Autor Thema: In Defence of Rape  (Gelesen 10369 mal)

Beschreibung: Plot-Device oder No-Go?

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Tempus Fugit

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In Defence of Rape
« Antwort #60 am: 28. August 2012, 18:43:14 »
Wir sprachen von der Dunkelziffer in Hinsicht auf Vergewaltigungen, die nicht kommuniziert werden. Wenn also jemand nicht einmal die Exekutive kontaktiert, wieso sollte man in einer Telefonumfrage, Strassenumfrage, Briefumfrage zu sowas Stellung nehmen? Der Fokus liegt ausserdem auf "aktuell" und "aussagekräftig". Wäre dies der Fall, dann wäre es im Kontext der Frage keine Dunkelziffer mehr. Wir gehen hier von drei Kategorien aus. Zur Anzeige gebracht, nicht zur Anzeige gebracht aber kein Geheimnis, unbekannte Übergriffe, da Opfer und Täter diese niemandem kommunizieren. Wenn wir über die Häufigkeit diskutieren, dann sind alle drei Kategorien relevant und diese Zahl wird man niemals zuverlässig einschätzen können. Die zweite Kategorie, zu welcher er sicherlich Studien gibt ist irrelevant.
Ich gehe jetzt mal davona us, dass du in diesem Bereich wirklich nicht ganz drin bist und nehme das daher als Argument mal an.
Deine Frage kann ich jedoch nicht beantworten, denn wie sollte ich das auch. Ich vermute solche Evaluationen entstehen durch Befragungen von Zweitpersonen wie Ärzten, Psychatern und Sozialpädagogen, welche diese Informationen anonymisiert heraus geben. Sicher bin ich mir nicht, ich weiß in der Tiefe nicht, wie das Kriminalamt arbeitet, ich bin da nicht angestellt.
Selbstverständlich bleibt das dann immer noch eine Dunkelziffer, denn es unterliegt einerseits der Unsicherheit der Interpreation der Zweitperson und auch am tatsächlichen Wahrheitsgehalt der Aussage gegenüber diesen Personen. Zudem wird auch nicht jedes Opfer, welches die Tat zur Anzeige bringt, mit einer weiteren Person darüber sprechen. Und dieses ist noch eine Betrachtung mit Fokus auf die hier herrschenden Umstände wo ich berechtigte Zweifel habe, dass dieses in anderen Ländern der Welt genauso behandelt würde.
Wollen wir uns wirklich an diesem Thema festbeißen?
Übermensch, weil Rollenspieler

Nightmoon

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In Defence of Rape
« Antwort #61 am: 28. August 2012, 20:20:26 »
Vergewaltigungen sind aber auch sehr schwer nachzuweisen. Die Vagina heilt sehr schnell und auch Spermaspuren werden schnell abgebaut. Bei kindern sogar noch schneller. Das macht es Ärzten ziemlich schwer festzustellen, ob vor kurzem eine Vergewaltigung stattgefunden hat, wenn das Opfer nicht wirklich sofort zum Arzt geht.

Tempus Fugit

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In Defence of Rape
« Antwort #62 am: 28. August 2012, 21:40:19 »
Sicher, deswegen vermute ich ja auch noch andere Quellen. Nebnebei gibt es nicht nur die Vagina (bei Männern übrigens gar nicht).
Übermensch, weil Rollenspieler

Tigershark

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In Defence of Rape
« Antwort #63 am: 28. August 2012, 23:03:48 »
Und nebenbei meint ihr Vulva, nicht Vagina.
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?

Nightmoon

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In Defence of Rape
« Antwort #64 am: 28. August 2012, 23:50:09 »
Nein meinte ich nicht.

Halvar

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In Defence of Rape
« Antwort #65 am: 29. August 2012, 03:16:54 »
Um mal auf die Ursprungsfrage zurückzukommen:

Mich würde mal interessieren, wie das in euen Spielrunden aussieht. Mord, Folter, Vergewaltigung, was ist okay, was ist tabu? Könnt ihr definieren, wie weit ihr geht? Gibt es da einen Gruppenvertrag oder findet ihr das selbstverständlich? Bis wohin geht es, was ist tabu?

Vergewaltigungen gibt es theoretisch genau wie alles andere auch, praktisch passieren sie aber nicht den SC (oder werden gar von ihnen begangen). Der Grund ist dabei schlicht und ergreifend, dass so etwas niemandem Spaß machen würde, genausowenig wie gefoltert oder sonstwie missbraucht zu werden. So pauschal gilt das bei uns aber nur in klassischen Fantasy-Settings - bei anderen Rollenspielen wie bspw. Cthulhu kann das natürlich anders aussehen. Irgendwie "vereinbart" haben wir das allerdings nicht, das hat sich einfach so ergeben bzw. entwickelt. Als SL verfahre ich jedenfalls nach diesem Prinzip und bisher hat sich noch niemand darüber beschwert, noch nie vergewaltigt worden zu sein, obwohl das doch auch mal ein toller Aufhänger für irgendwas wäre.

Und damit kommen wir gleich zum nächsten Thema: Vergewaltigung als "Plot Device". Unter der Prämisse, dass die SC weder Opfer noch Täter sind, welche großartigen Plot-Möglichkeiten hat man dann noch? Vielleicht bin ich ja ein bisschen phantasielos, aber mir fällt da nur eine ein: Den Vergewaltiger zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen. Der Punkt ist doch, dass eine Vergewaltigung nur zu ihrem Selbstzweck dient und - im Gegensatz zu einem Mord - nicht auch irgendein anderes Motiv haben kann, dass es vielleicht herauszufinden gäbe. Was ich sagen will: Als Plot Device gibt eine Vergewaltigung m.M.n. nicht viel her. Als Stilmittel zum erzeugen einer Atmosphäre der Angst und Unterdrückung kann ich sie mir dagegen sehr gut vorstellen (Dorf wird von Vergewaltiger heimgesucht => Frauen trauen sich nicht mehr auf die Straße - sowas halt).

Vergewaltigungen generell zu tabuisieren, halte ich gerade bei D&D für extrem lächerlich. Die meisten Halb-Orks werden wohl kaum aus Liebesbeziehungen entstanden sein. Das Spieler-Handbuch windet sich hier natürlich - in typischer Ami-Moral-Manier - ungelenk um eine Erklärung herum und faselt etwas von einem "unbehaglichen Gleichgewicht" und "Handel, der in den wilden Grenzregionen zwischen menschlichen und orkischen Barbaren" stattfindet. Ja, klar: Wenn man in einem unbehaglichen Gleichgewicht miteinander handelt, entstehen Halb-Orks ja quasi wie von selbst.

Was ich oben geschrieben habe (Vergewaltigung dient nur zum Selbstzweck, Mord hat meistens ein anderes Motiv) ist übrigens meiner bescheidenen Meinung nach auch eher der Grund dafür, warum eine Vergewaltigung von vielen Menschen als besonders verabscheuungswürdige Tat angesehen wird. Natürlich ist ein Mord nicht "besser", aber die meisten Morde (auch im Rollenspiel) geschehen nicht zum Selbstzweck, sondern haben irgendein Motiv, das man zumindest nachvollziehen, wenn auch in den meisten Fällen sicherlich nicht gutheißen, kann. Bei Rache ist das besonders einfach: Wenn jemand besoffen mein Kind totfährt, dann will ich den umbringen - das versteht jeder, weil derjenige als Betroffener vermutlich auf ähnliche Gedanken kommen würde. Im Rollenspiel gibt es nachvollziehbare Mordmotive zuhauf: "Wir müssen die Orks töten, denn ansonsten überfallen sie das nächste Dorf", "Wir müssen den bösen Nekromanten ausschalten, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen kann", etc. Selbst fürs Foltern kann man einen nachvollziehbaren Grund haben ("Wir brauchen die Informationen"). Für Vergewaltigungen dagegen gibt es keine anderen Motive als die Vergewaltigung selbst, und das macht sie so besonders verabscheuungswürdig (im Rollenspiel wie auch im richtigen Leben). Wie gesagt: Das ist nur meine Auffassung. Allerdings halte ich sie für wesentlich plausibler als die pösen Feministinnen dafür verwantwortlich zu machen, die uns Männern das Vergewaltigen dermaßen verleidet haben, dass wir das selbst im Rollenspiel nicht mehr haben wollen. Wie plemplem muss man sein, um zu so einem Schluss zu kommen?
Take me out to the black, tell 'em I ain't comin' back.

deroadebicher

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In Defence of Rape
« Antwort #66 am: 29. August 2012, 08:35:22 »
@Beim Rollenspielerischen Part stimm ich dir voll und ganz zu.
Aber daß Vergewaltigung zum reinen Selbstzweck dient, stimmt imho nicht so ganz (siehe meinen Post zum Thema Halb-Orks). Man stolpert in den Nachrichten immer wieder über Berichte (vor allem aus den afrikanischen Konflikt-Regionen) in von systematischer Vergewaltigung als Terrorwerkzeug geredet wird. So gesehen wird (vielleicht nicht bei uns in den "aufgeklärten" Länder, aber das ist ja in dieser Diskussion weniger wichtig) Vergewaltigung schon zur Kontrolle und Folter eingesetzt.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters und der Rest der Gruppe in seinem Magen

DU#1229

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In Defence of Rape
« Antwort #67 am: 29. August 2012, 08:42:10 »
Halvar: +1  :thumbup:

Tigershark

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In Defence of Rape
« Antwort #68 am: 29. August 2012, 09:27:01 »
+2
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?

Tempus Fugit

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In Defence of Rape
« Antwort #69 am: 29. August 2012, 10:55:11 »
Guter Post, aber diesen Punkt greife ich dennoch mal auf:
Für Vergewaltigungen dagegen gibt es keine anderen Motive als die Vergewaltigung selbst, und das macht sie so besonders verabscheuungswürdig (im Rollenspiel wie auch im richtigen Leben).
In einer Fantasy-Welt gibt es desöfteren Götter des Bösen. Würde man jetzt Vergewaltigung als ultimativ böse ansehen, ja schlimmer als Mord, welche Taten würden diese Gläubigen dann wohl begehen um ihrer Gottheit zu huldigen?
Übermensch, weil Rollenspieler

Niobe

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In Defence of Rape
« Antwort #70 am: 29. August 2012, 21:10:06 »
In meiner Kampagne gab es mal einen NSC, der seine Schwester vergewaltigte, um die Blutlinie der Familie "reinzuhalten". Ein anderer ließ eine gute Freundin eines SC vergewaltigen, um sich an diesem zu rächen. In beiden Fällen diente die Tat nicht dem Selbstzweck.

Es mag stimmen, dass Vergewaltigung in unserer (emanzipierten) Gesellschaft deshalb teilweise mehr geächtet wird als Mord, weil sie oft Zeugnis von purem Egoismus ist. In vielen historischen Gesellschaften wurde allerdings vieles, was wir heute als Vergewaltigung verurteilen würden, gar nicht als solche betrachtet. Wenn Soldaten nach einer erfolgreichen Schlacht die Frauen des Feindes vergewaltigten, dann galt das neben der Befriedigung eben auch der Machtdemonstration. In den Augen der Besiegten machte ja gerade das den Schrecken aus. Überhaupt denke ich, dass das Böse eigentlich dann erst so richtig böse ist, wenn es eben nicht dem puren Zerstörungswillen dient. Schrecklich wird es erst, wenn man es versteht, denn dann steht ja zu befürchten, dass es als gesellschaftliche Vorlage dienen könnte. Siehe Breivik, um nicht Hitler auf den Plan rufen zu müssen.

Ich selbst baue Vergewaltigungen von und durch NSCs hin und wieder zwar als plot-treibendes Mittel ein (siehe oben), aber ausspielen würde ich sie, wie wohl die meisten hier im Forum, nicht. Hauptsächlich deshalb, weil ich da eine verdammt hohe emotionale Hemmschwelle überwinden müsste. Aber gerade weil diese Hemmschwelle besteht, finde ich das Thema zum Aufbau von Spannungen und Handlungslinien sehr geeignet.

Sol

  • Globaler Moderator
In Defence of Rape
« Antwort #71 am: 29. August 2012, 21:19:43 »
Also kenne ein Mädel, dass sicherlich nicht begeistert wäre, wenn ich ihren Charakter im Krieg gefangen nehmen und fesseln werden würde und ich "nur" sagen würde, dass ihr Charakter vergewaltigt wurde von den feindlichen Soldaten. Es mag zwar so mancher recht skeptisch sehen, aber ich gehe von manchen Sachen dann doch lieber nicht aus, bevor ich es mir mit einer Spielerin verscherzen würde.
"I am Grey. I stand between the candle and the star. We are Grey. We stand between the darkness and the light." (B5)

Darigaaz

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In Defence of Rape
« Antwort #72 am: 29. August 2012, 21:44:15 »
Zitat
welche Taten würden diese Gläubigen dann wohl begehen um ihrer Gottheit zu huldigen?
Feministinnen vergewaltigen? :D.. ja ich weiß, der musste dennoch sein.
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Sol

  • Globaler Moderator
In Defence of Rape
« Antwort #73 am: 29. August 2012, 21:49:06 »
Zitat
welche Taten würden diese Gläubigen dann wohl begehen um ihrer Gottheit zu huldigen?
Feministinnen vergewaltigen? :D.. ja ich weiß, der musste dennoch sein.

Ach Kinners...  ::)
"I am Grey. I stand between the candle and the star. We are Grey. We stand between the darkness and the light." (B5)

Heretic

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In Defence of Rape
« Antwort #74 am: 03. September 2012, 12:10:47 »
es gibt auch viele Menschen, die mit so etwas gut umgehen können und nach einer gewissen Zeit auch trotz Folter oder Vergewaltigung wieder normal leben können
Sorry, dass ich dich da so nonchalant unterbreche, aber wieviele Vergewaltigungsopfer kennst du?