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Autor Thema: Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?  (Gelesen 16510 mal)

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Kilamar

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Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #105 am: 10. Mai 2013, 01:40:32 »
Darüber müsste man wirklich nicht klagen, wenn man das in der Schule tatsächlich bekäme. Allerdings sieht die Realität anders aus: als Berufseinsteiger ist man erstmal Referendar, dort verdient man ca. 1.000-1.100 EUR netto. Nach diesen 1,5 bis 2 Jahren wird man erstmal entlassen und bekommt über die Sommerferien gar kein Geld. Dann steigt man - je nach Personalsituation und Bundesland - häufig als angestellter Lehrer ein. Einstiegsgehalt netto etwa 1.600-1.700 EUR. Da ist man dann Springer, Krankheitsvertretung oder es gab halt einfach nicht genügend Beamtenstellen. Oft bekommt man auch keinen vollen Lehrauftrag angeboten, womit sich das Gehalt weiter verringert
Das sind berechtigte Punkte über die es sich zu diskutieren lohnt und wo meiner Meinung nach aus Besserung notwendig wäre.
Leider geht es in dieser Diskussion gerade um eine Gruppe, die davon gar nicht betroffen ist: Höhere Beamte.
Du kannst die Gehälter der Beamten verdreifachen und an den von Dir genannten Problemen hat sich noch immer nichts geändert. Wahrscheinlich wird es eher schlimmer, weil dann weniger Lehrer verbeamtet würden.
Die von Dir genannten Punkte sind meiner Meinung nach eher Argumente gegen eine Lohnerhöhung höherer Beamter. So lange es vielen Lehrern schlecht geht, sollte man nicht dafür sorgen das die Lehrer, denen es gut geht, noch besser geht. Das verschärft die Klassenproblematik innerhalb der Lehrerschaft.

Kilamar

Zechi

  • Globaler Moderator
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #106 am: 10. Mai 2013, 07:38:58 »
Ja, das ist laut Artikel der Gesamtdurchschnitt. Also mit Ostländern, strukturschwachen Gebieten etc. Ohne es jetzt zu wissen, vermute ich mal, dass die Staatsbediensteten der Ostländer auch weniger verdienen? Dort sind ja auch die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger. In westlichen Großstädten, besonders bei uns im Süden, sind die Lebenshaltungskosten nunmal sehr hoch. Das spiegelt sich eben auch in den Gehältern in der Wirtschaft wider. Da sind die Lehrer auf jeden Fall unterbezahlt.
Auf deine 4.700 Euro komme ich übrigens nicht, berücksichtigt man die noch vom Netto zu zahlende KV und den 8%-Abschlag, entspricht das Lehrereinstiegsgehalt als Beamter einem Bruttolohn von ca. 4.100 EUR, je nach KV-Kosten (hier mit 200 EUR angesetzt). Ohne diesen Abschlag, den wohl nur wir hier haben (BW), wären es aber trotzdem nur etwa 4.450 EUR und nicht 4.700 Bruttolohn.

Der Schnitt beinhaltet sowohl strukturschwache Gebiete im Osten, wie auch die Berufseinsteiger-Jobs, wo man mit einem sechsstelligen Einstiegsgehalt startet, insofern sollte sich das ausgleichen. Was die Berechnung angeht, so habe ich mir auf die Berechnung von Speren bezogen, der die PKV nicht einberechnet hat, was meiner Meinung nach auch nicht einzuberechnen ist bzw. nur dann, wenn du jemanden in der freien Wirtschaft mit PKV vergleichst.

Was dein Vergleich an sich angeht, so "hinkt" er, weil du eine Konstellation angenommen hast, die erstens für deine Argumentation günstig ist, zweitens gerade beim Berufseinstieg (üblicherweise gründet man die Familie später) eher selten ist und drittens heutzutage wohl kaum das meist gelebte Modell ist, sondern es eben viele Singles gibt (gerade in Großstädten) bzw. zwei Einkommen vorhanden sind. EInverdiener-Familien haben es generell schwerer, aber selbst dann ist ein Lehrergehalt in D ausreichend. Man wird vielleicht nicht in Top Innenstadtlage wohnen, zwei Autos haben sowie ein Ferienhaus am Meer, aber man lebt nicht am Rande der Armut.

Zitat
Darüber müsste man wirklich nicht klagen, wenn man das in der Schule tatsächlich bekäme. Allerdings sieht die Realität anders aus: als Berufseinsteiger ist man erstmal Referendar, dort verdient man ca. 1.000-1.100 EUR netto. Nach diesen 1,5 bis 2 Jahren wird man erstmal entlassen und bekommt über die Sommerferien gar kein Geld. Dann steigt man - je nach Personalsituation und Bundesland - häufig als angestellter Lehrer ein. Einstiegsgehalt netto etwa 1.600-1.700 EUR. Da ist man dann Springer, Krankheitsvertretung oder es gab halt einfach nicht genügend Beamtenstellen. Oft bekommt man auch keinen vollen Lehrauftrag angeboten, womit sich das Gehalt weiter verringert. Ein Jahr später klappt es dann häufig mit der Verbeamtung - allerdings auch nicht immer. Und dann muss bei uns der Beamte einen Abschlag von 8% in Kauf nehmen, 3 Jahre lang. Aber selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass die Lehrkraft direkt nach dem Ref verbeamtet wird, erhält sie erst zwei Jahre nach dem Studium dieses "Einstiegsgehalt". Wo liegen die anderen Akademiker nach zwei Jahren im Beruf? Doch selbst da würde ich mich nicht beklagen. Problematisch wird der Vergleich nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren, wenn die meisten Akademiker 20 - 50 % höher liegen. Da kann kein Beamter mithalten, da gibt es ein paar Stufen, die jeweils 100 EUR netto mehr geben. Das wars dann bis zur Pension.

Sorry, aber man weiß vorher, dass man als Lehrer durch ein Referendariat muss. Das ist keine unübliche Konstellation. Ähnliches müssen Juristen, Ärzte und Lebensmittelchemiker usw. auch durch machen. Als juristischer Referendar kriegt man sogar eher nur um die 800 € netto, aber irgendwann ist man ja dann auch fertig und verdient entsprechend besser. Hinsichtlich der angestellten Lehrer stimme ich dir zu, diese sind wie generell Angestellte im höheren Dienst eher schlecht bezahlt, insbesondere weil gerade auch die Aufstiegschancen für Lehrer schlecht sind. Es gibt aber durchaus Bundesländer die Lehrer in der Regel verbeamten, ebenso wie Bundesländer, die das gar nicht machen.
« Letzte Änderung: 10. Mai 2013, 08:46:48 von Zechi »
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Kelwian Duru

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #107 am: 10. Mai 2013, 11:17:40 »
Der Schnitt beinhaltet sowohl strukturschwache Gebiete im Osten, wie auch die Berufseinsteiger-Jobs, wo man mit einem sechsstelligen Einstiegsgehalt startet, insofern sollte sich das ausgleichen. Was die Berechnung angeht, so habe ich mir auf die Berechnung von Speren bezogen, der die PKV nicht einberechnet hat, was meiner Meinung nach auch nicht einzuberechnen ist bzw. nur dann, wenn du jemanden in der freien Wirtschaft mit PKV vergleichst.

Was dein Vergleich an sich angeht, so "hinkt" er, weil du eine Konstellation angenommen hast, die erstens für deine Argumentation günstig ist, zweitens gerade beim Berufseinstieg (üblicherweise gründet man die Familie später) eher selten ist und drittens heutzutage wohl kaum das meist gelebte Modell ist, sondern es eben viele Singles gibt (gerade in Großstädten) bzw. zwei Einkommen vorhanden sind. EInverdiener-Familien haben es generell schwerer, aber selbst dann ist ein Lehrergehalt in D ausreichend. Man wird vielleicht nicht in Top Innenstadtlage wohnen, zwei Autos haben sowie ein Ferienhaus am Meer, aber man lebt nicht am Rande der Armut.

Welcher Einstiegsjob soll das sein? So ein Beruf ist mir nicht bekannt, sonst wäre er auch sicher hoffnungslos überlaufen...

Die PKV nicht einzurechnen, halte ich für unzulässig. Schließlich wird der Beamte - im Gegensatz zum Angestellten - dazu quasi gezwungen. Der Staat würde nämlich nicht den AG-Anteil an der GKV zahlen. Faktisch wird die GKV damit teurer als die PKV. Für viele wäre die GKV nämlich interessant, wie z. B. Familien mit nur einem Einkommen.

Sind wir schon soweit, dass das Modell "Familie" als Ausnahme gesehen wird? Und zum Ende des Referendariats sind die meisten Lehrer zwischen 25 und 30, also sehr wohl die Phase, in der die meisten Familiengründungen liegen dürften. Und selbst wenn nicht, dann erschweren diese Bedingungen ja auch ein paaar Jahre später Familie, denn die Einkommenssituation bleibt ja fast unverändert.

Und das Argument "das mit dem Ref wusste man ja vorher" kann ja auf alle beruflichen Missstände angewandt werden und hilft bei der Analyse wenig.
Das "Problem" ist doch, dass die Leute ihren Beruf nicht ausschließlich nach Geld, Arbeitsbedingungen usw. auswählen, sondern größtenteils immer noch nach Interesse, Berufung etc.  Und das ist ja auch gut so, sonst wäre fast jeder Arzt oder Ingenieur und niemand würde mehr schlecht bezahlte Jobs übernehmen. (Wobei diese dann besser bezahlt werden müssten, also würden sich langfristig ausgeglichenere Verhältnisse einstellen; doch wer würde eine so lange Durststrecke in einem Job überstehen, der ihm nicht gefällt.)
Somit gleichen sich ungerechte Konstellationen kaum durch Marktmechanismen aus, sondern müssen auf anderem Wege, z. B. politisch korrigiert werden.

Noch was zu den "höheren Beamten" von denen hier immer die Rede ist: die meisten Lehrer sind keine! Grund-, Haupt- und Realschullehrer sind in den gehobenen Dienst eingruppiert. Und nicht jeder Lehrer ist A13, das ist die höchstmögliche Einstiegsstufe (betrifft Realschul- und Gymnasiallehrer).

Zitat
angefangen mit der miserablen Lehrerausbildung in Deutschland
Hast du, Wormys_Queue, eine absolviert? Wie kommst du zu dieser extremen Aussage? Tatsächlich gibt es nicht "die Lehrerausbildung in Deutschland". Die sieht nämlich in den Bundesländern sehr unterschiedlich aus. Weshalb es in der Vergangenheit sogar mit der Anerkennung Probleme gab. Außerdem gibt es riesige Unterschiede in den Schultypen. Sogar fachbezogen kann man differenzieren, so ist m.E. bei uns in BW die Ausbildung der naturwissenschaftlichen Lehrer nicht gut, da alle mittels Fächerverbund in einen Topf geworfen werden.
So eine Aussage kann man getrost in die Tonne kloppen.

Zitat
Also vielleicht liefert ihr erst mal, bevor ihr was fordert.
Schön, wie du mit diesem Satz 700.000 Leute eines Berufsstands kollektiv so hinstellst, als hätten sie in ihrem Berufsleben noch nichts geleistet. Solche Sprüche tragen immer sehr zur Versachlichung eines Themas bei...   ::)

Zitat
und ja, es gibt auch gute Lehrer
Huch, dieses große Zugeständnis hat mich überrascht.

Kilamar

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #108 am: 10. Mai 2013, 12:34:38 »
Welcher Einstiegsjob soll das sein? So ein Beruf ist mir nicht bekannt, sonst wäre er auch sicher hoffnungslos überlaufen...
Jurist mit sehr gutem Staatsexamen + Dr. (vieleicht nicht ganz so häufig vertreten) + Bereitschaft 80 Stunden die Woche zu arbeiten + sehr viel Glück im Vorstellungsgespräch

Noch was zu den "höheren Beamten" von denen hier immer die Rede ist: die meisten Lehrer sind keine! Grund-, Haupt- und Realschullehrer sind in den gehobenen Dienst eingruppiert. Und nicht jeder Lehrer ist A13, das ist die höchstmögliche Einstiegsstufe (betrifft Realschul- und Gymnasiallehrer).
Wie gesagt, die sind hier aber das Thema.
Sonst könnten wir hier auch über die niedrigen Gehälter einiger Ausbildungsberufe diskutieren.

Zechi

  • Globaler Moderator
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #109 am: 10. Mai 2013, 17:23:39 »
Welcher Einstiegsjob soll das sein? So ein Beruf ist mir nicht bekannt, sonst wäre er auch sicher hoffnungslos überlaufen...

Sogenannte internationale Großkanzleien zahlen Rechtsanwälten als Berufsanfänger (Referendariat nicht eingerechnet) ein Einstiegsgehalt zwischen 75.000 € bis 125.000 €. Das ist aufgrund des Geschäftsmodells dieser Kanzleien möglich und natürlich eine Ausnahme. Tatsächlich ist es nicht so, dass die Stellen hoffnungslos überlaufen sind, obwohl die entsprechenden Kanzleien ständig suchen. Zum einen, weil man gewisse Qualifikationen mitbringen muss, die nicht genügend Bewerber erfüllen. Zum anderen, weil Geld eben nicht alles ist und Work Life Balance für viele eine gewisse Bedeutung hat. So ziehen gerade viele Juristen mit entsprechend guten Staatsaxamen eine Stelle beim Staat vor (der ähnlich hohe Anforderungen stellt), eben wegen der eher moderaten Arbeitszeiten, Jobsicherheit und relativ guten Vergütung. Allerdings kann man als Jurist im höheren Dienst "fast sicher" damit rechne,n am Ende seiner Karriere A 15 zu kriegen, was bei Lehrern nicht gegeben ist.

Ähnlich hohe Gehälter werden natürlich auch in anderen Bereich gezahlt, wie z.B. bei den großen Investmentbanken und den DAX-Unternehmen, kommt da aber auf die Stelle an.

Zitat
Die PKV nicht einzurechnen, halte ich für unzulässig. Schließlich wird der Beamte - im Gegensatz zum Angestellten - dazu quasi gezwungen. Der Staat würde nämlich nicht den AG-Anteil an der GKV zahlen. Faktisch wird die GKV damit teurer als die PKV. Für viele wäre die GKV nämlich interessant, wie z. B. Familien mit nur einem Einkommen.

Sind wir schon soweit, dass das Modell "Familie" als Ausnahme gesehen wird? Und zum Ende des Referendariats sind die meisten Lehrer zwischen 25 und 30, also sehr wohl die Phase, in der die meisten Familiengründungen liegen dürften. Und selbst wenn nicht, dann erschweren diese Bedingungen ja auch ein paaar Jahre später Familie, denn die Einkommenssituation bleibt ja fast unverändert.

Du hast Recht, dass man als Beamter gezwungen ist, sich zu versichern und somit vom Netto noch was abgeht, aber aufgrund der Sonderkonditionen für Beamte bei der PKV, ist das de facto ein Vermögensvorteil zu sehen, den man ja auch in Geld ausrechnen kann, eben im Vergleich mit jemanden der sich nicht als Beamter in der PKV versichert. Ich kenne ehrlich gesagt auch keinen Beamten, der sich ernsthaft darüber beschwert, dass er in der PKV versichert ist. Das wird von allen mir bekannten Beamten als ein "Benefit" angesehen, auch wenn mehrere Kinder vorhanden sind. Die Beschwerden betreffen allenfalls den damit verbunden Orga-Aufwand (kenne ich von meiner Frau).

Und nochmal, ich habe nicht gesagt, dass die "Familie" als Ausnahme zu sehen ist, sondern die Einverdiener-Familie. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis ehrlich gesagt niemanden, der diese Familienbild noch lebt. Natürlich gibt es solche Konstellationen noch, aber sie sind kaum der Standard, gerade nicht in städtischen Akademiker-Kreisen. Zudem vermute ich dass die meisten Lehrer eben nicht im Referendariat Kinder kriegen, sondern nach dem Berufseinstieg, also gerade bei Berufseinsteigern die EInverdiener-Familien Konstellation noch seltener ist.
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Archoangel

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #110 am: 11. Mai 2013, 12:13:01 »
Krasss wie viele "untypisch-zechistische" Beamte ich kenne. Offensichtlich wohnen alle Sonderfälle Deutschlands in einem 50km Einzugsgebiet um meinen Wohnort ...
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Kelwian Duru

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #111 am: 11. Mai 2013, 12:21:42 »
Noch was zu den "höheren Beamten" von denen hier immer die Rede ist: die meisten Lehrer sind keine! Grund-, Haupt- und Realschullehrer sind in den gehobenen Dienst eingruppiert. Und nicht jeder Lehrer ist A13, das ist die höchstmögliche Einstiegsstufe (betrifft Realschul- und Gymnasiallehrer).
Wie gesagt, die sind hier aber das Thema.
Sonst könnten wir hier auch über die niedrigen Gehälter einiger Ausbildungsberufe diskutieren.
Gut, dann aber bitte zur Kenntnis nehmen, dass wir somit mehrheitlich nicht über Lehrer sprechen, sondern über höhere Beamte, also Ärzte, Juristen usw. im Staatsdienst.

Übrigens wächst der Frauenanteil im Lehrerberuf weiter, weil die Verdienstmöglichkeiten (Stichwort Alleinverdiener), Anerkennung und Perspektiven für Männer einfach zu schlecht sind. Dazu ein interessanter Artikel, der eine Situation beschreibt, die heute, fast vier Jahre später, nicht besser geworden ist: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bildungspolitik-sie-haben-es-nur-zum-lehrer-gebracht-1832077.html
Außerdem sorgt die unterdurchschnittliche oder schlechte Bezahlung dafür, dass der Lehrerberuf für die guten Absolventen, die sich ihren Beruf frei aussuchen können, kaum noch interessant ist (Idealisten ausgenommen, von denen es zum Glück unter den Lehrern noch viele gibt, sonst wäre das System schon zusammengebrochen). Zwangsläufig müssen dann, um den Bedarf decken zu können, auch ungeeignetere Kandidaten eingestellt werden, was für die Qualität unserer Schulausbildung nicht gerade förderlich sein dürfte.

Lagrange

  • Mitglied
    • http://www.rockfurt.de
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #112 am: 11. Mai 2013, 13:45:55 »
Schau Dir halt nochmals GANZ GENAU das Thema dieses Threads an...

Zechi

  • Globaler Moderator
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #113 am: 11. Mai 2013, 14:11:32 »
Außerdem sorgt die unterdurchschnittliche oder schlechte Bezahlung dafür, dass der Lehrerberuf für die guten Absolventen, die sich ihren Beruf frei aussuchen können, kaum noch interessant ist (Idealisten ausgenommen, von denen es zum Glück unter den Lehrern noch viele gibt, sonst wäre das System schon zusammengebrochen).

Die Aussage ist wie gesagt schlichtweg falsch. Die Bezahlung ist weder unterdurchschnittlich noch schlecht, insbesondere nicht im Vergleich zum deutschen Gesamtdurchschnitt (da gehören Lehrer sogar in die Kategorie der sogenannte "Besserverdiener"), aber auch nicht im Vergleich zu anderen Akademikern. Wer das glaubt, der meckert auf sehr hohem Niveau. Klar ist das Grün des Nachbarn immer schöner und es gibt Jobs wo man deutlich mehr verdienen kann, aber mit denen sollte man sich auch nicht zwingend vergleichen, denn wer Lehrer wird, der sollte in der Tat das auch  nicht nur wegen des Geldes und des sicheren Arbeitsplatzes machen, sondern auch weil er gerne Lehrer ist. Das gilt übrigens für alle Jobs. Geld kann nach meiner Erfahrung niemals Unzufriedenheit mit dem Job ausgleichen, zumindest nicht langfristig über 30+ Jahre.

Objektiv betrachtet verdienen verbeamtete Lehrer in Deutschland gut, erst Recht im Vergleich zu vielen anderen Ländern.

Eine ganz andere Geschichte ist die Frage der Arbeitsbedingungen, dass die in einem so wichtigen Bereich wie der Schule teilweise sehr schlecht sind, dass ist zu Recht zu kritisieren. Ebenso wird die Arbeitsbelastung wie praktisch fast überall im ÖD gestiegen sein und klar gibt es Schulen in Problemvierteln, wo vermutlich kein Lehrer zu beneiden ist, ebenso wenn man sich mit Helikopter-Eltern rumschlagen muss.

Last but not least noch der Hinweis, dass der Beruf Lehrer hinsichtlich der Anerkennung regelmäßig in die Top 10 schafft, insofern ist auch unter diesem Gesichtspunkt der FAZ-Artikel fragwürdig.

Ansonsten ist der FAZ-Artikel auch nicht überzeugend, insbesondere gibt es mehr als genügend Absolventen. Ich hatte ja schon diesen Artikel aus dem März 2013 verlinkt: http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/beamtenstatus-und-gehalt-ob-es-sich-lohnt-lehrer-zu-werden-a-877467.html

der den Stand der Dinge gut zusammenfasst.
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Scurlock

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #114 am: 11. Mai 2013, 15:43:42 »
Außerdem sorgt die unterdurchschnittliche oder schlechte Bezahlung dafür, dass der Lehrerberuf für die guten Absolventen, die sich ihren Beruf frei aussuchen können, kaum noch interessant ist
Von welchen Absolventen sprichst Du denn bitte? Abiturienten? Studenten? Welches Studienfach?
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Wormys_Queue

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #115 am: 11. Mai 2013, 16:19:03 »
Hast du, Wormys_Queue, eine absolviert? Wie kommst du zu dieser extremen Aussage?

Ja, hab ich, deswegen kann ich das auch beurteilen. Das es Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt, ist mir bewusst, dummerweise sind auch die "guten" Bundesländer in den Ergebnissen nicht so, dass man sich beruhigt auf die Schultern klopfen könnte.


Zitat
Huch, dieses große Zugeständnis hat mich überrascht.

Muss nicht, ich hab das nie abgestritten. Das Problem ist nur, dass diese guten Lehrer es eben nicht wegen ihrer Ausbildung geworden sind. Und ich hab lange genug im Reparaturbetrieb "Nachhilfe" gearbeitet, um genau zu wissen, wieviele Lehrer vor den Verhältnissen kapitulieren. Die könnten theoretisch sicher gute Lehrer sein (vielleicht waren sie sogar mal welche), in der Praxis sind sie es aber nicht.



Von welchen Absolventen sprichst Du denn bitte? Abiturienten? Studenten? Welches Studienfach?

Ich schätze, er meint Abiturienten, und da hat er sogar recht. Das war schon vor 20 Jahren nicht anders, da war ich mit meinem 1er-Abi ein ziemlicher Exot als Lehramtskandidat. In den Naturwissenschaften ist das sogar noch extremer. Da ist man ja manchmal schon froh, wenn es überhaupt noch Kandidaten fürs Lehramt gibt.
« Letzte Änderung: 11. Mai 2013, 16:21:01 von Wormys_Queue »
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Scurlock

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #116 am: 11. Mai 2013, 17:59:43 »
Ich schätze, er meint Abiturienten, und da hat er sogar recht. Das war schon vor 20 Jahren nicht anders, da war ich mit meinem 1er-Abi ein ziemlicher Exot als Lehramtskandidat. In den Naturwissenschaften ist das sogar noch extremer. Da ist man ja manchmal schon froh, wenn es überhaupt noch Kandidaten fürs Lehramt gibt.
Naja, nur weil man 1er Kandidat nach dem Abitur war bzw. ist, hat man nicht automatisch freie Berufswahl. Dafür bedarf es noch anderer Qualifikationen wie Studium und Ausbildung. Und in der Regel entscheiden erst diese (weiterführenden) Qualifikationen, welchen beruflichen Werdegang man weiter verfolgt. Es stehen einem nach einem guten Abitur also der Großteil der Studienfächer und Ausbildungsberufe offen. Aber eine freie Berufswahl ist das trotzdem nicht, zumal ein 1er Abitur kein erfolgreiches Studium garantiert. Insofern ist seine Aussage schlichtweg falsch.  
« Letzte Änderung: 11. Mai 2013, 18:04:49 von Scurlock »
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #117 am: 11. Mai 2013, 18:07:58 »
Ansonsten ist der FAZ-Artikel auch nicht überzeugend, insbesondere gibt es mehr als genügend Absolventen.
Der Artikel ist schlichtweg nicht mehr aktuell (2009) und wurde in einigen seiner Aussagen mittlerweile von der Wirklichkeit eingeholt.

So gesehen habt ihr beide recht.  

Es sieht heutzutage z.B. nicht mehr (und sah es eigentlich nie) ganz so rosig aus, was die Einstellungschancen in den Schuldienst angeht, wie es der Artikel noch suggeriert. Noch vor wenigen Jahren wurde den Lehramtskandidaten prophezeit, dass eine riesige Pensionswelle ins Haus stünde und die Chancen eingestellt zu werden zukünftig so gut würden wie noch nie. Dann kam in fast allen Bundesländern das "Turboabitur" (G8) und damit einhergehend auf dem Gymnasium eine Reduzierung der Schülerzahlen um einen kompletten Jahrgang. Also werden Stellen von Pensionären z.T. gar nicht neu besetzt. Bestimmte Fächerkombinationen haben leider eher miese Chancen. Deutsch/Geschichte z.B. ist eine Kombination, die man besser nicht studiert hat denn die Chance damit eingestellt zu werden ist sehr gering. (nicht nur in NRW sondern praktisch bundesweit)

Anders sieht es in den sogenannten MINT-Fächern aus (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Da werden nach wie vor händeringend Lehrkräfte gesucht. Und hier hat dann Kelwian wieder recht, denn grundlos ist es nicht, dass es einen Mangel an MINT-Lehrkräften liegt. Das BA/MA-Studium in Physik, Mathe, Bio, Informatik, Chemie etc. ist nicht anspruchsvoller als das Lehramtsstudium in diesen Fächern, die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten in der freien Wirtschaft sind jedoch dermaßen besser, dass viele ein Lehramtsstudium mit diesen Fächern nicht in Betracht ziehen. Hinzu kommt, dass man in der Regel mit einem Master in Mathe und Physik direkt nach dem Studium recht gutes Geld zu verdienen beginnt und sich nicht nochmal eineinhalb bis zwei Jahre als Referendar für einen Hungerlohn ausbeuten lassen muss.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Zechi

  • Globaler Moderator
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #118 am: 13. Mai 2013, 12:29:37 »
In Berlin streiken die angestellten Lehrer eine Woche lang (Berlin verbeamtet seit Jahren die Lehrer nicht) und verlangen gleiches Geld für die gleiche Arbeit. Näheres z.B. hier: http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/live-ticker-streik-und-aktionswoche-an-berlins-schulen-hunderte-lehrer-campen-am-roten-rathaus/8195490.html

Berlin verbeamtet seit Jahren keine Lehrer mehr.
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Kilamar

  • Mitglied
Nullrunde für höhere Beamte in NRW - wie siehts bei Euch aus?
« Antwort #119 am: 13. Mai 2013, 18:57:25 »
Wie gesagt: Nicht ganz richtig. Eine Freundin von mir wurde vor drei Jahren noch verbeamtet (hatte sogar drei Beamtenstellen zur Auswahl).
In Mangelausrichtungen (damals Sonderpädagogik) wird eine Ausnahme gemacht.

Kilamar

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