Der Grund für die mangelnden Archetypen für den Kleriker liegt darin, dass die klassischen Helden der Fantasy-Literatur keinen Kleriker brauchen,
Ja, nur ist die Fantasy-Literatur ja nicht die einzige Quelle, aus der sich D&D speist.
und zu dem Noonan-Zitat entgegne ich nur mit Gary Gygax:
Inspiration for all the fantasy work I have done stems directly from the love my father showed when I was a tad, for he spent many hours telling me stories he made up as he went along, tales of cloaked old men who could grant wishes, of magic rings and enchanted swords, or wicked sorcerors [sic] and dauntless swordsmen.
Then too, countless hundreds of comic books went down, and the long-gone EC ones certainly had their effect. Science fiction, fantasy, and horror movies were a big influence. In fact, all of us tend to get ample helpings of fantasy when we are very young from fairy tales such as those written by the Brothers Grimm and Andrew Lang. This often leads to reading books of mythology, paging through bestiaries, and consultation of compilations of the myths of various lands and peoples.
Upon such a base I built my interest in fantasy, being an avid reader of all science fiction and fantasy literature since 1950.
Wers nicht kennt, das ist die Einleitung zu Gygax berühmtem Appendix N, und dass sich da keine Protorollen drin finden, liegt einfach daran, dass seinerzeits niemand in solchen Rollen gedacht hat. Man dachte an Magier, Diebe und Krieger und die gibts darin zu Haufe. Heiler übrigens auch. Wenn auch vielleicht nicht in der Ausprägung des Klerikers.
Das ist doch heute auch noch der Fall. Weshalb ist denn das favorisieren einer Charakterrolle heute (!) geichbedeutend mit dem Wunsch nach Ausfüllen einer bestimmten Funktion? Auf die Rolle des Klerikers mag das ab und an zutreffen, warum das so ist hat Zechi geschrieben. Ansonsten kann ich in meinen Runden diesbezüglich keinen Mentalitätswechsel feststellen. Es werden die Rollen gespielt die gerne gespielt werden; nicht die die angeblich (!) aus gameistischer Sicher am sinnvollsten sind.
Zum einen will ich dir, was deine Gruppe angeht, gar nicht widersprechen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man beim Wechsel von 3.5 nach 4E seinen alten Spielstil weiterbehalten hat, wenn man schon einen hatte (kenne ich von früheren Editionswechseln ja durchaus genauso, und während ich nicht glaube, dass die 4E dafür ausgelegt ist, wäre das für mich gar kein Thema, dass das auch dort ginge.
Ich hab auch gar nicht aus gamistischer Sicht geschrieben. Sondern einfach davon, dass da ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Ein heutiger 15-jähriger kennt Howards, Vance und Co. wahrscheinlich überhaupt nicht (vielleicht hat er John Carter of Mars gesehen, aber wer Edgar Rice Burroughs ist, weiss er wahrscheinlich auch nicht).
Statt dessen kennt er Harry Potter, Herr der Ringe (immerhin), die DC/Marvel-Superhelden und höchstwahrscheinlich auch WoW und Co. Das heisst zwar, dass er über diese Spiele noch mit den alten Archetypen vertraut ist, aber die sind für einen Computerspielcharakter weniger definierend als die Rolle, die dieser Charakter in der Gruppe erfüllen muss. Und sehr oft wird er seinen Charakter zuerst nach der Rolle auswählen, die er spielen möchte und erst in zweiter Linie die Wahl treffen, mit welcher Klasse er das tun will (meist gibt es ja mehrere Alternativen).
Wenn der nun mit der vierten Edition in Kontakt kommt, wird er nicht denken: Oh, cool, da kann ich ja einen Charakter wie Conan spielen. Mit den Rollenbegriffen wird er dagegen auf Anhieb etwas anfangen können, das ist ihm nämlich vertraut.
und ja, klar wird er die Rolle spielen, die er am liebsten spielt: Striker, Leader, Defender,Controller.
Und das ist eben nicht das gleiche, als würde er die Wahl zwischen Magier, Kämpfer, Dieb oder Kleriker treffen.