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Autor Thema: Die Fahrten der Audacia  (Gelesen 66681 mal)

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Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #90 am: 01. April 2013, 12:40:54 »

Persona Dramatis
Spoiler (Anzeigen)

Kapitel 15
Die Schrottwerften!

Position:
System von SR561
"Audacia"
Zeit: 2 188 784.M41


Der Warpsprung dauert doppelt so lang wie die prognostizierten drei Tage. Manchmal ist der Warp eben launisch. Das System SR561 ist dominiert von einer riesigen roten Sonne. Planeten gibt es hier keine mehr. Der hier endende Mahlstrom hat alle Welten wortwörtlich zermalmt und ihre Trümmer bilden nun die festen Körper dieses Systems. Im mittleren Bereich des Systems umkreist die Hauptstation der Schrottwerft die Sonne. Der Weg dorthin ist voller Gefahren und auch wenn Lady Helmchen einen komplizierten Transfer ins System austüftelt, ist dieser doch voller Tücke. Auf einmal kollidieren durch eine plötzlich auftretende Gravitationssenke zwei große Asteroiden und ihre Trümmer explodieren in alle Richtungen. Meisterin Puppila gelingt es nicht trotz sofort eingeleitetem Ausweichmanöver den Trümmern auszuweichen. Mit einer schnellen Bewegung aktiviere ich den Kollisionsalarm. Sirenen aus von Engeln geblasenen Trompeten fangen an zu heulen. Dann rumst es auch schon ganz schön, als mehrere Gesteinsbrocken gegen die Audacia krachen. Eine ganze Batterie von Warnrunen fangen an meinem Thron an mal wieder rot zu flackern. Thronverdammt!

"Beim Arsch des Imperators! Könnt ihr nicht aufpassen?", brülle ich wütend Meisterin Puppila an, die mich erschreckt anstarrt.
"Aber Lord-Kapitän! Ich kann nichts dafür! Die Steuerdüsen der Audacia sind zu stark beschädigt, um schnelle Ausweichbewegungen zu machen!", erklärt die Pilotin und hat damit sicherlich recht. Aber die Audacia ist so langsam schwerer beschädigt, als es ihr gut tut und mir tut jeder weiter Schaden schon regelrecht körperlich weh. Mein armes Schiff! Natürlich kann die Pilotin nichts dafür. Niemand wäre es gelungen, diesem plötzlich auftretenden Trümmerschwarm auf dieser kurzen Distanz noch ausweichen können.
"Nun gut, weitermachen!", lenke ich ein.

Im Minutentakt kommen nun Schadensberichte bei mir an. Schon beschädigte Systeme sind nun unrettbar verloren, einige Maschinengeister haben für immer den Dienst quittiert. So ein Schlamassel! Das einzig Positive ist, dass die Werft nun vor uns liegt. Das Zentrum bildet eine gewaltige Spindel von gigantischen Ausmaßen. Manche Monde haben weniger Durchmesser als dieses gigantische Ding. Wie Satelliten umkreisen ausgehölte Asteroidenbrocken die Station. Auf ihnen scheinen sich neben Stellungen von Makrokanonen auch weitere Werftanlagen wie auch Habs zu befinden. Dies ist die größte Werftanlage in der Weite und die der Drehbänke des Calixissektors dürfte auch nicht viel größer sein.

Bald herrscht reger Funkverkehr und ich trage mein Anliegen vor. Wir bekommen einen sicheren Kurs zugewiesen auf eine der Andockstationen. Im Kielwasser der "Audacia" folgen die "Knochenbrecher" wie auch die "Hohes Risiko". Bei näherer Betrachtung sind schwere Schäden an der Werft und den Außenanlagen erkennbar. Sie sehen recht frisch aus und bei vielen hat schon eine emsige Reparatur eingesetzt. Nachdem ich das etwas näher in Augenschein genommen habe, wird ersichtlich, dass es sich dabei nicht um die Auswirkungen von Kollisionen mit Asteroiden handeln kann, sondern eher um Kriegsschäden. Da scheint erst kürzlich ein sehr heftiges Gefecht stattgefunden zu haben.

Heute scheint nicht Meisterin Puppilas Tag zu sein, denn ihr Andockmanöver ist nicht wirklich sauber zu nennen. Zum Glück gibt es keine größeren Schäden, als wir an der rettenden Werft andocken. Trotzdem rumst es ganz schön, als wir anlegen. Da Meisterin Puppila wirklich eine hervorragende Pilotin ist, bedeutet das, dass meine arme "Audacia" noch schwerer beschädigt ist als gedacht. Thronverdammt!

Mit meiner Entourage begebe ich mich in den Empfangsbereich, um eine Delegation der Werft begrüßen zu können. Ein Trupp Männer in Arbeitsroben kommt an Bord. Der in der Mitte der fünf stellt sich als Lithur Sulk vor. Wir halten etwas Smalltalk und es stellt sich heraus, dass mein Onkel ein gern gesehener Kunde hier war. Sein gewaltsames Ableben hat sich bis hierher schon herum gesprochen. Die Leute haben wohl Augen und Ohren in der Weite, welche ihnen regelmäßig Bericht über mögliche Kunden erstatten. Hier ist sicherlich auch das Geheimversteck meines Onkels eingebaut worden.

Die Details erörtern wir im Büro von Direktor Lithur Sulk. Dazu verlassen wir die Audacia und laufen durch eine gewaltige Montagehalle. Wirkliche Strukturen lassen sich für mich nur schwer erkennen. Alles macht den Eindruck eines gewachsenen Chaos, dem jeweiligen Auftrag angepasster Arbeitsraum. Die Arbeiter machen einen äußerst heruntergekommenen Eindruck und es ist sehr viel Aufsichtspersonal mit Schlagstöcken und richtigen Peitschen zu sehen, welches die erschöpften Arbeiter antreibt. Daraus wird offensichtlich, dass diese Menschen nicht wirklich freiwillig hier sind und es sich um zwangsrekrutierte Sklaven zu handeln schient. Direktor Sulk gibt eifrig Auskunft, dass diese Menschen von den umliegenden Systemen angeworben werden, sprich von ihren Regierungen verkauft wurden. Dabei handelt es sich um Strafgefangene, die wirkliche oder untergeschobene Verbrechen begangen haben. Oder anderswertig beschafft wurden. Früher hätte ich keinen zweiten Gedanken an diese armseligen Kreaturen verschwendet, aber nach meiner Zeit als Unab habe ich eine gänzlich andere Perspektive kennen gelernt. Diese Arbeitsbedingungen sind wahrlich menschenunwürdig, aber es liegt außerhalb meiner Macht, daran etwas zu ändern. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Verhältnisse zu akzeptieren.

Wir betreten einen offenen Fahrstuhl und fahren über mehrere Ebenen nach oben. Auf jeder Ebene das gleiche Bild. Horden von ausgemergelten Gestalten schuften an gigantischen Bauteilen und reparieren diese. Hier und da sind Maschinenpriester bei Ritualen zu sehen. Dieser Anblick soll wohl den potentiellen Kunden beeindrucken. Die Auswahl mag durchaus imposant sein, aber die geschundenen ausgemergelten Arbeiter sind es nicht. Schließlich erreichen wir eine administrative Ebene voller Schreibstuben und abgetrennten Abteilen. Das Kratzen von Thermofedern und das Klacken von Tasten von Cogitatorterminals erfüllt die Luft. Schließlich erreichen wir ein sehr gediegen eingerichtetes Büro mit einem gepanzerten Panoramafenster mit Blick auf das Trümmerfeld. Dieser Anblick ist durchaus imposant. Mehrere Transporter sind zu sehen, die repariert werden. Hier und da ein Wracksegment, das auf Reede in handlichere Stücke zerlegt wird. Die Schrottwerft liegt am Rand einer Warpverwerfung, wo immer wieder Wracks aus dem Warp angespült werden. Ein sehr lukrativer Standort und ein kostengünstiger Quell an teilweise hochwertigen Ersatzteilen, weil manche Technologie mit den heutigen mangelhaften Wissen über die wirklich hochwertigen Maschinengeister nicht mehr reproduziert werden kann. Ein äußerst bedauernswerter Umstand.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #91 am: 03. April 2013, 15:55:01 »
Position:
System von SR561
Schrotwerft
Hauptspindel
Büro von Direktor Lithur Sulk
Zeit: 2 188 784.M41

Ich nehme in einem der bequemen Ledersessel Platz, die sich um eine Tischplatte aus Adamantium gruppieren, in die verschiedene Holoprojektoren und Bildschirme eingelassen sind. Dort sind Kataloge mit Bauteilen gelistet, darunter auch ziemlich exotische Komponenten, für den entsprechenden Preis versteht sich.

"Sagt Euch der Name Serverus Trusk etwas?", fragt mich Direktor Sulk. Irgendwo klingelt es bei mir, kann aber keine greifbaren Fakten mit dem Namen verbinden.
"Serverus Trusk ist ein Freihändler, der schon seit längerer Zeit in der Weite aktiv ist", springt Meisterin Puppila kompetent in die Bresche. Genau, daher kenne ich den Namen, wusste doch, dass ich den schon mal irgendwo gehört habe.
"Besser gesagt wird es bald heißen, dass er aktiv war. Törichterweise hat er versucht sich mit uns anzulegen und hat den Kürzeren gezogen. Seine Schiffe liegen bewegungsunfähig in einer Gravitationssenke und wir warten nur noch darauf, dass wir diese einem nützlichen Zweck zuführen können. Auf seinen Reisen hat er die eine oder andere sicherlich exotische Komponente erbeutet. Also wenn Ihr noch etwas warten könnt, dann können wir Euch bald ein paar sehr exquisite Sachen anbieten." Das hört sich interessant ab, bietet auch Möglichkeiten für ein paar Unternehmungen. Aber erst mal abwarten. Letztendlich ist mein Budget begrenzt und die Reparaturen werden so schon nicht billig werden. Wir haben noch etwas freien Raum und Energie. Zwar nur ganz wenig, aber für ein besseres Lüftungssystem aus uralten Tagen und einen gestaffelten Schild reicht es noch. Meisterin Puppila schlägt vor, die Makrokanonen der Steuerbordseite zu entfernen und sie im Bug zu verstauen. Damit hätten wir einen größeren Feuerbereich. Im ersten Moment hört sich das vernünftig an, aber bei näherer Betrachtung würde diese Maßnahme das Schiff verstümmeln und in ein Ungleichgewicht stürzen, welches den Hauptmaschinengeist der "Audacia" verärgern könnte. Ganz abgesehen davon, dass so was von außen bescheuert aussieht. Deswegen entscheide ich mich schließlich gegen ihren Vorschlag, auch wenn er sicherlich seine Vorteile hat.

Es beginnen harte Verhandlungen über den Preis, den ich nicht wirklich zu drücken vermag. Letztendlich habe ich nach dem letzten Zusammenstoß keine Wahl, als die Audacia von Grund auf hier zu erneuern. Koste was es wolle! Und es kostet eine verdammt hohe Summe. Wenn ich in Zukunft über die Kosten meiner Konkubinen jammern werde, ist das nichts im Vergleich zu diesem hier. Manche Gouverneure dürften diesen Beitrag nicht mal als Jahreshaushalt zur Verfügung haben. (Beide Würfe jeweils knapp nicht geschafft, aber auch kein Misserfolgsrang).

Die letzten Details lasse ich von meinem obersten Maschinenpriester Ademis klären, der dafür das notwendige technische Wissen hat. Auf dieser Station gibt es noch Markthallen mit allerlei angeschwemmten Krismkrams. Da hier alles erledigt ist, begebe ich mit meiner nicht so technisch versierten Entourage in die Markthalle. Das meiste ist für mich eher uninteressant, aber durch etwas Nachfragen und Herumstöbern in den gehobenen Ständen kann ich für einen annehmbaren Preis ein Monokel erwerben, das mir erlaubt im Dunkeln zu sehen. So etwas ist natürlich immer äußerst praktisch. Leider bekomme ich kein besseres Energiefeld für meinen persönlichen Schutz. Zurück auf der Audacia kläre ich weitere Details ab und kaum habe ich mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen, platzt auch schon mein Lebenswart Caine herein.

"Uns ist es gelungen, herauszufinden, wer in dem Sarg liegt, den wir vom "Dolch des Schicksals" geborgen haben", eröffnet mir Caine. Das ist natürlich äußerst interessant und ich blicke ihn neugierig an.
"Es handelt sich um die jüngere Schwester von Aspyce Chorda, mit dem Namen Anastasia Chorda."
"Keine große Überraschung, heißt es doch, sie hätte einen Teil ihrer Geschwister nicht umgebracht, sondern eingefroren. Ich hoffe, dies herauszufinden hat keine Spuren hinterlassen. Ich möchte Aspyce Chorda nicht wirklich zur Feindin haben. Schließlich ist die "Perfekte Flamme" eine Nummer größer als die Audacia und ihre Flotte ist der meinen zahlenmäßig weit überlegen."
"Unsere Thuleaner sind da sehr versiert. Wir könnten noch einen Schritt weitergehen und Anastasia aus ihren Kälteschlaf erwecken. Das könnte sehr profitabel für uns werden?"
"Meinst du? Wir tauschen eine aufgetaute Frau gegen einen Planeten und eine Feindschaft mit einer Frau ein, die als äußerst rachsüchtig, manisch psychopatisch und überaus sadistisch gilt?"

"Nun ja, sie muss es ja nicht erfahren. Wir haben genug weibliche Exemplare in den Kryokapseln an Bord, um einen unauffälligen Austausch auszuführen."
"Du glaubst nicht, dass die kleine Irre einfach den Deckel aufmacht, um zu schauen, ob ihr Schwesterchen noch an einem Stück ist?"
"So wie ich sie einschätze, wird sie sich ganz auf die Integrität des Maschinengeistes verlassen und wenn der ihr signalisiert, dass alles in Ordnung ist, wird sie nicht nachsehen."
"Wenn ich so jemanden wie mich mit so etwas Heiklem beauftragen würde, dann würde ich nachsehen."
"Die Chorda ist aber nicht du."
"Da ist sicherlich nur zu wahr, mein lieber Caine", antworte ich mit einem breiten Grinsen.
"Und man darf nicht vergessen, Aspyce Chorda hat keine Nachkommen, sollte ihr etwas zustoßen, würde ihr Vermögen an das Imperium fallen. Aber wenn da eine legale Erbin wäre…."
"Würde diese alles erben und äußerst dankbar sein."
"Und wenn man noch mit ihr verheiratet wäre…."

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #92 am: 05. April 2013, 12:06:57 »
Position:
System von SR561
Schrotwerft
"Audacia"
Büro von Lordkapitän Conari
Zeit: 2 189 784.M41

"Du willst mich doch nicht mit dieser Eisprinzessin hier verkuppeln?!", frage ich überrascht nach Luft schnappend.
"Die einzige Erbin einer so alten und berühmten Dynastie", meint Caine sanft lächelnd. Alter Fuchs!
"Berüchtigt wäre wohl eher zutreffend!", unterbreche ich meinen Leibdiener.
"Wäre", Caine lässt sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen, "eine formidable Partie für einen jungen aufstrebenden Lordkapitän. Damit hättet Ihr Zugriff auf ein gewaltiges Vermögen."
"Hossa!" Ich muss sagen, so abwegig wie im ersten Moment erscheint mir die ganze Angelegenheit nicht mehr. Die Chordas sind eine uralte Familie, ihr Brief ist sehr viel älter als der meiner Familie. Mit einer solch alten und vermögenden Dynastie zu verschmelzen hat was. Dummerweise lebt Aspyce Chorda noch und sie macht nicht den Eindruck, dass sie in den nächsten Jahren einfach an Altersschwäche sterben wird. Und ja, diese Frau macht mir berechtigterweise durchaus Angst. Ich teile meine Bedenken Caine mit.

"Sicherlich, mit Aspyce Chorda lässt sich nicht gut Kirschen essen. Aber der mögliche Profit wäre gewaltig."
"Nun gut, ich werde mir diese Dame mal näher anschauen. Dann sehen wir weiter." Nicht das Anastasia eine uralte Vettel mit einem Unterleib aus Metall ist. Also begebe ich mich in den abgeschotteten Lagerraum, wo ein Techpriester den Maschinengeist überzeugt, die Klappe zu öffnen. Eiskalte Luft strömt mir entgegen und ich betrachte den nackten Leib einer trainierten jungen Frau ohne großen Makel. Ihr Gesicht ist durchaus hübsch zu nennen, wenn man sie die Züge lebendig vorstellt. Viele Frauen in Männerdomänen haben doch unansehnliche Narben im Gesicht. Vielleicht denken sie, dass sie das männlicher macht.
"Was weißt du über sie?"
"Anastasia Chorda ist wie ihre ältere Schwester früh zur imperialen Flotte gegangen und hat einen Zerstörer kommandiert. Im Gegensatz zu Aspyce wurde sie nicht vom Flottenkommissariat aus dem Dienst gejagt. Sie verschwand schließlich einfach von der Bildfläche, als Aspyce anfing, sich die Erbfolge hochzuarbeiten. Wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ihre kleine Schwester auf die gleiche Idee kommt wie sie. Es gibt das Gerücht, dass sie dunklen Riten und Praktiken anhing, aber ich denke, das war eine von Aspyce platzierte Intrige, falls es ihren Leuten nicht gelingen sollte, Anastasia schnell genug habhaft zu werden." Ich betrachte den Leib der Frau und finde sie doch anziehend. Es wird mich keine Überwindung kosten, mit ihr Erben und Nachkommen zu zeugen. Alles in allem eine gute Partie, wäre da nicht ihre große Schwester. Vielleicht sollte ich erst mal herausfinden, wie sie tickt. Nicht das sie letzten Endes die jüngere Ausgabe ihre psychopathischen Schwester ist. Wahnsinn liegt oft in der Familie.

"Taut sie auf, ich will sie näher kennen lernen. Wenn ich mit ihr ein vernünftiges Gespräch führen konnte, werden wir weiter sehen", entscheide ich mich schließlich für Caines Plan.
"Da wäre noch etwas, Lordkapitän. Wir könnten in der Sache von Trusk vielleicht vermitteln. So könnten wir einen wichtigen Verbündeten gewinnen", schlägt mein Leibdiener mir vor. Das ist eine gute Idee.
"Nun gut, versuche den Standort der Flotte von Trusk zu lokalisieren, dann sehen wir weiter". Nach diesem langen arbeits- und ereignisreichen Tag begebe ich mich in mein Schlafgemach, wo meine Konkubinen schon sehnlichst auf mich warten. Tja, zu tun gibt es immer etwas. Aber manche Aufgaben sind durchaus äußerst angenehm.

Am nächsten Morgen ist es gelungen, die drei Zerstörer von Serverus Trusk zu lokalisieren. Sie liegen bewegungslos gar nicht weit von hier in einer Gravitationssenke fest. Ich lasse einen Aquila Lander bereit machen, nachdem mich Meisterin Puppila davon überzeugt hat, dass die guten Flugeigenschaften des zerbrechlichen Gefährtes mehr bringen als die Robustheit eines Guncutters, der doch manchmal etwas träge ist. Nun gut, auf geht’s. Ich nehme hinter der Pilotin Platz und wir verlassen die Audacia. Schnell verschwinden der mächtige Kreuzer und die noch viel größere Station hinter uns. Wir müssen durch ein sehr dichtes Feld und schon bald verliere ich durch die vielen plötzlichen Manöver vollständig die Orientierung. Ich bin nicht sicher, ob Meisterin Puppila so zeigen will, dass sie doch noch eine klasse Pilotin ist oder diese Route wirklich sinnvoll ist. Teilweise scheinen wir um Haaresbreite an den Meteoriten vorbei zu rasen. Schließlich erreichen wir die Gravitationssenke, wo die drei Zerstörer festsitzen. Alle drei Schiffe weisen massive Beschädigungen auf, scheinen aber noch kampftüchtig zu sein, da sie aus allen Rohren feuern, um den auf sie herein prasselnden Meteorhagel abzuwehren. Trotz dieser fatalen Lage sind auf den Außenhüllen der Zerstörer zahlreiche Reparaturtrupps bei der Arbeit zu sehen. Auch sind viele Kleinstraumschiffe unterwegs. Ich versuche auf Breitband zu funken, trotz Interferenzen scheint mich eines der Guncutter zu hören, welcher auf unsere Position zuhält. Der Nachteil von einem Aquila Lander ist, dass er nur über eine geringe Panzerung und als Bewaffnung eine 40mm Maschinenkanone hat. Keine wirkliche Herausforderung für ein so schwer bewaffnetes Schiff wie der Guncutter, der über ganze Batterien von Schweren Boltern, Lasergeschützen und Maschinenkanonen verfügt. Aber sie scheinen zu antworten, auch wenn der Funkspruch total verzerrt ankommt. Ich lasse die Landescheinwerfer anmachen und Morse nun mein Anliegen rüber. Das scheint verstanden zu werden und wir bekommen Lichtsignale mit der Aufforderung zurück, ihnen zu folgen. Mal sehen, ob mein Leibdiener Caine wirklich eine so gute Idee gehabt hat. Mit einem mulmigen Gefühl setzen wir uns hinter den Guncutter und folgen seinem Kurs.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #93 am: 08. April 2013, 15:28:24 »
Position:
System von SR561
Schrotwerft
"Audacia"
Büro von Lordkapitän Conari
Zeit: 2 191 784.M41

Sicher werden wir durch das Feld zur "Zerberus I" geführt. Dort fliegen wir in eine kleine Landebucht hinein. Eine schwerbewaffnete Ehrengarde aus offensichtlich kampferprobten Veteranen steht Spalier, als ich als erster wie es sich gehört aussteige. Das Empfangskomitee wird vom XO Dietrich angeführt, der eine Uniform trägt, die ziemlich stark der imperialen Flotte ähnelt. Neben ihm steht ein Hüne, der einen leibhaftigen Zweihänder auf dem Rücken geschnallt trägt. Je größer das Schwert, um so kleiner der Schwanz, hat mal meine Schwester Zethania gesagt. Aber der Kerl sieht so aus, als würde das ihm niemand mit klarem Verstand ins Gesicht sagen, wenn er die nächste Minute an einem Stück bleiben will. Die Umgebung macht einen militärisch nüchternen Eindruck. Sauber, funktional, kalt. Nach einer kurzen Begrüßung werden wir zur Brücke geleitet, wo Lordkapitän Trusk persönlich die Reparaturen koordiniert. Er ist deutlich älter und etwas kleiner als ich. Aber sehr kräftig, wie ich mit einem Händedruck feststelle. Die Brücke selbst ist funktional und bar jeder Verzierung. Auf das Ambiente wird hier offensichtlich keinerlei Wert gelegt. Allerdings hat das seine eigene Art von Charme. Die meisten Brücken sind so überladen von Verzierungen, dass die vielen Details einfach in der Masse verschwinden. Wir kommen recht schnell zur Sache. Ich biete ihm an, zwischen der Schrottwerft und ihm zu vermitteln und eine friedliche Lösung herbei zu führen. So wie es aussieht, ist der Plan diese Anlage anzugreifen nicht seine eigenen Ideen, sondern eine ominöse Gruppe aus "Investoren" wäre äußert unzufrieden mit der derzeitigen Führung der Schrottwerft und wollte mit Gewalt eine andere Hierarchie etablieren. Trusk hatte einen guten Plan, der wohl doch nicht so gut war, wie er nun zugeben muss.

"Aber es hätte funktionieren können. Nun sitzen wir hier fest. Nun gut, ein Versuch kann nicht schaden."
"Da wäre noch der Punkt der Kompensation." Schließlich bin ich nicht aus reiner Menschenfreude hier. Es geht ums Geschäft, um den Profit, der mir gerade im großen Maßstab zwischen den Händen zerrinnt. Nach etwas hin und her bietet er mir an, dass ich ein Forschungsschiff kaufen kann, also ein Schiff mit großflächigen Laboren und Gelehrten, die damit forschen. Eigentlich wollte ich eher was Handfestes sehen. Ich berate mich kurz mit meinen Beratern. Die meisten meinen, der Preis wäre ein Schnäppchen und würde das große Manko der "Audacia" kaschieren, die in dieser Beziehung nichts vorzuweisen hat. Allerdings für mein jetziges Unternehmungsprofil ist ein Forschungsschiff eher hinderlich. Aber letztendlich kann man sie auch weiter verkaufen. Nun gut, es beginnen zähe Verhandlungen, wo ich leider nicht wirklich punkten kann. Irgendwie scheine ich in der Beziehung momentan kein Glück zu haben. (Trotz Wiederholungswurf kein Erfolg.)

Trotzdem ist es immer noch ein gutes Geschäft. Handelseinig begebe ich mich zurück zum Aquila Lander und hoffe, dass Meisterin Puppila uns sicher zurück zur "Audacia" schaffen kann. Diesmal gibt es nämlich keine Ausrede mehr. Gekonnt schafft sie es aber, uns wieder hier heraus zu schaffen, ohne atomisiert zu werden. Unverzüglich leiere ich eine Unterredung mit dem Führungsgremium der Schrottwerft an. Die Zusammenkunft findet an einem der Räume statt, welche ein gewaltiges Panoramafenster hat. So etwas hat schon Stil, da auch an den Dekorationen nicht gespart wurde. Letztendlich wirkt es aber wieder überladen und bildet einen starken Kontrast zu den spartanisch eingerichteten Räumen der "Zerberus I". Die Führungsspitze der Schrottwerft besteht aus einem Rat von zwölf Mitgliedern, wie der imperiale Senat. Nur wenige sind Techpriester, die meisten scheinen eher administrative Aufgaben wahrzunehmen. Ich trage mein Anliegen vor und zähe Verhandlungen beginnen. Natürlich sind die Leute hier ziemlich aufgebracht wegen des Angriffs und wollen dementsprechend Blut sehen. Besonders da sie in der Position sind, einfach abwarten zu können, bis Trusk kapituliert. Spätestens wenn ihm das Essen ausgeht, werden sie leichtes Spiel haben. Ich argumentiere, lassen meinen Charme spielen und flechte auch die eine oder andere unterschwellige Botschaft ein, dass Verbündete immer besser als Feinde sind, auch wenn man glaubt, ihrer schon habhaft zu sein. Schließlich ist Trusk nur ein Werkzeug einer anderen Macht, die vielleicht weitere Ressourcen schon auf den Weg geschickt hat. Es kostet mich nicht wenig, Trusk aus seiner bedrohlichen Lage zu lotsen. Ich hoffe nur, das Ganze war es wert. Aber der Tag wird kommen, wo ich jedes Stückchen Feuerkraft brauchen werde, das ich in der Weite auftreiben kann. Und Trusk schuldet mir nun mehr, als man mit Geld aufwiegen kann. Der Rest ist nun Sache der Bürokraten. Mit dem fertigen Vertragswerk begebe ich mich zurück zu der Flotte von Trusk und überbringe ihm die frohe Botschaft persönlich. Er muss zwar auch ein paar Kröten schlucken, aber er akzeptiert den von mir ausgehandelten Vertrag.

Zurück auf der "Audacia" erfahre ich, dass Anastasie Chorda nun fertig aufgetaut und bei Bewusstsein ist. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut und sie leidet noch etwas an Desorientierung. Kälteschlaf hat seine Auswirkungen, die müssen erst mal abklingen. Trotzdem suche ich sie in der abgeschotteten Quarantänestation der großen Medizinischen Station auf. Hinter einer auf der anderen Seite verspiegelten Trennscheibe nehme ich sie näher in Augenschein. Eine bleiche junge Frau, deren schwarze Haare einen deutlichen Kontrast zu ihrer Hautfarbe und dem weißem Kissenbezug sorgt. Ich gehe schließlich hinein und stelle mich meiner potentiellen zukünftigen Braut vor, die noch nichts von ihrem Glück ahnt.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #94 am: 12. April 2013, 14:45:06 »
Position:
System von SR561
Schrotwerft
"Audacia"
Krankenstation
Zeit: 2 193 784.M41

Mit sehr groß wirkenden Augen blickt sie mich an. Ich lächle ihr aufmunternd zu und sie erwidert das Lächeln. Ich ergreife ihre Hand und hauche galant einen Kuss auf ihren Handrücken.

"Lordkapitän Flavion Conari von der "Audacia". Willkommen an Bord meines Schiffes, Anastasie Chorda."
"Audacia"? Sie scheint kurz zu grübeln. "Diesen Namen habe ich noch nie gehört. Seid ihr ein Vasall meiner Schwester Aspyce?", fragt sie mich etwas bange.
"Sorgt Euch nicht, meine Liebe. Eure Schwester hat hier keine Macht. Ihr seid hier in Sicherheit"
"Wie lange habe ich geschlafen? Wie viel Zeit ist vergangen?"
"Nun, wir schreiben das Jahr 40784."
"Ach du lieber Imperator! So lange?" Geschockt schließt sie die Augen. Das war wohl etwas zu viel für sie und ich verabschiede mich erst mal von ihr. Sie ist noch sehr schwach und ich will ihren Heilungsprozess nicht verzögern. In den nächsten Tagen unterhalte ich mich mehrmals mit ihr und finde sie so langsam richtig sympathisch. Ich glaub, mit der und mir könnte es durchaus noch etwas werden.

Es gibt eine längere Diskussion, wie wir nun mit dem Sarg und Aspyce verfahren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von behaupten, gar keinen Kryotank gefunden zu haben, von ihn umbauen zu einem Orkding bis hin zu ihn mit einer Bombe zu versehen, um gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Da unsere Thuleaner sehr gut im Täuschen von Maschinengeistern sind, beschließe ich schließlich, eine andere Person aus dem Fundus unserer Kryotanks zu verwenden. Wahrscheinlich wird es Aspyce dabei belassen, den Maschinengeist zu befragen und der wird sagen, dass alles in Ordnung ist. So jedenfalls in der Theorie. Ist natürlich eine schwammige Sache und mir ist nicht wirklich wohl dabei. Ich würde an ihrer Stelle den Deckel aufmachen und reinschauen. Aber wir zwei haben doch ein sehr unterschiedliches Naturell und die Chance steht gut, dass sie es wirklich dabei belassen wird, nur den Maschinengeist zu nerven.

In den nächsten Tagen beaufsichtige ich die Reparaturen, sprich ich lasse mich an den Arbeitsorten blicken und tu so, als ob ich Ahnung von dem hätte, was man mir erzählt. Allerdings kommt es öfters zu Reibereien mit Aufsehern der Schrottwerft, welche die Arbeitstrupps begleiten. Unter meiner Führung haben selbst die Unabs ein anständiges Leben mit sauberer Unterkunft und einem Essen, das nicht nur aus Brei besteht. Typen wir Grox haben ausgedient und viele der altgedienten Unabs werden so unangenehm an alte Zeiten erinnert. Ich muss mehrmals persönlich vorstellig werden, um schlimmere Sachen zu verhindern. Auch beginnt ein unkontrollierter Schwarzmarkthandel zwischen beiden Besatzungen zu florieren. Auch hier muss ich einiges an Auswüchsen unterbinden.

Nach einer Woche ist auch die Flotte von Lordkapitän Trusk aus der Gravitationssenke geschleppt und wird nun hier repariert. Zu meinen Ehren und um die Rettung zu feiern, werde ich zu einem Ball auf die "Zerberus III" geladen. Meine Konkubinen sind ganz aus dem Häuschen und das übliche hektische Sichten ihrer umfangreichen Garderobe setzt ein. Natürlichen haben sie wieder gar nichts zum anziehen. Mein Vorschlag, einfach mal nackt aufzutauchen wird dann doch mit großer Empörung abgelehnt und ein doch noch angemessenes Kleid wird aus den hintersten Winkeln des gigantischen Wandschranks hervorgekramt. Kein Wunder, dass in der "Audacia" immer Platznot herrscht, wenn meine Mädels alles mit ihren Kleidern vollstopfen.

Serverus Trusk entpuppt sich als leutseliger Gastgeber und schon bald schütten wir uns im Raucherzimmer seines Quartiers das Herz über das harte Los eines Lordkapitäns aus. So toll wie alle denken, ist dieser Job nämlich nicht. Andauernd muss man verschiedene Fraktionen mit gegenläufigen Interessen zufriedenstellen. Und nie kann man es jemanden recht machen. Seit Anbeginn der Zeit neigen Männer dazu, sich über ihre Vorgesetzten zu beschweren und über ihre festgefahrene Karriere zu jammern. Wenn sie verheiratet sind, können sie noch über ihre Frauen und Kinder jammern. Aber auf Schiffen fernab der Zivilisation sind die wenigsten verheiratet, so ziehen sie doppelt über ihre Vorgesetzten her. Und so viel Macht hat man auch nicht, überall Gesetze, Regeln und ähnliche Ketten. Als Freihändler ist man nicht wirklich frei, sondern in ein Korsett gezwängt, das einem langsam aber sicher die Luft abschnürt. Ja, als Lordkapitän hat man einen schweren Beruf. Es tut gut, mit einem Kollegen darüber reden zu können.

Nach knapp einem Monat sind die Reparaturen an der "Audacia" beendet. Die "Knochenschinder" und die "Hohes Risiko" sind vor uns fertig. Beide Schiffe bekommen von mir sorgfältig ausgewählte Aufträge, die sie in die entgegengesetzte Richtung führen, da beide Kapitäne sich immer noch Spinnefeind sind. Machenko von der "Hohes Risiko" macht weiter ihre normalen Geschäfte, da sie viele Verträge zu erfüllen hat und wird in Zukunft einen Anteil an mich überführen. Auf alle Fälle stellt sie an Bord ihres Schiffes Drogen im großen Maßstab her. Die "Knochenschinder" unter dem Kommando des berüchtigten Kapitän Hellgrett Borgar hat dagegen von mir eine genau definierte Aufgabenliste übermittelt bekommen und wird einige der Versorgungsaufträge übernehmen, die sich inzwischen angesammelt haben. So sind beide beschäftigt und fahren Profit für mich ein. Und darum geht es ja schließlich.

In der Zwischenzeit begebe ich mich mit meiner Entourage auf Schatzsuche in den dahintreibenden Wracks, die hier angespült worden sind. Die meisten Wracks sind schon geplündert, aber hier und da treibt auch frisches Gut heran. Natürlich sehen die Betreiber der Schrottwerft das nicht so gerne, aber schließlich akzeptieren sie, dass ich als Adliger auf die Jagd gehen muss, weil dies das Privileg meines Standes ist. Und solange ich kein Großgerät berge, dringe ich auch nicht in die Geschäftsfelder der Schrottwerft ein. Hier und da lassen sich ein paar Raritäten finden. Manche der Wracks sind von spinnenförmigen Xenos bewohnt, die recht zäh sind. Aber Rabenschwinge hat genau die richtige Antwort auf solche Problemfragen, Plasma so heiß wie der Kern einer Sonne.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #95 am: 15. April 2013, 12:12:12 »
Position:
System Lucins Odem
Orbit über Lucins Odem
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 278 784.M41

Bevor wir uns in den Transfer nach Luciens Odem begeben, habe ich ein Rendezvous mit meinem neuen Forschungsschiff "Offene Hand". Das Schiff hat das Chassis eines "Vagabund" Transporters, hat aber statt Lagerräume hauptsächlich Forschungslabore und Xenoshabitate an Bord. Die Habitate ermöglichen das Studium von Xenos in ihrer natürlichen Umgebung, was sie haltbarer macht. Dabei geht es weniger um intelligente Spezien, sondern eher um Nutzxenos, um es mal so auszudrücken. Besonders die Flora ist oft sehr interessant und ermöglicht die Gewinnung von exotischen Rohstoffen und nachwachsenden Ressourcen im Sektor der Maschinenöle. Promethium ist letztendlich auch endlich, da sind Pflanzen, die immer wieder nachwachsen eine Marktlücke, in der sehr viel Profit steckt. Die Crew unter dem Kommando von Liev Falkund heißt mich überschwänglich willkommen. Wenn auch mit einem gewissen Bangen. Wechsel im oberen Führungsbereich sorgen immer für Unruhe auf den unteren Ebenen. Da ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung habe, wie die "Offene Hand" am besten einzusetzen ist, überlasse ich die Details Kapitän Falkund. Ich schicke sie aber grob in Richtung meines Systems Karo Ass, da dort ja noch die Stakser zu untersuchen sind. Vielleicht kann man da doch noch ordentlichen Profit herausziehen. Auch wenn ich das doch irgendwie bezweifle.

Der restliche Transfer nach Luciens Odem verläuft ausnahmsweise mal ohne Zwischenfälle. Keine obskuren psionischen Phänomene, keine Meteoreinschläge beim Wiedereintritt. Mir ist schon ziemlich bange zu Mute, als wir in das System einfliegen. Wenn Aspyce Chorda meinen kleinen Bluff mit ihrer Schwester nicht schluckt, stecke ich in ernsten Schwierigkeiten. Ich bin nicht hundertprozentig sicher, dass der mögliche ferne Profit das jetzige Risiko aufwiegt, von dieser Psychopathin in die Luft gejagt zu werden. Gegen die versammelte Kampfkraft ihrer Flotte haben wir nicht den Hauch einer Chance und die Audacia ist kein Clipper. Weglaufen bringt gegen die viel schnelleren Zerstörer auch nichts, selbst wenn wir den ersten Feuerschlag durch den Schweren Kreuzer "Perfekte Flamme" überleben sollten.

Wenn es klappt, kann sich daraus noch einiges entwickeln, was später horrenden Profit abwerfen kann. Aber wenn das Wörtchen wenn nicht wär. Über Breitband nehme ich Kontakt mit Chordas Flaggschiff auf und melde meine Ankunft. Anastasia hat die Quarantänestation bisher nicht verlassen und hatte keinen Kontakt außerhalb eines sehr engen Kreises. Ein Verräter würde meinen Tod bedeuten. Die kleine Chorda dagegen macht inzwischen einen recht patenten Eindruck und die Gespräche mit ihr sind sehr unterhaltsam. Über Schiffe hat sie mehr Ahnung als ich, was auch ehrlich gesagt leider auch nicht besonders schwer ist. Ich hoffe nur, dass sie das Risiko auch Wert ist. Wirklich überzeugt bin ich von der ganzen Sache nicht wirklich, aber jetzt ist es zu spät sich darüber noch weitere Gedanken zu machen.

Ich lasse alles für die Übergabe des Kryotanks und des eingesammelten Schrottes vorbereiten. Die "Audacia" schwebt langsam heran, bis sie parallel liegt. Mit einem Guncutter in der Begleitung meiner Entourage und einiger Soldaten setze ich zur "Perfekten Flamme" über. Wie verdammt groß und bedrohlich ihr Raumschiff wirkt. Die "Audacia" ist auch ein sehr großes Raumschiff, wirkt aber um einen plastischen Vergleich zu wählen, beinahe wie ein schmächtiger Rekrut neben einem hünenhaften Ausbilder. Tu ich auch wirklich das Richtige? Ich habe meine Zweifel, aber ein Zurück gibt es nun nicht mehr. Wir fliegen in die gewaltige Landebucht ein und setzen auf. Als erster verlasse ich den Guncutter. Eine Ehrengarde ist schon angetreten und Aspyce Chorda höchst selbst ist auch schon da. Ich begrüße sie mit allem notwendigen Respekt und meine Soldaten beginnen mit dem Ausladen der erbeuteten Utensilien von der "Dolch des Schicksals". Das meiste ist durch die Benutzung der Orks nur noch Schrott.

Derweil erzähle ich, wie es mir auf Anmut ergangen ist und wie ich die Station aus den Klauen der Orks reißen musste. Deswegen war da nicht mehr allzu viel zu retten gewesen. Sie akzeptiert das zum Glück.

"Und der Kryotank?", fragt sie lauernd und ihre kalten blauen Augen wirken wie Eis. Als ob sie damit meine Seele röntgen könnte.
"Den haben wir unbeschädigt in einem Versteck gefunden. Die Siegel waren intakt und der Maschinengeist guter Dinge."
"Wurde er geöffnet?"
"Nicht das ich wüsste", lüge ich und sie starrt mich glatte zwanzig Sekunden an. Jede Sekunde ist wie ein Äon für mich. Dann wendet sie sich dem Tank zu und aktiviert die Zustandsanzeigen. Grüne Skalen huschen über den in Messing eingefassten Bildschirm. Sorgfältig studiert die Offizierin die Daten.

"Es scheint alles in Ordnung zu sein. Anmut gehört nun Euch, Lordkapitän Conari", mit einem unmerklichen Neigen des Kopfes winkt sie einen ihrer Lakaien heran, der ihr ein Dokument mit einer Thermofeder zum Signieren reicht. Als die Feder über das Papier gleitet, ist das Musik in meinen Ohren. Sie hat meinen Bluff wohl geschluckt. Hoffe ich zumindest oder sie spielt was vor, um mich in Sicherheit zu wiegen, bis sie losschlägt. Ich bekomme das unterzeichnete Dokument überreicht, prüfe kurz den Inhalt und gebe es dann an Caine weiter, der es verstaut.

"Es war mir ein reines Vergnügen mit Euch Geschäfte zu machen, Lordkapitän Chorda!", verabschiede ich mich und begebe mich auf meinen Guncutter zurück. Wir starten und ich blicke hinaus auf die "Perfekte Flamme". Jede Sekunde glaube ich, die Türme würden sich auf uns eindrehen und das Feuer eröffnen. Aber unbeschadet gelangen wir an Bord der "Audacia". Ich lasse Kurs auf den nächsten Sprungpunkt nehmen und wage es erst wieder, normal zu atmen, als wir unbehelligt das System verlassen. Aspyce hat den Bluff geschluckt, mal sehen, was daraus noch erwachsen wird.

Gespielt am 27.10.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 2
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 2
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 2
EP: 250
Besiegte Gegner:
Spinnenxenos
Beute:
2 Konverterfelder
1 Pulsgewehr
weiterer wertvoller Kleinkram

Gedanke des Tages
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Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #96 am: 19. April 2013, 14:33:08 »
Persona Dramatis
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Kapitel 16
 
Das Nest der schwarzen Schlangen
   
  Position:
  System Karmesin
  Orbit über Karmesin-Trost
  "Audacia"
  Brücke
  Zeit: 2 297 784.M41
   
  Nach kurzem ereignislosem Transfer erreichen wir Karmesin-Trost. Auf dieser Welt kann man am besten Güter loswerden, deren Herkunftsort etwas heikel ist. Die vielen Insignien des Erzfeindes auf vielen Kunstgegenständen machen es unmöglich, diese Ware auf einem Planeten an den Mann zu bringen, wo der Blick des Imperators schon weilt. Oder besser gesagt, wo sich Arbites blicken lassen. Hier hat man damit keine Schwierigkeiten und innerhalb weniger Tage gelingt es mir, die Ware recht gut zu verkaufen. Dafür nehme ich Handelswaren, ein paar Luxusgüter und eine Gruppe von Gefangen auf. Da es nach Maleziel geht, die ja eine Gefängniswelt ist, hat die Ladung mal richtig Sinn. Und meine Leute können schon mal üben, um mit Gefangenen fertig zu werden. Da wir recht guten Profit gemacht haben, spendiere ich der gesamten Besatzung einheitliche Uniformen. Auch das Militär bekommt neue, welche versiegelbar sind und mit einer Atemmaske ausgerüstet sind. Ein richtiger Raumanzug ist das nicht, aber damit kann man einen Vakuumeinbruch in der Hülle etwa fünf Minuten lang überleben, bevor es zu kritischen Erfrierungen kommt. Das Wohl meiner Besatzung liegt mir eben am Herzen, ebenso ein einheitliches Erscheinungsbild durch Uniformen für selbst die untersten Unabränge. Damit hoffe ich das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mannschaft zu stärken. Ein Schiff, eine Besatzung, ein Lordkapitän.
   
  Ich bin heilfroh, dass mir weder die bösartige Lady Marati noch der jämmerliche Ex-Diktator Lord Alophus Leyfield I von Sephrem über den Weg laufen. Auch der Meister der Spiele Xanador Ral´Adun will nichts von mir wissen. Und das soll sich in der nächsten Zeit auch nicht ändern. Mir gelingt es relativ günstig, zwei Shark Angriffsboote im Lathe Schema zu bekommen. Diese Schiffe sind für ihre Geschwindigkeit geschätzt und werden bevorzugt von der imperialen Flotte eingesetzt. Mit diesen beiden Schiffen sind wir nun in der Lage, wenigstens kleine Kommandoaktionen durchzuführen. Für großangelegte Enteraktionen fehlen uns die notwendigen Flugdecks, wie auch die Soldaten. Die "Audacia" ist eben in erster Linie als Langstreckenerforschungsschiff ausgelegt. Sie kann von allem etwas, ist aber nur bei Erforschungsaufgaben wirklich brillant. Meisterin Puppila liegt mir zwar immer wieder in den Ohren, die Audacia zu einem Träger umzubauen, was theoretisch möglich wäre. Aber dann wären wir militärisch wirklich stark, aber an allem anderen würde es an Kapazitäten fehlen, da es mit zwei Flugdecks nicht getan ist. Die ganzen Kleinschiffe brauchen Wartung, eine geschulte und hochqualifizierte Besatzung. Alles ist mit hohen Kosten, Platz und Energieaufwand verbunden. Selbst als Schiff in einer Flotte hätte ich noch große Bedenken, die "Audacia" zum Träger zu machen, wenn alle anderen Sachen wie Laderaum, Scriptorium und Hospital ausgelagert würden. Die "Audacia" ist ein Kompromiss und jede weitere Veränderung würde ihren Charakter ändern.
   
  Anastasia Chorda erholt sich prächtig und ich überzeuge mich von ihren Fortschritten. Mit ihr kann man sich gut unterhalten und wir bauen zusammen eine Hintergrundgeschichte für sie auf. Sie heißt nun Anna Corridas. Ehemalige Schiffoffizierin der Imperialen Flotte, die durch eine Intrige einer missgünstigen Verwandten den Dienst quittiert und in der Weite ihr Glück gesucht hat. Sie kam nach Karmesin-Trost und hat sich verspielt. Nun habe ich sie gewonnen und ist nun in meinem Dienst. Etwas Wahrheit mit Lüge vermischt ist die Beste aller Täuschungen. Ihre Geschichte ist plausibel, aber nur mit großem Aufwand als Lüge zu entlarven. In Wahrheit war sie wirklich Offizierin der Flotte, die durch eine Intrige ihrer Schwester in Misskredit gebracht wurde. Hoffe ich zumindest, nicht dass sie in Wahrheit doch eine verkappte Anhängerin dunkler Götzen ist. Sie hatte das Kommando über einen kleinen Aufklärer. Scouts sind eine der kleinsten Schiffsklassen überhaupt mit weniger als einem Kilometer Länge. Nur wenige Schiffe sind noch kleiner. Es gibt winzige Pilgerschiffe nach einem einfachen Schema, die als die kleinsten warpfähigen Schiffe überhaupt gelten. Diese machen nur kurze Sprünge von Pilgerplanet zu Pilgerplanet und sind in der Lage, auf einem Planeten zu landen. Wie auch immer, Anastasia hatte das Kommando über eines dieser Scoutschiffe inne und hat damit einiges an Erfahrung. Sie ist mir äußerst dankbar, dass ich sie aus den Klauen ihrer sadistischen psychopathischen älteren Schwester befreit habe, und verspricht mir treu zu dienen. Ich glaube, sie mag mich sogar etwas. Ich lasse meinen Charme spielen und hoffe so, über kurz oder lang auch ihr Herz zu gewinnen. Aus Liebe heiratet man in meinem Stand so gut wie nie, aber schaden kann es nicht, wenn man sich schon vorher gern hat. Als erstes werde ich ihr einen kleinen untergeordneten Posten im Range eines Offiziersanwärters geben. Der richtige Startpunkt für einen Neuling in noch körperlich schwacher Verfassung.
   
  Nachdem wir alle Geschäfte auf Karmesin-Trost erledigt haben und die Gefangenen sicher in ihren Kabinen verstaut sind, lasse ich den Kurs nach Maleziel berechnen. Hier gilt es nun zum einen den Ketzer "Reißer" einzusammeln und nach Damaris zu bringen. Zum einen natürlich aus Profitgründen, zum anderen, um mich bei der Ekklesiarchie etwas einzuschmeicheln. Bei denen habe ich momentan einen äußerst negativen Ruf. (-20) Und zum anderen, um das nächste Kartenstück aus dem Besitz der ehemaligen Navigatorin von Sebastian Winterscale namens Greta Silvas zu kommen. Dazu muss ich nur Kontakt zu den Namenlosen bekommen. Wie schwer kann das denn schon sein? Wobei die Unterlagen meines Onkel zu diesem Thema recht wenig hergeben. Mal sehen, was mich auf Maleziel erwartet.

Nakago

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Die Fahrten der Audacia
« Antwort #97 am: 22. April 2013, 13:03:54 »
Position:
System Maleziel
Orbit über Maleziel
"Audacia"
Brücke
Zeit: 2 334 784.M41

Maleziel ist ein öder planetengroßer Steinbrocken in einer nahen Umlaufbahn eines kleinen gelben Sterns. Eine Biosphäre hat er nicht. Im Orbit gibt es eine kleine Wachstation, die zu winzig zum Andocken ist. Wir müssen auf Reede in einem stabilen Orbit über der Gefängniskolonie bleiben. Das Gefängnis ist ein gigantischer Komplex, der sich spinnennetzförmig in einem Durchmesser von über zweihundert Kilometern ausgebreitet hat. Im Zentrum steht der Verwaltungstrakt. An den Enden der Stränge sind Bastionen mit Makrokanonengeschütze in den Fels gegraben. Unter dem Komplex sind gewaltige Minen und an der Oberfläche sind die Strukturen von Verhüttungswerken zur Stahlherstellung sehen. Der Komplex ist das einzige Bauwerk auf diesem öden und lebensfeindlichen Felsen im Nirgendwo der Weite.

Mit einem Guncutter und in Begleitung von Meisterin Puppila und Bruder Obskurus fliege ich auf die Oberfläche des Minenplaneten. Der Verwaltungskomplex ragt drohend vor uns auf. Hangartore werden geöffnet und Puppila setzt den Guncutter leicht wie eine Feder auf. Ein schwer bewaffnetes Empfangskomitee erwartet uns schon. Die Aufseher tragen Plattenrüstungen und haben meist Lasergewehre. Ein gewisser Sergeant Barakis führt den Haufen harter Männer an und ist mit einem Sturmbolter bewaffnet. Im Gesicht hat der Kerl, der sogar noch größer als ich bin, eine gewundene schwarze Schlange tätowiert. Wir werden zu einer Plattform geleitet, die uns nach unten fährt. Dort erwartet uns der Oberste Verwalter Rokain Orwell, ein schmächtiger Bürokrat in dunkler Uniform. Er begrüßt mich auf Maleziel und geleitet mich durch mehrere Schreibstuben in ein feudal eingerichtetes Empfangszimmer. Eine Bedienstete in schlichter Uniform mit den Proportionen an den richtigen Stellen bedient uns. Der Ausschnitt ist weit genug geschnitten, um ihre knackigen Hügel bewundern zu können. Wahrscheinlich hat sie diesem Umstand auch ihre vergleichsweise angenehme Position zu verdanken.

Schnell kommen wir zum Geschäftlichen. Der Verkauf der Gefangenen und der Handelswaren verläuft äußerst zäh. Irgendwie prallt mein Charme und Verhandlungsgeschick an ihm ab wie ein Gummiball an einer Wand. Bei der Bedienung könnte ich landen, da sie mir immer wieder äußerst gekonnt interessante Einblicke in ihre Landschaft gewährt. Aber bei Orwell beiße ich auf Granit. Ich krieg die Waren los, aber zu keinem besonders guten Preis. Ich bekomme in Erfahrung, dass auf der Kolonie sieben Millionen Strafgefangene leben. Ihnen gegenüber stehen nur siebentausend Wärter. Eins zu tausend. Aber es gibt hier kein Entkommen. Trotzdem wäre ich bei einem Aufstand nicht wirklich gerne hier auf dieser Welt. Allerdings scheinen sich immer wieder kleinere Trupps von Gefangenen abzusetzen und in den Tiefen der Minenschächte zu hausen. Wenigstens kann ich meine Besatzung mit ein paar Resozialisierten aufstocken. Die einzige Möglichkeit, von hier weg zu kommen, ist auf einem Schiff wie diesem angeheuert zu werden. Die Auswahl werden andere für mich treffen, da mir über zwanzigtausend Mann fehlen.

Dann komme zu einem unserer primären Anliegen zu sprechen, den Ketzer Reißer. Er befindet sich in der Tat noch auf Maleziel, allerdings ist der Unhold aus dem Hochsicherheitstrakt ausgebrochen und befindet sich nun irgendwo unter den sieben Millionen anderen Häftlingen. Die Nadel im Heuhaufen. Es gibt eine kurze Diskussion darüber, ob Bruder Obskurus ihn mit seinen psionischen Fähigkeiten aufspüren könnte. Aber die Chancen stehen eher schlecht, um es mal optimistisch auszudrücken. Allerdings steht es uns frei, den Kerl selbst dort unten zu suchen. Wer sucht, der findet, wie es so schön heißt.

Ich lasse alles für eine Expedition vorbereiten, also weitere Munition für einen Krieg und die entsprechende Ausrüstung, einen mutmaßlichen Hexer gefangen zu halten. Ich bin nicht wirklich sicher, ob der Reißer überhaupt ein Hexer oder nur ein Demagoge ist. Hoffe mal, dass dies ihn wirklich bändigt. Ich sollte mir mal unbedingt ein Hexagrammfeld besorgen, das soll angeblich gut gegen Hexer und obskure psionische Phänomene helfen. Mir ist nicht ganz wohl, als wir in die Tiefen der Minen und Verhüttungsanlagen aufbrechen. Es gibt hier vier Sektoren, die alphabetisch Alpha, Beta, Delta und Gamma heißen. Wir beginnen unsere Suche im Alpha Sektor, da der am nächsten liegt. Ein Wärter mit dem Namen Radkowitch wird unser Führer sein. Der Mann ist stämmig und hat rote Haare. Er scheint hier auf dieser Welt geboren und aufgewachsen zu sein. Ob seine Eltern nun selbst Wärter oder Gefangene gewesen waren, lässt sich so nicht herausfinden. Wir bewegen uns mit einem leicht gepanzerten Elektrogefährt fort.

Im Alpha Sektor gibt es einem Tempel des Imperators, den wir als erstes besuchen. Wenn jemand etwas über Hexer und Ketzer weiß, dann sicher dort. Die letzten fünfhundert Meter müssen wir zu Fuß gehen. Hier ist einiges los, da der Platz vor dem Tempel wohl so etwas wie ein Versammlungsplatz ist und viele Freischichtler sich hier aufhalten. Auf vielen Gesichtern und entblößten Hautstellen wie Arme und Oberkörper sind Schlangentätowierungen zu erkennen. Ein Schutzzeichen gegenüber den Schlangen, die im Dunkeln lauern, wie unser Führer Radkowitch erläutert. Es scheint hier öfters mal vorzukommen, dass einfach das Licht ausgeht und dann jemand fehlt. Der ist dann von den schwarzen Schlangen geholt worden, wie die abergläubischen Insassen behaupten. Angeblich sollen die Tätowierungen einen gewissen Schutz geben. Gerade als ich auf die Details der Sachlage eingehen will, beginnen die Lampen zu flackern und erlöschen schließlich. Wir stehen wortwörtlich im Dunkeln. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #98 am: 24. April 2013, 13:15:53 »
Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Alpha Sektor
Platz vor Tempel des Imperators
Zeit: 2 334 784.M41

Zum Glück habe ich ja auf dem Basar der Schrottwerft ein Monokel mit Infrarot gekauft, so dass ich die Umgebung immer noch wahrnehmen kann. Da ich das Schlimmste erwarte und selten in dieser Erwartungshaltung enttäuscht werde, ziehe ich Rabenklaue und Rabenschwinge. Mit einem kurzen Gebet motiviere ich die Maschinengeister, die aufs Stichwort zum Leben erwachen. Außerdem fahre ich mein neues Konverterfeld hoch.

"Conari! Willkommen im Schlangennest!", sagt eine Stimme neben mir. Ich wende mich ihr zu, Rabenschwinge kommt hoch, die Plasmadüse leuchtet erwartungsfroh auf. Aber ich kann den Sprecher nicht identifizieren.
"Licht!", befehle ich meinem Servoschädel. Der Lumen leuchtet aber nicht auf. Thronverdammt. Um mich herum ist überall Bewegung. Panik breitet sich unter den Gefangen aus. Unser Aufseher knallt mit der Peitsche und macht sich wohl hauptsächlich damit selbst Mut. Weiter scheint nichts zu passieren und das Licht geht flackernd wieder an. Ich warte bis die Aufregung etwas abklingt. Allerdings bin ich etwas verwundert, da hier jemand offensichtlich meinen Namen kennt und mich auf solch extravagante Art begrüßt. Das gibt mir durchaus zu denken. Thronverdammt.

Aus den etwa fünfzig Meter entfernten Portal tritt ein Priester mit einer Augenbinde und er hat keine Arme mehr. Er hält eine kurze flammende Predigt und beruhigt die Gemüter soweit wieder, dass alle zum Tagesgeschäft übergehen. Ich stecke meine Waffen zurück und begebe mich zum Tempel.

Neben dem Portal sind aus dem massiven Stein gehauene Statuen von zwei Heiligen zu sehen, jede beeindruckende dreißig Meter hoch. Ihre ausgebreiteten Arme bilden ein Portal. Der Raum selbst dahinter ist nicht so beeindruckend bis auf das Wandbild gegenüber. Ein riesiger Imperator durchbohrt mit seinem Speer die Schlange Horus. Das Relief sieht sehr lebensecht aus. Der gefallene Sanginius liegt als Märtyrer zu den Füßen des Imperators. Ein Engel mit flammendem Schwert fliegt über dem Haupt unseres lebendigen Gottes und unterstreicht seine unsterbliche Göttlichkeit. Der armenlose blinde Kleriker heißt Lothar Asowitch und ist seit dreißig Jahren hier. Er kennt sich etwas aus mit den etwas dunkleren Strömungen auf Maleziel. So wie es aussieht, feiern dunkle Kulte hier üble Einstände. Es gibt einen Geheimbund mit dem Namen Schwarze Viper. Das Nest der schwarzen Schlangen, wie es Lady Anagai es ihrer Sitzung vorherbestimmt hat. Thronverdammt! Damit wäre wohl der erste Feind enttarnt. Gut, dann brauche ich schon nicht nach ihnen suchen.

Es gibt Gerüchte, dass sich Reißer diesem Kult nach seiner Flucht angeschlossen hat. Sehr gut, zwei Fliegen mit einer Klappe. Dieser Kult hat sein Hauptquartier irgendwo im Delta Sektor. Da stellt sich die Frage, warum man dieses Schlangennest nicht schon längst ausgeräuchert hat. Der eine oder andere hat das durchaus versucht, aber nur unser guter Kleriker ist je lebend zurückgekehrt, aber eben ohne Arme und Augen. Das ist mal wieder eine dieser "Noch nie hat das jemand geschafft!" Sachen, die mir andauernd passieren. Aber jemand muss ja der Erste sein und das Astropathenproblem auf Anmut habe ich ja auch gelöst. Da frage ich gleich mal nach dem Kult der Augenlosen. Auch darüber bekomme ich etwas heraus. Die treiben sich im Betasektor herum oder besser gesagt trieben sich dort herum. Angeblich gibt es sie nicht mehr, weil sie, Trommelwirbel, sich mit den Schwarzen Vipern angelegt haben. Nun ja, aber vielleicht gibt es ja noch Überlebende oder so was in der Art. Auf alle Fälle bewegten die sich immer in absoluter Dunkelheit, was sie zu natürlichen Feinden der Schwarzen Viper gemacht hat, die ja auch die Dunkelheit bevorzugt haben. Ich bedanke mich für die Informationen und lasse mich in den Beta Sektor kutschieren. Schier endlos ziehen sich die Tunnel dahin, durch die wir fahren.

Schließlich halten wir an. Die Sektorengrenze ist schwer geschützt. Automatische Geschützstände und Panzerschotts schützen den Übergang. Man will damit wohl Aufstände auf einen Sektor beschränken, falls sie ausbrechen sollten. Und nach dieser Stellung zu urteilen, war dies wohl hin und wieder auch mal der Fall. Ein weiterer Aufseher mit einem elektroangetriebenen Lastwagen erwartet uns schon. Der schlaksige Mann nennt sich Holister und hat kurz geschnittene blonde Haare. Er ist etwas kleiner als ich und macht einen leicht nervösen Eindruck, als wir unser Ziel bekanntgeben, die Tunnel der Luftaufbereitungsanlage.

Durch weitere Schächte und Stollen fahren wir nun und ich nutze die Gelegenheit ein kleines Nickerchen zu halten. Wirklich beunruhigt über meinen Feind bin ich nicht, da Anagai mir ja drei Plagen auf den Hals gehetzt hat und in ihrer kleinen Sitzung habe ich sie alle besiegt. Sobald die dritte Bedrohung erledigt ist, heißt es sich Sorgen um mein Seelenheil zu machen, da ich keine Ahnung habe, wie ich diesen Feind im Schatten erledigen soll. Im schlimmsten Fall handelt es sich um eine leibhaftige Wesenheit aus dem Warp. Und die sind verdammt schwer zu töten. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #99 am: 26. April 2013, 13:03:06 »
Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Beta Sektor
Luftaufbereitungsanlage
Zeit: 2 334 784.M41

Schließlich halten wir an. Ich reibe die Augen und versuche mich zu orientieren. Wir befinden uns an einer in den Fels gehauenen Treppe nach oben. Unser Wärter weigert sich mitzukommen, da es dort oben spuken soll. Das ist mir sogar lieber, da gewisse Themen doch etwas heikel sind. Ich gehe voraus, Meisterin Puppila, Bruder Obskurus und mein Waffenservitor Novus folgen mir. Mein Servoschädel spendet über mir schwebend etwas Licht. Nicht dass ich das mit meinem Monokel noch wirklich nötig hätte. Dieser Bereich ist auch nur aus dem Fels gehauen und hier und da mit Stützelementen versehen. Bullige Maschinen brummen vor sich hin und scheinen die Luft umzuwälzen und sie aufzubereiten. Die Maschinen ziehen sich teilweise viele hundert Meter lang hin. Die einzelnen Bauteile machen einen recht heruntergekommenen Eindruck und schon lange scheint kein Techpriester mehr die Maschinengeister gesalbt zu haben. Auch fehlen die obligatorischen Reinheitssiegel. Nichts destotrotz scheinen die Maschinengeister ihre Arbeit zu verrichten. Manchmal gibt es auch sehr genügsame Maschinengeister, die recht wenig Zuwendung in Form von Gebeten, Siegeln, Weihrauch und gesegnetem Öl brauchen.

Allerdings finden wir erst mal niemanden, was auch nicht wirklich überraschend ist. Der Kleriker hat uns geraten, uns in vollständiger Dunkelheit zu bewegen, wenn wir die Namenlosen treffen wollen. Nun gut. Ich lasse alle Lichtquellen löschen und wir stehen im Dunkeln. In gar nicht weiter Ferne vermeine ich Schritte zu vernehmen und folge dem Geräusch. Falls das eine Falle ist, wird es ein böses Erwachen geben. Wir folgen den Schritten einer gefühlten Ewigkeit und bald habe ich jedes Gefühl für Zeit verloren. Auch meine Orientierung ist vollständig ausgeschaltet. Den Weg zurück würde ich nicht mehr finden. Schließlich verstummen die Schritte und einer körperlose Stimme heißt uns willkommen. Ich komme mir etwas blöd vor, mich mit einer Stimme in der Dunkelheit zu unterhalten.

So wie es aussieht, haben die Namenlosen versucht, dass Nest der Schwarzen Viper auszulöschen und sind grandios gescheitert. Außer ihm gibt es nur noch eine einzige Überlebende. Sie trägt den Nachmanen der Gründerin. Vor vielen Jahrhunderten begab sich die Navigatorin Greta Silvas nach Maleziel und gründete den Kult der Namenlosen. Warum bleibt im Dunkel der Geschichte ihr Geheimnis. Einen wirklich vernünftigen Grund kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, aber ich akzeptiere das einfach mal als Tatsache. Die letzte des Kultes trägt den Namen Novati Silvas und befindet sich irgendwo im Delta Sektor. Wo sich auch das Hauptquartier der Schwarzen Viper befindet. Schön, dann brauchen wir schon nicht so viel hin und her zu reisen. Ob Novati Silvas nun mit Greta verwandt ist, weiß der Namenlose leider nicht. Ich bin nicht sicher ob Mutanten wie Navigatoren sich noch mit Normalsterblichen paaren können. Wie auch immer, Novati scheint eh nicht hier geboren zu sein. Was ihr vergehen war, bekomme ich leider  nicht heraus.

Das Hauptquartier der Schwarzen Vipern ist ein ehemaliges Forschungslabor von Renegaten, welche dort neue schreckliche Waffen versucht haben zu entwickeln. Diese Renegaten waren wohl die ersten Siedler auf Maleziel und später die ersten Insassen auf der neu gegründeten Gefängniskolonie. Die Minen wurden wohl von ihnen als Rohstofflieferant für die Forschungen angelegt. Dieser Forschungskomplex wurde dann Teil des Gefängnisses und später von den Schwarzen Vipern davon abgetrennt und zu ihrem Hauptquartier umgebaut. Es gab wohl von den verschiedenen Vorbesitzern dieses Gefängnis durchaus ernsthafte Versuche, dem Treiben der Vipern ein Ende zu setzen, aber sie sind alle gescheitert. Nun, dann werden wir wohl die ersten sein. Damit erschöpfen sich die Informationen und der Geist zieht sich zurück. Ich mache Licht und wir sehen uns etwas in dem Raum um. Wir sind in einer etwa zwölf Meter durchmessenden Kammer mit zwei Zugängen. Die Wände sind mit Reliefs einer technischen Schemata überzogen, deren Sinn und Zweck ich nicht erkennen kann. Die einst vorhandene Einrichtung ist einst gewaltsam zerstört und dem Zerfall der Zeit frei gegeben worden. Ein einzelnes Skelett liegt neben einem Schutthaufen. Reste einer Robe bedecken es und es sind Einschusslöcher im Brustkorb zu erkennen. Auch an den Wänden sind Krater von Einschlägen sichtbar. Offensichtlich hat hier ein Feuergefecht stattgefunden und der Kult der Namenlosen war nicht der Sieger.

Bevor wir unsere neue Umgebung näher in Augenschein nehmen können, flackert das Licht des Lumen meines Servoschädels. Die Schwarzen Vipern statten uns wohl ein weiteres Mal ihre Aufwartung ab und diesmal haben sie Lasergewehre mitgebracht, wie sich sofort herausstellt, nachdem die Lampe komplett verloschen ist. Und sie nehmen uns von zwei Seiten ins Kreuzfeuer. Thronverdammt!

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #100 am: 29. April 2013, 12:42:32 »
Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Beta Sektor
Luftaufbereitungsanlage
Zeit: 2 335 784.M41

Mögen sie auch Lasergewehre haben und uns von zwei Seiten in die Zange nehmen, ich habe meinen älteren Bruder Novus. Als schwer bewaffneter und gerüsteter Waffenservitor ist er mir wie immer eine willkommene Hilfe.

"Novus! Deckungsfeuer frei auf südlichen Sektor!", befehle ich, aktiviere mein neues Konverterfeld und ziehe meine Waffen. Beide Maschinengeister zeigen sich von der momentanen Situation angetan und verrichten begeistert ihren Dienst. Rabenschwinges Plasma beginnt sich zu erhitzen, während selbst in dieser Dunkelheit sich ein knisterndes Energiefeld auf der Klinge von Rabenklaue aufbaut.
 
"Vipern, kommt nur und holt Euch den Tod!" Zur Erwiderung sausen haarscharf ein paar Laserschüsse vorbei und einer bringt mein Feld zum Aufleuchten. Das Maschinengewehr meines Bruders beginnt zu hämmern und triebt die Angreifer im Süden in Deckung, da sie keine Lust verspüren, Stahlmantelgeschosse im gängigen Kaliber 8.25mm zu schmecken. Meisterin Puppila geht neben dem Schutthaufen in Deckung und feuert mit ihrer Boltpistole in Richtung der Mündungsblitze der Angreifer. Ihre Geschosse scheinen aber nur Stein zu treffen. Bruder Obskurus begibt sich neben dem nördlichen Zugang in Deckung.

Dank meines auf dem Basar der Schrottwerft erworbenen Monokels kann ich im Dunkeln ihre Wärmeabstrahlung sehen und schieße auf einen von ihnen. Sonnenheißes Plasma schießt haarscharf an ihm vorbei und schmilzt sich durch den dahinterliegenden Stein. Er schreit gellend auf, als Tropfen flüssigen Steins ihn treffen. Geschieht im Recht. Die Angreifer im Süden halten ruhig und die im Norden scheinen aus irgendeinem Grund wütend auf mich zu sein, denn mehrere Salven prasseln auf mich ein. Zwei der Strahlen schaffen es durch Lücken des flackernden Konverterfeldes in meine Rüstung zu fahren. Aber die Schmiede in Stahlstadt haben in der auf mich persönlich abgestimmten Rüstung aus geschichteten Adamantium und Ceramit ein Meisterwerk vollbracht, welche die Strahlen ohne Anstand schluckt. Trotzdem wird das so langsam unangenehm. Bruder Obskurus befiehlt einen der Angreifer mit seiner Hexenstimme die Waffe wegzuwerfen. Da ich im nächsten Moment einen der Kerle erschieße und nichts weiter danach passiert, scheine ich wohl den bezauberten erschossen zu haben. Dumm gelaufen. Aber wer braucht schon Hexenkräfte, wenn er ehrlichen Stahl in den Händen hält? Kein Wunder, dass es das Gebot gibt, den Hexer zu töten. Niemand sollte einfach so viel Macht haben, ohne etwas dafür zu tun.

Ich schieße einen weiteren nieder, dann scheint irgendetwas den Maschinengeist von Rabenschwinge verstimmt zu haben, denn das Plasma tritt an den Notöffnungen aus und ich lasse die Waffe erschreckt fallen, während Stein zu meinen Füßen anfängt zu schmelzen. Mit einer weiteren Litanei auf den Lippen ziehe ich das Qualitätsprodukt aus Stahlstadt und eröffne mit brüllendem Stakkato das Feuer auf die weiter sich im Nordsektor festsetzenden Feindkräfte, die mein Bruder inzwischen wohl aus dem südlichen Segment nach oben gescheucht hat. Bruder Obskurus spielt ohne wirklich brauchbare Resultate mit seinen psionischen Kräften herum. Er befiehlt den Leuten jeweils die Waffe fallen zu lassen, was sie aber nicht davon abhält, einfach eine am Boden liegenden zu nehmen. Ich bekomme ein paar weitere Lasertreffer ab, die aber entweder von meinem Schutzfeld harmlos abgelenkt oder von meiner Rüstung absorbiert werden. Vor normalen Lasergewehren bin ich formidabel geschützt. Hoffentlich bleiben meine Gegner bei dieser Waffenwahl. Schließlich sinkt auch der Letzte der Angreifer zu Boden und das Licht kehrt zurück. Ich frage mich, wie die das machen. Wahrscheinlich ein obskures psionisches Phänomen, wie es in der Weite gefühlt hinter jeder Ecke lauert. Auf alle Fälle verstirbt der von mir Anfangs niedergeschossene, bevor die Heilkräfte von Bruder Obskurus ihre Wirkung entfalten können. Ich glaub zwar nicht, dass wir etwas aus ihm heraus bekommen hätten, aber ein Versuch wäre es wert gewesen. Außer Lasergewehren verschiedener Baureihen und Munition haben sie nichts weiter bei sich. Auch kein technisches Gerät, um das Licht auszumachen. Thronverdammt!

Ich schaue mir die verschiedenen Tätowierungen an. Die Schlangen auf ihren Körper sehen jedes Mal anders aus. Einen wirklichen verbindlichen Standard scheint es bei dem Kult nicht zu geben. Oder  jeder Tätowierer hat seine eigene Interpretation. Nun ja, ein paar Feinde weniger, die mich ärgern. Wir gehen zurück zu der Kammer der Namenlosen und Meisterin Puppila nimmt mit ihrer Vidkamera das Relief des Schematas an der Wand auf. Vielleicht wird ja einer unser Techpriester schlau aus diesem kryptischen Plan. Wir wühlen noch etwas in den Trümmern herum, fördern aber nichts wirklich Brauchbares zu Tage. Da wir die Informationen nun haben, wegen denen wir hergekommen sind, bewegen wir uns eine Ebene tiefer und suchen unseren Führer. Mal sehen, was uns im Delta Sektor für Widrigkeiten erwarten.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #101 am: 01. Mai 2013, 13:17:08 »
Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Beta Sektor
Zeit: 2 335 784.M41

Nachdem wir unseren Führer Hollister wieder gefunden haben, fahren wir zu einem der Stützpunkte der Wärter und forschen dort nach, wo sich die Gefangene Novati Silvas nun genau aufhält. Leider haben die hier keine Cogitatorterminals und ich muss die Information über deren Interkom heraus finden. Auch hier finden sich kaum Anzeichen von techpriesterlicher Pflege und die Anlage reagiert entsprechend unwillig auf meine Anrufungen. Mann! Ist das mal ein verstimmter kleinlicher Maschinengeist! Nach ein paar kräftigen salbungsvollen Schlägen mit den entsprechenden Litaneien ist das Gerät samt willigem Maschinengeist schließlich zur vollständigen Kooperation bereit. Geht doch!

Meinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung würden ebenfalls ein paar salbungsvolle Schläge gut tun, so zäh wie die Verhandlungen mit dem Mistkerl laufen. Es dauert etwa eine geschlagene halbe Stunde, bis ich herausgefunden habe, dass sich die Gefangene Novati Silvas im Arbeitstrupp 72 befindet. Also nichts wie hin. Auf dem Weg in den Delta Sektor unterhalte ich mich ein wenig mit Hollister. Der Alpha Sektor ist bekannt für seine imperialen Fanatiker, welche dem Gottimperator huldigen. Der Beta Sektor gilt als der normalste, ohne Extremistenansammlungen. Delta ist voller dunkler Kulte, darunter auch der Kult der Schwarzen Schlange. Gamma ist dafür bekannt, dass dort in aller Regelmäßigkeit äußerst blutige Grubenkämpfe abgehalten werden. Dazu reisen extra Leute an, um die zu sehen. Die Sieger, sofern sie den Kampf überleben, werden in der Regel von den "Gästen" dann aufgekauft, um in deren Arenen zu kämpfen. Die Gefängnisleitung scheint also durchaus mehr als eine Strategie der "Resozialisierung" zu verfolgen.

Schließlich erreichen wir den Delta Sektor und unser neuer Wärter für diesen Bereich ist ein stiernackiger Kerl mit Messer Tätowierungen an jeder freien Stellen seiner Haut. Der Wärter heißt Garris Traub. Mit einem weiteren altersschwachen Vehikel werden wir durch endlose Tunnel und Schächte kutschiert. Manchmal auch durch gewaltige Hallen, wo nur mächtige Säulen die nicht mehr zu erkennende Decke stützen. Schließlich finden wir Arbeitstrupp 72, der unter der Aufsicht eines Laientechpriesters ein gigantisches Fördergerät zerlegt. Das erinnert mich fatal an meine Zeit als Unab. Ich kann mit den armen Kreaturen mitfühlen, die sich hier abschuften müssen. Ich lasse Novati Silvas, die letzte Lebende vom Kult der Namenlosen, herbringen. Sie ist eine verlebt aussehende Frau von etwa dreißig Jahren, der man ihre zehn Jahre Gefängnis deutlich ansieht. Mit großen Augen schaut sie mich unsicher an, als ich die Gefangene zur Seite führe. Ohne große Umwege komme ich zum Kern meines Anliegens. Wie üblich bekomme ich die Warnung zu hören, die Finger davon zu lassen, weil noch nie jemand Erfolg hatte. Aber schließlich muss jemand mal den Anfang machen und den Turm der Astropathen habe ich auch geknackt bekommen.

Schließlich rückt sie mit den notwendigen Informationen raus. Das Hauptquartier ist ein Schaltwerk mit Pumpenstation für Wasser und andere Flüssigkeiten. Die Vipern haben das Gebäude zu einer Festung ausgebaut, aber sie kennt einige Schleichwege hinein, auch wenn noch nie jemand heraus gekommen ist. Aber wie gesagt, es gibt immer ein erstes Mal und mein vorgezeichnetes Schicksal endet nicht hier. Deswegen habe ich momentan auch keine große Angst vor den Vipern. Aber natürlich einen gewissen Respekt. Mit Novati im Gefolge breche ich dann unverzüglich zu diesen Wasserwerken auf. Nach einer weiteren Fahrt erreichen wir einen geheimen Zugangstunnel, in den mich die Silvas führt. Es brennt mir unter den Nägeln, sie nach dem Kartenstück von Navigatorin Greta Silvas zu fragen und warum sie den gleichen Nachnamen hat. Aber momentan konzentriere ich mich doch lieber auf das vor mir liegenden unmittelbare Problem.

Novati begleitet uns nur ein Stück und beschreibt uns dann den Weg, da sie nicht bereit ist, sich den Schwarzen Vipern in ihrem Nest zu stellen. Nun, dafür sind ja Helden wie ich da. Wir öffnen ein Schott und betreten einen Abfluss. Laufgitter befinden sich an beiden Seite der Gangwände aus generischem Stein, hier und da abgestützt mit bröckelnden Beton. Eine allgemeine Sanierung wäre in diesem Bereich nicht verkehrt. Ganz genau genommen macht Maleziel allgemein einen heruntergekommenen Eindruck. Schließlich verlassen wir den Abfluss und bewegen uns nun auf trockenen Boden innerhalb der Anlage. Das Nest kann nicht mehr weit sein und ich höre die Stimme eines Predigers. Vorsichtig nähern wir uns an. Ich schleiche vor und spähe durch ein kleines Lüftungsloch in eine Kapelle mit etwa fünfzig Zuhörern. Ein Prediger in einer schwarzen Robe mit einem rot abgesetzten Wappen mit Schwarzen Schlangen predigt Blut und Zerstörung. Ein Sturm wird kommen und die Ungläubigen hinwegfegen. Keiner wird dem Zorn der vier Schlangenköpfe entkommen. Es scheint also vier Anführer zu geben. Im ersten Moment bin ich versucht, diese Gruppe einfach nieder zu mähen, aber ich bin nicht hier, um untergeordnete Lakaien zu töten, sondern der Bedrohung den Kopf, oder besser gesagt, die vier Köpfe abzuschlagen. Also umgehen wir die Kapelle und bewegen uns darum herum tiefer in das Gebäude. Schließlich geht es einen Treppenschacht mit Stufen aus geriffelten Ferro nach oben zu einer Tür aus dem gleichen Material. Vorsichtig öffne ich die Tür und spähe in eine prächtig eingerichtete Halle mit einem Altar. Über dem Altar ist ein schwarzes Banner mit blutroter Schrift. Darauf steht in alten gotischen Lettern: Alpha Legion, Black Viper Chapter. Ha, hier sind wir richtig und ich kann mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #102 am: 03. Mai 2013, 11:28:31 »
Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Delta Sektor
Hauptquartier des Black Viper Chapters
Zeit: 2 335 784.M41

Niemand von uns kann etwas mit dem Begriff "Alpha Legion" anfangen. Wahrscheinlich eine Söldnerbruderschaft, die ihre Wurzeln im örtlichen Alpha Sektor hat. Hier haben ja mal Separatisten versucht, neue Waffen zu erforschen. Wahrscheinlich war die "Alpha Legion" deren Schutztruppe und hat sich zu dem Todeskult der Schwarzen Viper weiter entwickelt. Der ganze Raum ist voller Banner mit blasphemischen Symbolen. Es gibt symmetrische und total unsymmetrische, die sich zu bewegen scheinen, wenn man sie länger als zwei Sekunden anstarrt. Wahrscheinlich eine optische Täuschung. Trotzdem verursachen diese blasphemischen Dinge Bauchschmerzen. Zwei Kohlebecken spenden etwas schummriges Licht und es gibt noch einen Altarstein mit einem Bronzestern mit acht Zacken, das Zeichen des Erzfeindes. Hasse es!

Es gibt noch ein großes Portal aus Bronze voller ekliger Reliefs und Schlangen, das wohl in einen Kultraum führt. Ich denke, es ist Zeit diesen Raum etwas umzudekorieren. Ich borge mir von Bruder Obskurus etwas Promethium aus und zeichne damit einen Aquila auf den Stein. Den zünde ich an und brenne das Symbol des Imperators auf diesen Altar. Bruder Obskurus zündet mit seinem Flammenwerfer die Fahne mit dem Alpha Legion Schriftzug an. Ja, so sieht das schon hier viel wohnlicher aus. Zeit, weitere Fakten zu schaffen und das zu erledigen, für das was wir hier sind.

"Wie nett!", meint eine Stimme und wir wirbeln herum. Hinter uns steht wie aus dem Nichts unser Gesuchter, der Ketzer Reißer.
"Wie praktisch! Dann brauchen wir gar nicht mehr nach Euch zu suchen."
"Schön, dass Ihr her gefunden habt, Flavion Conari. Der Mann mit dem Schicksal."
"Toll! Jeder scheint mich in der Koronus Weite schon zu kennen!", merke ich etwas angesäuert an. Das mit dem Schicksal geht mir so langsam wirklich auf Keks. Zuerst diese Eldarnudel Lady Marati, die andauernd davon gefaselt hat. Jetzt ein Ketzer. Prima, mich kennen definitiv die falschen Leute.
"Ich wusste schon seit Monaten, dass Ihr heute kommen würdet. Willkommen beim Black Viper Chapter auf Maleziel." Irgendwie irritiert mich seine Haltung. Irgendwie hätte ich ein anderes Verhalten erwartet. Mir schwant Böses, wenn dieser Mistkerl schon seit Monaten weiß, dass wir genau hierherkommen werden. Dies ist eine Falle und wir können eigentlich nichts tun. Außer die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Leider brauche ich den Bastard lebendig. Da ich sein Gequatsche über habe, lasse ich ihn überwältigen und fesseln. Das geht ohne Widerstand von seiner Seite aus. Einem kurzen Moment erwäge ich es, ihn einfach hier und jetzt zu töten. Aber ich habe an den Profit zu denken und daran, dass ich mich mit dem Adeptus Ministorum gut stellen muss, wenn ich die Unterlagen zur "Ignes et Amnestia" einsehen will. Deswegen lasse ich den Mistkerl am Leben, auch wenn alles gegen mich spricht. Aber ich bin Flavion Conari und ich lasse mir nicht vorschreiben, wann und wo ich sterben werde! Thronverdammt!

Obwohl die Türen gigantisch sind, ist es ein Leichtes sie aufzustoßen. Die Halle ist von massiven Säulen abgestützt, die voll von den üblichen Schlangensymbolen sind, welche blasphemische Zeichen umwinden. Zwei Kohlebecken sorgen für eine dämmerige Beleuchtung. Etwa zweihundert Anhänger des Kultes knien auf dem Boden, ihre Waffen in Griffweite. Aber Lasergewehre und vollautomatische Gewehre im Kaliber 8.25mm schrecken mich nicht wirklich. Diese Kultisten zählen nicht. Aber was zählt, sind die vier Häupter der Schwarzen Viper. Die stehen nämlich auf der anderen Seite an der Wand vor einem Altarstein, auf dem ein Hydrasymbol mit vier Köpfen zu sehen ist. Und diejenigen, welche die vier Köpfe sind, starren mich nicht wirklich erfreut an. Und ich staune sie mit offenem Mund an. Autsch!

Der Anführer ist wahrer Riese, der mich mindestens um einem Meter überragt, seine schwarzen Hörner dabei noch nicht mal mit eingerechnet, die aus seinem Schädel sprießen. Sein Kopf ist rot, ebenso sein vor abgrundtiefen Hass brennender Blick. Und das meine ich jetzt nicht im übertragenen Sinn. Ein gewaltiges Flügelpaar ragt aus seinem Rücken hervor. Die Dinger erinnern an die Flügel von Fledermäusen. Seine Kollegen scheinen noch Menschen zu sein, wenn man denn einen Astartes als Mensch bezeichnen möchte. Denn drei Astartes in Servorüstungen und der Dämon, ebenfalls mit einer Rüstung eines mir unbekannten Schemas gehüllt, stehen leibhaftig vor mir. Bis jetzt habe ich nur Bilder und Statuen dieser legendären Krieger gesehen. Und die ersten Astartes die ich sehe, sind offensichtlich nicht mehr für das Imperium tätig. Denn Dämonen dienen definitiv nicht dem Imperator. Ihre Rüstungen sind blau, die Ränder mit einem angelaufenen Silber abgehoben. Auf den Schulterpanzern tragen sie ebenfalls ein Hydrasymbol mit nur zwei Köpfen. In ihren gewaltigen Händen tragen sie Bolter eines mir unbekannten Schemas, die mit geschmacklosen Verzierungen wie Dämonenköpfe verunstaltet sind. Ich muss gestehen, diese Typen machen mir wirklich Angst, da braucht es den rotgesichtigen Kerl noch nicht mal dazu.

"Schämt Ihr Euch nicht? Ihr elendigen Verräter!", rufe ich ihnen mit zittriger Stimme entgegen. Diese Bastarde zu töten wird recht schwer werden. Kein Wunder, dass bisher noch alle gescheitert sind. Ein Astartes ist eine harte Nuss zum knacken und da stehen gleich drei vor mir. Plus ein Ding, dass gar nicht existieren dürfte. Ich muss gestehen, dass macht mir doch etwas Angst. Nein gelogen, diese Riesen machen mir eine Scheiß Angst. Aber ich bin ein Lord-Kapitän eines leichten Kreuzers. Ich bin ein Conari und ich bin ein Untertan eines lebendigen Gottes. Deswegen bleibe ich äußerlich fast vollkommen unbeeindruckt und halte eine Fassade von stoischem Gleichmut aufrecht.

"Ha, Flavion Conari. Der Mann mit dem Schicksal. Heute ist der Tag Eures Todes!", donnert mir der rotgesichtige Dämon entgegen. Toll! Auch der kennt mich schon.
"Mein Schicksal ist es aber, dass ich Euch besiege! Seht, dies ist Rabenklaue, mein Schwert! Seit vielen Generationen ist es im Besitz meiner Familie und heute wird es das Fleisch von elendigen Verrätern zertrennen! Und dies ist Rabenschwinge, meine Plasmapistole. Sie wird Euch Demut lehren!" Mit jedem Wort gewinnt meine Stimme an Kraft. Immerhin steht die ultimative Macht hinter mir. Der Imperator, ein lebendiger unsterblicher Gott, der seine getreuen und gläubigen Untertanen vor dem Abschaum jenseits des Schleiers schützt. Der Imperator sieht alles und Rückzug vor dem Bösen ist momentan keine Option.
"Du Wurm! Du wirst heute deine Seele verlieren!", donnert mir der Gehörnte entgegen.
"Willst du mich zu Tode quatschen, oder was?" Mit diesen Worten feuere ich meine Plasmapistole, die ich überlade, ab. Brüllend schießt sonnenheißes Plasma in das Bein der gefallenen Kreatur und trennt ihm den Oberschenkel vom Torso ab. Ha! Das hat gesessen. Das Ding schreit auf und fällt dann um. Geht doch!

Dann brüllen die Bolter der gefallenen Astartes auf. Dabei rufen sie im spöttischen Tonfall "Für den Imperator!". Was für widerwärtige Bastarde! Als erstes erwischt es Meisterin Puppila, die von einer Garbe regelrecht zerrissen wird, bevor sie in Deckung hechten kann. Ihr Blut und Innereien besudeln mich. Thronverdammt, ich hab die Pilotin echt gemocht! Möge der Imperator ihre Seele wiegen und für schwer genug befinden, um in sein Reich Einzug zu halten. Der nächste meiner Leute, der fällt, ist Bruder Obskurus, dessen Brust aufgerissen wird. Tja, wenn es ein Imperator gibt, ist es nun an der Zeit, dass er mir beisteht. Aber irgendwie habe ich die Ahnung, dass sein Blick mal wieder auf anderen Dingen ruht und nicht auf mir. Ich beginne trotzdem, zu ihm zu beten, aber es ist wohl zu spät. Ich blicke direkt in Mündung des Bolters, aus dem eine Salve massereaktiver Geschosse direkt auf mich zukommt. Das ist das letzte was ich sehe, bevor mein Kopf von einem Boltgeschoss weggesprengt wird.

Gespielt am 10.11.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 2
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 2
EP: 350
Besiegte Gegner:
Mehrere Kultisten
Beute: Nix

Gedanke des Tages
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endier

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #103 am: 06. Mai 2013, 11:07:06 »
Na da wird wohl dann die Dallas-Methode angewendet... War alles nur ein Traum.
Ansonsten haben wir hier ein TPK.

Nakago

  • Mitglied
Die Fahrten der Audacia
« Antwort #104 am: 06. Mai 2013, 16:05:57 »
Hehe, nein, dass war kein TPK, der Kampf war niemals als Real geplant gewesen. Als Spieler habe ich das mitbekommen, als der SL mich nach dem Schaden von Astartes Boltern gefragt hat. Es gab dann eine kurze Diskussion, welchen man nimmt, den aus Deathwatch oder den aus Schattenjäger, bzw. Schwarzer Kreuzzug. Für Marines gibt es imho im Freihändler gar keine Werte. War natürlich ziemlich fies vom SL, einen TPK zu simulieren und dann die Sitzung zu beenden. Aber da wir keine neuen SC kreieren mussten, war dann allen klar, dass dies nicht wirklich so passiert ist. Aber lest nun selbst.

Persona Dramatis
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Kapitel 17
Gefangen im Tempel des Chaos!

Position:
System Maleziel
Maleziel
Gefängniskomplex
Omega Sektor
Kerkerebene des Tempel des Chaos
Zeit: 2 335 784.M41

Als ich zu mir komme, erwarte ich in das Antlitz eines lieblichen Engels mit goldenen Locken und strahlend blauen Augen zu blicken. Aber anstatt eine geflügelte Himmelswächterin zu erblicken, sehe ich das vernarbte Gesicht eines Kultanhängers der Schwarzen Vipern. Ich liege auf dem harten Boden des Tempels, über mir aufgebrachte Kultisten, die an mir herum zerren. Thronverdammt! Warum bin ich nicht tot? Ich bin doch gerade von einem gefallenen Astartes erschossen worden? Der Reißer erscheint in meinem Blickfeld, vertieft in ein heftiges Streitgespräch mit einem verhüllten Kuttenträger. Irgendetwas sagt mir, dass der Kuttenträger zu den Leuten gehört, die hier wirklich was zu sagen haben. Seine ganze Haltung und Gestik sagt mir, dass er äußerst verärgert ist. Der Erzhäretiker Reißer dagegen scheint in Erklärungsnot zu sein. Wahrscheinlich war das gerade eben nicht zu der Zufriedenheit des Kuttenträgers abgelaufen. So wie es aussieht, war der Tod meines Gefolges und der meine nichts weiter als eine Ausgeburt der Täuschung. Wahrscheinlich mal wieder ein obskures psionisches Phänomen, wie es in der Koronusweite an jeder Ecke nur auf mich zu lauern scheint. Thronverdammt!

Ich will nach meinen Waffen greifen, aber ich bin entwaffnet. Brutal werde ich auf die Beine gezerrt und der Kuttenträger sieht mich an. Er schlägt die Kapuze zurück und es kommt ein zerfurchtes und vernarbtes Gesicht zu Tage. Die Narben scheinen ritueller Natur zu sein und bilden die typische Symbolik des Erzfeindes. Wie ich es bedauere, dies nicht aus seinem Gesicht schneiden zu können. Verdammter Bastard!

"Schafft sie in den Kerker! Ich kümmere mich nachher um sie!", herrscht er seine Untergebenen an und bedeckt wieder sein Haupt. Kräftige Hände packen mich und beginnen mich in den hinteren Teil des Tempels zu schleifen. Besonders schmerzhaft wird es, als sie mich eine Treppe herunter werfen, elendige Feiglinge. Bevor ich mich aufrappeln kann, werde ich wieder auf die Beine gezerrt und weiter geschleift. Die Wände, Boden und Decke bestehen bald wieder aus behauenem Stein und sind bar jeder Verzierung. Was bei diesem Ambiente gar nicht mal so verkehrt ist. Wenigstens dreht sich hier nicht ständig mein Magen um.

Unser Weg führt uns durch ein wahres Labyrinth aus Gängen, Räumen und kurzen Treppenstücken. Mir fällt es schwer, die Orientierung zu behalten. Schließlich werden wir in eine stinkende Zelle geführt. An der gegenüberliegenden Wand werden wir an ein Gestell angekettet. Auf einem Tisch steht eine Laterne mit einem Lumen, der ausreichend Licht spendet, um die trostlose Lage auszuleuchten. Die Ketten und Schellen sind zu massiv, als das ein normaler Mensch sie mit bloßer Muskelkraft zerreißen könnte. Deswegen mache ich mich auch nicht lächerlich, indem ich daran herumzerre. Um hier heraus zu kommen brauche ich Hilfe von außerhalb. Acht Wachen bleiben zurück, die mit einem Mix aus Lasergewehren, Sturmgewehren und kruden selbstgefertigten Waffen bewaffnet sind. Statt Imperialen Zeichen wie dem Aquila oder dem geflügelten Schädel der Imperialen Armee ist die Ikonographie des Erzfeindes allgegenwärtig. Die Waffen sind bar jeder Reinheitssiegel und ich frage mich, mit welch grausamen Methoden sie die armen Maschinengeister zur Mitarbeit überzeugen.

Bevor mir langweilig wird, taucht der Kuttenträger mit dem Reißer wieder auf. Der Kuttenträger schreitet sinnierend unsere Reihe ab.
"Diese Leichenanbeter sind doch ein zäherer Haufen als Ihr gedacht habt, Reißer", spottet der Anführer. Ich bin mir nicht sicher, was erwartet wurde, aber die kleine Show mit den gefallenen Astartes hat wohl nicht das gewünschte Resultat erbracht. Wahrscheinlich hat der gedacht, wir würden wimmernd zu Boden sinken. Aber da braucht es schon mehr, um mich zu brechen. Der Erzhäretiker erwidert nichts darauf und der Mistkerl zeigt mal wieder sein Gesicht. Mir gefällt nicht, wie er uns ansieht. Eigentlich müsste ich Angst haben, da mir ein grausames Schicksal droht. Aber ich bin mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch, ich bin ein Adliger aus dem angesehenen und mächtigem Haus Conari. Ich habe in Duellen siebenundzwanzig Menschen getötet, habe dem Tod ungezählte Male ins Auge geblickt. Diese hier sind sterblich und ich fürchte nichts mehr, was bluten kann. Alles was blutet, kann man töten.

"Ihr seid schon ein zäher Bastard, Conari!", meint der Kapuzenmann zu mir.
"Ich bin kein Bastard, du verdammter Ketzer!" Dafür fange ich mir eine.
"Lady Anagai hat mir prophezeit, dass ich Euch besiegen werde", führe ich weiter aus.
"Wie lustig, das Gleiche hat sie mir auch gesagt, nur in der Variation, dass ich Euch besiegen, töten und Eure Seele dem Chaos überantworten werde."
"Dem Chaos?" Wer beim Warp soll das nun schon wieder sein.
"Chaos ist die Allmacht im Warp, die allgewaltigen Vier, der Lenker des Schicksals, der Erfüller aller Begierden, der Bringer der Seuchen und der blutige Rächer."
"Nie von diesen Kerlen gehört", erwidere ich.
"Ich spreche von Tzeentch, Slaanesh, Nurgle und Khorne." Die Namen sagen mir rein gar nichts. Auch Chaos sagt mich nichts. Besonders da er es noch falsch betont und wie "Kaios" ausspricht. Wahrscheinlich sind das die Namen der falschen Götter, die er anbetet.
"Gehört dem Khorne nicht ein Fuselladen?" In den äußeren Habs von Tarsus wird ein starkes Alkoholgetränk verkauft, welches sich Korn nennt. Ich kriege seine geballte Faust ins Gesicht gerammt. Das tat weh.
"Da haben meine Konkubinen ja mehr Kraft als ihr", höhne ich und versuche meine Schmerzen zu ignorieren. Er haut mir noch eine runter. Während mir Blut aus den aufgeplatzten Lippen fließt, grinse ich ihn nur an.
"Lady Anagai war also auch hier?", frage ich das Thema wechselnd, da mir momentan keine Witze über diese lächerlichen Götzennamen einfallen wollen.
"In der Tat."
"Tja, ihr seid nur eine Station auf meinem Weg, eine von drei Gefahren, die ich überwinden werde, um das große Übel am Ende nieder zu ringen."
"So wie ihr eine Station auf dem Weg seid, der mich zum Sturmrufer machen wird. Ich werde Euch in zwei Hälften spalten", meint er grinsend und entblößt sein kariöses Gebiss.

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