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Der Fluch des Purpurthrons

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Hunter:
Leben und Sterben lassen
von Karja

Die Luft schien von einem allgegenwärtigen, eher fühl als hörbaren Dröhnen erfüllt zu sein. Massive Obsidianpfeiler, überzogen mit Totenkopfschnitzereien stützten die Decke der unheiligen Kapelle von Narbenmauer. In den Augenhöhlen der Schädel irrlichterten kleine Funken, doch ihr dumpfer Schein konnte die uralten Schatten kaum vertreiben. Ein Schemen löste sich von einer der Säulen und glitt geräuschlos auf den Altar am Ende des Raumes zu, über den sich die bedrückende Statue eines gänzlich von Roben verhüllten Mannes erhob. Auf dem Altar lag ein unscheinbares Häuflein Asche und auf der Asche ein unscheinbarer Totenschädel, doch in den Augenhöhlen des Schädels steckten die un-unscheinbarsten Edelsteine, die Karja je gesehen hatte. Schwarz behandschuhte Finger streckten sich dem Schatz entgegen, als plötzlich von der Türe der Kapelle her ein vielstimmiges
„Nicht anfassen!“ ertönte.

Karja hielt den Zeigefinger vor den Mund, um Schweigen zu gebieten, und schaute verwirrt zurück. „Was? Den Lich anfassen?!“ Konnten sie das ernst meinen?

Mit überschnappenden Stimmen dröhnte es zurück: „Nicht anfassen! Niemals nicht den Lich anfassen!“
„Wie? Den Lich anfassen, aber niemals nicht das Licht fallen lassen?!“ Klingt sinnvoll, hier das Licht fallen zu lassen wäre ziemlich dumm, dachte sich Karja. Die Rubinaugen blitzten sie verschwörerisch an. Karja neigt den Kopf. Die Rubine zwinkerten noch einmal zurück. Wie schön! Sie streckte die Hand aus. Die Hölle brach los. Alles passierte auf einmal.

Karja erwachte am Ufer eines weiten Meeres, über das sich ein bleierner Himmel spannte. Die tiefhängende Wolkendecke drehte sich albtraumhaft langsam, wie eine riesige Spirale in der hin und wieder blaue Flammen zuckten. Direkt am Ufer, wo sich die öligen Wogen des Meeres lautlos brachen, stand ein schmuckloser Thron aus Stein auf dem eine weißhaarige Frau unbestimmbaren Alters saß. Sie hatte einen Stapel langweilig aussehender Folianten zu ihren Füßen liegen, einer lag aufgeschlagen auf ihrem Schoß, darin nahm sie gerade mit einem Federkiel Eintragungen vor. Die Szenerie atmete den schweren staubigen Geruch von Jahrtausende langer freudloser Buchhaltung. Die Frau hob nur leicht den Kopf und blickte Karja kurz über den Rand ihrer Brille an, ohne auch nur einen Moment mit dem Schreiben aufzuhören.

„KARJA,“ sagte die Weißhaarige mit einer Stimme wie ein geöffnetes Grab, „HAST DU ENDLICH EINE 1 GEWÜRFELT?“ Karja hatte mittlerweile den Schreck überwunden. Religion war zwar nie ihr Lieblingsfach gewesen, aber auch sie konnte Intuitiv erfassen, dass dies hier nicht Cayden Caileans ewige Met-Halle im Himmel war.

„Oh weise Herrin der Gräber,“ sagte sie während sie vorsichtig näher schlich, „ich glaube das hier ist ein schreckliches Missverständnis…“ Pharasma hob wenig beeindruckt eine Augenbraue. „KIND, WENN DU WÜSSTEST WIE OFT MAN DIESE WORTE IN MEINEM AMT HÖRT. ABER HEUTE IST DAS GESCHÄFT ETWAS TRÄGE. VIELLEICHT KANNST DU MICH JA ZUMINDEST ERHEITERN. ES WAR ALSO KEIN FEUERBALL?“

Karja pirschte lautlos näher zum Thron. „Ihr müsst mir glauben ich wurde gerade eben ziemlich gelinkt. Dieser Nekromant hat mich mit irgendetwas getötet, dass er „Seele fangen“ nannte, dabei wurde mir erst unlängst ein Todesschutz verkauft, von so einem dubiosen Shoanti-Schwindler, der sich selbst als Schamane bezeichnete.“ Karja setzte das Wort „Schamane“ gestikulierend in Gänsefüßchen und zwinkerte Pharasma verschwörerisch zu. „DAS IST IN DER TAT SELTSAM,“ Pharasma nahm die Brille ab und schaute Karja durchdringend an, „HM, DA IST WIRKLICH NOCH EIN TODESSCHUTZ UND…“ In diesen Moment gab es einen peitschenartigen Knall und neben Karja erschien mitten in der Luft ein schwebender Totenkopf. Der Halbleichnam Zev Ravenka hatte sich ein wenig verändert, seit Karja ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die Augen rollten wie Murmeln in ihren leeren Höhlen, einige Zähne fehlten und über seine Stirn zog sich ein langer Bruch, wie von einer Axt geschlagen. Der schwebende Schädel hatte noch ein wenig Drehmoment und rotierte einige Sekunden um seine eigene Achse. „Das ist er, das ist der Typ!“ raunte Karja Pharasma zu. „AH, ZEV RAVENKA,“ Pharasma blätterte mit flinken Finger sehr weit in ihrem Buch zurück und fand den Eintrag mit traumwandlerischer Sicherheit, „IHR LEICHNAM-ZAUBERER MEINT WOHL ALLE, DAS IHR EUREM SCHICKSAL AUF EWIG ENTGEHEN KÖNNT.“ „Ha!“ Spuckte der Tonkopf aus und grinste Karja bösartig an, „zumindest habe ich einen von diesen Möchtegern Abenteurern mitgenommen.“ „ÜBER GENAU DIESES THEMA WOLLTE ICH GERADE MIT DIR SPRECHEN! MIR IST DA ZU OHREN GEKOMMEN, DASS DU ES MIT DEN REGELN NICHT SO GENAU NIMMST!“ Zev Ravenka blickte kurz verwirrt, wie es nur ein gänzlich fleischloser Totenkopf kann und dann dämmerte ihm etwas „Oh nein. Nein! Sie lügt wenn sie nur den Mund aufmacht! Lächerlich! Ich bin eine Kreatur mit einem verbrieften, absurd hohen Herausforderungsgrad und soll niemanden getötet haben?!“ „Da hört ihr es Pharasma!“, fiel Karja Zev ins Wort und drängte sich in das Gesichtsfeld der unbestechlichen Richterin über die Seelen der Sterblichen. „Er hat es zugegeben, er hat gerade selbst gesagt, dass er niemanden getötet hat!“ „Das…, das ist unerhört,“ der fliegende Totenschädel versuchte Karja weg zu rempeln, „das war eine rhetorische Frage, natürlich habe ich sie getötet, sonst wären wir nicht hier…“
„SCHWEIGT! BEIDE!“, donnerte Pharasma und massierte sich die Schläfen. „ZEV DU MUSST ZUGEBEN, DASS ES SICH BEI TODESEFFEKTEN IN DER REGEL UM NEKROMANTIE HANDELT, DAVOR MÜSSTE SIE EIGENTLICH GESCHÜTZT GEWESEN SEIN…“

„Das ist Verleumdung!“, giftete der fliegende Totenkopf. „Halbleichname sind mächtige MAGIER, die den Zustand des lebenden Todes anstreben, um unsterblich zu werden. MAgier sind flexibel und können alles zaubern, nur weil ich untot bin muss ich deswegen kein reiner Nekromant sein!“ Karja beute sich vor und strich Zev Ravenka maliziös grinsend über die kahle Platte. „Weißt du, die Tatsache, dass du ein fliegender, sprechender Totenkopf bist, macht die Behauptung, kein Nekromant zu sein, nicht gerade glaubwürdiger…“
Pharasma kniff missbilligend die Augen zusammen. „ZEV! DAS EINFACHSTE WÄRE, WENN DU MIR DIE STELLE ZEIGST, WO ES GESCHRIEBEN STEHT…“ Die Augen des Halbleichnams weiteten sich und er wurde kreidebleich, so wie nur ein fleischloser Totenschädel kreidebleich werden konnte. „Ihr meint doch nicht etwa … können wir nicht eher … ihr meint im REGELWERK NACHSCHLAGEN?!“ Seine Stimme war ein heiseres Flüstern voll kaum noch beherrschter Panik. Karja blickte ihn mitleidig an und begann sich sehr langsam und sehr leise rückwärts Richtung Böschung zu bewegen. Pharasma schnippte mit den Fingern und vor Zev Ravenka erschien ein wahrhaft gigantischer Stapel ausgelesener Folianten. „Oh nein, gute Herrin der Gräber, lasst uns die Angelegenheit vergessen, richtet mich einfach und ich mache mich auf den Weg in dieses große Seelenspiralen-Dingsbums und alles ist vergessen.“

„NICHTS DA, IHR HABT MEINE NEUGIERDE GEWECKT!“
„Aber, aber, das Regelwerk ist voller Querverweise, schwammig definierter Begrifflichkeiten, drolliger Übersetzungsfehler und semantischer Spitzfindigkeiten. Das dauert ewig!“
Pharasma hob nachlässig eine Augenbraue „EWIG? IHR WISST WO IHR HIER SEID…?

„Ahhhhhhhh…“

Aber das hörte Karja alles schon nicht mehr, denn sie rannte bereits den Strand hinauf zur nächsten Düne, in die generelle Richtung eines strahlenden Lichtes, das wie die untergehende Sonne aussah…

Als Karja wieder zu sich kam, hatte sich das Schicksal der Gemeinschaft von Serithial bereits entscheidend gewandelt. Als der Halbleichnam Zev Ravenka sein schauriges Haupt erhoben hatte, war Sial der Schattengraf zwischen dem strategischen Amboss seines langfristigen Zieles, die Klinge Serithial zu erlangen, und dem moralischen Hammer, die Vernichtung eines Säulenheiligen des Zon-Kuthon Kultes nicht zuzulassen, gefangen und entschied sich dem kurzfristigen Drängen nachzugeben und sich gegen die gerade neu gefundenen Gefährten zu wenden. Als er merkte, dass er gegen die Helden nicht ankahm, ging er mitsamt seiner magischen Festung stiften. Laori, seine Schwester im Geiste, konnte dem Druck ebenfalls nicht standhalten. Sie entschied sich aber dafür, im Kampf neutral zu bleiben und nicht zu fliehen. Trotzdem war dieser Vertrauensbruch genug, um sie fortan nur noch gefesselt und geknebelt mitzuschleifen – eine Idee an der Laori sogar Gefallen zu finden schien. Nicht zum ersten Mal stellte sich die Frage, wie man die Priesterschaft Zon-Kuthons eigentlich für irgendetwas bestrafen konnte.

Mit Zev Ravenka hatten die Helden bereits den zweiten Geisteranker außer Gefecht gesetzt. Der erste war der Drache Bellshalam gewesen, dessen unsichtbare Ketten Imke bannen konnte. Der Drache machte sich aus dem Staub noch bevor sich die Klerikerin fragen konnte, was sie da gerade genau auf die Welt losgelassen hatte. Auch die beiden nächsten Anker konnten im Kampf besiegt werden, Castothrane der ehemalige Hauptmann von Narbenmauer wurde auf den Zinnen der Burg gestellt und die Teufelin Nihil in ihrem Turmgemach besiegt. Besonders die Teufelin bot einen harten Kampf, denn sie verfügte nicht nur über einen mächtigen Unsichtbarkeitszauber, sondern sperrte den unglaublichen Tyden gleich zu Beginn in eine magische Gummizelle. Tatsächlich war der Sieg im Wesentlichen Laori Vaus zu verdanken, die einen Salzmephit beschwor, der seinerseits Glitzerstaub auf die Teufelin zauberte. Ob diese Tat schon reichen würde, um sie besonders in den Augen von Tyden zu rehabilitieren, der am vehementesten für ihre permanente Verbannung aus der Gruppe plädierte? Und wohin führt jener seltsame, mit blau leuchtendem Nebel gefüllte Brunnen im Keller von Narbenmauer? Karja hatte diesen zwar erforscht, aber nur bis zu einer unheimlichen Begegnung der aberranten Art mit einer Gruppe Monster, die Jal der Beschreibung nach als Gugs identifizieren konnte. Dies und mehr, wird sich demnächst nach einer langen Rast beantworten lassen.

Hunter:
Trinias Balade
vom SL

Abends am Lagerfeuer, die Sonne versinkt gerade hinter den Turmspitzen von Narbenmauer, wirft Trinia dem Alten Gemäuer einen eigenartigen Blick zu, bevor sie sich wieder dem Feuer zuwendet und mit leiser, trauriger Stimme zu singen beginnt:

In golden times,
In yesteryear,
Back when the plains were free.
The wheat grew tall,
The birds sang clear,
Fruit laden were the trees.

But all that changed
One dark, cold night,
When orcs ran quick and low.
Crawled from their holes,
To eat men’s bones,
No mercy did they show.

Now chased away,
The humans were,
Their homes no longer safe.
“A Champion!”
Their cries rang out,
“To save us from this fate!”

And Kazavon,
The Conqueror,
Did hear their desperate call.
“Bend knee, swear oath,”
the Knight did say,
“And I will save you all!”

And army gifted unto him,
A standard at his back.
A silken banner
With blue fanged skull,
They marched to the attack.

With bravery,
No fear did show,
He laughed and made much sport.
And Kazavon, the Conqueror
Cried challenge to the orcs.

The orcs did crawl
out from their holes,
and roar and gnash their teeth.
But Kazavon, the Conqueror,
He slew them all with ease.

The people danced
And laughed with joy,
The fighting now could cease!
Sent dignitaries, delegates,
Made overtures of peace.

He looked at them,
His eyes gone cold,
Their cheers did hush with fright.
And Kazavon, the Conqueror,
Just laughed as they all died.

Now kingdoms fell,
The undead swelled,
Against him none could stand.
And Kazavon, the Conqueror,
Was master of this land.

Until one day the heroes came,
Mandraivus at their head.
A warrior, a champion,
His gleaming weapon red.

“We cannot fail, he has to fall!”
They marched into the night.
And challenged fearsome Kazavon,
who laughed at their small might.

For Kazavon, the Conqueror
Was no mere man, but beast.
The man’s skin fell, the Dragon roared,
“Your bones shall be my feast!”

Mandraivus, the Warrior,
His weapon gleaming red.
It rose and fell, as fury swelled,
And left the Dragon dead.

Mandraivus, the Warrior,
And Serithial still wait.
To guard us all, it is their doom,
Eternal Champions of fate!

Hunter:
Die Leiden des jungen Eric
vom SL

Erics Blick schweifte durch die weitläufige Halle im Zentrum des Asmodeus Tempels. Wie immer herrschte hier ein geschäftiges Treiben. Sünder, Bittsteller und Blutspender liefen – möglichsts keinen Lärm machend – über das im Boden eingelassene Mosaik mit dem Abbild des diabolischen Fürsten. Doch etwas war anders als in den letzten Wochen.

Die Bittsteller flüsterten untereinander und immer wieder konnte Eric Bruchstücke von den Gerüchten vernehmen, die seit letzter Nacht die Runde machten: Mächtige Kräfte wären in die Stadt gekommen um sich gegen die Königin aufzulehnen. Gerüchte dieser Art waren auch schon Eric zu Ohren gekommen. Und die beiden umgestürzten Statuen auf den Plätzen der Stadt, waren auch schwer zu übersehen. Viel bedenklicher fand Eric jedoch die Gerüchte, die noch nicht bis zu den Ohren der einfachen Bevölkerung durchgedrungen waren: Angeblich war die Blutbank im Kendall Amphietheater nachts angegegriffen und zerstört worden…

Aber wenn an den Gerüchten etwas dran sein sollte, so ließ sich Hohepriester Reebs davon nicht verunsichern. Wie jeden Tag stand er – unbeweglich wie eine Statue – neben dem Hauptaltar des Tempels und blickte von dieser erhobenen Position mit seinen scharfen Augen auf die Menge der Sünder unter sich hinab. Als Eric spürte, wie der eisige Blick ihn traf erschauderte er. Er wusste, über welche magischen Kräfte Reebs verfügte und auch über welche Verbündete.

Eric war seit Kindesbeinen an zum Glauben des Asmodeus erzogen worden – seine Eltern waren glühende Verehrer des diabloischen Füsten. Von daher war es nur logisch gewesen, sich dem Tempel anzuschließen und sich als Kleriker ausbolden zu lassen. Es war Eric wie eine gute Idee erschienen. Doch was er hier erlebt hatte, war nicht immer angenehm gewesen. Und nun, da Teufel – leibhaftige Teufel! – beinahe täglich im Tempel ein und ausgingen, war sich Eric nicht mehr so sicher, ob er sich auf die Richtige Seite geschlagen hatte. Auch wenn die Macht des Tempels seit der Machtergreifung Ileosas stetig gestiegen war. Etwas, was Eric wiederum gut gefiel. Die furchterfüllten Blicke der Sünder, wenn er in der roten Robe durch die Straßen der Stadt schritt, das höhere Gehalt, die willigen Jungfrauen…

Mehrere Neuankömmlinge zogen Erics Blick auf sich. Sie gingen nicht gebückt und ängstlich, wie die anderen Sünder, sondern vielmehr selbstsicher und überzeugt. Eine der Gestalten trat in die Mitte des Tempels und warf ihre Robe ab. Eric stockte der Atem: „Beim Fürsten! Es ist Blackjack!“

Wie ein Lauffeuer ging das Wort von einer Person zur Nächsten.

„Blackjack, der Retter von Korvosa ist da!“, rief er und fügte noch etwas abweerter hinzu „und seine Sidekicks.“ Mit etwas weniger Begeisterung als Blackjack, warfen auch seine vier Begleiter die Roben ab. Nur wenige Sekunden später gaben sich dann aber auch die heimlichen Wachen des Tempels zu erkennen. Acht Graue Jungfern warfen ebenfalls ihre Kutten ab und zogen ihre Schwerter. Binnen Sekunden entbrannte der Kampf, der vom Hohepriester Reebs mit den Worten: „Vergießt kein unreines Blut im Haus des Fürsten!“ im Tempel.

Erics Hände zitterten, als er zusammen mit den anderen Klerikern des Tempels die ersten Zauber webte. Panik brach unter den Sündern aus. Die ersten versuchten den Tempel zu verlassen, als Reebs eine Vision der Hölle beschwor und den ganzen Tempel in das Reichd des Fürsten verlegte – inklusive Schwefelwolken, Lavaströmen und den gepeinigten Schreien von gefolterten Seelen.

Doch die Angreifer – Eric erkannte in ihnen die Helden von Korvosa – ließen sich davon nicht beirren. Sie schnitten durch die Grauen Jungfern, wie Messer durch Butter, bannten die Kreaturen des Hohepriesters und wandten sich schließlich der Priesterschaft zu. Eric kämpfte. Er wusste, dass es um sein Leben ging. Entweder würde er hier bei der Verteidigung des Tempels sterben, oder auf dem Opferaltar des Füsten landen, wenn er seine Feigheit offen zeigte. Neben ihm wurde sein Freund Gerardt von Blackjack und einer blonden Frau zu Tode geprügelt. Ein weiterer – frisch im Tempel angekommener Akolyth – wurde von einem riesigen Shoanti Barabren mit einem leuchtenden Schwert durchbohrt. Magie durchzuckte den Tempel, Feuerbälle, Todesstrahlen. Einer der Teufel des Hohepriester löste sich durch einen giftgrünen Strahl zu einem Häufchen Asche auf. Schließlich starb auch der zweite Teufel und der letzte Priester. Eric war alleine mit dem Hoepriester die letzte Verteidigung des Tempels.

In dem Moment sprang der Shoanti Barbar durch dei Feuerwand, mit der sich Reebs schützte, versengte sich das Haar und tötete den Hoepriester mit einem wuchtigen Hieb seine Schwertes. Die Feuerwand brach ebenso zusammen, wie die Vision der Hölle, die Reebs erzeugt hatte. Nur mehr Eric stand zwischen den Eindringlingen und dem Niedergang des Asmodeus Kultes in Korvosa. Er fiel auf die Knie nieder, hob die Hände zum Himmel und schrie: „Verschont mich! Gnade!“

Er hatte eigentlich nach dem Gemetzel nicht mit Gnade gerechnet, doch da hatte er sich geirrt. Blackjack kam auf ih zu: „Steht auf! Neuer Hohepriester von Asmodeus!“
Eric schüttelte sich und krächzte: „Hohepriester? Ich? N-n-nein. Bitte nicht! Lasst mich einfach gehen!“

Doch Blackjack schüttelte entschieden den Kopf: „Du wirst in Zukunft dem Widerstand dienen, als offizielles Sprachrohr des Tempels. Du wirst die Anhänger des Asmodeus für unsere Sache mobilisieren und sie gegen die Königin aufwiegeln!“

Eric stöhnte. Er befürchtete, dieser Tag würde der schlimmste seines Lebens werden.

Hunter:
Die Hölle muss warten
von Karja

„Ha, ha, nimm dies böser Drache! Ha, ha, ha!“ gluckste das Mädchen mit den kastanienbraunen Zöpfen. In der einen Hand hielt sie eine Angel, an deren Ende ein hölzerner Spielzeugdrache hing, in der anderen die Puppe einer blonden Frau mit einem bunten Vogel auf der Brust und einem langen Stecken in den Händen. Sie jauchzte vor Vergnügen, während sie den Drachen herumzappeln ließ und immer wieder mit dem Stecken nach ihm stocherte.

„Und noch eins! Und links! Und…“ Ihre Stimme verstummte als plötzlich, ein riesiger Schatten auf den Balkon fiel auf dem sie stand. Sofort sank sie auf die Knie und kauerte sich hinter der Brüstung zusammen, hörte jedoch kaum mit dem spielen auf und flüsterte weiter vor sich hin „Ha, nimm dies! Böser Drache…“. Über ihr ertönte ein donnerndes Brüllen wie von einem riesigen Tier, ein Schwall warmer Luft fegte über sie hinweg und der Geruch von Verbranntem lag in der Luft. Dann war der Schatten wieder weg, das Mädchen sprang auf, lehnte sich über die Brüstung und sah den echten Drachen, der gerade am Balkon vorbei gestürmt war, ein Stück weiter die Gasse hinunter stehen. Aufgeregt setzte sie ihr Spiel fort.

Dem Jungen neben ihr am Geländer, der dem Gesicht nach zu urteilen vermutlich ihr Bruder war, schien nicht zum Spielen zumute. In seinen verkrampften Händen hielt er ebenfalls eine Puppe, abwechselnd blickte er fassungslos zwischen dem Spielzeug und den kleinen Gestalten, die den Drachen von allen Seiten bearbeiteten, hin und her. Seine Puppe stellte einen muskelbepackten Mann mit wilden Haaren und trotzig vorgestrecktem Kinn dar, der eine überproportionierte Axt schwang. „Das kann nicht sein“ flüsterte er zu sich selbst, „es kann nicht sein, dass alles eine Lüge ist“.

Die Wirklichkeit war tatsächlich bedrückend, denn der Mann, der gegen den Drachen kämpfte, war von mittelgroßer unscheinbarer Gestalt, eher schmächtig als mächtig mit einer schweißnassen Matte aus graugesträhntem Haar und einem blaugrau schimmernden Dreitagebart. Er trug auch keine Mithralrüstung, sondern eine der verbeulten Brustplatten, mit denen sich normalerweise nur die Versager von der Stadtwache auf die Straße trauten. Fast schien der Mann mehr Angst vor der schwarzgekleideten Frau zu haben, die ihn zum wiederholten Mal anherrschte, welchen Teil vom FLANKIEREN er eigentlich nicht verstanden hatte. Das Leben war so gemein.

Er blickte zu seiner Schwester herüber, Imke war tatsächlich wie in den Geschichten, aber Tyden eine einzige Enttäuschung. Seine Schwester bemerkte seinen Blick und streute Salz in die Wunde „Ha, ha, Tyden ist ein Hanswurst, ha, ha!“. „He! Sei nicht so gemein zu deinem Bruder, meine kleine Prinzessin.“ Ein Mann, dem Benehmen nach der Vater der beiden, trat auf dem Balkon und legte eine tröstliche Hand auf die Schulter des Jungen. „Manchmal Lügen die Legenden, das zu lernen ist Teil des Erwachsenwerdens.“

Der Mann gab sich Mühe väterlicher Weisheit auszustrahlen. Er kniff die Augen zusammen und blickte in die Ferne wo die Helden von Korvosa gerade den Drachen bekämpften und sprach dann mehr zu sich selbst „Obwohl jedes verdammte Wort, das sie sich über den Ausschnitt der Katzenfrau erzählen, scheint Waaahhh…!“ Der Mann konnte im letzten Moment den Kopf zur Seite drehen, als eine Schöpfkelle aus dem Wohnzimmer geflogen kam, die ihn knapp verfehlte und mit beachtlicher Wucht gegen die gegenüberliegende Hauswand schlug. „Mann! Komm sofort wieder her und hilf mir und verschone den Jungen mit diesem Schmutz!“

Aus dem Wohnzimmer erklang Trinias Stimme „Entschuldigt den Boss! Ich sage dem Boss immer, dass die Rüstung Schnallen bis ganz oben hat, aber der Boss hört nie“. Der Mann grummelte etwas vor sich hin, das wie „Verdammtes Weib, hört auch nur was sie hören will“ klang und stapfte zurück ins Zimmer. Dort war die Hölle los, auf dem Essenstisch mitten in den gerade aufgetragenen Speisen lag Sabina Merrin in der Rüstung einer Grauen Jungfer. Sie zuckte wie wild mit den Gliedern und warf Sachen um.

„Was soll das, was ist mit ihr los, wer seid ihr, wo kommt ihr her?“ rief die Frau des Hauses während sie hysterisch mit den Armen in der Luft herumfuchtelte. Vor wenigen Augenblicken hatte sie zusammen mit ihren Mann und den zwei Kindern zu Tisch gesessen, dann war plötzlich der Drache draußen im Hof aufgetaucht und kurze Zeit später hatten sich Trinia Sabor und die verwundete Anführerin der Grauen Jungfern mitten auf dem Esstisch materialisiert.

"So beruhigt euch doch gute Frau", rief Trinia während sie verzweifelt versuchte Sabina daran zu hindern noch mehr Speisen und Getränke vom Esstisch abzuräumen. „Sie ist verwundet und steht unter Schock, Dimensionssprünge stellen den Kreislauf auf eine harte Probe, und… HALT! nicht den Krug! Oh das ist wohl Wein, aber das geht wieder raus, mit Salz oder so, also sagt man zumindest, ich habe das noch nie probiert aber das ist Bardenwissen, das Stimmt in der Regel, hin und wieder, also meistens.“

Die Eheleute klammerten sich aneinander und starrten auf das Spektakel auf ihrem Esstisch, als es plötzlich ein Geräusch gab, als ob wahlweise Papier oder das Gefüge von Raum und Zeit zerrissen wird und sich der Raum plötzlich mit einem halben Dutzend identischer gut aussehender junger Männer in großspurigen grellen Roben füllte. Zwei erschienen hinter ihnen, einer saß in einem Sessel, zwei weitere wanderten ziellos durch den Raum und stolperten dabei fast übereinander, ein letzter stand einfach an der Tür und starrte sie regungslos an. Sie hatten den ungepflegten Mann in der Stadtgardistenuniform mitgebracht, der am Ende seiner Kräfte auf dem Fußboden kniete.

Dann sprach das halbe Dutzend Hexenmeister gleichzeitig, in unterschiedliche Richtungen, mit verschiedenen Gesten und je anderer Intonation, stets jedoch die gleichen Worte „Trinia, ich glaube er macht es draußen nicht mehr lange und die Mädels werden glaube ich mit dem Drachen alleine fertig. Kümmere dich um ihn.“ Mit diesen Worten verschwanden das halbe Dutzend Magier wieder und ließen Trinia mit Sabina, Grau Soldado und einer fassungslosen Familie allein. Trinia schob sich langsam Richtung Tür, sagte zu Grau gewandt „Gib am besten du auf Sabina Acht, ich werde auch draußen nach dem äh… rechten sehen“ und verschwand mit eiligen Schritten aus dem verwüsteten Wohnzimmer.

Grau Soldado richtete sich ächzend auf und humpelte in Richtung Sabina, ohne dabei seine Gastgeber aus den Augen zu lassen. Das Ehepaar starte apathisch durch ihn hindurch, auf dem Balkon schlug ein Mädchen freudejauchzend auf einen Stoffdrachen ein, mit einer Puppe, die irgendwie wie Imke aussah, und mitten im Raum stand dieser seltsame Junge, der ihn aus großen traurigen Augen direkt anstarrte, so als sei er irgendwie für seinen Schmerz verantwortlich. Zum Glück schlug Sabina in diesem Moment die Augen auf und blickte direkt in die seinigen. „Bist… bist du es?“

Grau nahm allen Mut zusammen zog den Bauch ein drückte die Brust raus sagte mit tiefer Stimme „Ich äh, ähm, oh, Sabina, wenn du mit ‚du‘ mich meinst, dann bin ich es. Also wegen damals, das war ähm, also wenn du willst das ich gehe, dann kann ich auch wieder, also nur wenn ich dich störe oder ich kann auch nochmal raus gehen und wieder rein kommen oder…“ „Halte mich einfach und sprich nicht weiter“ sagte Sabina und nahm seine Hand. Graus Kopf nahm derweil die Farbe einer reifen Tomate an. Sein Blick wanderte zurück zu der Stelle, wo der Junge gestanden hatte. Er war fort und hatte nur sein Spielzeug zurück gelassen. Grau kniff seine Augen zusammen, als er die Puppe betrachtete: War das Tyden? Wo war er hier nur gelandet?

WÄHRENDDESSEN EINE WELT WEIT ENTFERNT…

Die staubigen Ebenen von Avernus streckten sich trocken verbrannt unter einem fahlblauen Himmel endlos in alle Richtungen. Wie ein böses loderndes Auge blickte eine rote Sonne mitleidslos auf das Ödland hinab. Soweit das Auge reichte gab es nur rostroten Sand, der sich zu niedrigen Dünen türmte, so dass man von Horizont zu Horizont blicken konnte, wie inmitten eines endlosen Ozeans. Die Spur eines einsamen Wanderers zog sich wie ein unstetes Band aus der Unendlichkeit kommend bis hin zu dem Ort, an dem sich der Unglückselige zum Sterben niedergelegt hatte. Es handelte sich um einen großen Mann mit wilden Haaren und einer Übergroßen Axt auf dem Rücken. Eine Gruppe Imps, kleine Teufel, die normalerweise zu feige waren größere Lebewesen anzugreifen, hüpfte aufgeregt um die sterbende Gestalt herum und schnatterte unverständliche Worte in ihrer infernalischen Sprache. Einer fasste seinen Mut, packte seinen kleinen Dreizack fester und schlich in Richtung des Kopfes des Gefallenen. Urplötzlich kam Bewegung in die Gestalt, mit einer Geschwindigkeit, von der der kleine Teufel vollkommen überrascht war, schnellten die Hände des Mannes hervor, packten ihn am Kragen, drehten ihm den Hals um und schleuderten den Körper weg.

Tyden setzte sich leise fluchend auf. Die anderen Teufelchen waren nur kurz schockiert und fingen dann wieder an zu schnattern und zu lachen. „Ich habe eurem Kumpel gerade den Hals umgedreht, was genau ist daran witzig?“ Einer der mutigeren Teufel blickte Tyden belustig an „Einiges, einiges, er ist ja gar nicht tot!“ Tyden blickte dorthin, wo der verdrehte Körper des Teufelchens lag. „Sieht verdammt tot in meinen Augen aus.“ „Hihi, haha, ihr seid hier in der Hölle, hihi, haha, wir sterben hier nicht wirklich. Seine Essenz wird wieder Teil der Hölle und irgendwo spuckt sie ihn wieder aus.“

Tyden grummelte etwas Unverständliches. „Und sonst kann ich irgendetwas für euch tun?“ „Oh ja, oh ja! Sterben zum Beispiel, IHR sterbt hier wirklich und wir wären gerne anwesend, wenn es passiert. Wegen der Seele und so“ „Der Seele!“ fielen die anderen Teufelchen wie im Chor ein und schnatternden dann chaotisch weiter. „Kann ich euch irgendwie überzeugen mir zu helfen? Vielleicht kann ich euch etwas verkaufen?“ „Was denn? Was denn?“ wurde der kleine Teufel plötzlich interessiert. „Keine Ahnung, was braucht ihr? Gold? Jungfrauen?“

Der kleine Teufel rieb sich interessiert die Hände „Habt ihr denn eine Jungfrau, deren Seele ihr verkaufen könnt?“ Tyden ging vor seinem geistigen Auge die Gesichter seiner Gefährten durch, unwillkürlich blieb er bei dem vom Grau Soldado hängen. „Hm, wäre es ein Problem wenn sie hässlich ist und einen Bart hat?“ Das Teufelchen zuckte mit den Flügeln „Egal, die hübschen werden ohnehin immer nur den Erzteufeln geopfert…“ Irgendetwas an Tydens Gürtel vibrierte heftig. „Ja, ja, ich weiß…“ sagte der Barbar und tätschelte den Schwertgriff beruhigend. Er fixierte den Teufel kurz, wandte sich dann ab und stapfte weiter in die Unendlichkeit. „Ich versuche mein Glück, glaube ich, zunächst irgendwo dahinten“ und deutete vage Richtung Horizont. „Da hinten gibt es nichts außer noch mehr Sand“ rief das Teufelchen, dann zuckte er mit den Flügeln und begann in gebührendem Abstand hinterher zu hüpfen. „Wenn ihr es euch anders überlegt bin ich nie weit weg!“ Tyden ignorierte ihn und setzte weiter stur einen Fuß vor den anderen.

Kurz bevor er hinter der nächsten Düne verschwand, sagte eine zittrige Stimme aus Richtung seines Waffengürtels „Tyden, ich habe Angst…“, der Barbar grunzte kurz, „Bitte lasst mich ihnen nicht in die Hände fallen. Man hört schreckliches über das Schicksal heiliger Schwerter in der Hölle…“ „Wenn du weiter jammerst werfe ich dich selbst in einen Lavasee!“ „Das würdest du nie wagen“ rief das heilige Schwert Serithial und verfiel dann in brütendes Schweigen. Es war sich dessen nicht hundertprozentig sicher...

DERWEIL WIEDER AUF GOLARION…

Der Drache taumelte nur noch von Schlag zu Schlag, seine Kraft war sichtbar verbraucht. Karjas Kettenpeitsche knallte erneut und wickelte sich diesmal um den Hals der Bestie. Geistesgegenwärtig packte sie die Waffe mit beiden Händen und zog mit dem ganzen Körper an der Kette, bis das Ungetüm schließlich sein Leben aushauchte. Vorsicht schlich sie näher und trat mit der Stiefelspitze gegen den mächtigen Reptilienkopf. Das Untier rührte sich nicht mehr. Aus der Nähe sahen die Schuppen gar nicht mehr so nachtschwarz wie gedacht aus. Sie verschluckten zwar das meiste Licht, schienen einen Teil davon aber auch zu regenbogenfarbenen Lichtreflexen zu brechen.

Karja zog ihren Dolch aus dem Stiefel und begann vorsichtig eine Schuppe zu lösen und hielt sie in die Sonne um ihre Schönheit näher zu betrachten. „Trinia, sei so gut und komm her“ sprach Karja ohne ihren Blick auch nur für einen Moment von der Schuppe zu nehmen. Hinter ihr wurden rasche Schritte laut: „Was gibt es Boss?“ „Schicke bitte eine Abteilung Kätzchen hierher, mit der Anweisung, möglichst vorsichtig die Schuppen einzusammeln.“ „Schon erledigt Boss! Schuppen einsammeln….“ Trinia hatte ein Klemmbrett hervor geholt und notiert mit einem Federkiel eifrig die Anweisungen. „Und schicke bitte eine weitere Katze in die Stadt, um den besten Rüstungsmacher aufzutreiben, den dieses Loch hier zu bieten hat.“ „…Rüstungsmacher… Besten des Lochs, Klammer auf Korvosa Klammer zu…“

Trinia schaute Karja an „Irgendeinen besonderen Schnitt?“ Karja wendete den Blick von der Schuppe ab und schaute ihre Assistentin einen Moment lang mit erhobener Augenbraue an. Trinia blickte etwas verwirrt zurück, nickte dann plötzlich und tippte sich kurz mit dem Federkiel an die Schläfe, wie jemanden dem gerade aufgefallen war, dass die Antwort auf seine Frage eigentlich offensichtlich ist. „Sehr figurbetont“ notierte Trinia und lief los.

Hunter:
Hört ihr die Leute singen?
von Karja

“DIES…IST…KORVOSA!” brüllte Tyden, ergriff den armseligen Imp Dickhörnchen an einem der namensgebenden Auswüchse und schleuderte ihn durch einen Feuerelementar mitten in das Gesicht Togomors. Der Blutmagier starb mit entsetztem Blick auf seinen gegrillten Vertrauten und brachte nur noch den Satz hervor: „Ihr seid wahrlich Barbaren, wenn ihr Vertraute und Tiergefährten angreift.“ Allerdings starb er auch mit einem befreiten Lächeln auf dem Gesicht, fast so als ob sein Tod eine Erlösung für ihn gewesen wäre. Erleichterung machte sich unter den Rebellen breit. Togomor hatte ihnen mit seinen Tricks hart zugesetzt. Ob er auch hinter dem Trugbild der Königin steckte, lässt sich nur vermuten. Allerdings wussten die Rebellen seit dem Vorfall im Stadion, dass die Königin sich sicherlich nicht durch einen einzelnen Angriff Karjas mit ihrem Sternenmesser bezwingen lassen und sich dann in eine Lache Blut verwandeln würde.

Kurz nach dem Kampf gegen Togomor standen endlich die Zwerge aus Janderhoff in den Toren der Festung von Korvosa und begannen, die Räume zu sichern. Der Tod des Seneschalls hatte den Widerstand der Grauen Jungfern gebrochen und viele streckten freiwillig die Waffen, da sie nicht vorhatten, für eine verlorene Sache zu sterben. Auch im Rest der Stadt würden die letzten Getreuen der Thronräuberin Illeosa bald bezwungen sein, da der Angriff auf die Burg erst erfolgte, nachdem bereits die meisten Schlüsselpositionen der Macht innerhalb der Stadt mit getreuen Anhängern der Rebellion besetzt worden waren. Dabei wurden mit großer Sorgfalt Persönlichkeiten ausgesucht, die der Rebellion entweder zu großem Dank verpflichtet waren, oder solche, deren Posten aufgrund der schwachen eigenen Machtbasis auf Gedeih und Verderb mit dem Erfolg der Rebellion verknüpft waren.

Mit Graus Soldado als Kommandant der zurückgekehrten Schwarzen Kompanie und Cressida Kroft als Feldmarshall der Stadtwache wurden die beiden einzigen offiziellen bewaffneten Einheiten der Stadt mit Günstlingen besetzt. Grau hatte nur durch die Hilfe der Rebellen seine Sabina wiedergefunden und Cressida hatte erst durch die Rebellen den Mut gefunden, während deren Abwesenheit einen Widerstand im Untergrund aufzubauen. Mit dem Tempel der Shelyn, des Asmodeus, der Kallistria und des Abadar sind vier der großen Religionen Korvosas direkt von der Rebellion unterwandert, denn deren Hohepriester verdanken den Rebellen direkt ihr Leben und werden ihre Ämter nur behalten können, wenn sie von den neuen Machthabern nach dem Ende des Aufstandes in diesen bestätigt werden. Ishani Dhatri, der neue Hohepriester des Abadar, wurde von den Rebellen aus den Fängen des Akeruzug Konstrukts befreit und wieder zum Leben erweckt und Eric, der Hohepriester des Asmodeus, war der letzte seines Ordens nach der Zerstörung der Blutbank durch die Rebellen und damit prädestiniert, einen neuen Orden aufzubauen. Laori Vaus, einst Gefangene der Rebellen und Anhängerin des Kultes Zon-Kuthons, wurde Hohepriesterin der Kallistria; sie schuldet den Rebellen, eine neue spirituelle Heimat gefunden zu haben.

Die Operationsbasen der Grauen Jungfern innerhalb der Stadt wurden nach und nach eingenommen und ihre Einheiten zur Aufgabe gezwungen. So wurde die Zitadelle Volshyenekvor, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, eingenommen. Der Kommandant der Zitadelle konnte sich zwar nicht überwinden, sich selbst den Rebellen anzuschließen, legte aber sein Amt zugunsten Cressidas ab.

Mit dem Vordringen in die Burg, dem Kampf gegen Togomor und sein Dickhörnchen, blieb nun, die Königin selbst ausfindig zu machen und die eigentliche Quelle ihrer Macht zu zerstören…

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