges hat, welches von dem brüllenden Mund mit den kariösen Zahnstummeln etwas abgemildert wird. Besonders da er einen schweren Vorschlaghammer mit ehernen Griff über der Schulter trägt, den er nun in beide Hände nimmt und ohne weiteres Wortgeplänkel mich angreift. Ich finde es äußerst zuvorkommend von ihm, dass er meine Zeit nicht damit verschwendet, mir sinnentleerte und anatomisch unmögliche Drohungen an den Kopf zu werfen.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #13 am: 03. September 2012, 11:53:52 »
Position:
Unbekannt
Leichter Kreuzer "Audacia"
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Bevor ich handeln kann, sprintet Althea vor und sticht mit einer angespitzten Feile zu. Aber die Wunde im Oberkörper ist nur oberflächlich, da sie an einer Rippe abgleitet. Ich greife ebenfalls an und kann leider meinen guten Treffer nicht wiederholen. Trotzdem hinterlässt die angeschliffene Seite des 36er Gabelschlüssels eine blutende Wunde auf seiner muskelbepackten Brust. Vor Wut brüllend zischt der gewaltige Vorschlaghammer auf mich zu. Ich fasse den Schraubenschlüssel an der stumpfen Seite mit beiden Händen und stoppe so den Schlag. Trotzdem fährt mir die brutale Wucht bis hoch in die Schultern. Der Kerl ist wirklich bald so stark wie ein Grox! Thronverdammt!

Mit äußerst lautem weibischen Gekreische stürzt sich Yuri ins Schlachtgetümmel und versucht einen der Gehilfen von Grox mit einem Kopfstoß mit ihrem stabilen Helm in den Bauch zu treffen. Der springt gewandt zur Seite und Yuri rammt die dahinterliegende Wand. Es scheppert ganz schön, als die verformte Frau aufprallt. Das hat bestimmt weh getan. Bruder Obskurus greift mit einem Stoßgebet auf dem Imperator mit einem wild geschwungenen Ringschlüssel an, nur um direkt in das wartende Messer eines der anderen Spießgesellen von Grox zu laufen. Mit einem sadistischen Grinsen zieht der Scherge die Klinge vom Beckenrand hoch bis zum Brustbein. "Imperator steh mir bei!", keucht Bruder Obskurus und taumelt mit aufgeschlitztem Overall zurück. Eigentlich erwarte ich bei einer solchen Wunde die Gedärme herausquellen und auf den Boden zu klatschen zu sehen. Aber statt Blut und Gedärme fällt Schnee zu Boden.

"Thron!", keuche ich überrascht. Überall werden Schutzformeln gesprochen, während Bruder Obskurus sich vor unseren Augen in einen Schneemann verwandelt. Oder besser gesagt in einem Haufen formlosen Schnees, aus dem ein zerfetzter Overall herausragt. Braddock und Solun Ares stürmen nun ebenfalls in den Nahkampf, die kurze Konfusion ausnutzend, die durch den Schneetod von Bruder Obskurus entstanden ist. Das nenne ich mal wirklich ein obskures psionisches Phänomen. Aber nach den Ereignissen auf der "Ruhige Gezeiten" wirft mich so schnell nichts wieder aus der Bahn. Um mich herum beginnt ein wildes Handgemenge, während Althea und ich uns auf Grox konzentrieren. Die Meisterin der Leere sticht mit wenig Geschick Löcher in die Luft, während ich mit einem weiteren Hieb eine blutende Wunde hinterlasse und dem nächsten wuchtigen Schlag mit einem geschickten Sprung ausweiche. Ich kann den starken Luftzug spüren und die brutale Kraft, die hinter diesen wuchtigen Schlägen steckt. Aber diese Waffe ist äußerst unhandlich und träge. Während er ein weiteres Mal ausholt, treffe ich ihn wieder hart.

Leider habe ich zu viel Schwung in den Schlag gelegt, denn Grox rammt mir den Hammerkopf mit einem brutalen Stoß auf meine Brust. Da knackt einiges, aber es ist wohl nichts gebrochen, da ich kein Blut huste oder eine Rasseln in der Lunge höre. Aber nun ist eine große Lücke in der Abwehr von Grox entstanden, in die Althea mit aller Kraft sticht. Die angespitzte Feile senkt sich in Groxs Hals und die Hauptschlagader ist zerfetzt. Die kleine Frau wird förmlich mit Blut geduscht. Ich wende mich einem weiteren Schergen zu, der auf die arme am Boden liegende Yuri eintritt und ziehe ihm mit aller Kraft meinen 36er Gabelschlüssel über den Schädel. Es knall richtig, als der unter meinem Hieb zerbricht. Der Kerl sackt tot zu Boden. Ares und Braddock haben entdeckt, dass dies eine verdammt gute Aggressionstherapie ist und schicken weitere Aufseher tot zu Boden. Die noch lebenden Schergen des toten Grox erkennen die Zeichen der Zeit und beweisen, dass motivierte Männer eine Geschwindigkeit von mehr als dreißig Stundenkilometer erreichen können. Wir lassen unsere Waffen verschwinden, indem wir sie unter das vorhandene Werkzeug mischen und harren der bewaffneten Wachen, die bald auftauchen dürften. Eine kurze Durchsuchung von Grox und den Wachen fördert einiges an Scheinen zu Tage, die wir schnell in unserer Kleidung verstecken. Damit können wir was anfangen, falls wir nicht umgebracht werden.

Schon bald tauchen bewaffnete Wachen auf und bestaunen das Massaker. Der Schneehaufen, welcher einst den Körper von Bruder Obskurus gebildet hat, ist inzwischen fast gänzlich geschmolzen und die Wasserlache hat sich mit dem Blut der toten Aufseher vermischt. Da die Sachlage offensichtlich ist, jedenfalls bis auf den geschmolzenen Schnee, werden wir zu fünf Peitschenhieben und einem Tag Nahrungsentzug verurteilt. Thron! Dieser Grox und seine Spießgesellen scheint wirklich nicht beliebt gewesen zu sein. Wir empfangen unsere Strafe wie Männer, jedenfalls diejenigen unter uns, die in diese Kategorie fallen. Yuri und Althea leiden besonders darunter, dass die Strafe mit entblößtem Oberkörper vollstreckt wird und sie ihre oberen Attribute so aller Welt zeigen müssen. Aber letztendlich werden wir wieder in den Aufenthaltsraum zurückgescheucht, wo weitere Scheine als kleine Anerkennung für das Ableben von Grox auf uns warten. Damit kann man jetzt was anfangen. Es wird Zeit, konkrete Pläne zu machen, um hier heraus und auf meinen rechtmäßigen Platz der Hierarchie dieses Schiffes zu kommen.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #14 am: 05. September 2012, 13:29:02 »
Position:
Unbekannt
Leichter Kreuzer "Audacia"
Zeit: 8 407 783.M41

Schon während unseres Schlafzyklus tritt ein Kontaktmann an mich heran, also jemand, der Treffen mit anderen Leuten außerhalb des Maschinenraumes arrangieren, bzw. die notwendigen Nachrichten weiterleiten kann. Nun gut, das kostet nur zwanzig Scheine pro Nachricht oder arrangiertem Treffen. Er scheint gute Kontakte zum ersten Maschinenseher Ademis zu haben. Ihn als Verbündeten zu gewinnen ist sicherlich kein Fehler. Also lasse ich ein Treffen nach der nächsten Schicht arrangieren. Nach schweißtreibenden zwölf Stunden harter körperlicher Arbeit und einer Mahlzeit bestehend aus Proteinpampe und etwas Rekaf holt mich der Fremde ab. Es ist immer kritisch, mit Leuten zusammen zu arbeiten, die man nicht kennt. Nicht mal den Namen, nach dem ich nicht gefragt habe, da ich eh eine Lüge zu hören bekommen hätte. Also nenne ich ihn einfach den Fremden. Auf dem Weg versuche ich ein paar Informationen aus ihm heraus zu kitzeln. So wie es aussieht, ist meine Carmina äußerst weich im Bett von Leutnant Tessa Nimdock gelandet, die dafür bekannt ist, junge Frauen aus der Mannschaft zu vernaschen. Nun ja, damit kann ich leben und Carmina wahrscheinlich auch.

Über einige dunkle Kanäle und nicht mehr so gebräuchliche Gänge führt er mich durch ein Labyrinth von Korridoren, bis wir schließlich den Tempel des Omnissiah erreichen, der sich irgendwo im Herzen des Maschinendecks befinden muss. Alleine betrete ich den Tempel aus Adamantium, das Symbol des Mechanicum ist allgegenwärtig. Der Altar besteht aus einem Maschinenblock, auf dessen Frontseite zwei Zahnräder ineinander drehen. Das eine ist schwarz, dass andere ist weiß. In seiner roten Robe bekleidet wartet schon der erste Maschinenseher auf mich. Schnell macht er mir klar, dass er nicht daran interessiert ist, an einer Meuterei gegenüber dem Lordkapitän mitzumachen. Genau genommen hat er das schon getan, da er rein rechtlich gesehen gegen mich gemeutert hat. Schließlich hat mein Onkel sein Amt schon faktisch an mich übertreten gehabt, als er mir den Stab des Lordkapitäns aus freien Stücken reichte. Aber letztendlich reicht es mir, wenn sich die Techpriester in der zukünftigen Auseinandersetzung sich nicht einmischen.

"Ihr braucht also nichts weiter zu tun, als nichts zu tun.", fasse ich zusammen.
"Und was haben wir Techpriester davon?"
"Die Audacia ist in einem erbärmlichen Zustand.", stelle ich fest und ernte keinen Widerspruch. "Und sobald ich Lordkapitän bin, werde ich dies unverzüglich ändern und das nächsten Reparaturdock anlaufen.  Schließlich muss ich nicht innerhalb der nächsten Monate ein Vermögen anhäufen und nach Hause zu transferieren. Änderungen brauchen ihre Zeit und das ist auch dem Familienrat der Conaris durchaus bewusst. Wenn ich etwas in meinem Leben gelernt habe, dann das, dass man gutes Werkzeug braucht um hervorragende Arbeit zu verrichten. Und solange mein Werkzeug in diesem desolaten Zustand ist, kann ich damit nicht arbeiten. Weder zum Ruhme des Omnissiah noch zu dem meiner Familie."
"So viel Weisheit hätte ich Euch gar nicht zugetraut.", meint der Techpriester nach einer kurzen Pause.
"Schon viele haben mich unterschätzt und die meisten davon sind inzwischen tot.", meine ich zum Abschied. Den letzten Satz kann er durchaus als Versprechen ansehen. Wer sich mir in den Weg stellt, lebt in aller Regel nicht mehr lange. Ich habe mich fast ein ganzes Jahrzehnt mit dem übelsten Abschaum von Scintilla und dem Calixis Sektor herum geschlagen. Man kann mir sicherlich vieles nachsagen, aber nicht, dass ich schwach, zögerlich oder unzuverlässig bin. Ich halte meine Versprechen, denn das Wort eines Conari ist bindend! Mein Onkel scheint das hier draußen fernab der Zivilisation vergessen zu haben.

"Noch ein Rat zum Abschluss, versucht nicht, die Söldner auf Eure Seite zu ziehen. Das hat schon Euer Bruder versucht und das hat ihm das Genick gebrochen. Die Söldner der Grauwölfe achten auf ihren Ruf der Unbestechlichkeit, der mehr wert ist, als ein kurzer schnöder Gewinn. Falls Ihr vorhabt, Euch mit Leutnant Tessa Nimdock zu verbünden, lasst es sein. Sucht lieber Verbündete bei jenen, die von Eurem Onkel in der letzten Zeit degradiert worden sind." Ein guter Rat. Die Söldnerin war tatsächlich eine Option und wäre mein nächster Kontakt gewesen. Draußen wartet der Fremde und ich frage ihn, wer in letzter Zeit Groll gegen meinen verräterischen Onkel gesammelt haben könnte. Mich mal außen vor gelassen.

"Da wäre Major Garbuss Voyle. Früher war er Anführer der Marineinfanterie, jetzt ist er noch der Leiter der Ausbildung." Ich lasse mir ein paar Fakten über den Major erzählen, der aus der imperialen Flotte nach dreißig Jahren ausgemustert hat. Dreißig Jahre Dienstzeit und nur Major für die Sicherheitstruppen? Nicht gerade das, was man eine steile Karriere nennt. Entweder hatte er nie Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, was bei der überbeschäftigten Flotte eher nicht der Fall sein dürfte. Oder er ist mehrmals übergangen worden, weil ihm entweder der Biss fehlt, die notwendigen Kontakte, er unfähig oder einfach nur schwach ist. Da mein Onkel bestimmt keinen Unfähigen angeheuert hat, er bis jetzt überlebt hat, fehlten ihm wahrscheinlich die Kontakte. Damit würde ich arbeiten können.

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