Okay, das Thema ist doch recht kontrovers, darum erläutere ich es gerne mal en Detail, um meine Herangehensweise evtl. besser zu verstehen.
Ich war SL im Kaufabenteuer "Shadowdale - Scouring of the Land."
Das Vorabenteuer "Cormyr" haben wir uns gespart, allerdings habe ich mir Luft nach oben vorbehalten für das finale Folgeabenteuer ("Anauroch - Empire of Shade").
Nun waren die Voraussetzungen folgende:
1.) Wir als Gruppe wollten unbedingt mal ein reines FR-Kauabenteuer spielen, das mit einer interessanten Story, viel Lore und einem guten Design aufwartet. All das hat Shadowdale für mich als SL im Großen und Ganzen erfüllt (Abzüge gäbe es allenfalls in der B-Note).
2.) Ich wollte dieses Abenteuer sowohl etwas (!) railroaden, aber auch zum Tel sandboxig spielen. Schwieriger Spagat, aber es klappte ganz gut.
Das sah dann so aus, dass ich den Spielern die Karte des Schattentals (also Ortschaft und Umland) vorlag und sie die freie Wahl hatten, welche Ruine, welchen Berg usw sie besuchten.
Gerailroadet war das Abenteuer nur insofern, dass eben feststand, dass es einen Krieg im Schattental gibt, wer die potentiellen Feinde sind und dass die Spieler (im Idealfall) dieses Feine nicht abkönnen.
Storyspoiler:
Spoiler (Anzeigen)Bedeutet hier: die Spieler sind keine Schattenmagier, keine Shariten, keine Zhentilar, keine Drow und keine Baneiten.
Das bedeutet aber auch, dass die entgegengesetzten Parteien durchaus interessant zu spielen sind, da die Spieler eine andere Motivation für das Abenteuer haben als die Üblichen (Geld, Macht, Ruhm).
Spoiler (Anzeigen)Bedeutet hier: ein Bewohner der Tallande, Mitglieder der Harfner, Corymer, Mitglieder des Grafenbundes, Lathanderiten usw wären interessanter, da per default mit einer interessanten Motivation unterfüttert.
Ich habe den Spielern die Optionen genannt und sie haben sich für Angehörige der freien Täler entschieden, dir darüber hinaus auch Geschwister sind.
Damit hatten wir eine perfekte Ausgangslage, um mal ein Abenteuer zu erleben, das nicht vom 0815-Motiv geprägt ist.
3.) Die Spieler sollten ihre Klassen völlig frei wählen. Lediglich die "Affliations" unter Punkt 2 sollten berücksichtigt werden.
Die Spieler wählten also einen Krieger, einen Magier und eine Bardin.
Wenn ich nun Punkt 1 (Abenteuerdesign, etwaige Richtung des ABs) beibehalten und mit Punkt 2 und 3 in Einklang bringen möchte, habe ich ohne vierten Mann ein gewaltiges Problem, denn als Kriegsszenario ist das Abenteuer - selbst nach D&D-Maßstäben - tödlich.
Darum habe ich ihnen einen Lathanderiten an die Seite gestellt.
Dieser erfüllt nicht nur absolut notwendige Parts (Heilen, Kampfsupport), sondern war auch recht gut in die Story eingeflechtet.
Sprich: wenn man es mit CRPGs vergleicht, hatte er eine eigene Agenda / Queste, die ihn motivierte.
Der springende Punkt bei dem NSC ist aber, dass er keineswegs als "Puppe" für alle möglichen Fragen-und-Antwort-Spielchen seitens der Spieler herhielt.
Die Spieler hatten sehr wohl das Interesse, das Abenteuer selbst zu lösen. Ich kann micht rückblickend nicht einmal erinnern, dass sie von sich aus den Priester zu einem Problem befragten.
Es war eher so, dass ich als SL sporadisch ein paar Brotkrumen ausgelegt habe. Als vage Hilfen, wenn überhaupt.
Aber es war gut genug, um die Kernziele in Erinnerung zu rufen.
Das war bei dem Abenteuer auch notwendig, denn es bietet schon gewaltig viele "lose Fäden," bedingt durch das Design an sich, aber auch durch mein Anliegen, es etwas "sandboxig" zu gestalten.
Meist waren auch Hinweise dabei, die sich eher mit den Mythen, Legenden und der Lore allgemein beschäftigten, um das Große und Ganze besser begreifen zu können. Es wurden also keine direkten Spieltipps gegeben, sondern lose Fragmente und Infohäppchen zur Spielwelt verteilt, die für sich allein betrachtet nicht viel aussagen (wobei ich für dieses Stilmittel eher Funde, Briefe etc nutzte, weniger den Begleit-NSC).
Interessanterweise war es sogar so, dass der NSC einmal mit eigenem Antrieb eine Aktion durchführen wollte, welche nicht konform mit dem Plan der Gruppe ging.
Nochmals ein Storyspoiler an der Stelle:
Spoiler (Anzeigen)Die Spieler trafen auf einen Licht, den sie bekämpfen könnten, was sehr gefährlich war (Gruppenstufe 9 vs CR 13) oder sie konnten mit ihm einen Handel eingehen, um das größere Ziel besser zu erreichen, denn der Lich selbst war eher eine Nebenquest. Als Morgenfürst konnte der Kleriker den Leichnahm nicht so ohne Weiteres da stehenlassen und wollte ihm den Garaus machen - eine verständliche Herangehensweise, wenn man das Dogma und die Lehren Lathanders kennt.
Hier war es dann sogar so, dass die Spieler den NSC überreden mussten, von diesem Plan abzulassen, bei dem die Bardin mit ihrer Spezialisierung auf Diplomatie glänzen konnte.
Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Begleit-NSC durchaus nützlich sein kann, wenn das Abenteuer oder die Gruppenkonstellation es erfordern.
Natürlich sollte der NSC ein Eigenleben haben (vgl. dazu den letzten Spoiler), aber das soll nur soweit gehen, dass er die Spieler nicht in den Schatten stellt, dass er als Patentmittel für alle Probleme herhält oder dass er als verdeckter SC des SL mitläuft.
Hätte ich damals vier Spieler gehabt, wäre das gewiss anders abgelaufen.
Aber bei 3 Spielern, die effektiv nur 1 Kämpfer abdecken, war das okay.